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177-Mai-online

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Ägypten-Fahrt<br />

Ägypten-Fahrt<br />

viele unverheiratete Frauen, die<br />

könnten alle zu uns kommen und bei<br />

uns eine erfüllende Aufgabe und eine<br />

neue Familie finden!“<br />

Doch die Existenz der Niederlassung<br />

schildert sie auch als Wunder. Im Laufe<br />

der Jahre und der Weltkriege gab<br />

es immer Zeiten, in denen Orden und<br />

besonders Menschen mit deutscher<br />

Staatsangehörigkeit Ägypten verlassen<br />

mussten -nicht so die Borromäerinnen<br />

in Maadi. Selbst die Unruhen<br />

in Kairo ab 2011 hat der Konvent unbeschadet<br />

überstanden.<br />

Heute werden von den Schwestern<br />

und einigen Mitarbeiterinnen, die aus<br />

der Nachbarscha stammen, insgesamt<br />

120 Jungen und Mädchen im<br />

Kindergarten- und Vorschulalter<br />

betreut, unabhängig von ihrer<br />

Konfession und ihrer Muersprache.<br />

In der Einrichtung wird nur Deutsch<br />

gesprochen. Ziel ist es, die Kinder im<br />

gegenseigen Respekt auf einen<br />

guten Start in der Deutschen Schule<br />

(DSB) in Kairo vorzubereiten. Bei<br />

unserer Führung durch die Anlage<br />

sehen wir, dass die Bemühungen der<br />

Schwestern weit über diesen Anspruch<br />

hinausgehen. Neben den<br />

für Kinder üblichen Spielgeräten gibt<br />

es Volieren und kleine Gehege für<br />

verschiedene Vogelarten, Meerschweinchen<br />

und andere Tiere, ein<br />

Bassin mit Wasserfall und überall<br />

Bäume, Sträucher und vor allem<br />

Blumen. Schwerster Reginas Kommentar:<br />

„Die Kinder müssen doch<br />

die Möglichkeit haben, Natur und<br />

Tiere zu erleben, sie müssen doch in<br />

einem schönen und gepflegten<br />

Umfeld heranwachsen können.“<br />

Überall treffen wir auf Beispiele, wie<br />

mit geringen finanziellen Mieln, einfachen<br />

Materialien, aber handwerklichem<br />

Geschick etwas wirklich<br />

Großarges geschaffen werden kann,<br />

sowohl im Außenbereich als auch in<br />

den Gruppenräumen, die sich in den<br />

Gebäuden ringsherum befinden.<br />

In einem zweiten Aufgabenschwerpunkt<br />

kümmern sich die Schwestern<br />

in Maadi um die Ärmsten der Armen,<br />

vor allem um diejenigen, die sich keine<br />

medizinische Versorgung leisten<br />

können. Hinter dem Gelände für die<br />

Kinder werden wir vorbei an einem<br />

großen Nutzgarten zur Krankenstaon<br />

geführt. Im Gebäude selbst befinden<br />

sich neben dem Arztzimmer<br />

mehrere Untersuchungs- und Behandlungsräume.<br />

Bei dem, was wir<br />

nun zu sehen und zu hören bekommen,<br />

erfüllt uns ein großes Staunen<br />

und eine zunehmende Demut. Die<br />

Krankenstaon dient der ambulanten<br />

Noallversorgung. Zwei der Ordensschwestern<br />

sind als medizinische<br />

Fachkräe ausgebildet. Gemeinsam<br />

mit angelernten Helferinnen aus der<br />

Bevölkerung und zwei Ärzten versorgen<br />

sie an fünf Tagen der Woche jeweils<br />

zwischen 300 und 500 Kranke<br />

und Verletzte. Es kommen Paenten<br />

mit Verbrennungen und kleineren<br />

Verletzungen, aber auch Erkrankungen,<br />

die durch Parasiten, mangelha<br />

mögliche Hygiene oder unzureichende<br />

Ernährung verursacht werden.<br />

Und das alles wird in Räumlichkeiten<br />

behandelt, die zwar blitzsauber sind,<br />

von der Ausstaung her aber an eine<br />

Praxisausstaung im Deutschland der<br />

Nachkriegszeit erinnern. Ein Blick in<br />

den Medikamenten- und Materialschrank<br />

zeigt uns einmal mehr die<br />

große Bedürigkeit. Und trotzdem ist<br />

das, was die Schwestern den Paenten<br />

hier bieten können, o die einzig<br />

mögliche Hilfe, denn sie erfolgt für einen<br />

lediglich symbolischen Kostenbeitrag,<br />

der bei entsprechender<br />

Bedürigkeit manchmal auch noch<br />

erlassen wird.<br />

Noch erfüllt von dieser Menge an Informaonen<br />

und Eindrücken dürfen<br />

wir gemeinsam mit den Schwestern<br />

in der Konventskapelle die Heilige<br />

Messe feiern. Wir sind als Besucher,<br />

als Fremde gekommen, und doch<br />

fühlen wir uns in diesem Moment als<br />

Gemeinscha. Zum Abschluss unseres<br />

Besuches in Maadi wartet auf uns<br />

noch ein kleiner Imbiss, den die<br />

Schwestern für uns in ihrem Gartenparadies<br />

vorbereitet haben. Und somit<br />

bleibt auch noch etwas Zeit für<br />

Fragen, Gespräche und persönlichen<br />

Austausch. Tief beeindruckt und gestärkt<br />

an Leib und Seele müssen wir<br />

irgendwann dann doch Abschied<br />

nehmen.<br />

In den folgenden Tagen werden wir<br />

noch viel von Ägypten sehen und erfahren.<br />

Als wir am letzten Abend<br />

Rückblick halten, gehört der Besuch<br />

in dieser grünen Oase bei den<br />

Schwestern von Maadi mit seiner<br />

Ruhe, dem gespürten Frieden und<br />

der Ausstrahlung von Herzlichkeit,<br />

Stärke und Liebe für viele zu den berührendsten<br />

Eindrücken der gesamten<br />

Reise.<br />

Birgit Glückert<br />

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