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Ypsilon (02/2023) - Gemeinsam stark - Demokratie Leben

Gemeinsam stark - Demokratie Leben

Gemeinsam stark - Demokratie Leben

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20<br />

jahre<br />

gemeinsam<br />

<strong>stark</strong><br />

<strong>Demokratie</strong> leben<br />

Kirche muss nach<br />

Zukunft schmecken<br />

Interview mit Franz Küberl<br />

Besser als gedacht<br />

Das Gehirn im Alter<br />

Magazin für Männer – Katholische Männerbewegung – Ausgabe <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


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Willkommen im<br />

Zisterzienserstift Zwettl<br />

STIFT - BILDUNGSHAUS - GÄSTEHAUS<br />

Das BILDUNGSHAUS<br />

stellt ein breitgefächertes<br />

Kursangebot<br />

sowie die Möglichkeit,<br />

hier auch eigene<br />

Veranstaltungen<br />

durchzuführen, bereit.<br />

Fotos: Dieter Schewig, Studio Kerschbaum, Stift Zwettl<br />

Das GÄSTEHAUS ist<br />

ein Ort der Ruhe, der<br />

Rückzugsmöglichkeit<br />

und bietet Verpflegung<br />

im Gästehaus sowie in<br />

der Stiftstaverne und<br />

im Stiftscafe regionale<br />

Speisen an.<br />

Das STIFT - ein Ort<br />

von Kunst und Kultur:<br />

Stiftsführungen,<br />

Bibliothek und<br />

Schatzkammer,<br />

Kirchenkonzerte<br />

und Klosterladen<br />

laden ein.<br />

Das STIFT als Ort<br />

von Liturgie und<br />

Spiritualität, das bald<br />

sein 900 Jahre<br />

Jubiläum feiert, steht<br />

für Hl. Messen,<br />

Taufen und Hochzeiten<br />

zur Verfügung.<br />

Stift Zwettl 1, 3910 Zwettl<br />

(T) +43 (0)2822 2<strong>02</strong> <strong>02</strong><br />

www.stift-zwettl.at


grüss gott<br />

<strong>Demokratie</strong> heißt, Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Liebe Y-Leser und -Leserinnen!<br />

Die Frage, ob der Demokratisierungsprozess in Europa eine Einbahnstraße ist – im positiven<br />

Sinne gemeint – oder ob auch andere Szenarien vorstellbar sind, stellt sich besonders<br />

in Krisenzeiten neu. Wichtige Fragen sind zu klären: Wie sieht Mitwirkung an gesellschaftspolitisch<br />

wichtigen Entscheidungen aus, etwa angesichts der Flüchtlingsbewegungen der<br />

letzten Jahre? Wer soll bei welchen Themen mitbestimmen dürfen? Welche Voraussetzungen<br />

müssen dafür gegeben sein?<br />

Seit 20 Jahren nutzt ypsilon die<br />

Möglichkeit der Mitgestaltung<br />

bei wichtigen Themen wie<br />

Männerspiritualität und<br />

Glaubenserfahrungen und<br />

nimmt damit die Verantwortung<br />

für demokratische Prozesse<br />

in diesem Bereich wahr.<br />

Gerade in unsicheren Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, ist es besonders wichtig, bei Wahlen<br />

auf allen Ebenen von seinem demokratischen Wahlrecht Gebrauch zu machen. Aber <strong>Demokratie</strong><br />

bedeutet auch die Pflicht, darüber hinaus Verantwortung zu übernehmen und<br />

sich am demokratischen Prozess aktiv zu beteiligen.<br />

Weltweit ist <strong>Demokratie</strong> bei weitem nicht die häufigste Regierungsform. Und gerade unter<br />

diesem Gesichtspunkt hat das Churchill-Zitat aus dem Jahr 1947 besondere Bedeutung:<br />

„<strong>Demokratie</strong> ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von allen anderen<br />

Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“<br />

FRANZ Josef Brunnader | Obmann der KMB-Steiermark<br />

Inhalt<br />

Coverfoto: iStock/Ridofranz; Foto: Privat<br />

Schwerpunkt<br />

DEMOKRATIE LEBEN<br />

04 Verantwortung für die <strong>Demokratie</strong><br />

07 X an Y<br />

Die dunkle Seite<br />

09 Gott bewegt<br />

<strong>Demokratie</strong> lebt durch unser Tun<br />

10 Kirche muss nach Zukunft schmecken<br />

Interview mit Franz Küberl<br />

Das nächste ypsilon erscheint am 31.05.2<strong>02</strong>3<br />

Schwerpunkt: Verantwortung in der Beziehung<br />

12 Einheit in der Vielfalt<br />

Ringen um die Kirche von morgen<br />

16 Vielfalt im Garten<br />

Wie Sie Ihr Paradies lebendig gestalten<br />

18 Besser als gedacht<br />

Das Gehirn im Alter<br />

20 Kurz und gut<br />

22 20 Jahre ypsilon<br />

24 KMB Sommerakademie 2<strong>02</strong>3<br />

<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 3


SCHWERPUNKT<br />

Verantwortung<br />

für die<br />

<strong>Demokratie</strong><br />

Josef Pumberger<br />

Es sind grausame Bilder, die einen derzeit immer wieder<br />

einholen: Ein Video, das eine Drohne bei ihrem Flug über<br />

die seit Monaten heftig umkämpfte ostukrainische Stadt<br />

Bachmut aufgenommen hat, zeigt eine verwüstete Stadt,<br />

völlig ausgebombte Häuser, Szenen aus einem Albtraum.<br />

Dann Aufnahmen aus dem Erdbebengebiet in der Osttürkei:<br />

riesige Schutthaufen eingestürzter Häuser, windschiefe Ruinen<br />

mehrstöckiger Wohnbauten. Nur wenn man sich dazu zwingt,<br />

kann man diese Bilder länger und genauer betrachten, denn<br />

aus ihnen sprechen die tausenden Toten, die Schmerzen der<br />

Verwundeten, spricht die Trauer der Überlebenden um ihnen<br />

nahestehende Menschen, das brutale Ende eines bisherigen<br />

Alltags. Was haben diese Bilder mit <strong>Demokratie</strong> und der Frage<br />

nach der Verantwortung für sie und in ihr zu tun?<br />

4 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Foto: iStock/wildpixel


SCHWERPUNKT<br />

NUR MEHR 34 PROZENT DER<br />

MENSCHEN ÜBER 16 JAHRE<br />

SIND DER MEINUNG, DASS DAS<br />

POLITISCHE SYSTEM IN ÖSTERREICH<br />

DERZEIT SEHR GUT BZW.<br />

ZIEMLICH GUT FUNKTIONIERT.<br />

Im Fall der Ukraine ist es recht offensichtlich: Der Angriff<br />

Russlands entspringt nicht nur den Großmachtphantasien<br />

seines Präsidenten Wladimir Putin, er soll auch die Demokratisierung<br />

des „Brudervolkes“ zerstören. Denn die – bei allen<br />

Mängeln – erfolgreiche <strong>Demokratie</strong> in der Ukraine könnte so<br />

manchen Russen auf die Idee bringen, dass eine solche auch<br />

in seinem eigenen Land möglich sein könnte und sollte.<br />

Auch in der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan die – wie<br />

in Russland – formal gegebene demokratische Grundstruktur<br />

zunehmend durch autokratische Maßnahmen und Allüren<br />

ausgehöhlt. Was solche Entwicklungen erfahrungsgemäß stets<br />

begleitet: Mit der Zunahme autoritären Regierens wächst die<br />

Korruption, werden Recht und Gesetz untergraben. Im Fall der<br />

Vorschriften für erdbebensicheres Bauen hieß dies: Die staatliche<br />

Kontrolle hat es nicht genau genommen oder ganz weggeschaut<br />

und einige wenige haben davon profitiert, mit tödlichen<br />

Folgen.<br />

Nun ist auch in entwickelten und intakten <strong>Demokratie</strong>n Korruption<br />

alles andere als unbekannt. Aber Medien, Opposition<br />

und Bürger können offen darüber reden, Verantwortung und<br />

Konsequenzen einfordern. Manche werden einwenden, dass es<br />

mühsam ist und sehr lange dauert, Korruptionssümpfe trockenzulegen.<br />

Als Österreicher muss man nicht einmal über die<br />

Grenze blicken, es genügt ein Blick ins eigene Land. Der Frust<br />

darüber erfasst nicht nur alteingesessene politische Skeptiker<br />

und Suderanten.<br />

Mit Blick auf die Klimakrise sehen viele junge Menschen – siehe<br />

„Fridays for future“ und „Last Generation“ – auch in demokratischen<br />

Ländern Politik und Wähler durch Lobbyisten aller Art<br />

korrumpiert. Maßnahmen gegen den bedrohlichen Klimawandel<br />

werden zu zögerlich und halbherzig ergriffen bzw. eingefordert,<br />

so die ernste (An-)Klage der Jugend, die überzeugte<br />

Demokraten nicht kalt lassen sollte.<br />

Während die Jugend ihre Zukunft gefährdet sieht und ihre Kritik<br />

aus hehren Motiven vorbringt, nutzen Populisten und Autokraten<br />

Krisen jedweder Art, um demokratische Ordnungen als<br />

ineffizient zu diskreditieren. Sei es eine Wirtschaftskrise, sei<br />

es eine politische Krise, sei es eine Pandemie oder sonst ein Un-<br />

glück größeren Ausmaßes: Populisten und Autokraten versprechen<br />

rasche, effiziente Lösungen, ein Ende langer Debatten<br />

über die richtigen Maßnahmen. Sie behaupten, die Lösung zu<br />

kennen und lassen sich weder durch juristische noch sonstige<br />

Bedenken in ihrer „Mission“ für das Wohl des Volkes aufhalten<br />

– so zumindest ihre Eigendarstellung.<br />

Noch vor wenigen Jahren konnte man den Eindruck gewinnen,<br />

als sei dieser Typus von Politiker, der es mit demokratischen Gepflogenheiten<br />

– und oft auch mit der Wahrheit – nicht so genau<br />

nimmt, unaufhaltsam auf dem Vormarsch, genannt seien hier<br />

Donald Trump und Jair Bolsonaro. Der Glanz dieser selbsternannten<br />

– und von Mehrheiten für zumindest eine Periode<br />

gewählten – Retter scheint inzwischen entweder zu verblassen,<br />

wie im Fall Trump und Bolsonaro, oder etwas im Schwinden,<br />

etwa bei Putin, Erdogan oder auch bei Ungarns Regierungschef<br />

Viktor Orban.<br />

<strong>Demokratie</strong>n oder Autokratien: Wer ist<br />

effizienter, erfolgreicher, wirksamer?<br />

Politikwissenschaftler und Kommunikationsexperten wissen:<br />

Nur ein Loblied auf den hohen Wert der <strong>Demokratie</strong> zu singen,<br />

genügt nicht, es braucht Daten und systematische Vergleiche<br />

über längere Zeiträume. Studien des unabhängigen Forschungsinstitutes<br />

„V-Dem“ der Universität Göteborg aus 2<strong>02</strong>1/22 belegen:<br />

<strong>Demokratie</strong> funktioniert besser als Autokratie. Das beginnt<br />

bei der Bereitstellung von öffentlichen Dienstleistungen und<br />

Gütern und besserer Bildung, setzt sich fort in stärkerem<br />

Wirtschaftswachstum, besserer sozialer Absicherung, weniger<br />

Korruption, Gleichstellung der Geschlechter und sozialem<br />

Zusammenhalt bis hin zu Gesundheit, Sicherheit, Frieden und<br />

Maßnahmen gegen den Klimawandel.<br />

6 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


X an Y<br />

Die dunkle Seite<br />

Fotos: iStock/Prostock-Studio; PicturePeople<br />

Beobachtet wurde dabei die längerfristige Änderung der Parameter<br />

in Ländern, die von autokratischen zu demokratischen<br />

Regierungsformen wechseln. Dabei zeigt sich, dass auf einzelnen<br />

Gebieten vorübergehend auch Verschlechterungen eintreten<br />

können. Was sich in welchem Ausmaß verbessert, hängt<br />

auch von geografischer Lage, natürlichen Ressourcen, Traditionen,<br />

Verhältnis zu Nachbarländern und anderem ab. Auch können<br />

Autokratien auf einzelnen Feldern kurzfristig erfolgreicher<br />

sein. Mittel- und langfristig sprechen die Zahlen aber eindeutig<br />

für die <strong>Demokratie</strong>.<br />

Ein Land wird derzeit gerne als Gegenbeispiel zur Rede vom<br />

„<strong>Demokratie</strong>-Vorteil“ ins Treffen geführt: die Volksrepublik<br />

China. Deren Führung hat es geschafft, durch rasche Übernahme<br />

und innovative Weiterentwicklung zeitgenössischer<br />

Technologie wirtschaftlich mitzuhalten und erfolgreich zu sein.<br />

Drei Voraussetzungen dafür sind in China gegeben: eine „hohe<br />

Staatskapazität“, das heißt ein leistungsfähiges Verwaltungssystem,<br />

politische Stabilität durch <strong>stark</strong>e Repression und militärische<br />

Stärke und eine Kultur, in deren Tradition Pflicht und Akzeptanz<br />

von Autorität höher stehen als Selbstentfaltungswerte.<br />

Ob und wie lange das Modell erfolgreich ist, wird sich erst zeigen.<br />

Wie demokratisch ist Österreich?<br />

Ein viel beachteter Messwert ist der <strong>Demokratie</strong>-Index der britischen<br />

Zeitschrift „The Economist“. Er vergibt für die einzelnen<br />

Länder Punkte in fünf Kategorien: Wahlverfahren und Pluralismus,<br />

Arbeitsweise der Regierung, politische Teilhabe, politische<br />

Kultur und Bürgerrechte. Je nach erreichter Punktezahl werden<br />

die Staaten in vier Kategorien eingeteilt: vollständige oder unvollständige<br />

<strong>Demokratie</strong>, Mischform aus <strong>Demokratie</strong> und Autokratie,<br />

autoritäres Regime. Norwegen führt diese Liste aktuell<br />

vor Neuseeland an, Österreich liegt auf Rang 20 von insgesamt<br />

24 Ländern, die als „vollständige <strong>Demokratie</strong>n“ eingestuft werden.<br />

Wer meint, damit könne man sich als Österreicher entspannt<br />

zurücklehnen, irrt gewaltig. Der <strong>Demokratie</strong>-Monitor des<br />

SORA-Instituts, erhoben und präsentiert im Herbst 2<strong>02</strong>2, zeigt:<br />

Nur mehr 34 Prozent der Menschen über 16 Jahre sind der<br />

Meinung, dass das politische System in Österreich derzeit sehr<br />

gut bzw. ziemlich gut funktioniert; 2018 waren es noch 64 Prozent.<br />

Für den Rest funktioniert es weniger oder gar nicht gut.<br />

Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen in Justiz, Polizei und Behörden<br />

über die fünf Erhebungsjahre hinweg konstant geblieben.<br />

Der Vertrauensverlust trifft also in erster Linie die demokratisch<br />

gewählten Vertretungsorgane – das politische System ist mit einer<br />

Krise der Repräsentation konfrontiert. Diese umfasst auch die<br />

Parteien: 2018 fanden 13 Prozent der Menschen keine Partei, die<br />

ihre politischen Anliegen vertritt, inzwischen sind es 38 Prozent.<br />

„Arbeiten eh nix, zum Bundesheer müssen sie<br />

auch nicht. Das Wahlrecht sollte man ihnen<br />

nehmen, den Weibern!“ Zugreisen sind Zeitreisen,<br />

könnte man glauben. Doch die ÖBB haben<br />

die Physik noch nicht überlistet. Zugreisen<br />

geben Einblick in Diskussionen, die aus längst<br />

vergangenen Zeiten scheinen. 15-Jährige, die in<br />

aller Lautstärke fordern, ihren Müttern, Schwestern,<br />

Klassenkolleginnen das grundlegende<br />

demokratische Recht schlechthin zu nehmen.<br />

Weil sie ja eh so faul seien, „die Weiber“.<br />

Eine dunkle Zivilgesellschaft, die die Freiheit und<br />

Gleichheit aller als Grundlage von <strong>Demokratie</strong><br />

ablehnt, breitet sich in Online-Foren, Freundeskreisen,<br />

Schulhöfen und Vereinslokalen aus.<br />

Die Frau, die sich dem Herrschaftsanspruch der<br />

Ordnung widersetzt, sich den „natürlichen<br />

Verhältnissen“ nicht fügt oder die schlicht nicht<br />

in das Bild der braven Gespielin passt, wird<br />

radikal vernichtet. Erst durch Gedanken, dann<br />

durch Worte und schließlich durch Taten.<br />

Die Reisegespräche im Zug, die gezielte Entwürdigung<br />

von Frauen in politischen Funktionen, die<br />

körperliche Gewalt bis hin zum Femizid – sie<br />

sind Ausdruck der dunklen Zivilgesellschaft, die<br />

<strong>Demokratie</strong> aushöhlt und letztlich erstickt.<br />

„Sind ja nur ein paar Pubertäre …“, „Ja, der war<br />

halt verzweifelt und einsam …“, „Warum muss<br />

sie auch …“, „Die Frauen kriegen heute eh alles,<br />

da muss Mann sich wehren …“ – Sie kennen diese<br />

„Entschuldigungen“? Ich kenne sie zur Genüge.<br />

Manchmal laut, manchmal verschämt leise und<br />

manchmal sogar von Frauen selbst vorgetragen.<br />

<strong>Demokratie</strong> lebt vom lebendigen Austausch<br />

zwischen allen Bürgerinnen und Bürgern, die<br />

gemeinsam nach <strong>Leben</strong>sformen suchen, die ein<br />

<strong>Leben</strong> in Freiheit und Fülle für alle ermöglichen.<br />

Das erfordert, mutig aufzustehen, wenn die<br />

dunkle Seite der Zivilgesellschaft um sich greift.<br />

Weil es nicht nur „ein paar Hormongesteuerte“<br />

sind, sondern die Zukunft unserer <strong>Demokratie</strong>.<br />

Mag. Dr. Michaela Quast-<br />

Neulinger MA,<br />

Ass.-Prof.in für Fundamentaltheologie<br />

und Religionswissenschaft,<br />

forscht und lehrt<br />

an der Universität Innsbruck<br />

mit dem Schwerpunkt politische<br />

Theologie und interreligiöser<br />

Dialog.<br />

<strong>Ypsilon</strong> 04/2<strong>02</strong>0 <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 7


Unzureichende Antworten<br />

auf die dringlichsten Fragen<br />

Gerade bei den für die Menschen besonders wichtigen Themen<br />

gelingt es den politischen Akteuren nicht, sie in einer Art und<br />

Weise aufzugreifen, die zuversichtlich stimmt, so der SORA-Bericht.<br />

Als ihr derzeit dringendstes politisches Anliegen nennen<br />

die meisten Menschen die Teuerung (42 Prozent), gefolgt von<br />

ökonomischer Ungleichheit (20 Prozent), Klimawandel (15 Prozent),<br />

Krieg in der Ukraine (14 Prozent) sowie Zuwanderung und<br />

Integration (13 Prozent). Ein weiteres Ergebnis: Für 59 Prozent<br />

„stecken Politik und Medien unter einer Decke“.<br />

Bemerkenswert auch der Vergleich entlang der wirtschaftlichen<br />

Lage der Befragten: Im unteren ökonomischen Drittel ist das<br />

Vertrauen in die Politik von Beginn an gering und hat sich kaum<br />

verändert. Massiv eingebrochen ist das Vertrauen in das Funktionieren<br />

des politischen Systems im mittleren und oberen Einkommensdrittel,<br />

und zwar um rund die Hälfte. Für das untere<br />

Drittel hält die <strong>Demokratie</strong> ihre zentralen Versprechen im Blick<br />

auf Gleichheit und Mitbestimmung nicht: Die Mehrzahl dieser<br />

Menschen erlebt kontinuierlich, von der Politik als Menschen<br />

zweiter Klasse behandelt zu werden (73 Prozent), im Parlament<br />

nicht vertreten zu sein (68 Prozent) und mit politischer Beteiligung<br />

keinen Unterschied machen zu können (60 Prozent).<br />

„Die Mitte stellt sich die Frage, ob das politische System noch<br />

ein Gemeingut oder eher ein Selbstbedienungsladen ist“, so<br />

der SORA-Befund. Es herrsche der zunehmende Eindruck, dass<br />

privilegierte Gruppen das politische System für ihre Eigeninteressen<br />

nutzen, dass „sich die gut Situierten untereinander<br />

ausmachen, was im Land passieren soll“ (78 Prozent). Das obere<br />

Drittel hadert mit Einschränkung der Freiheit, mit staatlichen<br />

Eingriffen in die individuelle <strong>Leben</strong>sführung, etwa in der Pandemie<br />

oder auch beim Klimaschutz.<br />

Verliert die <strong>Demokratie</strong><br />

selbst an Legitimität?<br />

Die klassische Frage nach dem „<strong>stark</strong>en Führer“ wird laut<br />

SORA-Analyse erstmals nicht mehr mehrheitlich abgelehnt –<br />

derzeit stimmen 46 Prozent gar nicht zu, vor einem Jahr waren<br />

es noch 56 Prozent. Konstant ist mit rund 5 Prozent der Anteil<br />

jener, die sich eindeutig für eine Diktatur aussprechen (Autokraten).<br />

Am anderen Ende des Spektrums stellen die Demokraten<br />

mit 57 Prozent nach wie vor die Mehrheit, auch wenn ihr Anteil<br />

leicht gesunken ist.<br />

Die gute Botschaft aus der Erhebung: Insgesamt hat die <strong>Demokratie</strong><br />

nicht an Zustimmung verloren. Über die fünf Erhebungsjahre<br />

hinweg denken jeweils knapp neun von zehn Menschen,<br />

dass sie – trotz mancher Probleme – die beste Staatsform ist.<br />

Wirklich beruhigen sollte einen eine solche Antwort angesichts<br />

der Detailergebnisse nicht und es stellt sich für jeden, dem<br />

<strong>Demokratie</strong> ein Herzensanliegen ist, die Frage: Worauf muss<br />

ich achten?<br />

Was unternehmen Autokraten als erstes, um ihre Macht abzusichern?<br />

Sie ändern die Wahlregeln zu ihren Gunsten, um eine<br />

Abwahl zu verhindern, und sie trachten danach, die Gewaltenteilung<br />

zwischen Legislative, Exekutive und Jurisdiktion aufzuweichen<br />

oder aufzuheben, um nicht zur Verantwortung gezogen<br />

zu werden. Um <strong>Demokratie</strong> zu sichern bzw. zu verteidigen,<br />

lautet die erste Pflicht also: Zivilcourage gegen alle Versuche,<br />

diese Grundprinzipien eines demokratischen Systems inklusive<br />

der fundamentalen Rechte und Freiheiten einzuschränken.<br />

<strong>Demokratie</strong> muss ständig weiterentwickelt<br />

und erneuert werden<br />

<strong>Demokratie</strong> heißt „Volksherrschaft“ und meint „eine Regierung<br />

des Volks, durch das Volk und für das Volk“ (Abraham Lincoln).<br />

Damit sind drei Grundfragen verbunden:<br />

1. „des Volkes“: Wer ist das Volk? Dürfen nur Staatsbürger<br />

wählen, ab welchem Alter, oder auch dauerhafte Einwohner<br />

mit anderer Staatsbürgerschaft? Wie werden Interessen jener<br />

berücksichtigt, die (noch) nicht wählen können?<br />

2. „durch das Volk“: Wer kann gewählt werden (passives Wahlrecht)?<br />

Wie wird sichergestellt, dass alle Teile der Gesellschaft<br />

entsprechend in den gewählten Gremien repräsentiert sind? Ist<br />

Verhältnis- oder Mehrheitswahlrecht angebrachter?<br />

3. „für das Volk“: Das Volk hat viele berechtigte Anliegen und<br />

Interessen und nicht wenige stehen in Konkurrenz und manchmal<br />

auch im Widerspruch zueinander. Wie sie gewichten, wie<br />

den Ausgleich schaffen, wie kurzfristige und langfristige Ziele<br />

unter einen Hut bekommen?<br />

Der Fragenkatalog könnte noch lange fortgesetzt werden. Er<br />

zeigt eines: <strong>Demokratie</strong> heißt, Regeln und Entscheidungen ständig<br />

neu zu verhandeln, zu überprüfen und weiterzuentwickeln.<br />

Seit die Griechen die <strong>Demokratie</strong> „erfunden“ haben, gibt es Kritik<br />

an ihr – von der „Unfähigkeit des Wahlvolkes“ über die „falsche“<br />

Auswahl an Repräsentanten bis zur Eigennutzorientierung<br />

der Amtsträger samt der damit verbundenen Korruption.<br />

Verantwortung heißt Teilnahme<br />

Verantwortung für die <strong>Demokratie</strong> und in der <strong>Demokratie</strong> lässt<br />

sich kurz in einem Wort zusammenfassen: Teilnahme. Nicht<br />

nur an Wahlen, sondern auch am Geschehen und am Diskurs<br />

dazwischen; Teilnahme auch durch Übernahme von Funktionen,<br />

Ämtern, Aufgaben. Diese Teilnahme zu fördern, muss eine<br />

wesentliche Aufgabe von Erziehung, Schule und Bildung sein.<br />

Zivilgesellschaftliche Organisationen und Vereine mit ihren<br />

ehrenamtlichen Strukturen sind ein wesentliches Feld demokratischer<br />

Einübung und Praxis. <strong>Demokratie</strong>, Diskurs, Konsens,<br />

Kompromiss, gemeinsam erarbeitete Lösungen können so gelernt<br />

und erfahren werden. Gerade junge Menschen gilt es dafür<br />

zu gewinnen, zu motivieren – und auch ranzulassen.<br />

8 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Eine Frage, die im Blick auf Verantwortung für die <strong>Demokratie</strong><br />

immer wieder gestellt wird: Sind zu einer demokratischen Wahl<br />

Kandidaten bzw. Parteien zuzulassen, die für eine Abschaffung<br />

der <strong>Demokratie</strong> eintreten? Verfassungstheoretiker sind sich in<br />

der Frage uneins, mehrheitlich sehen sie jedoch, dass es zum<br />

Schutz der <strong>Demokratie</strong> und ihrer Werte legitim ist, in diesem<br />

Fall die demokratischen Freiheiten einzuschränken.<br />

Anteil der Weltbevölkerung<br />

in politischen Systemen 2<strong>02</strong>0<br />

Quelle: Göteborger „V-Dem“-Institut<br />

18%<br />

elektorale<br />

<strong>Demokratie</strong>n<br />

14%<br />

liberale<br />

<strong>Demokratie</strong>n<br />

geschlossene<br />

Autokratien<br />

43%<br />

elektorale<br />

Autokratien<br />

25%<br />

GOTT BEWEGT<br />

<strong>Demokratie</strong> lebt<br />

durch unser Tun<br />

<strong>Demokratie</strong> klebt am Asphalt in der Kälte des<br />

Winters. Ich denke über <strong>Demokratie</strong> nach,<br />

während ich schützend hinter den Aktivistinnen<br />

und Aktivisten der Letzten Generation stehe, die<br />

eine der frequentiertesten Straßen Innsbrucks<br />

blockieren. Gehässige und empörte Rufe kommen<br />

aus den Autos. Die Angeklebten sind überzeugt:<br />

Auf repräsentativ politischer Ebene wird zu wenig<br />

getan, um die Klimaziele zu erreichen. Für mich<br />

wird dabei spürbar, was „<strong>Demokratie</strong>“ auch ist:<br />

politisches Engagement, das sich speist aus<br />

eigenem Gewissen und wissenschaftlich fundierten<br />

Daten, aus einer Bereitschaft, sich ein- und<br />

auszusetzen für eine lebenswerte Zukunft für<br />

alle Menschen und dafür auch eigene Nachteile<br />

in Kauf nimmt.<br />

Ich denke über <strong>Demokratie</strong> nach, während ich unter<br />

den 1.500 Menschen bin, die am Weltklima-Streiktag<br />

von Fridays for Future durch Innsbruck ziehen,<br />

über Basisdemokratie einerseits und repräsentative<br />

<strong>Demokratie</strong> andererseits. Es sind zwei Kräfte,<br />

die sich wechselseitig stärken könnten. Demonstrationen,<br />

Petitionen und Aktionen des zivilen<br />

Ungehorsams sind demokratische Manifestationen.<br />

Menschen, die Verantwortung übernehmen,<br />

schieben sie nicht auf „die Politik“ ab. <strong>Demokratie</strong><br />

leben, heißt für jede Bürgerin und jeden Bürger so<br />

leben, wie es dem eigenen Gewissen entspricht, auch<br />

wenn dazu die nötigen Gesetze noch fehlen, etwa<br />

zu Tempobeschränkungen oder beim Tierschutz.<br />

Foto: Privat<br />

REGIMES OF THE WORLD<br />

Eine Möglichkeit, Regierungsformen weltweit zu kategorisieren, ist<br />

das Schema „Regimes of the World (RoW)“. Es teilt Regierungen auf<br />

der ganzen Welt in vier Kategorien ein, in zwei Formen der Autokratie<br />

und zwei Formen der <strong>Demokratie</strong>. In „geschlossenen Autokratien“<br />

übt ein Einzelner oder eine Gruppe unkontrolliert Macht aus,<br />

eine Diktatur also. Eine „elektorale Autokratie“ weist teilweise<br />

demokratische Elemente auf, etwa Wahlen, diese sind aber in der<br />

Realität weder frei noch fair. In „elektoralen <strong>Demokratie</strong>n“ sind<br />

Wahlen zwar frei und fair, aber die Gewaltenteilung ist beispielsweise<br />

nicht vollständig, sodass etwa das Staatsoberhaupt nur einer<br />

schwachen oder gar keiner Kontrolle durch die Judikative oder das<br />

Parlament unterliegt. In der „liberalen <strong>Demokratie</strong>“ sind die<br />

demokratischen Grundideale und Institutionen am effektivsten<br />

realisiert, und zwar in Form eines <strong>stark</strong>en Rechtsstaats mit Gewaltenteilung<br />

und deutlich ausgeprägten Bürgerrechten, die auch<br />

Minderheiten wirkungsvoll zu schützen vermögen.<br />

Bei solchem <strong>Demokratie</strong>denken ist mir der prophetische<br />

Umgang Jesu mit dem Gesetz ganz nahe.<br />

Die Geschichte der „Vertreibung der Händler<br />

aus dem Tempel“ in den Evangelien entspricht in<br />

vielerlei Hinsicht den Aktionen der Letzten Generation.<br />

Man plant gezielt eine Aktion, die aufdeckt, die<br />

auch provozieren kann, die in sich gewaltfrei bleibt,<br />

die sich symbolischer Zeichenhandlungen bedient,<br />

die aufzeigt, wie eine andere Welt sein könnte.<br />

Dr. theol. Klaus Heidegger<br />

Vorsitzender der Kath. Aktion<br />

der Diözese Innsbruck und<br />

Mitglied im Präsidium der KMB


Kirche muss nach<br />

Zukunft schmecken<br />

„Zukunft muss nach Besserem schmecken“, betitelt Franz<br />

Küberl sein neuestes Buch, das er anlässlich seines 70. Geburtstags<br />

geschrieben hat. Das macht neugierig. ypsilon bat den<br />

ehemaligen Bundessekretär der Kath. Jugend und Präsidenten<br />

der Caritas Österreich um seine Einschätzung von Glaube,<br />

Kirche und Gesellschaft.<br />

ypsilon: Die vielen Krisen der letzten drei Jahre – Corona, Klima,<br />

Krieg, Teuerung – haben viele Menschen müde gemacht. Können<br />

wir trotzdem Hoffnung schöpfen?<br />

Franz Küberl: Wir müssen damit leben lernen, dass es Unfairness,<br />

Hindernisse und Verwerfungen gibt. Auch damit, dass<br />

ich als Einzelner die Welt nicht aus den Angeln heben kann und<br />

auch nicht alles allein tun kann. Aber ich kann ein paar Dinge in<br />

meinem Umkreis und Verantwortungskreis tun – in der Familie,<br />

am Arbeitsplatz, bei Freunden, in einem Verein oder in einer<br />

Organisation. Und das, was ich tun kann, das soll ich tun. Die<br />

Erfahrung zeigt ja: Dinge können sich wieder zum Besseren<br />

wenden.<br />

Sie erwähnen in Ihrem Buch einen Satz, der Sie sehr ermutigt<br />

hat: „Jeder junge Arbeiter ist mehr wert als alles Gold der Welt.“<br />

Gerade die jungen Menschen sind durch die Vielfalt an Krisen<br />

sehr verzagt. Was sagen Sie ihnen?<br />

Die überwiegende Zahl der jungen Menschen in Österreich<br />

kann, Gott sei Dank, wohlbehütet aufwachsen. Sie sollten aber<br />

schon einschätzen können, dass sie insgesamt gute Möglichkeiten<br />

haben. Die Frage ist, ob den jungen Menschen entsprechende<br />

Chancen und Herausforderungen eröffnet werden. Jeder, der<br />

mit der nächsten Generation zu tun hat, hat auch einen Hauch<br />

an Mitverantwortung, sollte zuhören, etwas wachsen lassen,<br />

unterstützen und auch Kritik üben.<br />

Schwerpunkt dieses Magazins ist die <strong>Demokratie</strong>.<br />

Die Mehrzahl der Staaten ist heute nicht mehr demokratisch.<br />

Welche Verantwortung haben die Menschen für die <strong>Demokratie</strong>?<br />

<strong>Demokratie</strong> spielt sich Gott sei Dank nicht nur im Parlament ab,<br />

sondern sie lebt davon, dass sich Menschen engagieren. Das gilt<br />

für jede öffentliche Verantwortung, vom Bundespräsidenten<br />

über Gemeinderäte, Schulsprecherinnen bis hin zum Heimgartenverein:<br />

Wir brauchen Leute, die sich etwas denken und<br />

Probleme klug lösen, die Verantwortung übernehmen und die<br />

Kapazität haben, auf jene zu achten, für die sie mitverantwortlich<br />

sind. Der Pferdefuß der <strong>Demokratie</strong> ist, dass niemand wie<br />

eine Made im Speck leben kann. Auch in der KMB ist die Frage,<br />

wie die Verantwortlichen <strong>Demokratie</strong> leben. Sind sie in der<br />

Lage, Menschen mitzunehmen, einzuladen? Verantwortung<br />

zu übernehmen? Zu Entscheidungen zu stehen, aber auch zu<br />

Entscheidungen zu kommen? Das könnte man jetzt überall<br />

deklinieren.<br />

Hat sich die Debattenkultur verändert?<br />

Sie ist unter anderem durch Corona etwas unbedingter geworden.<br />

Freiheit bedeutet für viele vor allem Freiheit für sich selbst.<br />

Aber wenn der andere neben mir keine Freiheit hat, dann habe<br />

ich auch keine. Wenn der andere Mensch gleich wertvoll ist wie<br />

ich, muss ich mich mit seiner anderen Meinung auseinandersetzen.<br />

Ich glaube, das ist ein bisschen außer Rand und Band<br />

geraten. Ein wenig spielen wohl auch die Möglichkeiten des<br />

Internets eine Rolle. Ein Wort, das man früher in einer Kaffeerunde<br />

gesagt hat, kann jetzt auf einmal weltweit auftauchen.<br />

Man kann jemanden beschimpfen, in eine Zwangslage bringen<br />

oder ausnützen. Das ist stärker geworden und schlägt sich auch<br />

auf das normale <strong>Leben</strong> nieder.<br />

In Ihrem Buch schreiben Sie, die Kirche sind wir alle, der Klerus<br />

und die Laien. Viele Diözesen müssen sparen – und das tun sie vor<br />

allem bei den Laienorganisationen, der Katholischen Aktion.<br />

Wie sehen Sie das?<br />

Das wäre der Gang in die Sakristei, der Rückzug vom Alltagsleben<br />

der Gläubigen und eine schwere Fehlentwicklung. Ich<br />

glaube, dass in der Kirche – auch bei leitenden Verantwortlichen<br />

– zu wenig gesehen wird, dass es Aufgabe der Kirche ist, Strukturen<br />

zu schaffen, damit die Menschen ihre Gläubigkeit dort leben<br />

können, wo sie leben. Für den Laien liegt die Gläubigkeit auf<br />

dem Marktplatz des <strong>Leben</strong>s. Das gilt für die Pfarrei, die übergeordneten<br />

Instanzen in der Diözese, aber auch weltweit. Die<br />

Pfarren sind wahrscheinlich die größte soziale und seelsorgliche<br />

Erfindung, die es in der Kirche gibt. Das ist eine spannende<br />

Frage an die katholische Aktion, aber auch an viele andere Institutionen<br />

oder Gruppen von Laien, die sich zusammenschließen<br />

und mithelfen, damit das innere Gerüst des Gebäudes Kirche<br />

etwas gleichschaut.<br />

10 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


INTERVIEW<br />

Foto: JJ Kucek<br />

Ich habe durch mein Engagement in Jungschar, KSJ und<br />

Katholischem Bildungswerk meine Persönlichkeit entdecken<br />

und entwickeln können und viel gelernt. Wo können junge<br />

Menschen heute in der Kirche andocken?<br />

Das halte ich für eine Stärke der Pfarren – es ist ganz erstaunlich,<br />

wie viele Gruppen es da gibt. Ich staune darüber, wie viele<br />

junge Menschen motiviert werden können, bei der Dreikönigs-<br />

Aktion mitzugehen. Die entscheidende Frage ist, ob Menschen<br />

auch in ihrem Wesen angesprochen werden können. Ob die<br />

Fragen „Woher komme ich?“, „Wer bin ich?“, „Wohin gehe ich?“<br />

besprochen werden. Das sind ja die Glaubensfragen, ganz undogmatisch<br />

formuliert.<br />

Wenn Sie jetzt 17 Jahre alt wären und es gäbe keine KJ, wo<br />

würden Sie sich denn da heute engagieren? Vielleicht bei der<br />

Young Caritas oder bei Fridays for Future?<br />

Soweit ich mich kenne, würde ich sicher irgendein Feld finden,<br />

wo ich das Gefühl habe, einen Beitrag leisten zu können. Ich<br />

kann nicht sagen, wo, aber dass ich tätig wäre, ist sicher. Es ist<br />

schon so, dass ich wichtig sein wollte, also irgendwo mittun und<br />

auch etwas mittragen. Ich habe sehr viele Leute kennengelernt,<br />

die mir bedeutet haben, dass sie das, was ich tue, für wichtige<br />

Beiträge halten, auch wenn man darüber debattiert hat. Als<br />

junger Mensch will man etwas erleben, will man angenommen<br />

sein und lernt so auch etwas dazu. Das sind Zustiegsmomente<br />

für junge Menschen.<br />

In Österreich gab es viele Reformbestrebungen: Kirchenvolksbegehren,<br />

Pfarrerinitiative etc. Die Antwort aus dem Vatikan war –<br />

so schreiben Sie – „schallendes Schweigen“. Heute beschreitet<br />

der Papst neue Wege und stößt wichtige Reformen an, aber vieles<br />

„verdunstet“, sagen Sie. Was passiert da?<br />

In Wirklichkeit haben wir in der Kirche zwei unterschiedliche<br />

Schichtungen im Klerus: Die einen, die froh sind, dass sie ihre<br />

Funktion erreicht haben, sie behalten wollen und großes Interesse<br />

daran haben, unter ihresgleichen zu bleiben. Und die<br />

anderen, die wollen, dass Kirche unter die Leute kommt, die<br />

die Menschen mitnehmen und mit ihnen gehen wollen. Da<br />

gibt es eine Reihe von Bischöfen, wie Bischof Johann Weber<br />

oder Bischof Reinhold Stecher, die mich wahnsinnig beeindruckt<br />

haben. Das ist ein wenig zurückgenommen worden,<br />

vielleicht weil viele kirchliche Verantwortliche nur mit Menschen<br />

gehen wollen, die bereits gläubig sind.<br />

Was bedeutet das für die Zukunft der Kirche?<br />

Wenn man ein anziehendes Inneres der Kirche haben will, wird<br />

man Laien brauchen. Da braucht es deutliche Impulse, um ein<br />

Stück weiterzukommen. Bis jetzt hat man keine Form gefunden,<br />

um Laien stärker in die Gesamtverantwortung der Kirche miteinzubeziehen.<br />

Es gibt einzelne kleine Öffnungsschritte, wie<br />

Frauen in der Vollversammlung der Bischofskongregation. Aber<br />

der Weg ist noch weit. Ich fürchte, das wird auch die nächste<br />

Synode nicht lösen können. Aber ich kann mir keinen Herrgott<br />

vorstellen, der meint, so habe ich es euch vor 2000 Jahren gesagt<br />

und so muss es bleiben.<br />

Was können die Gläubigen tun, um die Kirche wieder<br />

voranzubringen?<br />

Man muss selbst in der Lage sein, den Glauben in sich weiterzuentwickeln<br />

und nach außen weiterzutragen. Das ist die einzige<br />

Missionsform, die Wirkung zeigt. Wenn ich so lebe, dass andere<br />

sagen: „Interessant, was der tut. Das ist etwas, das ich auch<br />

überlegen kann.“ Natürlich gehört auch dazu, dass man sich um<br />

sein Umfeld kümmert, dort, wo man tätig ist, mit Freunden, sich<br />

in einer Gruppe engagiert, in einem Verein, in der Firma, im<br />

Rentnerverband. Da kann ich meine drei, vier wichtigsten<br />

Werte und Haltungen souverän einsetzen.<br />

Was braucht es, damit die Kirche nach Zukunft schmeckt?<br />

Kirche schmeckt nach Zukunft, wenn sie die Menschen bei ihrer<br />

Freude, der Trauer, ihrer Hoffnung, ihren Ängsten begleitet, bei<br />

den Punkten, die die Menschen bewegen. Entscheidend ist, ob<br />

die Kirche nahe genug bei den Menschen ist und ob das, was sie<br />

tut, nach Zukunft schmeckt. Und vielleicht hilft auch, dass wir in<br />

dieser Welt leben, gegen diese Welt leben und über diese Welt<br />

hinaus leben – alles gleichzeitig. Wir sind die, die mitgestalten,<br />

mittragen, mitverantworten, mitleiden, mitschuldig werden.<br />

Wir sind Teil dieser Welt. Die spannende Frage ist, ob man sich<br />

kirchlich und wir uns als Gläubige immer wieder über bestimmte<br />

Fragen mit anderen in der Gesellschaft verständigen können.<br />

Wichtig ist, dass die Hoffnung nicht stirbt. Als Kirche müssen<br />

wir uns fragen, ob wir genug Hoffnung ausstrahlen.<br />

Interview:<br />

Roswitha M. Reisinger<br />

buchtipp<br />

Franz Küberl<br />

Zukunft muss nach Besserem schmecken.<br />

Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft<br />

In seinem neuen Buch plädiert der ehemalige Präsident<br />

der Caritas Österreich für ein Christentum, „das sich im<br />

Alltag zeigt“. In seiner Analyse spannt er einen Bogen<br />

von den gesellschaftlichen Herausforderungen, seinen<br />

persönlichen <strong>Leben</strong>s- und Glaubenserfahrungen über<br />

eine Kirche, die sich reformieren muss, bis hin zu den<br />

dafür notwendigen Zukunftstugenden.<br />

144 Seiten, Tyrolia-Verlag, ISBN 978-3-7<strong>02</strong>2-4097-4, € 17,99<br />

<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 11


Einheit in der Vielfalt<br />

Ringen um die Kirche von morgen<br />

Dass es in der Kirche viele widersprüchliche Positionen gibt, ist<br />

bekannt. Dass diese Vielfalt in ihrer ganzen Bandbreite Einzug in das<br />

Abschlussdokument der kontinentalen Versammlung des synodalen<br />

Prozesses in Prag gefunden hat und dass damit die Heterogenität der<br />

Kirche Europas öffentlich sichtbar gemacht wurde, das ist neu.<br />

Christian Brandstätter<br />

2<strong>02</strong>1 hat Papst Franziskus eine Weltsynode ausgerufen. Unter<br />

dem Motto „Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation,<br />

Mission“ beschäftigt sich die katholische Kirche mit der<br />

Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen<br />

von Mitbestimmung es dabei geben soll.<br />

Die Anliegen aus Österreich<br />

In einer ersten Phase wurden die Anliegen und Ideen der<br />

Gläubigen erhoben und in den Pfarren und bei diözesanen Versammlungen<br />

diskutiert. In Österreich haben sich rund 50.000<br />

Personen beteiligt, darunter auch viele KMB-Männerrunden.<br />

Dabei dominieren jene Themen, die die Katholische Kirche in<br />

Österreich seit Jahrzehnten beschäftigen, wie die Frauenfrage,<br />

die Teilnahme der Laien oder die Sexualmoral. Relativ neu ist<br />

die Frage, wie die Kirche mit gleichgeschlechtlichen Paaren<br />

bzw. diversen sexuellen Identitäten umgehen soll. Auch der<br />

zunehmend beobachtete Relevanzverlust der Kirche in der Gesellschaft<br />

wird bedauert.<br />

Viele der Anliegen könnte die Ortskirche gleich aufgreifen und<br />

umsetzen, etwa die gezielte Förderung von Frauen in kirchlichen<br />

Leitungspositionen, mehr Transparenz und Mitbestimmung<br />

in Entscheidungsprozessen, die Mitwirkung von Laien<br />

12 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


INSGESAMT IST DURCH DIE INTENSIVE ARBEITSWEISE<br />

IN PRAG EIN BEEINDRUCKENDES, ABER AUCH<br />

HETEROGENES UND WIDERSPRÜCHLICHES BILD AN<br />

UNTERSCHIEDLICHEN VORSTELLUNGEN ZUTAGE<br />

GETRETEN, DAS NUN OFFEN AUF DEM TISCH LIEGT.<br />

MARKUS WELTE<br />

Foto: Maxim Shutov<br />

und Laiinnen in der Liturgie, beispielsweise durch Predigt- und<br />

Tauferlaubnis für Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten,<br />

und die Erlaubnis für Krankenhausseelsorgerinnen und<br />

-seelsorger, die Krankensalbung zu spenden.<br />

Als unverzichtbar und essenziell wurde das Engagement der<br />

Kirche im karitativen und gesellschaftspolitischen Bereich genannt.<br />

Dazu zählten Themen wie Armutsbekämpfung, Einsatz<br />

für Flüchtlinge, Begleitung von alten, kranken, notleidenden<br />

Menschen, Einsatz für Obdachlose, Engagement für globale<br />

Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der<br />

Schöpfung. Diese soziale Dimension soll gestärkt werden.<br />

Fragen, die nicht von der Ortskirche gelöst werden können,<br />

wie etwa der Zugang von Frauen zur Weihe und den damit verbundenen<br />

Ämtern, der Zölibat als Zulassungsbedingung zum<br />

Weiheamt oder das Überdenken kirchlicher Positionen im<br />

Bereich der Sexualmoral, sollen auf den entsprechenden kirchlichen<br />

Ebenen eingebracht werden.<br />

Europasynode<br />

Der nächste Schritt im Synodalen Prozess sind sieben Kontinentalversammlungen,<br />

bei denen die Ergebnisse aus den einzelnen<br />

Ländern eingebracht werden. In Europa trafen sich Anfang<br />

Februar rund 200 Delegierte in Prag. Österreich war durch<br />

die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, den Salzburger<br />

Theologen Markus Welte, die Innsbrucker Hochschul-Rektorin<br />

und Theologin Petra Steinmair-Pösel und den Vorsitzenden<br />

der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, vertreten.<br />

Darüber hinaus nahmen noch 390 Delegierte online an den<br />

Beratungen teil.<br />

Damit alle gleichberechtigt zu Wort kommen konnten, durfte<br />

in Prag jede Delegation ein gleich langes Statement vortragen.<br />

Einig waren sich alle in der Sorge, dass der Kirche die Jugend<br />

davonläuft. Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals<br />

wünschten sich die meisten eine Rückbesinnung auf den Kern<br />

der Botschaft Jesu. Man will Umkehr, Erneuerung und neue<br />

Glaubwürdigkeit.<br />

Kirche voller Gegensätze<br />

In der Praxis gingen die Meinungen aber weit auseinander.<br />

Die einen wollen den Klerikalismus bekämpfen, den sie als<br />

Hauptursache des Missbrauchs sehen. Andere wollen den Klerus<br />

verteidigen, weil er für sie den Markenkern der katholischen<br />

Struktur ausmacht. Manche wollen eine Kirche, die niemanden<br />

ausgrenzt, egal wen er oder sie liebt. Andere wollen an der<br />

Morallehre festhalten und nichts gutheißen, was laut Bibel<br />

Sünde ist.<br />

„Insgesamt ist durch die intensive Arbeitsweise in Prag ein beeindruckendes,<br />

aber auch heterogenes und widersprüchliches<br />

Bild an unterschiedlichen Vorstellungen zutage getreten, das<br />

nun offen auf dem Tisch liegt“, berichtet Markus Welte. Viele<br />

Teilnehmende habe das überrascht, mitunter auch ratlos gemacht.<br />

Die Hauptaufgabe in Prag liege wohl darin „diese Spannungen<br />

offen zu benennen und gemeinsam auszuhalten“.<br />

Grundsätzlich habe Welte den Eindruck, „dass sich alle Delegationen<br />

trotz konträrer Positionen mit einem hohen Maß an<br />

Wertschätzung begegnet sind.“<br />

Auch Erzbischof Franz Lackner zeigte sich zufrieden mit dem<br />

Verlauf der Synode, weil viele drängende Fragen offen auf dem<br />

Tisch liegen würden. Zugleich habe es keine Konfrontationen<br />

von Gewinnern und Verlierern gegeben. Das hätte aber auch<br />

dem Wesen der Synode widersprochen. Dass die Heterogenität<br />

in der Kirche Europas öffentlich sichtbar wurde, war für viele<br />

ein Novum. Aber nur so sei es möglich, in einen substantielleren<br />

Austausch zu kommen, betonte Regina Polak. Zugleich führten<br />

die damit verbundenen Spannungen aber auch zur Bildung<br />

von Allianzen.<br />

Besteht die Gefahr einer Kirchenspaltung?<br />

Dass es „im Extremfall“ auch zu einer Art Kirchenspaltung<br />

kommen könnte, bejahte Petra Steinmair-Pösel. „Allerdings<br />

sehe ich es wirklich als einen Gewinn und als ein sehr positives<br />

Ergebnis dieser Kontinentalsynode, dass am Schluss ein gemeinsames<br />

Bekenntnis aller Beteiligten zur Einheit steht.“<br />

<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 13


Der Bochumer Theologe Thomas Söding hält die Gefahr einer<br />

Kirchenspaltung durch weitreichende Reformen für übertrieben.<br />

Er warnte davor, die Debatte um ein Priestertum von<br />

Frauen mit diesem Argument abzuwürgen. „Für mich war<br />

‚Schisma‘ immer ein Popanz, der aufgebaut wurde, um bestimmte<br />

Positionen von vorneherein zu diskreditieren. Aber<br />

das hat nicht funktioniert.“ Die Gespräche in Prag haben gezeigt,<br />

„dass man auf unterschiedliche Art und in einer gewissen<br />

Ungleichzeitigkeit katholisch sein kann“. Diese Einheit in der<br />

Vielfalt müsse die Kirchenführung nun weltweit organisieren:<br />

„Ohne Rom und ohne den Papst geht das nicht.“<br />

Ähnlich klingt auch das Resümee des Präsidenten des Rats<br />

der Europäischen Bischofskonferenzen, Erzbischof Gintaras<br />

Grusas aus Litauen: „Ich habe hier in keiner Äußerung den<br />

Wunsch gehört, die Kirche zu verlassen. Sehr viel mehr habe<br />

ich den Wunsch gehört, Kirche zu sein. Aber es ist wohl so, dass<br />

es unterschiedliche Wege geben soll, Kirche zu sein – darüber<br />

sprechen wir.“ Es gehe darum, „Wege zu suchen, wie Einheit<br />

in Verschiedenheit möglich sein kann“.<br />

Die tiefe Wunde<br />

Bereits zu Beginn der Europa-Etappe der Weltsynode haben<br />

einige Redner eine mangelnde Berücksichtigung von Missbrauchsopfern<br />

kritisiert. Die umfassendste Kritik äußerte der<br />

Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger<br />

Bischof Georg Bätzing. Er sagte, es komme in den bisherigen<br />

Beiträgen zu wenig zur Sprache, dass die Kirche „zutiefst verwundet<br />

sei“, weil zahlreiche Priester und Ordensleute durch sexuellen<br />

Missbrauch „Menschen in der Kirche verwundet haben“.<br />

Die Situation sei dramatisch, betonte Bätzing. In Europa gebe es<br />

„hunderttausende Opfer“.<br />

Die irische Delegation forderte radikale Konsequenzen. Der<br />

Missbrauch habe tiefe Wunden gerissen und bei vielen den<br />

Glauben zerstört. Dies betreffe am meisten die Opfer, aber<br />

auch viele Gläubige, Priester und Bischöfe. Viele könnten in<br />

einer Kirche, die so viele betrogen habe, keine gute Nachricht<br />

mehr hören. Auch im Österreich-Papier wird eingemahnt, dass<br />

das Thema Missbrauch weltkirchlich weiterbearbeitet werden<br />

muss.<br />

Das Ergebnis von Prag<br />

Bei der Synode wurden die oft widersprüchlichen Länder-Statements<br />

angehört, immer wieder unterbrochen von Pausen des<br />

Gebets. Debatten oder Abstimmungen gab es nicht. Ein Redaktionsteam<br />

erstellte aus den über 40 Länderbeiträgen ein<br />

20-seitiges Schlussdokument. Spannungen zwischen „progressiven“<br />

Strömungen (in Prag klar in der Minderheit), die für Änderungen<br />

der kirchlichen Lehre und Moral eintraten, um niemanden<br />

aus der Kirche auszuschließen oder hinauszudrängen, und<br />

„konservativen“ Strömungen, die für ein Festhalten an Dogmen<br />

und Verboten als einzig sinnvolle Reaktion der Kirche auf die<br />

Beliebigkeit der postmodernen Welt warben, werden als solche<br />

offen benannt, ebenso die Verletzungen als Folge der Missbrauchsskandale.<br />

Die Delegierten aus Österreich bei der Europasynode in Prag:<br />

Dr. Markus Welte, MMag. Dr. Regina Polak, Dr. Petra Steinmair-Pösel,<br />

Erzbischof Mag. Dr. Franz Lackner (v.l.n.r.).<br />

Konkrete Vorschläge zur Überwindung dieser Gegensätze<br />

werden nicht gemacht. Das Papier stellt jedoch weitgehenden<br />

Konsens darüber fest, dass die synodale Form des Beratens und<br />

Entscheidens in der Kirche weiterentwickelt werden sollte.<br />

Abseits der innerkirchlichen Problemstellungen kommt im<br />

Abschlussdokument auch die Sendung der Kirche in der Welt<br />

deutlich zum Ausdruck, sei es im Blick auf globale Gerechtigkeit,<br />

Armut, Migration, Klimakrise, Ökumene oder den interreligiösen<br />

Dialog.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Die Ergebnisse werden bei der Weltsynode mit Papst Franziskus<br />

im kommenden Herbst in Rom eingebracht. Dazu Bischof Georg<br />

Bätzing: „Prag war anstrengend und Rom wird noch anstrengender<br />

werden. Der Papst lädt uns mit der Weltsynode zu einem<br />

echten Abenteuer ein, das hat es so noch nicht gegeben. Der<br />

Kraftaufwand wird hoch sein, es wird Enttäuschungen geben<br />

und wir werden noch deutlicher sehen, dass wir mit sehr unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten unterwegs sind.“<br />

Quellen: Kathpress, Katholische Nachrichten Agentur (KNA)<br />

Foto: Regina Polak<br />

14 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


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Wenn viele Menschen ihren Teil beitragen,<br />

werden aus einzelnen Baumsetzlingen<br />

nutzbringende Wälder.<br />

Es ist keine Frage des Alters. Auch nicht der Nation oder gar des<br />

Geschlechts. Verantwortung können wir alle übernehmen. In<br />

Tansania tragen Schüler•innen Verantwortung für „ihre“ Bäume:<br />

Sie wässern die Pflänzchen und befreien sie von Unkraut.<br />

Millionen Hektar Waldfläche werden jährlich in Afrika abgeholzt,<br />

mit verheerenden Folgen für die Menschen vor Ort. Die Auswirkungen<br />

bekommen wir selbst in Europa zu spüren; der Waldverlust<br />

trägt maßgeblich zum Klimawandel bei. Sei So Frei unterstützt<br />

die Wiederaufforstung – nicht nur an Schulen, sondern<br />

auch in kleinbäuerlichen Projektgruppen.<br />

Es ist an uns, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen:<br />

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Vielfalt im<br />

Garten<br />

Endlich ist er wieder da, der Frühling. Ein paar Schneeglöckerl haben<br />

sich in den Garten verirrt, daneben strecken die Primeln, Krokusse<br />

und allerlei andere Blumen ihre Köpfe aus dem Boden. Es ist genau<br />

dieses Erwachen der Vielfalt, das mich jedes Jahr aufs Neue fasziniert.<br />

Christian Brandstätter<br />

Die Basis für einen lebendigen Garten ist ein gesunder Boden.<br />

Auf einem Quadratmeter Fläche und 30 Zentimeter Tiefe leben<br />

rund 80 Regenwürmer, 100 Käfer, 300 Tausendfüßer, 50.000<br />

Springschwänze, eine Million Fadenwürmer, eine Milliarde<br />

Pilze und viele weitere winzige Lebewesen. Sie alle sorgen dafür,<br />

dass organisches Material wie Kompost oder Gründüngung verarbeitet<br />

und anorganisches für die Pflanzen bereitgestellt wird,<br />

der Boden gelockert und durchlüftet wird, Wasser aufnehmen<br />

kann und der Kreislauf des <strong>Leben</strong>s in Gang bleibt.<br />

Was im Untergrund gilt, dass alles irgendwie zusammenhängt<br />

und sich gegenseitig beeinflusst, gilt auch auf der Oberfläche.<br />

Das beste Beispiel dafür sind die Bienen, die auf der Suche nach<br />

Nahrung schier unermüdlich von Blüte zu Blüte fliegen und<br />

damit für eine gute Ernte sorgen. Denn 80 Prozent aller Blütenpflanzen,<br />

dazu gehören fast alle unsere Obst- und Gemüsesorten,<br />

sind auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen, sonst<br />

können sie keine Früchte und Samen produzieren. Als Bestäuber<br />

fungieren bei uns aber nicht nur Honigbienen, sondern auch<br />

Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlinge und<br />

Nachtfalter.<br />

<strong>Leben</strong>sraum für Wildbienen<br />

Schon ganz am Beginn des Frühlings werden die ersten Wildbienen<br />

von den wärmeren Temperaturen aus ihrem Schlaf<br />

geweckt. Nur müssen diese im Garten auch Nahrung finden,<br />

damit sie nicht gleich verhungern. Eine Plantage aus Grashalmen<br />

gesäumt von Thujenhecken ist nicht gerade ein<br />

Einladung zum Festmahl. Frühblüher wie etwa Krokusblüten<br />

oder Huflattich oder extrem früh blühende Sträucher wie der<br />

Dirndlstrauch – auch Kornelkirsche oder Gelber Hartriegel<br />

genannt – könnten eine erste Nahrungsquelle sein, bis dann<br />

die Blüten der Obstbäume ihre ganze Pracht entfalten.<br />

In Österreich sind fast 700 Arten von Wildbienen nachgewiesen<br />

und die sind übrigens alles andere als wild. Von Anfang März<br />

bis Ende Mai fliegen sie unbeeindruckt davon, was rundherum<br />

passiert, von Blüte zu Blüte. Sie sind weder lästig, noch stechen<br />

sie zu. Dazu haben sie gar keine Zeit. Sie müssen sich in den<br />

wenigen Wochen, in denen sie leben, um den Erhalt ihrer Art<br />

kümmern. Dazu legen sie die befruchteten Eier in passende<br />

Röhren, Höhlen und Mauerritzen. Daraus entwickelt sich dann<br />

die nächste Generation, die erst im Frühjahr darauf aktiv wird.<br />

Insektenhotels sind eine gute Unterstützung bei der Quartiersuche.<br />

Wer Wildbienen in seinem Garten züchten möchte,<br />

kann sich an den Verein Wildbienengarten wenden (www.wildbienengarten.at).<br />

Hecken als Gartenzaun<br />

Es scheint heute modern zu sein, sich mit Plastikzäunen einzusperren.<br />

Das verhindert den Einblick in den Garten, aber auch<br />

den Ausblick auf die vielfältigen Farben der Natur. <strong>Leben</strong>dige<br />

Zäune aus Sträuchern und Hecken, so zusammengestellt, dass<br />

(fast) das ganze Jahr über etwas blüht, erfreuen das Herz zu<br />

jeder Jahreszeit immer wieder aufs Neue. Das Angebot ist riesig.<br />

Im Frühjahr blühen zum Beispiel der Gemeine Schneeball,<br />

Berberitze, Haselnuss, Schlehe, Weißdorn und auch viele<br />

Ziersträucher wie Felsenbirne, falscher Jasmin, Glanzmispel,<br />

Kolkwitzie oder Zierquitte. Vom Sommer bis zum Herbst erfreuen<br />

dann Hartriegel, Liguster, Wildrosen, Weigelie, Hibiskus und<br />

Hortensien mit Blüten. Ein Blühzeiten-Kalender hilft bei der<br />

Auswahl der Pflanzen, Ihr Gärtner weiß, wo der beste Standort<br />

für die einzelnen Sträucher ist.<br />

<strong>Leben</strong>de Zäune sind nicht nur schön anzuschauen, sondern<br />

auch eine gedeckte Tafel für allerlei Nützlinge. Sie verbessern<br />

das Mikroklima im Garten, indem sie im heißen Sommer Verdunstungskälte<br />

und Feuchtigkeit abgeben. Bei entsprechender<br />

16 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Fotos: Roswitha Reisinger (2); iStock/Michael Viard; iStock/proxyminder<br />

Höhe spenden sie im Verbund mit einigen Bäumen auch noch<br />

Schatten. Und sie sorgen für einen guten Sichtschutz.<br />

Apropos Sichtschutz: Immergrüne Pflanzen, vor allem Eiben,<br />

werden besonders gerne gepflanzt, auch in Kombination mit<br />

Blütensträuchern. Ihre Früchte sind ein willkommener Snack<br />

für Amsel, Drossel, Eichelhäher und Star. Allerdings sind alle<br />

Pflanzenteile für Mensch und Säugetiere giftig. Auch verschiedene<br />

Scheinzypressen- und Wacholderarten, Goldregen,<br />

Buchs oder Pfaffenkapperl enthalten Giftstoffe. Wenn Kinder<br />

im Garten spielen, sollten diese Pflanzen vermieden werden.<br />

Im Gegensatz dazu zaubern Naschhecken nicht nur eine bunte<br />

Vielfalt in den Garten, sondern sie schenken uns schmackhafte,<br />

attraktive Früchte wie Dirndl, Schlehe, Hagebutte oder Felsenbirne.<br />

Letztere ist in Kombination mit Apfel zu meiner Lieblingsmarmelade<br />

geworden. Auch hier geht nichts über die<br />

geschmackliche Vielfalt.<br />

Auf gute Nachbarschaft<br />

Vielfalt ist auch im Gemüsegarten ein Baustein für einen hohen<br />

Ernteertrag. Alle Gemüsesorten brauchen andere Nährstoffe<br />

und sind anfällig für unterschiedliche Krankheiten, Pilze und<br />

Schädlinge. Bei einer Mischkultur setzt man darauf, dass bestimmte<br />

Sorten einander gegenseitig unterstützen oder schützen<br />

und pflanzt diese nebeneinander. Aber nicht alle vertragen<br />

sich. Gute Nachbarn sind zum Beispiel Gurken und Salat – Karotten,<br />

Tomate und Salat – Erdbeeren und Zwiebeln. Schlechte<br />

Nachbarn sind etwa Erdbeeren mit Kohlgewächsen, Rote Rübe<br />

mit Karotte, Mangold und Spinat oder Salat und Sellerie.<br />

Gemüse, das besser nicht nebeneinander steht, sollte man auch<br />

nicht hintereinander in dasselbe Beet setzen. Gut funktionierende<br />

Nachkulturen sind zum Beispiel Kohl und Zucchini nach<br />

Erbsen oder Rote Rüben nach Kohlrabi oder Salat. Paprika<br />

können nach der Ernte von Radieschen und Salat in dasselbe<br />

Beet gesetzt werden.<br />

Eine Arche der Vielfalt<br />

Die Vielfalt unserer Kulturpflanzen ist ernsthaft bedroht:<br />

durch industrielle Landwirtschaft, Gentechnik, Saatgut-Monopole<br />

und den Klimawandel. Der Verein Arche Noah hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, das Saatgut als Grundlage der Ernährung<br />

wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Mittlerweile bewahrt<br />

und pflegt man tausende gefährdete Gemüse-, Obst- und Getreidesorten,<br />

das Saatgutarchiv umfasst rund 6.000 Sorten.<br />

In Schiltern, rund 15 Kilometer nördlich von Krems an der Donau<br />

hat die Arche Noah einen biologisch geführten Schaugarten eingerichtet.<br />

Dort finden Sie eine Sortenvielfalt, die einzigartig ist:<br />

alte Sorten aus der Region, Exotisches aus aller Welt und historische<br />

Kulturpflanzen, die ursprünglich von anderen Arten<br />

verdrängt wurden. Der Schaugarten ist ab April geöffnet, Details<br />

zu Öffnungszeiten und Führungen finden Sie unter www.archenoah.at.<br />

6 Tipps, wie Sie die die Vielfalt<br />

in Ihrem Garten fördern können<br />

1. Vielleicht gibt es in Ihrem Garten ein paar<br />

Quadratmeter Platz, wo Wildblumen gedeihen<br />

können.<br />

2. Totholz kann <strong>Leben</strong>sräume schaffen, Insektenhotels,<br />

Laub- und Holzhaufen bieten Schutz.<br />

3. Lassen Sie das Gras auch mal wachsen – vielleicht<br />

darf sogar etwas Klee oder Löwenzahn dabei sein.<br />

4. Setzen Sie auf alte Obstsorten und lassen Sie sich<br />

dazu gut beraten.<br />

5. Pflanzen Sie viel Blühendes und vor allem<br />

heimische Pflanzen. Sie locken Bienen,<br />

Schmetterlinge und nützliche Insekten an.<br />

6. Schneiden Sie die verblühten Büsche erst im Frühjahr<br />

zurück. Hier finden Wildbienen Unterschlupf<br />

für den Winter.<br />

<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 17


Besser als gedacht –<br />

das Gehirn im Alter<br />

Denksport ist Arbeit für die grauen<br />

Zellen: Bauarbeit, um genau zu sein.<br />

Denn die Architektur unseres Denkapparats<br />

kann verändert werden –<br />

lebenslang. Sylvia Neubauer<br />

stellt, kann seine Leistung nicht verbessern.“ Alltagstrott lässt<br />

das Gehirn gähnend auf Stand-by schalten. Routine ist wenig<br />

förderlich. Vielmehr geht es darum, das Gehirn mit kniffligen<br />

Herausforderungen zu konfrontieren. Damit es nicht schrumpft,<br />

müssen verschiedene Areale angesprochen werden. Das geht am<br />

besten durch neue Impulse – sie stimulieren genau jene Hirnregionen,<br />

die im Alter am stärksten vom Abbau bedroht sind.<br />

Man muss es sagen, wie es ist: Das menschliche Gehirn ist faul.<br />

Von sich aus macht es bestimmt keine Überstunden. Wird unser<br />

Oberstübchen nicht gefordert, verabschiedet es sich in den<br />

Schlummermodus und arbeitet nur mehr auf Abruf. Und selbst<br />

da hapert es manchmal: Verflixt, wie war nochmals Ihr Name?<br />

Was war es, dass neben Butter und Brot in den Einkaufswagen<br />

mit rein sollte? Ach herrje! Damit dem Gehirn nicht langweilig<br />

wird, „darf man es regelmäßig mit Neuem konfrontieren“, rät<br />

Beatrix Auer, Leiterin der Seniorenpastoral in der Erzdiözese<br />

Wien und LIMA-Trainerin, geistig aktiv zu bleiben. Was bedarf<br />

es dazu?<br />

Informationstransfer: Autobahnen im Gehirn<br />

Ohne sie geht rein gar nichts im Gehirn – die Rede ist von<br />

Synapsen. Durch sie formieren sich Zellen in den verschiedensten<br />

Hirnregionen zu Netzwerken. Es entstehen neuronale Autobahnen.<br />

Diese sorgen dafür, dass der Verkehr nicht ins Stocken<br />

gerät – dass Informationen von einer Zelle auf die andere übertragen<br />

werden. Das Beste daran ist: Neue Erfahrungen und<br />

Eindrücke bauen die Wege zwischen den Nervenzellen aus und<br />

lassen neue entstehen – in jungen wie in reifen Jahren. „Diese<br />

Anpassungsfähigkeit des Gehirns nennt man neuronale Plastizität“,<br />

erklärt Auer. „Das Gehirn ist allerdings nur dann wandelbar,<br />

wenn es arbeitet, wenn man es täglich beansprucht.“ Was<br />

rastet, das rostet – so einfach ist das.<br />

Routine? Wie öde!<br />

Das Gehirn ist wie ein Muskel – es wächst mit seinen Aufgaben.<br />

Ein Bizeps wird durch Hantelübungen stärker, so viel ist klar.<br />

Aber welche Form von Krafttraining braucht das Gehirn? Sind<br />

vermeintliche Gedächtnisklassiker wie Kreuzworträtsel oder<br />

Sudoku hilfreich? Menschen, die leere Kästchen in atemberaubender<br />

Geschwindigkeit mit passenden Buchstaben und Zahlen<br />

befüllen, tun das aus dem Effeff heraus. „Das ist ein guter Anfang“,<br />

sagt die Demenzexpertin. Jedoch gibt es einen Haken an<br />

der Sache: „Wer immer gleiche Anforderungen an den Geist<br />

Schritt für Schritt ein bisschen schlauer<br />

Es gilt also, den „Denkerzellen“ ein wenig auf die Sprünge zu<br />

helfen. Ganz im wörtlichen Sinne: „Besonders gut lässt sich das<br />

Gehirn in Verbindung mit Bewegung trainieren“, ermutigt Auer<br />

die Senioren, quicklebendig zu bleiben. Keine Sorge: Man muss<br />

dazu nicht zwingend den Himalaya besteigen. Bereits „homöopathische“<br />

Bewegungsdosen wie Gartenarbeit fördern die<br />

Durchblutung des Körpers. Gut zirkulierendes Blut kommt auch<br />

der Denkfabrik im Kopf zugute, sie wird besser mit Nährstoffen<br />

und Sauerstoff versorgt.<br />

Davon besonders angetan ist der „Oberbefehlshaber“ in der<br />

Gedächtniszentrale – der Hippocampus. Aktivität regt das<br />

Wachstum und die Verknüpfung neuer Nervenzellen vor allem<br />

in seinem Herrschaftsgebiet an. „Bewegung hat auch eine Entlastungfunktion<br />

für das Gehirn“, nennt Auer einen weiteren<br />

Vorteil. „Der Kopf wird wieder frei, wenn wir uns die Füße vertreten.“<br />

Vergleichbar ist das mit einem Reset eines Computers,<br />

dessen Arbeitsspeicher überlastet ist. Durch den Neustart nach<br />

dem Sport steht uns wieder die volle Denkkapazität zur Verfügung.<br />

Na dann: Legt euch ins Zeug, ihr Gehirnzellen!<br />

Ein guter Anfang ist es, die Stammtischrunde vom Gasthaus<br />

auf die Walkingstrecke zu verlegen. Spazierengehen und sich<br />

dabei unterhalten, ist ein erster Schritt in Richtung „Superhirn“.<br />

Daneben gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten, um die<br />

grauen Zellen bei Laune zu halten.<br />

Auf Bilder setzen: Bilder sind gute Gehilfen, um sich Dinge einzuprägen<br />

– etwa den Einkaufszettel. „Man kann alle benötigten<br />

<strong>Leben</strong>smittel und Waren geistig mit einem Körperteil verbinden“,<br />

nennt Auer eine bewährte Technik – die Loci-Methode.<br />

„Das schwere Brot liegt auf dem Kopf. Das Mehl kitzelt in<br />

der Nase. Das WC-Papier wird auf die Schultern gepackt. Und<br />

die Füße spielen mit den Äpfeln Fußball“, gibt die Expertin<br />

Anregungen, wie aus der imaginären Einkaufsliste Kopfkino<br />

entsteht. Im Supermarkt ruft man diese Orte nacheinander<br />

wieder ab und weiß so, was ins Wagerl muss.<br />

18 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Was unser Gehirn alles kann<br />

Ein erster Versuch…<br />

Ehct ksras! Gmäeß eneir Sutide eneir Uvinisterät, ist es nchit<br />

witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort<br />

snid, das ezniige was wcthiig ist, dsas der estre und der leztte<br />

Bstabchue an der ritihcegn Pstoiin snid. Der Rset knan ein<br />

ttoaelr Bsinöldn sein, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre<br />

lseen. Das ist so, weil wir nicht jeedn Bstachuebn enzelin leesn,<br />

snderon das Wort als gzeans enkreenn.<br />

…und die absolute Steigerung<br />

D1353 M1TT31LUNG Z31GT D1R, ZU W3LCH3N GRO554RT1G3N<br />

L315TUNG3N UN53R G3H1RN F43H1G 15T! 4M 4NF4NG W4R 35<br />

51CH3R NOCH 5CHW3R, D45 ZU L353N, 483R M1TTL3W31L3<br />

K4NN5T DU D45 W4HR5CH31NL1ICH 5CHON G4NZ GUT L353N,<br />

OHN3 D455 35 D1CH W1RKL1CH 4N5TR3NGT. D45 L315T3T<br />

D31N G3H1RN M1T 531N3R 3NORM3N L3RNF43HIGKEIT.<br />

8331NDRUCK3ND, OD3R?<br />

Foto: Mariia Shalabaleva<br />

Mit Buchstaben jonglieren: Wer häufig mit dem Lift fährt, kann<br />

ein Stockwerk früher aussteigen und den restlichen Weg zum<br />

Brainwalk machen. „Während des Treppensteigens kann man<br />

aus den einzelnen Buchstaben des Vornamens einen Satz bilden“,<br />

nennt die LIMA-Trainerin eine weitere Gedächtnisübung.<br />

Oder man sucht sich ein Wort aus und buchstabiert es rückwärts.<br />

Aus Karlsplatz wird dann z-t-a-l-p-s-l-r-a-k. Gar nicht so<br />

einfach, oder?<br />

Tanzen: Der Rhythmus der Musik aktiviert dieselben Hirnregionen,<br />

die auch für das Verarbeiten von Sprache zuständig sind.<br />

Wiegeschritt und Co erfordern nicht nur ein Höchstmaß an<br />

Konzentration, sondern sie sorgen auch für gute Laune. Auch<br />

davon profitiert das Gedächtnis. Fühlt sich jemand wohl, setzt<br />

sein Gehirn Neurotransmitter wie Dopamin frei – Lernen funktioniert<br />

dann besonders gut.<br />

Dem Training einen Sinn geben: Gedichte, Vokabellisten oder<br />

Zahlenreihen auswendig lernen – das alles mag zwar effektiv<br />

sein, dem Gehirn wird monotones Büffeln allerdings nur ein<br />

müdes Lächeln kosten. Was macht es nun bloß mit den herumschwirrenden<br />

Hieroglyphen zwischen den Synapsen? Der Gewinn<br />

ist größer, wenn man etwas lernt, das einen wirklichen<br />

Nutzen im <strong>Leben</strong> hat. Wer gerne Zeit in Griechenland verbringt,<br />

kann sich beispielsweise die griechische Sprache aneignen.<br />

Bei allem Knobelenthusiasmus – eines darf beim Gehirntraining<br />

nicht fehlen: Die Freude am Tun. Spaß ist die beste Motivation,<br />

um Wissen in den Gehirnwindungen zu verankern. Und vielleicht<br />

sogar als Sieger beim Memory-Spiel mit dem Enkerl<br />

hervorzugehen.<br />

LIMA – was ist das?<br />

LIMA steht für „<strong>Leben</strong>squalität im Alter“.<br />

Das Bildungs- und Trainingsprogramm richtet sich an<br />

Seniorinnen und Senioren und verbindet Gedächtnistraining<br />

mit körperlicher Bewegung. Ziel ist, durch<br />

gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe die psychische<br />

und physische Gesundheit zu erhalten und den<br />

Alterungsprozess zu verlangsamen.<br />

Die vier Bereiche von LIMA<br />

1 Gedächtnistraining: für eine bessere Konzentration<br />

und Merkfähigkeit<br />

1 Kompetenztraining: zur guten Bewältigung<br />

des Alltags im Alter<br />

1 Psychomotorisches Training: zur Erhaltung<br />

bzw. Förderung der Beweglichkeit<br />

1 Sinn- und <strong>Leben</strong>sfragen: für inneren Halt und<br />

zur Seelenstärkung<br />

Kontakt und Informationen: lima@bildungswerk.at<br />

<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 19


KURZ & GUT<br />

Mit der Kraft der Verantwortung<br />

Jägerstätter-Sternwallfahrt<br />

SAMSTAG, 20. MAI 2<strong>02</strong>3, JÄGERSTÄTTERHAUS, ST. RADEGUND<br />

„Im Workshop blicken wir auf das spezifisch christliche Verständnis<br />

von Verantwortung bei Franz Jägerstätter. Anhand seiner Biografie<br />

und Schriften versuchen wir auch zu klären, was religiöse Bildung<br />

damals wie heute kennzeichnet, damit Verantwortung in ihren<br />

verschiedenen Formen eingeübt wird“, so Dr. Andreas Schmoller,<br />

Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts an der Katholischen<br />

Privat-Universität Linz.<br />

Programm:<br />

ab 12:00 Uhr Eintreffen beim Jägerstätter-Haus<br />

13:30 Uhr Workshop mit Dr. Andreas Schmoller<br />

14:30 Uhr Gang zur Kirche mit Gedenkminute<br />

beim Jägerstätter-Denkmal<br />

15:00 Uhr Gottesdienst in der Pfarrkirche mit<br />

Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer (Salzburg)<br />

ab 16:00 gemütlicher Ausklang im Gasthaus Hofbauer<br />

Hinweis: Die Veranstaltung findet bei jeder Witterung statt.<br />

Pilgern zu Fuß nach St. Radegund<br />

START: DONNERSTAG, 18. MAI 2<strong>02</strong>3,<br />

12:30 UHR, OBERTRUM<br />

ZIEL: SAMSTAG, 20. MAI 2<strong>02</strong>3<br />

GEGEN MITTAG IN ST. RADEGUND<br />

Strecke: Obertrum – Berndorf – Pergwang – Kloster Michaelbeuern<br />

(Nächtigung) – Vormoos – Moosdorf – Ibner Moor – Franking<br />

(Nächtigung) – Haigermoos – Ostermiething – Tardsorf –<br />

St. Radegund.<br />

Inhaltlich wird der Pilgerweg geprägt vom Leitmotto „Mit der Kraft<br />

der Verantwortung“. Seinen Abschluss findet der Pilgerweg im<br />

Festgottesdienst der KMBÖ-Sternwallfahrt. Die Teilnehmer erleben<br />

neben einer Pilgergemeinschaft auch die schönen Seiten im<br />

Seengebiet.<br />

Infos und Anmeldung: KMB-Linz, Tel. 0732/7610 3461<br />

oder Mail: kmb@dioezese-linz.at<br />

v.l.n.r.: KMB-Pfarrobmann Johann Schagerl, Moderator Fritz<br />

Wurzer, Referent Josef Plank, Pfarrer Hans Lagler, Diakon<br />

Robert Plank und KMB Geistlicher Assistent Erich Hitz.<br />

+++ Energie: Produktion und<br />

Verbrauch werden regionaler<br />

Es brauche „Kümmerer“ und „gute Planer“, die sich um Energiegemeinschaften<br />

bemühen, so Agrarökonom Josef Plank bei den Impulstagen der KMB der<br />

Diözese St. Pölten. Gemeinden und Pfarren sollten ebenso wie Bauernhöfe und<br />

Unternehmen offensiv eingebunden werden. „Wir brauchen Menschen mit<br />

Begeisterung für regionale Verantwortung und Beteiligung“, so Plank. Damit es<br />

gelingt, den Bedarf bis 2030 ausschließlich mit Ökostrom zu decken, brauche es<br />

einen Netzinfrastrukturplan. „Wir werden in Spitzenzeiten zu viel grünen Strom<br />

produzieren. Dieser muss zukünftig in gasförmige Energie umgewandelt und<br />

gespeichert werden“, so der Referent. Ein Sommerüberschuss müsse in den<br />

Winter hinübergebracht werden. Das sei eine der größten Herausforderungen<br />

für die Zukunft.<br />

Fotos: Michael Scholz; KMB Linz (2)<br />

20 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


¡<br />

¡22 ¤2¤£2¢Inserat DSG.indd 2<br />

Termine OÖ Väteraktionstage 2<strong>02</strong>3<br />

VIKARIATSMAIANDACHT<br />

Samstag, 13. Mai, 16:00 Uhr<br />

Basilika Kleinmariazell im Wienerwald<br />

AUF DEN SPUREN VON INDIANA JONES<br />

5. Österreichisches Väterfestival<br />

Geheimnisvolle Entdeckungen, versunkene Tempel,<br />

abenteuerliche Verfolgungsjagden und die spannendste Art,<br />

Archäologie zu betreiben. Natürlich muss man dabei alle<br />

möglichen Gefahren überstehen, Rätsel lösen und Abenteuer<br />

bestehen. Geschlafen und gemeinsam gekocht wird in<br />

Zeltdörfern. Für Väter mit Kindern von 5 bis 17 Jahren.<br />

Freitag, 26. Mai, 14:00 Uhr bis Sonntag, 28. Mai, 13:00 Uhr<br />

Strandbad, Seekirchen am Wallersee<br />

Infos: KMB Linz, kmb@diozese-linz.at<br />

HIMMLISCHE BRAUKUNST<br />

Mittwoch, 14. Juni 2<strong>02</strong>3,<br />

19:00 Uhr bis 21:00 Uhr<br />

Brauereiführung mit Abt Lukas Dikany und Experten der<br />

Stiftsbrauerei plus Bierverkostung im Stift Schlägl.<br />

Wer sich ein Seiterl oder Krügerl gönnt, greift nicht nur<br />

zum Lieblingsgetränk der Österreicher, sondern nimmt<br />

auch immer einen Schluck Kulturgeschichte zu sich.<br />

Für Erwachsene ab 16 Jahren,<br />

Kosten: 12 EUR (8 EUR für KMB-Mitglieder).<br />

VÄTER. ERFINDET. EUCH. NEU.<br />

Väter wollen verstärkt am Aufwachsen ihrer Kinder aktiv<br />

teilnehmen. Der Männertherapeut Björn Süfke thematisiert<br />

die Herausforderungen moderner Väterlichkeit.<br />

Dienstag, 23. Mai, 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr<br />

Wissensturm Linz, Kärntnerstraße 26<br />

Anmeldung: KMB Linz, 0732/7610 3461,<br />

kmb@dioezese-linz.at<br />

FESTHALTEN UND LOSLASSEN<br />

Kinder und Jugendliche begleiten – zwischen Sicherheit<br />

und Freiheit. Tagung für Eltern und Multiplikatoren<br />

mit Mag.a Sandra Teml-Jetter, Psychologische Beraterin,<br />

und Wolfgang Schöngruber, Risikopädagoge.<br />

Freitag, 2. Juni, 15:00 Uhr bis 18:30 Uhr<br />

Wissensturm Linz, Kärntnerstraße 26<br />

Anmeldung: VHS-Linz, Tel. 0732/7070-0,<br />

wissensturm@mag.linz.at<br />

MIT PAPA IN DEN HOCHSEILGARTEN<br />

Samstag, 3. Juni, 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr<br />

Hochseilgarten Kaolinum, 4284 Allerheiligen im Mühlkreis<br />

Mit nebenstehenden QR-Code<br />

kommen Sie zu weiteren<br />

Angeboten der Väteraktionstage.<br />

für Kinderpartys, Sportfeste,<br />

Sommerwochen u.v.m.<br />

Kostengünstiger Verleih von Spiel- und<br />

Sportgeräten für verschiedene Anlässe.<br />

Abholung und Rückgabe in St. Pölten!<br />

Infos: www.dsg.or.at<br />

<strong>02</strong>742/324-3378<br />

Verein Diözesansportgemeinschaft – UNION St. Pölten<br />

ZVR: 918012386 - Foto: © Tanja Wagner<br />

© Stift Schlägl<br />

Gemeinschaftsfahrt Kultur und<br />

Begegnung ins Mühlviertel<br />

16. bis 19. August 2<strong>02</strong>3<br />

mit KMB-Vorsitzenden Ing. Karl Toifl<br />

Programm: Freistadt – Bad Leonfelden – Waldkapelle Maria Rast –<br />

Stift Schlägl – Aussichtsturm Moldaublick – Flügelaltar Kefermarkt<br />

– diverse Führungen, Besichtigungen und Verkostungen (Destilliere,<br />

Imkerei, Speckwerkstatt, Brauerei).<br />

Zustieg: Zwettl – Krems – St. Pölten und entlang der Westautobahn<br />

Infos: KMB St. Pölten, <strong>02</strong>742/324-3376, katholischeaktion@dsp.at<br />

Anzeigen<br />

2<strong>02</strong>3-Inserat KMB Reise2.indd 1 09.03.2<strong>02</strong>3 11:40:48<br />

13:44:08


20<br />

jahre<br />

20 jahre ypsilon<br />

<strong>Ypsilon</strong> feiert mit dieser Ausgabe seinen 20. Geburtstag.<br />

Ich durfte das Magazin zuerst als KMB-Diözesansekretär<br />

der Diözese St. Pölten und in den letzten Jahren in der Funktion<br />

als Chefredakteur mitverfolgen und mitgestalten.<br />

Dabei reichen die Wurzeln des Magazins noch viel weiter zurück.<br />

In den Diözesen gab es schon länger Zeitungen und Zeitschriften<br />

der KMB, beispielhaft in St. Pölten seit 1957 und in Linz seit 1976.<br />

Anfang der 2000er Jahre gab es dann den Wunsch, diese verschiedenen<br />

Zeitungen zu einer gesamtösterreichischen Ausgabe<br />

zusammenzufassen. Es war ein mehrjähriger Prozess mit viel<br />

Überzeugungsarbeit, in den von Beginn an alle diözesanen KMBs<br />

eingebunden waren. Auch die Umbenennung von „rufer“ auf<br />

„ypsilon“ forderte heraus, denn es galt, Gewohntes aufzugeben.<br />

Schließlich erschien im März 2003 die erste Ausgabe des ypsilon.<br />

Das Ziel lässt sich mit den Worten des damaligen Herausgebers<br />

Leopold Wimmer im Editorial der ersten Ausgabe gut beschreiben:<br />

„Das Logo Y steht als Symbol fürs Mann-Sein, als Hinweis,<br />

dass diese Zeitschrift sich ganz besonders männerbezogenen<br />

Themen widmen will.“ Der Schritt von der reinen Mitgliederzeitung<br />

hin zu einem Männermagazin wurde gesetzt. Im Selbstverständnis<br />

steht: „ypsilon ist ein österreichisches Männermagazin<br />

mit einem unverwechselbaren Inhalt: Aus der Quelle des christlichen<br />

Glaubens vertreten wir ein ganzheitliches Mann-Sein.“<br />

Im Vordergrund standen von Anfang an kirchliche und gesellschaftspolitische<br />

Themen, darunter auch viele „heiße Eisen“:<br />

wiederverheiratete Geschiedene, Bischofswahl durch das Volk<br />

bis hin zu Agrarfabriken in der Landwirtschaft oder das Waldsterben.<br />

Homosexualität war zu dieser Zeit noch ein besonderer<br />

Aufreger. Eine Stellungnahme der KMB zu diesem Thema<br />

veranlasste den damaligen Bischof Kurz Krenn sogar dazu,<br />

die Verfasser zu einem öffentlichen Widerruf der „Irrtümer“<br />

aufzufordern.<br />

Väter in ihrem Vater-Sein zu stärken und Männeridentität waren<br />

große Anliegen und sind es heute noch. Der ehemalige Linzer<br />

Diözesanobmann Franz Gütlbauer fasst dies sehr gut zusammen:<br />

„Wir werden daran erinnert, dass Mann-Sein nicht bloß<br />

auf Beruf, Politik und das <strong>Leben</strong> außerhalb der Familie beschränkt<br />

ist. Auch andere Seiten des Mann-Seins wollen entdeckt<br />

werden. Immer mehr erkennen bereits, dass das Bild des<br />

perfekten, harten und unberührbaren Mannes nicht weiter aufrechtzuerhalten<br />

ist“. (siehe Ausgabe 3/2009).<br />

Als Chefredakteur ist mir besonders wichtig, dass die einzelnen<br />

Artikel gut lesbar sind und zu viele Fremdwörter vermieden<br />

werden. Rückmeldungen in Form von Lob, Kritik und Anregungen<br />

ermöglichen es, mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />

in Dialog zu treten. Das ist durchaus noch ausbaufähig, denn das<br />

Magazin entwickelt sich heute noch immer weiter. Schade finde<br />

ich, dass der entwicklungspolitische „Weltblick“ nicht mehr Bestandteil<br />

im ypsilon ist. Umso wichtiger wird es sein, dass diese<br />

Säule der KMB im Magazin ausreichend betrachtet wird.<br />

Foto: FotoLois.com/Alois Spandl<br />

22 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


Mein besonderer Dank gilt heute den bisherigen Chefredakteuren:<br />

Dr. Markus Himmelbauer (2003 bis 2014), Mag. Eberhard<br />

Siegl (bis 2018) und Mag. Martin Max Kolosz (bis 2019). Und<br />

natürlich Reinhard Kaspar, der mit seinem Wissen über das<br />

ypsilon samt seinem Archiv ein unverzichtbarer Bestandteil des<br />

Männermagazins ist. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich<br />

auch bei allen Unternehmen und Organisationen bedanken, die<br />

mit ihren Einschaltungen einen wichtigen finanziellen Beitrag<br />

zur Herausgabe in der jetzigen Form leisten.<br />

Ein Meilenstein ist für mich auch die Zusammenarbeit mit<br />

dem <strong>Leben</strong>sart-Verlag und mit LIGA: graphic design bei der<br />

Gestaltung des Magazins. Damit verbunden war auch ein Qualitätssprung,<br />

was durch die letzte Befragung der Leserinnen und<br />

Leser bestätigt wurde. Die inhaltlichen Vorgaben der KMB<br />

werden durch diese Partnerschaft perfekt umgesetzt. Seit 2008<br />

gibt es alle Ausgaben auch digital auf http://ypsilon.at zum<br />

Nachlesen. Dort kann jeder heute noch seine persönlichen<br />

Highlights suchen und finden.<br />

Mit ypsilon hat die KMB ein Magazin, auf das sie stolz sein kann.<br />

Ich wünsche uns allen und dem ypsilon auch in Zukunft viele<br />

spannende Beiträge aus Kirche und Gesellschaft und viele<br />

neugierige Leserinnen und Leser.<br />

Ihr Michael Scholz<br />

Impressum: Medieninhaber: Röm.-kath. Diözese St. Pölten, Domplatz 1, 3100 St. Pölten. Herausgeber: Kath. Männerbewegung der Diözese St. Pölten, Klostergasse 15, 3100<br />

St. Pölten, Telefon: <strong>02</strong>742 324-3376, (ypsilon@kmb.or.at). Obmann: Ing. Karl Toifl. Chefredakteur: Michael Scholz. Redaktion: <strong>Leben</strong>sart Verlags GmbH, E-Mail: ypsilon@lebensartverlag.at.<br />

Gestaltung: LIGA: graphic design. Lektorat: Barbara Weyss. Abos: KMBÖ, Gertraude Huemayer, Tel. 01-51611-1600, E-Mail: sekretariat@kmb.or.at. Produktion: Walstead<br />

NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. Alle Rechte vorbehalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und<br />

der Redaktion dar. Bei Einsendungen von Texten und Bildern wird das Einverständnis zur Veröffentlichung vorausgesetzt, diese aber nicht garantiert. Das Männermagazin y erscheint<br />

fünf Mal jährlich Einzelpreis Euro 3,-; Abo Euro 15,–/Jahr. Information zur Offenlegung lt. § 25 Mediengesetz auf https://www.kmb.or.at/pages/kmb/ypsilon<br />

Caritas<br />

Wir helfen.<br />

Wir helfen,<br />

wenn es sich<br />

nicht mehr<br />

ausgeht.<br />

Impressum: Caritas der Diözese St. Pölten; Foto: AdobeStock<br />

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Kostenlose Beratung in finanziellen Notlagen<br />

Soforthilfe zur Überbrückung Ihrer Notsituation bei Miete,<br />

Energie, Kleidung oder <strong>Leben</strong>smitteleinkauf. Wir sind für Sie da!<br />

Sozialberatung.Nothilfe der Caritas St. Pölten<br />

T <strong>02</strong>742 841 390 | sozialberatung@caritas-stpoelten.at<br />

www.caritas-stpoelten.at/sozialberatung<br />

www.caritas-wegweiser.at<br />

Regional und Digital<br />

Immer da, wo Sie uns brauchen.<br />

Michael Schwaminger,<br />

Kundenbetreuer BeratungsCenter Domgasse<br />

spknoe.at


„Gott führt mich hinaus ins Weite“<br />

Glaube und Verantwortung heute und morgen<br />

KMBÖ<br />

Sommerakademie 2<strong>02</strong>3<br />

13. bis 15. Juli 2<strong>02</strong>3,<br />

Campus Horn, NÖ<br />

Wir erleben gerade sehr herausfordernde Zeiten. Benennen<br />

wir, was uns zu bewältigen gegeben ist, positiv: Friede,<br />

Klimaschutz, Gesundheit, leistbares <strong>Leben</strong> für alle, intakte<br />

Natur, Wertschätzung für <strong>Demokratie</strong> und Politik, Gerechtigkeit<br />

auf vielen Ebenen, eine überzeugende Kirche und überzeugte<br />

Christen.<br />

Angesichte der täglichen Flut an Negativbotschaften sehen sich<br />

nicht wenige unter uns überfordert, fühlen sich wie gelähmt.<br />

Das <strong>Leben</strong>, die Perspektiven, sie fühlen sich enger und enger an.<br />

Das gilt vielfach auch für die Kirche in unseren Breiten. Hohe<br />

Austrittszahlen, sinkende Teilnahme an Gottesdiensten und<br />

am <strong>Leben</strong> von Pfarren und Gemeinschaften und Resignation<br />

angesichts enttäuschter Reformanliegen verstärken Zweifel.<br />

Dabei ist uns Christen ein eminenter Schatz gegeben: die „Frohe<br />

Botschaft“, ein Hoffnungs- und Zukunfts-Tool par excellence!<br />

„Du führst mich hinaus ins Weite“, betet der Psalmist überzeugt.<br />

Dieser Zuversicht wollen wir auf unserer Sommerakademie<br />

nachgehen.<br />

Jesuitenpater Markus Inama hat viele Jahre mit Jugendlichen<br />

gearbeitet, unter anderem in Bulgarien im Rahmen der CON-<br />

CORDIA-Sozialprojekte für Kinder und Jugendliche, die auf der<br />

Straße und in Armenvierteln lebten. Er kann erzählen, was es<br />

heißt, Hoffnung zu geben, Perspektiven ins morgen zu eröffnen,<br />

auf der Basis einer <strong>stark</strong>en Spiritualität.<br />

Armin Laschet hat im Laufe seines <strong>Leben</strong>s viele politische<br />

Aufgaben übernommen und war 2<strong>02</strong>1 Spitzenkandidat der CDU<br />

bei der Bundestagswahl. Er war viele Jahre auch Mitglied der<br />

Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.<br />

Er wird seine Sicht auf die Zukunft von Politik, Gesellschaft<br />

und Kirche darlegen und mit uns diskutieren.<br />

Armin Laschet<br />

DONNERSTAG, 13. JULI<br />

14:00 Uhr: Eröffnung und Begrüßung,<br />

KMBÖ-Vorsitzender Mag. Ernest Theußl<br />

14:10 Uhr: Referat von P. Markus Inama SJ,<br />

Superior der Jesuiten in Wien<br />

P. Markus Inama<br />

FREITAG, 14. JULI<br />

8:30 Uhr: Morgenlob<br />

9:00 Uhr: Referat von Armin Laschet, Abgeordneter<br />

zum Deutschen Bundestag und Vizepräsident der<br />

Parlamentarischen Versammlung des Europarates<br />

13:30 Uhr: Kulturprogramm<br />

Ausflug ins Stift Zwettl mit Bierverkostung<br />

Privatbrauerei Zwettl oder<br />

Ausflug ins Eisenbahnermuseum Sigmundsherberg<br />

SAMSTAG, 15. JULI:<br />

8:30 bis 10:45 Uhr: 75-Jahr-Jubiläum KMBÖ:<br />

„Von den Anfängen ins Morgen“<br />

11:15 bis 12:00 Uhr: Festgottesdienst mit Bischof<br />

Wilhelm Krautwaschl in der Stadtkirche Horn<br />

PREISE UND ANMELDUNG<br />

3-Tages-Karte: EUR 65,-; Tageskarte: EUR 30,-<br />

Anmeldung bis spätestens 31. Mai 2<strong>02</strong>3 im KMBÖ-<br />

Büro, Spiegelgasse 3/2/6, 1010 Wien, Tel.: 01/51611-<br />

1600, Mail: sekretariat@kmb.or.at<br />

Fotos: Staatskanzlei NRW/Laurence Chaperon; jesuiten.org<br />

Verlags- und Aufgabepostamt: Österreichische Post AG, MZ <strong>02</strong>Z032352 M,<br />

Katholische Männerbewegung, Klostergasse 15, 3100 St. Pölten<br />

Retouren bitte an: KMBÖ, Spiegelgasse 3/2/6, 1010 Wien

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