Vorwort - Richard Wagner Museum
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12 <strong>Richard</strong>-<strong>Wagner</strong>-<strong>Museum</strong> in Bayreuth<br />
5. Preis/5th Prize David Chipperfield Architects Ges. von Architekten mbH, Berlin<br />
Preisgerichtsbeurteilung<br />
Städtebau und Freiraum: Ruhe und Gelassenheit prägen<br />
die städtebauliche Haltung des Entwurfs. Die Verfasser<br />
arbeiten konsequent die einzelnen Bausteine<br />
der von ihnen definierten Forumsarchitektur heraus. Sie<br />
fassen bestehende und neue Gebäude über eine Pergola<br />
zusammen, deren Angemessenheit im Gesamtkontext<br />
aber zu hinterfragen ist. Die Schaffung eines<br />
abgeschlossenen <strong>Museum</strong>sareals steht im Widerspruch<br />
zum gewünscht offenen, nach außen gerichteten<br />
<strong>Museum</strong>skonzept. Überdies wird aus denkmalfachlicher<br />
Sicht die Idee <strong>Richard</strong> <strong>Wagner</strong>s, sein<br />
Wohnhaus nach Norden über eine repräsentative Allee<br />
zu erschließen, durch die Einfriedung des Areals mittels<br />
der umlaufenden Pergola in ihr Gegenteil verkehrt,<br />
sodass eher ein intimer „klösterlicher“ Bezirk ausgegrenzt<br />
als ein offener Empfangsraum geschaffen wird.<br />
Folgerichtig aber, in Bezug auf den Entwurf, liegt die<br />
erste Adresse des <strong>Museum</strong>s an der <strong>Richard</strong>-<strong>Wagner</strong>-<br />
Straße. Hier entsteht durch die Situierung der Sonderausstellung<br />
in der Überbauung der Wahnfriedstraße<br />
eine hohe stadträumliche Aufenthaltsqualität. Diese<br />
neue Adressbildung konterkariert dennoch maßgeblich<br />
die Stellung von Haus Wahnfried und verdeutlicht<br />
das Sinnbild eines scheinbar konservierenden Zu -<br />
stands. Die Repetition des Motivs Pergola in der Gartenumfassung<br />
des Chamberlain-Hauses erscheint in<br />
diesem Zusammenhang völlig überzogen, insbesondere<br />
der Anschluss zwischen Sonderausstellung, Pergola<br />
und Chamberlain-Haus kann nicht überzeugen.<br />
Hingegen ist die westseitige Fassung des Grundstücks<br />
durch die Pergola, unterstützt durch die dichte Bepflanzung<br />
in gewissem Sinn eine wohltuende Reparatur der<br />
unbefriedigenden vorhandenen Situation.<br />
Gestaltung und Funktion: Das Konzept eines Forums<br />
bedeutet ein Auseinanderziehen der Funktionen, was<br />
zwar einerseits ein geschütztes promenadenartiges<br />
Erleben winters wie sommers ermöglicht, andererseits<br />
aber lange Wege verursacht. Die Zuwegung für die<br />
Besucher folgt stringent dem Konzept: aus den Gartenanlagen<br />
heraus, sowohl über die Pergolen wie auch<br />
die Gartenwege selbst, werden die Programmteile<br />
erschlossen. Die unterirdische Umlagerung des Haus<br />
Wahnfried mit der Dauerausstellung stellt zwar eine<br />
aufwändige bauliche Maßnahme dar, verbindet jedoch<br />
in geschickter Weise Anfangs- und Endpunkt des Ausstellungsweges:<br />
vom historischen Teil des Siegfriedhauses<br />
über die Einbindung des Wahnfriedhauses bis<br />
hin zum Café am Gärtnerhaus. In diesem Sinne steht<br />
die Haltung des Entwurfs, ausgedrückt in der multiplen<br />
Zugänglichekeit mit mehreren Eingangs- und Gardero -<br />
benflächen in gewissem Widerspruch zum dargestellten<br />
Konzept der geführten Promenade. Die Positionierung<br />
der <strong>Museum</strong>spädagogik im Chamberlain-Haus ist<br />
denkbar, positiv wird auch die Einbindung der historischen<br />
Räume des Siegfriedhauses in die Ausstellungsflächen<br />
gesehen. Dies führt andererseits zu einer<br />
sehr knappen Bemessung der Verwaltungsflächen, die<br />
nicht zeichnerisch nachgewiesen sind. Überdies ist<br />
aufgrund der Raumbeschaffenheit der barrierefreie<br />
Zugang zu den Ausstellungsflächen nur schwer zu realisieren.<br />
Die Kappung der Wahnfriedstraße und Platzierung<br />
des Bereichs der Sonderausstellung ist vorstellbar.<br />
Dies hält die vorder- wie auch rückseitige<br />
Gartenanlage frei von zusätzlichem baulichen Volumen,<br />
wenngleich unter Verlust einiger wertvoller<br />
Straßenbäume. Über die entstehende Sackgasse<br />
führen die Verfasser die Anlieferung, die jedoch räumlich<br />
zu knapp bemessen ist. So ist zwar die Lage<br />
des Depots, direkt an die Anlieferung angebunden,<br />
richtig. Dies führt zu langen und ebenso unterdimensionierten<br />
Anbindungen an die übrigen Ausstellungsflächen.<br />
Denkmalfachliche Stellungnahme: Der Entwurf liefert<br />
zur Aufgabenstellung einen konsequent durchgearbeiteten<br />
Beitrag, dessen konservatorische Herangehensweise<br />
aber in Zusammenhang mit der vorhandenen<br />
und angestrebten musealen Konzeption nicht angemessen<br />
erscheint.<br />
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit: Materialität und<br />
Konstruktionsvorschlag des Gebäudes entsprechen<br />
der klaren, eindeutigen entwurflichen Haltung: reduziert<br />
und einfach, mit hoher Detailqualität ist der Entwurf<br />
durchgebildet, was eine Permanenz der Bauteile<br />
Schnitt C-C M. 1:1.000<br />
Erdgeschoss Gärtnerhaus M. 1:1.000<br />
und einen geringen Unterhaltungsaufwand erwarten<br />
lässt. Die Erstellungskosten sind hingegen bezogen<br />
auf die Programmflächen überdurchschnittlich anzusetzen,<br />
bedingt durch die Vielzahl sowohl hoch- wie<br />
auch tiefbaulicher Maßnahmen und die zusätzliche<br />
Pergola. Das energetische Konzept folgt dem Entwurf:<br />
regenerative Energien werden auf Basis der Gründungsarbeiten<br />
sinnvoll eingesetzt, die Klimatisierung<br />
ist richtiger Weise auf die in den unterirdischen Neubauteilen<br />
liegenden Dauerausstellungsbereiche be -<br />
schränkt.<br />
Lageplan M. 1:6.500