Ypsilon (02/2023) - Gemeinsam stark - Demokratie Leben
Gemeinsam stark - Demokratie Leben
Gemeinsam stark - Demokratie Leben
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SCHWERPUNKT<br />
NUR MEHR 34 PROZENT DER<br />
MENSCHEN ÜBER 16 JAHRE<br />
SIND DER MEINUNG, DASS DAS<br />
POLITISCHE SYSTEM IN ÖSTERREICH<br />
DERZEIT SEHR GUT BZW.<br />
ZIEMLICH GUT FUNKTIONIERT.<br />
Im Fall der Ukraine ist es recht offensichtlich: Der Angriff<br />
Russlands entspringt nicht nur den Großmachtphantasien<br />
seines Präsidenten Wladimir Putin, er soll auch die Demokratisierung<br />
des „Brudervolkes“ zerstören. Denn die – bei allen<br />
Mängeln – erfolgreiche <strong>Demokratie</strong> in der Ukraine könnte so<br />
manchen Russen auf die Idee bringen, dass eine solche auch<br />
in seinem eigenen Land möglich sein könnte und sollte.<br />
Auch in der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan die – wie<br />
in Russland – formal gegebene demokratische Grundstruktur<br />
zunehmend durch autokratische Maßnahmen und Allüren<br />
ausgehöhlt. Was solche Entwicklungen erfahrungsgemäß stets<br />
begleitet: Mit der Zunahme autoritären Regierens wächst die<br />
Korruption, werden Recht und Gesetz untergraben. Im Fall der<br />
Vorschriften für erdbebensicheres Bauen hieß dies: Die staatliche<br />
Kontrolle hat es nicht genau genommen oder ganz weggeschaut<br />
und einige wenige haben davon profitiert, mit tödlichen<br />
Folgen.<br />
Nun ist auch in entwickelten und intakten <strong>Demokratie</strong>n Korruption<br />
alles andere als unbekannt. Aber Medien, Opposition<br />
und Bürger können offen darüber reden, Verantwortung und<br />
Konsequenzen einfordern. Manche werden einwenden, dass es<br />
mühsam ist und sehr lange dauert, Korruptionssümpfe trockenzulegen.<br />
Als Österreicher muss man nicht einmal über die<br />
Grenze blicken, es genügt ein Blick ins eigene Land. Der Frust<br />
darüber erfasst nicht nur alteingesessene politische Skeptiker<br />
und Suderanten.<br />
Mit Blick auf die Klimakrise sehen viele junge Menschen – siehe<br />
„Fridays for future“ und „Last Generation“ – auch in demokratischen<br />
Ländern Politik und Wähler durch Lobbyisten aller Art<br />
korrumpiert. Maßnahmen gegen den bedrohlichen Klimawandel<br />
werden zu zögerlich und halbherzig ergriffen bzw. eingefordert,<br />
so die ernste (An-)Klage der Jugend, die überzeugte<br />
Demokraten nicht kalt lassen sollte.<br />
Während die Jugend ihre Zukunft gefährdet sieht und ihre Kritik<br />
aus hehren Motiven vorbringt, nutzen Populisten und Autokraten<br />
Krisen jedweder Art, um demokratische Ordnungen als<br />
ineffizient zu diskreditieren. Sei es eine Wirtschaftskrise, sei<br />
es eine politische Krise, sei es eine Pandemie oder sonst ein Un-<br />
glück größeren Ausmaßes: Populisten und Autokraten versprechen<br />
rasche, effiziente Lösungen, ein Ende langer Debatten<br />
über die richtigen Maßnahmen. Sie behaupten, die Lösung zu<br />
kennen und lassen sich weder durch juristische noch sonstige<br />
Bedenken in ihrer „Mission“ für das Wohl des Volkes aufhalten<br />
– so zumindest ihre Eigendarstellung.<br />
Noch vor wenigen Jahren konnte man den Eindruck gewinnen,<br />
als sei dieser Typus von Politiker, der es mit demokratischen Gepflogenheiten<br />
– und oft auch mit der Wahrheit – nicht so genau<br />
nimmt, unaufhaltsam auf dem Vormarsch, genannt seien hier<br />
Donald Trump und Jair Bolsonaro. Der Glanz dieser selbsternannten<br />
– und von Mehrheiten für zumindest eine Periode<br />
gewählten – Retter scheint inzwischen entweder zu verblassen,<br />
wie im Fall Trump und Bolsonaro, oder etwas im Schwinden,<br />
etwa bei Putin, Erdogan oder auch bei Ungarns Regierungschef<br />
Viktor Orban.<br />
<strong>Demokratie</strong>n oder Autokratien: Wer ist<br />
effizienter, erfolgreicher, wirksamer?<br />
Politikwissenschaftler und Kommunikationsexperten wissen:<br />
Nur ein Loblied auf den hohen Wert der <strong>Demokratie</strong> zu singen,<br />
genügt nicht, es braucht Daten und systematische Vergleiche<br />
über längere Zeiträume. Studien des unabhängigen Forschungsinstitutes<br />
„V-Dem“ der Universität Göteborg aus 2<strong>02</strong>1/22 belegen:<br />
<strong>Demokratie</strong> funktioniert besser als Autokratie. Das beginnt<br />
bei der Bereitstellung von öffentlichen Dienstleistungen und<br />
Gütern und besserer Bildung, setzt sich fort in stärkerem<br />
Wirtschaftswachstum, besserer sozialer Absicherung, weniger<br />
Korruption, Gleichstellung der Geschlechter und sozialem<br />
Zusammenhalt bis hin zu Gesundheit, Sicherheit, Frieden und<br />
Maßnahmen gegen den Klimawandel.<br />
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