Ypsilon (02/2023) - Gemeinsam stark - Demokratie Leben
Gemeinsam stark - Demokratie Leben
Gemeinsam stark - Demokratie Leben
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20<br />
jahre<br />
gemeinsam<br />
<strong>stark</strong><br />
<strong>Demokratie</strong> leben<br />
Kirche muss nach<br />
Zukunft schmecken<br />
Interview mit Franz Küberl<br />
Besser als gedacht<br />
Das Gehirn im Alter<br />
Magazin für Männer – Katholische Männerbewegung – Ausgabe <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
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Zisterzienserstift Zwettl<br />
STIFT - BILDUNGSHAUS - GÄSTEHAUS<br />
Das BILDUNGSHAUS<br />
stellt ein breitgefächertes<br />
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und bietet Verpflegung<br />
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der Stiftstaverne und<br />
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Das STIFT - ein Ort<br />
von Kunst und Kultur:<br />
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(T) +43 (0)2822 2<strong>02</strong> <strong>02</strong><br />
www.stift-zwettl.at
grüss gott<br />
<strong>Demokratie</strong> heißt, Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
Liebe Y-Leser und -Leserinnen!<br />
Die Frage, ob der Demokratisierungsprozess in Europa eine Einbahnstraße ist – im positiven<br />
Sinne gemeint – oder ob auch andere Szenarien vorstellbar sind, stellt sich besonders<br />
in Krisenzeiten neu. Wichtige Fragen sind zu klären: Wie sieht Mitwirkung an gesellschaftspolitisch<br />
wichtigen Entscheidungen aus, etwa angesichts der Flüchtlingsbewegungen der<br />
letzten Jahre? Wer soll bei welchen Themen mitbestimmen dürfen? Welche Voraussetzungen<br />
müssen dafür gegeben sein?<br />
Seit 20 Jahren nutzt ypsilon die<br />
Möglichkeit der Mitgestaltung<br />
bei wichtigen Themen wie<br />
Männerspiritualität und<br />
Glaubenserfahrungen und<br />
nimmt damit die Verantwortung<br />
für demokratische Prozesse<br />
in diesem Bereich wahr.<br />
Gerade in unsicheren Zeiten, wie wir sie jetzt erleben, ist es besonders wichtig, bei Wahlen<br />
auf allen Ebenen von seinem demokratischen Wahlrecht Gebrauch zu machen. Aber <strong>Demokratie</strong><br />
bedeutet auch die Pflicht, darüber hinaus Verantwortung zu übernehmen und<br />
sich am demokratischen Prozess aktiv zu beteiligen.<br />
Weltweit ist <strong>Demokratie</strong> bei weitem nicht die häufigste Regierungsform. Und gerade unter<br />
diesem Gesichtspunkt hat das Churchill-Zitat aus dem Jahr 1947 besondere Bedeutung:<br />
„<strong>Demokratie</strong> ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von allen anderen<br />
Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“<br />
FRANZ Josef Brunnader | Obmann der KMB-Steiermark<br />
Inhalt<br />
Coverfoto: iStock/Ridofranz; Foto: Privat<br />
Schwerpunkt<br />
DEMOKRATIE LEBEN<br />
04 Verantwortung für die <strong>Demokratie</strong><br />
07 X an Y<br />
Die dunkle Seite<br />
09 Gott bewegt<br />
<strong>Demokratie</strong> lebt durch unser Tun<br />
10 Kirche muss nach Zukunft schmecken<br />
Interview mit Franz Küberl<br />
Das nächste ypsilon erscheint am 31.05.2<strong>02</strong>3<br />
Schwerpunkt: Verantwortung in der Beziehung<br />
12 Einheit in der Vielfalt<br />
Ringen um die Kirche von morgen<br />
16 Vielfalt im Garten<br />
Wie Sie Ihr Paradies lebendig gestalten<br />
18 Besser als gedacht<br />
Das Gehirn im Alter<br />
20 Kurz und gut<br />
22 20 Jahre ypsilon<br />
24 KMB Sommerakademie 2<strong>02</strong>3<br />
<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 3
SCHWERPUNKT<br />
Verantwortung<br />
für die<br />
<strong>Demokratie</strong><br />
Josef Pumberger<br />
Es sind grausame Bilder, die einen derzeit immer wieder<br />
einholen: Ein Video, das eine Drohne bei ihrem Flug über<br />
die seit Monaten heftig umkämpfte ostukrainische Stadt<br />
Bachmut aufgenommen hat, zeigt eine verwüstete Stadt,<br />
völlig ausgebombte Häuser, Szenen aus einem Albtraum.<br />
Dann Aufnahmen aus dem Erdbebengebiet in der Osttürkei:<br />
riesige Schutthaufen eingestürzter Häuser, windschiefe Ruinen<br />
mehrstöckiger Wohnbauten. Nur wenn man sich dazu zwingt,<br />
kann man diese Bilder länger und genauer betrachten, denn<br />
aus ihnen sprechen die tausenden Toten, die Schmerzen der<br />
Verwundeten, spricht die Trauer der Überlebenden um ihnen<br />
nahestehende Menschen, das brutale Ende eines bisherigen<br />
Alltags. Was haben diese Bilder mit <strong>Demokratie</strong> und der Frage<br />
nach der Verantwortung für sie und in ihr zu tun?<br />
4 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Foto: iStock/wildpixel
SCHWERPUNKT<br />
NUR MEHR 34 PROZENT DER<br />
MENSCHEN ÜBER 16 JAHRE<br />
SIND DER MEINUNG, DASS DAS<br />
POLITISCHE SYSTEM IN ÖSTERREICH<br />
DERZEIT SEHR GUT BZW.<br />
ZIEMLICH GUT FUNKTIONIERT.<br />
Im Fall der Ukraine ist es recht offensichtlich: Der Angriff<br />
Russlands entspringt nicht nur den Großmachtphantasien<br />
seines Präsidenten Wladimir Putin, er soll auch die Demokratisierung<br />
des „Brudervolkes“ zerstören. Denn die – bei allen<br />
Mängeln – erfolgreiche <strong>Demokratie</strong> in der Ukraine könnte so<br />
manchen Russen auf die Idee bringen, dass eine solche auch<br />
in seinem eigenen Land möglich sein könnte und sollte.<br />
Auch in der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan die – wie<br />
in Russland – formal gegebene demokratische Grundstruktur<br />
zunehmend durch autokratische Maßnahmen und Allüren<br />
ausgehöhlt. Was solche Entwicklungen erfahrungsgemäß stets<br />
begleitet: Mit der Zunahme autoritären Regierens wächst die<br />
Korruption, werden Recht und Gesetz untergraben. Im Fall der<br />
Vorschriften für erdbebensicheres Bauen hieß dies: Die staatliche<br />
Kontrolle hat es nicht genau genommen oder ganz weggeschaut<br />
und einige wenige haben davon profitiert, mit tödlichen<br />
Folgen.<br />
Nun ist auch in entwickelten und intakten <strong>Demokratie</strong>n Korruption<br />
alles andere als unbekannt. Aber Medien, Opposition<br />
und Bürger können offen darüber reden, Verantwortung und<br />
Konsequenzen einfordern. Manche werden einwenden, dass es<br />
mühsam ist und sehr lange dauert, Korruptionssümpfe trockenzulegen.<br />
Als Österreicher muss man nicht einmal über die<br />
Grenze blicken, es genügt ein Blick ins eigene Land. Der Frust<br />
darüber erfasst nicht nur alteingesessene politische Skeptiker<br />
und Suderanten.<br />
Mit Blick auf die Klimakrise sehen viele junge Menschen – siehe<br />
„Fridays for future“ und „Last Generation“ – auch in demokratischen<br />
Ländern Politik und Wähler durch Lobbyisten aller Art<br />
korrumpiert. Maßnahmen gegen den bedrohlichen Klimawandel<br />
werden zu zögerlich und halbherzig ergriffen bzw. eingefordert,<br />
so die ernste (An-)Klage der Jugend, die überzeugte<br />
Demokraten nicht kalt lassen sollte.<br />
Während die Jugend ihre Zukunft gefährdet sieht und ihre Kritik<br />
aus hehren Motiven vorbringt, nutzen Populisten und Autokraten<br />
Krisen jedweder Art, um demokratische Ordnungen als<br />
ineffizient zu diskreditieren. Sei es eine Wirtschaftskrise, sei<br />
es eine politische Krise, sei es eine Pandemie oder sonst ein Un-<br />
glück größeren Ausmaßes: Populisten und Autokraten versprechen<br />
rasche, effiziente Lösungen, ein Ende langer Debatten<br />
über die richtigen Maßnahmen. Sie behaupten, die Lösung zu<br />
kennen und lassen sich weder durch juristische noch sonstige<br />
Bedenken in ihrer „Mission“ für das Wohl des Volkes aufhalten<br />
– so zumindest ihre Eigendarstellung.<br />
Noch vor wenigen Jahren konnte man den Eindruck gewinnen,<br />
als sei dieser Typus von Politiker, der es mit demokratischen Gepflogenheiten<br />
– und oft auch mit der Wahrheit – nicht so genau<br />
nimmt, unaufhaltsam auf dem Vormarsch, genannt seien hier<br />
Donald Trump und Jair Bolsonaro. Der Glanz dieser selbsternannten<br />
– und von Mehrheiten für zumindest eine Periode<br />
gewählten – Retter scheint inzwischen entweder zu verblassen,<br />
wie im Fall Trump und Bolsonaro, oder etwas im Schwinden,<br />
etwa bei Putin, Erdogan oder auch bei Ungarns Regierungschef<br />
Viktor Orban.<br />
<strong>Demokratie</strong>n oder Autokratien: Wer ist<br />
effizienter, erfolgreicher, wirksamer?<br />
Politikwissenschaftler und Kommunikationsexperten wissen:<br />
Nur ein Loblied auf den hohen Wert der <strong>Demokratie</strong> zu singen,<br />
genügt nicht, es braucht Daten und systematische Vergleiche<br />
über längere Zeiträume. Studien des unabhängigen Forschungsinstitutes<br />
„V-Dem“ der Universität Göteborg aus 2<strong>02</strong>1/22 belegen:<br />
<strong>Demokratie</strong> funktioniert besser als Autokratie. Das beginnt<br />
bei der Bereitstellung von öffentlichen Dienstleistungen und<br />
Gütern und besserer Bildung, setzt sich fort in stärkerem<br />
Wirtschaftswachstum, besserer sozialer Absicherung, weniger<br />
Korruption, Gleichstellung der Geschlechter und sozialem<br />
Zusammenhalt bis hin zu Gesundheit, Sicherheit, Frieden und<br />
Maßnahmen gegen den Klimawandel.<br />
6 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
X an Y<br />
Die dunkle Seite<br />
Fotos: iStock/Prostock-Studio; PicturePeople<br />
Beobachtet wurde dabei die längerfristige Änderung der Parameter<br />
in Ländern, die von autokratischen zu demokratischen<br />
Regierungsformen wechseln. Dabei zeigt sich, dass auf einzelnen<br />
Gebieten vorübergehend auch Verschlechterungen eintreten<br />
können. Was sich in welchem Ausmaß verbessert, hängt<br />
auch von geografischer Lage, natürlichen Ressourcen, Traditionen,<br />
Verhältnis zu Nachbarländern und anderem ab. Auch können<br />
Autokratien auf einzelnen Feldern kurzfristig erfolgreicher<br />
sein. Mittel- und langfristig sprechen die Zahlen aber eindeutig<br />
für die <strong>Demokratie</strong>.<br />
Ein Land wird derzeit gerne als Gegenbeispiel zur Rede vom<br />
„<strong>Demokratie</strong>-Vorteil“ ins Treffen geführt: die Volksrepublik<br />
China. Deren Führung hat es geschafft, durch rasche Übernahme<br />
und innovative Weiterentwicklung zeitgenössischer<br />
Technologie wirtschaftlich mitzuhalten und erfolgreich zu sein.<br />
Drei Voraussetzungen dafür sind in China gegeben: eine „hohe<br />
Staatskapazität“, das heißt ein leistungsfähiges Verwaltungssystem,<br />
politische Stabilität durch <strong>stark</strong>e Repression und militärische<br />
Stärke und eine Kultur, in deren Tradition Pflicht und Akzeptanz<br />
von Autorität höher stehen als Selbstentfaltungswerte.<br />
Ob und wie lange das Modell erfolgreich ist, wird sich erst zeigen.<br />
Wie demokratisch ist Österreich?<br />
Ein viel beachteter Messwert ist der <strong>Demokratie</strong>-Index der britischen<br />
Zeitschrift „The Economist“. Er vergibt für die einzelnen<br />
Länder Punkte in fünf Kategorien: Wahlverfahren und Pluralismus,<br />
Arbeitsweise der Regierung, politische Teilhabe, politische<br />
Kultur und Bürgerrechte. Je nach erreichter Punktezahl werden<br />
die Staaten in vier Kategorien eingeteilt: vollständige oder unvollständige<br />
<strong>Demokratie</strong>, Mischform aus <strong>Demokratie</strong> und Autokratie,<br />
autoritäres Regime. Norwegen führt diese Liste aktuell<br />
vor Neuseeland an, Österreich liegt auf Rang 20 von insgesamt<br />
24 Ländern, die als „vollständige <strong>Demokratie</strong>n“ eingestuft werden.<br />
Wer meint, damit könne man sich als Österreicher entspannt<br />
zurücklehnen, irrt gewaltig. Der <strong>Demokratie</strong>-Monitor des<br />
SORA-Instituts, erhoben und präsentiert im Herbst 2<strong>02</strong>2, zeigt:<br />
Nur mehr 34 Prozent der Menschen über 16 Jahre sind der<br />
Meinung, dass das politische System in Österreich derzeit sehr<br />
gut bzw. ziemlich gut funktioniert; 2018 waren es noch 64 Prozent.<br />
Für den Rest funktioniert es weniger oder gar nicht gut.<br />
Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen in Justiz, Polizei und Behörden<br />
über die fünf Erhebungsjahre hinweg konstant geblieben.<br />
Der Vertrauensverlust trifft also in erster Linie die demokratisch<br />
gewählten Vertretungsorgane – das politische System ist mit einer<br />
Krise der Repräsentation konfrontiert. Diese umfasst auch die<br />
Parteien: 2018 fanden 13 Prozent der Menschen keine Partei, die<br />
ihre politischen Anliegen vertritt, inzwischen sind es 38 Prozent.<br />
„Arbeiten eh nix, zum Bundesheer müssen sie<br />
auch nicht. Das Wahlrecht sollte man ihnen<br />
nehmen, den Weibern!“ Zugreisen sind Zeitreisen,<br />
könnte man glauben. Doch die ÖBB haben<br />
die Physik noch nicht überlistet. Zugreisen<br />
geben Einblick in Diskussionen, die aus längst<br />
vergangenen Zeiten scheinen. 15-Jährige, die in<br />
aller Lautstärke fordern, ihren Müttern, Schwestern,<br />
Klassenkolleginnen das grundlegende<br />
demokratische Recht schlechthin zu nehmen.<br />
Weil sie ja eh so faul seien, „die Weiber“.<br />
Eine dunkle Zivilgesellschaft, die die Freiheit und<br />
Gleichheit aller als Grundlage von <strong>Demokratie</strong><br />
ablehnt, breitet sich in Online-Foren, Freundeskreisen,<br />
Schulhöfen und Vereinslokalen aus.<br />
Die Frau, die sich dem Herrschaftsanspruch der<br />
Ordnung widersetzt, sich den „natürlichen<br />
Verhältnissen“ nicht fügt oder die schlicht nicht<br />
in das Bild der braven Gespielin passt, wird<br />
radikal vernichtet. Erst durch Gedanken, dann<br />
durch Worte und schließlich durch Taten.<br />
Die Reisegespräche im Zug, die gezielte Entwürdigung<br />
von Frauen in politischen Funktionen, die<br />
körperliche Gewalt bis hin zum Femizid – sie<br />
sind Ausdruck der dunklen Zivilgesellschaft, die<br />
<strong>Demokratie</strong> aushöhlt und letztlich erstickt.<br />
„Sind ja nur ein paar Pubertäre …“, „Ja, der war<br />
halt verzweifelt und einsam …“, „Warum muss<br />
sie auch …“, „Die Frauen kriegen heute eh alles,<br />
da muss Mann sich wehren …“ – Sie kennen diese<br />
„Entschuldigungen“? Ich kenne sie zur Genüge.<br />
Manchmal laut, manchmal verschämt leise und<br />
manchmal sogar von Frauen selbst vorgetragen.<br />
<strong>Demokratie</strong> lebt vom lebendigen Austausch<br />
zwischen allen Bürgerinnen und Bürgern, die<br />
gemeinsam nach <strong>Leben</strong>sformen suchen, die ein<br />
<strong>Leben</strong> in Freiheit und Fülle für alle ermöglichen.<br />
Das erfordert, mutig aufzustehen, wenn die<br />
dunkle Seite der Zivilgesellschaft um sich greift.<br />
Weil es nicht nur „ein paar Hormongesteuerte“<br />
sind, sondern die Zukunft unserer <strong>Demokratie</strong>.<br />
Mag. Dr. Michaela Quast-<br />
Neulinger MA,<br />
Ass.-Prof.in für Fundamentaltheologie<br />
und Religionswissenschaft,<br />
forscht und lehrt<br />
an der Universität Innsbruck<br />
mit dem Schwerpunkt politische<br />
Theologie und interreligiöser<br />
Dialog.<br />
<strong>Ypsilon</strong> 04/2<strong>02</strong>0 <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 7
Unzureichende Antworten<br />
auf die dringlichsten Fragen<br />
Gerade bei den für die Menschen besonders wichtigen Themen<br />
gelingt es den politischen Akteuren nicht, sie in einer Art und<br />
Weise aufzugreifen, die zuversichtlich stimmt, so der SORA-Bericht.<br />
Als ihr derzeit dringendstes politisches Anliegen nennen<br />
die meisten Menschen die Teuerung (42 Prozent), gefolgt von<br />
ökonomischer Ungleichheit (20 Prozent), Klimawandel (15 Prozent),<br />
Krieg in der Ukraine (14 Prozent) sowie Zuwanderung und<br />
Integration (13 Prozent). Ein weiteres Ergebnis: Für 59 Prozent<br />
„stecken Politik und Medien unter einer Decke“.<br />
Bemerkenswert auch der Vergleich entlang der wirtschaftlichen<br />
Lage der Befragten: Im unteren ökonomischen Drittel ist das<br />
Vertrauen in die Politik von Beginn an gering und hat sich kaum<br />
verändert. Massiv eingebrochen ist das Vertrauen in das Funktionieren<br />
des politischen Systems im mittleren und oberen Einkommensdrittel,<br />
und zwar um rund die Hälfte. Für das untere<br />
Drittel hält die <strong>Demokratie</strong> ihre zentralen Versprechen im Blick<br />
auf Gleichheit und Mitbestimmung nicht: Die Mehrzahl dieser<br />
Menschen erlebt kontinuierlich, von der Politik als Menschen<br />
zweiter Klasse behandelt zu werden (73 Prozent), im Parlament<br />
nicht vertreten zu sein (68 Prozent) und mit politischer Beteiligung<br />
keinen Unterschied machen zu können (60 Prozent).<br />
„Die Mitte stellt sich die Frage, ob das politische System noch<br />
ein Gemeingut oder eher ein Selbstbedienungsladen ist“, so<br />
der SORA-Befund. Es herrsche der zunehmende Eindruck, dass<br />
privilegierte Gruppen das politische System für ihre Eigeninteressen<br />
nutzen, dass „sich die gut Situierten untereinander<br />
ausmachen, was im Land passieren soll“ (78 Prozent). Das obere<br />
Drittel hadert mit Einschränkung der Freiheit, mit staatlichen<br />
Eingriffen in die individuelle <strong>Leben</strong>sführung, etwa in der Pandemie<br />
oder auch beim Klimaschutz.<br />
Verliert die <strong>Demokratie</strong><br />
selbst an Legitimität?<br />
Die klassische Frage nach dem „<strong>stark</strong>en Führer“ wird laut<br />
SORA-Analyse erstmals nicht mehr mehrheitlich abgelehnt –<br />
derzeit stimmen 46 Prozent gar nicht zu, vor einem Jahr waren<br />
es noch 56 Prozent. Konstant ist mit rund 5 Prozent der Anteil<br />
jener, die sich eindeutig für eine Diktatur aussprechen (Autokraten).<br />
Am anderen Ende des Spektrums stellen die Demokraten<br />
mit 57 Prozent nach wie vor die Mehrheit, auch wenn ihr Anteil<br />
leicht gesunken ist.<br />
Die gute Botschaft aus der Erhebung: Insgesamt hat die <strong>Demokratie</strong><br />
nicht an Zustimmung verloren. Über die fünf Erhebungsjahre<br />
hinweg denken jeweils knapp neun von zehn Menschen,<br />
dass sie – trotz mancher Probleme – die beste Staatsform ist.<br />
Wirklich beruhigen sollte einen eine solche Antwort angesichts<br />
der Detailergebnisse nicht und es stellt sich für jeden, dem<br />
<strong>Demokratie</strong> ein Herzensanliegen ist, die Frage: Worauf muss<br />
ich achten?<br />
Was unternehmen Autokraten als erstes, um ihre Macht abzusichern?<br />
Sie ändern die Wahlregeln zu ihren Gunsten, um eine<br />
Abwahl zu verhindern, und sie trachten danach, die Gewaltenteilung<br />
zwischen Legislative, Exekutive und Jurisdiktion aufzuweichen<br />
oder aufzuheben, um nicht zur Verantwortung gezogen<br />
zu werden. Um <strong>Demokratie</strong> zu sichern bzw. zu verteidigen,<br />
lautet die erste Pflicht also: Zivilcourage gegen alle Versuche,<br />
diese Grundprinzipien eines demokratischen Systems inklusive<br />
der fundamentalen Rechte und Freiheiten einzuschränken.<br />
<strong>Demokratie</strong> muss ständig weiterentwickelt<br />
und erneuert werden<br />
<strong>Demokratie</strong> heißt „Volksherrschaft“ und meint „eine Regierung<br />
des Volks, durch das Volk und für das Volk“ (Abraham Lincoln).<br />
Damit sind drei Grundfragen verbunden:<br />
1. „des Volkes“: Wer ist das Volk? Dürfen nur Staatsbürger<br />
wählen, ab welchem Alter, oder auch dauerhafte Einwohner<br />
mit anderer Staatsbürgerschaft? Wie werden Interessen jener<br />
berücksichtigt, die (noch) nicht wählen können?<br />
2. „durch das Volk“: Wer kann gewählt werden (passives Wahlrecht)?<br />
Wie wird sichergestellt, dass alle Teile der Gesellschaft<br />
entsprechend in den gewählten Gremien repräsentiert sind? Ist<br />
Verhältnis- oder Mehrheitswahlrecht angebrachter?<br />
3. „für das Volk“: Das Volk hat viele berechtigte Anliegen und<br />
Interessen und nicht wenige stehen in Konkurrenz und manchmal<br />
auch im Widerspruch zueinander. Wie sie gewichten, wie<br />
den Ausgleich schaffen, wie kurzfristige und langfristige Ziele<br />
unter einen Hut bekommen?<br />
Der Fragenkatalog könnte noch lange fortgesetzt werden. Er<br />
zeigt eines: <strong>Demokratie</strong> heißt, Regeln und Entscheidungen ständig<br />
neu zu verhandeln, zu überprüfen und weiterzuentwickeln.<br />
Seit die Griechen die <strong>Demokratie</strong> „erfunden“ haben, gibt es Kritik<br />
an ihr – von der „Unfähigkeit des Wahlvolkes“ über die „falsche“<br />
Auswahl an Repräsentanten bis zur Eigennutzorientierung<br />
der Amtsträger samt der damit verbundenen Korruption.<br />
Verantwortung heißt Teilnahme<br />
Verantwortung für die <strong>Demokratie</strong> und in der <strong>Demokratie</strong> lässt<br />
sich kurz in einem Wort zusammenfassen: Teilnahme. Nicht<br />
nur an Wahlen, sondern auch am Geschehen und am Diskurs<br />
dazwischen; Teilnahme auch durch Übernahme von Funktionen,<br />
Ämtern, Aufgaben. Diese Teilnahme zu fördern, muss eine<br />
wesentliche Aufgabe von Erziehung, Schule und Bildung sein.<br />
Zivilgesellschaftliche Organisationen und Vereine mit ihren<br />
ehrenamtlichen Strukturen sind ein wesentliches Feld demokratischer<br />
Einübung und Praxis. <strong>Demokratie</strong>, Diskurs, Konsens,<br />
Kompromiss, gemeinsam erarbeitete Lösungen können so gelernt<br />
und erfahren werden. Gerade junge Menschen gilt es dafür<br />
zu gewinnen, zu motivieren – und auch ranzulassen.<br />
8 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Eine Frage, die im Blick auf Verantwortung für die <strong>Demokratie</strong><br />
immer wieder gestellt wird: Sind zu einer demokratischen Wahl<br />
Kandidaten bzw. Parteien zuzulassen, die für eine Abschaffung<br />
der <strong>Demokratie</strong> eintreten? Verfassungstheoretiker sind sich in<br />
der Frage uneins, mehrheitlich sehen sie jedoch, dass es zum<br />
Schutz der <strong>Demokratie</strong> und ihrer Werte legitim ist, in diesem<br />
Fall die demokratischen Freiheiten einzuschränken.<br />
Anteil der Weltbevölkerung<br />
in politischen Systemen 2<strong>02</strong>0<br />
Quelle: Göteborger „V-Dem“-Institut<br />
18%<br />
elektorale<br />
<strong>Demokratie</strong>n<br />
14%<br />
liberale<br />
<strong>Demokratie</strong>n<br />
geschlossene<br />
Autokratien<br />
43%<br />
elektorale<br />
Autokratien<br />
25%<br />
GOTT BEWEGT<br />
<strong>Demokratie</strong> lebt<br />
durch unser Tun<br />
<strong>Demokratie</strong> klebt am Asphalt in der Kälte des<br />
Winters. Ich denke über <strong>Demokratie</strong> nach,<br />
während ich schützend hinter den Aktivistinnen<br />
und Aktivisten der Letzten Generation stehe, die<br />
eine der frequentiertesten Straßen Innsbrucks<br />
blockieren. Gehässige und empörte Rufe kommen<br />
aus den Autos. Die Angeklebten sind überzeugt:<br />
Auf repräsentativ politischer Ebene wird zu wenig<br />
getan, um die Klimaziele zu erreichen. Für mich<br />
wird dabei spürbar, was „<strong>Demokratie</strong>“ auch ist:<br />
politisches Engagement, das sich speist aus<br />
eigenem Gewissen und wissenschaftlich fundierten<br />
Daten, aus einer Bereitschaft, sich ein- und<br />
auszusetzen für eine lebenswerte Zukunft für<br />
alle Menschen und dafür auch eigene Nachteile<br />
in Kauf nimmt.<br />
Ich denke über <strong>Demokratie</strong> nach, während ich unter<br />
den 1.500 Menschen bin, die am Weltklima-Streiktag<br />
von Fridays for Future durch Innsbruck ziehen,<br />
über Basisdemokratie einerseits und repräsentative<br />
<strong>Demokratie</strong> andererseits. Es sind zwei Kräfte,<br />
die sich wechselseitig stärken könnten. Demonstrationen,<br />
Petitionen und Aktionen des zivilen<br />
Ungehorsams sind demokratische Manifestationen.<br />
Menschen, die Verantwortung übernehmen,<br />
schieben sie nicht auf „die Politik“ ab. <strong>Demokratie</strong><br />
leben, heißt für jede Bürgerin und jeden Bürger so<br />
leben, wie es dem eigenen Gewissen entspricht, auch<br />
wenn dazu die nötigen Gesetze noch fehlen, etwa<br />
zu Tempobeschränkungen oder beim Tierschutz.<br />
Foto: Privat<br />
REGIMES OF THE WORLD<br />
Eine Möglichkeit, Regierungsformen weltweit zu kategorisieren, ist<br />
das Schema „Regimes of the World (RoW)“. Es teilt Regierungen auf<br />
der ganzen Welt in vier Kategorien ein, in zwei Formen der Autokratie<br />
und zwei Formen der <strong>Demokratie</strong>. In „geschlossenen Autokratien“<br />
übt ein Einzelner oder eine Gruppe unkontrolliert Macht aus,<br />
eine Diktatur also. Eine „elektorale Autokratie“ weist teilweise<br />
demokratische Elemente auf, etwa Wahlen, diese sind aber in der<br />
Realität weder frei noch fair. In „elektoralen <strong>Demokratie</strong>n“ sind<br />
Wahlen zwar frei und fair, aber die Gewaltenteilung ist beispielsweise<br />
nicht vollständig, sodass etwa das Staatsoberhaupt nur einer<br />
schwachen oder gar keiner Kontrolle durch die Judikative oder das<br />
Parlament unterliegt. In der „liberalen <strong>Demokratie</strong>“ sind die<br />
demokratischen Grundideale und Institutionen am effektivsten<br />
realisiert, und zwar in Form eines <strong>stark</strong>en Rechtsstaats mit Gewaltenteilung<br />
und deutlich ausgeprägten Bürgerrechten, die auch<br />
Minderheiten wirkungsvoll zu schützen vermögen.<br />
Bei solchem <strong>Demokratie</strong>denken ist mir der prophetische<br />
Umgang Jesu mit dem Gesetz ganz nahe.<br />
Die Geschichte der „Vertreibung der Händler<br />
aus dem Tempel“ in den Evangelien entspricht in<br />
vielerlei Hinsicht den Aktionen der Letzten Generation.<br />
Man plant gezielt eine Aktion, die aufdeckt, die<br />
auch provozieren kann, die in sich gewaltfrei bleibt,<br />
die sich symbolischer Zeichenhandlungen bedient,<br />
die aufzeigt, wie eine andere Welt sein könnte.<br />
Dr. theol. Klaus Heidegger<br />
Vorsitzender der Kath. Aktion<br />
der Diözese Innsbruck und<br />
Mitglied im Präsidium der KMB
Kirche muss nach<br />
Zukunft schmecken<br />
„Zukunft muss nach Besserem schmecken“, betitelt Franz<br />
Küberl sein neuestes Buch, das er anlässlich seines 70. Geburtstags<br />
geschrieben hat. Das macht neugierig. ypsilon bat den<br />
ehemaligen Bundessekretär der Kath. Jugend und Präsidenten<br />
der Caritas Österreich um seine Einschätzung von Glaube,<br />
Kirche und Gesellschaft.<br />
ypsilon: Die vielen Krisen der letzten drei Jahre – Corona, Klima,<br />
Krieg, Teuerung – haben viele Menschen müde gemacht. Können<br />
wir trotzdem Hoffnung schöpfen?<br />
Franz Küberl: Wir müssen damit leben lernen, dass es Unfairness,<br />
Hindernisse und Verwerfungen gibt. Auch damit, dass<br />
ich als Einzelner die Welt nicht aus den Angeln heben kann und<br />
auch nicht alles allein tun kann. Aber ich kann ein paar Dinge in<br />
meinem Umkreis und Verantwortungskreis tun – in der Familie,<br />
am Arbeitsplatz, bei Freunden, in einem Verein oder in einer<br />
Organisation. Und das, was ich tun kann, das soll ich tun. Die<br />
Erfahrung zeigt ja: Dinge können sich wieder zum Besseren<br />
wenden.<br />
Sie erwähnen in Ihrem Buch einen Satz, der Sie sehr ermutigt<br />
hat: „Jeder junge Arbeiter ist mehr wert als alles Gold der Welt.“<br />
Gerade die jungen Menschen sind durch die Vielfalt an Krisen<br />
sehr verzagt. Was sagen Sie ihnen?<br />
Die überwiegende Zahl der jungen Menschen in Österreich<br />
kann, Gott sei Dank, wohlbehütet aufwachsen. Sie sollten aber<br />
schon einschätzen können, dass sie insgesamt gute Möglichkeiten<br />
haben. Die Frage ist, ob den jungen Menschen entsprechende<br />
Chancen und Herausforderungen eröffnet werden. Jeder, der<br />
mit der nächsten Generation zu tun hat, hat auch einen Hauch<br />
an Mitverantwortung, sollte zuhören, etwas wachsen lassen,<br />
unterstützen und auch Kritik üben.<br />
Schwerpunkt dieses Magazins ist die <strong>Demokratie</strong>.<br />
Die Mehrzahl der Staaten ist heute nicht mehr demokratisch.<br />
Welche Verantwortung haben die Menschen für die <strong>Demokratie</strong>?<br />
<strong>Demokratie</strong> spielt sich Gott sei Dank nicht nur im Parlament ab,<br />
sondern sie lebt davon, dass sich Menschen engagieren. Das gilt<br />
für jede öffentliche Verantwortung, vom Bundespräsidenten<br />
über Gemeinderäte, Schulsprecherinnen bis hin zum Heimgartenverein:<br />
Wir brauchen Leute, die sich etwas denken und<br />
Probleme klug lösen, die Verantwortung übernehmen und die<br />
Kapazität haben, auf jene zu achten, für die sie mitverantwortlich<br />
sind. Der Pferdefuß der <strong>Demokratie</strong> ist, dass niemand wie<br />
eine Made im Speck leben kann. Auch in der KMB ist die Frage,<br />
wie die Verantwortlichen <strong>Demokratie</strong> leben. Sind sie in der<br />
Lage, Menschen mitzunehmen, einzuladen? Verantwortung<br />
zu übernehmen? Zu Entscheidungen zu stehen, aber auch zu<br />
Entscheidungen zu kommen? Das könnte man jetzt überall<br />
deklinieren.<br />
Hat sich die Debattenkultur verändert?<br />
Sie ist unter anderem durch Corona etwas unbedingter geworden.<br />
Freiheit bedeutet für viele vor allem Freiheit für sich selbst.<br />
Aber wenn der andere neben mir keine Freiheit hat, dann habe<br />
ich auch keine. Wenn der andere Mensch gleich wertvoll ist wie<br />
ich, muss ich mich mit seiner anderen Meinung auseinandersetzen.<br />
Ich glaube, das ist ein bisschen außer Rand und Band<br />
geraten. Ein wenig spielen wohl auch die Möglichkeiten des<br />
Internets eine Rolle. Ein Wort, das man früher in einer Kaffeerunde<br />
gesagt hat, kann jetzt auf einmal weltweit auftauchen.<br />
Man kann jemanden beschimpfen, in eine Zwangslage bringen<br />
oder ausnützen. Das ist stärker geworden und schlägt sich auch<br />
auf das normale <strong>Leben</strong> nieder.<br />
In Ihrem Buch schreiben Sie, die Kirche sind wir alle, der Klerus<br />
und die Laien. Viele Diözesen müssen sparen – und das tun sie vor<br />
allem bei den Laienorganisationen, der Katholischen Aktion.<br />
Wie sehen Sie das?<br />
Das wäre der Gang in die Sakristei, der Rückzug vom Alltagsleben<br />
der Gläubigen und eine schwere Fehlentwicklung. Ich<br />
glaube, dass in der Kirche – auch bei leitenden Verantwortlichen<br />
– zu wenig gesehen wird, dass es Aufgabe der Kirche ist, Strukturen<br />
zu schaffen, damit die Menschen ihre Gläubigkeit dort leben<br />
können, wo sie leben. Für den Laien liegt die Gläubigkeit auf<br />
dem Marktplatz des <strong>Leben</strong>s. Das gilt für die Pfarrei, die übergeordneten<br />
Instanzen in der Diözese, aber auch weltweit. Die<br />
Pfarren sind wahrscheinlich die größte soziale und seelsorgliche<br />
Erfindung, die es in der Kirche gibt. Das ist eine spannende<br />
Frage an die katholische Aktion, aber auch an viele andere Institutionen<br />
oder Gruppen von Laien, die sich zusammenschließen<br />
und mithelfen, damit das innere Gerüst des Gebäudes Kirche<br />
etwas gleichschaut.<br />
10 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
INTERVIEW<br />
Foto: JJ Kucek<br />
Ich habe durch mein Engagement in Jungschar, KSJ und<br />
Katholischem Bildungswerk meine Persönlichkeit entdecken<br />
und entwickeln können und viel gelernt. Wo können junge<br />
Menschen heute in der Kirche andocken?<br />
Das halte ich für eine Stärke der Pfarren – es ist ganz erstaunlich,<br />
wie viele Gruppen es da gibt. Ich staune darüber, wie viele<br />
junge Menschen motiviert werden können, bei der Dreikönigs-<br />
Aktion mitzugehen. Die entscheidende Frage ist, ob Menschen<br />
auch in ihrem Wesen angesprochen werden können. Ob die<br />
Fragen „Woher komme ich?“, „Wer bin ich?“, „Wohin gehe ich?“<br />
besprochen werden. Das sind ja die Glaubensfragen, ganz undogmatisch<br />
formuliert.<br />
Wenn Sie jetzt 17 Jahre alt wären und es gäbe keine KJ, wo<br />
würden Sie sich denn da heute engagieren? Vielleicht bei der<br />
Young Caritas oder bei Fridays for Future?<br />
Soweit ich mich kenne, würde ich sicher irgendein Feld finden,<br />
wo ich das Gefühl habe, einen Beitrag leisten zu können. Ich<br />
kann nicht sagen, wo, aber dass ich tätig wäre, ist sicher. Es ist<br />
schon so, dass ich wichtig sein wollte, also irgendwo mittun und<br />
auch etwas mittragen. Ich habe sehr viele Leute kennengelernt,<br />
die mir bedeutet haben, dass sie das, was ich tue, für wichtige<br />
Beiträge halten, auch wenn man darüber debattiert hat. Als<br />
junger Mensch will man etwas erleben, will man angenommen<br />
sein und lernt so auch etwas dazu. Das sind Zustiegsmomente<br />
für junge Menschen.<br />
In Österreich gab es viele Reformbestrebungen: Kirchenvolksbegehren,<br />
Pfarrerinitiative etc. Die Antwort aus dem Vatikan war –<br />
so schreiben Sie – „schallendes Schweigen“. Heute beschreitet<br />
der Papst neue Wege und stößt wichtige Reformen an, aber vieles<br />
„verdunstet“, sagen Sie. Was passiert da?<br />
In Wirklichkeit haben wir in der Kirche zwei unterschiedliche<br />
Schichtungen im Klerus: Die einen, die froh sind, dass sie ihre<br />
Funktion erreicht haben, sie behalten wollen und großes Interesse<br />
daran haben, unter ihresgleichen zu bleiben. Und die<br />
anderen, die wollen, dass Kirche unter die Leute kommt, die<br />
die Menschen mitnehmen und mit ihnen gehen wollen. Da<br />
gibt es eine Reihe von Bischöfen, wie Bischof Johann Weber<br />
oder Bischof Reinhold Stecher, die mich wahnsinnig beeindruckt<br />
haben. Das ist ein wenig zurückgenommen worden,<br />
vielleicht weil viele kirchliche Verantwortliche nur mit Menschen<br />
gehen wollen, die bereits gläubig sind.<br />
Was bedeutet das für die Zukunft der Kirche?<br />
Wenn man ein anziehendes Inneres der Kirche haben will, wird<br />
man Laien brauchen. Da braucht es deutliche Impulse, um ein<br />
Stück weiterzukommen. Bis jetzt hat man keine Form gefunden,<br />
um Laien stärker in die Gesamtverantwortung der Kirche miteinzubeziehen.<br />
Es gibt einzelne kleine Öffnungsschritte, wie<br />
Frauen in der Vollversammlung der Bischofskongregation. Aber<br />
der Weg ist noch weit. Ich fürchte, das wird auch die nächste<br />
Synode nicht lösen können. Aber ich kann mir keinen Herrgott<br />
vorstellen, der meint, so habe ich es euch vor 2000 Jahren gesagt<br />
und so muss es bleiben.<br />
Was können die Gläubigen tun, um die Kirche wieder<br />
voranzubringen?<br />
Man muss selbst in der Lage sein, den Glauben in sich weiterzuentwickeln<br />
und nach außen weiterzutragen. Das ist die einzige<br />
Missionsform, die Wirkung zeigt. Wenn ich so lebe, dass andere<br />
sagen: „Interessant, was der tut. Das ist etwas, das ich auch<br />
überlegen kann.“ Natürlich gehört auch dazu, dass man sich um<br />
sein Umfeld kümmert, dort, wo man tätig ist, mit Freunden, sich<br />
in einer Gruppe engagiert, in einem Verein, in der Firma, im<br />
Rentnerverband. Da kann ich meine drei, vier wichtigsten<br />
Werte und Haltungen souverän einsetzen.<br />
Was braucht es, damit die Kirche nach Zukunft schmeckt?<br />
Kirche schmeckt nach Zukunft, wenn sie die Menschen bei ihrer<br />
Freude, der Trauer, ihrer Hoffnung, ihren Ängsten begleitet, bei<br />
den Punkten, die die Menschen bewegen. Entscheidend ist, ob<br />
die Kirche nahe genug bei den Menschen ist und ob das, was sie<br />
tut, nach Zukunft schmeckt. Und vielleicht hilft auch, dass wir in<br />
dieser Welt leben, gegen diese Welt leben und über diese Welt<br />
hinaus leben – alles gleichzeitig. Wir sind die, die mitgestalten,<br />
mittragen, mitverantworten, mitleiden, mitschuldig werden.<br />
Wir sind Teil dieser Welt. Die spannende Frage ist, ob man sich<br />
kirchlich und wir uns als Gläubige immer wieder über bestimmte<br />
Fragen mit anderen in der Gesellschaft verständigen können.<br />
Wichtig ist, dass die Hoffnung nicht stirbt. Als Kirche müssen<br />
wir uns fragen, ob wir genug Hoffnung ausstrahlen.<br />
Interview:<br />
Roswitha M. Reisinger<br />
buchtipp<br />
Franz Küberl<br />
Zukunft muss nach Besserem schmecken.<br />
Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft<br />
In seinem neuen Buch plädiert der ehemalige Präsident<br />
der Caritas Österreich für ein Christentum, „das sich im<br />
Alltag zeigt“. In seiner Analyse spannt er einen Bogen<br />
von den gesellschaftlichen Herausforderungen, seinen<br />
persönlichen <strong>Leben</strong>s- und Glaubenserfahrungen über<br />
eine Kirche, die sich reformieren muss, bis hin zu den<br />
dafür notwendigen Zukunftstugenden.<br />
144 Seiten, Tyrolia-Verlag, ISBN 978-3-7<strong>02</strong>2-4097-4, € 17,99<br />
<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 11
Einheit in der Vielfalt<br />
Ringen um die Kirche von morgen<br />
Dass es in der Kirche viele widersprüchliche Positionen gibt, ist<br />
bekannt. Dass diese Vielfalt in ihrer ganzen Bandbreite Einzug in das<br />
Abschlussdokument der kontinentalen Versammlung des synodalen<br />
Prozesses in Prag gefunden hat und dass damit die Heterogenität der<br />
Kirche Europas öffentlich sichtbar gemacht wurde, das ist neu.<br />
Christian Brandstätter<br />
2<strong>02</strong>1 hat Papst Franziskus eine Weltsynode ausgerufen. Unter<br />
dem Motto „Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation,<br />
Mission“ beschäftigt sich die katholische Kirche mit der<br />
Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen<br />
von Mitbestimmung es dabei geben soll.<br />
Die Anliegen aus Österreich<br />
In einer ersten Phase wurden die Anliegen und Ideen der<br />
Gläubigen erhoben und in den Pfarren und bei diözesanen Versammlungen<br />
diskutiert. In Österreich haben sich rund 50.000<br />
Personen beteiligt, darunter auch viele KMB-Männerrunden.<br />
Dabei dominieren jene Themen, die die Katholische Kirche in<br />
Österreich seit Jahrzehnten beschäftigen, wie die Frauenfrage,<br />
die Teilnahme der Laien oder die Sexualmoral. Relativ neu ist<br />
die Frage, wie die Kirche mit gleichgeschlechtlichen Paaren<br />
bzw. diversen sexuellen Identitäten umgehen soll. Auch der<br />
zunehmend beobachtete Relevanzverlust der Kirche in der Gesellschaft<br />
wird bedauert.<br />
Viele der Anliegen könnte die Ortskirche gleich aufgreifen und<br />
umsetzen, etwa die gezielte Förderung von Frauen in kirchlichen<br />
Leitungspositionen, mehr Transparenz und Mitbestimmung<br />
in Entscheidungsprozessen, die Mitwirkung von Laien<br />
12 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
INSGESAMT IST DURCH DIE INTENSIVE ARBEITSWEISE<br />
IN PRAG EIN BEEINDRUCKENDES, ABER AUCH<br />
HETEROGENES UND WIDERSPRÜCHLICHES BILD AN<br />
UNTERSCHIEDLICHEN VORSTELLUNGEN ZUTAGE<br />
GETRETEN, DAS NUN OFFEN AUF DEM TISCH LIEGT.<br />
MARKUS WELTE<br />
Foto: Maxim Shutov<br />
und Laiinnen in der Liturgie, beispielsweise durch Predigt- und<br />
Tauferlaubnis für Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten,<br />
und die Erlaubnis für Krankenhausseelsorgerinnen und<br />
-seelsorger, die Krankensalbung zu spenden.<br />
Als unverzichtbar und essenziell wurde das Engagement der<br />
Kirche im karitativen und gesellschaftspolitischen Bereich genannt.<br />
Dazu zählten Themen wie Armutsbekämpfung, Einsatz<br />
für Flüchtlinge, Begleitung von alten, kranken, notleidenden<br />
Menschen, Einsatz für Obdachlose, Engagement für globale<br />
Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der<br />
Schöpfung. Diese soziale Dimension soll gestärkt werden.<br />
Fragen, die nicht von der Ortskirche gelöst werden können,<br />
wie etwa der Zugang von Frauen zur Weihe und den damit verbundenen<br />
Ämtern, der Zölibat als Zulassungsbedingung zum<br />
Weiheamt oder das Überdenken kirchlicher Positionen im<br />
Bereich der Sexualmoral, sollen auf den entsprechenden kirchlichen<br />
Ebenen eingebracht werden.<br />
Europasynode<br />
Der nächste Schritt im Synodalen Prozess sind sieben Kontinentalversammlungen,<br />
bei denen die Ergebnisse aus den einzelnen<br />
Ländern eingebracht werden. In Europa trafen sich Anfang<br />
Februar rund 200 Delegierte in Prag. Österreich war durch<br />
die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, den Salzburger<br />
Theologen Markus Welte, die Innsbrucker Hochschul-Rektorin<br />
und Theologin Petra Steinmair-Pösel und den Vorsitzenden<br />
der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, vertreten.<br />
Darüber hinaus nahmen noch 390 Delegierte online an den<br />
Beratungen teil.<br />
Damit alle gleichberechtigt zu Wort kommen konnten, durfte<br />
in Prag jede Delegation ein gleich langes Statement vortragen.<br />
Einig waren sich alle in der Sorge, dass der Kirche die Jugend<br />
davonläuft. Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals<br />
wünschten sich die meisten eine Rückbesinnung auf den Kern<br />
der Botschaft Jesu. Man will Umkehr, Erneuerung und neue<br />
Glaubwürdigkeit.<br />
Kirche voller Gegensätze<br />
In der Praxis gingen die Meinungen aber weit auseinander.<br />
Die einen wollen den Klerikalismus bekämpfen, den sie als<br />
Hauptursache des Missbrauchs sehen. Andere wollen den Klerus<br />
verteidigen, weil er für sie den Markenkern der katholischen<br />
Struktur ausmacht. Manche wollen eine Kirche, die niemanden<br />
ausgrenzt, egal wen er oder sie liebt. Andere wollen an der<br />
Morallehre festhalten und nichts gutheißen, was laut Bibel<br />
Sünde ist.<br />
„Insgesamt ist durch die intensive Arbeitsweise in Prag ein beeindruckendes,<br />
aber auch heterogenes und widersprüchliches<br />
Bild an unterschiedlichen Vorstellungen zutage getreten, das<br />
nun offen auf dem Tisch liegt“, berichtet Markus Welte. Viele<br />
Teilnehmende habe das überrascht, mitunter auch ratlos gemacht.<br />
Die Hauptaufgabe in Prag liege wohl darin „diese Spannungen<br />
offen zu benennen und gemeinsam auszuhalten“.<br />
Grundsätzlich habe Welte den Eindruck, „dass sich alle Delegationen<br />
trotz konträrer Positionen mit einem hohen Maß an<br />
Wertschätzung begegnet sind.“<br />
Auch Erzbischof Franz Lackner zeigte sich zufrieden mit dem<br />
Verlauf der Synode, weil viele drängende Fragen offen auf dem<br />
Tisch liegen würden. Zugleich habe es keine Konfrontationen<br />
von Gewinnern und Verlierern gegeben. Das hätte aber auch<br />
dem Wesen der Synode widersprochen. Dass die Heterogenität<br />
in der Kirche Europas öffentlich sichtbar wurde, war für viele<br />
ein Novum. Aber nur so sei es möglich, in einen substantielleren<br />
Austausch zu kommen, betonte Regina Polak. Zugleich führten<br />
die damit verbundenen Spannungen aber auch zur Bildung<br />
von Allianzen.<br />
Besteht die Gefahr einer Kirchenspaltung?<br />
Dass es „im Extremfall“ auch zu einer Art Kirchenspaltung<br />
kommen könnte, bejahte Petra Steinmair-Pösel. „Allerdings<br />
sehe ich es wirklich als einen Gewinn und als ein sehr positives<br />
Ergebnis dieser Kontinentalsynode, dass am Schluss ein gemeinsames<br />
Bekenntnis aller Beteiligten zur Einheit steht.“<br />
<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 13
Der Bochumer Theologe Thomas Söding hält die Gefahr einer<br />
Kirchenspaltung durch weitreichende Reformen für übertrieben.<br />
Er warnte davor, die Debatte um ein Priestertum von<br />
Frauen mit diesem Argument abzuwürgen. „Für mich war<br />
‚Schisma‘ immer ein Popanz, der aufgebaut wurde, um bestimmte<br />
Positionen von vorneherein zu diskreditieren. Aber<br />
das hat nicht funktioniert.“ Die Gespräche in Prag haben gezeigt,<br />
„dass man auf unterschiedliche Art und in einer gewissen<br />
Ungleichzeitigkeit katholisch sein kann“. Diese Einheit in der<br />
Vielfalt müsse die Kirchenführung nun weltweit organisieren:<br />
„Ohne Rom und ohne den Papst geht das nicht.“<br />
Ähnlich klingt auch das Resümee des Präsidenten des Rats<br />
der Europäischen Bischofskonferenzen, Erzbischof Gintaras<br />
Grusas aus Litauen: „Ich habe hier in keiner Äußerung den<br />
Wunsch gehört, die Kirche zu verlassen. Sehr viel mehr habe<br />
ich den Wunsch gehört, Kirche zu sein. Aber es ist wohl so, dass<br />
es unterschiedliche Wege geben soll, Kirche zu sein – darüber<br />
sprechen wir.“ Es gehe darum, „Wege zu suchen, wie Einheit<br />
in Verschiedenheit möglich sein kann“.<br />
Die tiefe Wunde<br />
Bereits zu Beginn der Europa-Etappe der Weltsynode haben<br />
einige Redner eine mangelnde Berücksichtigung von Missbrauchsopfern<br />
kritisiert. Die umfassendste Kritik äußerte der<br />
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger<br />
Bischof Georg Bätzing. Er sagte, es komme in den bisherigen<br />
Beiträgen zu wenig zur Sprache, dass die Kirche „zutiefst verwundet<br />
sei“, weil zahlreiche Priester und Ordensleute durch sexuellen<br />
Missbrauch „Menschen in der Kirche verwundet haben“.<br />
Die Situation sei dramatisch, betonte Bätzing. In Europa gebe es<br />
„hunderttausende Opfer“.<br />
Die irische Delegation forderte radikale Konsequenzen. Der<br />
Missbrauch habe tiefe Wunden gerissen und bei vielen den<br />
Glauben zerstört. Dies betreffe am meisten die Opfer, aber<br />
auch viele Gläubige, Priester und Bischöfe. Viele könnten in<br />
einer Kirche, die so viele betrogen habe, keine gute Nachricht<br />
mehr hören. Auch im Österreich-Papier wird eingemahnt, dass<br />
das Thema Missbrauch weltkirchlich weiterbearbeitet werden<br />
muss.<br />
Das Ergebnis von Prag<br />
Bei der Synode wurden die oft widersprüchlichen Länder-Statements<br />
angehört, immer wieder unterbrochen von Pausen des<br />
Gebets. Debatten oder Abstimmungen gab es nicht. Ein Redaktionsteam<br />
erstellte aus den über 40 Länderbeiträgen ein<br />
20-seitiges Schlussdokument. Spannungen zwischen „progressiven“<br />
Strömungen (in Prag klar in der Minderheit), die für Änderungen<br />
der kirchlichen Lehre und Moral eintraten, um niemanden<br />
aus der Kirche auszuschließen oder hinauszudrängen, und<br />
„konservativen“ Strömungen, die für ein Festhalten an Dogmen<br />
und Verboten als einzig sinnvolle Reaktion der Kirche auf die<br />
Beliebigkeit der postmodernen Welt warben, werden als solche<br />
offen benannt, ebenso die Verletzungen als Folge der Missbrauchsskandale.<br />
Die Delegierten aus Österreich bei der Europasynode in Prag:<br />
Dr. Markus Welte, MMag. Dr. Regina Polak, Dr. Petra Steinmair-Pösel,<br />
Erzbischof Mag. Dr. Franz Lackner (v.l.n.r.).<br />
Konkrete Vorschläge zur Überwindung dieser Gegensätze<br />
werden nicht gemacht. Das Papier stellt jedoch weitgehenden<br />
Konsens darüber fest, dass die synodale Form des Beratens und<br />
Entscheidens in der Kirche weiterentwickelt werden sollte.<br />
Abseits der innerkirchlichen Problemstellungen kommt im<br />
Abschlussdokument auch die Sendung der Kirche in der Welt<br />
deutlich zum Ausdruck, sei es im Blick auf globale Gerechtigkeit,<br />
Armut, Migration, Klimakrise, Ökumene oder den interreligiösen<br />
Dialog.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Die Ergebnisse werden bei der Weltsynode mit Papst Franziskus<br />
im kommenden Herbst in Rom eingebracht. Dazu Bischof Georg<br />
Bätzing: „Prag war anstrengend und Rom wird noch anstrengender<br />
werden. Der Papst lädt uns mit der Weltsynode zu einem<br />
echten Abenteuer ein, das hat es so noch nicht gegeben. Der<br />
Kraftaufwand wird hoch sein, es wird Enttäuschungen geben<br />
und wir werden noch deutlicher sehen, dass wir mit sehr unterschiedlichen<br />
Geschwindigkeiten unterwegs sind.“<br />
Quellen: Kathpress, Katholische Nachrichten Agentur (KNA)<br />
Foto: Regina Polak<br />
14 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
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Vielfalt im<br />
Garten<br />
Endlich ist er wieder da, der Frühling. Ein paar Schneeglöckerl haben<br />
sich in den Garten verirrt, daneben strecken die Primeln, Krokusse<br />
und allerlei andere Blumen ihre Köpfe aus dem Boden. Es ist genau<br />
dieses Erwachen der Vielfalt, das mich jedes Jahr aufs Neue fasziniert.<br />
Christian Brandstätter<br />
Die Basis für einen lebendigen Garten ist ein gesunder Boden.<br />
Auf einem Quadratmeter Fläche und 30 Zentimeter Tiefe leben<br />
rund 80 Regenwürmer, 100 Käfer, 300 Tausendfüßer, 50.000<br />
Springschwänze, eine Million Fadenwürmer, eine Milliarde<br />
Pilze und viele weitere winzige Lebewesen. Sie alle sorgen dafür,<br />
dass organisches Material wie Kompost oder Gründüngung verarbeitet<br />
und anorganisches für die Pflanzen bereitgestellt wird,<br />
der Boden gelockert und durchlüftet wird, Wasser aufnehmen<br />
kann und der Kreislauf des <strong>Leben</strong>s in Gang bleibt.<br />
Was im Untergrund gilt, dass alles irgendwie zusammenhängt<br />
und sich gegenseitig beeinflusst, gilt auch auf der Oberfläche.<br />
Das beste Beispiel dafür sind die Bienen, die auf der Suche nach<br />
Nahrung schier unermüdlich von Blüte zu Blüte fliegen und<br />
damit für eine gute Ernte sorgen. Denn 80 Prozent aller Blütenpflanzen,<br />
dazu gehören fast alle unsere Obst- und Gemüsesorten,<br />
sind auf die Bestäubung durch Tiere angewiesen, sonst<br />
können sie keine Früchte und Samen produzieren. Als Bestäuber<br />
fungieren bei uns aber nicht nur Honigbienen, sondern auch<br />
Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Schmetterlinge und<br />
Nachtfalter.<br />
<strong>Leben</strong>sraum für Wildbienen<br />
Schon ganz am Beginn des Frühlings werden die ersten Wildbienen<br />
von den wärmeren Temperaturen aus ihrem Schlaf<br />
geweckt. Nur müssen diese im Garten auch Nahrung finden,<br />
damit sie nicht gleich verhungern. Eine Plantage aus Grashalmen<br />
gesäumt von Thujenhecken ist nicht gerade ein<br />
Einladung zum Festmahl. Frühblüher wie etwa Krokusblüten<br />
oder Huflattich oder extrem früh blühende Sträucher wie der<br />
Dirndlstrauch – auch Kornelkirsche oder Gelber Hartriegel<br />
genannt – könnten eine erste Nahrungsquelle sein, bis dann<br />
die Blüten der Obstbäume ihre ganze Pracht entfalten.<br />
In Österreich sind fast 700 Arten von Wildbienen nachgewiesen<br />
und die sind übrigens alles andere als wild. Von Anfang März<br />
bis Ende Mai fliegen sie unbeeindruckt davon, was rundherum<br />
passiert, von Blüte zu Blüte. Sie sind weder lästig, noch stechen<br />
sie zu. Dazu haben sie gar keine Zeit. Sie müssen sich in den<br />
wenigen Wochen, in denen sie leben, um den Erhalt ihrer Art<br />
kümmern. Dazu legen sie die befruchteten Eier in passende<br />
Röhren, Höhlen und Mauerritzen. Daraus entwickelt sich dann<br />
die nächste Generation, die erst im Frühjahr darauf aktiv wird.<br />
Insektenhotels sind eine gute Unterstützung bei der Quartiersuche.<br />
Wer Wildbienen in seinem Garten züchten möchte,<br />
kann sich an den Verein Wildbienengarten wenden (www.wildbienengarten.at).<br />
Hecken als Gartenzaun<br />
Es scheint heute modern zu sein, sich mit Plastikzäunen einzusperren.<br />
Das verhindert den Einblick in den Garten, aber auch<br />
den Ausblick auf die vielfältigen Farben der Natur. <strong>Leben</strong>dige<br />
Zäune aus Sträuchern und Hecken, so zusammengestellt, dass<br />
(fast) das ganze Jahr über etwas blüht, erfreuen das Herz zu<br />
jeder Jahreszeit immer wieder aufs Neue. Das Angebot ist riesig.<br />
Im Frühjahr blühen zum Beispiel der Gemeine Schneeball,<br />
Berberitze, Haselnuss, Schlehe, Weißdorn und auch viele<br />
Ziersträucher wie Felsenbirne, falscher Jasmin, Glanzmispel,<br />
Kolkwitzie oder Zierquitte. Vom Sommer bis zum Herbst erfreuen<br />
dann Hartriegel, Liguster, Wildrosen, Weigelie, Hibiskus und<br />
Hortensien mit Blüten. Ein Blühzeiten-Kalender hilft bei der<br />
Auswahl der Pflanzen, Ihr Gärtner weiß, wo der beste Standort<br />
für die einzelnen Sträucher ist.<br />
<strong>Leben</strong>de Zäune sind nicht nur schön anzuschauen, sondern<br />
auch eine gedeckte Tafel für allerlei Nützlinge. Sie verbessern<br />
das Mikroklima im Garten, indem sie im heißen Sommer Verdunstungskälte<br />
und Feuchtigkeit abgeben. Bei entsprechender<br />
16 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Fotos: Roswitha Reisinger (2); iStock/Michael Viard; iStock/proxyminder<br />
Höhe spenden sie im Verbund mit einigen Bäumen auch noch<br />
Schatten. Und sie sorgen für einen guten Sichtschutz.<br />
Apropos Sichtschutz: Immergrüne Pflanzen, vor allem Eiben,<br />
werden besonders gerne gepflanzt, auch in Kombination mit<br />
Blütensträuchern. Ihre Früchte sind ein willkommener Snack<br />
für Amsel, Drossel, Eichelhäher und Star. Allerdings sind alle<br />
Pflanzenteile für Mensch und Säugetiere giftig. Auch verschiedene<br />
Scheinzypressen- und Wacholderarten, Goldregen,<br />
Buchs oder Pfaffenkapperl enthalten Giftstoffe. Wenn Kinder<br />
im Garten spielen, sollten diese Pflanzen vermieden werden.<br />
Im Gegensatz dazu zaubern Naschhecken nicht nur eine bunte<br />
Vielfalt in den Garten, sondern sie schenken uns schmackhafte,<br />
attraktive Früchte wie Dirndl, Schlehe, Hagebutte oder Felsenbirne.<br />
Letztere ist in Kombination mit Apfel zu meiner Lieblingsmarmelade<br />
geworden. Auch hier geht nichts über die<br />
geschmackliche Vielfalt.<br />
Auf gute Nachbarschaft<br />
Vielfalt ist auch im Gemüsegarten ein Baustein für einen hohen<br />
Ernteertrag. Alle Gemüsesorten brauchen andere Nährstoffe<br />
und sind anfällig für unterschiedliche Krankheiten, Pilze und<br />
Schädlinge. Bei einer Mischkultur setzt man darauf, dass bestimmte<br />
Sorten einander gegenseitig unterstützen oder schützen<br />
und pflanzt diese nebeneinander. Aber nicht alle vertragen<br />
sich. Gute Nachbarn sind zum Beispiel Gurken und Salat – Karotten,<br />
Tomate und Salat – Erdbeeren und Zwiebeln. Schlechte<br />
Nachbarn sind etwa Erdbeeren mit Kohlgewächsen, Rote Rübe<br />
mit Karotte, Mangold und Spinat oder Salat und Sellerie.<br />
Gemüse, das besser nicht nebeneinander steht, sollte man auch<br />
nicht hintereinander in dasselbe Beet setzen. Gut funktionierende<br />
Nachkulturen sind zum Beispiel Kohl und Zucchini nach<br />
Erbsen oder Rote Rüben nach Kohlrabi oder Salat. Paprika<br />
können nach der Ernte von Radieschen und Salat in dasselbe<br />
Beet gesetzt werden.<br />
Eine Arche der Vielfalt<br />
Die Vielfalt unserer Kulturpflanzen ist ernsthaft bedroht:<br />
durch industrielle Landwirtschaft, Gentechnik, Saatgut-Monopole<br />
und den Klimawandel. Der Verein Arche Noah hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, das Saatgut als Grundlage der Ernährung<br />
wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Mittlerweile bewahrt<br />
und pflegt man tausende gefährdete Gemüse-, Obst- und Getreidesorten,<br />
das Saatgutarchiv umfasst rund 6.000 Sorten.<br />
In Schiltern, rund 15 Kilometer nördlich von Krems an der Donau<br />
hat die Arche Noah einen biologisch geführten Schaugarten eingerichtet.<br />
Dort finden Sie eine Sortenvielfalt, die einzigartig ist:<br />
alte Sorten aus der Region, Exotisches aus aller Welt und historische<br />
Kulturpflanzen, die ursprünglich von anderen Arten<br />
verdrängt wurden. Der Schaugarten ist ab April geöffnet, Details<br />
zu Öffnungszeiten und Führungen finden Sie unter www.archenoah.at.<br />
6 Tipps, wie Sie die die Vielfalt<br />
in Ihrem Garten fördern können<br />
1. Vielleicht gibt es in Ihrem Garten ein paar<br />
Quadratmeter Platz, wo Wildblumen gedeihen<br />
können.<br />
2. Totholz kann <strong>Leben</strong>sräume schaffen, Insektenhotels,<br />
Laub- und Holzhaufen bieten Schutz.<br />
3. Lassen Sie das Gras auch mal wachsen – vielleicht<br />
darf sogar etwas Klee oder Löwenzahn dabei sein.<br />
4. Setzen Sie auf alte Obstsorten und lassen Sie sich<br />
dazu gut beraten.<br />
5. Pflanzen Sie viel Blühendes und vor allem<br />
heimische Pflanzen. Sie locken Bienen,<br />
Schmetterlinge und nützliche Insekten an.<br />
6. Schneiden Sie die verblühten Büsche erst im Frühjahr<br />
zurück. Hier finden Wildbienen Unterschlupf<br />
für den Winter.<br />
<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 17
Besser als gedacht –<br />
das Gehirn im Alter<br />
Denksport ist Arbeit für die grauen<br />
Zellen: Bauarbeit, um genau zu sein.<br />
Denn die Architektur unseres Denkapparats<br />
kann verändert werden –<br />
lebenslang. Sylvia Neubauer<br />
stellt, kann seine Leistung nicht verbessern.“ Alltagstrott lässt<br />
das Gehirn gähnend auf Stand-by schalten. Routine ist wenig<br />
förderlich. Vielmehr geht es darum, das Gehirn mit kniffligen<br />
Herausforderungen zu konfrontieren. Damit es nicht schrumpft,<br />
müssen verschiedene Areale angesprochen werden. Das geht am<br />
besten durch neue Impulse – sie stimulieren genau jene Hirnregionen,<br />
die im Alter am stärksten vom Abbau bedroht sind.<br />
Man muss es sagen, wie es ist: Das menschliche Gehirn ist faul.<br />
Von sich aus macht es bestimmt keine Überstunden. Wird unser<br />
Oberstübchen nicht gefordert, verabschiedet es sich in den<br />
Schlummermodus und arbeitet nur mehr auf Abruf. Und selbst<br />
da hapert es manchmal: Verflixt, wie war nochmals Ihr Name?<br />
Was war es, dass neben Butter und Brot in den Einkaufswagen<br />
mit rein sollte? Ach herrje! Damit dem Gehirn nicht langweilig<br />
wird, „darf man es regelmäßig mit Neuem konfrontieren“, rät<br />
Beatrix Auer, Leiterin der Seniorenpastoral in der Erzdiözese<br />
Wien und LIMA-Trainerin, geistig aktiv zu bleiben. Was bedarf<br />
es dazu?<br />
Informationstransfer: Autobahnen im Gehirn<br />
Ohne sie geht rein gar nichts im Gehirn – die Rede ist von<br />
Synapsen. Durch sie formieren sich Zellen in den verschiedensten<br />
Hirnregionen zu Netzwerken. Es entstehen neuronale Autobahnen.<br />
Diese sorgen dafür, dass der Verkehr nicht ins Stocken<br />
gerät – dass Informationen von einer Zelle auf die andere übertragen<br />
werden. Das Beste daran ist: Neue Erfahrungen und<br />
Eindrücke bauen die Wege zwischen den Nervenzellen aus und<br />
lassen neue entstehen – in jungen wie in reifen Jahren. „Diese<br />
Anpassungsfähigkeit des Gehirns nennt man neuronale Plastizität“,<br />
erklärt Auer. „Das Gehirn ist allerdings nur dann wandelbar,<br />
wenn es arbeitet, wenn man es täglich beansprucht.“ Was<br />
rastet, das rostet – so einfach ist das.<br />
Routine? Wie öde!<br />
Das Gehirn ist wie ein Muskel – es wächst mit seinen Aufgaben.<br />
Ein Bizeps wird durch Hantelübungen stärker, so viel ist klar.<br />
Aber welche Form von Krafttraining braucht das Gehirn? Sind<br />
vermeintliche Gedächtnisklassiker wie Kreuzworträtsel oder<br />
Sudoku hilfreich? Menschen, die leere Kästchen in atemberaubender<br />
Geschwindigkeit mit passenden Buchstaben und Zahlen<br />
befüllen, tun das aus dem Effeff heraus. „Das ist ein guter Anfang“,<br />
sagt die Demenzexpertin. Jedoch gibt es einen Haken an<br />
der Sache: „Wer immer gleiche Anforderungen an den Geist<br />
Schritt für Schritt ein bisschen schlauer<br />
Es gilt also, den „Denkerzellen“ ein wenig auf die Sprünge zu<br />
helfen. Ganz im wörtlichen Sinne: „Besonders gut lässt sich das<br />
Gehirn in Verbindung mit Bewegung trainieren“, ermutigt Auer<br />
die Senioren, quicklebendig zu bleiben. Keine Sorge: Man muss<br />
dazu nicht zwingend den Himalaya besteigen. Bereits „homöopathische“<br />
Bewegungsdosen wie Gartenarbeit fördern die<br />
Durchblutung des Körpers. Gut zirkulierendes Blut kommt auch<br />
der Denkfabrik im Kopf zugute, sie wird besser mit Nährstoffen<br />
und Sauerstoff versorgt.<br />
Davon besonders angetan ist der „Oberbefehlshaber“ in der<br />
Gedächtniszentrale – der Hippocampus. Aktivität regt das<br />
Wachstum und die Verknüpfung neuer Nervenzellen vor allem<br />
in seinem Herrschaftsgebiet an. „Bewegung hat auch eine Entlastungfunktion<br />
für das Gehirn“, nennt Auer einen weiteren<br />
Vorteil. „Der Kopf wird wieder frei, wenn wir uns die Füße vertreten.“<br />
Vergleichbar ist das mit einem Reset eines Computers,<br />
dessen Arbeitsspeicher überlastet ist. Durch den Neustart nach<br />
dem Sport steht uns wieder die volle Denkkapazität zur Verfügung.<br />
Na dann: Legt euch ins Zeug, ihr Gehirnzellen!<br />
Ein guter Anfang ist es, die Stammtischrunde vom Gasthaus<br />
auf die Walkingstrecke zu verlegen. Spazierengehen und sich<br />
dabei unterhalten, ist ein erster Schritt in Richtung „Superhirn“.<br />
Daneben gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten, um die<br />
grauen Zellen bei Laune zu halten.<br />
Auf Bilder setzen: Bilder sind gute Gehilfen, um sich Dinge einzuprägen<br />
– etwa den Einkaufszettel. „Man kann alle benötigten<br />
<strong>Leben</strong>smittel und Waren geistig mit einem Körperteil verbinden“,<br />
nennt Auer eine bewährte Technik – die Loci-Methode.<br />
„Das schwere Brot liegt auf dem Kopf. Das Mehl kitzelt in<br />
der Nase. Das WC-Papier wird auf die Schultern gepackt. Und<br />
die Füße spielen mit den Äpfeln Fußball“, gibt die Expertin<br />
Anregungen, wie aus der imaginären Einkaufsliste Kopfkino<br />
entsteht. Im Supermarkt ruft man diese Orte nacheinander<br />
wieder ab und weiß so, was ins Wagerl muss.<br />
18 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Was unser Gehirn alles kann<br />
Ein erster Versuch…<br />
Ehct ksras! Gmäeß eneir Sutide eneir Uvinisterät, ist es nchit<br />
witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort<br />
snid, das ezniige was wcthiig ist, dsas der estre und der leztte<br />
Bstabchue an der ritihcegn Pstoiin snid. Der Rset knan ein<br />
ttoaelr Bsinöldn sein, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre<br />
lseen. Das ist so, weil wir nicht jeedn Bstachuebn enzelin leesn,<br />
snderon das Wort als gzeans enkreenn.<br />
…und die absolute Steigerung<br />
D1353 M1TT31LUNG Z31GT D1R, ZU W3LCH3N GRO554RT1G3N<br />
L315TUNG3N UN53R G3H1RN F43H1G 15T! 4M 4NF4NG W4R 35<br />
51CH3R NOCH 5CHW3R, D45 ZU L353N, 483R M1TTL3W31L3<br />
K4NN5T DU D45 W4HR5CH31NL1ICH 5CHON G4NZ GUT L353N,<br />
OHN3 D455 35 D1CH W1RKL1CH 4N5TR3NGT. D45 L315T3T<br />
D31N G3H1RN M1T 531N3R 3NORM3N L3RNF43HIGKEIT.<br />
8331NDRUCK3ND, OD3R?<br />
Foto: Mariia Shalabaleva<br />
Mit Buchstaben jonglieren: Wer häufig mit dem Lift fährt, kann<br />
ein Stockwerk früher aussteigen und den restlichen Weg zum<br />
Brainwalk machen. „Während des Treppensteigens kann man<br />
aus den einzelnen Buchstaben des Vornamens einen Satz bilden“,<br />
nennt die LIMA-Trainerin eine weitere Gedächtnisübung.<br />
Oder man sucht sich ein Wort aus und buchstabiert es rückwärts.<br />
Aus Karlsplatz wird dann z-t-a-l-p-s-l-r-a-k. Gar nicht so<br />
einfach, oder?<br />
Tanzen: Der Rhythmus der Musik aktiviert dieselben Hirnregionen,<br />
die auch für das Verarbeiten von Sprache zuständig sind.<br />
Wiegeschritt und Co erfordern nicht nur ein Höchstmaß an<br />
Konzentration, sondern sie sorgen auch für gute Laune. Auch<br />
davon profitiert das Gedächtnis. Fühlt sich jemand wohl, setzt<br />
sein Gehirn Neurotransmitter wie Dopamin frei – Lernen funktioniert<br />
dann besonders gut.<br />
Dem Training einen Sinn geben: Gedichte, Vokabellisten oder<br />
Zahlenreihen auswendig lernen – das alles mag zwar effektiv<br />
sein, dem Gehirn wird monotones Büffeln allerdings nur ein<br />
müdes Lächeln kosten. Was macht es nun bloß mit den herumschwirrenden<br />
Hieroglyphen zwischen den Synapsen? Der Gewinn<br />
ist größer, wenn man etwas lernt, das einen wirklichen<br />
Nutzen im <strong>Leben</strong> hat. Wer gerne Zeit in Griechenland verbringt,<br />
kann sich beispielsweise die griechische Sprache aneignen.<br />
Bei allem Knobelenthusiasmus – eines darf beim Gehirntraining<br />
nicht fehlen: Die Freude am Tun. Spaß ist die beste Motivation,<br />
um Wissen in den Gehirnwindungen zu verankern. Und vielleicht<br />
sogar als Sieger beim Memory-Spiel mit dem Enkerl<br />
hervorzugehen.<br />
LIMA – was ist das?<br />
LIMA steht für „<strong>Leben</strong>squalität im Alter“.<br />
Das Bildungs- und Trainingsprogramm richtet sich an<br />
Seniorinnen und Senioren und verbindet Gedächtnistraining<br />
mit körperlicher Bewegung. Ziel ist, durch<br />
gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe die psychische<br />
und physische Gesundheit zu erhalten und den<br />
Alterungsprozess zu verlangsamen.<br />
Die vier Bereiche von LIMA<br />
1 Gedächtnistraining: für eine bessere Konzentration<br />
und Merkfähigkeit<br />
1 Kompetenztraining: zur guten Bewältigung<br />
des Alltags im Alter<br />
1 Psychomotorisches Training: zur Erhaltung<br />
bzw. Förderung der Beweglichkeit<br />
1 Sinn- und <strong>Leben</strong>sfragen: für inneren Halt und<br />
zur Seelenstärkung<br />
Kontakt und Informationen: lima@bildungswerk.at<br />
<strong>Ypsilon</strong> <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3 19
KURZ & GUT<br />
Mit der Kraft der Verantwortung<br />
Jägerstätter-Sternwallfahrt<br />
SAMSTAG, 20. MAI 2<strong>02</strong>3, JÄGERSTÄTTERHAUS, ST. RADEGUND<br />
„Im Workshop blicken wir auf das spezifisch christliche Verständnis<br />
von Verantwortung bei Franz Jägerstätter. Anhand seiner Biografie<br />
und Schriften versuchen wir auch zu klären, was religiöse Bildung<br />
damals wie heute kennzeichnet, damit Verantwortung in ihren<br />
verschiedenen Formen eingeübt wird“, so Dr. Andreas Schmoller,<br />
Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts an der Katholischen<br />
Privat-Universität Linz.<br />
Programm:<br />
ab 12:00 Uhr Eintreffen beim Jägerstätter-Haus<br />
13:30 Uhr Workshop mit Dr. Andreas Schmoller<br />
14:30 Uhr Gang zur Kirche mit Gedenkminute<br />
beim Jägerstätter-Denkmal<br />
15:00 Uhr Gottesdienst in der Pfarrkirche mit<br />
Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer (Salzburg)<br />
ab 16:00 gemütlicher Ausklang im Gasthaus Hofbauer<br />
Hinweis: Die Veranstaltung findet bei jeder Witterung statt.<br />
Pilgern zu Fuß nach St. Radegund<br />
START: DONNERSTAG, 18. MAI 2<strong>02</strong>3,<br />
12:30 UHR, OBERTRUM<br />
ZIEL: SAMSTAG, 20. MAI 2<strong>02</strong>3<br />
GEGEN MITTAG IN ST. RADEGUND<br />
Strecke: Obertrum – Berndorf – Pergwang – Kloster Michaelbeuern<br />
(Nächtigung) – Vormoos – Moosdorf – Ibner Moor – Franking<br />
(Nächtigung) – Haigermoos – Ostermiething – Tardsorf –<br />
St. Radegund.<br />
Inhaltlich wird der Pilgerweg geprägt vom Leitmotto „Mit der Kraft<br />
der Verantwortung“. Seinen Abschluss findet der Pilgerweg im<br />
Festgottesdienst der KMBÖ-Sternwallfahrt. Die Teilnehmer erleben<br />
neben einer Pilgergemeinschaft auch die schönen Seiten im<br />
Seengebiet.<br />
Infos und Anmeldung: KMB-Linz, Tel. 0732/7610 3461<br />
oder Mail: kmb@dioezese-linz.at<br />
v.l.n.r.: KMB-Pfarrobmann Johann Schagerl, Moderator Fritz<br />
Wurzer, Referent Josef Plank, Pfarrer Hans Lagler, Diakon<br />
Robert Plank und KMB Geistlicher Assistent Erich Hitz.<br />
+++ Energie: Produktion und<br />
Verbrauch werden regionaler<br />
Es brauche „Kümmerer“ und „gute Planer“, die sich um Energiegemeinschaften<br />
bemühen, so Agrarökonom Josef Plank bei den Impulstagen der KMB der<br />
Diözese St. Pölten. Gemeinden und Pfarren sollten ebenso wie Bauernhöfe und<br />
Unternehmen offensiv eingebunden werden. „Wir brauchen Menschen mit<br />
Begeisterung für regionale Verantwortung und Beteiligung“, so Plank. Damit es<br />
gelingt, den Bedarf bis 2030 ausschließlich mit Ökostrom zu decken, brauche es<br />
einen Netzinfrastrukturplan. „Wir werden in Spitzenzeiten zu viel grünen Strom<br />
produzieren. Dieser muss zukünftig in gasförmige Energie umgewandelt und<br />
gespeichert werden“, so der Referent. Ein Sommerüberschuss müsse in den<br />
Winter hinübergebracht werden. Das sei eine der größten Herausforderungen<br />
für die Zukunft.<br />
Fotos: Michael Scholz; KMB Linz (2)<br />
20 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
¡<br />
¡22 ¤2¤£2¢Inserat DSG.indd 2<br />
Termine OÖ Väteraktionstage 2<strong>02</strong>3<br />
VIKARIATSMAIANDACHT<br />
Samstag, 13. Mai, 16:00 Uhr<br />
Basilika Kleinmariazell im Wienerwald<br />
AUF DEN SPUREN VON INDIANA JONES<br />
5. Österreichisches Väterfestival<br />
Geheimnisvolle Entdeckungen, versunkene Tempel,<br />
abenteuerliche Verfolgungsjagden und die spannendste Art,<br />
Archäologie zu betreiben. Natürlich muss man dabei alle<br />
möglichen Gefahren überstehen, Rätsel lösen und Abenteuer<br />
bestehen. Geschlafen und gemeinsam gekocht wird in<br />
Zeltdörfern. Für Väter mit Kindern von 5 bis 17 Jahren.<br />
Freitag, 26. Mai, 14:00 Uhr bis Sonntag, 28. Mai, 13:00 Uhr<br />
Strandbad, Seekirchen am Wallersee<br />
Infos: KMB Linz, kmb@diozese-linz.at<br />
HIMMLISCHE BRAUKUNST<br />
Mittwoch, 14. Juni 2<strong>02</strong>3,<br />
19:00 Uhr bis 21:00 Uhr<br />
Brauereiführung mit Abt Lukas Dikany und Experten der<br />
Stiftsbrauerei plus Bierverkostung im Stift Schlägl.<br />
Wer sich ein Seiterl oder Krügerl gönnt, greift nicht nur<br />
zum Lieblingsgetränk der Österreicher, sondern nimmt<br />
auch immer einen Schluck Kulturgeschichte zu sich.<br />
Für Erwachsene ab 16 Jahren,<br />
Kosten: 12 EUR (8 EUR für KMB-Mitglieder).<br />
VÄTER. ERFINDET. EUCH. NEU.<br />
Väter wollen verstärkt am Aufwachsen ihrer Kinder aktiv<br />
teilnehmen. Der Männertherapeut Björn Süfke thematisiert<br />
die Herausforderungen moderner Väterlichkeit.<br />
Dienstag, 23. Mai, 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr<br />
Wissensturm Linz, Kärntnerstraße 26<br />
Anmeldung: KMB Linz, 0732/7610 3461,<br />
kmb@dioezese-linz.at<br />
FESTHALTEN UND LOSLASSEN<br />
Kinder und Jugendliche begleiten – zwischen Sicherheit<br />
und Freiheit. Tagung für Eltern und Multiplikatoren<br />
mit Mag.a Sandra Teml-Jetter, Psychologische Beraterin,<br />
und Wolfgang Schöngruber, Risikopädagoge.<br />
Freitag, 2. Juni, 15:00 Uhr bis 18:30 Uhr<br />
Wissensturm Linz, Kärntnerstraße 26<br />
Anmeldung: VHS-Linz, Tel. 0732/7070-0,<br />
wissensturm@mag.linz.at<br />
MIT PAPA IN DEN HOCHSEILGARTEN<br />
Samstag, 3. Juni, 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr<br />
Hochseilgarten Kaolinum, 4284 Allerheiligen im Mühlkreis<br />
Mit nebenstehenden QR-Code<br />
kommen Sie zu weiteren<br />
Angeboten der Väteraktionstage.<br />
für Kinderpartys, Sportfeste,<br />
Sommerwochen u.v.m.<br />
Kostengünstiger Verleih von Spiel- und<br />
Sportgeräten für verschiedene Anlässe.<br />
Abholung und Rückgabe in St. Pölten!<br />
Infos: www.dsg.or.at<br />
<strong>02</strong>742/324-3378<br />
Verein Diözesansportgemeinschaft – UNION St. Pölten<br />
ZVR: 918012386 - Foto: © Tanja Wagner<br />
© Stift Schlägl<br />
Gemeinschaftsfahrt Kultur und<br />
Begegnung ins Mühlviertel<br />
16. bis 19. August 2<strong>02</strong>3<br />
mit KMB-Vorsitzenden Ing. Karl Toifl<br />
Programm: Freistadt – Bad Leonfelden – Waldkapelle Maria Rast –<br />
Stift Schlägl – Aussichtsturm Moldaublick – Flügelaltar Kefermarkt<br />
– diverse Führungen, Besichtigungen und Verkostungen (Destilliere,<br />
Imkerei, Speckwerkstatt, Brauerei).<br />
Zustieg: Zwettl – Krems – St. Pölten und entlang der Westautobahn<br />
Infos: KMB St. Pölten, <strong>02</strong>742/324-3376, katholischeaktion@dsp.at<br />
Anzeigen<br />
2<strong>02</strong>3-Inserat KMB Reise2.indd 1 09.03.2<strong>02</strong>3 11:40:48<br />
13:44:08
20<br />
jahre<br />
20 jahre ypsilon<br />
<strong>Ypsilon</strong> feiert mit dieser Ausgabe seinen 20. Geburtstag.<br />
Ich durfte das Magazin zuerst als KMB-Diözesansekretär<br />
der Diözese St. Pölten und in den letzten Jahren in der Funktion<br />
als Chefredakteur mitverfolgen und mitgestalten.<br />
Dabei reichen die Wurzeln des Magazins noch viel weiter zurück.<br />
In den Diözesen gab es schon länger Zeitungen und Zeitschriften<br />
der KMB, beispielhaft in St. Pölten seit 1957 und in Linz seit 1976.<br />
Anfang der 2000er Jahre gab es dann den Wunsch, diese verschiedenen<br />
Zeitungen zu einer gesamtösterreichischen Ausgabe<br />
zusammenzufassen. Es war ein mehrjähriger Prozess mit viel<br />
Überzeugungsarbeit, in den von Beginn an alle diözesanen KMBs<br />
eingebunden waren. Auch die Umbenennung von „rufer“ auf<br />
„ypsilon“ forderte heraus, denn es galt, Gewohntes aufzugeben.<br />
Schließlich erschien im März 2003 die erste Ausgabe des ypsilon.<br />
Das Ziel lässt sich mit den Worten des damaligen Herausgebers<br />
Leopold Wimmer im Editorial der ersten Ausgabe gut beschreiben:<br />
„Das Logo Y steht als Symbol fürs Mann-Sein, als Hinweis,<br />
dass diese Zeitschrift sich ganz besonders männerbezogenen<br />
Themen widmen will.“ Der Schritt von der reinen Mitgliederzeitung<br />
hin zu einem Männermagazin wurde gesetzt. Im Selbstverständnis<br />
steht: „ypsilon ist ein österreichisches Männermagazin<br />
mit einem unverwechselbaren Inhalt: Aus der Quelle des christlichen<br />
Glaubens vertreten wir ein ganzheitliches Mann-Sein.“<br />
Im Vordergrund standen von Anfang an kirchliche und gesellschaftspolitische<br />
Themen, darunter auch viele „heiße Eisen“:<br />
wiederverheiratete Geschiedene, Bischofswahl durch das Volk<br />
bis hin zu Agrarfabriken in der Landwirtschaft oder das Waldsterben.<br />
Homosexualität war zu dieser Zeit noch ein besonderer<br />
Aufreger. Eine Stellungnahme der KMB zu diesem Thema<br />
veranlasste den damaligen Bischof Kurz Krenn sogar dazu,<br />
die Verfasser zu einem öffentlichen Widerruf der „Irrtümer“<br />
aufzufordern.<br />
Väter in ihrem Vater-Sein zu stärken und Männeridentität waren<br />
große Anliegen und sind es heute noch. Der ehemalige Linzer<br />
Diözesanobmann Franz Gütlbauer fasst dies sehr gut zusammen:<br />
„Wir werden daran erinnert, dass Mann-Sein nicht bloß<br />
auf Beruf, Politik und das <strong>Leben</strong> außerhalb der Familie beschränkt<br />
ist. Auch andere Seiten des Mann-Seins wollen entdeckt<br />
werden. Immer mehr erkennen bereits, dass das Bild des<br />
perfekten, harten und unberührbaren Mannes nicht weiter aufrechtzuerhalten<br />
ist“. (siehe Ausgabe 3/2009).<br />
Als Chefredakteur ist mir besonders wichtig, dass die einzelnen<br />
Artikel gut lesbar sind und zu viele Fremdwörter vermieden<br />
werden. Rückmeldungen in Form von Lob, Kritik und Anregungen<br />
ermöglichen es, mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />
in Dialog zu treten. Das ist durchaus noch ausbaufähig, denn das<br />
Magazin entwickelt sich heute noch immer weiter. Schade finde<br />
ich, dass der entwicklungspolitische „Weltblick“ nicht mehr Bestandteil<br />
im ypsilon ist. Umso wichtiger wird es sein, dass diese<br />
Säule der KMB im Magazin ausreichend betrachtet wird.<br />
Foto: FotoLois.com/Alois Spandl<br />
22 YPsilon <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3
Mein besonderer Dank gilt heute den bisherigen Chefredakteuren:<br />
Dr. Markus Himmelbauer (2003 bis 2014), Mag. Eberhard<br />
Siegl (bis 2018) und Mag. Martin Max Kolosz (bis 2019). Und<br />
natürlich Reinhard Kaspar, der mit seinem Wissen über das<br />
ypsilon samt seinem Archiv ein unverzichtbarer Bestandteil des<br />
Männermagazins ist. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich<br />
auch bei allen Unternehmen und Organisationen bedanken, die<br />
mit ihren Einschaltungen einen wichtigen finanziellen Beitrag<br />
zur Herausgabe in der jetzigen Form leisten.<br />
Ein Meilenstein ist für mich auch die Zusammenarbeit mit<br />
dem <strong>Leben</strong>sart-Verlag und mit LIGA: graphic design bei der<br />
Gestaltung des Magazins. Damit verbunden war auch ein Qualitätssprung,<br />
was durch die letzte Befragung der Leserinnen und<br />
Leser bestätigt wurde. Die inhaltlichen Vorgaben der KMB<br />
werden durch diese Partnerschaft perfekt umgesetzt. Seit 2008<br />
gibt es alle Ausgaben auch digital auf http://ypsilon.at zum<br />
Nachlesen. Dort kann jeder heute noch seine persönlichen<br />
Highlights suchen und finden.<br />
Mit ypsilon hat die KMB ein Magazin, auf das sie stolz sein kann.<br />
Ich wünsche uns allen und dem ypsilon auch in Zukunft viele<br />
spannende Beiträge aus Kirche und Gesellschaft und viele<br />
neugierige Leserinnen und Leser.<br />
Ihr Michael Scholz<br />
Impressum: Medieninhaber: Röm.-kath. Diözese St. Pölten, Domplatz 1, 3100 St. Pölten. Herausgeber: Kath. Männerbewegung der Diözese St. Pölten, Klostergasse 15, 3100<br />
St. Pölten, Telefon: <strong>02</strong>742 324-3376, (ypsilon@kmb.or.at). Obmann: Ing. Karl Toifl. Chefredakteur: Michael Scholz. Redaktion: <strong>Leben</strong>sart Verlags GmbH, E-Mail: ypsilon@lebensartverlag.at.<br />
Gestaltung: LIGA: graphic design. Lektorat: Barbara Weyss. Abos: KMBÖ, Gertraude Huemayer, Tel. 01-51611-1600, E-Mail: sekretariat@kmb.or.at. Produktion: Walstead<br />
NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. Alle Rechte vorbehalten. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und<br />
der Redaktion dar. Bei Einsendungen von Texten und Bildern wird das Einverständnis zur Veröffentlichung vorausgesetzt, diese aber nicht garantiert. Das Männermagazin y erscheint<br />
fünf Mal jährlich Einzelpreis Euro 3,-; Abo Euro 15,–/Jahr. Information zur Offenlegung lt. § 25 Mediengesetz auf https://www.kmb.or.at/pages/kmb/ypsilon<br />
Caritas<br />
Wir helfen.<br />
Wir helfen,<br />
wenn es sich<br />
nicht mehr<br />
ausgeht.<br />
Impressum: Caritas der Diözese St. Pölten; Foto: AdobeStock<br />
Anzeigen<br />
Kostenlose Beratung in finanziellen Notlagen<br />
Soforthilfe zur Überbrückung Ihrer Notsituation bei Miete,<br />
Energie, Kleidung oder <strong>Leben</strong>smitteleinkauf. Wir sind für Sie da!<br />
Sozialberatung.Nothilfe der Caritas St. Pölten<br />
T <strong>02</strong>742 841 390 | sozialberatung@caritas-stpoelten.at<br />
www.caritas-stpoelten.at/sozialberatung<br />
www.caritas-wegweiser.at<br />
Regional und Digital<br />
Immer da, wo Sie uns brauchen.<br />
Michael Schwaminger,<br />
Kundenbetreuer BeratungsCenter Domgasse<br />
spknoe.at
„Gott führt mich hinaus ins Weite“<br />
Glaube und Verantwortung heute und morgen<br />
KMBÖ<br />
Sommerakademie 2<strong>02</strong>3<br />
13. bis 15. Juli 2<strong>02</strong>3,<br />
Campus Horn, NÖ<br />
Wir erleben gerade sehr herausfordernde Zeiten. Benennen<br />
wir, was uns zu bewältigen gegeben ist, positiv: Friede,<br />
Klimaschutz, Gesundheit, leistbares <strong>Leben</strong> für alle, intakte<br />
Natur, Wertschätzung für <strong>Demokratie</strong> und Politik, Gerechtigkeit<br />
auf vielen Ebenen, eine überzeugende Kirche und überzeugte<br />
Christen.<br />
Angesichte der täglichen Flut an Negativbotschaften sehen sich<br />
nicht wenige unter uns überfordert, fühlen sich wie gelähmt.<br />
Das <strong>Leben</strong>, die Perspektiven, sie fühlen sich enger und enger an.<br />
Das gilt vielfach auch für die Kirche in unseren Breiten. Hohe<br />
Austrittszahlen, sinkende Teilnahme an Gottesdiensten und<br />
am <strong>Leben</strong> von Pfarren und Gemeinschaften und Resignation<br />
angesichts enttäuschter Reformanliegen verstärken Zweifel.<br />
Dabei ist uns Christen ein eminenter Schatz gegeben: die „Frohe<br />
Botschaft“, ein Hoffnungs- und Zukunfts-Tool par excellence!<br />
„Du führst mich hinaus ins Weite“, betet der Psalmist überzeugt.<br />
Dieser Zuversicht wollen wir auf unserer Sommerakademie<br />
nachgehen.<br />
Jesuitenpater Markus Inama hat viele Jahre mit Jugendlichen<br />
gearbeitet, unter anderem in Bulgarien im Rahmen der CON-<br />
CORDIA-Sozialprojekte für Kinder und Jugendliche, die auf der<br />
Straße und in Armenvierteln lebten. Er kann erzählen, was es<br />
heißt, Hoffnung zu geben, Perspektiven ins morgen zu eröffnen,<br />
auf der Basis einer <strong>stark</strong>en Spiritualität.<br />
Armin Laschet hat im Laufe seines <strong>Leben</strong>s viele politische<br />
Aufgaben übernommen und war 2<strong>02</strong>1 Spitzenkandidat der CDU<br />
bei der Bundestagswahl. Er war viele Jahre auch Mitglied der<br />
Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.<br />
Er wird seine Sicht auf die Zukunft von Politik, Gesellschaft<br />
und Kirche darlegen und mit uns diskutieren.<br />
Armin Laschet<br />
DONNERSTAG, 13. JULI<br />
14:00 Uhr: Eröffnung und Begrüßung,<br />
KMBÖ-Vorsitzender Mag. Ernest Theußl<br />
14:10 Uhr: Referat von P. Markus Inama SJ,<br />
Superior der Jesuiten in Wien<br />
P. Markus Inama<br />
FREITAG, 14. JULI<br />
8:30 Uhr: Morgenlob<br />
9:00 Uhr: Referat von Armin Laschet, Abgeordneter<br />
zum Deutschen Bundestag und Vizepräsident der<br />
Parlamentarischen Versammlung des Europarates<br />
13:30 Uhr: Kulturprogramm<br />
Ausflug ins Stift Zwettl mit Bierverkostung<br />
Privatbrauerei Zwettl oder<br />
Ausflug ins Eisenbahnermuseum Sigmundsherberg<br />
SAMSTAG, 15. JULI:<br />
8:30 bis 10:45 Uhr: 75-Jahr-Jubiläum KMBÖ:<br />
„Von den Anfängen ins Morgen“<br />
11:15 bis 12:00 Uhr: Festgottesdienst mit Bischof<br />
Wilhelm Krautwaschl in der Stadtkirche Horn<br />
PREISE UND ANMELDUNG<br />
3-Tages-Karte: EUR 65,-; Tageskarte: EUR 30,-<br />
Anmeldung bis spätestens 31. Mai 2<strong>02</strong>3 im KMBÖ-<br />
Büro, Spiegelgasse 3/2/6, 1010 Wien, Tel.: 01/51611-<br />
1600, Mail: sekretariat@kmb.or.at<br />
Fotos: Staatskanzlei NRW/Laurence Chaperon; jesuiten.org<br />
Verlags- und Aufgabepostamt: Österreichische Post AG, MZ <strong>02</strong>Z032352 M,<br />
Katholische Männerbewegung, Klostergasse 15, 3100 St. Pölten<br />
Retouren bitte an: KMBÖ, Spiegelgasse 3/2/6, 1010 Wien