Prof. Manfred Kautzky: Eine Biografie - Wiener Oboe
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Aus dem Anekdoten-Schatzkästlein <strong>Manfred</strong> <strong>Kautzky</strong>s<br />
Ich ging zu Saisonbeginn 1961/62 am Weg zum<br />
Konzerthaus an einer Plakatwand vorbei und<br />
bemerkte dort plötzlich meinen Namen als Solist mit<br />
dem <strong>Wiener</strong> Kammerorchester unter Paul Angerer,<br />
es handelte sich um das 1958 komponierte Milhaud-<br />
<strong>Oboe</strong>nkonzert, das ich nicht gekannt habe. Überrascht<br />
begab ich mich sofort zur Fa. Doblinger, da ich bisher<br />
noch nichts von diesem Auftritt wusste, um mir diese<br />
Noten umgehend zu kaufen.<br />
Probe mit den <strong>Wiener</strong> Philharmonikern. Ein Dirigent<br />
zum Orchester: „Ich will nicht zu viele Worte<br />
verlieren. Alles, was mit ‚zu‘ beginnt, ist schlecht: Zu<br />
laut, zu leise, zu langsam, zu schnell …“<br />
Stimme aus dem Orchester: „Zu Hause“<br />
Das <strong>Wiener</strong> Bläserquintett wurde vom zuständigen<br />
Ministerialrat um die musikalische Umrahmung einer<br />
Feierstunde im Schönbrunner Schloßtheater gebeten.<br />
Thema: Maria Theresia; Auszüge aus dem Tagebuch<br />
ihrer Zofe. Es wird Fred Liewehr lesen. Gewünschte<br />
Musikstücke: feierliche Intrada, ruhiger Mittelteil,<br />
beschwingter Ausklang. Also: Danzi B-Dur!<br />
Zur großen Überraschung des Ensembles liest Liewehr<br />
aus den letzten Seiten des Tagebuchs und schließt<br />
mit den Worten: „Und die Kaiserin verschied“.<br />
Pietätvolles Verneigen Liewehrs. —<br />
So, und wir sitzen mit einem fröhlichen Allegretto<br />
im 6/8 Takt am Podium. Ergo: Sehr langsamer,<br />
schwermütiger Vortrag, an der Grenze des<br />
Lächerlichen, gegen Schluß Beschleunigung ...<br />
Der Ministerialrat nachher vor dem Theater: „Ich<br />
habe selber vorher nicht gewußt, worum es bei dieser<br />
Feier geht!“<br />
Jeder Musiker kennt die berufsspezifi schen Albträume,<br />
von denen wir zeitweilig heimgesucht werden: im<br />
Hemd dazustehen und nach dem Frack zu suchen,<br />
während das Orchester bereits auftritt, ein nicht<br />
funktionierendes Instrument in Händen zu haben<br />
oder aus dem Rohr keinen Ton herauszubringen ...<br />
Manchmal werden nächtliche Schreckensvisionen<br />
dieser Art jedoch auch bittere Wirklichkeit:<br />
Rudolf Spurny, Oboist der Symphoniker und<br />
Lehrer am Konservatorium, entstieg eines Tages<br />
in der Johannesgasse einem Taxi, wobei ihm seine<br />
Rohrschachtel aus dem Sakko rutschte und auf<br />
den Boden fi el. Im selben Moment reversierte der<br />
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Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Porträtbüste <strong>Manfred</strong> <strong>Kautzky</strong>s mit <strong>Oboe</strong>nrohr<br />
Für jedes Mitglied des <strong>Wiener</strong> Bläserquintetts wurde<br />
eine Büste dieser Art angefertigt<br />
Taxifahrer, der es sichtlich eilig hatte, fuhr dabei<br />
mit dem Hinterreifen genau über die Rohrschachtel<br />
und zerdrückte sie zu einem fl underartigen Gebilde.<br />
Spurnys Flüche sind nicht überliefert ...