Sinfonietta Isartal April 2023
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WERKEINFÜHRUNG<br />
Leoš Janáček<br />
Ausschnitte aus „Idyll” Nr. 1,2 und 6<br />
Leoš Janáček wurde am 5. Juli 1854 in Hugvaldy (Hochwald in Mähren) als Sohn des<br />
Dorfschullehrers und Kantors Jiří Janáček (1815 – 1866) geboren und schon früh<br />
musikalisch gefördert. 1866 trat er als Stipendiat in das Augustinerstift in Alt-Brünn<br />
(Brno) ein. Hier wirkte er als Chorknabe und erhielt eine solide Schulausbildung. Ein<br />
ehemaliger Schulfreund seines Vaters, der Musiklehrer Paul Krizkowsky (1820 – 1885)<br />
sowie sein Onkel Jan Janáček (1810 – 1889) nahmen sich seiner nach dem frühen<br />
Tod seines Vaters an. Erste Kompositionen auf dem Augustinerstift haben sich nicht<br />
erhalten. Von 1969 bis 1972 besuchte er die Slawische Lehrerbildungsanstalt in Brünn<br />
und legte dort die Prüfungen als Lehrer für Musik, Geographie und Geschichte ab.<br />
Anschließend folgten zwei Jahre Lehramtspraxis an der Übungsschule der Lehrerbildungsanstalt,<br />
wo er 1874 die Approbation als Lehrer für Bürgerschulen mit<br />
Unterricht in tschechischer Sprache. Gefördert von dem Direktor der Lehrerbildungsanstalt<br />
Emilian Schulz (1836 – 1921) engagierte sich Janáček vor allem musikalisch<br />
in Brünn. Er vertrat 1872 seinen Lehrer Krizkowsky nach dessen Weggang nach<br />
Olmütz als Chorleiter in der Altbrünner Klosterkirche und übernahm von 1873 bis<br />
1876 die Leitung des patriotisch gesinnten Arbeiter- und Handwerkergesangvereins<br />
Svatopluk, benannt nach dem Fürsten und König von Mähren im 9. Jahrhundert. Die<br />
ihm fehlende Zusatzqualifikation als Musikpädagoge erwarb er von Oktober 1874 bis<br />
Juli 1875 auf der Orgelschule in Prag bei Franz Zdenko Skuhersky (1830 – 1918). Hier<br />
befreundete er sich mit Antonín Dvořák (1841 – 1904). Der Janáček-Biograph Jaroslav<br />
Vogel (1894 – 1970) portraitiert den umtriebigen Landsmann in dieser Zeit wie folgt:<br />
„Dennoch beginnt nach diesem Januarkonzert Janáčeks Arbeitseifer im Gesangverein<br />
Svatopluk zu erlahmen. Diese bei ihm unerhörte Erscheinung hat freilich ihre<br />
guten Gründe: am 3. Februar 1876 legte Nesvadba, der damalige Chormeister der<br />
Brünner Beseda, seine Funktion nieder, und noch am selben Tage wurde Janáček<br />
zu seinem Nachfolger gewählt. Janáček nahm die Wahl selbstverständlich an;<br />
denn obwohl auch die Beseda sich damals in künstlerische Hinsicht nur kümmerlich<br />
fortfristete, waren doch ihre Mittel als einer bürgerlichen Institution und damit auch<br />
ihre künstlerischen Möglickeiten unverhältnismäßig größer als die des Arbeiter- und<br />
Handwerkervereins Svatopluk.“ (Leoš Janáček, Leben und Werk, S. 85)<br />
Den bisherigen Beseda-Männerchor erweiterte zu einem gemischten Chor,<br />
gründete ein Orchester und schlug 1877 die Gründungen einer Gesangschule für<br />
Knaben zur Schulung des Chornachwuchse, eine Geigenschule und die Verpflichtung<br />
von 10 Orchestermusikern vor. In dieser Zeit komponierte Janáček neben Chorwerken<br />
auch seine ersten Instrumentalwerke, die er in Konzerten mit Chormusik zur 1877<br />
und 1878 uraufführte. Als erste überlieferte Komposition in dieser Gattung gilt die<br />
Suite für Streichorchester. Am 20. August 1876 hatte Leoš Janáček im Einweihungskonzert<br />
auf der neuen Orgel in Brünn von Georg Friedrich Steinmeyer (1819 – 1901)<br />
aus Oettingen mit seinem Spiel der Toccata und Fuge C-dur von Johann Sebastian<br />
Bach (1685 – 1750) derart beeindruckt, dass der bayerischen Orgelbauer ihn zu<br />
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