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Sinfonietta Isartal April 2023

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versunken verpasste er einen solchen und musste sich die höhnische Bemerkung des<br />

Pikörs mit seinem riesigen Waldhorn gefallen lassen.<br />

IV. Die Jagd. Bortkiewicz lebhafte Jagd beginnt mit einer auftaktigen Einleitung im<br />

6/8-Takt und steht in D-dur. Das Jagdstück mit seinem Horngeschmetter rauscht im<br />

9/8-Takt vorbei.<br />

Tolstoj: Etwas wie eine erste Liebe. (Seite 39 – 41) Als die Kinder einmal eine riesige<br />

Raupe beobachteten, zu der sich die altersgleiche Katenka gerade hinunter beugte,<br />

verrutschte ein wenig ihr Kleid. „Ihre kleine Schulter war bei dieser Bewegung nur<br />

zwei Fingerlängen von meinen Lippen entfernt. Ich schaute nicht mehr auf die<br />

Raupe, ich sah nur noch Katenkas Schulter, und auf einmal küßte ich sie mit aller Kraft.<br />

Katenka drehte sich nicht um, aber ich sah, wie ihr Hals und ihre Ohren erröteten. (...)<br />

Ich verwandte kein Auge von Katenka. Ich war schon lange an ihr frisches Gesichtchen<br />

und ihre blonden Haare gewöhnt und hatte es immer liebgehabt; aber jetzt<br />

begann ich es aufmerksamer zu betrachten und gewann es noch lieber.“<br />

V. Vielleicht erste Liebe. Den ersten Takt des mit einem Auftakt beginnenden Andante-<br />

Satzes könnte man vor dem Hintergrund der Kenntnis des zugrunde liegenden Textes<br />

als ein Frage-Motiv deuten, dessen Beantwortung in der Schwebe bleibt.<br />

Tolstoj: 20 Die Gäste versammeln sich. (Seite 87 – 92) „Jedesmal wenn ich das<br />

Rattern eines vorbeifahrenden Wagens hörte, lief ich ans Fenster, hielt die Hände an<br />

die Schläfen und die Scheiben und schaute mit ungeduldiger Neugier auf die Straße.“<br />

Die ankommenden Familien mit ihren Kindern werden der Großmutter vorgestellt.<br />

„Da ich fühlte, daß meine Verlegenheit wuchs, und da ich das Geräusch einer vorfahrenden<br />

Equipage hörte, hielt ich es für nötig mich zu entfernen. (...) Der Salon und der<br />

Saal füllten sich allmählich mit Gästen, wie immer auf den Kinderbällen waren auch<br />

einige große Kinder darunter, die sich ein bißchen amüsieren und tanzen wollten,<br />

angeblich nur, um der Dame des Hauses ein Vergnügen zu machen.“<br />

VI. Die Gäste kommen. Alle Streichinstrumente spielen fast den ganzen Allegro-Satz<br />

im 2/4-Takt rhythmisch unisono durchlaufend in Achtel-Noten. Eine Belebung erfolgt<br />

durch die Einfügung jeweils eines Synkopen-Taktes bestehend aus einer Achtelnote,<br />

einer Viertelnote und einer Achtelnote, gefolgt von einem zweiten Takt mit vier<br />

Achtelnoten: 2/4<br />

:||. Diesen Synkopentakt finden wir schon in einer<br />

Polonaise komponiert 1728 von Georg Philipp Telemann (1681 – 1767), er ist typisch<br />

für den Tango und eine beliebte rhythmische Figur im Jazz. Literarisch umfassend<br />

gebildet übersetzte Sergei Bortkiewicz den 1935 in russischer Sprache erschienenen<br />

Briefwechsel von Peter Tschaikowsky (1840 – 1893) mit Nadeschda von<br />

Meck (1831 – 1894), der auf Deutsch 1938 in Leipzig unter dem Titel Die seltsame<br />

Liebe Peter Tschaikowsky’s und der Nadjeschda von Meck gedruckt vorgelegt wurde.<br />

Zu seiner Unterstützung und zur Verbreitung seiner Werke wurde 1947 in Wien<br />

eine Bortkiewicz-Gemeinde gegründet. Er starb am 25. Oktober 1952 im Alter von<br />

75 Jahren und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet.<br />

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