Die IHAGEE - Technische Sammlungen Dresden
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Kameraindustrie entscheidend beigetragen. Johan Steenbergen verstirbt am 07.11.1967 in<br />
Bonn und wird in der Grabstätte der Familie Nussbaum in Bonn beigesetzt.<br />
4. Karl Nüchterlein (*14.04.1904 †April 1945)<br />
Karl Nüchterlein wird nach seiner Mechanikerlehre in der<br />
Dresdner Nähmaschinenfabrik Seidel & Naumann 1923, im<br />
Alter von 19 Jahren, in der <strong>IHAGEE</strong> als Mechaniker<br />
eingestellt. Sehr bald entwickelte er eigene Ideen zur<br />
Gestaltung der von Johan Steenbergen favorisierten<br />
Spiegelreflexkameras, so auch an der Patent-Klappreflex 6,5<br />
x 9 cm mit drehbarem Halterahmen (1924) und den <strong>IHAGEE</strong><br />
Nachtkameras mit und ohne Reflexsystem (1929/1930).<br />
Anfang 1930 stellt Karl Nüchterlein die grundlegend neue<br />
Idee einer kompakten, handlichen, einäugigen<br />
Spiegelreflexkamera im Mittelformat vor. <strong>Die</strong>ser Gedanke wird von Johan Steenbergen, der<br />
selbst einen exzellenten Marktüberblick hatte, sofort akzeptiert. Bereits 1933 beginnt die<br />
Produktion dieser <strong>IHAGEE</strong> EXAKTA für Rollfilm 4 x 6,5 cm, die ab 1934 bis 1939 in vier Baureihen<br />
die tragende Produktion der <strong>IHAGEE</strong> bildet. 40<br />
Das außergewöhnliche mechanische Konzept dieser Kamera bestand in der Anwendung von<br />
miteinander gekoppelten Langzeit- und Kurzzeitwerken, die letztlich Belichtungszeiten im<br />
Bereich von 12 s bis 1/1000 s zur Steuerung eines Schlitzverschlusses gestatteten und prinzipiell<br />
in allen EXAKTA-Kameras über einen Zeitraum von 39 Jahren (von 1934 bis 1972) beibehalten<br />
wurden.<br />
1936 stellt die <strong>IHAGEE</strong> die von Karl Nüchterlein entwickelte erste Spiegelreflexkamera für<br />
Kine-Film, die Kine-Exakta vor, in der das mechanisch-optische Grundprinzip der Exakta 4 x<br />
6,5 cm in proportionaler Verkleinerung für das Format 24 x 36 mm wiederkehrt. <strong>Die</strong>se Kamera<br />
– in zwölf unterschiedlichen Modellen bis 1950 produziert – wird zur führenden Kleinbild-Spiegelreflexkamera<br />
in der Welt. 41 Auf Karl Nüchterlein geht auch mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
die Idee der Wechselbarkeit des Lichtschachtes mit einem Pentaprisma zurück.<br />
42 In der Rekonstruktion eines Zeichnungssatzes, die bereits am 18.06.1945 in der IHA-<br />
GEE erfolgt, sind die Merkmale der Sucher-Wechselbarkeit enthalten. 43<br />
<strong>Die</strong> EXAKTA Varex, von Willy Teubner seit 1949 konstruktiv betreut, produziert die <strong>IHAGEE</strong> ab<br />
1950 mit 17 Modellen bis 1967. 44<br />
Karl Nüchterlein arbeitete bereits an einer Version der Belichtungsmessung<br />
hinter dem Objektiv, der TTL-Messung (through the lens), die er sich nach<br />
seiner Version schützen ließ. 45 Insgesamt erwirbt er 20 Patente auf dem Gebiet des Kamera-<br />
40 R. Hummel: Spiegelreflexkameras aus <strong>Dresden</strong>, Leipzig 1995, S. 72.<br />
41 Ebenda, S. 164–169.<br />
42 K. Rademaker: Kine Exakta oder Exakta „Varex“, Photo Deal II (2000), S. 34–35.<br />
43 Der Zeichnungssatz befindet sich in den TSD. Da alle zeichnerischen Unterlagen der <strong>IHAGEE</strong> am<br />
13./14.02.1945 vernichtet wurden und ebenso kein Modell existiert, ist nicht nachweisbar auf welcher<br />
Grundlage diese Rekonstruktion beruht. Ausgeschlossen werden kann jedoch, dass ab Juni<br />
1945 unmittelbar nach Kriegsende in der Phase des Überlebens diese völlig neue Kamerakonstruktion<br />
entstanden sein könnte.<br />
44 Ebenda, S. 170–177.<br />
45 Deutsche Patentschrift Nr. 722 135 vom 28.0.1939, Spiegelreflexkamera mit Belichtungsmesser.<br />
Deutsche Patentschrift Nr. 736 468 vom 28.0.1939, Spiegelreflexkamera mit Fotometer. Zur Be-<br />
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