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NUTZEN<br />

RECHT<br />

Rechtsauffassung des Gerichts<br />

Das LAG Sachsen kam in seinem Urteil vom<br />

21.03.2022 zu dem Ergebnis, dass ein wichtiger<br />

Grund vorliege, der die außerordentliche Kündigung<br />

rechtfertige. Der Mitarbeiter habe seine arbeitsvertragliche<br />

Pflicht, auf die Vermögensinteressen des<br />

Arbeitgebers Rücksicht zu nehmen, verletzt. Er habe<br />

mit seinem vorsätzlichen Fehlverhalten das über die<br />

fast fünfjährige Dauer seines Arbeitsverhältnisses<br />

hinweg entstandene Vertrauen des Arbeitgebers in<br />

seine Loyalität gebrochen. Der Vertrauensverlust<br />

werde nicht durch die geringe Höhe des drohenden<br />

Schadens verhindert, da der Vertrauensverlust an<br />

die Illoyalität als solche anknüpfe.<br />

Das Gericht stellte fest, dass eine Abmahnung bei<br />

einer vorsätzlichen Falschabrechnung zur Verschaffung<br />

eines finanziellen Vorteils entbehrlich sei. Es<br />

sei auch für den Mitarbeiter klar gewesen, dass eine<br />

vorsätzliche Falschabrechnung nicht hinnehmbar<br />

sei. Des Weiteren überwiege das Lösungsinteresse<br />

des Arbeitgebers das Interesse des Mitarbeiters an<br />

der Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses. Der Mitarbeiter<br />

sei jung, habe keine Unterhaltspflichten<br />

und sei noch keine fünf Jahre beschäftigt.<br />

Britta Oswald-Brügel<br />

Rechtsanwältin<br />

Syndikusrechtsanwältin<br />

vpdm südbaden e.V.<br />

Anderes Ergebnis bei langer<br />

Betriebszugehörigkeit?<br />

Möglicherweise wäre im Falle einer längeren<br />

Betriebszugehörigkeit das Ergebnis anders ausgefallen.<br />

So sei an dieser Stelle an die berühmte<br />

„Emmely“-Entscheidung des BAG aus 2<strong>01</strong>0 erinnert,<br />

nach welcher ein jahrzehntelang durch ein beanstandungsfreies<br />

Arbeitsverhältnis aufgebautes Vertrauen<br />

durch einen einmaligen Kündigungsgrund<br />

nicht zerstört worden war. Da es aber keine starre<br />

Grenze der Betriebszugehörigkeitsdauer gibt, sollten<br />

auch langjährige Mitarbeiter nicht darauf<br />

vertrauen, im Falle eines geringfügigen Spesenbetrugs<br />

ihre Arbeitsstelle behalten zu<br />

können. <br />

Grafik: eamesBot – Shutterstock<br />

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