Newchurch-POST
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4 Club-Week 18.–25. Juni 2023
MOTORCYCLE FESTIVAL
Katja Ruge
„Bis morgen um Neun.“ Und er hat nur gesagt:
„Passt.“ Er hat dann alle seine Leute abgezogen,
die haben um 6 in der Früh losgelegt und um 9
haben wir eine Bühne gehabt. So etwas gibt es nur
in Neukirchen. Die ersten Jahre haben die Leute in
Marks Firma während der Tridays bezahlten Urlaub
bekommen, wenn sie Triumph gefahren sind.
Wirklich wahr. Wir hatten in den ersten Jahren 50
einheimische Tourguides, die alle Triumph gefahren
sind. Ich bin mir sicher, dass kein Ort auf der Welt
statistisch gesehen auf die Zahl der Einwohner so
eine Triumph-Dichte zusammengebracht hätte.
Nicht einmal Hinckley. Das war schon eine wirklich
lässige Zeit.
THE CLUB POST: Und das ist es jetzt nicht mehr?
ULI BRÉE: Oh doch, das ist es jetzt auch noch.
Die Woche im Juni ist immer noch etwas ganz
Besonderes. Natürlich hat es Höhen und Tiefen
in all der Zeit gegeben. Besonders wenn man das
so emotional betreibt wie ich. Viele Leute glauben
ja, dass wir uns da eine goldene Nase verdienen.
Dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Mittlerweile
ist mir das egal. Ich kann nur sagen: Der Event ist
sehr viel Arbeit, macht auch sehr viel Freude, aber
wegen dem Geld macht das hier niemand!
THE CLUB POST: Was macht den Club so
besonders?
ULI BRÉE: Vielleicht genau das, dass er nichts
Besonderes sein will. Als die ganzen anderen Events
aus dem Boden geschossen sind, wie Wheels &
Waves oder Glemseck 101, die gleichzeitig mit uns
begonnen haben und sehr stylisch und sehr hipp
sind oder waren, hab ich schon mal bedauert, dass
unser Publikum nicht so ist, dass unsere Gäste
ganz normale Leute sind, die einfach nur schon
ewig Motorrad fahren. Die meisten reisen ja bei
uns mit dem Motorrad an. Wir haben täglich 500
Teilnehmer bei den geführten Touren. Irgendwann
habe ich aber dann begriffen, dass genau das
unsere Stärke ist. Genau dieses Publikum. Das sind
alles feine, unverfälschte Leute. Vielleicht habe ich
es zu der Zeit auch bedauert, weil ich mich von dem
Style auch habe mitziehen lassen. Mittlerweile hat
sich das alles verspielt und normalisiert. Und das
ist gut so.
THE CLUB POST: Es kommt ganz oft der Vergleich
mit einem großen Familientreffen.
Katja Ruge Amelie Mesecke
habe. Offenbar macht dieses Treffen eine Menge
Menschen glücklich. Für viele ist diese Woche
jedes Jahr ein emotionales Highlight. Und das ist
ein sehr, sehr schönes Gefühl. Da denke ich mir,
ich hab‘ was richtig gemacht in meinem Leben.
Besser als die ganzen Filmpreise. Und was die
Familie betrifft: Meine Kinder sind ja mit dem Event
groß geworden. Mein Sohn Moritz ist da als Zwerg
immer auf seinem kleinen Oset rumgekurvt, seit ein
paar Jahren fährt er beim ROKKER-RACE mit und
seit letztem Jahr organisiert er es auch. Meine
Das CoN-Team: Tom Possod, H.G. Müller, Moritz
Brée, Robert Möschl, Ingrid Maier-Schöppl,
Uli und Barbara Brée
Tochter Lilli moderiert dieses Jahr wieder mit ihrem
Onkel Markus Linder gemeinsam. Und meine Frau
Barbara hat seit letztem Jahr die Organisation
übernommen. Ich hab‘ eher nur noch die Funktion
wie seinerzeit die Queen: Lächeln und Winken.
THE CLUB POST: Ein echter Familienbetrieb.
ULI BRÉE: Ja. Mal abgesehen von dem super
Job, den die Damen vom TVB machen. Nicht zu
vergessen Robert Möschl, Grafiker Benny Raggl,
H.G. Müller oder die vielen Tourguides, Ordner und,
und, und. Insgesamt sind wir locker 600 Leute, die
dafür sorgen, dass das hier läuft.
Öffentlichkeit bei den Tridays präsentiert. Das war
natürlich eine große Ehre für uns. Also habe ich
mir auch was Besonderes für die Präsentation
ausgedacht. Die Street-Triple sollte an einem
Hubschrauber hängend direkt vor der Hauptbühne
auf einem Podest abgesetzt werden. Aufgrund des
tragischen Seilbahnunglücks in Sölden, an dem ein
Hubschrauber beteiligt war, waren die Auflagen
extrem streng. Alles musste vor Sonnenuntergang
geschehen, die Flugbahn musste genau festgelegt
sein, in der Flugschneise durften keine Leute
stehen, und, und, und. Ich hatte alles minutiös
geplant. Ich wollte das natürlich so spät wie
möglich haben, wegen der Stimmung. Mit der Band
die davor spielen sollte, war alles abgesprochen
und genau getaktet. Tja, und dann kam der Sänger
nicht daher. Zuerst hieß es, er wäre im Stau stecken
geblieben, dann hieß es, er wäre in einem Unfall
verwickelt. Die Band spielt ohne Sänger, was echt
Scheiße klang. Der Sänger kommt und kommt nicht
daher. Dann latscht der Typ tiefenentspannt die
Straße hoch, mit einem McDonalds Becher in der
Hand. Das präpotente Arschloch ist einfach zu spät
in Wien losgefahren. Anstatt sich zu entschuldigen,
lässt er auch noch den großen Musical Star
raushängen. Da bin ich echt ausgeflippt. Solche
Zeiten hab‘ ich Gott sei Dank hinter mir. Tja, und
dann musste der Hubschrauber starten. Und da
hatte ich dann gleich nochmal viel Spaß, weil
dem Piloten scheinbar völlig wurscht war, was
ausgemacht war, der ist einfach so geflogen wie
er wollte. Er hat sich an nix gehalten. Wäre was
passiert, hätten wir volle Kanne dafür gehaftet.
Andererseits muss ich sagen, hat er das Motorrad
wirklich punktgenau auf einem zwei Quadratmeter
kleinen Bühnenelement abgesetzt. Das war schon
beeindruckend. Das war schon echt cool.
THE CLUB POST: Die Musik am Club war dir
immer sehr wichtig. Überhaupt das gesamte
Unterhaltungsprogramm.
ULI BRÉE: Wir haben immer zwischen 10 und 12
Bands und immer wieder Straßentheater. Das hat
Amelie Mesecke
Wenn der Vater
mit dem Sohne
Jörn Biedka spielt primär originär 50s,
60s, Funk, Soul, Rocksteady, Indie,
Adult’s Black Music und Crossover.
Alles handgemacht, strictly Vinyl, fast
alles auf original 45ern/ 7“ Singles.
Nach über 30 Jahren darf nun sukzessive
der Weg der neuen Generation
geebnet werden. Somit steht dieses
Jahr Wim Biedka mit seinem Papa mit
hinter den Plattentellern.
Wim hatte natürlich nicht wirklich eine
faire Chance im Leben und wurde sehr
früh mit schwarzer Musik konfrontiert.
Hieraus resultiert seine Leidenschaft
für Oldschool Hip-Hop, Soul und Weltmusik.
Wim ist allerdings keineswegs ein Abziehbild
seines alten Herrn, sondern
steht ganz alleine für sich in der Umsetzung
seiner Song Auswahl.
Neben dem G-Funk hat Wim für sich in
erster Linie #Jazzhop entdeckt – Hip-
Hop Beats mit Jazz Samples.
Man darf entspannt in die Zukunft sehen.
Lasst euch überraschen!
Die Stimme des Clubs:
Markus Linder!
Micheal Nier, ehemaliger Triumph Deutschland
Boss bei der Eröffnung der Tridays.
Die Tridays-Eleven, erstes TRIDAYS Custombike 2011. Ihr folgten in den Jahren danach noch viele aufwändige
Umbauten von großartigen Customizern.
ULI BRÉE: Ja, und der ist auch durchaus berechtigt.
Für mich ist der Club genau das. Viele der Besucher
sind inzwischen echte Freunde geworden und wir
freuen uns alle aufs jährliche Wiedersehen. In
meiner tatsächlichen Familie gibt es Menschen
die ich seltener treffe. Und das Wiedersehen
fällt dann auch nicht so herzlich aus wie hier. Es
ist fast immer das Gleiche: Wenn du das erste
Mal an der Club-Week teilnimmst, wirst du sofort
herzlich aufgenommen. Beim zweiten Mal bist du
bereits fester Bestandteil. Und wenn dann beim
Jimmy Cornett 5000 Leute die Texte auswendig
können und gemeinsam mitschmettern, dann kann
schon passieren, dass nicht nur ich eine Träne
verdrücke. Das sind Momente, die mich wirklich
mit Stolz erfüllen. Dann hab‘ ich das Gefühl, dass
es verdammt gut war, dass ich mich in jener
Nacht vor 18 Jahren nochmal an den Computer
gesetzt habe und meine Idee aufgeschrieben
THE CLUB POST: Was waren so die Highlights für
dich?
ULI BRÉE: Die Präsentation der TRIDAYS ELEVEN.
Die haben wir (damals zum ersten Mal) an einem
Kran 25 Meter über der Hauptbühne gehängt.
11 Customizer haben daran gearbeitet. Was die
wenigsten wissen, die Maschine war die längste
Zeit gar nicht in der Kiste, weil die Sitzbank nicht
fertig geworden ist, der arme Ralf war der letzte, der
drangekommen ist. Wir haben am Samstag ganz in
der Früh heimlich die Kiste nochmal runtergelassen
und die Eleven reingeschoben. Die Maschine steht
übrigens heute bei mir im Haus und ich streichle
ihr mindestens einmal am Tag über den Tank. Aber
da fällt mir noch eine ganz andere Geschichte ein.
THE CLUB POST: Leg los!
ULI BRÉE: Die Street-Triple wurde ja erstmals der
sonst niemand. Inzwischen macht das ja unser
H.G., der für Musik lebt und jede Woche drei
Konzerte besucht. Nicht wegzudenken vom Club ist
natürlich der Jimmy. Ich bin nicht gut mit Zahlen,
aber ich denke er ist sicher schon zum zwölften
Mal dabei. Und er und seine Partie werden auch
solange dabei sein, solange sie das wollen. Der
Jimmy ist der Club. Er ist der Song, den wir singen.
THE CLUB POST: Was hat sich in den letzten Jahren
verändert und wo will der Club in den nächsten
Jahren hin?
ULI BRÉE: Eine wesentliche Veränderung
war sicher die Trennung von Triumph und die
Umbenennung in Club of Newchurch. Das war
sicher ein mutiger Schritt, aber ein absolut
richtiger Schritt im Nachhinein betrachtet. In
Wahrheit haben wir noch immer exakt das gleiche,
überaus angenehme Publikum, nur fahren die
Du fliegst, du schwebst, du
bist Nichts und du bist du,
weil du dich auflöst im Wind –
das ist Motorradfahren!