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medizin&technik 03.2023

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<strong>03.2023</strong><br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

EVK 13,30 €<br />

Ingenieurwissen<br />

für die Medizin<strong>technik</strong><br />

TITELTHEMA<br />

Integrierte Photonik<br />

Potenzial für riesige Datenmengen<br />

– Chancen für die Medizin<strong>technik</strong><br />

Seite 16<br />

ChatGPT und Co.<br />

Was Transformer-Sprachmodelle<br />

der Medizin zu bieten haben Seite 12<br />

Auslandsmarkt Luxemburg<br />

Medizin<strong>technik</strong> ist gefragt für neue<br />

Krankenhausprojekte Seite 62<br />

SPECIAL<br />

Laser<strong>technik</strong>: Markieren, bearbeiten<br />

und Oberflächen gestalten Seite 47


EPHJ in Genf<br />

6. - 9. Juni 2023<br />

Stand H 106<br />

Biokompatibel und robust<br />

Keramik kommt zum Einsatz, wenn andere Materialien versagen, wie z.B. in der Medizin<strong>technik</strong>.<br />

maxon entwickelt und produziert keramische Präzsisionskomponenten für Ihre spezielle Anwendung.<br />

Mehr Informationen unter: ceramic.maxongroup.de<br />

Precision 2 medizin&<strong>technik</strong> Ceramic Components<br />

03/2023


DESIGN FOR<br />

CIRCULAR ECONOMY<br />

Was ChatGPT behauptet und<br />

wieso Roboter Ohren haben<br />

Wenn ich mit ChatGPT über Medtech und KI plaudere,<br />

klingt es nach fundiertem Wissen im Hintergrund. Bis ich<br />

mein Gegenüber frage, ob es meine Kollegin kennt – und es mir<br />

mitteilt, dass diese an der Uni Ulm eine Professur zum Thema<br />

Künstliche Intelligenz innehätte. Unser Chef ebenso. Und ich<br />

übrigens auch. Da es dort nicht zufällig ein namensgleiches Trio<br />

in entsprechender Position gibt, unterstreicht diese Erfahrung,<br />

was Prof. Klemens Budde zum Einsatz von Transformer-<br />

Sprachmodellen – wie Chat GPT – in der Medizin sagt: Es reicht<br />

nicht aus, durch flüssige Formulierungen die Illusion von Wissen<br />

und Intelligenz zu erzeugen. Dennoch haben solche Sprachmodelle<br />

Potenzial für die Automatisierung im Gesundheitswesen.<br />

Wie und warum erläutert der Mediziner ab Seite 12.<br />

Bleiben wir beim Thema Automatisierung. Ein französisches<br />

Start-up will das Gesicht der Robotik verändern, und zwar über<br />

unsere Wahrnehmung der Service-Maschinen: Gesicht, Mimik,<br />

aufgestellte Ohren. Was eine ganze Story über hilfreiche<br />

Wesen aus dem All dazu beiträgt, ist nachzulesen ab Seite 36.<br />

Auf der Messe Automatica ist übrigens ein Robot Restaurant<br />

inmitten der Servicerobotik-Ausstellung geplant. Mehr zu den<br />

Themen des zeitgleich in München angesetzten Messedoppels zu<br />

Automatisierung und Photonik bietet diese Ausgabe mit einem<br />

Sonderteil Robotern und Co. (ab Seite 38) und dem Special Laser<strong>technik</strong><br />

im Vorfeld der Messe Laser ab Seite 47.<br />

Um das Zukunftsthema Integrierte Photonik geht es in unserem<br />

Titelthema: Für Diagnostik und Implantate bietet die gerade<br />

entstehende Technologie einen noch schnelleren Datentransfer<br />

auf kleinstem Raum. Wo die Forscher stehen, erfahren Sie auf<br />

Seite 16. Zukunft, wir kommen!<br />

100% PERFORMANCE<br />

FROM RECYCLED<br />

PLASTICS, GLASS AND METAL<br />

Material flow analysis<br />

Motivation to Circular Economy<br />

Service and Experience Design<br />

Automatic disassembly<br />

Collaboration is key<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

Mehr zu aktuellen Entwicklungen in der Medizin<strong>technik</strong><br />

finden Sie täglich in unserem Online-Magazin unter<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/<br />

ERDMANN SOLUTIONS AG<br />

Human Centred Design<br />

www.erdmann.ch<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 3


(Bild: Wiebke Peitz)<br />

■ Medizin im Dialog<br />

KI in der Medizin<br />

Ein Transformer Sprachmodell – ähnlich<br />

wie Chat GPT – soll Fragen von Patienten<br />

beantworten. Das Vertrauen der Mediziner<br />

muss sich das System aber noch erarbeiten<br />

, sagt Prof. Klemens Budde von der<br />

Berliner Charité .................................12<br />

12<br />

Sonderteil<br />

Automatisierung<br />

Prof. Budde ist<br />

Co-Leiter der<br />

Arbeitsgruppe<br />

Gesundheit,<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

Pflege der Plattform<br />

Lernende<br />

Systeme<br />

Cobots erlauben effiziente Produktion<br />

auch bei Fachkräftemangel ................38<br />

Medizinprodukt individuell montieren<br />

– aber Lineartransport ist Standard ....40<br />

Roboter hilft, Blutplasma hygienisch<br />

zu verarbeiten ....................................42<br />

Roboter erkennt und greift das richtige<br />

Implantat aus dem Behälter ...............44<br />

Messe Automatica: Trends zu KI und<br />

Nachhaltigkeit ...................................46<br />

■ Technik<br />

Entwicklung & Komponenten<br />

Prüfsystem sorgt für sichere<br />

nadelbasierte Injektionssysteme ........22<br />

Der Klang der Moleküle hilft<br />

der Medizin .......................................24<br />

Drahtgewebefilter: Sicherer Durchfluss<br />

für unterschiedliche Medien ..............26<br />

Werkzeug- und Formenbau<br />

Polykristalliner Diamant macht<br />

Zerspanungswerkzeuge hochgenau ...28<br />

CAM-Programm fürs Werkzeug steht in<br />

12 Minuten – statt in 2 Stunden .........30<br />

Kennzeichnung & UDI<br />

Automatisierte Datenübermittlung zur<br />

Geräteidentifikation ..........................32<br />

Automatisiert drucken und etikettieren<br />

in einem Arbeitsgang .........................34<br />

Antriebs<strong>technik</strong><br />

Serviceroboter Miroki kommt mit<br />

einer ganzen Geschichte ....................36<br />

16<br />

(Bild: ZinetroN/stock.adobe.com)<br />

Special<br />

Laser<strong>technik</strong><br />

Übersicht ...........................................47<br />

Laserbearbeitung: Enorme Vielfalt<br />

der Laserstrahlen nutzen ...................48<br />

World of Quantum: Branchentreff<br />

geht in die zweite Runde ....................50<br />

Rotationseinheit ermöglicht das<br />

Markieren zylindrischer Teile .............52<br />

Materialbearbeitung: Laser<br />

funktionalisiert Oberflächen ..............54<br />

Femtosekundenlaser schneidet fast<br />

jedes Material ....................................56<br />

62<br />

(Bild: Boris Stroujko/stock.adobe.com)<br />

Auslandsmarkt<br />

Luxemburg: Das<br />

Großherzogtum<br />

investiert in<br />

Medizin<strong>technik</strong><br />

und Digitalisierung<br />

4 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


■ Fokus Forschung<br />

Neuromuskuläre Schnittstellen<br />

Winzige Elektroden in der Muskulatur<br />

stoppen Tremor .................................58<br />

Titelthema<br />

Integrierte Photonik<br />

in der Medizin<br />

In der Photonik wird Licht zur Datenübertragung<br />

verwendet. Die Kombination<br />

von komplexer Elektronik und miniaturisierter<br />

Photonik auf einem Chip ermöglicht<br />

völlig neue und energieeffiziente<br />

Systeme für die Signalverarbeitung.<br />

Das bietet auch der Medizin<strong>technik</strong> neue<br />

Möglichkeiten ....................................16<br />

■ Recht<br />

Lieferantenmanagement<br />

Lieferketten-Sorgfaltspflichten-Gesetz:<br />

Dann müssen Hersteller handeln .......60<br />

+ große Hohlwelle<br />

+ gesteigertes Drehmoment<br />

+ hochbelastbares<br />

Abtriebslager<br />

+ lebenslange Präzision<br />

+ ...<br />

47<br />

■ Auslandsmarkt<br />

Gesundheit in Luxemburg<br />

Großherzogtum im Herzen Europas<br />

ist stark bei KI und E-Health ...............62<br />

(Bild: Ophir)<br />

Special Laser<strong>technik</strong>:<br />

Materialbearbeitung, Markieren,<br />

Biofunktionalisierung<br />

Rubriken<br />

Editorial ............................................03<br />

Visionen ............................................06<br />

Nachrichten .......................................08<br />

Innovationen .....................................64<br />

Firmenscout ......................................64<br />

Impressum .........................................66<br />

Meilensteine ......................................67<br />

Zum Titelbild: Kleine Sensorchips, die<br />

Großes bewegen : Integrierte Photonik<br />

verschafft dem Sensor neue Anwendungen<br />

in Medizin und Diagnostik<br />

(Bild: ZinetroN/stock.adobe.com)<br />

AUTOMATICA MÜNCHEN<br />

27. - 30. 06.2023<br />

Halle B6 | Stand 309<br />

SHG-2UH/2SO/2SH<br />

Präzisionsgetriebe<br />

für Medizin<strong>technik</strong><br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 5<br />

www.harmonicdrive.de


VISIONEN<br />

LEBENSRETTENDES FILTERSYSTEM<br />

Dialyse | Wenn die Nieren versagen, käme das einem Todesurteil gleich, gäbe es nicht die<br />

lebensrettende Dialyse. Sie kann zeitweise viele Funktionen des Organs übernehmen,<br />

mit gewissen Nebenwirkungen. Zukünftig soll sie individueller und damit verträglicher,<br />

kleiner in der Apparatur und energieeffizienter werden.<br />

Eine von ihnen ist ungefähr so groß wie eine<br />

Packung Papiertaschentücher. Die meisten<br />

Menschen haben zwei davon und ihre Aufgaben<br />

sind vielfältig: Die Nieren regulieren<br />

unter anderem den Wasserhaushalt des Körpers,<br />

den Blutdruck, den Säure-Basen-Haushalt,<br />

den Gehalt an gelösten Elektrolyten im<br />

Blut – und sie sorgen dafür, dass giftige sowie<br />

so genannte harnpflichtige Substanzen<br />

vom Körper ausgeschieden werden können.<br />

Dazu fließen bei einem Erwachsenen täglich<br />

etwa 1800 Liter Blut durch die beiden bohnenförmigen<br />

Reinigungsorgane – das<br />

300-fache des menschlichen Blutvolumens.<br />

Daraus filtern die Nieren täglich etwa 180<br />

Liter Primärharn, der auf weniger als zwei Liter<br />

Urin konzentriert wird.<br />

Dass ein externes Gerät so komplexe Funktionen<br />

zum Großteil übernehmen kann,<br />

liegt auch daran, dass die Nieren vor allem<br />

Filterfunktionen erfüllen. Diese lassen sich<br />

über Osmose mit Hilfe einer semipermeablen<br />

Membran erreichen, also einer Membran,<br />

die nicht für alle Stoffe gleich durchlässig<br />

ist.<br />

Bei der klassischen extrakorporalen, also außerhalb<br />

des Körpers durchgeführten Dialyse,<br />

der so genannten Hämodialyse, besteht<br />

diese Membran aus biokompatiblem Material<br />

und bildet das Herzstück des Dialysegerätes.<br />

An ihr strömen Blut und Dialyselösung<br />

kontinuierlich in entgegengesetzter<br />

Richtung aneinander vorbei. Einen gewissen<br />

Flüssigkeitsentzug schafft das Gerät durch<br />

Ultrafiltration mit Hilfe eines hydrostatischen<br />

Druckunterschieds.<br />

Für die etwa vier bis fünf Stunden dauernde<br />

Hämodialyse brauchen Betroffene einen<br />

stabilen Kreislauf und ein ausreichendes<br />

Blutvolumen. Schließlich wird ein Teil ihres<br />

Blutes über eine ihrer Arterien aus dem<br />

Körper herausgeleitet, gefiltert und dann<br />

über eine ihrer danebenliegenden Venen<br />

wieder zurückgeleitet. Dazu benötigen<br />

sie einen entsprechend guten arteriellen<br />

wie auch venösen Zugang in Form eines<br />

so genannten arteriovenösen Shunts. In<br />

der Regel ist dies ein so genannter Cimino-Shunt.<br />

Er wird operativ, meist am Unter-<br />

oder Oberarm angelegt.<br />

Anke Biester<br />

Wissenschaftsjournalistin<br />

in Memmingen<br />

www.nieren-navi.de<br />

www.nierenstiftung.de<br />

Der weltweite Markt für Dialyseprodukte<br />

und -dienstleistungen hatte im Jahr 2021<br />

ein Volumen von etwa 79 Mrd. Euro. Kein Wunder,<br />

schließlich waren in diesem Jahr rund<br />

4,7 Mio. Menschen mit chronischem Nierenver -<br />

sagen in Behandlung. Davon erhielten rund<br />

3,8 Mio. eine Dialyse. In Deutschland wächst<br />

die Anzahl kommerzieller Dialysezentren, die<br />

zum Teil von Herstellern von Dialyseprodukten<br />

betrieben werden.<br />

Pro Hämodialyse fallen 6 bis 10 kW/h Strom und rund 200 l<br />

Wasser an. In CO 2 umgerechnet, sind das 6 bis 7 t pro Jahr,<br />

pro Patient. Das entspricht in etwa seinem privaten CO 2 -Verbrauch<br />

– womit dieser sich verdoppelt.<br />

Die Bauchfelldialyse, die so genannte Peritonealdialyse,<br />

braucht hingegen keinen Strom, da sie die Schwerkraft nutzt.<br />

Sie verbraucht nur 10 l Wasser. Die Spüllösung kommt im<br />

Plastikbeutel und wird in den Bauchraum eingebracht und<br />

wieder daraus abgelassen. Ihr Gesamt-CO 2 -Fußabdruck liegt<br />

bei 1 bis 2 t CO 2 -Äquivalenten pro Jahr. Obwohl sie für 80 bis<br />

90 % der Dialyse-Patienten in Betracht kommt, nutzen sie nur<br />

8 %. Zum Vergleich: In Australien sind es 40 %.<br />

6 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Um die Gefahr von Nebenwirkungen<br />

wie Herzrhythmusstörungen<br />

durch die Dia lyse zu minimieren,<br />

entwickelt ein Start-up von Studierenden<br />

der FH Bielefeld eine softwaregesteuerte<br />

Anpassung der Dialyseflüssigkeit<br />

an die jeweiligen<br />

Blutwerte der Patienten. Die Kaliumund<br />

Calcium-Konzentration der Dialyseflüssigkeit<br />

lässt sich sogar während<br />

der Behandlung anpassen. Dadurch<br />

bleibt der Elektrolythaushalt<br />

der Betroffenen intakt und ihr Herz<br />

im Rhythmus.<br />

Forscher in den USA entwickeln eine Dialyse, die den<br />

aus dem Blut zu entfernenden Harnstoff einfach mittels<br />

spezieller LED oxidiert. Das benötigt wenig bis kein<br />

Wasser, der Harnstoff wird quasi in situ beseitigt und es<br />

entstehen nur harmlose Stoffwechselprodukte. Das<br />

System soll 500 Mal effizienter sein als bisherige Oxi -<br />

dations-Dialysen und in einen Rollkoffer passen. Es liegt<br />

bereits als Prototyp vor.<br />

Künstliche Niere implantieren? Das Ziel vom<br />

„The Kidney Project“ ist die Entwicklung eines<br />

voll implantierbaren Organs, das keine Immunsuppression<br />

und keine Antikoagulation erfordert.<br />

Erreicht wird dies durch eine miniaturisierte,<br />

permeable Silikonmembran.<br />

Durch das Silikon ist die Membran biologisch<br />

inert. Sie funktioniert allein mit dem Blutdruck,<br />

den das Herz aufbaut. Gleichzeitig trennt sie<br />

das Blut und damit das Immunsystem des<br />

Trägers vom zweiten Teil, dem Herzstück der<br />

Kunstniere, nämlich einem Bioreaktor mit<br />

humanen Tubuluszellen einer Niere.<br />

Diese dicken wie in einer echten Niere den<br />

zuvor filtrierten Primärharn ein und geben<br />

die Flüssigkeit und einiges andere wieder an<br />

die Zirkulation zurück – mit Ausnahme jener<br />

maximal 3 l, die als Urin über einen<br />

Schlauch an die Blase abgeleitet werden.<br />

Diese weltweit erste vollimplantierbare,<br />

künstliche Niere hat ihre Feuertaufe im<br />

Großtiermodell Schwein bereits bestanden.<br />

(Bild: sudik1/stock.adobe.com)<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 7


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

Mobile Versorgung<br />

für Südafrika<br />

Projekt Precare | Mit einer mobilen Versorgungsplattform<br />

wollen die Fraunhofer-Institute IST und ISE die<br />

vorklinische Versorgung in Südafrika verbessern.<br />

Der künftige Fahrer und Operator des Precare-Systems erläutert den<br />

Aufbau der mobilen Versorgungsplattform<br />

Die Herausforderungen sind groß: Circa 1,5 Millionen Menschen<br />

sterben pro Jahr allein in der Sub-Sahara-Region<br />

Afrikas an den vier häufigsten Erkrankungen Malaria, HIV/Aids,<br />

Covid-19 und Tuberkulose. Der Grund dafür ist oftmals eine<br />

mangelnde Gesundheitsversorgung, gerade in abgelegenen Gebieten.<br />

Im Rahmen des Precare-Projekts entwickeln Fraunhofer-<br />

Forschende daher eine mobile vorklinische Versorgungsplattform,<br />

die auf einen handelsüblichen Pickup montiert werden<br />

kann und so auch in unzugänglicheren Gebieten Vorsorgeuntersuchungen,<br />

Tests und Impfungen ermöglicht. In dem vom Fraunhofer<br />

ISE realisierten Gesamtkonzept sind weitere modulare Versorgungselemente<br />

enthalten, wie eine Wasseraufbereitungs -<br />

anlage, eine Einheit zur bedarfsgerechten vor-Ort-Desinfektionsmittelproduktion,<br />

ein Kühlschrank sowie eine Telekommunika -<br />

tionseinheit.<br />

„Unter dem Motto ‘Made in Africa for Africa‘ ist es unser langfristiges<br />

Ziel, eine Serienfertigung vor Ort zu etablieren, um so nicht<br />

nur die örtliche Gesundheitsversorgung und -vorsorge zu verbessern,<br />

sondern auch um Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig<br />

eine lokale Wertschöpfung zu ermöglichen“, erklärt Dr. Lothar<br />

Schäfer, Koordinator des Projekts und stellvertretender Institutsleiter<br />

des Fraunhofer IST. „Wir binden bewusst lokale Akteure<br />

ein, um die Bedürfnisse vor Ort zu ermitteln und gleichzeitig<br />

die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen.“<br />

Während der Erprobungsphase soll medizinisches Fachpersonal<br />

in Südafrika dezentrale Untersuchungen von Kranken und verschiedenen<br />

Bevölkerungsgruppen, beispielsweise von Schwangeren,<br />

durchführen und diese unter anderem über weitere Behandlungsmöglichkeiten<br />

und Vorsorgeuntersuchungen aufklären.<br />

Die mitgeführten Medikamente, Impfstoffe und Untersuchungsgeräte<br />

wie Blutdruckmesser oder EKG erlauben darüber<br />

hinaus eine schnelle Grundversorgung vor Ort. Ein weiteres Ziel<br />

der Plattform ist die frühzeitige Erkennung von Krankheiten und<br />

das Bereitstellen von Diagnosetechnologien für die Bevölkerung<br />

– insbesondere für Menschen in ländlichen Gebieten.<br />

Die Fraunhofer-Zukunftsstiftung ermöglicht die Entwicklung<br />

der mobilen Precare-Versorgungsplattform durch eine Förderung<br />

in Höhe von rund 0,6 Mio. Euro.<br />

www.ise.fraunhofer.de<br />

(Bild: Fraunhofer IST, Lothar Schäfer)<br />

Neues aus dem<br />

Online-Magazin<br />

Themenseite Nachhaltigkeit<br />

Wo stehen Medizin<strong>technik</strong> und Gesundheitswesen?<br />

Eine Leitlinie für nachhaltige Gesundheitsversorgung und biologisch<br />

abbaubare, recyclingfähige Biokunststofffolien aus<br />

PBS – das sind nur zwei der Themen, die auf unserer Themenseite<br />

Nachhaltigkeit im Online-Magazin der Medienmarke<br />

medizin&<strong>technik</strong> zu finden sind. Dabei hat die Medizin<strong>technik</strong>-Branche<br />

in Bezug auf die Nachhaltigkeit – trotz regulatorischer<br />

Herausforderungen – einiges zu bieten.<br />

Welche Ansätze oder Lösungen es dafür bereits gibt, lesen Sie<br />

in unseren Artikeln auf dieser Seite.<br />

Einfach mal reinklicken:<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.industrie.de/nachhaltigkeitmedizin<strong>technik</strong>/<br />

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www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de<br />

Via Twitter: @med_redaktion<br />

Herbstmessen<br />

Positiver Ausblick auf<br />

Medica und Compamed 2023<br />

Mit einer Steigerung der Ausstellerzahlen und einem<br />

Zuwachs auf der Besucherseite in 2022 konnten die<br />

Medica und die Compamed den Schwung ins neue<br />

Veranstaltungsjahr mitnehmen. „Die Rückbuchungsquote<br />

ist sehr hoch“, so Christian Grosser, Director<br />

Health & Medical Technologies der Messe Düsseldorf.<br />

Die beiden Messen finden vom 13. bis 16. November<br />

statt. Schwerpunkte der Medica 2023 sind:<br />

Labor<strong>technik</strong> und Diagnostika, Medizin<strong>technik</strong> und<br />

Elektromedizin, Bedarfs- und Verbrauchsartikel,<br />

Physiotherapie und Orthopädie<strong>technik</strong> sowie IT-Systeme<br />

und IT-Lösungen.<br />

Für Trend-Updates hinsichtlich der vorgelagerten<br />

Entwicklungs- oder Fertigungsstufen der Medtech-<br />

Industrie bleibt die Compamed mit gut 700 Ausstellern<br />

ein Pflichttermin. Hier präsentieren sich die Zulieferunternehmen<br />

mit Hightech- und Servicelösungen.<br />

Einen Ausblick auf die Compamed 2023 bietet<br />

das in fester Kooperation der Messe Düsseldorf mit<br />

dem Fachverband für Mikro<strong>technik</strong> (IVAM) digital<br />

durchgeführte Compamed Innovationsforum am 12.<br />

Juni mit dem Schwerpunkt Sensortechnologie.<br />

8 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Das Bearbeitungszentrum Bumotec 191 neo<br />

bietet noch mehr Leistung in einer perfekten<br />

Kombination aus Effizienz und Autonomie.<br />

191 neo<br />

LEISTUNG<br />

HAT ZUKUNFT<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 9


■ [ NACHRICHTEN ]<br />

In Kürze<br />

EPHJ 2023<br />

Fachmesse für Hochpräzision bringt in Genf<br />

Automatisierung<br />

Die Aerotech Inc. erweitert den<br />

Stammsitz in Pittsburgh. Nach dem<br />

jüngst erfolgten Ausbau der Produktionsfläche<br />

und dem Zukauf weiterer<br />

Anlagen und Maschinen wird nun die<br />

Reinraumfläche verdoppelt. Profitieren<br />

sollen davon auch die Niederlassungen<br />

in Deutschland und Großbritannien.<br />

Das Tochterunternehmen<br />

Kiski Precision Industries, Leechburg,<br />

Zulieferer für mechanische Bauteile,<br />

gab zudem die Übernahme des benachbarten<br />

Unternehmens Alpha<br />

Carb Enterprises bekannt.<br />

Digitalisierung<br />

Künftig wird sich der Ort der ärztlichen<br />

Versorgung mithilfe von E-<br />

Health, Telemedizin und Wearables<br />

zunehmend zu den Patienten nach<br />

Hause verlagern. Dies verlangt neue,<br />

digitale Technologien und Infrastrukturen.<br />

Im Karlsruher KIT-Zentrum<br />

„Health Technologies“ arbeiten künftig<br />

Wissenschaftler aus verschiedensten<br />

Disziplinen wie der Medizin<strong>technik</strong>,<br />

der additiven Fertigung, der<br />

Robotik , den Lebenswissenschaften<br />

sowie den Datenwissenschaften eng<br />

zusammen, um die Forschung auf<br />

diesem Gebiet zu beschleunigen.<br />

Großgeräte-Initiative<br />

Ein Team um Prof. Dr.-Ing. Michael<br />

Horstmann hat erfolgreich an der<br />

zweiten Ausschreibungsrunde der<br />

Großgeräte-Initiative der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) für<br />

Hochschulen für Angewandte Wissenschaften<br />

teilgenommen. Die<br />

Frankfurt University of Applied Sciences<br />

kann durch die Förderung von<br />

rund 1 Mio. Euro inklusive Programmpauschale<br />

einen modularen 1:1-Bauteilprüfstand<br />

in Betrieb nehmen und<br />

interdisziplinär daran arbeiten. Der<br />

Prüfstand soll großformatige Bauteile<br />

unter mehraxialen Belastungen vermessen<br />

und dabei die Verformungsfelder<br />

darstellen. Am Fachbereich Informatik<br />

und Ingenieurwissenschaften<br />

werden nun auch Werkstoffe für<br />

die biomechanische Medizin<strong>technik</strong><br />

erkenntnisorientiert erforscht.<br />

Traditionsunternehmen und Start-ups zusammen<br />

Vom 6. bis 9. Juni öffnet die EPHJ ihre Tore<br />

für die Messe, die vier Tage lang die Gelegenheit<br />

zum Informationsaustausch<br />

und Networking bietet und dabei die<br />

Hochpräzisionsindustrie ins Rampenlicht<br />

stellt. Getragen von der sehr guten Gesundheit<br />

des Uhren- und Schmuckmarktes,<br />

verzeichnet die EPHJ nach Angaben<br />

der Palexpo SA, Le Grand-Saconnex, im<br />

Vergleich zu 2022 einen Anstieg der Ausstellerzahl<br />

auf fast 750 Unternehmen, die<br />

sich für die Teilnahme an der wichtigsten<br />

internationalen Fachmesse der Schweiz<br />

entschieden haben.<br />

Wie jedes Jahr um diese Zeit trifft sich die<br />

Welt der Hochpräzision aus den Branchen<br />

der Uhrmacherei, des Schmucks, der Medizin<strong>technik</strong><br />

und der Mikrotechnologien<br />

in Genf. Eine Tradition, die jedes Jahr<br />

fortgesetzt und erneuert wird, dank des<br />

Talents der Handwerker und Industrieunternehmen<br />

der Hochpräzision, die auf ihren<br />

Gebieten ständig Fortschritte erzielen.<br />

Nicht zu vergessen die jungen Unternehmen,<br />

die den Start-up-Pool beleben<br />

und sich Gedanken über die Zukunft der<br />

Hochpräzision machen. In den Rundtischgesprächen<br />

auf der Veranstaltung werden<br />

zahlreiche aktuelle Themen mit Experten<br />

erörtert. Dabei geht es um Energieeffizienz,<br />

haptische Robotik und Nachhaltigkeit.<br />

Ebenfalls werden auf der diesjährigen<br />

EPHJ sowohl die Gewinner des großen<br />

Ausstellerpreises als auch der Challenge<br />

Watch Medtech vorgestellt.<br />

Werkzeug- und Formenbau<br />

Aussteller der Messe Moulding Expo zeigen in Stuttgart alle<br />

Stufen der Wertschöpfungskette<br />

(Bild: Messe Stuttgart)<br />

Über alle Branchen hinweg werden Werkzeuge<br />

und Formen benötigt, die es ermöglichen,<br />

qualitativ hochwertige Produkte in<br />

großen Stückzahlen zu produzieren. Dabei<br />

wird es zunehmend wichtiger, den<br />

Herstellungsprozess noch effizienter und<br />

kostengünstiger zu gestalten und in ganzheitlichen<br />

Lösungen zu denken. Verlässliche<br />

und innovative Werkzeugbau-Partner<br />

mit hochautomatisierter Fertigung und<br />

entsprechendem Know-how spielen dabei<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Auf der Moulding Expo präsentieren sich<br />

führende Werkzeug-, Modell- und Formenbau-Unternehmen<br />

vom 13. bis 16. Juni<br />

2023 mit ihrer Expertise und bieten<br />

Lösungen für unterschiedliche Industriezweige.<br />

„Wir freuen uns, im Juni rund 400<br />

ausstellende Unternehmen auf der Moulding<br />

Expo begrüßen zu dürfen“, so Florian<br />

Niethammer, Leiter Messen & Events<br />

bei der Messe Stuttgart. „Mit 37 Prozent<br />

liegt der Auslandsanteil genauso hoch wie<br />

bei der Vorveranstaltung.“ Besonders erfreulich<br />

sei, dass etwa 45 % der ausstellenden<br />

Unternehmen aus dem Werkzeug-,<br />

Modell- und Formenbau kommen.<br />

„Darüber hinaus präsentieren sich namhafte<br />

Technologie-Partner und Dienstleister<br />

der Branche“, fasst Niethammer zusammen.<br />

Die ausstellenden Unternehmen zeigen<br />

im L-Bank Forum (Halle 1) maßgeschneiderte<br />

Lösungen für unterschiedliche<br />

Branchen – zum Beispiel für die Automobil-<br />

und Luftfahrtindustrie, die Elektroindustrie,<br />

die Medizin<strong>technik</strong>, den Maschinenbau<br />

und den Bereich Photovoltaik.<br />

(Bild: Palexpo/EPHJ)<br />

10 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Standort stärken und<br />

Nachwuchs gewinnen<br />

Branche | Hausgemachte Probleme bremsen die Innovationskraft<br />

der Medtech-Branche aus, kritisiert der<br />

BVMed – und fordert bessere Rahmenbedingungen.<br />

DAS IST NEU!<br />

Cool Micro<br />

micro milling<br />

DER KLEINSTE DER<br />

WELT MIT INTEGRIERTER<br />

KÜHLUNG<br />

(Bild: BVMed)<br />

Zur Behandlung schwerstkranker Patienten muss auf den Intensivstationen<br />

moderne Medizin<strong>technik</strong> zur Verfügung stehen<br />

Die deutsche Medizin<strong>technik</strong>-Branche ist europaweit Innovations-<br />

und Zukunftstreiber. 36 Mrd. Euro der insgesamt 95<br />

Mrd. Euro Umsatz kommen aus Deutschland. Mit einem Anteil<br />

von 9,9 % des Weltmarkts liegt die deutsche Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Branche damit nach den USA (38,8 %) noch vor China und Japan<br />

an Platz zwei. Der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad<br />

Lugan bezeichnet die Medizin<strong>technik</strong>-Branche als „Aushängeschild<br />

für die deutsche Wirtschaft“. Doch für Deutschland<br />

steht viel auf dem Spiel. Denn: Der Medizin<strong>technik</strong>-Standort<br />

Deutschland ist stark gefährdet.“<br />

Das liege neben den massiv gestiegenen Kosten für Energie, Rohstoffe<br />

und Logistik sowie der Inflation und den steigenden Löhnen<br />

vor allem an „hausgemachten Problemen“: Ein kompliziertes<br />

regulatorisches System für Medizinprodukte, eine überbordende<br />

Bürokratisierung und Regulierungswut sowie schleppende<br />

Digitalisierung im Gesundheitssystem und mangelnde Datennutzung.<br />

„Wir senden damit keine Signale für einen innovationsfreundlichen<br />

Standort aus“, so Lugan. Er fordert: „Um Top-Talente<br />

im Land zu halten und Innovationen hier zu entwickeln, brauchen<br />

wir bessere Rahmenbedingungen.“<br />

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung biete dafür gute Ansätze,<br />

eineinhalb Jahre später sei davon bislang aber wenig zu<br />

spüren. „Den Worten müssen nun Taten folgen“, drängt der deutsche<br />

Medizin<strong>technik</strong>-Verband und regt einen 5-Punkte-Plan mit<br />

verschiedenen Forderungen zur Stärkung des Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Standorts Deutschland an. Parallel zu dem wirtschaftspolitischen<br />

Forderungspaket startet der BVMed eine neue Imagekampagne,<br />

um die Faszination und die Bedeutung der Medizin<strong>technik</strong>-Branche<br />

zu verdeutlichen. Zudem sollen Nachwuchskräfte<br />

für die Medizin<strong>technik</strong> begeistert werden.<br />

• S + SX: 2 Geometrien für schwierigste<br />

Materialien<br />

• Durchmesser von 0,2 bis 1,0 mm<br />

• Keine Werkzeugabdrängung<br />

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BORN03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 11


■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

SPRACHMODELLE WIE CHAT-GPT –<br />

FÜR DIE MEDIZIN NOCH NICHT FIT<br />

KI in der Medizin | In Deutschland entsteht ein Transformer-Sprachmodell, das – ähnlich wie<br />

Chat GPT – Fragen von Patienten beantworten soll. Das Vertrauen der Mediziner muss sich das<br />

System aus dem Projekt Smart NTX erst erarbeiten. Prof. Klemens Budde, Nephrologe an der<br />

Berliner Charité und Co-Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit, Medizin<strong>technik</strong>, Pflege bei der<br />

Plattform Lernende Systeme schildert, wo solche Systeme künftig unterstützen können.<br />

Prof. Klemens Budde ist leitender Oberarzt an der Charité Berlin<br />

und Co-Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit, Medizin<strong>technik</strong>,<br />

Pflege der Plattform Lernende Systeme<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Transformer-Sprachmodelle<br />

für die Medizin<br />

Warum Chat-GPT nicht ausreicht<br />

Visionen vom Arztbrief bis zum Chat mit<br />

den Patienten<br />

(Bild: Wiebke Peitz)<br />

■ Herr Professor Budde, wie fit ist ein<br />

System wie ChatGPT in medizinischen<br />

Fragen?<br />

ChatGPT ist ein Transformer-Sprachmodell.<br />

Solche Systeme können grundsätzlich<br />

auch in medizinischen Fragen Auskunft<br />

geben. Das funktioniert aber nur,<br />

wenn sie dafür entwickelt oder daran<br />

angepasst wurden. Für den konkreten<br />

Fall ChatGPT war zu lesen, dass es eine<br />

medizinische Prüfung bestanden habe.<br />

Das heißt aber noch lange nicht, dass<br />

es im medizinischen Umfeld eingesetzt<br />

werden kann. Denn dieses Sprachmodell<br />

kann vor allem eins: sehr flüssig<br />

formulieren. Das ist ein deutlicher Fortschritt<br />

im Bereich der künstlichen Intelligenz,<br />

das muss man würdigen. Aber<br />

so ein Sprachmodell kann eben auch<br />

mit seinen schönen Formulierungen die<br />

Illusion von Wissen und Intelligenz entstehen<br />

lassen, auch wenn es gerade nur<br />

halluziniert. Dann ist es sogar gefährlich,<br />

falls sich jemand bei medizinischen<br />

Fragen darauf verlässt. Man<br />

muss sich also immer die Begrenzungen<br />

solcher Systeme vor Augen führen.<br />

■ Wie nützlich könnten Transformer-<br />

Sprachmodelle für medizinische Anwendungen<br />

sein?<br />

Transformer-Sprachmodelle bieten interessante<br />

Möglichkeiten. Sie könnten<br />

zum Beispiel helfen, Arztbriefe zu formulieren,<br />

und Mediziner damit von<br />

Routinetätigkeiten entlasten. Das wäre<br />

eine Anwendung, die nicht direkt am<br />

Patienten stattfindet und damit geringere<br />

rechtliche Hürden zu überwinden<br />

hat. Dennoch wäre auch das eine Herausforderung<br />

für ein Sprachmodell. Es<br />

braucht dafür als Basis einen Textkor-<br />

12 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


pus in deutscher Sprache, der mit medizinischen<br />

Fachbegriffen umgehen kann<br />

und auch Abkürzungen richtig versteht.<br />

Diese können je nach Abteilung unterschiedliche<br />

Bedeutungen haben. So<br />

steht HWI in der Kardiologie für einen<br />

Hinterwandinfarkt, während in der<br />

Nephrologie damit ein Harnwegsinfekt<br />

gemeint ist. Eine weitere Hürde ist,<br />

dass medizinische Diagnosen oft verneinend<br />

formuliert sind. Untersuchungen<br />

sollen Vermutungen ausschließen,<br />

wie zum Beispiel einen Herzinfarkt.<br />

Diese Feinheiten muss das Sprachmodell<br />

erkennen und nicht nur den Begriff<br />

„Herzinfarkt“ mit dem Patienten verbinden,<br />

der eben keinen solchen hatte.<br />

Schöne Formulierungen<br />

erzeugen nur die Illusion<br />

von Wissen und Intelligenz<br />

■ Gibt es schon entsprechende Ansätze?<br />

Ja, daran arbeiten mehrere Institutionen,<br />

auch in Deutschland. Mehrere Mitglieder<br />

der Plattform Lernende Systeme,<br />

darunter das Deutsche Forschungszentrum<br />

für Künstliche Intelligenz und<br />

wir von der Charité, arbeiten dazu seit<br />

fünf Jahren zusammen. Dabei geht es<br />

um einen deutschen Textkorpus, der die<br />

Basis für Arztbriefe sein kann. Für das<br />

Training eines Systems werden aber immer<br />

große Datenmengen gebraucht.<br />

Die erforderlichen Daten gibt es, man<br />

muss sie aber noch zusammenführen.<br />

Und gemäß der Datenschutzvorgaben<br />

ist auch das Anonymisieren erforderlich.<br />

Das klingt zwar nach einer Kleinigkeit.<br />

Aber im medizinischen Kontext<br />

muss man sich darüber klar sein, dass<br />

auch das Anonymisieren zum Verlust<br />

von Inhalten führen kann. Für das Training<br />

einer KI ist das unter Umständen<br />

problematisch.<br />

■ Und was können Chat-Bots im<br />

Kontakt mit Patienten leisten?<br />

Chat-Bots haben das Potenzial, Routinefragen<br />

zu beantworten und damit<br />

medizinisches Personal zu entlasten.<br />

Hier müssen wir aber voraussetzen,<br />

dass der Bot zu 100 Prozent korrekt arbeitet<br />

und seine Antworten auf Fakten<br />

basieren. Es darf zum Beispiel nicht vorkommen,<br />

dass der Bot einen Patienten,<br />

der sich mit 39 Grad Fieber meldet, beschwichtigt.<br />

An einem solchen sicheren<br />

System arbeiten wir gerade im Projekt<br />

Smart NTX. Die Grundlagen dafür haben<br />

wir im Vorgängerprojekt Medical<br />

Assistant for Chronic Care Solutions erarbeitet,<br />

kurz Maccs. In diesem ersten<br />

Teil ging es darum, Patienten nach einer<br />

Nierentransplantation telemedizinisch<br />

zu betreuen. Dazu gehörte auch die<br />

Chat-Möglichkeit mit medizinischen<br />

Fachkräften. Derzeit ist ein Zwischenschritt<br />

angedacht: Der Chat-Bot generiert<br />

dann Antworten. Diese werden<br />

aber erst nach der Kontrolle durch Fachleute<br />

an den Patienten weitergegeben.<br />

Solche so genannte bedeutsame<br />

menschliche Kontrolle oder Meaningful<br />

Human Control ist wichtig, um zu sehen,<br />

ob man dem Chat-Bot und seinen<br />

Antworten vertrauen kann. Erst dann<br />

kann er direkt mit Patienten kommunizieren.<br />

■ Wie gut gehen Akteure im Gesundheitssystem<br />

schon mit KI um?<br />

Um die Arbeit zum Beispiel des Chat-<br />

Bots zu kontrollieren, muss man verstehen,<br />

was das System tut, und man<br />

muss beurteilen können, ob das Ergebnis<br />

auch für den individuellen Patienten<br />

passt. Beim Umgang mit KI lässt sich<br />

die Ausbildung sicher noch verbessern.<br />

Aber Mediziner sehen die Technik<br />

durchaus als Basis für interessante<br />

Assistenzmodelle , auch schon in der<br />

nächsten Zeit. Das hat eine aktuelle<br />

Befragung gezeigt.<br />

Weitere Informationen<br />

Die Plattform Lernende Systeme ist<br />

ein Netzwerk von Expertinnen und<br />

Experten zum Thema Künstliche Intelligenz<br />

(KI). Sie bündelt Fachwissen<br />

und fördert den interdisziplinären<br />

Austausch und gesellschaftlichen<br />

Dialog. Knapp 200 Mitglieder<br />

aus Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft entwickeln in Arbeitsgruppen<br />

Positionen zu Chancen und<br />

Herausforderungen von KI und benennen<br />

Handlungsoptionen. Die<br />

Plattform wurde 2017 vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) auf Anregung des<br />

Hightech-Forums und der Deutschen<br />

Akademie der Technikwissenschaften<br />

(Acatech) gegründet und<br />

wird von einem Lenkungskreis gesteuert.<br />

www.plattform-lernende-systeme.<br />

de<br />

■ Wie schaffen es neue Lösungen, die<br />

Künstliche Intelligenz nutzen, ins Gesundheitswesen?<br />

Man muss Anwendungsfälle schaffen,<br />

um die Qualität der Ergebnisse zu bewerten.<br />

Auf dieser Grundlage kann<br />

dann eine Zertifizierung als Medizinprodukt<br />

folgen – denn das wäre ein<br />

Chat-Bot im Kontakt mit Patienten.<br />

Darüber hinaus muss für die Fachkräfte<br />

der Kontext erkennbar sein, in dem ein<br />

System genutzt werden kann und darf.<br />

Dafür wäre ein Art Beipackzettel sinnvoll.<br />

Darin sollte stehen, was das System<br />

sicher kann, wo es Schwächen hat<br />

oder was gar nicht geht. Eine KI, die<br />

zum Beispiel mit großen Datenmengen<br />

von US-amerikanischen Veteranen trainiert<br />

wurde, hat fast ausschließlich Daten<br />

von Männern verarbeitet. Über<br />

Frauen wird sie vermutlich wenig verlässliche<br />

Auskünfte geben können. Das<br />

muss der Arzt wissen, der so ein Assis-<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 13


■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />

Whitepaper: Was KI<br />

den medizinischen Fachkräften bringt<br />

Fachkräfte im Gesundheitswesen entlasten<br />

und die Patientenversorgung verbessern<br />

– dazu könnte Künstliche Intelligenz<br />

(KI) beitragen. Dem Einsatz dieser Technologie<br />

stehen medizinische und pflegerische<br />

Fachkräfte grundsätzlich aufgeschlossen<br />

gegenüber. Das hat eine Befragung<br />

gezeigt, die die Plattform Lernende<br />

Systeme durchgeführt hat.<br />

Die Resultate haben die Autoren im April<br />

auf der Gesundheitsmesse DMEA in Berlin<br />

vorgestellt. Zu den Ergebnissen gehört,<br />

dass die Fachkräfte technische und<br />

organisatorische Veränderungen im stationären<br />

und ambulanten Arbeitsalltag<br />

fordern. Das sei die Voraussetzung dafür,<br />

dass Patientinnen und Patienten sowie<br />

Fachpersonal von KI-Systemen profitieren<br />

können.<br />

KI-Anwendungen könnten auch dazu<br />

beitragen, dem Mangel an qualifiziertem<br />

tenzsystem nutzen will. Und auch<br />

Haftungsfragen sind noch zu klären.<br />

■ Welche Erfahrungen machen Sie mit<br />

KI in der Nephrologie?<br />

Es gibt bisher kaum zugelassene Systeme<br />

mit KI. Aber für die Forschung zum<br />

Beispiel in Universitätskliniken spielt KI<br />

schon eine große Rolle.<br />

Personal entgegenzuwirken und die Zufriedenheit<br />

der Beschäftigten zu erhöhen,<br />

heißt es in einem Whitepaper, das<br />

die Ergebnisse der Befragung zusammenfasst.<br />

Es steht unter dem Titel „KI für<br />

Gesundheitsfachkräfte. Chancen und<br />

Herausforderungen von medizinischen<br />

und pflegerischen Anwendungen“ zum<br />

Download bereit.<br />

Prof. Klemens Budde, Co-Leiter der Arbeitsgruppe<br />

Gesundheit, Medizin<strong>technik</strong>,<br />

Pflege der Plattform Lernende Systeme,<br />

ist einer der Autoren des White -<br />

papers. Seiner Ansicht nach haben die<br />

befragten Fachkräfte „wertvolle Hinweise<br />

gegeben, wie der Einsatz von KI gelingen<br />

kann”.<br />

Zum Whitepaper:<br />

http://hier.pro/B9M25<br />

Dass Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen bei Routinetätigkeiten<br />

unterstützen könnte, zeigt die aktuelle Befragung. Aber dafür müssen einige<br />

Voraussetzungen erfüllt sein<br />

(Bild: MQ-Illustrations/stopck.adobe.com)<br />

■ Was wäre wünschenswert?<br />

KI-Lösungen, die über Sprachmodelle<br />

die Effizienz steigern, sind willkommen.<br />

Ob das nun Arztbriefe, das Beantworten<br />

von Patientenfragen, das Recherchieren<br />

in der Fachliteratur oder die<br />

Umwandlung von Text in Sprache ist,<br />

damit zum Beispiel ein sehbehinderter<br />

Patient zu bestimmten Informationen<br />

Zugang hat. Auch Übersetzungen wären<br />

hilfreich, um den Austausch mit Patienten<br />

zu erleichtern, die andere Sprachen<br />

sprechen als der Arzt.<br />

■ Wie könnte KI künftig im Zusammenhang<br />

mit Medizinprodukten aussehen?<br />

Ein Medizingerät gibt heute bei Bedarf<br />

Alarme aus. Diese betreffen zum Teil<br />

den Techniker, wenn im Gerät etwas<br />

falsch läuft. Oder es geht um Messwerte,<br />

die den Zustand eines Patienten betreffen.<br />

In beiden Fällen könnte eine integrierte<br />

KI Vorschläge dazu machen,<br />

wie zum Beispiel ein Defekt am besten<br />

zu beheben ist, in dem sie ähnlich formulierte<br />

Fehlermeldungen vergleicht<br />

und interpretiert. Mit regelbasierten<br />

Lösungen geht das schon, aber eine<br />

Weiterentwicklung wäre vielleicht<br />

möglich. Bei einem Beatmungsgerät als<br />

Beispiel für die Vision von einem intelligenten<br />

System könnte dieses Vorschläge<br />

dazu machen, wie die Parameter für<br />

die Therapie zu wählen sind oder sogar<br />

Reports ausgeben. Aber, wie schon erwähnt:<br />

So ein System muss zu 100 Prozent<br />

auf Faktenbasis arbeiten und sich<br />

idealerweise sogar auf konkrete Stellen<br />

in der Fachliteratur beziehen. Halluzinieren<br />

darf es auf keinen Fall.<br />

■ KI und ChatGPT sind derzeit in der<br />

Hype-Phase. Wie lange wird es dauern,<br />

bis KI in der Medizin so alltäglich ist wie<br />

heute ein Smartphone?<br />

Ein paar Jahre wird es bis dahin schon<br />

noch dauern. ChatGPT ist ja nur ein Anfang,<br />

ein erster erfolgreicher Schritt in<br />

der Entwicklung der Transformer-<br />

Sprachmodelle. Ich bin mir sicher, dass<br />

die Technologie in der Medizin ankommt<br />

und dass bis dahin kein Jahrzehnt<br />

vergehen wird. Die Sicherheit<br />

muss aber gewährleistet sein. Dann<br />

steht dem Einsatz – auch in Deutschland<br />

– nichts im Weg.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

14 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Autonomes Fahren – angepasst für Blinde<br />

Hightech-Brille soll Blindenhund ersetzen<br />

Cornel Amariei,<br />

Gründer des Startups<br />

.Lumen, mit<br />

seiner Brille<br />

(Bild: Oana Graur)<br />

Eine neue Brille mit Hightech erfasst die<br />

Umgebung und gibt Signale an ihren Träger<br />

weiter. Sie kann damit Blinden helfen,<br />

sich ohne Blindenstock oder -hund zurechtzufinden.<br />

„Unsere Technologie kopiert<br />

die Fähigkeiten eines Blindenhundes“,<br />

erläutert Cornel Amariei, Absolvent<br />

der Bremer Constructor University und<br />

Gründer des Start-ups .Lumen. Die Tech-<br />

nik der Brille ähnelt der des autonomen<br />

Autofahrens. Kameras erfassen die Umgebung,<br />

Computerchips berechnen den gewünschten<br />

Weg, die Informationen werden<br />

über haptische Signale und Töne an<br />

den Träger weitergegeben. Während ein<br />

Hund über die Hand die Bewegung des<br />

Menschen steuert, erfolgt dies bei der<br />

Brille über Impulse des Headsets. „Was<br />

diese Technik in Kombination mit Neurowissenschaft<br />

ermöglicht, ist einfach unglaublich“,<br />

schwärmt Amariei. Die Brille<br />

ist in den USA patentiert, das Patent der<br />

EU soll folgen. Den Europäischen Innovation<br />

Council hat die Brille überzeugt. Er<br />

förderte .Lumen mit 9,3 Mio. Euro.<br />

www.dotlumen.com<br />

Hyperthermie gegen Krebs<br />

Stent aus Polymer<br />

heizt Tumor ein<br />

Ein neuer Stent aus Polymer<br />

verspricht eine verbesserte<br />

Therapie von Hohlorgan-Tumoren.<br />

Er enthält magnetische<br />

Nano partikel. Beim Anlegen<br />

von elektromagnetischen<br />

Feldern führen sie zu<br />

einer kontrollierten Aufheizung<br />

des Stents und damit<br />

des Tumors, in dessen Umfeld<br />

sich der Stent befindet.<br />

Weil das Tumorgewebe viel<br />

empfindlicher auf Hitze reagiert<br />

als gesundes Gewebe,<br />

wird der Tumor zerstört.<br />

Ioana Slabu vom Institut für<br />

Angewandte Medizin<strong>technik</strong><br />

(AME) der RWTH Aachen<br />

und Benedict Bauer<br />

vom Aachener Institut für<br />

Textil<strong>technik</strong> sind für diese<br />

Technologie für die Therapie<br />

von Hohlorgan-Tumoren<br />

mit dem zweiten Platz des<br />

RWTH Innovation Award<br />

2022 ausgezeichnet worden.<br />

Ioana Slabu: „Damit<br />

können wir nicht nur die Behandlungskosten<br />

drastisch<br />

reduzieren, sondern vor allem<br />

ermöglichen wir eine<br />

große Erleichterung für Millionen<br />

Patienten weltweit.“<br />

Es gibt bereits einen Herstellungsprozess<br />

für den Polymer-Stent<br />

und einen Nachweis<br />

für die magnetische<br />

Hyperthermie.<br />

Steril. Sicher. Reproduzierbar.<br />

Kompromisslos patientensicher<br />

» Kombinationsprodukte<br />

» Diagnostik<br />

» Implantate<br />

» Laborbedarf<br />

Chirurgische Werkzeuge<br />

» Einwegprodukte<br />

Als Hersteller hochwertiger Medizinprodukte zählen für<br />

Sie Angebote, die Ihre Produkte schützen und gleichzeitig<br />

deren Integrität und Sterilität gewährleisten. Unser umfassendes<br />

Portfolio innovativer Technologien deckt unterschiedlichste<br />

Anforderungen ab – von der Verpackung kleiner<br />

Chargen bis hin zur Großserienproduktion. Das Beste<br />

daran: Jede MULTIVAC Verpackungslösung ist perfekt auf<br />

Ihre spezifischen Wünsche hinsichtlich Prozesssicherheit,<br />

Reproduzierbarkeit und Rückverfolgbarkeit zugeschnitten.<br />

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03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 15


TITELTHEMA<br />

Integrierte Photonik:<br />

Licht für den Datenfluss<br />

Energieeffizienter Datenverkehr | In der Photonik wird Licht zur Informationsübertragung verwendet.<br />

Die Kombination von komplexer Elektronik und miniaturisierter Photonik auf einem Chip ermöglicht nun<br />

völlig neue Systeme für die Signalverarbeitung und Kommunikation: Durch höhere Datenraten entstehen<br />

Anwendungen für die Sensorik bis hin zu den Quantentechnologien. Die Medizin<strong>technik</strong> profitiert<br />

davon ebenfalls durch die Entwicklung neuer Lösungen für die Diagnostik.<br />

16 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Das Licht nutzen<br />

Die Möglichkeit, optische Systeme<br />

zu miniaturisieren, eröffnet<br />

viele neue Anwendungen.<br />

Susanne Schwab<br />

(Bild: ZinetroN/stock.adobe.com)<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Optische Technologien<br />

Miniaturisierung<br />

Leistungsstarke Datenübertragung<br />

Sensorik und Elektronik<br />

Anwendung in Medizin und Diagnostik<br />

Kleine Sensorchips, die Großes<br />

bewegen : Integrierte Photonik verschafft<br />

dem Sensor neue Anwendungen<br />

in Medizin und Diagnostik<br />

Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Calcium,<br />

Chlorid sowie der pH-Wert<br />

spielen im menschlichen Körper eine<br />

wichtige Rolle. Ob bei Nierenerkrankungen,<br />

Herzinsuffizienz, Alkoholvergiftung<br />

oder Diabetes mellitus – für die medizinische<br />

Diagnose vieler Erkrankungen ist es<br />

deshalb unerlässlich, den Elektrolythaushalt<br />

zu überprüfen. Ist etwa die Natriumionen-Konzentration<br />

zu gering, können<br />

Hirnzellen anschwellen und ein Koma<br />

verursachen. Aktuell verwendete Messgeräte<br />

benötigen für jeden Elektrolyten einen<br />

separaten Messfühler. Um alle Fühler<br />

überströmen zu können, ist eine bestimmte<br />

Menge Blut erforderlich. Hierfür reicht<br />

das Blutvolumen, das von Kleinkindern<br />

oder älteren Patienten entnommen werden<br />

kann, oft nicht aus.<br />

An die Aufgabe, dafür eine Lösung zu<br />

entwickeln, machten sich Experten aus<br />

Medizin, Fluidmechanik, Oberflächenchemie,<br />

Photonik und Elektronik der<br />

Eschweiler GmbH & Co. KG aus Kiel, der<br />

Scienion AG, Berlin, der Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin und des Fraunhofer-<br />

Instituts für Nachrichten<strong>technik</strong>, Heinrich-Hertz-Institut<br />

HHI, Berlin, und<br />

schlossen sich im Projekt „Option“ zusammen.<br />

Ihr Ziel: Ein neues Messprinzip aus<br />

der Photonik erforschen und vorantreiben,<br />

das die präzise Analyse von sehr kleinen<br />

Blutmengen ermöglicht. Außerdem<br />

wollten die Forschenden ein Gerätekonzept<br />

entwickeln, mit dem sich Endanwender<br />

auch in schwer erreichbaren Gebieten<br />

schnell und unkompliziert auf verschiedene<br />

Gesundheitsparameter testen können.<br />

Optischer Sensor erkennt<br />

kleinste Abweichungen<br />

„Man darf sich das wie einen einfachen<br />

Blutzuckertest vorstellen“, erklärt Projektleiter<br />

Jakob Reck vom Fraunhofer<br />

HHI: „Ein Piks – und der kleine Tropfen,<br />

der an der Fingerbeere austritt, reicht aus,<br />

um umgehend alle relevanten Parameter<br />

zu bestimmen.“ Dafür werden Mikroring-<br />

Resonatoren als photonische Sensoren<br />

eingesetzt. Die hoch empfindlichen integrierten<br />

Wellenleiter basieren auf Siliziumnitrit<br />

und werden direkt in den Reinräumen<br />

des Fraunhofer HHI hergestellt.<br />

Die Wellenleiter bilden einen Ring, in<br />

dem das nahinfrarote Licht mit sich selbst<br />

und der Umgebung interagieren kann.<br />

Wenn nun ein Analyt auf diesem Ring<br />

angelagert wird, verschieben sich dessen<br />

effektiver Brechungsindex und seine optische<br />

Resonanz. „Der Ring wird verstimmt,<br />

im Prinzip wie eine Gitarrensaite“,<br />

verdeutlicht Reck. „Wenn ein Analyt<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 17


TITELTHEMA<br />

Photonik in Kürze<br />

Unter Photonik versteht man die<br />

Nutzung von Licht zur Übertragung<br />

von Informationen in so genannten<br />

photonischen integrierten Schaltkreisen.<br />

Die Lichtteilchen – die Photonen<br />

– sind dabei das Äquivalent<br />

zu den Elektronen in mikroelektronischen<br />

Systemen. Diese Art Systeme<br />

wird in zukunftsgerichteten Industriezweigen<br />

benötigt, darunter der<br />

optischen Kommunikation, der Sensorik,<br />

der Entwicklung von Quantencomputern,<br />

dem autonomen Fahren,<br />

künstlicher Intelligenz sowie erweiterter<br />

beziehungsweise virtueller<br />

Realität. Auch an Anwendungen<br />

in Medizin<strong>technik</strong> und Diagnostik<br />

wird geforscht.<br />

auf den Ring, sprich die Saite trifft, verändert<br />

sich der Ton. Und diese Gitarrensaiten<br />

können wir in der Photonik extrem<br />

empfindlich gestalten – für eine entsprechend<br />

klare Signalgebung und Analytik.“<br />

Die spezifische Zuordnung des Signals eines<br />

Sensors zu einem Elektrolyten gewährleistet<br />

die Funktionalisierung der<br />

Sensoroberfläche: Die Experten von Scienion<br />

belegten die Ring-Resonatoren dafür<br />

mit speziellen Fängermolekülen. Nur der<br />

Analyt, der adressiert wird, kann sich mittels<br />

Schlüssel-Schloss-Prinzip an einem<br />

Ring festhalten und beeinflusst so das<br />

Lichtfeld am Wellenleiter. Da bereits<br />

kleinste Abweichungen in den optischen<br />

Eigenschaften gemessen werden können,<br />

werden selbst minimale Stoffmengen mit<br />

hoher Genauigkeit detektiert.<br />

Für die funktionalisierten photonischen<br />

Sensoren wurde an der Berliner<br />

Charité eine Mikrofluidik entwickelt, die<br />

den Chips kleine Flüssigkeitsmengen zielgerichtet<br />

zuführt: Mehrere unterschiedlich<br />

beschichtete Mikroring-Sensoren<br />

werden mit einer Probe überströmt. So<br />

lässt sich aus weniger als 20 µl Volumen<br />

die Elektrolytkonzentration bestimmen.<br />

Und auch wenn am Ende des Projekts<br />

noch kein fertiges Analysegerät steht, ist<br />

Reck zuversichtlich, dass die Technik ihren<br />

Weg in die Industrie findet.<br />

Grundsätzlich gilt: Daten zu übertragen<br />

und miteinander zu vernetzen, sind<br />

zentrale Prozesse in Zeiten des digitalen<br />

Wandels. Dabei lassen immer größer werdende<br />

Datenmengen die Anforderungen<br />

an Sender- und Empfangsgeräte steigen.<br />

Um eine schnellere Übertragungsgeschwindigkeit<br />

über größere Entfernungen<br />

hinweg zu erzielen, setzt die Photonik auf<br />

Lichtsignale anstelle von Elektronen und<br />

Leitungen. Wissenschaftler aus Paderborn,<br />

Aachen, Karlsruhe und Hamburg<br />

haben in ihrem Projekt Pace eine präzise<br />

und schnelle so genannte Abtasthalteschaltung<br />

entwickelt.<br />

Photonische Datenübertragung<br />

– energieeffizient und schnell<br />

Bei der photonischen Datenübertragung<br />

werden Informationen durch optische<br />

Signale von einem Sender zu einem Empfänger<br />

übermittelt. Dort angekommen,<br />

wird das Signal, also das Licht beziehungsweise<br />

seine unterschiedlichen Farben,<br />

in Form einer physikalischen Größe,<br />

der Intensität, gemessen. Schaltkreise<br />

Der Messaufbau zeigt die in eine Silizium-Photonik-Technologie integrierte, hochpräzise, optisch getaktete Schaltung<br />

(Bild: Heinz Nixdorf Institut)<br />

18 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


(Bild: Fraunhofer HHI)<br />

(Bild: leto digital Leontopoulos)<br />

Jakob Reck arbeitet als Wissenschaftler<br />

am Fraunhofer Heinrich<br />

Hertz Institut und arbeitete<br />

am Forschungsprojekt Option<br />

mit daran, einen für den Endanwender<br />

einfach zu handhabenden<br />

photonischen Sensor zu<br />

entwickeln<br />

stellen die Verbindungen zwischen Sender<br />

und Empfänger her. Schnelle Schaltungen<br />

für die Signalerfassung können<br />

demnach nur entwickelt werden, wenn<br />

auch Messgeräte mit einer besonders hohen<br />

Präzision existieren.<br />

Wie die Wissenschaftler aktuell im Projekt<br />

Ultrabreitbandiger Photonisch-Elektronischer<br />

Analog-Digital-Wandler (Pace)<br />

erforschen, ist das durch den Einsatz von<br />

Photonik in Kombination mit bereits erprobten<br />

Halbleitertechnologien auf Siliziumbasis<br />

möglich. Neben der gestiegenen<br />

Leistung bringt die Silizium-Photonik<br />

weitere Vorteile mit sich. „Lichtbasierte<br />

elektronische Systeme können durch den<br />

deutlich geringeren Energieverbrauch bei<br />

der Datenübertragung die Belastung von<br />

Umwelt und Klima reduzieren.<br />

Außerdem ermöglichen die Schaltungen<br />

auch Hardware-Lösungen für ganz<br />

neue Anwendungen, zum Beispiel in der<br />

Ein im Projekt Option entwickelter photonischer Sensorchip mit acht Sensorkanälen in der<br />

Materialplattform Siliziumnitrid<br />

Swiss PIC:<br />

Photonik-Industrie<br />

in der Schweiz<br />

Im Kanton Aargau entsteht ein neues<br />

Technologietransferzentrum: Das<br />

„Swiss Photonics Integration Center“,<br />

kurz Swiss PIC, soll den Know-how-<br />

Transfer von akademischen Partnern<br />

anbieten und in den Dienst der Photonik-Industrie<br />

stellen.<br />

Eine komplexe Aufgabe im Bereich der<br />

integrierten photonischen Systeme<br />

ist die Einbettung in geschlossene<br />

Bauteile mit etablierten Schnittstellen<br />

zu Lichtleiterfasern. Dieses so genannte<br />

Photonic Packaging ist eine<br />

Voraussetzung dafür, dass die Industrie<br />

diese Technologie kommerziell<br />

nutzen kann, und einer der Ansatzpunkte<br />

von Swiss PIC. „Neben dem<br />

Photonic Packaging sind die derzeit<br />

kritischen Schritte die Montage, die<br />

Prüfung sowie die Zulassung photonischer<br />

Systeme“, sagt Kirsten Moselund,<br />

Leiterin des Labors für Nanound<br />

Quantentechnologien am Paul<br />

Scherrer Institut PSI und Mitinitiatorin<br />

des neuen Technologietransferzentrums.<br />

„Swiss PIC wird in all diesen<br />

Punkten Expertise entwickeln und sie<br />

der Photonik-Industrie anbieten.“<br />

Die Schwerpunktbereiche von Swiss<br />

PIC werden mikro-optische hybride<br />

Photoniksysteme, photonische integrierte<br />

Schaltungen sowie die Quantenphotonik<br />

sein. Das Technologietransferzentrum<br />

wird vor allem Startups<br />

und KMU seine Dienste anbieten.<br />

Diese werden ein breites Spektrum<br />

abdecken: Reine Beratung ist genauso<br />

möglich wie das Design oder sogar<br />

der Aufbau einer maßgeschneiderten<br />

Infrastruktur des Photonic Packaging,<br />

die den Start der Kleinserienproduktionen<br />

erleichtert. Zu den Gründungspartnern<br />

von Swiss PIC zählen der gemeinnützige<br />

Verein Swissphotonics,<br />

der beim Projektantrag federführend<br />

war, das Paul Scherrer Institut PSI, die<br />

Ostschweizer Fachhochschule OST sowie<br />

die auf integrierte Optik spezialisierten<br />

Unternehmen Ligentec und<br />

Polariton Technologies.<br />

www.swissphotonics.net<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 19


TITELTHEMA<br />

(Bild: Sonja Smalian/PhoenixD)<br />

Prof. Dr. Michael Kues, Leiter des<br />

Instituts für Photonik und Vorstandsmitglied<br />

des Exzellenzclusters<br />

PhoenixD der Leibniz<br />

Universität Hannover, mit Doktorand<br />

Hatam Mahmudlu und<br />

Humboldt-Postdoc Dr. Raktim<br />

Haldar (von links) haben die<br />

neue integrierte Quantenlichtquelle<br />

entwickelt<br />

Medizin<strong>technik</strong> oder für autonome Fahrzeuge“,<br />

erläutert Maxim Weizel. Er ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachgruppe<br />

Schaltungs<strong>technik</strong> des Paderborner<br />

Heinz Nixdorf Instituts unter der Leitung<br />

von Prof. Dr.-Ing. Christoph Scheytt<br />

vom Institut für Elektro<strong>technik</strong>. Beteiligt<br />

sind außerdem die RWTH Aachen, das<br />

Karlsruher Institut für Technologie KIT<br />

und die Universität Hamburg.<br />

Nachdem die Forschungsgruppe in der<br />

ersten Projektphase von 2019 bis 2021<br />

vorrangig daran gearbeitet hat, verschiedene<br />

Komponenten zu entwickeln, liegt in<br />

der zweiten Förderphase bis 2024 nun der<br />

Fokus darauf, die Einzelteile in ein kompaktes<br />

Gesamtsystem zu integrieren. „Ziel<br />

ist es, Signale mit einer Bandbreite von bis<br />

zu 400 GHz erfassen zu können und somit<br />

den Forschungsstand in der extrem präzisen<br />

Signalerfassung voranzubringen“, erklärt<br />

Maxim Weizel. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) fördert das<br />

Projekt Pace über die gesamte Laufzeit<br />

mit rund 2,9 Mio. Euro.<br />

Weitere Informationen<br />

Zu den Arbeiten am Fraunhofer HHI:<br />

www.hhi.fraunhofer.de<br />

Zum Projekt Pace der TU Paderborn:<br />

www.hni.uni-paderborn.de<br />

Zum Exzellenzcluster PhoenixD<br />

www.phoenixd.uni-hannover.de<br />

Die Photonik in Form integrierter photonischer<br />

Schaltkreise (Photonic Integrated<br />

Circuits, kurz PICs) direkt in Chips,<br />

Sensoren und andere technische Bauelemente<br />

einzubauen, ist eine kosten- und<br />

energieeffiziente Lösung. Weil Licht in<br />

PICs Elektrizität ersetzt, entfallen Nachteile<br />

wie starke Wärmeentwicklung,<br />

Wandlung von optisch fernübertragenen<br />

Daten in elektrische Signale und umgekehrt,<br />

sowie der Bauraumbedarf elektronisch-optischer<br />

Baugruppen. Dank der<br />

vergleichsweise geringen Wärmeentwicklung<br />

senkt die Technologie auch den<br />

Energiebedarf von Rechenzentren. Dieser<br />

verursacht laut Prognosen des französischen<br />

Marktforschungsunternehmens Yole<br />

Intelligence rund 2 % des globalen<br />

CO 2 -Ausstoßes.<br />

Ganze Quantenlichtquelle passt<br />

auf einen Chip<br />

Getrieben durch diese Anwendung, soll<br />

der globale Umsatz der Silizium-Photonik<br />

bis 2027 auf 972 Mrd. US-Dollar steigen –<br />

was gegenüber 2021 einem 6,5-fachen<br />

Zuwachs entspräche. Großes Potenzial<br />

für die integrierte Photonik versprechen<br />

sich die Experten auch für die Quantentechnologie.<br />

Ein internationales Team<br />

von Forschenden der Leibniz Universität<br />

Hannover, der Universität Twente in den<br />

Niederlanden und des Start-ups QuiX<br />

Quantum aus Enschede hat erstmals eine<br />

vollständig auf einem Chip integrierte<br />

verschränkte Quantenlichtquelle vorgestellt.<br />

„Es ist uns gelungen, die Größe der<br />

Lichtquelle um einen Faktor von mehr als<br />

1000 zu verkleinern, was Reproduzierbarkeit,<br />

verbesserte Stabilität der Lichtquelle<br />

und Skalierbarkeit erlaubt“, freut sich<br />

Prof. Dr. Michael Kues. Er leitet das Institut<br />

für Photonik und ist Vorstandsmitglied<br />

des Exzellenzclusters PhoenixD der Leibniz<br />

Universität Hannover. Die neue Technik<br />

könnte photonische Quantenprozessoren<br />

kleiner, günstiger und vielseitiger<br />

einsetzbar machen, wie das Team erklärt.<br />

Bislang waren Quantenlichtquellen für<br />

photonische Anwendungen entweder zu<br />

groß, um sie direkt in photonische Chips<br />

zu integrieren, oder aber sie waren zu unpräzise<br />

und leistungsschwach. Mit der<br />

Neuentwicklung steht nun eine elektrisch<br />

angeregte, laserintegrierte photonische<br />

Lichtquelle zur Verfügung, die komplett<br />

auf einen Chip passt und der Quantenkommunikation<br />

und dem Quantencomputer<br />

neue Möglichkeiten bieten soll. ■<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

Online<br />

weiterlesen<br />

Mehr zur Photonik-Branche und zu<br />

den Forschungen an photonischen<br />

Chips am Fraunhofer HHI finden Sie<br />

im Online-Magazin unter<br />

www.medizin-und-<strong>technik</strong>.de/online<br />

weiterlesen<br />

20 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


MIKROFLUIDIK<br />

LEE Komponenten für die Analyse- und Medizin<strong>technik</strong> (EFS)<br />

Bereits vor mehr als vierzig Jahren entwickelten unsere Ingenieure erste Miniaturmagnet-ventile und<br />

EFS-Komponenten. Zunächst für den Inkjet-Einsatz konzipiert, finden sie heute vielfältige Anwendung<br />

in Fluidik-Systemen der Analyse- und Medizin<strong>technik</strong>.<br />

Stetige Erweiterungen der Produktpalette und Fort schritte<br />

in Sachen Miniaturisierung, Volumenpräzision,<br />

Standzei tund Geräusch emission erschließen<br />

uns immer neue Einsatzfelder.<br />

THE LEE COMPANY<br />

LEE Hydraulische Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2• D-65843 Sulzbach<br />

✆ +49(0)6196 /773 69 - 0<br />

✉ info@lee.de•www.lee.de<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 21


■ [ TECHNIK ]<br />

Prüfsystem sorgt für sichere<br />

nadelbasierte Injektionssysteme<br />

Prüf<strong>technik</strong> | Nadelbasierte Injektionssysteme werden zunehmend zu Hause eingesetzt, denn der<br />

Trend zur Selbstverabreichung von Medikamenten ist ungebrochen. Für diese Formen der Anwendung<br />

müssen die Produkte sicher und gleichzeitig einfach zu handhaben sein. Um sicherzustellen, dass die<br />

Injektionsprodukte den Gebrauchs- und Hygieneanforderungen entsprechen, müssen sie normgerecht<br />

geprüft werden.<br />

(Bild: Zwick Roell)<br />

Prüfmaschine von<br />

Zwick Roell zur Prüfung<br />

der Dosiergenauigkeit<br />

von Pensystemen<br />

Autoinjektoren erleichtern es medizinisch<br />

ungeübten Personen, flüssige laktischen Schocks Leben retten können,<br />

lininjektoren, die im Falle eines anaphy-<br />

■ Qualifizierungsservices Injek tion und die richtige Dosierung des<br />

Medikamente sicher und schnell zu verabreichen.<br />

Beispiele hierfür sind Adrenaoder<br />

Injektoren für Soldaten im Kampfeinsatz,<br />

gefüllt mit Morphin oder Atropin.<br />

Aber auch durch den zunehmenden<br />

IHR STICHWORT<br />

Gebrauch von Biopharmazeutika kommen<br />

Autoinjektoren vermehrt zum Einsatz.<br />

Deren Wirkstoffe lassen sich nicht in<br />

■ Nadelbasierte Injektionssysteme (NIS) Tablettenform verabreichen, da sie ansonsten<br />

■ Teil- oder vollautomatisierte<br />

im Magen-Darm-Trakt der Patien-<br />

Prüfsysteme<br />

ten verdaut und nicht in die Blutbahn gelangen<br />

■ Software gewährleistet Datenintegrität<br />

würden. Auch hier ist die korrekte<br />

Medikaments entscheidend für den mög-<br />

lichen Therapieerfolg. Um das zu gewährleisten,<br />

setzten Pharmahersteller zunehmend<br />

auf einen hohen Automatisierungsgrad<br />

in der Handhabung der Autoinjektoren.<br />

Der Patient muss nur die Sicherheitskappe<br />

abnehmen, den Injektor ansetzen<br />

und die Injektion per Knopfdruck starten.<br />

Zur Sicherheit der Patienten müssen<br />

alle relevanten Funktionen geprüft werden.<br />

Maßgeblich hierfür ist die ISO<br />

11608-5, welche die Anforderungen und<br />

Verfahren zur Prüfung der automatisierten<br />

Funktionen von kanülenbasierten Injektionssystemen<br />

zur medizinischen Verwendung<br />

beschreibt.<br />

Hochauflösendes optisches<br />

Messsystem mit einer Kamera<br />

Mit der neusten Version des multifunktionalen<br />

Prüfsystems der Zwick Roell GmbH<br />

& Co. KG, Ulm, lassen sich umfangreiche<br />

Prüfungen normgerecht durchführen. Die<br />

Prüfsoftware Testxpert ermöglicht mit<br />

der Option „Nachvollziehbarkeit“ die Aufzeichnung<br />

aller Aktionen und Änderungen<br />

und gewährleistet so gemäß FDA CFR<br />

Part 11 nachvollziehbare und manipula -<br />

tionssichere Prüfergebnisse. Zu den Prüfungen<br />

gehört die Bestimmung des Kraftaufwands<br />

zum Entfernen der Sicherheitskappe<br />

vor der Injektion. Hierbei kann das<br />

System sowohl nach unten als auch nach<br />

oben anziehbare Injektorkappen der aktuell<br />

bekannten Autoinjektoren – mit und<br />

ohne Auslöseknopf – prüfen.<br />

Die Universal-Kappengreifer ziehen Injektorkappen<br />

unterschiedlichster Designs<br />

zuverlässig ab. Überdies testet das System<br />

die Aktivierungskraft- und den Aktivierungsweg<br />

beim Auslösen. Im Vergleich<br />

zur älteren Version des Prüfsystems verfügt<br />

die erweiterte Version über ein hochauflösendes<br />

optisches Messsystem, das<br />

die Injektionstiefe und die Injektionsdauer<br />

mit einer hohen Genauigkeit und Auf-<br />

22 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


(Bild: Zwick Roell)<br />

lösung misst und anschließend dokumentiert.<br />

Dabei erfolgt die optische Vermessung<br />

der Injektionsergebnisse und die Videoaufzeichnung<br />

des Injektionsvorgangs<br />

mit einem einzigen Kamerasystem über<br />

die integrierte Prüfsoftware TestXpert.<br />

Zudem bietet das erneuerte System<br />

weitere Vorteile, wie den durch das Poka-<br />

Yoke-Verfahren unterstützten sicheren<br />

Einbau injektorspezifischer Wechselteile.<br />

Das Verfahren ist ein mehrteiliges Sicherheitskonzept:<br />

Wechselteile bekommen eine<br />

eindeutige Kodierung, die ein<br />

2D-Scanner vor dem Austausch überprüft.<br />

Erst wenn dieser das korrekte<br />

Wechselteil bestätigt, kann der Prüfablauf<br />

gestartet werden.<br />

Die Funktionstüchtigkeit der Prüfmaschine<br />

selbst gewährleisten automatisierte<br />

Daily Checks. Diese testen täglich vor<br />

Prüfbeginn oder auch bei einem Produktwechsel,<br />

ob die Sensoren wie Kraftaufnehmer,<br />

Lasersensoren, Mikrofon, Waage<br />

und optisches Vermessungssystem einwandfrei<br />

funktionieren. Für eine vollautomatische<br />

Probenzuführung lässt sich<br />

das System komfortabel um ein modulares<br />

flexibles Robotersystem erweitern.<br />

Der Trend ist klar: Ein tragbarer Injektor wie<br />

dieser kommt immer öfter auch zu Hause<br />

zum Einsatz und nicht mehr nur in Praxen<br />

und Kliniken<br />

Geprüfte Sicherheit für Spritze,<br />

Autoinjektor und Wearable<br />

Wer neben Autoinjektoren auch Fertigspritzen<br />

mit oder ohne Nadelschutz prüfen<br />

muss, kann auf eine Kombinationsprüfmaschine<br />

für den flexiblen Einsatz<br />

auf einer kleinen Prüffläche zurückgreifen.<br />

Diese Prüfmaschine von Zwick Roell<br />

bietet einen hohen Grad an Flexibilität, da<br />

sie sich werkzeuglos erweitern und somit<br />

für neue Prüfaufgaben verwenden lässt.<br />

Mit ihr lassen sich beispielsweise Losbrechkraft,<br />

Gleitkraft und Injektionsvolumen<br />

prüfen.<br />

Autoinjektoren haben viele Vorteile.<br />

Der durch den Patienten an der Injektionsstelle<br />

ausgelöste Autoinjektor ist jedoch<br />

nur eine Form des Injektionssystems.<br />

Diese Variante kommt in bestimmten<br />

Fällen an ihre Grenzen: Sobald größere<br />

Medikamentenvolumina verabreicht<br />

werden oder die Injektion länger dauert –<br />

beispielsweise aufgrund hochviskoser<br />

Medikamente –, können einige Patienten<br />

mitunter nur schwer den tragbaren Injektor<br />

sicher in der Hand fixieren.<br />

Abhilfe schaffen Injektionssysteme, die<br />

am Körper des Patienten fixiert sind, sogenannte<br />

on-body delivery systems<br />

(OBDS). Mit ihnen lassen sich Medikamentenvolumina<br />

von 2 ml bis 20 ml injizieren<br />

und gleichzeitig mögliche Risiken<br />

minimieren, wie sie etwa bei der Verabreichung<br />

von Arzneimitteln durch die herkömmlichen<br />

nadelbasierten Injektionssysteme<br />

(NIS) auftreten können. Im Rahmen<br />

einer Therapie, die eine tägliche<br />

Selbstbehandlung vorsieht, bringt der behandelnde<br />

Arzt oder der Patient selbst das<br />

körpergetragene Injektionssystem – auch<br />

„medizinische Wearables“ genannt – über<br />

Klebeflächen direkt auf der Haut an und<br />

fixiert es so sicher. Die Injektion des Medikaments<br />

erfolgt über Nadeln oder weiche<br />

Kanülen.<br />

Selbstverständlich müssen auch diese<br />

Wearables in Hinblick auf ihre Funktionsfähigkeit<br />

und Sicherheit geprüft werden.<br />

Die hierfür notwendigen Prüfungen beschreibt<br />

die neue ISO 11608-6 (Prüfung<br />

körpergetragener Autoinjektoren (on-body<br />

delivery system OBDS) zur Abgabe<br />

größerer Medikamentenvolumina).<br />

Zwick Roell bietet Lösungen, um die Prüfungen<br />

an körpergetragenen Autoinjektoren<br />

anforderungsspezifisch durchzuführen.<br />

Dazu gehören Prüfungen der Auslösekraft,<br />

Injektionszeit, Injektionsvolumen<br />

sowie Nadel-und Kanülenlängen, aber<br />

auch die Prüfung optischer und akustischer<br />

Signale. Zudem erfassen alle Prüfmaschinen<br />

normgerecht die Klebkräfte<br />

der adhäsiven Klebeflächen.<br />

Software sorgt für größere<br />

Übersichtlichkeit bei Audits<br />

Die Prüfsoftware Testxpert optimiert Arbeitsabläufe<br />

und sorgt für eine lückenlose<br />

Dokumentation. Sie deckt alle Anforderungen<br />

ab, die für die Prüfung von Injektionssystemen<br />

relevant sind. Die Software<br />

gewährleistet die Datenintegrität und bietet<br />

eine umfangreiche Benutzerverwaltung<br />

mit unterschiedlichen Berechtigungsstufen.<br />

Der Zugriff über LDAP<br />

(Lightweight Directory Access Protocol)<br />

ist möglich. Audit Trails, auch für Testparameter,<br />

sorgen durch integrierte Filter<br />

für eine größere Übersichtlichkeit, speziell<br />

bei Audits. So können beispielsweise<br />

Veränderungen der Testgeschwindigkeit<br />

protokolliert werden. Weitere Qualifizierungsservices<br />

sind die DQ-, IQ- und OQ-<br />

Dokumentation, die für ein Autoinjektor-<br />

Prüfsystem etwa 300 Seiten umfasst und<br />

Vor-Ort-Dienste zur Durchführung der<br />

Tests.<br />

■<br />

Barbara Schleper<br />

Fachjournalistin in Lorsch<br />

Weitere Informationen<br />

Prüfsysteme von Zwick Roell zeichnen<br />

sich durch einen hohen Grad an<br />

Modularität aus, bieten viele Möglichkeiten<br />

zur Teil- und Vollautomatisierung,<br />

sind konform zu allen geforderten<br />

Normen und entsprechen<br />

relevanten FDA-Anforderungen.<br />

www.zwickroell.com<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 23


■ [ TECHNIK ]<br />

Klang der Moleküle hilft der Medizin<br />

Bildgebung | Die heutige Medizin kann Verletzungen und Krankheiten heilen, die noch vor wenigen<br />

Jahrzehnten bleibende Schäden oder den Tod zur Folge gehabt hätten. Vieles davon verdanken wir<br />

nicht-invasiven bildgebenden Diagnoseverfahren wie Ultraschall, CT oder MRT. Wissenschaftler am<br />

Helmholtz Zentrum verfolgten einen neuen Ansatz zur Nutzung des photoakustischen Effekts für die<br />

biomedizinische Bildgebung.<br />

Alexander Graham Bell entdeckte<br />

1880, dass Moleküle Schall abgeben,<br />

wenn sie von Lichtblitzen getroffen werden.<br />

Dabei sendet jedes Molekül ein einzigartiges<br />

Tonsignal, das auch mit der<br />

Wellenlänge des eintreffenden Lichts variiert.<br />

Der Effekt wird zur Materialanalyse<br />

genutzt, beispielsweise zur Bestimmung<br />

der CO 2<br />

-Konzentration in anderen Gasen.<br />

Auf gepulste Laserstrahlen reagieren Moleküle<br />

in Weichgewebe mit Ultraschall,<br />

der in der medizinischen Diagnose gebräuchlichen<br />

Wellenlänge.<br />

Die photoakustische Bildgebung mittels<br />

multispektraler photoakustischer Tomographie<br />

(MSOT) brachte 2010 vielversprechende<br />

Ergebnisse. Daraufhin gründeten<br />

zwei Helmholtz-Forscher die Ithera<br />

Medical GmbH mit Sitz in München, um<br />

praktische medizinische Anwendungen<br />

dafür zu finden und aus akademischem<br />

Wissen klinische Verfahren und marktfähige<br />

Produkte zu machen. Zu den Erfolgsfaktoren<br />

des Unternehmens gehört das<br />

Verwalten sämtlicher produktbezogener<br />

Unterlagen für Entwicklung und Produktion<br />

mit der Software Polarion ALM. Dabei<br />

handelt es sich um eine Software für<br />

das Application Lifecycle Management<br />

(ALM) aus dem Siemens Xcelerator-Portfolio,<br />

dem umfassenden, integrierten<br />

Portfolio von Software, Hardware und<br />

Dienstleistungen.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Medizinische Diagnose<br />

Visualisierung von Lymphgefäßen<br />

Photoakustische Bildgebung<br />

Laser<strong>technik</strong><br />

Aus der Forschung in die Klinik<br />

Die 2010 gegründete Ithera Medical entwickelt und produziert auf Basis der multispektralen<br />

photoakustischen Tomographie bildgebende medizinische Diagnosegeräte<br />

MSOT-Geräte von Ithera Medical fügen<br />

visuelle Darstellungen der Molekül-<br />

Antworten in konventionelle Ultraschallbilder<br />

ein. Damit lassen sich Moleküle mit<br />

großer Ähnlichkeit unterscheiden, beispielsweise<br />

Hämoglobin mit höherer oder<br />

niedrigerer Sauerstoffsättigung. Mittels<br />

einer einstellbaren Laserquelle nahe am<br />

Infrarot lässt sich damit Materie bis 40<br />

mm unter der Oberfläche untersuchen.<br />

MSOT kann Serienaufnahmen mit unterschiedlichen<br />

Laser-Frequenzen mittels<br />

Software-Algorithmen kombinieren. Das<br />

macht es zu einem mächtigen Diagnosewerkzeug<br />

für viele Anwendungen.<br />

MSOT kann besser als andere Methoden<br />

Lymphgefäße visualisieren. Das<br />

bringt Vorteile in der Krebsbehandlung,<br />

da mit MSOT Lymphknoten nur bei erwiesenem<br />

Befall entfernt werden können<br />

statt auf Verdacht. Andere lohnende Anwendungsbereiche<br />

sind neuromuskuläre<br />

Erkrankungen bei Kindern. Dort könnte<br />

MSOT ein objektiveres Feststellen des<br />

Krankheitsverlaufes ermöglichen als die<br />

gebräuchlichen Funktionsprüfungen.<br />

„Mittels MSOT lassen sich auch Biomarker<br />

für chronisch entzündliche Darmerkrankungen<br />

wie Morbus Crohn und Colitis<br />

ulcerosa nicht-invasiv feststellen“, sagt<br />

Ingmar Thiemann, Vice President Quality<br />

Management (QM) and Regulatory Affairs<br />

(RA) bei Ithera Medical. „Damit<br />

könnte es zum Game Changer werden,<br />

denn es kann die Notwendigkeit invasiver<br />

Verfahren wie der Endoskopie reduzieren<br />

und vielleicht sogar eliminieren.“<br />

Von Forschungsergebnissen zu<br />

klinischen Geräten<br />

Das erste Medizinprodukt von Ithera Medical<br />

war die Serie MSOT Invision. Mehr<br />

als 100 dieser Scanner werden in Laboratorien<br />

in aller Welt für die biomedizinische<br />

Forschung an Kleintieren verwendet.<br />

Seit 2014 entwickeln die Ingenieure bei<br />

Ithera Medical Systeme für Anwendungen<br />

in der Humanmedizin. Am weitesten ent-<br />

(Bild: Ithera Medical)<br />

24 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


wickelt sind die für verschiedene Tiefen<br />

und Auflösungen optimierten Raster Scan<br />

Optoacoustic Mesoscopic (RSOM) Explorer<br />

für die hochauflösende Bildgebung<br />

und MSOT Acuity Echo für tieferes Eindringen<br />

in das Gewebe.<br />

MSOT Acuity Echo trägt seit 2021 das<br />

CE-Zeichen als Medizingerät. Das Gerät<br />

wird bisher ausschließlich in der klinischen<br />

Forschung verwendet, denn es verfügt<br />

noch über keine Zulassung für die<br />

Verwendung bei bestimmten klinischen<br />

Indikationen. Ein Schritt auf dem Weg zur<br />

Erlangung dieser Zertifizierung ist die<br />

multizentrische internationale Euphoria-<br />

Studie, bei der mehrere Universitäten und<br />

Kliniken MSOT für die Diagnose entzündlicher<br />

Darmerkrankungen nutzen.<br />

Eingebettet in ein Netzwerk von Entwicklungspartnern<br />

nutzt Ithera Medical<br />

für seine Diagnosegeräte kundenspezifisch<br />

angepasste Hardware für Laser, Ultraschall<br />

und Elektronik. Das Entwickeln<br />

von Bildverarbeitungsalgorithmen ist eine<br />

Kernkompetenz des Unternehmens. Deren<br />

Implementierung in Software-Code<br />

erfolgt gemeinsam mit externen Partnern.<br />

Dokumentationsintegrität auch<br />

bei Zertifizierungen gefragt<br />

Ithera Medical muss die Erfordernisse für<br />

ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem<br />

für das Design und die Herstellung<br />

von Medizinprodukten nach ISO 13485<br />

erfüllen. Bereits 2012 begann das Unternehmen<br />

mit einem voll digitalen Prozess<br />

zur Erlangung der Qualifikation nach ISO<br />

13785. „Nach der europäischen Medizinprodukte-Verordnung<br />

EU 2017/745 müssen<br />

alle Unterlagen leicht auffindbar und<br />

durchsuchbar sein“, betont Thiemann.<br />

Ithera Medical nutzt Polarion ALM als<br />

Plattform für die Applikationsentwicklung.<br />

Die Experten für die photoakustische<br />

Diagnose wandten sich an Avasis Solutions.<br />

Der Technologie- und Implementierungspartner<br />

von Siemens Digital Industries<br />

Software ist auf Lösungen auf Basis<br />

von Polarion ALM für medizinische<br />

Aufgaben spezialisiert. Zu diesen gehören<br />

Anwendungen für das Anforderungsmanagement,<br />

Risikoanalysen und -überprüfungen<br />

sowie ein auf die Bedürfnisse von<br />

Medizingeräteherstellern zugeschnittenes<br />

Qualitätsmanagement.<br />

Diese Software ist nun integraler Teil<br />

des Qualitätsmanagementsystems (QMS)<br />

von Ithera Medical. Beinahe alle 50 Mitarbeiter<br />

in Deutschland und den USA haben<br />

MSOT-Geräte fügen<br />

visuelle Darstellungen<br />

der Molekül-<br />

Antworten in konventionelle<br />

Ultraschallbilder<br />

ein. So<br />

kann zum Beispiel<br />

zwischen Hämoglobin<br />

mit höherer und<br />

niedrigerer Sauerstoffsättigung<br />

unterschieden<br />

werden<br />

Zugriff auf das System. Damit verwalten<br />

sie sämtliche produktbezogenen Unterlagen<br />

für Entwicklung und Produktion. Dazu<br />

gehören auch Dateien zur Entwicklungshistorie,<br />

Device Master Records,<br />

Qualitäts- und Risikomanagement-Informationen<br />

sowie Bedienbarkeits-Spezifikationen<br />

und klinische Evaluierungsdaten.<br />

Zudem erstellen sie durch einfaches<br />

Konfigurieren der Software, ohne Kompromisse<br />

bei der Nachvollziehbarkeit, eigene<br />

Applikationsmodule.<br />

Polarion ALM und das ERP-System bei<br />

Ithera Medical können mittels Representational<br />

State Transfer (REST) APIs Daten<br />

austauschen. Als kleines Unternehmen<br />

am Beginn einer langen Reise von Forschung<br />

und Entwicklung zu serienreifen<br />

Produkten brauchte Ithera Medical eine<br />

Lösung, die mitwachsen kann. „Polarion<br />

ALM bildet eine solide Basis für ein effizientes<br />

Entwicklungsinformationsmanagement“,<br />

bestätigt Thiemann. „Damit verringerten<br />

wir den Zeitaufwand für Datensuchen<br />

um über 65 Prozent.“<br />

Digitales Datenmodell hilft,<br />

Audits zu bestehen<br />

Die europäische Medizinprodukte-Verordnung<br />

(MDR) EU 2017/745 für die klinische<br />

Untersuchung und das Inverkehrbringen<br />

von Geräten für die Humanmedizin<br />

ersetzt die frühere EU Medizingeräte-<br />

Direktive (MDD) und muss bis 2024 implementiert<br />

werden. Bis dahin muss die<br />

gesamte Dokumentation beiden Normen<br />

entsprechen. Das macht die intelligente<br />

Wiederverwendung der existierenden<br />

Dokumentation erforderlich.<br />

Thiemann ist Teil einer Initiative zur<br />

Definition eines einheitlichen, voll digitalen<br />

Datenmodells für Medizingeräte unter<br />

Verwendung so genannter Medical Device<br />

Knowledge Units. Realisiert werden können<br />

diese mit Polarion Work Items. Das<br />

schafft Durchgängigkeit der Information<br />

über Dokumente hinweg. Wie beim Instanziieren<br />

von Objektklassen in der objektorientierten<br />

Softwareentwicklung<br />

können Polarion Work Items nach einmaliger<br />

Änderung in allen Instanzen aktualisiert<br />

werden.<br />

Ithera Medical nutzte Polarion Work<br />

Items für die Wiedereinreichung einer<br />

MDD-konformen Datei. Diese wurde in<br />

kurzer Zeit aus einer MDR-konformen Dokumentation<br />

abgeleitet. „Die Möglichkeiten<br />

von Polarion für Wiederverwendung<br />

und Anpassung ersparen uns Kosten und<br />

erhöhen die Erfolgswahrscheinlichkeit<br />

von Einreichungen“, ist Thiemann überzeugt.<br />

„Das ist entscheidend für behördliche<br />

Genehmigungen in anderen Märkten<br />

wie China, Japan, Brasilien und den USA.“<br />

Als besonders hilfreich erwies sich das<br />

beim Bestehen von zwei Audits nach ISO<br />

13485 während kritischer Phasen der Covid-19-Pandemie.<br />

Mittels Polarion ALM<br />

konnte Ithera Medical die für das Erstellen<br />

einer konformen Dokumentation benötigte<br />

Zeit signifikant verkürzen. „Mit herkömmlichen<br />

Methoden bedeutet die Dokumentation<br />

Arbeit für zwei zusätzliche<br />

Personen und zusätzlich bei jedem Audit<br />

einige Beanstandungen“, sagt Thiemann.<br />

„Wir werden voraussichtlich die Markteinführungszeit<br />

um 40 Prozent von fünf auf<br />

drei Jahre reduzieren.“<br />

■<br />

Dagmar Glashoff-Dedek<br />

Siemens Digital Industries Software, Köln<br />

www.siemens.com/polarion-alm<br />

www.ithera-medical.com<br />

(Bild: Ithera Medical)<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 25


■ [ TECHNIK ]<br />

Im Mundstück des<br />

Pulverinhalators<br />

sitzt ein Bördelsieb<br />

aus Drahtgewebe.<br />

Es stellt die<br />

gleichmäßige Verteilung<br />

des Medikaments<br />

sicher<br />

(Bild: Haver & Boecker)<br />

Drahtgewebefilter: Sicherer Durchfluss<br />

für unterschiedliche Medien<br />

Drahtgewebefilter | In kaum einem anderen industriellen Entwicklungsbereich wird Metalldrahtgewebe<br />

als Filter so häufig unterschätzt wie in der Medizin<strong>technik</strong>. Dabei spielt das Drahtgewebe<br />

als Filtermedium hier eine entscheidende Rolle. Der 3D-Druck ermöglicht darüber hinaus schnelle,<br />

flexible und individuelle Lösungen.<br />

Das Wichtigste vorab: Drahtgewebe ist<br />

kein Maschendrahtzaun. Zur Veranschaulichung<br />

eignet sich eher der Vergleich<br />

mit einem Textilgewebe, denn dessen<br />

Webvorgang hat sehr viel Ähnlichkeit<br />

mit dem Fertigungsprozess von Drahtgewebe.<br />

Die Dimensionen reichen von grobmaschigen<br />

Drahtgeweben bis hin zu sehr<br />

feinen Filtergeweben, die in der Medizin<strong>technik</strong><br />

eine ernstzunehmende Konkurrenz<br />

zu Filtertüchern aus Kunststoff,<br />

Baumwolle oder Zellulose darstellen.<br />

Immer wenn es darum geht, Verunreinigungen<br />

herauszufiltern, Wirkstoffe<br />

gleichmäßig zu verteilen oder feste, flüssige<br />

und gasförmige Medien zu trennen,<br />

kommen Drahtgewebefilter ins Spiel. In<br />

der Medizin-Praxis eignen sich diese Filter<br />

wegen ihrer Vielseitigkeit für unterschiedliche<br />

sicherheitskritische Komponenten,<br />

beispielsweise in Pulverinhalatoren,<br />

Blutfiltern oder Beatmungsgeräten.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Filter aus Metalldrahtgewebe für<br />

die Medizin<strong>technik</strong><br />

Biokompatibel, korrosionsbeständig<br />

und antistatisch<br />

Fertigungsprozess und Reinigung<br />

Beim Filter im Inhalatorsieb handelt es<br />

sich um ein Bördelsieb aus Drahtgewebe,<br />

das im Mundstück des Pulverinhalators<br />

eingesetzt wird. Zur Vorbereitung der Inhalation<br />

wird dieses Mundstück geöffnet<br />

und die Kapsel senkrecht in die Kammer<br />

gelegt. Das speziell geformte Inhalatorsieb<br />

sorgt dafür, dass die Kapsel beim Einlegen<br />

richtig positioniert ist, um sie in der<br />

Kammer zum Platzen zu bringen. Während<br />

der Inhalation durch den Patienten<br />

hält das Sieb die Kapselhülle zurück. Die<br />

feine und gleichmäßige Maschenstruktur<br />

des Drahtgewebes stellt zudem eine<br />

gleichmäßige Verteilung des Medikaments<br />

sicher.<br />

Bereits bevor das Inhalatorsieb in der<br />

Praxis zum Einsatz kommt, muss es hinsichtlich<br />

der Prozessfähigkeit eine wichtige<br />

Anforderung erfüllen: Das Metallgewebe<br />

muss vereinzelungsfähig sein, damit es<br />

für die automatische Weiterverarbeitung<br />

geeignet ist. Bördelsiebe erfüllen dieses<br />

Leistungsprofil insbesondere aufgrund ihres<br />

gestauchten Randes, der ein Verhaken<br />

der Bauteile ausschließt. Die Bördelung<br />

bewirkt zudem, dass die Randdrähte für<br />

eine optimale Patientensicherheit fixiert<br />

sind. Das Gewebe muss dafür nicht kostenintensiv<br />

thermisch behandelt werden.<br />

In den Fertigungsprozess sind an mehreren<br />

Stellen aufwendige Reinigungsverfahren<br />

integriert, die lose Drähte effektiv<br />

und vollständig entfernen. Hinzu kommen<br />

mehrmalige Sichtprüfungen und<br />

Wischtests. Diese stellen in Kombination<br />

mit einer Kameraprüfung sicher, dass keine<br />

Drahtreste am Filter haften. Ein derart<br />

komplexer Herstellungsprozess erfordert<br />

eine sorgfältige Planung, eine professionelle<br />

Disposition sowie optimierte Fertigungsschritte.<br />

Hohe Qualitätskriterien in der<br />

Drahtgewebefilter-Fertigung<br />

Die Filtration ist auch zentraler Bestandteil<br />

bei der Transfusion von Blut oder einzelner<br />

Komponenten wie Blutplasma.<br />

Während der Lagerung von Blutkonserven<br />

können sich so genannte Mikroaggregate<br />

bilden, die zu schwerwiegenden gesundheitlichen<br />

Problemen führen können,<br />

wenn sie in den Blutkreislauf des<br />

Empfängers gelangen. Genau das verhindern<br />

Blutfilter: Mit einer exakt definierten<br />

Porengröße von 18 μm halten sie Mikroaggregate<br />

zurück und lassen gleichzeitig<br />

alle lebensfähigen festen Blutbestandteile<br />

unbeschädigt passieren. So senken<br />

Blutfilter insbesondere im Bereich der<br />

Neonatologie und Pädiatrie das Risiko<br />

von Lungen- oder Gefäßschädigungen<br />

während einer Bluttransfusion deutlich.<br />

Beim Filtern von Blut hat das Vermeiden<br />

einer Zytolyse (Zellzerstörung)<br />

oberste Priorität. Aus diesem Grund spielt<br />

26 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


die Biokompatibilität von Filtermedien eine<br />

zentrale Rolle: Ein Filtergewebe darf<br />

die Membranen der lebensfähigen Blutkomponenten,<br />

die das Gewebe passieren,<br />

möglichst nicht beschädigen. Dies gelingt<br />

mit Drahtgewebefiltern sehr gut – sie verursachen<br />

weniger Zytolyse als vergleichbare<br />

Kunststofffilter. Zudem ermöglicht<br />

Drahtgewebe dank seiner antistatischen<br />

Eigenschaften einen hohen Durchfluss lebensfähiger<br />

Blutkomponenten.<br />

Ein weiteres Qualitätskriterium für<br />

den Einsatz in Blutfiltern ist die Garantie<br />

für eine gleichbleibende Porengröße.<br />

Drahtgewebe ist besonders geeignet, da<br />

jeder Drahtkreuzungspunkt verlässlich fixiert<br />

werden kann. Die Drahtkreuzungspunkte<br />

werden dafür in der Herstellung<br />

thermisch behandelt. In Beatmungsgeräten<br />

ermöglicht der Einsatz von Filtergewebe<br />

ebenfalls eine hohe Qualität und<br />

Reinheit der zugeführten Luft, indem es<br />

lungengängige Partikel zurückhält. Die<br />

erforderliche Porengröße und Anforderungen<br />

an die Stabilität geben vor, ob einoder<br />

mehrlagiges Drahtgewebe die beste<br />

Lösung ist.<br />

Passende Filter-Umrandung<br />

erleichtert die Serienfertigung<br />

Die beschriebenen Filterbeispiele weisen<br />

als Umrandung gestauchte oder gepresste<br />

Randdrähte auf. Es gibt weitere Möglichkeiten,<br />

um das Herausfallen von Randdrähten<br />

garantiert zu verhindern, die Filter<br />

zu stabilisieren und sie vereinzelungsfähig<br />

zu machen – ein großer Vorteil bei<br />

der Serienfertigung von Kleinteilen. Separate<br />

Randeinfassungen aus Metall zählen<br />

ebenso dazu, wie passgenaue Kunststoff -<br />

umspritzungen, die zusätzlich abdichten<br />

und die Montage erleichtern.<br />

Jeder Entwicklungsprozess für einen<br />

Drahtgewebefilter ist bei der Haver & Boecker<br />

OHG, Oelde, geprägt von regelmäßigem<br />

Austausch und Abstimmungen.<br />

Dabei helfen konkrete, dreidimensionale<br />

Ansichtsmuster als Diskussionsgrundlage:<br />

Mit ihnen können das Handling geprüft,<br />

Gewebefeinheiten getestet und Verpackungsmöglichkeiten<br />

entwickelt werden.<br />

Der 3D-Druck ist die ideale Möglichkeit,<br />

um schnell, flexibel und individuell<br />

zu agieren und den Produktentwicklungsprozess<br />

zu verkürzen.<br />

■<br />

Christina Kemper<br />

Haver & Boecker, Oelde<br />

www.haverboecker.com<br />

6.-9. JUNI 2023<br />

INTERNATIONALE FACHMESSE<br />

WWW.EPHJ.CH<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 27


■ [ TECHNIK ]<br />

Polykristalliner Diamant macht<br />

Zerspanungswerkzeuge hochgenau<br />

Werkzeugentwicklung | Für hochproduktives Zerspanen von Aluminiumbauteilen in der Automobilindustrie<br />

sind Werkzeuge mit PKD-Schneidstoffen die erste Wahl. Doch der polykristalline Diamant<br />

bietet sich auch für medizinische Anwendungen an. Mit jahrelanger Erfahrung und dem Wissen,<br />

wann gerade PKD-Werkzeuge ihre Stärken ausspielen können, entwickelt Mapal individuelle Lösungen<br />

für Zerspanungsprozesse.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Werkzeuge für individuelle<br />

Zerspanungsprozesse<br />

Einsatz polykristalliner Diamanten<br />

Technologietransfer aus dem<br />

Automobilbau<br />

(Bild: Mapal)<br />

Wenn andere Materialien als<br />

Aluminium bearbeitet<br />

werden und es um neue Bauteile<br />

mit besonderen Anforderungen<br />

geht, leistet die<br />

Mapal Präzisionswerkzeuge<br />

Dr. Kress KG aus Aalen<br />

Grundlagenarbeit und<br />

entwickelt zusammen mit<br />

den Kunden zielführende<br />

Prozesse. In manchen Fällen<br />

können Erfahrungen aus dem<br />

Automobilbau mit entsprechenden<br />

Modifikationen direkt in andere<br />

Branchen übertragen werden.<br />

Beatmungsgeräte zeigen auf den ersten<br />

Blick wenig Ähnlichkeit mit einem Automobil.<br />

Doch im Detail findet sich eine Parallele:<br />

Das in den medizinischen Geräten<br />

verbaute Ventilgehäuse sieht dem ABS-<br />

Gehäuse im Fahrzeug äußerst ähnlich.<br />

Beide Bauteile bestehen aus Aluminium<br />

mit niedrigem Siliziumgehalt, und auch<br />

die Bearbeitung ist vergleichbar. Die eingesetzten<br />

Werkzeuge von Mapal sind vom<br />

Aufbau her gleich, unterscheiden sich<br />

aber in der Ausführung der Schneiden.<br />

„Die Qualitätsanforderungen in der<br />

Medizin<strong>technik</strong> sind oft höher als in der<br />

Automobilproduktion“, geht Carsten Lehmann,<br />

Managing Director Vertrieb, Produktmanagement<br />

und Entwicklung im<br />

Kompetenzzentrum PKD-Werkzeuge<br />

Pforzheim, auf die Unterschiede ein. „Unsere<br />

Werkzeuge legen wir mit unterschiedlicher<br />

Schneidkantenbearbeitung<br />

gezielt für den jeweiligen Bearbeitungsfall<br />

aus.“ In der Automobilproduktion<br />

steht eine hohe Produktivität im Vordergrund.<br />

Für medizinische Geräte wird PKD<br />

verwendet, weil der Schneidstoff eine<br />

prozesssichere und hochgenaue Lösung<br />

ist. Und er erzeugt die hohe Oberflächenqualität,<br />

auf die es hier mehr ankommt als<br />

auf gute Schnittwerte. Speziell ausgelegte<br />

Vorschneiden sorgen dafür, dass kein Grat<br />

entstehen kann, der sich später löst.<br />

Hochvolumenzerspanung und<br />

saubere Bohrungen<br />

Auch in der Fertigung von Schließzylindern<br />

für Türschlösser sind perfekte Oberflächen<br />

gefragt, wenn das Schließen dauerhaft<br />

sauber laufen soll. Hochwertige Modelle<br />

lassen sich fein justieren, damit die<br />

Tür sanft schließt und nicht mit einem<br />

Ruck zugeht. Zum Fräsen der Aluminiumteile<br />

werden komplexe Stufenwerkzeuge<br />

von Mapal eingesetzt.<br />

Neben der Automobilproduktion ist<br />

auch die Aero space-Industrie ein starkes<br />

Standbein für Mapal geworden. Im Bereich<br />

der PKD-Werkzeuge liegt der Fokus<br />

dabei auf zwei ganz unterschiedlichen<br />

PKD-Werkzeuge mit innovativen<br />

Schneidgeometrien erfüllen<br />

die hohen Qualitätsanforderungen<br />

unterschiedlicher<br />

Branchen<br />

und Anwendungen<br />

prozesssicher<br />

Anwendungen, nämlich<br />

der Hochvolumenzerspanung<br />

großer<br />

Bauteile und Bohrungen<br />

in kohlenstofffaserverstärktem<br />

Kunststoff (CFK-<br />

Materialien).<br />

Wenn aus großen Aluminiumblöcken<br />

auf Portalfräsmaschinen Flügel oder<br />

Strukturbauteile herausgefräst werden,<br />

bleiben vom Ausgangsmaterial oft nur 20<br />

Prozent oder weniger übrig. Mit dem starken<br />

Wachstum der Luftfahrtindustrie<br />

wuchs hier der Druck, mit höheren Standzeiten<br />

und besseren Schnittdaten in der<br />

Produktion schneller zu werden.<br />

Was vor einigen Jahren noch eine<br />

Hochburg für Hartmetallwerkzeuge mit<br />

Wendeschneidplatten war, ist heute ein<br />

Einsatzfeld für monolithische PKD-Werkzeuge<br />

wie einem SPM-Fräser von Mapal.<br />

Mit 15120 mm/min ist seine Schnittgeschwindigkeit<br />

doppelt so hoch wie beim<br />

Hartmetallfräser, die Standzeit ist bis zu<br />

neun Mal höher. Auf hohe Prozesssicherheit<br />

kommt es auch bei den Bohrungen<br />

an. Bis zu 4000 Bohrungen benötigt eine<br />

Flugzeugtür. Dabei stellt der kohlenstofffaserverstärkte<br />

thermoplastische Kunststoff<br />

mit seiner Neigung zum Ausfransen<br />

besondere Ansprüche an die Bearbeitung.<br />

Um Delamination beim Austritt aus dem<br />

Schichtmaterial zu vermeiden, hat Mapal<br />

dafür besondere Schneidengeometrien<br />

entwickelt.<br />

Auch in der Elektronikindustrie werden<br />

Leiterplatten mit Planfräsern von Mapal<br />

bearbeitet. Die Rohlinge bestehen aus<br />

28 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


(Bild: Mapal)<br />

mehreren dünnen Lagen verschiedener<br />

faserverstärkter Kunststoffe und sind<br />

meist schon beschichtet. Die Zerspanung<br />

der empfindlichen Teile muss komplett ölfrei<br />

erfolgen. Dafür hat Mapal seine Werkzeuge<br />

so ausgelegt, dass sie mit dem abrasiven<br />

Materialmix ohne Schmiermittel<br />

fertig werden. Sowohl die Schneidengeometrie<br />

als auch das Handling der Werkzeuge<br />

wurden auf die besonderen Anforderungen<br />

angepasst.<br />

PKD-Planfräser zeigen<br />

überall dort ihr<br />

Potenzial, wo eng<br />

tolerierte Ebenheiten<br />

oder spezielle<br />

Oberflächentoleranzen<br />

im Mittelpunkt<br />

stehen<br />

Schneller zur neuen Brille mit<br />

PKD-Werkzeug<br />

Zur Bearbeitung von Brillengläsern werden<br />

standardmäßig PKD-Werkzeuge eingesetzt.<br />

Für einen großen Kunden in der<br />

Optikindustrie hat Mapal ein Sonderwerkzeug<br />

entwickelt, das die Produktivität<br />

maßgeblich steigert. Die vom Optiker<br />

gemessenen Daten werden direkt über ein<br />

DFÜ-Netzwerk an die Maschine gesendet,<br />

die automatisch Gläser mit den verlangten<br />

optischen Korrekturen fräst. Für den<br />

Prozess wurden Maschine, Spindel,<br />

Schneidenanzahl, Schneidengeometrie<br />

und Kantenpräparation so abgestimmt,<br />

dass der Kunde mit großer Genauigkeit<br />

produzieren und dank hoher Standzeiten<br />

und schneller Bearbeitung seine Kosten<br />

pro Teil senken konnte.<br />

„Wir sind in der Lage, das in der Automobilindustrie<br />

gewonnene Know-how<br />

auch auf andere Industrien zu transferieren<br />

– selbst wenn es um ganz andere Materialien<br />

wie etwa Glas oder Kunststoff<br />

geht“, erläutert Leander Bolz, Vertriebsleiter<br />

PKD-Werkzeuge bei Mapal. Von Vorteil<br />

sei dabei der auf technische Beratung ausgerichtete<br />

Vertrieb, der dem Kunden auch<br />

Rundumsorglos-Pakete schnüren könne.<br />

Da die Hersteller hochwertiger Bauteile<br />

oft standortübergreifende globale Produktionsstätten<br />

haben, ist es ein Plus, dass<br />

auch Mapal international aufgestellt ist.<br />

„Wir verfügen über weltweit zwölf Fertigungsstätten<br />

für PKD-Werkzeuge, die<br />

überall die gleiche Qualität liefern, vor Ort<br />

Service bieten und auch Reparaturen ausführen“,<br />

versichert Carsten Lehmann. ■<br />

ROBOTICS<br />

Neue Robotiklösungen für<br />

Life Science Applikationen<br />

Robotik zum Wohle des Menschen<br />

Ob normale oder sterile Umgebung, ob Standard- oder<br />

Highend-Aufgabe, Stäubli Roboter garantieren höchste<br />

Performance und setzen Maßstäbe in Sachen Hygiene,<br />

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Kathrin Rehor<br />

Mapal, Aalen<br />

www.mapal.com<br />

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Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 29


■ [ TECHNIK ]<br />

CAM-Programm fürs Werkzeug steht<br />

in 12 min – statt in zwei Stunden<br />

Werkzeugherstellung | Standard sind bei Aesculap rund 200 Hüftprothesen. Um die Schmiedegesenke<br />

dafür effizienter herzustellen, gab es Änderungen in der automatisierten Fertigung.<br />

Eine der Aufgaben: rund 1800 Fräsprogramme neu zu erstellen. Was von Hand rund 3600 Stunden<br />

gedauert hätte, ließ sich vom CAM-Spezialisten Open Mind automatisiert lösen. In einem<br />

Bruchteil der Zeit.<br />

Für die verschiedenen Hüft -<br />

implantate stellt Aesculap die<br />

Schmiedegesenke selbst her.<br />

Die mit der CAM-Software<br />

Hypermill erzeugten Fräs -<br />

bahnen ermöglichen eine<br />

hohe Oberflächengüte<br />

(Bild: Open Mind)<br />

Die Aesculap AG, die Chirurgie-Sparte<br />

im Konzern B. Braun, hat ungefähr<br />

200 verschiedene Standard-Hüftprothesen<br />

im Angebot. Sie unterscheiden sich in<br />

ihrer Größe und geometrischen Details.<br />

Die vielen Schmiedegesenke, die für die<br />

rechte und linke Hüfte gebraucht werden,<br />

stellt das Unternehmen in Tuttlingen<br />

selbst her. Gebraucht wird jeweils ein<br />

Ober- und Untergesenk als Vor- und Fertiggesenk<br />

sowie zum Nachpressen.<br />

Darin steckt viel Design- und Programmierarbeit<br />

für die unternehmenseigenen<br />

Fachleute. Als neue Spezialwerkzeuge für<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Schmiedegesenke für Implantate<br />

effizienter fertigen<br />

Neue Fräsprogramme<br />

automatisiert erstellen<br />

Aesculap-Projekt mit Open Mind<br />

eine noch effizientere Zerspanung auf<br />

dem 5-Achs-Bearbeitungszentrum ausgewählt<br />

wurden, kam eine Herausforderung<br />

hinzu: Es galt, insgesamt 1800 Fräsprogramme<br />

neu zu schreiben. Von Hand<br />

wären dafür rund zwei Stunden pro Programm<br />

erforderlich geworden, was einen<br />

gesamten Programmieraufwand von etwa<br />

3600 Stunden bedeutet. Sofort war klar:<br />

Das muss schneller gehen.<br />

Daher nahmen die Tuttlinger Kontakt<br />

auf mit den CAM-Spezialisten der Open<br />

Mind Technologies AG, Weßling. Mit deren<br />

Produkten zur CAM-Programmierung<br />

arbeitet der Werkzeug- und Prototypenbau<br />

bereits seit Jahren. Mit Hypermill und<br />

dem Hypermill Automation Center entstehen<br />

so Programme für die 5-Achs-Bearbeitung.<br />

Das beschleunigt Programmierung<br />

und Zerspanung und senkt so die<br />

Kosten. Frank Fedtke, einer der Verantwortlichen<br />

im Prototypenbau bei Aesculap,<br />

sieht Hypermill schon seit Jahren als<br />

„führende Lösung, um fünfachsige Bearbeitungen<br />

zu programmieren“.<br />

Für die umfangreichen Programmieraufgaben<br />

in der Fertigung der Schmiedewerkzeuge<br />

für Hüftimplantate vereinbarten<br />

Aesculap und Open Mind ein gemeinsames<br />

Projekt. Die Neuprogrammierung<br />

sollte als Dienstleistung bei den Automatisierungsexperten<br />

laufen. Diese nutzten<br />

dafür ihr Hypermill Automation Center<br />

Advanced. Es ist dafür gedacht, Programme<br />

für anspruchsvolle, automatisierte<br />

Prozesse zu entwickeln. Um solche geht<br />

es bei Aesculap, denn die Schmiedegesenke<br />

für die Hüftimplantate entstehen auf<br />

dem Bearbeitungszentrum auch in mann -<br />

armen Nacht- und Wochenendschichten.<br />

Die Maschine mit einem Zweifach-Wechseltisch<br />

nutzt dafür ein automatisiertes<br />

Be- und Entladesystem mit sechs Paletten.<br />

Michael Greisinger, Automatisierungsund<br />

Anwendungsspezialist bei Open<br />

Mind, hat das Projekt geleitet. Er erklärt:<br />

„Das Hypermill Automation Center Advanced<br />

baut auf unserem CAM-System<br />

Hypermill und der dazugehörenden CAD-<br />

Software Hyper-CAD-S auf.“ Es biete eine<br />

Technologie, „die weit über die Automatisierung<br />

von Standardgeometriefeatures<br />

hinausgeht“. Die Ausprägung der CAD-<br />

Modelle spiele dabei eine untergeordnete<br />

Rolle. Das Hauptaugenmerk liege auf den<br />

Elementen, die ein CAD-Modell enthalten<br />

kann. „Mit einer Vielzahl an Vorlagefunktionen<br />

können erfahrene Hypermill-Anwender<br />

die Prozessschritte festlegen. Damit<br />

lassen sich auch komplexe Prozesse<br />

definieren und standardisieren.“<br />

30 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Die Programmierprozesse zu automatisieren,<br />

lohnt sich laut Greisinger immer<br />

dann, wenn Teilefamilien zu zerspanen<br />

sind. „Es sollten im Grundsatz mehrere<br />

ähnliche Bauteile zu programmieren sein,<br />

die sich in ihrer Größe, aber auch in der<br />

Anzahl und Form der zu bearbeitenden<br />

Flächen, Bohrungen, Gewinde und so<br />

weiter unterscheiden.“ Im Hypermill Automation<br />

Center Advanced kann der Anwender<br />

dann festlegen, welche Operation<br />

er für eine bestimmte Geometrie nutzen<br />

will. Er kann sogar festlegen, wie das Rohteil<br />

positioniert und gespannt wird.<br />

Automatisiert programmieren<br />

lief zehn Mal schneller<br />

Seitens Aesculap war Anwendungs<strong>technik</strong>er<br />

Thilo Hagen ins Projekt involviert. Er<br />

sagt: „Mit dem Hypermill Automation<br />

Center haben wir es geschafft, die Programmierzeit<br />

von ursprünglich rund zwei<br />

Stunden auf zwölf Minuten zu reduzieren.“<br />

Und wenn man es gewohnt sei, mit<br />

Hyper-CAD-S und Hypermill zu arbeiten,<br />

falle der Umgang mit dem Automa tion<br />

Center Advanced nicht schwer. „In einem<br />

dreitägigen Workshop habe ich das an<br />

eigenen Projekten erlernt und konnte die<br />

erarbeiteten Skripts sofort produktiv nutzen“,<br />

sagt Hagen. „Der gesamte Arbeits -<br />

ablauf ist gespeichert und lässt sich auf<br />

künftige Bauteile anwenden. Vom Laden<br />

der Step-Datei bis hin zum fertigen NC-<br />

Programm läuft alles in Sekundenschnelle<br />

vollautomatisch ab.“<br />

So war der Kauf der Software 2022 nur<br />

noch Formsache. Seitdem nutzte Thilo<br />

Hagen das Automatisierungstool bereits<br />

für mehrere Projekte unterschiedlichen<br />

Umfangs. Ein Projekt – zur Programmierung<br />

von Schaftabdeckungen – sei schon<br />

anspruchsvoller. „Dafür spart man sich<br />

aber viel mehr Zeit.“ Das gesteckte Ziel<br />

wird mit der Software also erreicht. ■<br />

Wolfgang Klingauf<br />

Fachjournalist in Augsburg<br />

www.openmind-tech.com<br />

(Bild: Open Mind)<br />

Automatisiert<br />

programmieren:<br />

Aesculap nutzt im<br />

Werkzeugbau das<br />

Hypermill Auto -<br />

mation Center.<br />

Zahl reiche Fräs -<br />

programme, die<br />

durch die Optimierung<br />

der Fertigung<br />

erforderlich waren,<br />

ließen sich damit<br />

schnell erstellen<br />

BlueFlow ®<br />

Braucht weniger.<br />

Kann mehr.<br />

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Die High Performance Düse mit einzigartiger<br />

Dickschicht-Heiztechnologie für eine effiziente<br />

Produktion auch bei komplexen Anwendungen.<br />

+ Schlanke Bauweise für mehr<br />

Konstruktionsfreiheit<br />

+ Bessere Temperaturführung<br />

erhöht die Produktivität<br />

+ Energieeffizient und schnelle<br />

thermische Reaktion<br />

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sensible Kunststoffe<br />

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03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 31


■ [ TECHNIK ]<br />

Automatisierte Übermittlung von<br />

Daten zur Geräteidentifikation<br />

GUDID | Beim Export medizinisch-technischer Produkte in die USA sind Hersteller verpflichtet, eindeutige<br />

Gerätekennungen an die globale Datenbank GUDID zu übermitteln. Damit dieser Prozess nicht zu einem<br />

enormen Zeitaufwand führt, setzt Bissinger Medizin<strong>technik</strong> auf digitale Unterstützung. Die Software<br />

Beo-UDI gibt die nötigen Daten zur Geräteidentifikation automatisiert und rechtssicher weiter.<br />

Alle für den US-Markt<br />

bestimmten Medizinprodukte<br />

müssen einheitlich<br />

gekennzeichnet<br />

und in der Datenbank<br />

GUDID registrier<br />

werden. Beo-UDI<br />

übermittelt alle für<br />

die Registrierung erforderlichen<br />

Produktdaten<br />

automatisiert<br />

(Bild: Bissinger Medizin<strong>technik</strong>)<br />

Seit 1974 entwickelt und produziert<br />

die Bissinger Medizin<strong>technik</strong> GmbH<br />

mit Sitz in Teningen bei Freiburg chirurgische<br />

Instrumente. Der Fokus liegt auf Instrumenten<br />

für die Elektrochirurgie, Ophtalmologie<br />

und Neurochirurgie. Auch<br />

Elektroden für die Mikrochirurgie und eine<br />

Vielzahl von spezifischen Produkten für<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Medizin<strong>technik</strong>-Import in die USA<br />

■ Produktkennzeichnung<br />

■ Datenbank GUDID (Global Unique<br />

Device Identification Database)<br />

■ Digitale UDI-Lösung<br />

OEM-Kunden gehören zum Portfolio. Für<br />

einige der innovativen Produkte hält Bissinger<br />

nationale und internationale Patente.<br />

Im Bereich der bipolaren Instrumente<br />

sind neben Europa und Japan die USA die<br />

wichtigsten Märkte des des Global Player.<br />

Im Jahr 2011 hat die US-amerikanische<br />

Arzneimittelbehörde Food and Drug<br />

Administration (FDA) die Datenbank GU-<br />

DID, kurz für Global Unique Device Identification<br />

Database, eingeführt. Diese soll<br />

alle in die USA importierten Medizinprodukte<br />

weltweit eindeutig identifizieren<br />

und sammeln, um deren gesamten Vertriebs-<br />

und Nutzungsweg nachverfolgen<br />

zu können. So fungiert die Datenbank als<br />

Referenzkatalog für alle gekennzeichneten<br />

Produkte und als Prüfinstanz zum Verhindern<br />

von doppelt vergebenen UDIs,<br />

den auf den Produkten und dessen Umverpackungen<br />

angebrachten Kennzeichnungen.<br />

Die Ziele dieses Systems: die Verbesserung<br />

der Patientensicherheit, der<br />

Vereinfachung von Rückrufen und die<br />

Optimierung der Marktüberwachung.<br />

Digitale Lösung eliminiert<br />

Mehraufwand<br />

2017 machte die EU die Nutzung von GU-<br />

DID im Rahmen der EU-Verordnung über<br />

Medizinprodukte verpflichtend. Das hat<br />

viele Medizin<strong>technik</strong>hersteller unter<br />

Druck gesetzt: Da die Registrierung neuer<br />

Produktklassen befristet ist, stehen die<br />

Unternehmen in der Verantwortung, ihre<br />

Serienfertigung zu standardisieren und<br />

ihre Etikettierung zu modernisieren. Andernfalls<br />

dürfen sie laut Gesetzgebung<br />

32 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Bissinger Medizin<strong>technik</strong> entwickelt und produziert chirurgische Instrumente,<br />

unter anderem für die Elektrochirurgie, Ophtalmologie und Neurochirurgie<br />

nicht mehr am Markt präsent sein. Eine<br />

manuelle Eintragung sämtlicher Gerätenummern<br />

würde einen immensen Aufwand<br />

bedeuten. Um die Hersteller bei der<br />

unkomplizierten Registrierung zu unterstützen,<br />

hat die Beo GmbH, Endingen, die<br />

webbasierte Softwarelösung Beo-UDI entwickelt.<br />

Auch Bissinger Medizin<strong>technik</strong><br />

hat sich im Zuge der verpflichtenden Dokumentation<br />

für die Lösung entschieden.<br />

Mit Beo-UDI können die relevanten<br />

Daten zur Geräteerkennung per Schnittstelle<br />

aus dem jeweiligen Vorsystem importiert,<br />

bearbeitet und schließlich automatisiert<br />

sowie verschlüsselt an die GU-<br />

DID übergeben werden. Die Software beinhaltet<br />

das offizielle Regelwerk der FDA,<br />

mit dem sichergestellt wird, dass aktuelle<br />

Codelisten und Validierungsregeln vor<br />

der Übermittlung eingehalten werden. So<br />

profitiert der Anwender von Rechtssicherheit,<br />

einer minimierten Fehlerquote sowie<br />

einer schnellen und einfachen Abwicklung.<br />

„Uns hat überzeugt, dass BEO direkt<br />

mit unserem ERP-Partner Majesty zusammenarbeitet“,<br />

sagt Maria Goertz, Director<br />

Quality Management & Regulatory Affairs<br />

bei Bissinger. „Wir konnten alle benötigten<br />

Stammdaten über die Standardschnittstelle<br />

importieren und tausende<br />

Artikel innerhalb kurzer Zeit automatisiert<br />

eintragen. Der Upload funktioniert<br />

ganz einfach über XML-Files – eine Funktion,<br />

welche die GUDID selbst bis heute<br />

nicht anbietet.“<br />

Übersichtliches Tool sorgt für<br />

Zeitersparnis<br />

Die Software Beo-UDI bietet ein Zwei-Levelsystem<br />

aus Firmenadmin- und Benutzerbereich.<br />

Je nach Präferenz kann der<br />

Anwender Einzelsendungen vornehmen<br />

oder über die Dateiprüfungsfunktion<br />

mehrere Datensätze auf einmal senden.<br />

Dank der Schnittstelle sind die meisten<br />

Datenfelder automatisch ausgefüllt. Über<br />

den Erfolg der Übermittlung wird Bissinger<br />

schließlich per E-Mail benachrichtigt.<br />

Goertz resümiert: „Dank der großen<br />

Uploads unserer Daten im Jahr 2017 müssen<br />

wir im Tagesgeschäft nur noch vereinzelt<br />

Daten in die GUDID über Beo-UDI<br />

hochladen. Durch die hohe Übersichtlichkeit<br />

verschafft uns das Tool eine enorme<br />

Zeitersparnis. Auch die Betreuung durch<br />

den Support läuft reibungslos.“ ■<br />

Jens Ritter<br />

Beo, Endingen<br />

(Bild: Bissinger Medizin<strong>technik</strong>)<br />

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Wir freuen uns über jede Spende, die unsere Arbeit unterstützt!<br />

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bei Schneid- und Schweißanwendungen: entdecken Sie<br />

unsere neu entwickelten KÜHLSYSTEME für vielfältige<br />

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und Anwendung bei gleichzeitig niedrigen Betriebskosten.<br />

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03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 33<br />

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■ [ TECHNIK ]<br />

Automatisiert drucken und etikettieren<br />

in einem Arbeitsgang<br />

Kennzeichnung | In Forschung und Diagnostik erfolgt das Handling so genannter<br />

Tubes meist automatisiert. Dazu gehört das Sortieren, Öffnen, Befüllen, Verschließen<br />

und Scannen der Mikroröhrchen. Sollen sie nach dem Befüllen zudem beschriftet<br />

werden, kommen je nach Anwendung wahlweise Etikettendrucker, Etikettiersysteme<br />

oder Beschriftungslaser Einsatz.<br />

Tubes lassen sich nach dem Befüllen beschriften. Das kann mit einem Etikettendrucker, Etikettiersystemen oder Beschriftungslasern<br />

umgesetzt werden<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Einsatz in Diagnostik und Forschung<br />

Etikettiersystem und Etikettendrucker<br />

Beschriftung mit dem Faserlaser<br />

Spezielle Kennzeichnung für<br />

Extremtemperaturen<br />

Fördere 180 Stück unverdeckelte Röhrchen.<br />

Verteile aus einem Behälter eine<br />

Flüssigkeit in jedes Röhrchen. Nehme<br />

Schraubdeckel von einer Ablage auf, verschließe<br />

damit jedes Röhrchen und überprüfe<br />

es per Sensor. Bringe auf den Röhrchen<br />

jeweils ein Etikett auf. Setze die<br />

Röhrchen in Racks, beginne mit Rack X,<br />

Position Y.... Solche oder ähnliche Anforderungsprofile<br />

erfüllt ein Partner der auf<br />

Kennzeichnung spezalisierten Cab Produkt<strong>technik</strong><br />

GmbH & Co KG für Labors.<br />

Speziell wird das Öffnen und Verschließen<br />

von Mikroschraubröhrchen gefordert,<br />

in der Branche Tubes genannt, sowie<br />

deren Sortieren, Befüllen, Scannen und<br />

Auslagern. Sollen Tubes nach dem Befüllen<br />

beschriftet werden, kommen abhängig<br />

von der Anwendung wahlweise Etikettendrucker,<br />

Etikettiersysteme oder auch<br />

Beschriftungslaser des Karlsruher Kennzeichnungssexperten<br />

zum Einsatz.<br />

Anwendung mit Hermes Q in<br />

der automatisierten Abfüllung<br />

Das Verteilen von Flüssigkeiten aus großen<br />

Gebinden in kleine Produkttransportgefäße<br />

ist eine zentrale Funktionalität der<br />

automatisierten Abfüllung. Hierbei ist<br />

Kontamination zu vermeiden, Flüssigkei-<br />

(Bild: Cab Produkt<strong>technik</strong>)<br />

ten sind genau zu bemessen und Gefäße<br />

eindeutig zu beschriften. Die automatisierte<br />

Produktion muss den Anforderungen<br />

eines geplanten Durchsatzes Rechnung<br />

tragen. Bei Anforderungsprofilen<br />

wie dem eingangs beschriebenen kommt<br />

für das Beschriften der Tubes in der Maschine<br />

ein Cab-Hermes-Q-System zum<br />

Einsatz. Dieses ermöglicht automatisches<br />

Drucken und Etikettieren in einem Arbeitsgang.<br />

Für die Übergabe der Etiketten<br />

nach dem Druck auf Tubes lassen sich die<br />

Hermes-Q-Drucker mit einem Cab Applikator<br />

oder einem Roboter kombinieren.<br />

Im Schnitt befüllt, verschraubt und etikettiert<br />

dieser Maschinentyp in serieller Bearbeitung<br />

96 Tubes binnen 25 Minuten.<br />

Bei Parallelbetrieb sind die Prozesszeiten,<br />

je nach Modulkonfiguration, kürzer.<br />

Bis zu sechs Racks mit insgesamt 288<br />

Tubes einstellen, Gerät starten, fertig: Ein<br />

34 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


www.gsc-schwoerer.de<br />

Nur spezielle Etikettenmaterialien halten<br />

auch extremen Lagerungstemperaturen bis<br />

–200 °C stand<br />

weiterer Maschinentyp integriert für die<br />

Beschriftung der Tubes das Modell Axon<br />

1. Dieses Druck- und Etikettiergerät wurde<br />

für Röhrchen oder Vials mit Durchmessern<br />

zwischen 7 und 26 mm (auf Anfrage<br />

bis 38 mm) und Längen ab 20 mm bis 130<br />

mm entwickelt. Gefäße werden von oben<br />

vertikal stehend eingesetzt. Für das Verschrauben,<br />

Dispensieren und Etikettieren<br />

braucht dieser Maschinentyp in serieller<br />

Bearbeitung weniger als eine Stunde.<br />

(Bild: Cab Produkt<strong>technik</strong>)<br />

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und innovative Lösungen von Morgen.<br />

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Laserbeschriftung – Alternative<br />

zum Etikettendrucker<br />

Die Vitalität von Zellen oder funktionellen<br />

Zellstrukturen bleibt nur mit Hilfe geregelter<br />

Kühlsysteme bei Lagerungstemperaturen<br />

bis –200 °C langfristig erhalten.<br />

Nur spezielle Etikettenmaterialien halten<br />

solchen Extremen stand. Hier eignet sich<br />

die Beschriftung mit dem Cab-Faserlaser<br />

Xeno 4. Dieser besteht aus einer Steuereinheit<br />

mit Strahlquelle und dem Scankopf,<br />

der mit der Strahlquelle verbunden<br />

ist. Zur Bündelung des Laserstrahls wird<br />

der Scankopf mit einem Planfeldobjektiv<br />

bestückt. Mit diesem lässt sich ein bestimmtes<br />

Beschriftungsfeld abdecken. Bei<br />

Drehung des Objekts ist dies auch rundum<br />

möglich. Dies ermöglicht die Fokussierbarkeit<br />

auf kleinste Räume. Beschriftungen<br />

mit dem Faserlaser sind wischfest<br />

und bestehen gegen Säuren oder Laugen,<br />

Lösungsmittel, UV-Strahlung, Hitze oder<br />

Kälte sowie Abrieb.<br />

■<br />

Guntram Stadelmann<br />

Cab Produkt<strong>technik</strong>, Karlsruhe<br />

www.cab.de<br />

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03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 35


■ [ TECHNIK ]<br />

(Bild: Enchanted Tools)<br />

Der Roboter Miroki<br />

kann bis zu 3 kg tragen.<br />

Seine Entwickler<br />

möchten, dass er sich<br />

in Betreuungsinstitutionen,<br />

Durchgangsräumen<br />

oder Freizeiteinrichtungen<br />

nützlich<br />

macht. Aufgestellte<br />

Ohren signalisieren,<br />

dass der Roboter<br />

bereit ist für neue<br />

Befehle<br />

Dieser Serviceroboter kommt<br />

mit einer ganzen Geschichte<br />

Neue Generation von Servicerobotern | Nur wenn ein Roboter für Menschen wirklich nützlich ist, wird er<br />

sich in der Anwendung durchsetzen. Das französische Start-up Enchanted Tools orientiert seine Technik<br />

an dieser Maxime und nutzt dafür präzise Antriebe des Schweizer Herstellers Maxon. Am auffälligsten<br />

an dem neuen Helfer aber sind das manga-ähnliche Aussehen inklusive Mimik – und seine „Herkunft“.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Radikal vereinfachter Service-Roboter<br />

Fortbewegung mittels Kugel<br />

Spezielle Antriebe<br />

Einsatz in der Geriatrie geplant<br />

Serienstart in naher Zukunft<br />

Im Gesundheitswesen, in der Gastronomie<br />

oder an Flughäfen könnten Patienten,<br />

Gäste und Reisende künftig einem<br />

Wesen aus dem Weltraum begegnen. So<br />

zumindest lautet die Geschichte, die die<br />

Entwickler des französischen Start-ups<br />

Enchanted Tools rund um ihre neue Robotergeneration<br />

gestrickt haben.<br />

Mit dieser Sichtweise auf die Robotik<br />

wollen sie die Welt verzaubern, statt sie<br />

zu entmenschlichen. Und sie wollen die<br />

Robotik revolutionieren, indem sie die Akzeptanz<br />

verbessern, um Roboter großflächiger<br />

einsetzen zu können. Unternehmensgründer<br />

Jérôme Monceaux, bekannt<br />

als Mitentwickler der beiden Roboter Pepper<br />

und Nao, hat mit seinem Pariser Startup<br />

eine komplette Evolutionsgeschichte<br />

für die neuen Roboter erdacht: Ihr „Volk“,<br />

die Mirokai, lebten demnach auf einem<br />

fernen Planeten und haben die Menschheit<br />

von der Höhlenmalerei an begleitet<br />

und inspiriert. Nun hat es eine dieser<br />

Lichtgestalten bis auf die Erde geschafft<br />

und will die Menschen hier – in Gestalt<br />

des Roboters Miroki – unterstützen. Sein<br />

Motto: „Ich bin nicht perfekt, aber ich<br />

werde mein Bestes geben.“<br />

CEO Monceaux erzählt: „Dieser Ansatz<br />

ermöglichte es, eine regelrechte Roboter-<br />

Persönlichkeit zu schaffen, mit einer Tiefe,<br />

wie sie bislang keine Maschine besaß.“<br />

Das sei ein disruptiver, innovativer Ansatz.<br />

Zur Geschichte passt auch das Aussehen:<br />

Mirokis freundliches Gesicht zeigt<br />

interaktive Mimik, die in Echtzeit mittels<br />

Video pro jek tion übertragen wird.<br />

Doch zu menschenähnlich dürfen humanoide<br />

Roboter gar nicht aussehen,<br />

sonst erleben Menschen sie als unheimlich.<br />

Der Robotiker Masahiro Mori prägte<br />

dafür den Begriff des Uncanny Valley.<br />

Denn: Je stärker ein Roboter dem Menschen<br />

gleicht, desto ungeheuerlicher erscheinen<br />

uns seine Unzulänglichkeiten.<br />

Bei Miroki wollten die Entwickler das<br />

vermeiden und haben menschliche Attribute<br />

– zwei Arme plus Kopf – mit tierischen<br />

Merkmalen – langen Ohren – in einer<br />

manga-ähnlichen Figur kombiniert.<br />

Der Roboter ist 1,23 m groß, bewegt sich<br />

aufrecht und kann die Ohren verstellen.<br />

Die Entwickler arbeiten daran, dass Miroki<br />

künftig ein Lächeln erwidern kann.<br />

Pepper und Nao, zwei ältere Robotergenerationen,<br />

wurden als erste humanoide<br />

Roboter weltweit bekannt. Dennoch<br />

schafften es diese beiden nicht in den Alltag<br />

der Menschen, denn sie waren nicht<br />

„nützlich“ genug, sagt der Entwickler. Damit<br />

das bei Miroki anders ist, galt es, drei<br />

Aufgaben in der Roboter<strong>technik</strong> zu lösen:<br />

• Automatisierte Navigation in<br />

halbstandardisierten Räumen<br />

Der auf einer rollbaren Kugel stehende<br />

Miroki kann sich frei bewegen und bewegt<br />

werden. Steht er im Weg und man<br />

tippt ihn leicht mit dem Finger an, rollt<br />

er weg – eine für die Mobilität in sozialen<br />

Bereichen notwendige Funktion.<br />

36 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


• Automatisiertes Greifen<br />

von Gegenständen<br />

Mirokis Hände können nur spezielle<br />

Griffe fassen – diese werden an den Gegenständen<br />

befestigt, die der Roboter<br />

hochheben soll, und sind über Tags erkennbar.<br />

So erreicht Miroki eine Erfolgsquote<br />

von 97 % beim Greifen,<br />

während der Marktstandard bei etwa<br />

60 % liegt.<br />

• Semantische und emotionale Interaktionen<br />

mit unbedarften Nutzern<br />

Miroki kann Sprachbefehle verstehen<br />

und ausführen.<br />

„Das Konzept setzt auf Vereinfachung:<br />

Miroki gehört nicht zu den Spitzenreitern<br />

in Sachen Greifen, Navigation oder Interaktion,<br />

aber er ist in allen drei Bereichen<br />

ausreichend gut, um seine Aufgabe zu erledigen,<br />

und zwar Gegenstände in einem<br />

sozialen Umfeld zu bewegen“, erläutert<br />

der CEO.<br />

Innerhalb eines Jahres sollte der Prototyp<br />

entstehen. Dafür wurden zuverlässige<br />

Produkte gesucht, unter anderem Antriebslösungen.<br />

Die Teams des Elektromotorenspezialisten<br />

Maxon AG, Sachseln/<br />

Schweiz, unterstützten Enchanted Tools<br />

beim Auslegen der Produkte und Auswählen<br />

der Antriebe. Für den „Ball Bot“, mit<br />

dem sich Miroki fortbewegt, fiel die Wahl<br />

auf die EC-I-40-Motoren mit Planetengetriebe,<br />

während die anderen Achsen mit<br />

den bürstenlosen ECX Torque mit 22 mm<br />

Durchmesser ausgerüstet wurden.<br />

Auf Grundlage der erfolgreichen Prototyping-Phase<br />

unterstützt Maxon nun<br />

das französische Start-up bei der Analyse<br />

dieser neuen Spezifikationen, um die<br />

technische Lösung für die Serienfertigung<br />

zu definieren. Das Ziel? Die perfekte Balance<br />

zwischen technischer Leistungsfähigkeit<br />

und Serienkosten.<br />

Nach der erfolgreichen Vorstellung des<br />

ersten Prototyps widmet sich Enchanted<br />

Tools 2023 einer zweiten Mittelbeschaffung,<br />

um mit der Produktion der ersten<br />

Modelle zu starten. Sobald diese in Betrieb<br />

gehen, werden die Mirokaï unter<br />

realen Bedingungen lernen und ihren<br />

Feinschliff erhalten, damit sich ihr Nutzen<br />

kontinuierlich vergrößert.<br />

(Bild: Enchanted Tools)<br />

Vom Krankenhaus<br />

bis hin zum Hotel:<br />

Die Mirokai-Roboter<br />

sollen sich bei den<br />

Menschen besonders<br />

nützlich sein<br />

Eine entsprechende Partnerschaft gibt<br />

es bereits mit dem auf Geriatrie spezialisierten<br />

Krankenhaus Broca der französischen<br />

Spitalgruppe AP-HP. Enchanted<br />

Tools plant anschließend die Vermarktung<br />

seiner Roboter bis 2025/2026. Geplant<br />

ist, 100000 Roboter innerhalb von<br />

zehn Jahren herzustellen. Dann soll gelegentlich<br />

ein kleiner, rollender Roboter mit<br />

fuchsähnlichem Kopf eine Erfrischung<br />

anbieten.<br />

■<br />

Marie Veronesi<br />

Fachjournalistin in Lyon/Frankreich<br />

Über das Start-up: https://enchanted.tools/<br />

Über Maxon: www.maxongroup.ch<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 37


■ [ AUTOMATISIERUNG ]<br />

Cobots: Effiziente Produktion,<br />

auch bei Fachkräftemangel<br />

Automatisierung | Kollaborative Roboter sind so konzipiert, dass sie sicher mit Menschen<br />

arbeiten können. Aufgrund ihrer Flexibilität und ihrer Fähigkeiten können sie die Effizienz<br />

und Produktivität des Produktionszyklus deutlich verbessern. Die Cobots der TM-Serie des<br />

japanischen Konzerns Omron liefern dafür ein gutes Beispiel.<br />

Sind Roboter Jobkiller oder helfen sie,<br />

kleine und mittelständische Unternehmen<br />

zukunftssicher zu machen? In<br />

Deutschland wird im kommenden Jahrzehnt<br />

ein schwerwiegender Arbeitskräftemangel,<br />

insbesondere bei technischen<br />

Fachkräften, erwartet. Gleichzeitig verkürzen<br />

sich die Produktlebenszyklen. Vor<br />

allem für kleinere und mittelständischen<br />

Unternehmen ist jedoch die Hürde hoch,<br />

in zusätzliche Automatisierung zu investieren.<br />

Kooperierende und einfach einzurichtende<br />

Roboter (Cobots) bieten eine<br />

schnelle und kostengünstige Lösung, um<br />

die Flexibilität, Qualität sowie Geschwindigkeit<br />

der Produktion zu steigern und<br />

auf sich ändernde Marktanforderungen<br />

zu reagieren.<br />

Cobots haben die Hemmschwelle für<br />

eine Automatisierung manueller Abläufe<br />

drastisch gesenkt: Diese Robotertechnologien<br />

sind wesentlich leichter zugänglich,<br />

und sie lassen sich direkt neben Mitarbeitern<br />

in bestehenden Prozessen einsetzen.<br />

Ihre vielseitigen Funktionen und<br />

Fähigkeiten erlauben es, sie für mehrere<br />

Anwendungen einzusetzen und sie zu unterschiedlichen<br />

Tageszeiten im Betrieb zu<br />

bewegen.<br />

In der medizinischen Industrie führen<br />

beispielsweise die Anforderungen an eine<br />

eindeutige Gerätekennzeichnung (UDI)<br />

dazu, dass die Nachfrage nach Lösungen<br />

zur Teilekennzeichnung signifikant steigt.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Cobots und Autonome Mobile Roboter<br />

Automatisierung in der Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Industrie<br />

Einsatz direkt neben Menschen möglich<br />

Alternative für den Fachkräftemangel<br />

Cobots haben die Hemmschwelle für eine Automatisierung manueller Abläufe gesenkt: Sie<br />

übernehmen immer häufiger Seite an Seite mit den Beschäftigten Aufgaben in Bereichen<br />

wie Inspektion oder Materialtransport<br />

Eine Option hierbei sind Lasermarkierungen.<br />

Traditionell und manuell würde ein<br />

Mitarbeiter die Teile hierbei einzeln in die<br />

Markierungsmaschine legen, warten, bis<br />

der Markierungsvorgang abgeschlossen<br />

ist, und die Teile dann herausnehmen. Da<br />

Aufgaben wie diese aber keine besonderen<br />

Fähigkeiten erfordern, sind Cobots eine<br />

gute Alternative.<br />

Wird ein Cobot an einen derartigen Lasermarkierer<br />

herangefahren, sucht er<br />

nach einem Orientierungs- oder Referenzpunkt,<br />

der ein Verständnis des<br />

3D-Raums vermittelt. Er kann auf den<br />

Bildschirm des Lasermarkierers oder die<br />

Kontrollleuchten schauen, um den Status<br />

zu bestimmen. Ist die Maschine bereit,<br />

öffnet der Roboter die Tür des Lasermarkierers,<br />

um die Komponenten einzufügen<br />

und die visuellen Hinweise des Bedieners<br />

zu überwachen. Ist der Vorgang abgeschlossen,<br />

öffnet der Cobot abermals die<br />

Tür, nimmt die Bauteile heraus und legt<br />

sie auf dem Gestell ab. Die Arbeitsweise<br />

des Roboters ähnelt der des menschlichen<br />

Bedieners, da er die visuellen Hinweise<br />

zum Öffnen von Türen und Drücken von<br />

Tasten versteht.<br />

Cobots verbessern Abläufe bei<br />

Inspektion und Kontrolle<br />

Eine sich immer wiederholende Aufgabe<br />

bei der Herstellung medizinischer Geräte<br />

ist die Teileprüfung. Für menschliche Arbeitskräfte<br />

kann es sehr schwierig sein,<br />

sich stundenlang auf ein und dasselbe Teil<br />

zu konzentrieren und dabei immer wieder<br />

Kratzer oder andere Fehler finden zu<br />

(Bild: Omron)<br />

38 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


müssen. Doch das ist für eine präzise und<br />

verlässliche Herstellung essenziell. Oft<br />

wird deshalb ein Teil mehrfach und von<br />

verschiedenen Mitarbeitern geprüft, um<br />

sicherzustellen, dass auch wirklich alle<br />

Fehler und Ungenauigkeiten erfasst sind.<br />

Cobots lassen sich auf verschiedene<br />

Weise für derartige Prüfaufgaben einsetzen.<br />

Zum einen kann die im Roboter integrierte<br />

Kamera oder die Kamera eines<br />

Drittanbieters am Roboterarm verwendet<br />

werden, um Teile aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln und bei unterschiedlichen<br />

Lichtverhältnissen zu betrachten, damit<br />

sie keine Fehler aufweisen. Alternativ<br />

kann ein Cobot das Teil aufnehmen, es vor<br />

eine fest installierte Kamera halten und<br />

bewegen, um so nach Fehlern zu suchen.<br />

Im Gegensatz zu menschlichen Mitarbeitern<br />

kann sich ein Cobot viele Stunden<br />

lang, immer gleich schnell und gleich gut<br />

auf ein und dieselbe Aufgabe konzentrieren.<br />

Maschinelle Bildverarbeitung ermöglicht<br />

es heute, Teile der Sichtprüfung zu<br />

automatisieren. Sie entlastet damit Unternehmen,<br />

die heute zudem ein Problem<br />

mit fehlendem Fachpersonal haben.<br />

Fachkräftemangel mit Hilfe<br />

kollaborierender Roboter lösen<br />

Der Fachkräftemangel ist viel mehr als<br />

fehlende Mitarbeiter in der Produktion.<br />

Hochqualifizierte Fachkräfte sind derzeit<br />

nicht nur sehr schwer zu finden, sondern<br />

oft auch sehr teuer. Mit ein wenig Schulung<br />

können sich Mitarbeiter, die mit den<br />

Cobots arbeiten und die die Fertigungsanforderungen<br />

am besten verstehen, um<br />

Programmierveränderungen kümmern.<br />

Eines der größten Probleme, das mit<br />

dem Fachkräftemangel einhergeht, ist es,<br />

den Einsatz vorhandener Mitarbeiter zu<br />

optimieren. Transportieren sie lediglich<br />

Rohstoffe von einem Produktionsbereich<br />

zu einem anderen oder bewegen sie unfertige<br />

Produkte zwischen verschiedenen<br />

Stationen, können sie sich nicht um wertschöpfendere<br />

Aufgaben kümmern. Das<br />

bedeutet: Diese Arbeitskräfte erbringen<br />

keinen wirklichen Mehrwert für das herzustellende<br />

Gerät. Übernimmt stattdessen<br />

ein Cobot diese Aufgaben, können<br />

Cobots sind ideale Kollegen, die für sich wiederholende Aufgaben wie<br />

die Maschinenbestückung, das Be- und Entladen oder die Montage eingesetzt<br />

werden können<br />

Hersteller ihr Team entlasten: Mitarbeiter<br />

können sich auf Aufgaben konzentrieren,<br />

die besondere Fähigkeiten und menschliches<br />

Eingreifen erfordern.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz<br />

Autonomer Mobiler Roboter (AMR). Diese<br />

selbstfahrenden mobilen Roboter können<br />

Rohmaterial vom Lager zur Produk -<br />

tionslinie bringen, Teile zwischen Arbeitszellen<br />

bewegen und fertige Produkte zu<br />

den Verpackungs- und Etikettierbereichen<br />

liefern. Da sie über eine interne Karte der<br />

Produktionsanlage verfügen, müssen sie<br />

sich nicht an eine vorgegebene Route halten.<br />

Stattdessen können sie sich eigenständig<br />

zu einem bestimmten Ort lotsen,<br />

um zeitkritische Transporte zu erledigen.<br />

AMRs gibt es in verschiedenen Größen.<br />

Sie transportieren recht geringe<br />

Nutzlasten wie 60 kg, aber auch 1500 kg<br />

und mehr. Sie gelten als kollaborativ, weil<br />

sie gemeinsam mit Menschen und um<br />

Menschen herum arbeiten und keine speziellen<br />

Fahrspuren benötigen. Wann immer<br />

also eine Person einen Wagen durch<br />

eine Produktionsanlage schiebt, gibt es<br />

die Möglichkeit, stattdessen auf AMR zu<br />

setzen und so die Qualifizierung des Mitarbeiters<br />

besser zu nutzen. Er oder sie<br />

kann eine Aufgabe übernehmen, die kritisches<br />

Denken oder zwischenmenschliche<br />

Fähigkeiten erfordert.<br />

Cobots ermöglichen es, die Mitarbeiterzahl<br />

in kleinen Arbeitsbereichen zu reduzieren.<br />

Letztere können weniger redundante<br />

Aufgaben erledigen, die größere<br />

Geschicklichkeit oder geistige Flexibilität<br />

voraussetzen. Die Cobots sind nicht nur<br />

einfach zu bedienen, sie lassen sich auch<br />

verhältnismäßig leicht handhaben.<br />

Es braucht nach Angaben der Omron<br />

Elektronik GmbH, Langenfeld, nur rund<br />

eine Woche Training, um Bediener in die<br />

Lage zu versetzen, Feinabstimmungen für<br />

Entnahmepunkte sowie Produktgrößen<br />

vorzunehmen. Wer zusätzlich das Wissen<br />

der Person, die früher in der Zelle gearbeitet<br />

hat, nutzen kann, um sicherzustellen,<br />

dass die Cobot-Zelle optimal läuft, kann<br />

sich Informationen zunutze machen, die<br />

ansonsten nur durch praktische Erfahrungen<br />

möglich sind.<br />

(su) ■<br />

Weitere Informationen<br />

Zum Automatisierungsexperten:<br />

www.industrial.omron.de<br />

Auf der Messe Automatica:<br />

Halle B5, Stand 310<br />

(Bild: Omron)<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 39


■ [ AUTOMATISIERUNG ]<br />

Medizinprodukt individuell montieren<br />

– aber der Lineartransport ist Standard<br />

Automatisierte Montage | In der Promocurve-Montageanlage für medizinische Verbrauchs güter<br />

haben die Entwickler den Sondermaschinenbau mit einer Standardlösung für den Lineartransport<br />

geschickt kombiniert. So lässt sich die Entwicklungszeit für produktspezifische Montageanlagen<br />

deutlich verkürzen.<br />

Die Promocurve-Demonstrationsanlage<br />

zeigt, wie sich Medizinprodukte schnell<br />

und zuverlässig montieren lassen. Zum<br />

Konzept gehört ein Standard-Linearmodul<br />

vom Typ Supertrak – nach Entfernen der<br />

Frontabdeckungen an der Anlage ist es<br />

sichtbar<br />

Medizinisches Verbrauchsmaterial –<br />

wie zum Beispiel Kanülen – muss in<br />

großen Mengen und mit hoher Qualität<br />

herstellbar sein. Das schaffen Produk -<br />

tionsanlagen, die als hochspezialisierte<br />

Sonderlösungen konzipiert sind: Für einen<br />

Bearbeitungsschritt brauchen sie nur<br />

wenige Sekunden und laufen absolut zuverlässig.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Automatisierte Montage<br />

von Medizinprodukten<br />

Produktspezifische Anlage<br />

Kürzere Entwicklungszeit durch Einsatz<br />

von Standard-Transportlösung<br />

(Bild: Strama-MPS)<br />

Da jedes Produkt spezifische Eigen -<br />

heiten aufweist, variieren auch die Montageschritte<br />

in der Anlage – die Entwickler<br />

müssen eine Anlage also immer anpassen.<br />

„Standardisierung ist da nur eingeschränkt<br />

möglich“, erklärt Andreas Höcherl,<br />

der bei der Strama-MPS Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG aus Straubing<br />

den Bereich Innovation & Strategic Projects<br />

Medtech leitet. Doch Vorteile wie die<br />

kürzere Entwicklungszeit, die sich aus einer<br />

Standardisierung ergibt, wollten die<br />

Ingenieure auf jeden Fall nutzen.<br />

In ihrer Montageanlage Promocurve,<br />

die sie speziell für medizinische Verbrauchsgüter<br />

konzipiert haben, setzen sie<br />

daher das Standard-Transportsystem Supertrak<br />

ein. Dieses hat die B&R Industrial<br />

Automation GmbH aus dem österreichischen<br />

Eggelsberg entwickelt. Supertrak<br />

ist ein modulares flexibles Track-System.<br />

Seine Shuttles bewegen sich auf einer<br />

Transportschiene und sind durch<br />

Elektromagneten angetrieben.<br />

Die Ingenieure von Strama-MPS nutzen<br />

das System in bisher drei Maschinenmodulen<br />

für ihre Montageanlagen. Diese<br />

sind so definiert, dass sie sich entsprechend<br />

der Anforderungen zu kompletten<br />

Anlagen kombinieren lassen. Das An -<br />

lagenkonzept bleibt dabei immer das gleiche.<br />

„Wir haben damit die Standardisierung<br />

in unserer Anlage auf ein neues -<br />

Niveau gehoben und können trotzdem<br />

flexibel reagieren“, fasst Höcherl zusammen.<br />

Simulation der Linearmodule<br />

vereinfacht Engineering<br />

Die Zahl der erforderlichen Linear module<br />

und die Leistungsversorgungs module, die<br />

für den Betrieb der Shuttles erforderlich<br />

sind, variiert dabei. „Was wir im Einzelnen<br />

brauchen, lässt sich mit der Simu la -<br />

tionskomponente der Engineering-Software<br />

von B&R aber schon in der Planungsphase<br />

sicher eruieren“, berichtet<br />

Höcherl. „Wir können also aufgrund der<br />

Standardisierung und der Simulation viele<br />

Komponenten früher als bisher und mit<br />

weniger Abstimmungsaufwand bestellen<br />

sowie die Module bauen.“ Das leiste einen<br />

wichtigen Beitrag zur Liefersicherheit.<br />

„Zudem fallen weniger Engineering-Stunden<br />

an, und wir können uns ganz auf die<br />

Auslegung der Prozessstationen und<br />

Montageabläufe konzentrieren.“<br />

Welches Potenzial im Anlagenkonzept<br />

und in der Transport<strong>technik</strong> steckt, demonstriert<br />

Strama-MPS potenziellen Kunden<br />

am Beispiel einer Prototypenanlage,<br />

auf der Kanülen geprüft und montiert<br />

40 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


werden. Der Prototyp ist mit einem Linearmodul<br />

des Supertrak-Transportsystems<br />

ausgestattet und zeigt sechs Prüf- und<br />

Montagestationen. Die Taktzeit für die<br />

Montage beträgt 1,7 s. Da aber jedes<br />

Transport-Shuttle mit einem Werkstückträger<br />

für vier Kanülen bestückt ist, die<br />

die Montageschritte in den Stationen -<br />

parallel durchlaufen, beträgt die rechnerische<br />

Taktzeit pro Kanüle sogar nur 0,4 s.<br />

Vier Kanülen auf einem Shuttle<br />

fahren einzeln vor die Kamera<br />

Es gibt in der Promocurve-Anlage auch<br />

Prozessstationen, die weniger als die<br />

Taktzeit in Anspruch nehmen. Sie lassen<br />

sich besonders effizient gestalten, da die<br />

Supertrak-Shuttles frei positionierbar<br />

sind. Sie fahren die Kanülen an der Messstation<br />

zum Beispiel einzeln vor die -<br />

Kamera. Mit solchen Einzelaufnahmen ist<br />

eine höhere Auflösung erreichbar, so dass<br />

sich Fehler besser detektieren lassen.<br />

Nehmen Prozesse hingegen mehr als die<br />

geplante Taktzeit von 1,7 s in Anspruch,<br />

lässt sich die geplante Taktzeit durch ein<br />

Verdoppeln der betreffenden Station und<br />

Verteilen der Shuttles auf die beiden Stationen<br />

aufrechterhalten.<br />

Jedes Linearmodul des Supertrak-Systems<br />

ist 2 m lang und 2,3 m tief und bietet<br />

Platz für bis zu 16 Prozessmodule, wie<br />

Höcherl hervorhebt. Damit lassen sich<br />

Anlagen mit 48 und mehr Stationen aufbauen.<br />

Die hohe Stationsdichte erreichen<br />

die Ingenieure von Strama-MPS, weil sie<br />

(Bild: Strama-MPS)<br />

die Stationen wegen der kompakten Bauweise<br />

von Supertrak sowohl innerhalb als<br />

auch außerhalb des Schienenovals platzieren<br />

können. „Damit passte Supertrak<br />

optimal zu unserem Anlagenkonzept“,<br />

fügt Höcherl an. „Gerade im Reinraum, in<br />

dem unsere Kunden ihre Medizin<strong>technik</strong> -<br />

anlagen betreiben, ist jeder eingesparte<br />

Quadratzentimeter wertvoll.“<br />

Damit sind aber noch nicht alle Möglichkeiten<br />

des Anlagenkonzepts ausgeschöpft.<br />

So ließen sich bei Bedarf weitere<br />

Stationen, wie zum Beispiel Be- und Entladestationen,<br />

in den Kurvenbereichen<br />

der Eckmodule installieren.<br />

Neben der kompakten Bauweise waren<br />

die hohe Traglast, die Positionierungs -<br />

genauigkeit und das GMP-konforme<br />

Design wichtige Aspekte bei der Auswahl<br />

des Transportsystems. Und Höcherl lobt<br />

die Art der Zusammenarbeit. „Wir wollen<br />

mit unseren wichtigsten Lieferanten ver-<br />

Weitere Informationen<br />

Die magnetisch<br />

angetriebenen<br />

Shuttles des<br />

Werkstückträger -<br />

systems Supertrak<br />

lassen sich individuell<br />

verfahren und<br />

positionieren<br />

trauensvoll auf Augenhöhe kooperieren,<br />

uns gegenseitig unterstützen und technologisch<br />

voranbringen. Allen voran muss<br />

das Gesamtpaket überzeugen, und das<br />

hat B&R geschafft.“<br />

■<br />

Franz Joachim Roßmann<br />

Fachjournalist in Gauting<br />

Weitere Infos: www.br-automation.com<br />

In der Montageplattform Promo -<br />

curve kombiniert Strama-MPS<br />

Bewährtes mit Neuem. Eine Königswelle<br />

mit Kurvenscheiben steuert<br />

die mechanischen Bewegungsabläufe<br />

der Stationen, angetrieben<br />

vom Servomotor. Für die Inspektion<br />

der Produkte ist KI mit am Start.<br />

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03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 41


■ [ AUTOMATISIERUNG ]<br />

Roboter hilft, gefrorenes Blutplasma<br />

hygienisch zu verarbeiten<br />

Hygienegerechtes Handling | Tiefgefrorenes Blutplasma wird als Rohstoff für Medikamente benötigt.<br />

Die Kunststoffbehälter, in denen das Plasma aufbewahrt wird, öffnen spezielle Anlagen. Das präzise<br />

und hygienegerechte Handling übernehmen dort Sechsachsroboter, die für den Einsatz in einem sterilen<br />

Umfeld geeignet sind.<br />

(Bild: Stäubli)<br />

Menschliches Blut – genauer gesagt<br />

Blutplasma, also der flüssige, zellfreie<br />

Anteil des Blutes – ist ein wichtiger<br />

„Rohstoff“ für Medikamente. Aus Plasma<br />

werden zum Beispiel Medikamente gegen<br />

Immunschwäche entwickelt sowie solche,<br />

die den Wundverschluss bei inneren Verletzungen<br />

bewirken. Für Hämophilie-Patienten,<br />

umgangssprachlich auch als „Bluter“<br />

bezeichnet, separiert man die blutgerinnungsfördernden<br />

Substanzen. Zudem<br />

sind Eiweiße im Blutplasma die Grundlage<br />

für wertvolle Impfstoffe.<br />

Blutplasma wird in Kunststoffflaschen<br />

tiefgefroren, gelagert und transportiert.<br />

Um die Produktion der Medikamente auf<br />

Blutplasmabasis zu starten, ist daher das<br />

Antauen der Kunststoffflaschen in einem<br />

Wasserbad der erste Schritt. Darauf folgen<br />

eine Außenreinigung sowie das Aufschneiden<br />

der Flaschen. Für diese Auf -<br />

gaben haben die Konstrukteure der Hof<br />

Sonderanlagenbau GmbH im hessischen<br />

Lohra eine voll automatisierte Anlage entwickelt.<br />

Darin verwenden sie zwei Stäubli<br />

Stericlean Sechsachs-Roboter vom Typ<br />

RX160 – und haben diese Art von Anlage<br />

bereits mehrfach realisiert.<br />

Zwei Roboter greifen oben und<br />

unten an den Plasmabehältern<br />

Der Prozess beginnt damit, dass ein Roboter<br />

vier Flaschen parallel jeweils an der<br />

oberen Hälfte greift und in das Schneidwerkzeug<br />

einlegt. Auf der anderen Seite<br />

des Schneidwerkzeugs greift ein zweiter<br />

RX160-Sechsachser die untere Hälfte der<br />

Plasmaflaschen.<br />

Dann fällt das Messer. Beide Roboter<br />

entleeren die Flaschenhälften in eine Ablaufrinne,<br />

die das Humanplasma – das zu<br />

diesem Zeitpunkt noch als Eiskern vor-<br />

In den Aufschneideanlagen für Blutplasmabehälter sind zwei Stericlean-Roboter im Einsatz.<br />

Sie erfüllen die hohen Anforderungen gemäß GMP-Klasse A<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Sonderanlagenbau für Pharma-Industrie<br />

Sechsachsroboter erfüllen<br />

hohe Anforderungen an die Hygiene<br />

Geeignet für häufige Sterilisation und<br />

Dekontamination<br />

liegt – in eine Auffangwanne leitet. Sensoren<br />

prüfen die durchtrennten Flaschenhälften<br />

auf vollständige Entleerung. Danach<br />

werden die leeren Flaschenhälften<br />

auf einer Auslaufschiene abgestellt, die in<br />

ein Entsorgungsfallrohr führt.<br />

Dieser Ablauf wiederholt sich mit hohem<br />

Durchsatz. Jens Gemmecker, Sales<br />

Management Belade- und Entladesysteme<br />

bei Hof Sonderanlagenbau, berichtet:<br />

„Die Anlage kann bis zu 1200 Flaschen<br />

pro Stunde verarbeiten bei einer Taktzeit<br />

von zwölf Sekunden.“ Die Leistung sei so<br />

hoch bemessen, damit die gewünschte<br />

Produktionscharge in kurzer Zeit bereitsteht<br />

und verarbeitet werden kann. „Das<br />

ist aus Gründen der Hygiene und Prozesssicherheit<br />

wünschenswert.“<br />

Die Auswahl der Roboter fiel den Konstrukteuren<br />

von Hof leicht. Dazu Jens<br />

Gemmecker: „In vielen unserer Anlagen<br />

kommen Roboter zum Einsatz. Wir haben<br />

deshalb Standards für die Robotik-Anwendungen<br />

definiert und uns auch mit<br />

Blick auf die Anforderungen der Pharmaindustrie<br />

für die Stericlean-Modelle von<br />

Stäubli entschieden.“ So müssen die Fachleute<br />

für eine Applikation nur Baureihe,<br />

Baugröße und Optionen festlegen.<br />

Da die Stäubli-Stericlean-Roboter speziell<br />

für den Betrieb in aseptischen Produktionsbereichen<br />

der GMP-Klasse A entwickelt<br />

wurden, eignen sie sich auch für<br />

anspruchsvolle Pharmaapplikation, wie<br />

Hof Sonderanlagenbau sie umsetzt. Die<br />

Stericlean-Sechsachsroboter sind voll ge-<br />

42 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


www.dosieren.de<br />

VIEWEG<br />

(Bild: Stäubli)<br />

kapselt und mit Spezialdichtungen versehen.<br />

Die Verkabelung liegt innen. Es gibt<br />

keine Toträume, sondern glatte Oberflächen,<br />

die das Entstehen von Verunreinigungen<br />

verhindern. Selbst regelmäßige<br />

Sterilisations- und Dekontaminationsprozesse<br />

zum Beispiel mit Wasserstoffperoxid<br />

können diesen „Pharma-Robotern“<br />

mit ihren Eigenschaften nichts anhaben.<br />

Während in der beschriebenen Generation<br />

der Aufschneideanlagen für Blutplasma<br />

Sechsachsroboter vom Typ RX160<br />

Stericlean eingesetzt werden, sollen in<br />

der kommenden Anlagengenerationen<br />

Roboter vom Typ TX2 den Job übernehmen.<br />

Sie decken mit einer Reichweite von<br />

1710 mm einen ausreichenden Arbeitsbereich<br />

ab, und auch die Tragkraft von 30 kg<br />

sowie die Geschwindigkeit passen. Laut<br />

Jens Gemmecker ist „die hohe Arbeitsgeschwindigkeit<br />

der Roboter hier das entscheidende<br />

Kriterium“. Von ihr hänge die<br />

Leistung der Anlage ab.<br />

■<br />

Die Roboter greifen<br />

die vier Kunststofflaschen<br />

mit gefriergetrocknetem<br />

und<br />

angetautem Blutplasma<br />

– der eine<br />

nimmt den oberen<br />

Teil, der andere den<br />

unteren Teil. Sobald<br />

die Flaschen geschnitten<br />

sind, wird<br />

der Inhalt in einen<br />

Auffangbehälter<br />

weitergeleitet<br />

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Ralf Högel<br />

Fachjournalist in Stadtbergen<br />

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Über den<br />

Anwender<br />

Wir teilen schon<br />

seit 1959.<br />

Die Hof Sonderanlagenbau GmbH in<br />

Lohra hat sich bereits vor über 30<br />

Jahren auf hochwertige und zukunftsorientierte<br />

Gefriertrocknungsanlagen<br />

spezialisiert. Häufig gehört<br />

auch die Peripherie der Anlage zum<br />

Lieferumfang: So entwickelt Hof<br />

zum Beispiel Be- und Entladesysteme<br />

sowie Einfrier- und Auftauvorrichtungen.<br />

Viele namhafte Pharmaund<br />

Biotechnologie-Unternehmen<br />

weltweit nutzen diese Anlagen.<br />

www.hof-sonderanlagen.de<br />

Seitdem sind wir weltweit vernetzt, teilen<br />

mit lokalen Part nern Ideen und Wissen<br />

und setzen globale Projekte nachhaltig um.<br />

Damit arme, ausgegrenzte Menschen ein<br />

Leben in Würde führen können. Mehr<br />

zu unserer Arbeit unter: facebook.com/<br />

brotfuerdiewelt<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 43


■ [ AUTOMATISIERUNG ]<br />

Roboter erkennt und greift das<br />

richtige Implantat aus dem Behälter<br />

Teileerkennung von Implantatteilen | In einer Applikation für den medizinischen Bedarf erkennt<br />

ein Roboter mit Bildverarbeitungssystem komplex geformte, stark reflektierende Bauteile zuverlässig.<br />

Das in Irland entwickelte System ist bereits in der Industrie im Einsatz.<br />

In der Roboterzelle ist die perfekte Ausleuchtung<br />

mit Blaulicht entscheidend für<br />

die sichere Erkennung der Implantate<br />

Die reflektierenden Teile für Knieimplantate<br />

sind komplex geformt und<br />

willkürlich ausgerichtet – aber ein neues<br />

vollautomatisiertes Robotersystem mit industrieller<br />

Bildverarbeitung kann diese<br />

präzise und wiederholbar greifen und sicher<br />

wieder ablegen. Entwickelt haben<br />

diese Applikation Fachleute einer führenden<br />

irischen Forschungs- und Technologieeinrichtung,<br />

der Irish Manufacturing<br />

Research (IMR). Die Einrichtung bietet<br />

ein breites Portfolio an Forschungs-,<br />

Schulungs- und Beratungsdienstleistungen<br />

zum Themenkomplex Industrie 4.0.<br />

Die Roboteranwendung mit Machine Vi -<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Automatisierte Roboteranwendung mit<br />

Bildverarbeitung<br />

Erkennen glänzender komplexer Teile<br />

CAD-Daten reichen aus, um Perspektiven<br />

der Vergleichsbilder zu berechnen<br />

(Bild: IMR)<br />

sion haben sie gemeinsam mit Multipix<br />

Imaging aus dem englischen Petersfield<br />

und dem Münchner Software-Hersteller<br />

MVTec entwickelt. Beide sind auf Automatisierung<br />

und industrielle Bildverarbeitung<br />

spezialisiert.<br />

„Bislang wurde die Anwendung manuell<br />

durchgeführt“, erklärt Kevin Dooley,<br />

Projekt Manager bei IMR. Um die Effizienz<br />

zu steigern und die Kosten zu senken,<br />

sollte die Anwendung aber roboterbasiert<br />

erfolgen. Dafür nutzen die Partner<br />

die Bildverarbeitungssoftware MVTec<br />

Halcon. „Eine qualitativ hochwertige Bildverarbeitungssoftware<br />

war eine entscheidende<br />

Komponente bei der Umsetzung,<br />

da die Beschaffenheit der Oberflächen<br />

der Implantate äußerst herausfordernd<br />

ist“, sagt Anum Rehman, Senior Researcher<br />

bei IMR.<br />

Die Schwierigkeit liege in der starken<br />

Varianz der Oberflächen von matt bis<br />

hochreflektierend sowie in den komplexen<br />

Formen. Dazu kommen Herausforderungen,<br />

die sich aus der Prozessumgebung<br />

ergeben: Teile werden durch Behäl-<br />

terwände verdeckt, sind zufällig angeordnet<br />

und müssen aus unterschiedlich großen<br />

Behältern gegriffen und abgelegt<br />

werden.<br />

Gleichzeitig waren auch die Anforderungen<br />

an die Applikation als Ganzes<br />

hoch. So müssen die Teile in den sechs<br />

Freiheitsgraden<br />

• mit einer Genauigkeit von ± 3 mm bearbeitet<br />

werden,<br />

• sollten die Zykluszeiten weniger als<br />

15 s betragen,<br />

• benötigt der Anwender ein singuläres<br />

System, das über alle Polierstufen hinweg<br />

eingesetzt werden kann und<br />

• sollte der Betrieb und die Zusammenarbeit<br />

mit einem Robotersystem mit Bauteilen<br />

in einer halbstrukturierten Konfiguration<br />

möglich sein.<br />

All das ließ sich realisieren, indem im<br />

im Zentrum der Anwendung ein Sechsachsiger<br />

UR3-Roboter arbeitet, ausgestattet<br />

mit einem Greifer. Ein Ringlicht in der<br />

Roboterzelle leuchtet die Umgebung<br />

gleichmäßig aus und optimiert die Leistung.<br />

Für den Bildeinzug dient eine<br />

2D-Industriekamera. Gesteuert wird die<br />

Anwendung von einem Laptop mit Halcon-Software.<br />

Sie ermöglicht mit Hilfe<br />

der 2D-Bildkamera, ein Objekt zu lokalisieren.<br />

Dessen Koordinaten gelangen über<br />

TCP/IP zur Robotersteuerung.<br />

Der Roboter greift dann eigenständig<br />

sämtliche Werkstücke, ohne dabei andere<br />

Implantate zu berühren, und sortiert sie<br />

entsprechend ihrer Zugehörigkeit. Dazu<br />

muss der Roboter wissen, welches Bauteil<br />

er gerade greift und wohin er es ablegen<br />

muss.<br />

Damit der Roboter die Komponenten<br />

„sehen“ kann, war der Einsatz einer leis-<br />

44 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


tungsstarken Bildverarbeitungssoftware<br />

notwendig.<br />

Simon Hickman, Managing Director<br />

von Multipix Imaging, kannte sowohl<br />

MVTec Halcon als auch die Anforderungen<br />

seitens IMR und sah, dass die für die<br />

Applikation relevante Halcon-Technologie<br />

das Shape-Based 3D Matching war.<br />

Diese formbasierte Matching-Technologie<br />

findet Objekte präzise und robust – auch,<br />

wenn Teile rotiert, skaliert, perspektivisch<br />

verzerrt, lokal deformiert, teilweise überdeckt<br />

oder außerhalb des Bildes<br />

sind oder nicht-linearen<br />

Beleuchtungsschwankungen<br />

unterliegen.<br />

stolz: „Die automatisierte, roboterbasierte<br />

Applikation hat unsere Erwartungen und<br />

die unserer Kunden hinsichtlich Zuver -<br />

lässigkeit, Effizienz und Kosten erfüllt.“<br />

Bei IMR entstehen schon weitere Projekte<br />

mit Robotern und Bildverarbeitungssoftware,<br />

etwa zur Detektion flüssiger<br />

Reagenzien in einer biomedizinischen<br />

Anwendung. Was den Nutzen der Automatisierung<br />

für andere Anwendungen<br />

und Branchen anbelangt, sagt Simon<br />

Hickman von Multipix Imaging: „Wir sind<br />

überzeugt, dass weitere Unternehmen aus<br />

dem Gesundheitsbereich die Vorteile der<br />

Kombination von Robotern und industrieller<br />

Bildverarbeitungssoftware nutzen<br />

werden. Für die Zukunft sehen wir zahlreiche<br />

Anwendungen in der Qualitätskontrolle<br />

und bei Roboteranwendungen für<br />

Pick-and-Place.“<br />

■<br />

Tobias Möldner<br />

Fachjournalist in München<br />

www.mvtec.de<br />

3D-CAD-Modell als<br />

Basis für den Abgleich<br />

Für die Bilderkennung werden<br />

die 3D-CAD-Modelle der<br />

zu erfassenden Objekte in<br />

Halcon geladen. Die Software<br />

erstellt daraus das 3D-Objektmodell,<br />

das für den anschließenden<br />

Abgleich verwendet<br />

wird. Verschiedene Ansichten<br />

des 3D-CAD-Modells werden<br />

automatisch berechnet, indem<br />

virtuelle Kameras um<br />

das 3D-CAD-Modell herum<br />

platziert werden. Das Modell<br />

wird in die Bildebene jeder<br />

virtuellen Kameraposition<br />

projiziert. Für jede so gewonnene<br />

Ansicht wird eine<br />

2D-Objektdarstellung berechnet.<br />

Reale Bilder des Objekts<br />

sind nicht erforderlich.<br />

Die Objektdarstellungen aller<br />

Ansichten werden im 3D-Objektformmodell<br />

gespeichert.<br />

Bei der Entnahme des Bauteils<br />

in der Anwendung liefert<br />

das 2D-Kamerabild das Profil<br />

des Teils. Der Vergleich zwischen<br />

gespeicherten Profilen<br />

und dem 2D-Kamerabild liefert<br />

eine Punktzahl zwischen<br />

0 und 1, um das optimale Teileprofil<br />

zu bestimmen. Die<br />

3D-Koordinaten des Teils<br />

werden dann erzeugt und an<br />

den Roboter gesendet.<br />

Auf Basis der Forschungsapplikation<br />

des IMR ist bereits<br />

eine industrielle Anwendung<br />

entstanden. Darauf sind<br />

IMR-Fachleute laut Dooley<br />

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45


■ [ AUTOMATISIERUNG ]<br />

Messe Automatica zeigt Trends zu KI,<br />

Nachhaltigkeit und Zukunft der Arbeit<br />

Automatisierung | Vom 27. bis 30. Juni findet in München die Automatica –<br />

Leitmesse für intelligente Automation und Robotik statt. Zeitgleich mit der Messe<br />

Laser und zum zweiten Mal in nur zwölf Monaten. Grund dafür ist der Wechsel in<br />

einen neuen Rhythmus. Die Leitthemen der Automatica 2023 sind Digitale Integration<br />

und KI, Nachhaltige Produktion sowie Zukunft der Arbeit.<br />

Mit einem neuen Rhytmus startet die<br />

Messe Automatica ins Messejahr<br />

2023: Von nun an trifft sich die internationale<br />

Automationsbranche in ungeraden<br />

Jahren auf dem Münchner Messegelände,<br />

parallel zur Laser World of Photonics<br />

– Weltleitmesse und Kongress für<br />

Komponenten, Systeme und Anwendungen<br />

der Photonik.<br />

Projektleiterin Anja Schneider von der<br />

Messe München GmbH blickt optimistisch<br />

auf die Veranstaltung Ende Juni:<br />

„Unser Leben wird immer stärker von globalen<br />

Herausforderungen wie Lieferkettenproblematik<br />

oder Fachkräftemangel<br />

bestimmt. Robotik und Automation als<br />

Schlüsseltechnologien bieten hierfür die<br />

passenden Lösungen. Nur intelligent automatisiert<br />

und digital vernetzt lässt sich<br />

wirtschaftlich und nachhaltig produzieren.<br />

Wie das funktioniert, zeigt die Automatica<br />

in München.“<br />

Die Leitmesse für intelligente Automation<br />

und Robotik bildet die komplette<br />

Wertschöpfungskette ab: von Komponenten<br />

bis zu Systemen, von Dienstleistungen<br />

bis zu Applikationen für alle produzierenden<br />

Branchen. Mit dabei auch Robotik-<br />

Key-Player – von ABB, Fanuc, Kawasaki,<br />

Kuka, Omron, Stäubli, Universal Robots<br />

und Yaskawa über Afag, Bosch Rexroth,<br />

Festo, Hahn Group, Igus, Mikron, PIA,<br />

Schaeffler, Schunk, SW und Weiss sowie<br />

Basler, Cognex, IDS, MVTec, VMT und<br />

Zeiss bis zu Beckhoff, Heidenhain, Ifm<br />

und Siemens. Erstmals mit dabei: Googles<br />

Robotik-Tochter Intrinsic.<br />

Drei Leitthemen stellt die Automatica<br />

2023 in den Mittelpunkt: Digitale Integration<br />

und KI, Nachhaltige Produktion sowie<br />

Zukunft der Arbeit. Alle Schwerpunkte<br />

finden sich auch im begleitenden Rahmenprogramm<br />

der Messe wieder, das an<br />

den vier Messetagen stattfindet. Ein Highlight<br />

ist die Hightech-Plattform Munich_i<br />

des Munich Institute of Robotics and Machine<br />

Intelligence der TU München, die<br />

Orientierung auf dem Gebiet Künstliche<br />

Intelligenz und Robotik gibt. Munich_i in<br />

Halle B4 besteht aus einem Hightech-<br />

Summit am Mittwoch, der Ausstellung<br />

und Dialogplattform AI.Society sowie<br />

dem Robotik-Wettbewerb Robothon.<br />

(Bild: Messe München/Sebastian Resch)<br />

Vom chirurgischen Eingriff, der Betreuung im Seniorenheim über Transportaufgaben bis hin<br />

zu Einsätzen in der Gastronomie oder in der Landwirtschaft – di e Möglichkeiten des Roboter-Einsatzes<br />

scheinen nahezu grenzenlos<br />

Mobile Roboter – auch im<br />

Dienste der Gesundheit<br />

Erstmals am Start ist der Showcase „Mobile<br />

Robots in Production“ in Halle B4. Dieser<br />

zeigt, wie mobile Roboter unterschiedlicher<br />

Hersteller zu einer homogenen<br />

Flotte werden – dank des Standards<br />

VDA 5050 von VDA und VDMA. Ganz neu<br />

ist auch die Service Robot City (Halle A4).<br />

Der Gemeinschaftsstand bietet einen<br />

Überblick über die vielfachen Einsatzfelder<br />

von Servicerobotern wie Health, Hospitality,<br />

Retail, Work sowie Inspection &<br />

Monitoring – samt Robot Restaurant inmitten<br />

der Servicerobotik-Ausstellung.<br />

Darüber hinaus erwartet die Besucher<br />

an den vier Messetagen ein reichhaltiges<br />

Programm an Vorträgen, Keynotes und<br />

Podiumsdiskussionen auf dem von der<br />

Konradin-Medienmarke Automationspraxis<br />

organisierten Automatica Forum in<br />

Halle A5.<br />

(su) ■<br />

46 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Special<br />

Laser<strong>technik</strong><br />

(Bild: MKS|Ophir)<br />

Optische Technologien für die Medizin<strong>technik</strong><br />

World of Laser und World of Quantum | Laser in der Fertigung | Präzise markieren und schneiden | Biofunktionalisierung<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 47


■ [ SPECIAL LASERTECHNIK ]<br />

Die Laserfertigungs<strong>technik</strong><br />

gilt als<br />

Schlüsseltechnologie<br />

und als einer<br />

der maßgeblichen<br />

Innovationstreiber<br />

in der Medizin<strong>technik</strong>industrie<br />

(Bild: OlegDoroshin/stock.adobe.com)<br />

UND IMMER AN<br />

DEN LASER DENKEN<br />

Laserbearbeitung | In der Materialbearbeitung steht der Laser für eine enorme Vielfalt<br />

denkbarer Produkte. Die Technologie verknüpft ein weites Feld inzwischen klassischer<br />

Anwendungen mit zukunftsweisenden Problemlösungen – auch für Medizinprodukte.<br />

Im Jahr 2021 wurde mit Laser<strong>technik</strong><br />

weltweit ein Rekordumsatz in Höhe<br />

von rund 21 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet.<br />

Und damit, laut Statista, 4 Mrd. US-<br />

Dollar mehr als im Jahr zuvor. Ungeachtet<br />

der zur Zeit vorhandenen allgemeinen<br />

konjunkturellen Unsicherheiten ist damit<br />

das Wachstumspotenzial des Lasers weiterhin<br />

ungebrochen hoch. Und seine Einsatzgebiete<br />

sind heute ebenso vielfältig<br />

wie seine Technologie.<br />

Einer der Innovationstreiber innerhalb<br />

der Medizin<strong>technik</strong>branche ist deshalb<br />

zweifelsohne die Laserindustrie. Der Laser<br />

steht beim Schneiden, Schweißen,<br />

Bohren, Härten, Markieren, Strukturieren<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Materialbearbeitung<br />

Produktionseffizienz<br />

Bauteilqualität<br />

Nachhaltigkeit<br />

Produktdesign<br />

oder im Bereich generativer Verfahren für<br />

eine hohe Vielfalt denkbarer Produkte aus<br />

unterschiedlichen Materialien. Und die<br />

Entwicklung ist noch lange nicht am Ende.<br />

Neues Verfahren verkürzt<br />

Bearbeitungszeiten erheblich<br />

Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut<br />

für Laser<strong>technik</strong> ILT beispielsweise haben<br />

jetzt ein neues, patentiertes Kombinationsverfahren<br />

entwickelt: das Simultane<br />

Beschichten und Zerspanen, auf Englisch<br />

Simul ta neous Machining and Coating,<br />

kurz Smac. „Wir haben in einem Bearbeitungsschritt<br />

die mechanische Bearbeitung<br />

mit dem Extremen Hochgeschwindigkeits-Laserauftragschweißen<br />

(EHLA)<br />

kombiniert“, erklärt Viktor Glushych,<br />

Leiter der Gruppe Beschichtung LMD und<br />

Wärmebehandlung am ILT. „Damit verkürzen<br />

wir die Bearbeitungszeiten erheblich.“<br />

Je nach Anforderungsprofil und Beschichtungswerkstoff<br />

könne die Prozessdauer<br />

um mehr als 60 % reduziert werden.<br />

Demzufolge erlaube Smac eine hochproduktive,<br />

wirtschaftliche und vielseiti-<br />

ge Beschichtung von Bauteilen. Das neue<br />

Verfahren sei zudem unter ökologischen<br />

Gesichtspunkten interessant, weil Komponenten<br />

deutlich länger unbeschädigt<br />

im Einsatz bleiben könnten und seltener<br />

ausgetauscht werden müssten.<br />

Die Effizienz in der Produktion zu steigern,<br />

ist einer der Hauptgründe für den<br />

Einsatz von Lasertechnologie. Ressourcen<br />

schonender Materialeinsatz oder der<br />

Wegfall von Bearbeitungsschritten – aufgrund<br />

gesteigerter Bauteilqualität mit<br />

entsprechend weniger Nacharbeit – führen<br />

zu wettbewerbsfähigen Prozesswirkungsgraden.<br />

Der Laser steht also auch<br />

für Nachhaltigkeit. Die in der Regel hohe<br />

Fertigungsgeschwindigkeit sowie die große<br />

Flexibilität senken die Bauteilkosten<br />

ebenfalls. Viele neue Produktdesigns werden<br />

mit dem Laser erst machbar.<br />

Für die Materialbearbeitung steht heute<br />

eine Vielzahl unterschiedlicher Laser,<br />

mit einem nahezu unerschöpflichen<br />

Spektrum an Leistungen, Wellenlängen<br />

und Pulseigenschaften bereit. Je nach Anwendung<br />

kommen sie mit einer mittleren<br />

Strahlleistung zwischen rund 1 W und<br />

48 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


12 000 W zum Einsatz, in Einzelfällen<br />

auch darüber.<br />

Eine besonders große Produkt- und Parametervielfalt<br />

bieten die Festkörperlaser,<br />

mit Faser, Scheibe oder Stab als aktivem<br />

Medium. Je nach Ausführungsform können<br />

sie in einem sehr weiten Leistungsund<br />

Pulsdauerbereich betrieben werden<br />

und beispielsweise Stents präzise schneiden.<br />

Zur Verfügung stehen Wellenlängen<br />

von Infrarot über den sichtbaren Wellenlängenbereich<br />

bis zum Ultravioletten.<br />

Blaue Diodenlaser: geeignet<br />

für reflektierendes Material<br />

Diodenlaser, die in der Materialbearbeitung<br />

eingesetzt werden, emittieren typischerweise<br />

Licht um 1 μm Wellenlänge.<br />

Sie arbeiten selbst im Dauerstrichbetrieb<br />

mit hoher Energieeffizienz. Blaue Diodenlaser<br />

im sichtbaren Wellenlängenbereich<br />

von 450 nm eignen sich zur Bearbeitung<br />

von hochreflektierenden Metallen<br />

wie Kupfer oder Gold.<br />

CO 2 -Laser emittieren Licht mit einer<br />

Wellenlänge von rund 10 µm, die für eine<br />

Laser World of Photonics<br />

Die Laser World of Photonics feiert ihren<br />

50. Geburtstag – 1973 fand die erste Veranstaltung<br />

unter dem Namen Laser 73<br />

mit 100 Ausstellern statt. Dieses Jahr<br />

trifft sich die internationale Photonikbranche<br />

auf ihrer Weltleitmesse in München<br />

vom 27. bis 30. Juni 2023.<br />

Mittlerweile ist die Photonik zu einer<br />

Schlüsseltechnologie geworden, ohne<br />

die Innovationen in vielen Bereichen gar<br />

nicht mehr denkbar wären. Die Ausstellungsbereiche<br />

greifen sämtliche Themen<br />

auf, ebenso wie das Rahmenprogramm<br />

mit seinen Foren und Panels oder der<br />

Sonderschau „Photonics in Production“.<br />

Top-Wissenschaftler aus aller Welt sind<br />

auf dem parallel stattfindenden World of<br />

Reihe von Anwendungen geeignet ist, insbesondere<br />

bei der Bearbeitung nichtmetallischer<br />

Werkstoffe. Das Licht von Excimerlasern<br />

wiederum ist gepulst und liegt<br />

im ultravioletten Bereich von 157 bis 351<br />

nm. Excimerlaser werden vor allem in der<br />

Photonics Congress anzutreffen, der bereits<br />

am 25. Juni startet. Sechs Tage lang<br />

werden sie in wissenschaftlichen Konferenzen<br />

und anwendungsorientierten Panels<br />

ihre neuesten Forschungsergebnisse<br />

präsentieren und diskutieren.<br />

www.world-of-photonics.com<br />

www.photonics-congress.com<br />

(Bild: Messe München)<br />

Mikromaterialbearbeitung eingesetzt,<br />

beispielsweise zum Schneiden menschlichen<br />

Gewebes.<br />

Jens-Peter Knauer<br />

Fachjournalist in Leipzig<br />

Warum gibt’s<br />

immer mehr<br />

Roboter und<br />

immer weniger<br />

Arbeitslose?<br />

HIER FINDEN SIE DIE ANTWORTEN. AUTOMATICA 2023<br />

The Leading Exhibition for Smart Automation and Robotics<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 49<br />

27.–30. Juni 2023 | München<br />

automatica-munich.com


■ [ SPECIAL LASERTECHNIK ]<br />

World of Quantum<br />

wird Branchentreff<br />

Quantentechnologie | Zum zweiten Mal trifft sich die<br />

internationale Quanten-Community auf der World of<br />

Quantum. Die neue Plattform findet zeitgleich mit der<br />

Messe Laser World of Photonics in München statt.<br />

Forschungsinstitute, Unternehmen und Start-ups treiben mit<br />

Hochdruck praktische Anwendungen quantentechnologischer<br />

Lösungen voran. Die Messe München greift diese Dynamik<br />

mit der World of Quantum auf: Nach der erfolgreichen Premiere<br />

im Zuge der Laser World of Photonics 2022 mit fast 9000 Fachbesuchern,<br />

75 Ausstellern und 128 Fachvorträgen findet die neue<br />

Fachmesse in diesem Jahr vom 27. bis 30. Juni statt und bietet<br />

Gelegenheit zum fachlichen Austausch und persönlichen Gespräch<br />

unter anderem mit Pionieren der Quantenforschung.<br />

„Unsere Grundidee, die World of Quantum im Rahmen der Laser<br />

World of Photonics als eigenständige Fachmesse aufzubauen, ist<br />

voll aufgegangen“, erklärt Projektleiterin Anke Odouli. Zwischen<br />

beiden Messen gebe es umfangreiche Synergien, weil die Quantentechnologie<br />

maßgeblich auf der Photonik fuße und sich für<br />

viele ihrer Lösungen präzise Laser und photonische Komponenten<br />

zunutze mache. Die Überschneidungen zwischen der jungen<br />

World of Quantum und der Weltleitmesse für Komponenten,<br />

Die internationale Quantencommunity nutzt die Plattform World of<br />

Quantum, um sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen<br />

Systeme und Anwendungen der Photonik haben großen Einfluss<br />

auf das Messekonzept.<br />

Begleitet wird die World of Quantum von einem Rahmenprogramm,<br />

bei dem der Wissenstransfer im Mittelpunkt steht. Es<br />

spannt den Bogen von der Grundlagenforschung über praxisnahe<br />

Panels bis zum Hackathon und konzentriert sich dabei auf<br />

quantentechnologische Anwendungen im Computing, in der<br />

Kommunikation sowie in der Bildgebung und in der Sensorik.<br />

Neben konzentriertem Wissenstransfer bietet die World of Quantum<br />

2023 die Gelegenheit, führende Unternehmen und Netzwerke<br />

der internationalen Quantencommunity zu treffen. Außerdem<br />

haben sich zahlreiche Komponenten- und Lösungsanbieter<br />

sowie Anwender angekündigt.<br />

Für die World of Quantum, die Laser World of Photonics sowie<br />

die parallel stattfindende Messe Automatica gilt ein Ticket.<br />

www.world-of-photonics.com/de/messe/world-of-quantum/<br />

(Bild: Messe München)<br />

Laserqualität in Produktion und beim Wareneingang<br />

Das Ophir BeamSquared Messgerät von MKS ermittelt die Strahlkaustik von Lasern<br />

voll automatisiert und zuverlässig. In der Medizin<strong>technik</strong> punktet das robuste,<br />

tragbare System durch die Schnelligkeit und Präzision der Messungen: In weniger<br />

als einer Minute ermittelt Ophir BeamSquared die wichtigsten Kennzahlen sowohl<br />

von Dauerstrich als auch von gepulsten Lasern. Es kann gleichermaßen vertikal wie<br />

auch horizontal angewendet werden und lässt sich damit platzsparend in jede<br />

Messumgebung einfügen. Das Ophir BeamSquared Messgerät erfasst die Kenngrößen<br />

der Strahlausbreitung in X- und Y-Richtung, darunter Durchmesser und Lokation<br />

der Strahltaille, Divergenzwinkel, Rayleigh-Längen sowie M2 bzw. K-Zahl<br />

oder das Strahlparameter-Produkt sowie<br />

Astigmatismus und Asymmetrie.<br />

Erfahren Sie mehr unter:<br />

www.ophiropt.com<br />

(Bild: MKS|Ophir)<br />

PROMOTION<br />

Zum Innentitel<br />

Ophir Spiricon Europe GmbH<br />

(MKS Instruments)<br />

Guerickeweg 7<br />

D-64291 Darmstadt<br />

Info-Ophir-EU@mksinst.com<br />

Tel: +49 6151-708-0<br />

Lasermarkieren<br />

Stationäres System erspart<br />

den Transport der Werkstücke<br />

Mit dem stationären Laser, dem Mobil-<br />

Mark Strasor, hat die Mobil-Mark GmbH,<br />

Ulm, nun ein flexibles Lasersystem im<br />

Portfolio, mit dem kleine, leichte Werkstücke<br />

in Serie an Ort und Stelle gekennzeichnet<br />

werden können. Das Lasersystem<br />

kann ohne zusätzlichen Schutz in Betrieb<br />

genommen werden. Es ist bedienerfreundlich<br />

und soll dem Anwender größtmögliche<br />

Flexibilität bieten. Bereits in der<br />

Basic-Variante enthält der Strasor alles,<br />

was für eine professionelle Lasergravur<br />

wichtig ist: Per Plug an Play ist er sofort<br />

einsatzfähig, verfügt über eine intuitive<br />

Beschriftungssoftware sowie eine durchdachte<br />

Schnittstellenarchitektur und<br />

kann mit Hilfe einer Rotationsachse auch<br />

umfängliche Laserbeschriftungen vornehmen.<br />

In der Advanced-Variante hat<br />

der Strasor eine Automatiktür für reduzierte<br />

Taktzeiten sowie abschließbare<br />

Schubladen mit integrierter Absaugung.<br />

50 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Faseroptiken<br />

Medizin<strong>technik</strong> profitiert von Mehrkernfaseroptiken<br />

für Laseranwendungen und germaniumdotierte Fasern<br />

Selektives Lasersintern<br />

Effizienter 3D-Druck für ein<br />

Medizinprodukt<br />

(Bild: Ceramoptec)<br />

Faseroptiken für Industrie- und Medizinlaser<br />

Die Ceramoptec GmbH, Bonn, zeigt auf<br />

der Laser World of Photonics ihr Glasfaserportfolio<br />

für Anwendungen in den Bereichen<br />

Industrie, Medizin und Labor<strong>technik</strong>.<br />

Im Mittelpunkt des Messeauftrittes<br />

stehen Mehrkernfaseroptiken für Laseranwendungen,<br />

germaniumdotierte Fasern<br />

für Spektroskopie und Sensorik sowie<br />

NCC (Non Circular Core, nichtrunder<br />

Kern)-Fasern mit polygonaler Kerngeometrie.<br />

Daneben zeigt der Faseroptikspezialist<br />

UV-resistente sowie metallbeschichtete<br />

Harsh-Environment-Fasern.<br />

Die Multicore-Faseroptiken, die für den<br />

Einsatz in fasergekoppelten Industrielasern<br />

konzipiert wurden, ermöglichen aufgrund<br />

ihrer konzentrischen Kerne eine<br />

bessere Kontrolle von Strahlformung und<br />

Leistungsdichte. Ab Werk sind Kabelausführungen<br />

für Wellenlängenbereiche von<br />

190 bis 1200, 300 bis 2400 und 700 bis<br />

2400 nm erhältlich. Für den Einsatz in<br />

rauen Umgebungen – wie Hochtemperatur-<br />

und Hochvakuum-Anwendungen<br />

oder in Verbindung mit aggressiven Chemikalien<br />

– stehen besonders widerstandsfähige<br />

Faserjackets aus Nylon, Acrylat,<br />

ETFE (Ethylen Tetrafluorethylen) und<br />

weiteren Materialien zur Verfügung. Ferner<br />

sind auch kundenindividuelle Faserdesigns<br />

– etwa mit polygonalen Kerngeometrien<br />

– realisierbar. Die Fasern der Produktlinie<br />

Optran NCC wurden speziell zur<br />

aktiven Laserstrahlformung in Ablations-,<br />

Beschichtungs- oder Schneidanwendungen<br />

entwickelt und werden ebenfalls in<br />

München präsentiert.<br />

www.ceramoptec.com<br />

Auf der Messe Laser: Halle B2, Stand 308<br />

Die 1zu1 Prototypen GmbH & Co KG,<br />

Dornbirn, Österreich, hat in einem Langzeitprojekt<br />

für die Storz Medical AG, Tägerwilen,<br />

Schweiz, mehr als 50000 zweiteilige<br />

Luftverteiler für ein Stoßwellentherapie-Gerät<br />

realisiert und so den Weg<br />

zur industriellen Serienproduktion im<br />

3D-Druck geebnet. Als EOS-Entwicklungspartner<br />

verfügt das Unternehmen<br />

über leistungsstarke Lasersinter-Anlagen<br />

und wirkt bei der Weiterentwicklung des<br />

3D-Drucks aktiv mit. Design und Stückzahl<br />

des Medizin<strong>technik</strong>-Produkts sind<br />

wie geschaffen für die Konstruktion im<br />

3D-Druck. Die geometrische Freiheit des<br />

Verfahrens ermöglicht platzsparende und<br />

strömungsoptimierte Komponenten mit<br />

integrierten Funktionen wie Kanälen,<br />

Hinterschnitten und Kammern.<br />

Der Einsatz modernster Technologie erlaubte<br />

nun die Weiterentwicklung der<br />

Komponente zur einteiligen Lösung. Dabei<br />

sammelte 1zu1 durch die Nutzung der<br />

Hochleistungsanlage EOS P500 rund zwei<br />

Jahre lang Praxiserfahrungen. Die Lasersinter-Anlage<br />

sorgt in Kombination mit<br />

optimierten Parametern für höchste Prozessstabilität<br />

und eine serienreife Wiederholgenauigkeit<br />

von nahezu 100 %.<br />

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Wenn es auf präzise Motion-Control ankommt<br />

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03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 51


■ [ SPECIAL LASERTECHNIK ]<br />

Lasermarkierter Bohrer für Oberschenkelknochen:<br />

Mit drei programmierbaren<br />

Achsen kann die Anlage auch anspruchsvolle<br />

Wünsche erfüllen<br />

(Bild: Foba)<br />

ROTATIONSEINHEIT OPTIMIERT<br />

UMLAUFENDES MARKIEREN<br />

Lasermarkieren | Auf steigende Anforderungen in der direkten Teilekennzeichnung reagierte der<br />

OEM- Lieferant Centex Machining and Welding mit der Anschaffung einer Foba M3000-P Markierstation.<br />

Damit gelang es, besondere Markiererfordernisse, speziell bei zylindrischen Teilen, zu lösen<br />

und die Markierzeit um 15 Stunden zu reduzieren.<br />

Die umlaufende Markierung von<br />

Rundteilen mit teilweise sehr kleinem<br />

Durchmesser gehört zu den anspruchsvollsten<br />

Aufgaben in der Lasermarkierung.<br />

Weil immer mehr Medizinprodukte<br />

in hoher Qualität und zur eindeutigen<br />

Rückverfolgbarkeit und Anwendungssicherheit<br />

direkt gekennzeichnet<br />

werden, setzt Centex Machining auf die<br />

Laserbeschriftung mit Foba.<br />

Die US-amerikanische Centex Machining<br />

Inc. ist spezialisiert auf die Fertigung<br />

komplexer Baugruppen und Implantate.<br />

Das Unternehmen aus Round Rock/Texas<br />

ist nach ISO 9001 und 13485 zertifiziert<br />

und versorgt seine Kunden mit hoher<br />

Qualität, kostengünstigen Produkten und<br />

innerhalb kurzer Lieferfristen. Gegründet<br />

im Jahr 1979, wurde die Medizinprodukteherstellung<br />

stetig ausgebaut. Mittlerweile<br />

mit den Vorschriften, Prozessen und<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Wirtschaftliches Lasermarkieren<br />

■ Rotationseinheit zur Kennzeichnung<br />

zylindrischer Bauteile<br />

■ Lesbarkeit und Rückverfolgbarkeit selbst<br />

kleinster Markierinhalte<br />

Besonderheiten der Medizin<strong>technik</strong>industrie<br />

bestens vertraut, wurde Centex<br />

Machining zu einem der Top-Lieferanten<br />

für einige der größten OEMs der Branche.<br />

„Die meisten unserer Medizin<strong>technik</strong>-<br />

Kunden beauftragen uns mit der direkten<br />

Laserbeschriftung ihrer Teile“, sagt Ed<br />

Gross, Produktionsleiter bei Centex Machining.<br />

Vom orthopädischen Implantat<br />

bis zum chirurgischen Instrument, fast alle<br />

Teile erhalten eine Kennzeichnung:<br />

UDI-Codes müssen zuverlässig maschinenlesbar<br />

sein, um eine vollständige<br />

Rückverfolgbarkeit über den gesamten<br />

Produktlebenszyklus zu gewährleisten;<br />

Markenlogos, Warenzeichen oder Qualitätssiegel<br />

bieten Schutz vor Produktfälschungen;<br />

Tiefenmarken auf zylindrischen<br />

Geräten sorgen für Behandlungssicherheit.<br />

Herausforderung: Den Prozess<br />

verschlanken<br />

Die Markierung zylindrischer Teile mit<br />

umlaufendem Text gehörte lange zu den<br />

anspruchsvollsten Markieraufträgen bei<br />

Centex. Die Komplexität der Aufgabe<br />

machte mehrere Fertigungsschritte erforderlich.<br />

Das bedeutete erhöhten Zeitaufwand,<br />

sowohl für die Einrichtung aller<br />

Markierschritte als auch für die eigentliche<br />

Markierung. „Wir haben einen Mar-<br />

kiervorgang, der früher sechs Stunden<br />

Rüstzeit und zwölf Stunden Markierzeit<br />

erforderte, um 20 Teile in zwölf Fertigungsschritten<br />

zu markieren. Mit der Foba<br />

M3000 mit integrierter Optik sind nun<br />

alle zwölf Schritte in einer Maschine kombiniert.<br />

Die Rüstzeit sank auf zwei Stunden,<br />

die Markierzeit für 20 Teile auf eine<br />

Stunde“, beschreibt Ed Gross eine der bedeutendsten<br />

Verbesserungen, die Centex<br />

durch Fobas Markier<strong>technik</strong> erreichte.<br />

Die Foba M3000 ist der größe Markierarbeitsplatz<br />

der Foba M-Serie. Je nach<br />

Kundenanforderungen stehen optionale<br />

Funktionen zur Verfügung. „Die Hauptgründe<br />

für unsere Entscheidung für eine<br />

Foba M3000 waren die Größe des Markierfelds,<br />

die Kamera und die Markiersoftware“,<br />

sagt der Produktionsleiter von<br />

Centex Machining. „Die Anlage ist einfach<br />

anzuwenden und einzurichten. Insbesondere<br />

die direkte Draufsicht auf das zu<br />

markierende Teil und die unmittelbare<br />

Ausrichtung des Lasers erlauben uns eine<br />

hohe Genauigkeit bei der Platzierung der<br />

Markierung.“<br />

Mit einer maximalen Werkstückgröße<br />

von 970 x 490 x 450 mm und drei programmierbaren<br />

Achsen (X,Y,Z) ermöglicht<br />

die Foba M3000-P unterschiedliche<br />

Markieranwendungen. Zusätzlich verwendet<br />

Centex Machining eine Rotations-<br />

52 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


einheit, um Rundstücke in der Maschine<br />

zu drehen und damit spezielle Markieranforderungen<br />

zu lösen. Die Markieroptik ist<br />

direkt in den Markierkopf des Lasers integriert<br />

und vereinfacht die Ausrichtung der<br />

Lasermarkierung. Vorgelagerte Teileinspektion<br />

und nachgelagerte Auslesung<br />

der Markierung sichern auch wiederholbar<br />

stabile Markierergebnisse. Dies unterstützt<br />

Hersteller bei der Einhaltung von<br />

Qualitäts- und Validierungsstandards.<br />

In der Foba<br />

M3000-P Markierstation<br />

mit Rotationseinheit<br />

reduziert<br />

sich die Markierzeit<br />

um 15<br />

Stunden<br />

(Bild: Foba)<br />

Anwenderfreundlichkeit der<br />

Markiersoftware<br />

Das Foba-Markus-Software-Paket beinhaltet<br />

sowohl eine komfortable Benutzeroberfläche<br />

als auch leistungsfähige Funktionen<br />

für die Steuerung des Markierprozesses.<br />

Das integrierte optische System<br />

und eine „Advanced Operator Plug-<br />

In“-Software schaffen bei Centex Machining<br />

einen vollständig visualisierten Markierprozess.<br />

Die Applikationsingenieure, technische<br />

Servicemitarbeiter und Vertriebsberater<br />

von Foba stehen mit Expertenwissen<br />

schon frühzeitig für technische Nachfragen<br />

zur Verfügung. So lassen sich beispielsweise<br />

Applikationsparameter schon<br />

vorab bestimmen und die Maschineneinrichtung<br />

reibungslos umsetzen.<br />

Foba Laser Marking + Engraving gehört<br />

zur Alltec Angewandte Laserlicht<br />

Technologie GmbH, Selmsdorf. Zusätzliche<br />

Servicepakete und Angebote zur Gerätequalifizierung<br />

unterstützen mittels<br />

IQ/OQ- und langfristig mit PQ/MQ-Maßnahmen.<br />

Insbesondere auf dem Gebiet<br />

der medizinischen UDI-Kennzeichnung<br />

hilft das Know-how von Foba, regulatorische<br />

Standards in hoher Qualität umzusetzen.<br />

So können Unternehmen wie Centex<br />

Machining ihre hohen professionellen<br />

Ansprüche erfüllen.<br />

(su) ■<br />

www.fobalaser.com/de<br />

Premier Manufacturer of<br />

Medical Optical Fiber Solutions<br />

PYROCOAT® Polyimide Coated Fiber<br />

Crimp & Cleave SMA Connector<br />

RFID Enabled Assembly<br />

Visit OFS in Messe München<br />

June 27-30, 2023<br />

Hall A2, Stand 326<br />

www.ofsoptics.com/medical<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 53


■ [ SPECIAL LASERTECHNIK ]<br />

BIOFUNKTIONALISIERUNG<br />

MIT LASERSTRAHLEN<br />

Oberflächenbearbeitung | Durch Lasermaterialbearbeitung lassen sich Oberflächen gezielt funktionalisieren<br />

und so für medizintechnische Anwendungen vorbereiten. Am Fraunhofer-Institut für Laser<strong>technik</strong><br />

ILT erarbeiten Experten verschiedene Verfahren für den Einsatz in der Biomedizin<strong>technik</strong>.<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Personalisierte Medizin<br />

■ Lasermaterialbearbeitung<br />

■ Oberflächenfunktionalisierung<br />

■ Mikro- und Nanostrukturen<br />

■ Bioprinting<br />

Parallele, kontinuierliche Perfusion von vier Organ-on-Chip Systemen<br />

Mit hochbrillianten Faserlasern können<br />

Kunststoffteile für Katheter<br />

und mikrofluidische Komponenten ohne<br />

Degradation und unter sterilen Bedingungen<br />

gefügt werden. Für Dosiersysteme<br />

und miniaturisierte Medikamentendepots<br />

werden mit Kurzpulslasern Poren mit Abmessungen<br />

von einigen Mikro- bis Millimetern<br />

sowohl in weichen und flexiblen<br />

Materialien wie Polymeren als auch in<br />

sprödharten Materialien wie Keramiken<br />

erzeugt. Zudem lassen sich mit Strukturierungs-<br />

und Abformprozessen Komponenten<br />

für die minimal-invasive Chirurgie<br />

und Diagnostik herstellen. Durch gezielte<br />

photochemische Funktionalisierung können<br />

die Benetzungseigenschaften sowie<br />

die Zelladhäsionseigenschaften von Oberflächen<br />

kontrolliert werden.<br />

Die Zellen unseres Körpers organisieren<br />

sich durch spezifische biologische Stimuli<br />

zu Geweben. Zur gezielten Kontrolle<br />

des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung<br />

unter Laborbedingungen (in vitro)<br />

untersuchen Experten des Fraunhofer<br />

ILT mechanische, topografische und<br />

molekulare Reize, die durch laserbasierte<br />

Modifizierungsschritte auf künstlichen<br />

Oberflächen ortselektiv realisiert werden<br />

können. Mikro- und Nanostrukturen verändern<br />

die Rauheit und Benetzbarkeit,<br />

wodurch Zelladhäsion, Proliferation und<br />

Differenzierung beeinflusst werden. Damit<br />

können Oberflächen geschaffen werden,<br />

die ein gerichtetes Zellwachstum begünstigen<br />

wie beispielsweise Nanorillen,<br />

welche durch Interferenzstrukturierung<br />

hergestellt werden können. Diese bewirken<br />

eine Änderung in der Verteilung der<br />

fokalen Adhäsionsstellen der Zelle und<br />

beeinflussen unter anderem komplexe<br />

Mechanismen wie die Zellproliferation<br />

und -differenzierung.<br />

Funktionalisierung durch<br />

Photoimmobilisierung<br />

Eine weitere Möglichkeit ist die selektive<br />

photochemische Funktionalisierung von<br />

Oberflächen durch Laserstrahlung. Durch<br />

Photooxidation entstehenden Ankergruppen,<br />

die zur kovalenten Immobilisierung<br />

von bioaktiven Molekülen wie Peptiden,<br />

Proteinen oder Wachstumsfaktoren genutzt<br />

werden können. Ebenso können<br />

photoaktivierbare Moleküle, so genannte<br />

Photolinker, dazu genutzt werden, selektiv<br />

in bestrahlten Zonen an Polymeroberflächen<br />

anzubinden und für die weitere<br />

Funktionalisierung mit bioaktiven Verbindungen<br />

zur Verfügung zu stehen. Mögliche<br />

Anwendungen finden sich im Bereich<br />

des Tissue Engineering, zur Züchtung<br />

künstlichen Gewebes und für die Assay<br />

Entwicklung zur gezielten Steuerung der<br />

Zelldifferenzierung von IPSCs (induced<br />

pluripotent stem cells).<br />

In der individualisierten Medizin werden<br />

Medikamente an Zellkulturen der Patienten<br />

auf Wirkungen und Nebenwirkungen<br />

getestet, um dadurch vorab maßgeschneiderte<br />

Therapien zu ermöglichen.<br />

Dazu werden so genannte induzierte pluripotente<br />

Stammzellen aus dem Körpergewebe<br />

der jeweiligen Patienten gewonnen,<br />

die für die Medikamententests in verschiedene<br />

Gewebearten ausdifferenziert<br />

werden können. Zur wirtschaftlichen<br />

Herstellung der Gewebeproben ist es erforderlich,<br />

IPSC-Kulturen automatisiert<br />

zu züchten, zu analysieren und zu sortieren.<br />

Hierzu hat das Fraunhofer ILT einen<br />

Kombinationsprozess aus einem kontakt-<br />

(Bild: Fraunhofer ILT)<br />

54 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Weitere Informationen<br />

Auf der Laser World of Photonics<br />

gibt Dr. Lenenbach am Fraunhofer-<br />

Gemeinschaftsstand Auskünfte<br />

rund um biomedizintechnische<br />

Laserverfahren und Technologien.<br />

www.ilt.fraunhofer.de<br />

Auf der Messe: Halle A3, Stand 441<br />

(Bild: Fraunhofer ILT)<br />

losen Laser induzierten Bioprinting Prozess<br />

(LIFT, Laser induces forward transfer)<br />

und einer am Fraunhofer-Institut für<br />

Produktionstechnologie IPT entwickelten<br />

Highspeed-Mikroskopie entwickelt. Die<br />

Kombination ermöglicht es, Zellkulturen<br />

in 6-Well-Mikrotiter-Platten zu kultivieren<br />

und gezielt Zellen aus der Kultur zu<br />

entnehmen und diese zu verdrucken oder<br />

weiter zu kultivieren.<br />

Neben der Oberflächenfunktionalisierung<br />

und dem Bioprinting mit Laserstrahlung<br />

können funktionelle Gerüste und Organ-on-Chip-Mikrofluidiken<br />

auch additiv<br />

mit einem hohen Freiheitsgrad in der Auslegung<br />

des Designs hergestellt werden.<br />

Fertigungsverfahren für Organon-Chip-Mikrofluidiken<br />

Anwendungen sind beispielsweise der<br />

Aufbau von Stützgerüsten für die Geweberegeneration<br />

für Haut oder Herzklappen<br />

oder Testsysteme für die Medikamentenentwicklung.<br />

Dabei sind personalisierte<br />

Systeme, die mit patienteneigenen Zellen<br />

besiedelt werden, ein erfolgversprechender<br />

Ansatz, um patientenspezifische<br />

Therapien zu entwickeln. Hierfür entwickeln<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

des Fraunhofer ILT Laserpolymerisationsverfahren<br />

zur Herstellung von<br />

Stützstrukturen und Mikrofluidiken mit<br />

künstlichen Versorgungssystemen. Diese<br />

bestehen aus biokompatiblen und bioabbaubaren<br />

Polymeren, die für die anschließende<br />

Zellbesiedelung ausgelegt sind. ■<br />

Dr. Elke Bremus-Köbberling, Dr. Nadine<br />

Nottrodt und Dr. Achim Lenenbach<br />

Fraunhofer ILT, Aachen<br />

www.ilt.fraunhofer.de<br />

Aktin gefärbter 3T3<br />

Fibroblastensphäroid<br />

für den Lift (Laser-Induced-<br />

For-<br />

ward-Transfer)-<br />

Transfer, kultiviert<br />

in lasergefertigten<br />

Mikronäpfchen<br />

Mikro-Schlauchverbinder für<br />

die Analytik und Labor<strong>technik</strong><br />

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und Verschraubungen<br />

• Viele Ausführungen und Verbindungsmöglichkeiten<br />

Luer-Lock-Adapter, Schlauchtüllen, Schlauchverschraubungen,<br />

Tri-Clamp-Verbinder, Kapillar-Verbinder, Steckverbinder<br />

• Gefertigt aus hochwertigen Werkstoffen<br />

Fluorkunststoffe, Edelstähle, Polyolefine, Polyamide u.v.m.<br />

• Chemikalienresistent, temperaturbeständig und sterilisierbar<br />

Mit Zulassungen nach FDA und USP Class VI<br />

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D-69126 Heidelberg<br />

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03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 55


■ [ SPECIAL LASERTECHNIK ]<br />

DER FEMTOSEKUNDENLASER<br />

SCHNEIDET FAST JEDES MATERIAL<br />

Laserschneiden | Der Femtosekunden (fs) -Laser hat sich von einer vielversprechenden Methode zu einem<br />

richtigen Produktionswerkzeug entwickelt. Ein Grund ist die wachsende Nachfrage nach hoher<br />

Schnittqualität bei medizinischen Geräten und anderen Präzisionskomponenten.<br />

In vielen Märkten für Laserbearbeitung<br />

schreitet die Miniaturisierung voran,<br />

entweder um die Funktionalität zu erhöhen,<br />

ohne die Gesamtabmessungen zu<br />

vergrößern, oder um völlig neue Anwendungen<br />

zu erschließen. Medizinische Instrumente<br />

wie periphere Stents oder minimal-invasive<br />

Werkzeuge, die sich durch<br />

kleinere, dünnwandigere Komponenten<br />

mit einer höheren Anzahl von Schnittdetails<br />

auszeichnen, sind zweifellos der<br />

Hauptgrund für den jüngsten Anstieg der<br />

Nachfrage nach fs-Laserbearbeitung. Dies<br />

gilt insbesondere für die Nachfrage nach<br />

Maschinen, die für das Schneiden von<br />

rohrförmigen Geometrien konfiguriert<br />

sind. Aber auch andere Branchen setzen<br />

auf diese Technologie.<br />

Einer der Vorteile der fs-Lasertechnologie<br />

ist ihre Fähigkeit, nahezu jedes Material<br />

bearbeiten zu können. Zu den ersten<br />

Anwendungen dieser Lasertechnologie<br />

gehörten bioresorbierbare Stents.<br />

Stents, die im Laufe der Zeit vom Körper<br />

aufgelöst werden, sind eine Lösung für<br />

das Problem der Restenose, bei der Stents<br />

manchmal als Stellen für die Neubildung<br />

von Plaque und Gefäßverstopfung dienen.<br />

Die ersten Beispiele wurden aus organischen<br />

Stoffen wie Polymilchsäure (Poly-<br />

L-Lactid, PLLA) hergestellt. Anfänglich<br />

wurden grüne Pikosekunden-Laser verwendet,<br />

doch die Ergebnisse waren nicht<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Laserschneiden mit Femtosekundenlaser<br />

Vergleich mit Faserlaser<br />

Einsatz in medizintechnischen<br />

Anwendungen<br />

Miniaturisierung<br />

Femtosekunden-Laser können praktisch jedes Material mit hervorragender<br />

Kantenqualität und ohne Wärmeeinflusszone schneiden<br />

optimal, so dass bald fs-Laser als De-facto-<br />

Standard eingeführt wurden. Dann wurden<br />

resorbierbare Metallstents (Magnesium)<br />

entwickelt. Bei der Bearbeitung mit<br />

dem Faserlaser entstanden kleine Metalltröpfchen,<br />

die gereinigt werden mussten,<br />

wodurch die empfindlichen Stents oft zerbrachen<br />

und die Ausbeute nur 50 % betrug.<br />

Auch hier wurde der fs-Laser zum<br />

Standardverfahren. Andere frühe Anwender<br />

waren die dünnen Platin- und Iridium-Röntgenmarker,<br />

die aus dünnwandigen<br />

Rohren (~40 µm) aus diesen hochwertigen<br />

Metallen geschnitten wurden.<br />

Heute werden fs-Lasermaschinen für<br />

alle Arten von Materialien für medizinische<br />

Instrumente eingesetzt, einschließlich<br />

der immer beliebteren Nitinol-Komponenten<br />

(superelastisches Metall) wie<br />

Stents und Herzklappengerüste. Diese<br />

Verlagerung ist eine unmittelbare Folge<br />

der niedrigeren Gesamtkosten dank der<br />

Verringerung des arbeitsintensiven Entgratens<br />

und Elektropolierens und einer<br />

entsprechenden Erhöhung der Ausbeute<br />

und Verringerung des Nitinolabfalls. Der<br />

fs-Laser macht auch das Nass-Schneiden<br />

überflüssig, das bei Faserlasern zur Kontrolle<br />

der Wärmeeinflusszone (WEZ) erforderlich<br />

ist. Die höhere verfügbare Leistung<br />

des neuesten fs-Lasers ermöglicht<br />

zudem dickere Instrumente wie periphere<br />

Venenstents, die einen größeren Durchmesser<br />

haben müssen als arterielle<br />

Stents, sowie Herzklappenrahmen (500<br />

bis 700 µm Wandstärke).<br />

Wahl zwischen Faserlaser oder<br />

Femtosekundenlaser<br />

Das Laserschneiden mit Femtosekunden-<br />

Lasern gewinnt auf dem Markt für medizinische<br />

Instrumente immer mehr an Bedeutung.<br />

Die größte Frage für jeden, der<br />

heute eine neue Maschine erwirbt, ist<br />

vielleicht die nach der Wahl zwischen<br />

Femtosekunden- oder Faserlaser. Der verbleibende<br />

Hauptvorteil des Faserlasers<br />

besteht darin, dass er aufgrund seiner höheren<br />

verfügbaren Leistung schneller<br />

schneiden kann und dickere Teile schnei-<br />

(Bild: Coherent)<br />

56 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Vom Faserlaser zum<br />

Femtosekundenlaser<br />

Für die Verschiebung von länger gepulsten<br />

Lasern wie beispielsweise<br />

Faserlasern hin zur fs-Laserbearbeitung<br />

mit Femtosekundenlasern gibt<br />

es vier Hauptgründe:<br />

■ eine wachsende Nachfrage nach<br />

Bauteilen, die nur oder viel besser<br />

mit fs-Lasern geschnitten werden<br />

können,<br />

■ die überlegene Kantenqualität bei<br />

der fs-Laserbearbeitung,<br />

■ die verbesserten Gesamtkosten<br />

von fs-Lasern haben einen wirtschaftlichen<br />

Wendepunkt erreicht,<br />

■ einfacher zu bedienende schlüsselfertige<br />

fs-Systeme mit intuitiver,<br />

benutzerfreundlicher GUI sind<br />

heute verfügbar.<br />

den kann. Bei dünneren Teilen werden<br />

die Leistungs- und Geschwindigkeitsvorteile<br />

jedoch oft geschmälert. Denn bei diesen<br />

Teilen müssen die Wiederholrate gesenkt<br />

und kumulative thermische Schäden<br />

vermieden werden.<br />

Unterm Strich hängt die Wahl des optimalen<br />

Lasertyps also von den spezifischen<br />

Anforderungen der jeweiligen Anwendung<br />

ab. Und selbst bei einem einzelnen<br />

Bauteil kann es Schnitte geben, die<br />

mit einem Faserlaser wirtschaftlicher ausgeführt<br />

werden können als mit einem fs-<br />

Laser, und umgekehrt. Dies ist einer der<br />

Gründe, warum die neuesten Lasermaschinen<br />

zum Schneiden medizinischer Instrumente<br />

jetzt wahlweise mit Femtosekunden-<br />

oder Faserlaser oder als Hybridoption<br />

mit beiden Lasern erhältlich sind.<br />

Ein Beispiel für diesen Maschinentyp<br />

ist die Starcut-Tube-Serie der Coherent<br />

Inc., Santa Clara, CA/USA. Bei dieser Anlage<br />

des Anbieters von Lasern und Photoniklösungen<br />

ermöglicht die Software den<br />

Wechsel zwischen den Lasertypen sogar<br />

während des Schneidens eines einzelnen<br />

Bauteils, was eine äußerst kosteneffiziente<br />

Produktion ermöglicht.<br />

Motion Dynamics aus Fruitport, MI/<br />

USA, ist ein Hersteller, der sich auf kundenspezifische<br />

Mikrofedern, medizinische<br />

Spulen und Drahtkomponenten spezialisiert<br />

hat und sich zum Ziel gesetzt<br />

Der flexible Edelstahlschlauch (neben einem Bleistiftende mit Radiergummi)<br />

wurde mit einem Monaco-Femtosekunden-Laser geschnitten<br />

hat, die Probleme seiner Kunden in kürzester<br />

Zeit zu lösen. Ganz gleich wie komplex<br />

oder scheinbar unmöglich sie erscheinen.<br />

Einsatz bei Unterbaugruppen<br />

für neurologische Verfahren<br />

Im Bereich der Medizin<strong>technik</strong> liegt der<br />

Schwerpunkt auf komplexen Baugruppen<br />

für neurovaskuläre Verfahren. Sie umfassen<br />

die Entwicklung, Herstellung und<br />

Montage von hochwertigen Drahtkomponenten<br />

für Anwendungen wie steuerbare<br />

Kathetergeräte, einschließlich „Pull-Wire“-Baugruppen.<br />

Chris Witham, Präsident<br />

von Motion Dynamics: „Mit dem Laserschneiden<br />

erzeugen wir die Komponenten,<br />

die wir brauchen, um die hochwertigen<br />

‚schwierigen‘ Baugruppen herzustellen,<br />

die zu unserer Spezialität und unserem<br />

Ruf geworden sind. Wir verwenden<br />

seit mehreren Jahren eine Coherent Starcut<br />

Tube, die mit einem Femtosekunden-<br />

Laser ausgestattet ist. Die steigende Kundennachfrage<br />

führte dazu, dass wir diese<br />

Maschine in zwei oder sogar drei Schichten<br />

pro Tag betreiben mussten.“ Deshalb<br />

habe sein Unternehmen 2019 eine weitere<br />

Maschine angeschafft. Dieses Mal entschied<br />

man sich für ein Hybridmodell, das<br />

sowohl einen Femtosekunden- als auch<br />

einen Faserlaser enthält, um maximale<br />

Vielseitigkeit und Nutzen zu bieten, so<br />

Witham. Der Vorteil: Diese Maschinen<br />

funktionieren bei einer ganzen Reihe von<br />

Metallen wie Edelstahl, reinem Gold, Platin<br />

und Nitinol gleichermaßen gut. ■<br />

Thomas Schreiner und Roland Wölzlein<br />

Coherent, München<br />

Materialbearbeitung: Vorteile des fs-Lasers<br />

Bei der Materialbearbeitung liefert der<br />

Femtosekunden(fs)-Laser wesentlich kürzere<br />

Pulse als Mikrosekunden- und Nanosekundenlasern<br />

mit viel höherer Spitzenleistung.<br />

Sie verdampfene das Material<br />

sofort, bevor die Wärme in das Teil gelangt.<br />

Diese Pulseigenschaften ermöglichen<br />

auch die Bearbeitung beliebiger<br />

Materialien sowie die Bearbeitung von<br />

Teilen aus gemischten Materialien wie<br />

Polymer-/Metallschichten. Zudem erzeugen<br />

fs-Laserpulse keine Ablagerungen, so<br />

dass nach dem Schneiden kein Schleifen/<br />

Polieren erforderlich ist.<br />

Ebenso wichtig ist, dass die Femtosekunden-Laser<br />

einen neuen Reifegrad in Bezug<br />

auf Leistung, Wirtschaftlichkeit und<br />

Zuverlässigkeit erreicht haben. Ein Beispiel<br />

dafür ist die Monaco-Serie von Coherent,<br />

deren maximale Leistung sukzessive<br />

von weniger als 20 W auf über 60 W<br />

erhöht wurde.<br />

Ein weiterer Vorteil ist die Verfügbarkeit<br />

schlüsselfertiger industrieller Schneidund<br />

Bearbeitungssysteme, die für gängige<br />

Aufgaben optimiert sind. Hersteller<br />

von Elektronik, medizinischen Instrumenten<br />

und anderen Präzisionskomponenten<br />

benötigen Komplettlösungen<br />

und keine Einzellaser. Flexible, leicht zu<br />

bedienende Software sowie die Flexibilität<br />

und Vielseitigkeit der Maschinen sind<br />

der Schlüssel zu vielen Anwendungen in<br />

der Medizin<strong>technik</strong>, wo Auftragsfertiger<br />

in der Regel kleine Chargen vieler verschiedener<br />

kundenspezifischer Geräte<br />

herstellen.<br />

Mehr zur Monaco-Serie: hier.pro/CRvtj<br />

(Bild: Motion Dynamics)<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 57


■ [ FOKUS FORSCHUNG ]<br />

Das minaturisierte<br />

Muskelimplantat ist<br />

nur 3 cm lang und<br />

knapp 1 mm dick<br />

(Bild: Fraunhofer IBMT)<br />

Implantat stoppt Muskel-Tremor<br />

Muskelstimulation | Wie lässt sich bei Menschen mit Muskelzittern der Tremor stoppen?<br />

Winzige Elektroden in der Muskulatur können bei Bedarf elektrische Stimuli setzen.<br />

Wann das erforderlich ist, zeigen externe Elektroden und Controller. An solchen<br />

neuromuskulären Schnittstellen arbeiten Forscher weiter.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Muskelstimulation bei Tremor<br />

Sehr kleine Implantate<br />

Netzwerk aus implantierten Strukturen<br />

und externen Komponenten<br />

Plattform aus dem EU-Projekt Extend<br />

Ein kompakter Controller am Gürtel<br />

oder unter der Jacke, ein paar unauffällige<br />

Textilelektroden an Armen und<br />

Beinen sowie 3 cm lange und knapp 1 mm<br />

dünne Elektroden, die im Muskel platziert<br />

werden – mehr ist nicht nötig, um Menschen<br />

mit Tremorerkrankungen in Zukunft<br />

zu helfen. Eine neue Technologie,<br />

an der Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts<br />

für Biomedizinische Technik IBMT,<br />

Sulzbach, mit Verbundpartnern gearbeitet<br />

haben, soll das ermöglichen.<br />

Sobald das Zittern einsetzt,<br />

erhalten Muskeln den Stimulus<br />

Die Grundidee dahinter: Immer wenn das<br />

Muskelzittern einsetzt, sendet das System<br />

elektrische Stimuli in die Muskulatur. Das<br />

Nervensystem registriert diese und<br />

schickt dann keine Störsignale mehr in<br />

die Muskeln. Diese beruhigen sich wieder.<br />

Das Set aus intramuskulären und externen<br />

Elektroden sowie dazugehörigem<br />

Controller, das dies bewirkt, haben die<br />

Partner bereits entworfen, gefertigt, integriert<br />

und in Experimenten getestet.<br />

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

haben in ihren Tests schon konkrete<br />

Erfolge vorzuweisen. „In Versuchen<br />

mit Patienten ist es uns gelungen, das<br />

Muskelzittern deutlich zu reduzieren“, erläutert<br />

Andreas Schneider-Ickert, Projektleiter<br />

Aktive Implantate und Innovationsmanager<br />

am Fraunhofer Technik IBMT.<br />

Die Technik verknüpft die implantierten<br />

Elektroden mittels externer Controller zu<br />

einem intelligenten Netzwerk. Die Komponenten<br />

kommunizieren drahtlos, tauschen<br />

Daten aus, detektieren Muskelsignale<br />

und senden gezielt Stimuli. Die Technologie<br />

soll künftig Menschen mit neuromuskulären<br />

Erkrankungen wie Tremor<br />

oder Lähmungssymptomen helfen.<br />

Das System ist Teil des von der EU geförderten<br />

Verbundprojekts Extend. Im<br />

58 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Projekt soll eine vielseitig einsetzbare<br />

Plattform verteilter neuronaler Schnittstellen<br />

entstehen. Insgesamt neun Partner<br />

aus fünf Ländern sind daran beteiligt.<br />

Ein zentrales Element von Extend sind<br />

die Implantate. Diese sind aus biokompatiblem<br />

Platin-Iridium und Silikon gefertigt.<br />

Über einen Katheter werden sie in<br />

den Muskel injiziert. Das mit 3 cm Länge<br />

und knapp 1 mm Durchmesser winzige<br />

Implantat verfügt an beiden Enden über<br />

eine Elektrode, die jeweils als Sensor oder<br />

Aktor fungiert. Das Modul erhält seine<br />

Energie über externe, in Textilband eingenähte<br />

Elektroden. Diese speisen über das<br />

Muskelgewebe gepulsten Wechselstrom<br />

an das Implantat. „Innovativ ist nicht nur<br />

das intelligente Zusammenspiel zwischen<br />

Steuerelektronik, Sensoren und Aktoren,<br />

sondern auch das Prinzip, den Wechselstrom<br />

zu modulieren, um Daten zu übermitteln“,<br />

erläutert Schneider-Ickert.<br />

Nervensystem des Patienten<br />

spielt die entscheidende Rolle<br />

Einmal implantiert und in Betrieb ge -<br />

nommen, registrieren die Sensoren die<br />

ersten Anzeichen von Muskelzittern und<br />

geben die Informationen an die externen<br />

Komponenten weiter. Der Controller<br />

wertet die Daten aus und schickt über die<br />

Textilelektroden Signale zur Stimulation<br />

des Muskels – ein geschlossener Regelkreis<br />

liegt vor. Das stimulierende Signal<br />

selbst ist aber allein nicht stark genug, um<br />

beim Muskel direkt eine Kontraktion aus -<br />

zu lösen. Vielmehr spielt das Nerven -<br />

system hier die entscheidende Rolle. Es<br />

registriert die Stimulation im Muskelgewebe<br />

und reagiert darauf, indem es die<br />

Befehle einstellt, die das Muskelzittern<br />

auslösen.<br />

So lautet zumindest die Theorie, denn<br />

bis ins Detail erforscht ist der Zusammenhang<br />

zwischen Tremor und den Signalen<br />

des Nervensystems bisher noch nicht. „Allerdings<br />

funktioniert unsere Methode in<br />

klinischen Versuchen erstaunlich gut“,<br />

sagt Schneider-Ickert. „Die ersten Versuche<br />

haben gezeigt, dass es ausreicht, die<br />

Patientin oder den Patienten für ein oder<br />

zwei Stunden mit Stimuli zu versorgen,<br />

Ein Tremor, also das vom Menschen nicht kontrollierbare Zittern, kann<br />

alltägliche Bewegungen erheblich erschweren<br />

um die Tremor-Symptome für einen längeren<br />

Zeitraum zu reduzieren.“<br />

Da Tremor oftmals an beiden Armen<br />

und beiden Beinen auftritt, können in allen<br />

betroffenen Muskelgruppen Implantate<br />

injiziert und externe Textilelektroden<br />

platziert werden. So entsteht ein verteiltes<br />

Sensorik-Netzwerk. Die Controller<br />

haben alle implantierten und alle externen<br />

Elektroden gleichzeitig im Blick und<br />

können diese aufeinander abgestimmt<br />

steuern. Dies alles geschieht in Echtzeit,<br />

der Mensch nimmt keine Verzögerung<br />

wahr.<br />

Eine Stimulation über implantierte<br />

Systeme gibt es in der Medizin zwar<br />

schon. Doch bisherige Methoden gehen<br />

mit komplexen chirurgischen Eingriffen<br />

einher, die Patienten erheblich belasten.<br />

Die Technologie des Verbundprojekts Extend<br />

ist ebenso funktional wie klassische<br />

Implantatsysteme, aber nur minimal-invasiv<br />

und daher für einen Patienten leichter<br />

zu akzeptieren und alltagstauglich.<br />

Die Technologie-Plattform aus dem<br />

Projekt Extend könnte sogar Menschen<br />

mit Rückenmarksverletzungen durch motorisierte<br />

Exoskelette helfen. Möglich ist<br />

das deshalb, weil die Nervenstränge bei<br />

Lähmungen oftmals nicht vollständig gekappt<br />

sind. Sie leiten immer noch, wenn<br />

auch sehr schwach, Stimuli vom Gehirn<br />

weiter. Die Sensoren im System registrieren<br />

diese Aktivität und geben sie an den<br />

Controller weiter. Dieser analysiert alle<br />

Signale, schließt daraus, welche Bewegung<br />

der Mensch ausführen will, und aktiviert<br />

dann genau jene Prothesen, die die<br />

Muskulatur beim Ausführen der gewünschten<br />

Bewegung unterstützen.<br />

Das Grundkonzept stammt von einem<br />

spanischen Projektpartner. Auf dieser Basis<br />

haben die Forschenden am Fraunhofer<br />

IBMT die Elektroden und implantierbare<br />

Komponenten entworfen, im eigenen<br />

Reinraum gefertigt und integriert. Die<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

blicken bereits auf eine über 25-jährige<br />

Expertise im Bereich der Neuroprothetik<br />

und aktiven Implantate zurück.<br />

Nach den ersten erfolgreichen Tests<br />

wurden die in Extend eingesetzten Konzepte<br />

und Technologien weiterentwickelt,<br />

miniaturisiert, optimiert und weitere Implementierungsstudien<br />

durchgeführt. Damit<br />

konnte das Projekt mit einem erfolgreichen<br />

Proof of Concept des miniaturisierten<br />

integrierten Gesamtsystems im<br />

Menschen abgeschlossen werden. Das<br />

Fraunhofer IBMT wird das im Projekt Extend<br />

entstandene Know-how künftig nutzen,<br />

um seine Expertise auf dem Gebiet<br />

der neuromuskulären und neuronalen<br />

Schnittstellen weiter auszubauen. (op)■<br />

Weitere Informationen<br />

Mehr über das Projekt Extend:<br />

https://extend-project.eu<br />

(Bild: stock.adobe.com/Alessandro Grandini)<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 59


■ [ RECHT ]<br />

Lieferketten-Sorgfaltspflichten-Gesetz:<br />

Alles unter Kontrolle?<br />

Lieferantenmanagement | Das Lieferketten-Sorgfaltspflichten-Gesetz stellt die unternehmerische<br />

und soziale Verantwortung der Lieferanten in den Vordergrund. Auch Medizin<strong>technik</strong>-Hersteller<br />

und ihre Zulieferer sind betroffen. Handeln ist angesagt, sonst drohen ein Lieferanten-Wechsel<br />

oder ein Re-Design bei bestimmten Produkten.<br />

Am 1. Januar ist das Lieferketten-Sorgfaltspflichten-Gesetz<br />

(LkSG) in Kraft<br />

getreten. In Deutschland ansässige Unternehmen<br />

mit mehr als 3000, ab 2024 mit<br />

mehr als 1000 Mitarbeitern, müssen bei<br />

ihren Lieferanten für die Einhaltung von<br />

Umwelt- und Menschenrechtsstandards<br />

sorgen und ihre Bemühungen einmal<br />

jährlich dokumentieren. Das sei im Prinzip<br />

richtig, sagen der Verband Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau (VDMA)<br />

IHR STICHWORT<br />

■ Lieferantenmanagement optimieren<br />

■ Lieferkettengesetz: Strenge Regeln fürs<br />

eigene Unternehmen und Zulieferer<br />

■ Anforderungen an den Einkauf<br />

■ Aufschub bei Berichterstattung<br />

und der Bundesverband Medizintechnologie<br />

(BVMed). Aber: Insbesondere kleine<br />

und mittlere Unternehmen könnten die<br />

Anforderungen an Risikomanagement,<br />

Dokumentation und Berichtspflicht organisatorisch<br />

und wirtschaftlich nur schwer<br />

bis gar nicht erfüllen. Obwohl vom Gesetz<br />

nicht direkt betroffen, sind auch sie im<br />

Obligo. Und zwar in ihrer Rolle als Lieferanten<br />

größerer Unternehmen, denen gegenüber<br />

sie ihre Nachhaltigkeit belegen<br />

müssen. Damit wirkt das LkSG tief in die<br />

Lieferketten hinein.<br />

Das zuständige Bundesamt für Wirtschaft<br />

und Ausfuhrkontrolle (Bafa) will<br />

keine Zweifel daran aufkommen lassen,<br />

dass es die Umsetzung strikt kontrollieren<br />

und bei schweren Verstößen Bußgelder<br />

verhängen wird. Dies sind bis zu 8 Mio.<br />

Euro oder bis 2 % des Jahresumsatzes,<br />

wenn dieser 400 Mio. Euro überschreitet.<br />

Das Bafa kann Personen vorladen, Geschäftsräume<br />

betreten, Unterlagen einsehen<br />

und prüfen und Geschäftsführungen<br />

zu konkreten Handlungen auffordern.<br />

„Im ersten Jahr gilt dies insbesondere<br />

hinsichtlich der Sorgfaltspflichten, die bereits<br />

mit dem Inkrafttreten erfüllt sein<br />

müssen. Dazu gehören etwa die Festlegung<br />

der Zuständigkeit für die Überwachung<br />

des Risikomanagements sowie die<br />

Einrichtung eines funktionierenden Beschwerdeverfahrens“,<br />

so Bafa-Sprecher<br />

Dr. Nikolai Hoberg. Lediglich für die Berichterstattung<br />

gibt es jetzt einen kleinen<br />

Aufschub. Eigentlich müssen Unternehmen<br />

die Umsetzung des LkSG jeweils vier<br />

Monate nach dem Schluss eines Geschäftsjahres<br />

nachweisen. Im März hat<br />

die Behörde mitgeteilt, erst ab Juni 2024<br />

die Einhaltung der Berichtspflicht überprüfen<br />

zu wollen.<br />

Neue Systeme und Prozesse für<br />

die Umsetzung<br />

Bereits zum Stichtag 1. Januar 2023<br />

mussten Unternehmen Beschwerdestellen<br />

eingerichtet und Grundsatzerklärungen<br />

verabschiedet haben. „Diese Aufgabe<br />

haben die allermeisten pünktlich erfüllt.<br />

60 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


(Bild: tippapatt/stock.adobe.com)<br />

Unterschiedlich weit fortgeschritten sind<br />

die Unternehmen bei der Risikoanalyse<br />

und dem Maßnahmenkatalog, der festlegt,<br />

wie man bei Verstößen von Lieferanten<br />

vorgehen will“, sagt Dr. Gökhan Yüzgülec,<br />

Managing Director der Inverto<br />

GmbH, der auf Einkauf und Supply-<br />

Chain-Management spezialisierten Tochtergesellschaft<br />

der Boston Consulting<br />

Group. Es gelte, effiziente Prozesse aufzusetzen<br />

und die Kriterien aus dem Gesetz<br />

im Risikomanagement und in der Lieferantensteuerung<br />

abzubilden. Es müssten<br />

Lieferantenverträge überarbeitet, Controllingsysteme<br />

etabliert und Lieferantenschulungen<br />

in puncto Compliance und<br />

Nachhaltigkeit organisiert werden.<br />

Produkte der Medizin<strong>technik</strong> haben einen<br />

hohen Anteil an Materialien, deren<br />

Abbau und Verarbeitung regelmäßig mit<br />

menschenrechtlichen oder umweltbezogenen<br />

Problemen in Zusammenhang gebracht<br />

werden. Wenn im Rahmen der Risikoanalyse<br />

auf Lieferantenseite prekäre<br />

Verhältnisse festgestellt werden, müssen<br />

diese zunächst abgestellt und sodann Präventionsmaßnahmen<br />

ergriffen werden,<br />

damit der Lieferant künftig gesetzeskonform<br />

arbeitet. Im Fokus stehen dabei die<br />

unmittelbaren Zulieferer. Aber auch deren<br />

Lieferanten sind im Auge zu behalten.<br />

Bei „substanziierter Kenntnis über eine<br />

mögliche Verletzung einer geschützten<br />

Rechtsposition oder einer umweltbezogenen<br />

Pflicht“ muss laut Gesetz auch hier<br />

eingegriffen werden. Unternehmen sollten<br />

schon jetzt Szenarien für Problemfälle<br />

entwickeln. Ein Lieferantenwechsel wäre<br />

Neben dem Lieferanten- und<br />

Risikomanagement verlangt<br />

das Gesetz konkrete Maßnahmen<br />

in den Bereichen Unternehmenskommunikation<br />

und<br />

Compliance. Auch eine jährliche<br />

Dokumentations- und Berichtspflicht<br />

ist vorgesehen.<br />

die Ultima Ratio. Zunächst sollte gemeinsam<br />

nach Lösungen gesucht werden.<br />

Ein Re-Design von Produkten kann die<br />

strategisch bessere Option sein: eine Verbesserung<br />

der Umweltverträglichkeit<br />

durch den Einsatz von alternativen Komponenten<br />

oder Materialien. Weil ohnehin<br />

viele Unternehmen aufgrund von Verknappungen<br />

und -verteuerungen zu Veränderungen<br />

gezwungen seien, lasse sich<br />

hier der Hebel ansetzen, so Dr. Yüzgülec,<br />

der die Inverto-Geschäfte am Standort<br />

Hamburg leitet. Der höhere administrative<br />

und technische Aufwand sowie die<br />

Nutzung von alternativen Vorprodukten<br />

kann allerdings zu Kostensteigerungen<br />

führen. Dies nicht nur auf der Materialseite.<br />

Auch eine Anpassung oder Verbesserung<br />

von Arbeitsbedingungen beim Lieferanten<br />

sind preisbildend. Umso wichtiger<br />

ist es, die gegenwärtigen Bedingungen<br />

und die Optionen möglichst frühzeitig zu<br />

evaluieren. „Es ist sinnvoll, jetzt zu überprüfen,<br />

ob die eigene Geschwindigkeit bei<br />

der Implementierung ausreicht oder ob<br />

man schneller werden muss“, erklärt der<br />

Inverto-Experte.<br />

Schärfere EU-Vorschriften für<br />

die Lieferketten<br />

Auch auf EU-Ebene ist ein Lieferkettengesetz<br />

in Arbeit. Die am 25. April vom<br />

Rechtsausschuss des Europäischen Parlaments<br />

beschlossene „Corporate Sustainability<br />

Due Dilligence Directive“ soll für<br />

Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern<br />

und einem weltweiten Nettoumsatz<br />

von mehr als 40 Mio. Euro sowie für Muttergesellschaften<br />

eines Konzerns mit 500<br />

Beschäftigten und einem weltweiten Nettoumsatz<br />

von mehr als 150 Mio. Euro gelten.<br />

Im Mai steht die finale Abstimmung<br />

im EU-Parlament an und anschließend<br />

die Umsetzung in nationales Recht. Der<br />

Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie-<br />

und Handelskammer (DIHK)<br />

LkSG: Auch ein<br />

Einkauf-Thema<br />

Die Sorgfaltspflichten der Unternehmen<br />

erstrecken sich auf die gesamte<br />

Lieferkette – vom Rohstoff bis zum<br />

fertigen Verkaufsprodukt. Die Anforderungen<br />

sind nach der Unternehmensgröße<br />

abgestuft. Der Einkauf<br />

hat einen maßgeblichen Anteil am<br />

Erfolg der LkSG-Umsetzung. Neben<br />

der Sicherung der Resilienz und Optimierung<br />

der Wertschöpfung rücken<br />

die unternehmerische und soziale<br />

Verantwortung in den Vordergrund.<br />

Die LkSG-relevanten Handlungsfelder<br />

im Einkauf sind:<br />

■ Grundsatzerklärung<br />

verabschieden<br />

■ LkSG-konforme Beschaffungsund<br />

Warengruppenstrategien<br />

implementieren<br />

■ Nachhaltiges Lieferantenmanagement<br />

umsetzen, gegebenenfalls<br />

mit Präventions- und Abhilfemaßnahmen<br />

■ Beschwerdemechanismus<br />

einrichten<br />

■ Öffentliche Berichterstattung<br />

unterstützen<br />

Inverto ist als internationale Unternehmensberatung<br />

Spezialist für<br />

strategischen Einkauf und Supply<br />

Chain Management in Europa. Das<br />

Leistungsangebot reicht von der<br />

Identifizierung und Bewertung von<br />

Potenzialen zur Kostensenkung und<br />

Prozessoptimierung über deren Umsetzung<br />

vor Ort bis zur Professionalisierung<br />

der gesamten Supply Chain.<br />

www.inverto.com<br />

sieht schon jetzt „ein großes zusätzliches<br />

Handelshemmnis“. Das wird allerdings<br />

nichts daran ändern, dass das im Vergleich<br />

zum deutschen LkSG schärfere Gesetz<br />

kommt und auch in Deutschland umgesetzt<br />

werden muss. Unternehmen sollten<br />

also jetzt mit der Einarbeitung starten.<br />

Gute Vorbereitung wird sich später auszahlen.<br />

■<br />

Manfred Godek<br />

Fachjournalist in Monheim<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 61


■ [ AUSLANDSMÄRKTE ]<br />

(Bild: Boris Stroujko/stock.adobe.com)<br />

Trotz seines Wohlstands<br />

ist Luxemburg,<br />

das Land im<br />

Herzen Europas, bei<br />

der Gesundheitsversorgung<br />

auf seine<br />

europäischen Nachbarn<br />

angewiesen.<br />

Luxemburg kauft Medizin<strong>technik</strong> und<br />

bietet Know-how bei KI und E-Health<br />

Gesundheit in Luxemburg | Das wohlhabende Luxemburg ist ein interessanter Markt<br />

für die Medizin<strong>technik</strong>: Seine starke Wirtschaftsleistung pro Kopf ermöglicht dem<br />

Land hohe Gesundheitsausgaben. Die wachsende und alternde Bevölkerung benötigt<br />

immer wieder moderne Medizin<strong>technik</strong>. Eingekauft wird im Ausland.<br />

IHR STICHWORT<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Gesundheitssystem in Luxemburg<br />

Medizin<strong>technik</strong> aus dem Ausland<br />

Zukunftsbranchen KI und E-Health<br />

Humanoider Therapieroboter<br />

Internationale Projekte fördern<br />

Wer im kleinen, aber wohlhabenden<br />

Großherzogtum Luxemburg lebt<br />

und arbeitet, ist bei Krankheit in guten<br />

Händen. Das Gesundheitssystem zählt zu<br />

den besten in Europa. Das staatlich finanzierte<br />

System unter der Aufsicht der Nationalen<br />

Gesundheitskasse (Caisse Nationale<br />

de Santé, CNS) arbeitet nach hohen<br />

Standards, bietet allen Bürgern grundlegenden<br />

Versicherungsschutz, freie Anbieterwahl<br />

für Patienten und Pflicht der Anbieter,<br />

feste Leistungen zu festgelegten<br />

Gebühren anzubieten. Private Krankenhäuser<br />

gibt es in Luxemburg nicht. Alle<br />

Kliniken werden von der CNS betrieben.<br />

Das Großherzogtum gewährleistet seiner<br />

wachsenden Bevölkerung Zugang zu<br />

einer hochwertigen Gesundheitsversorgung.<br />

Deshalb wird auch in den kommenden<br />

Jahren moderne Medizin<strong>technik</strong> benötigt.<br />

Da die inländische Branche überschaubar<br />

und auf Nischen spezialisiert ist,<br />

muss das luxemburgische Gesundheitswesen<br />

medizinische Produkte und Geräte<br />

fast ausschließlich importieren. Nach Angaben<br />

der Gtai German Trade & Invest kamen<br />

2021 etwa 21 % aller luxemburgischen<br />

Medizin<strong>technik</strong>einfuhren aus<br />

Deutschland. Zu den wichtigsten Produktgruppen<br />

zählen Orthopädie<strong>technik</strong><br />

und Prothesen, Therapie- und Atmungsgeräte,<br />

Röntgenapparate und zahnmedizinische<br />

Instrumente. Auch in den kommenden<br />

Jahren wird das Land stark in<br />

Medizin<strong>technik</strong> investieren: Zwei Klinikneubauten<br />

mit zahlreichen fachmedizinischen<br />

Abteilungen sind mit rund 1,4 Mrd.<br />

Euro veranschlagt. Und obwohl Deutschland<br />

– hinter Belgien – bereits seit vielen<br />

Jahren Platz zwei der wichtigsten Lieferländer<br />

belegt, bietet der luxemburgische<br />

Markt für deutsche Medizin<strong>technik</strong>hersteller<br />

weiteres Wachstumspotenzial.<br />

Zukunftsbranchen wie E-Health<br />

und KI in Luxemburg präsent<br />

Auch im Bereich der digitalen Gesundheit<br />

ist Luxemburg ein Vorbild: Seit Jahren<br />

treibt das Land E-Health-Innovationen,<br />

auf Französisch E-Santé, voran. Begünstigt<br />

wird der Ausbau der digitalen Gesundheit<br />

durch die geringe Einwohnerzahl,<br />

die hohe Wirtschafts- und Kaufkraft<br />

und die gut ausgebaute Infrastruktur der<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie.<br />

Die Wirtschaftspolitik hat sich<br />

das Ziel gesetzt, in einigen Bereichen der<br />

62 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Land und Leute<br />

■ Land<br />

Das Großherzogtum Luxemburg<br />

liegt an der Grenze zu Deutschland,<br />

Belgien und Frankreich. Mit rund<br />

650 000 Einwohnern auf einer Fläche<br />

von knapp 2600 km 2 ist es eine<br />

repräsentative Demokratie in Form<br />

einer konstitutionellen Monarchie.<br />

Großherzog Henri von Nassau übernimmt<br />

hauptsächlich repräsentative<br />

Aufgaben. Die politische Lage gilt als<br />

ausgesprochen stabil. Gemeinsam<br />

mit seinem Nachbarstaat Belgien<br />

und den Niederlanden bildet Luxemburg<br />

die Benelux-Staaten.<br />

■ Sprache<br />

Die Sprachensituation im Großherzogtum<br />

ist durch den Gebrauch und<br />

die gesetzliche Anerkennung der<br />

drei Amtssprachen Lëtzbuergesch<br />

(Luxemburgisch), Französisch und<br />

Deutsch gekennzeichnet. Die Luxemburgische<br />

Sprachenpolitik unterscheidet<br />

sich von der belgischen<br />

dahingehend, dass alle drei Sprachen<br />

gleichberechtigt nebeneinander<br />

existieren. Englisch ist die Verkehrssprache<br />

der großen ausländischen<br />

Gemeinschaft. Zudem gibt es<br />

in Luxemburg eine große portugiesische<br />

Gemeinschaft.<br />

■ Industrie<br />

Als globaler Finanzplatz ist Luxemburg<br />

eine Drehscheibe für den internationalen<br />

Fondvertrieb und Sitz<br />

vieler internationaler Banken. Der<br />

Dienstleistungssektor macht inzwischen<br />

rund 85 % des luxemburgischen<br />

Bruttoinlandsprodukts aus.<br />

Weitere wichtige Industriezweige<br />

sind die Maschinenbau- und Elektronikindustrie.<br />

Durch die steigende<br />

Nachfrage im In- und Ausland bieten<br />

sich gute Bedingungen für einen<br />

erfolgreichen Markteintritt deutscher<br />

Unternehmen. Auch der Bedarf<br />

an hochwertiger Medizin<strong>technik</strong><br />

ist in Luxemburg hoch. Da der<br />

Umfang der inländischen Branche<br />

jedoch vergleichsweise gering ist,<br />

fördert das Großherzogtum den Aufbau<br />

eines Biomedizin-Clusters und<br />

eröffnet deutschen Herstellern somit<br />

gute Geschäftschancen.<br />

www.debelux.ahk.de<br />

Der QT-Roboter hilft<br />

autistischen Kindern,<br />

Emotionen zu<br />

erkennen : Durch<br />

Veränderung des<br />

digitalen Gesichts<br />

lassen sich leichte<br />

Basisemotionen<br />

wie Freude, Ärger,<br />

Angst und Traurigkeit<br />

darstellen<br />

angewandten Künstlichen Intelligenz<br />

weltweit die Führung zu übernehmen.<br />

Dazu tragen unter anderem renommierte<br />

Forschungseinrichtungen sowie eine lebhafte<br />

Start-up-Szene bei. Da die geringe<br />

Größe des Landes für die Analyse großer<br />

KI-Datenmengen jedoch ein Nachteil ist,<br />

haben luxemburgische Akteure ein starkes<br />

Interesse an Kooperationen mit Forschungszentren<br />

in den Nachbarländern.<br />

Das eröffnet auch Chancen für deutsche<br />

Unternehmen.<br />

Roboter mit KI zeigt<br />

autistischen Kindern Gefühle<br />

Ein erfolgreiches Beispiel ist das Unternehmen<br />

LuxAI, ein Spin-off der Universität<br />

Luxemburg, das Robotik und Künstliche<br />

Intelligenz verknüpft. 2016 gründeten<br />

der auf KI spezialisierte Informatiker<br />

Dr. Pouyan Ziafati und die Medizinerin<br />

Dr. Aida Nazarikhorram ihr Unternehmen<br />

und stellten mit QT-Robot eine Lösung<br />

vor, die autistischen Kindern dabei helfen<br />

soll, neue soziale, emotionale und kommunikative<br />

Fähigkeiten zu erlernen.<br />

Der sprechende, 60 cm große Roboter<br />

vermittelt mit Hilfe ausdrucksstarker Gesichts-<br />

und Körperbewegungen, was Emotionen<br />

sind und wie man mit ihnen umgeht.<br />

Mittlerweile hat das Projekt Autismuswissenschaftler<br />

und Kliniker aus Luxemburg,<br />

Deutschland, Frankreich, Italien<br />

und dem Vereinigten Königreich zusammengebracht.<br />

In der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

der Uniklinik Erlangen<br />

wurde die Wirksamkeit bereits erfolgreich<br />

getestet.<br />

Ein weiteres internationales Projekt,<br />

an dem Kliniker und Forscher aus Luxemburg,<br />

Frankreich, Deutschland und der<br />

Schweiz beteiligt sind, ging im April dieses<br />

Jahres in Luxemburg an den Start: Ziel<br />

von Clinnova ist es, die Vorteile der Präzisionsmedizin<br />

für Behandlungsentscheidungen<br />

durch Datenverbund, Standardisierung<br />

und Interoperabilität zu nutzen.<br />

Das Projekt wird gemeinsam vom Luxemburgischen<br />

Nationalen Forschungsfonds<br />

(FNR), der Region Grand Est, dem Kanton<br />

Basel sowie dem Land Baden-Württemberg<br />

unterstützt und soll einen gemeinsamen<br />

Startpunkt für die Entwicklung medizinischer<br />

KI-Algorithmen im Herzen<br />

Europas schaffen. Der luxemburgische<br />

Teil des Clinnova-Projekts wird vom Luxembourg<br />

Institute of Health (LIH) in Zusammenarbeit<br />

mit der Universität Luxemburg,<br />

dem Centre Hospitalier du Luxembourg<br />

und den Hopitaux Robert Schuman<br />

geleitet. „Die transnationalen Forschungsinitiativen<br />

werden sich zu einer wichtigen<br />

Antriebskraft für die Grundlagenforschung<br />

entwickeln“, sagt Dr. Jasmin<br />

Schulz, Hauptkoordinatorin von Clinnova<br />

am LIH. Das Gesundheitsministerium unterstütze<br />

zudem das Ziel, eine führende digitale<br />

Wirtschaft zu werden.<br />

■<br />

Susanne Schwab<br />

susanne.schwab@konradin.de<br />

Weitere Informationen<br />

Zur Gtai:<br />

www.gtai.de<br />

Zum Social-Robot QT-Robot:<br />

www.luxai.lu<br />

Zum Luxembourg Institute<br />

of Health:<br />

www.lih.lu<br />

(Bild: Luxai)<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 63


■ [ INNOVATIONEN ]<br />

Kompakte 2“x3“<br />

Stromversorgung<br />

Medizinische Stromversorgung | Cosel hat sein Angebot<br />

an Stromversorgungen für die Medizin erweitert.<br />

Beide Modelle entsprechen den internationalen Sicherheitsstandards.<br />

Medizinische Anwendungen erfordern robuste und äußerst<br />

zuverlässige Stromversorgungen, die weltweit eingesetzt<br />

werden können und den Sicherheitsvorschriften entsprechen.<br />

Die Cosel Group, Toyama City, Japan, hat eine optimierte Flyback-Topologie-Plattform<br />

entwickelt, die ein gut Preis-/Leistungsverhältnis<br />

bieten soll. Die UMA-Serie kann im so genannten<br />

Universellen Eingangsspannungsbereich von 85 bis 264 VAC<br />

betrieben werden und hat einen typischen Wirkungsgrad von bis<br />

zu 91 % bei hoher Netzspannung. Derzeit sind standardmäßig<br />

vier einzelne Ausgangsspannungen für das UMA30F verfügbar:<br />

5V/15A, 12V/2,5A, 24V/1,3A und 48V/0,65A und fünf für das<br />

UMA60F: 5V/6A, 12V/4,5A, 15V/3,5V, 24V/2,5A und<br />

48V/1,25A. Der Ausgang ist werksseitig auf einen festen Wert<br />

eingestellt. Für den Fall, dass die Ausgangsspannung angepasst<br />

werden muss, ist eine Option „Y“ mit Potenziometer erhältlich.<br />

Beide Modelle der UMA-Serie haben einen universellen Eingangsbereich<br />

von 85 bis 264 VAC<br />

Die UMA-Serie verfügt über eine Einschaltstrombegrenzung sowie<br />

einen Überstrom- und Überspannungsschutz. Die vielseitigen<br />

und robusten Netzteile können in einem Umgebungstemperaturbereich<br />

von –20 °C bis +70 °C betrieben werden. Abhängig<br />

von der Art der Endmontage und den Kühlungsbedingungen<br />

kann eine Leistungsreduzierung erforderlich sein. Ausgerichtet<br />

auf den medizinischen Bereich, entspricht die Isolierung zwischen<br />

Eingang und Ausgang 2MOPP, zwischen Eingang und<br />

Masse 1MOPP und zwischen Ausgang und Masse 1MOPP. Die<br />

Geräte sind in Übereinstimmung mit ANSI/AAMI ES60601–1<br />

und EN60601–1 3rd Edition zugelassen. Bei Body-Floating-Anwendungen<br />

muss der Patientenableitstrom weniger als 100 µA<br />

betragen. Mit 75 µA liegt die UMA-Serie unter diesem Grenzwert<br />

und ist für solche Anwendungen geeignet. Sie entpricht zudem<br />

den europäischen RoHS- und Niederspannungsrichtlinien.<br />

Cosel Europe, Frankfurt am Main<br />

www.coseleurope.eu<br />

(Bild: Cosel)<br />

Firmenscout (Redaktion/Anzeige)<br />

1zu1 Prototypen ................ 51<br />

Deutschen Forschungs -<br />

Hiwin .................................... 65<br />

MULTIVAC Sepp<br />

RWTH Aachen ..................... 16<br />

Aerotech Elektronische<br />

gemeinschaft (DFG) .......... 10<br />

Hof Sonderanlagenbau .... 42<br />

Haggenmüller .. ..................15<br />

Scienion ................................ 16<br />

Steuerungen ................ 10, 51<br />

DIHK ...................................... 60<br />

Hopitaux Robert<br />

Munich Institute of<br />

Siemens Digital<br />

Aesculap ............................... 30<br />

Dymax .................................. 66<br />

Schuman .............................. 62<br />

Robotics and Machine<br />

Industries Software ........... 24<br />

Alltec ..................................... 52<br />

ELMET Elastomere .............35<br />

Inverto .................................. 60<br />

Intelligence .......................... 46<br />

Starrag Group Holding .......9<br />

Anomet Products ............... 66<br />

Enchanted Tools ................. 36<br />

Irish Manufacturing<br />

MVTec ................................... 44<br />

Stäubli Tec-Systems<br />

B&R Industrial<br />

Erdmann Solutions ..............3<br />

Research (IMR)....................<br />

44<br />

Odenwälder Kunststoff-<br />

Robotics .........................29, 42<br />

Automation ......................... 40<br />

Eschweiler ............................ 16<br />

Ithera Medical .................... 24<br />

werke Gehäusesysteme ... 65<br />

Storz Medical ...................... 51<br />

B. Braun ................................ 30<br />

EXSAL c/o Palexpo ....... 10, 27<br />

Karlsruher Institut für<br />

OFS Fitel, LLC .......................53<br />

Strama-MPS<br />

Beo ......................................... 32<br />

Foba Laser Marking +<br />

Technologie KIT ........... 10, 16<br />

Omron Elektronik .............. 38<br />

Maschinenbau .................... 40<br />

Bissinger ............................... 32<br />

Engraving ............................. 52<br />

LEE-Hydraulische Miniatur-<br />

Open Mind .......................... 30<br />

Swiss Photonics<br />

Bundesamt für Wirtschaft<br />

Frankfurt University of<br />

Komponenten ....................21<br />

Ophir Spiricon Europe ......47<br />

Integration Center ............. 19<br />

und Ausfuhrkontrolle ....... 60<br />

Applied Sciences ................ 10<br />

Ligentec ................................ 19<br />

Ostschweizer<br />

Technotrans ........................33<br />

BVMed ........................... 11, 60<br />

Fraunhofer HHI .................. 16<br />

LUKAS-ERZETT ...................55<br />

Fachhochschule OST ......... 19<br />

Tox Presso<strong>technik</strong> .............. 65<br />

Cab Produkt<strong>technik</strong> ........... 34<br />

Fraunhofer IBMT ................ 58<br />

LuxAI ..................................... 62<br />

Palexpo ................................. 10<br />

TU München ....................... 46<br />

Caisse Nationale de<br />

Fraunhofer ILT .............. 48, 54<br />

Luxembourg Institute<br />

Paul Scherrer Institut ........ 19<br />

UNISIG .................................37<br />

Santé ..................................... 62<br />

Fraunhofer IPT .................... 54<br />

of Health .............................. 62<br />

Plattform Lernende<br />

Universität Hamburg ........ 16<br />

Centex Machining ............. 52<br />

Fraunhofer ISE ....................... 8<br />

Mapal .................................... 28<br />

Systeme ................................ 12<br />

Universität Hannover ....... 16<br />

Centre Hospitalier du<br />

Fraunhofer IST ....................... 8<br />

Maxon Motor ................2, 36<br />

Polariton Technologies ..... 19<br />

Universität Luxemburg .... 62<br />

Luxembourg ........................ 62<br />

GSC Schwörer<br />

Messe Düsseldorf ................ 8<br />

QuiX Quantum ................... 16<br />

Universität Twente ............ 16<br />

Ceramoptec ......................... 51<br />

Antriebs<strong>technik</strong> ..................35<br />

Messe München ... 46, 49, 50<br />

RCT Reichelt<br />

VDA ....................................... 46<br />

Charité .................................. 12<br />

Gtai ........................................ 62<br />

Messe Stuttgart ................. 10<br />

Chemie<strong>technik</strong> ..................55<br />

VDMA ............................. 46, 60<br />

Coherent .............................. 56<br />

Günther<br />

Mikron Switzerland AG<br />

RWTH Aachen, Institut für<br />

Vieweg .................................43<br />

Constructor University,<br />

Heisskanal<strong>technik</strong> ............31<br />

Agno, Division Tool ............11<br />

Angewandte Medizintech-<br />

ZORN Maschinenbau .......41<br />

Bremen ................................. 15<br />

Harmonic Drive SE ...............5<br />

Mobil-Mark ......................... 50<br />

nik (AME) ............................. 15<br />

Zwick Roell ........................... 22<br />

Contexo ...............................45<br />

Haver & Boecker ................ 26<br />

Motion Dynamics .............. 56<br />

RWTH Aachen, Institut für<br />

Cosel ...................................... 64<br />

Heinz Nixdorf Institut ...... 16<br />

Multipix Imaging ............... 44<br />

Textil<strong>technik</strong> ...................... 15<br />

64 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Elektronik sicher im<br />

Gehäuse verpackt<br />

Kunststoffgehäuse | Die Serie Connect hat sich bei kabelgebundene<br />

Anwendungen in der Hand, auf dem<br />

Tisch oder an der Wand bewährt. Drei schmalere Gehäuseausführungen<br />

ergänzen das Standardportfolio.<br />

Die Connect-Kunststoffgehäuse sind nun in drei<br />

weiteren Größen erhältlich<br />

Die Gehäusereihe Connect eignet sich für kabelgebundene<br />

Anwendungen in der Hand, auf dem Tisch, an der Wand<br />

oder frei hängend. Zwei Kunststoffschalen, die schraubenlos<br />

miteinander verrastet werden, bilden jeweils das Grundgehäuse.<br />

Beide Stirnseiten sind so gestaltet, dass sie wahlweise konturbündig<br />

geschlossen oder mit Kabeltüllen ausgestattet werden<br />

können. Ab sofort ergänzen drei schmalere Gehäuseausfüh -<br />

rungen das Standardportfolio der Odenwälder Kunststoffwerke<br />

Gehäusesysteme GmbH, Buchen. Die Connect-Gehäuse sind aus<br />

UV-stabilisiertem V-0 Material ASA+PC-FR. Um den vielfältigen<br />

Anforderungen gerecht zu werden, wurden die Abmessungen 76<br />

x 54 x 22 mm, 116 x 54 x 22 mm und 156 x 54 x 22 mm (L x B x<br />

H) nun um die Größen 60 x 42 x 22 mm, 90 x 42 x 22 mm und<br />

120 x 42 x 22 mm ergänzt. So können miniaturisierte Elektro -<br />

nikanwendungen noch platzsparender „verpackt“ werden. Das<br />

Konstruktionsprinzip ist bei allen Versionen identisch: eine Gehäuseschale<br />

ist konvex, die andere abgeflacht mit vertieft liegender<br />

Fläche für eine Folientastatur oder ein Etikett. Somit ist die<br />

Vorderseite frei wählbar, je nach Einsatzzweck der Geräte. Für<br />

die Komplettierung der Gehäuseschalen sind Kabeltüllen und/<br />

oder Stirnteile als Zubehör erhältlich. Dadurch ergibt sich die<br />

Möglichkeit, beide Aussparungen mit Stirnteilen zu schließen,<br />

eine Seite mit Stirnteil und eine mit Kabelanschluss auszustatten<br />

oder sogar beidseitig Kabeldurchführungen vorzusehen. Die Kabeltüllen<br />

aus elastischem TPE-Material für Rundkabel mit<br />

Durchmessern 3,4 bis 5,9 mm sind in den Farben vulkan und<br />

schwarz lieferbar. Das jeweilige Kabeltüllen-Set enthält zudem<br />

eine Zugentlastung, um Kabel sicher und fest zu verklemmen.<br />

Zu den Anwendungsgebieten der Connect-Kunststoffgehäuse gehören<br />

neben Computerperipherie und Netzwerk<strong>technik</strong>, IoT/<br />

IIoT, Industrie 4.0 sowie Medizin- und Therapieanwendungen.<br />

OKW Gehäusesysteme, Buchen<br />

www.okw.de<br />

(Bild: OKW Gehäusesysteme)<br />

Antriebs<strong>technik</strong><br />

Bereit für den Reinraum: Zertifizierte Servopresse erreicht<br />

Luftreinheitsklasse 5<br />

Positionierung<br />

Linearmotorachsen mit<br />

neuer Profilbreite<br />

In sensiblen Branchen sind für sämtliche<br />

Prozesse reinraumtaugliche Komponenten<br />

erforderlich. Dazu zählen auch Antriebe.<br />

Mit den Servopressen aus der<br />

Electric-Drive-Core-Serie hat die Tox<br />

Presso<strong>technik</strong> GmbH & Co. KG, Weingarten,<br />

jetzt eine Lösung: Sie entspricht der<br />

Luftreinheitsklasse 5 gemäß ISO 14644-1.<br />

Der Antriebsspezialist musste die Servopresse<br />

hierfür nur minimal baulich verändern.<br />

Im nächsten Schritt beauftragte Tox<br />

das Fraunhofer-Institut für Produktions<strong>technik</strong><br />

und Automatisierung (IPA) in<br />

Stuttgart mit der Überprüfung. Das Ergebnis:<br />

Der Electric-Drive-Core-Antrieb<br />

entspricht der Luftreinheitsklasse 5 gemäß<br />

ISO 14644-1. „Mit dieser Reinraum-<br />

Zertifizierung haben wir einen Meilenstein<br />

erreicht, der uns neue Türen öffnet<br />

zu Anwendungen, die höchste Reinheitsbedingungen<br />

erfordern“, freut sich Marco<br />

Nimz, Produktmanager bei Tox Presso<strong>technik</strong>.<br />

Damit lassen sich die Servoantriebe<br />

der Produktfamilie Electric Drive<br />

Core auch für Produktionsumgebungen<br />

im Reinraum einsetzen.<br />

Tox Presso<strong>technik</strong>, Weingarten<br />

www.tox-presso<strong>technik</strong>.com<br />

(Bild: Tox Presso<strong>technik</strong>)<br />

Mit einer Profilbreite von 100 mm wird<br />

die Linearmotorachs-Baureihe HT-L der<br />

Hiwin GmbH, Offenburg, um eine besonders<br />

kompakte Baugröße erweitert. Die<br />

Hublänge von bis zu 5500 mm kann in<br />

Millimeter-Schritten frei konfiguriert werden,<br />

und auch das innenliegende Wegmess-System<br />

zeichnet den Lineartisch<br />

aus. Die HT100L bietet damit auch bei<br />

stark begrenztem Bauraum die Präzision<br />

und Dynamik einer Linearmotorachse.<br />

Bei der Auslegerachse HC100B soll die<br />

größere Profilbreite von 100 mm hingegen<br />

die Leistungsfähigkeit steigern. Die<br />

Nutzlast der Achse erhöht sich damit im<br />

Vergleich zur kleineren Baugrößen<br />

(HC080B) mit 30 kg auf 60 kg deutlich.<br />

Durch den Omega-Zahnriemenantrieb<br />

und die Option Brems-/Klemmelement<br />

eignet sich die HC100B für Vertikal-Anwendungen.<br />

Beide Linearachsen können<br />

im Online-Portal konfiguriert werden.<br />

Hiwin, Offenburg<br />

www.hiwin.de<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 65


ISSN 1863–7604<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH<br />

Anschrift: Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteurin:<br />

Redaktion:<br />

Ständige freie<br />

Mitarbeit:<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Layout:<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Dr. Birgit Oppermann (op),<br />

Phone +49 711 7594–459<br />

Susanne Schwab (su),<br />

Phone +49 711 7594–444<br />

Sabine Koll (sk),<br />

Daniela Engel,<br />

Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax +49 711 7594–1452<br />

E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Ana Turina,<br />

Phone +49 711 7594–273<br />

Joachim Linckh,<br />

Phone +49 711 7594–565,<br />

Fax +49 711 7594–1565<br />

Auftragsmanagement: Melanie Strauß,<br />

Phone +49 711 7594–403,<br />

ABONNEMENTS<br />

Leserservice:<br />

Erscheinungsweise:<br />

medizin&<strong>technik</strong>,<br />

Phone +49 711 7252–209,<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

6 x jährlich<br />

Bezugspreis:<br />

Inland jährlich 79,20 € inkl. Versandkosten und MwSt;<br />

Ausland: 85,80 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 13,30 €<br />

(inkl. MwSt zzgl. Versand).<br />

Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />

Inland 44,40 € inkl. Versand u. MwSt., Ausland 51,00 € inkl. Versand.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit:<br />

Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />

ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />

Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum<br />

Quartalsende. Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen<br />

oder höherer Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland:<br />

Jens Smith Partnership<br />

The Court, Long Sutton<br />

GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA<br />

Phone 01256 862589<br />

Fax 01256 862182<br />

E-Mail: jsp@trademedia.info<br />

Japan:<br />

USA:<br />

Mediahouse Inc.<br />

D.A. Fox Advertising Sales<br />

Kudankita 2-Chome Building Inc. Detlef Fox<br />

2–3–6, Kudankita 5 Penn Plaza, 19th Floor<br />

Chiyoda-ku, Tokyo 102 New York, NY 10001<br />

Phone 03 3234–2161 Phone +1 212 8963881<br />

Fax 03 3234–1140 Fax +1 212 6293988<br />

E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle in medizin&<strong>technik</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />

Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich welcher Art<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Werkstoffe<br />

Plattierter Verbunddraht für implantierbare medizinische<br />

Vorrichtungen<br />

Anomet Products mit Sitz in Shrewsbury<br />

im US-Bundesstaat Massachusetts hat einen<br />

nach kundenspezifischen Vorgaben<br />

herstellbaren, plattierten Verbunddraht<br />

auf den Markt gebracht. Durch die Möglichkeit<br />

der Kombination zahlreicher Eigenschaften<br />

ist der Draht sehr gut für den<br />

Einsatz in implantierbaren medizinischen<br />

Vorrichtungen geeignet.<br />

Der plattierte Medizin-Draht kann aus bis<br />

zu drei Werkstoffen in einem einzelnen<br />

Strang hergestellt werden. So lassen sich<br />

verschiedene Kombinationen von Korrosions-<br />

und Verschleißbeständigkeit, Festigkeit,<br />

Leitfähigkeit, Formbarkeit, Lötbarkeit,<br />

Bioverträglichkeit, Röntgenopazität<br />

und mehr erzielen. Zu typischen Konfigurationen<br />

für implantierbare Vorrichtungen<br />

gehören Platin-Iridium plattiertes<br />

Tantal, Platin-plattiertes MP35N, MP35N<br />

mit Silber-Kern, 316LVM-plattiertes Tantal,<br />

Nitinol-plattiertes Platin und Goldplattiertes<br />

Nitinol.<br />

Der Draht verfügt über ein glattes, einheitliches<br />

Oberflächenfinish. Er ist in Größen<br />

von 0,050 mm bis 3,175 mm Außendurchmesser<br />

mit einer Plattierungsstärke<br />

von 2 % oder mehr sowohl als Draht als<br />

auch als Band erhältlich. Einsatzgebiete<br />

sind Vorrichtungen für CRM, Neurostimulation,<br />

Gefäßtherapie und Blutzuckerkontrolle<br />

sowie Stents, Katheter, Führungsdrähte,<br />

Biosensoren und Monitore.<br />

Anomet, Shrewsbury/USA<br />

www.anometproducts.com<br />

Lichthärtende Materialien<br />

Neuer UV-Klebstoff für Fertigspritzen und medizinische<br />

Injektoren ermöglicht noch kürzere Verarbeitungszeiten<br />

(Bild: Dymax)<br />

Die Dymax Corporation, Torrington, Connecticut/USA,<br />

hat den medizinischen<br />

Klebstoff Dymax MD 1045-M für die Montage<br />

medizinischer Geräte vorgestellt. Der<br />

neue Klebstoff wurde speziell für das Verkleben<br />

von Glas-, Edelstahl-, ABS- und<br />

PC-Substraten entwickelt, die häufig für<br />

die Montage von Fertigspritzen, medizinischen<br />

Einweggeräten sowie Auto-, Penund<br />

Wearable-Injektoren verwendet werden.<br />

Bekannte Probleme wie unerwünschter<br />

Materialaustritt oder lange<br />

Aushärtezeiten während des Herstellungsprozesses<br />

werden minimiert. Zudem<br />

ist der einkomponentige, lösungsmittelfreie<br />

Klebstoff eine umweltfreundliche Alternative<br />

zu herkömmlichen lösungsmittelbasierten<br />

Klebstoffen. Aufgrund seiner<br />

niedrigen Viskosität von 475 mPas soll er<br />

sich deutlich schneller auf den Komponenten<br />

verteilen lassen, so dass die Zeit<br />

einiger Verarbeitungsschritte, die momentan<br />

länger als 30 s dauern, auf unter<br />

10 s reduziert werden kann. Die Aushärtung<br />

kann dann sowohl mit UV/Breitbandstrahlung<br />

als auch mit LED-Licht der<br />

Wellenlänge 365 nm in unter 5 s klebfrei<br />

erfolgen. Nach der Aushärtung weist der<br />

schrumpfsarme Klebstoff eine glasartige<br />

Oberfläche auf, ist vergilbungsbeständig<br />

und übersteht problemlos Gamma- und<br />

ETO-Sterilisationen sowie die Reinigung<br />

im Autoklaven.<br />

Dymax Europe, Wiesbaden<br />

www.de.dymax.com<br />

(Bild: Anomet)<br />

66 medizin&<strong>technik</strong> 03/2023


Industrie<br />

MEILEN<br />

STEINE<br />

Kleine Lösung, um nichts zu verpassen<br />

Das Gras wachsen hören – soweit<br />

reichen die menschlichen Fähigkeiten<br />

denn doch nicht. Aber möglichst viel<br />

vom eigenen Umfeld mitzubekommen,<br />

war den Menschen schon immer<br />

ein Anliegen. Wenn das Gehör nachließ,<br />

suchten sie sich daher Hilfsmittel.<br />

Was vielleicht mit einem hohlen Büffelhorn<br />

anfing und später als Hörrohr<br />

verbreitet war, fand Ende des 19. Jahrhunderts<br />

eine zierliche Fort setzung im<br />

so genannten Hörglöckchen. Dieses<br />

fiel weniger auf als die langen Hörrohre.<br />

Aber da die Patienten solche Lösungen<br />

selbst bezahlen mussten, blieben<br />

die Glöckchen größtenteils wohlhabenden<br />

Menschen vorbehalten. Sie boten<br />

eine Verstärkung um 15 bis 20 Dezibel<br />

– was unter dem Wert der Hörrohre<br />

liegt, die bis zu 30 Dezibel erreichen.<br />

Der Vorteil beim Glöckchen war,<br />

Zum Schluss<br />

19. Jhdt.<br />

Hörglöckchen<br />

mit Innenleben<br />

Die Glöckchen hatten<br />

innerhalb der Schallaufnahmeglocke<br />

oft<br />

eine Rohwendel, um<br />

die Verstärkung zu<br />

verbessern<br />

dass es weniger Resonanzen aufweist.<br />

Mehrere Hörglöckchen sowie zahlreiche<br />

andere Exponate sind im Hörgeräte-Museum<br />

der Akademie für Hörakustik<br />

in Lübeck zu besichtigen.<br />

www.afh-luebeck.de/akademie/<br />

hoergeraete-museum/<br />

(Bild: Akademie für Hörakustik)<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

16 Medienmarken für alle<br />

wichtigen Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und<br />

Vernetzung für Fach- und<br />

Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

Gedankenspiele | Können unsere Gedanken beeinflussen, wie wir<br />

etwas fühlen? Meine Yogalehrerin antwortet mit einem überzeugten<br />

Ja und legt mir zum Üben das Youtube-Video „Positive Affirmationen<br />

am Morgen“ ans Herz. Die Wissenschaft hingegen ist sich<br />

da noch uneins. Aber Forschende der Ruhr-Universität Bochum<br />

konnten in einem Experiment nachweisen, dass, wenn wir ernsthaft<br />

annehmen, unser Zeigefinger sei fünfmal größer, sich auch<br />

unsere Tastfähigkeit verbessert. Wurde den Studienteilnehmer<br />

unter Hypnose dagegen suggeriert, ihr Zeigefinger sei fünfmal<br />

kleiner , verschlechterte sich das Tastempfinden entsprechend.<br />

Wie wir die Welt erleben, hängt also auch davon<br />

ab, welche Überzeugungen wir haben, so das Ergebnis.<br />

Meine persönlicher kleiner Selbsttest läuft noch:<br />

Heute wird ein wundervoller Tag. Ich bin glücklich.<br />

Dieser Regen ist einfach total erfrischend. Dank meiner<br />

positiven Einstellung fühlt sich der Arbeitstag<br />

fünfmal kürzer an... Super, dann hab ich ja gefühlt<br />

fünfmal mehr Zeit für Dinge, die ich gerne aufschiebe.<br />

Susanne Schwab<br />

Redakteurin<br />

medizin&<strong>technik</strong><br />

Die passenden Medien für<br />

Sie und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

03/2023 medizin&<strong>technik</strong> 67<br />

media.industrie.de


Industrie<br />

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