„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe
„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe
„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe
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WIENER OBOEN-JOURNAL<br />
Gesellschaft der Freunde der <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
33. Ausgabe März 2007<br />
Helene Kenyeri in der Staatsoper<br />
Die Akte Hans Hadamowsky<br />
Die Uraufführungs-Solisten in <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong>
2<br />
Editorial<br />
Liebe Aktionäre!<br />
Nach dem bedeutungsvollen Urteil des Europäischen<br />
Gerichtshofes, das Spielen der <strong>Wiener</strong><br />
<strong>Oboe</strong> sei nicht unter „Verbotenes Glücksspiel“<br />
einzuordnen, ist der Aktienkurs unserer Kapitalgesellschaft<br />
an der <strong>Wiener</strong> Börse steil nach oben<br />
gestiegen und hat selbst die kühnsten Prognosen<br />
übertroffen. Euer Investment hat sich gelohnt, die<br />
Verbindlichkeiten bei unserm Großwesir sind<br />
getilgt und die Portokassa für neue Zukäufe prall<br />
gefüllt, um auch dem Sultan einige neue Serails<br />
mit Folterkammer finanzieren zu können. So<br />
haben wir im Vorstand kürzlich beschlossen, eine<br />
weitere Kapitalerhöhung vorzunehmen und neu<br />
gedruckte junge Zahlscheine auszusenden, damit<br />
Sie weiter investieren und von der günstigen<br />
Konjunktur profitieren können. Wer solch<br />
lukrative Angebote ablehnt, sollte bedenken,<br />
dass unsere FMA „FinanzMarterAbteilung“<br />
für unsere in den USA an der Börse von Kent<br />
veranlagten Fonds unter Führung Dr. Albrechts<br />
bereits detaillierte Vorschläge für <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong><br />
<strong>Arten“</strong> auf den Tisch gelegt hat. Der Großwesir<br />
für Serailangelegenheiten, Dr. Ko-Bau, hat uns<br />
einen anderen wertvollen historisch interessanten<br />
Beitrag zur Eintreibung von Mitgliedsbeiträgen<br />
in früheren Zeiten zur Verfügung gestellt.<br />
Auf einer Roadshow präsentierte jüngst die der<br />
italienischen Mafiaorganisation zugerechnete Fa.<br />
Pasculli ihre neuesten (volatilen) Veranlagungsprodukte.<br />
Danach soll es laut unbestätigten<br />
Gerüchten zu Ermittlungen wegen Quälens eines<br />
Instumentes, dem man seine Tortur (Wasserkopf<br />
wie eine Zwiebel) richtig angesehen hat, gekommen<br />
sein. Als abschreckendes Beispiel bringen<br />
wir daher eine CD-Kritik über diesen bayerischen<br />
Berliner, der seine französische <strong>Oboe</strong> malträtiert,<br />
für rein technische Belange missbraucht und uns<br />
mit den vielen Tönen wohl in der Absicht verwirrt,<br />
ungestört Geldwäsche betreiben zu können.<br />
Doch haben wir getreu dem Motto „Panem et<br />
circenses“ in unserer Werbeabteilung das neue Super-<br />
Modell Helene Brot für unsere Sache gewinnen<br />
können. Sie bäckt derzeit ihre Brötchen in der <strong>Wiener</strong><br />
Oper, falls sie nicht gerade in tiefen Erdspalten oder<br />
Kellergassen Werbung für burgenländischen Wein<br />
in neuen Plastikdosen vornimmt oder auf Einladung<br />
bekannter Baumeister in Opernball-Logen residiert,<br />
um SMS-Nachrichten zu schreiben.<br />
Euer Sultan Josef Bednarik<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Einladung zur<br />
GENERALVERSAMMLUNG<br />
Sonntag, 29. April 2007, 13.10 Uhr<br />
Gastwirtschaft beim „Ronacher”<br />
1010 Wien, Seilerstätte 13<br />
im Kellergewölbe<br />
(vormals „MNOZIL”)<br />
Tagesordnung:<br />
Beschlussfähigkeit<br />
Bericht des Obmannes<br />
Bericht des Kassiers<br />
Bericht des Rechnungsprüfers<br />
Entlastung des Kassiers<br />
Wahl des Vorstands<br />
Beschlussfassung über diverse Vorhaben<br />
Allfälliges<br />
Einige wichtige Auszüge aus den Statuten:<br />
§4: Anträge zur Generalversammlung sind mindestens fünf<br />
Tage vor der Generalversammlung beim Vorstand<br />
schriftlich einzureichen.<br />
§6: Die Generalversammlung ist bei Anwesenheit der<br />
Hälfte <strong>aller</strong> stimmberechtigten Mitglieder beschlussfähig.<br />
Ist die Generalversammlung zur festgesetzten Stunde nicht<br />
beschlussfähig, so findet sie zwanzig Minuten später mit<br />
derselben Tagesordnung statt, die ohne Rücksicht auf die<br />
Anzahl der Erschienenen beschlussfähig ist.<br />
Stimmberechtigt sind alle ordentlichen (O) und ordentlich<br />
ermäßigten (Oe) Mitglieder, die im Jahre 2006 oder bereits<br />
2007 ihren Mitgliedsbeitrag beglichen haben.<br />
Unsere Bankverbindung<br />
Vereinigte Volksbanken<br />
Baden-Mödling-Liesing<br />
Knt. Nr. 536 36 35 0000<br />
BLZ: 42750<br />
A- 2340 Mödling, Freiheitsplatz 5-6<br />
Tel.: 02236/47131 (Fax 4713150)<br />
e-mail: vb-moedling@baden.volksbank.at<br />
IBAN: AT6442750 5363635 0000<br />
BIC: VBOEATWWBAD
Helene Kenyeri in der <strong>Wiener</strong> Staatsoper<br />
Beim letzten Opern-Probespiel wurde Helene<br />
Kenyeri als Nachfolgerin von Günther Lorenz engagiert<br />
<strong>–</strong> sie ist somit die erste Frau in der Bläsergruppe<br />
des Staatsopernorchesters. Grund genug, sie zu ihrer<br />
Ausbildung und bisherigen Laufbahn zu befragen <strong>–</strong><br />
ausgehend von der Frage, wie sie in ihrem Heimatort<br />
Rechnitz zur <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> kam?<br />
Ich habe mit 9 Jahren begonnen, an der Musikschule<br />
in Rechnitz Klarinette bei Rudolf Wendl zu lernen. In<br />
den Ferien fand ich im Haus eine alte Klarinette meines<br />
Vaters, mit der ich sofort ohne Unterricht trötete.<br />
Ich begann auch bald in der örtlichen Blaskapelle<br />
bei den üblichen Festlichkeiten wie Begräbnissen,<br />
Frühschoppen und Hochzeiten mitzuwirken. In<br />
der Unterstufe ging ich dann in Oberschützen ins<br />
Musikgymnasium und hatte kurz bei Peter Forcher,<br />
dann längere Zeit bei Hubert Salmhofer Unterricht.<br />
In dieser Zeit spielten wir, auf Anregung Herbert<br />
Schönfeldingers, Hausmusik in der Besetzung zwei<br />
Klarinetten (meine Schwester und ich), Kontrabaß<br />
(Vater) und Sekundgeige (Freundin Lisi Ladenhauf,<br />
später Mama). Wir haben damals sogar einen Preis<br />
beim „Alpenländischen Volksmusikwettbewerb“<br />
errungen. Ich war sicher, weiter Musik machen zu<br />
wollen. Mittlerweile war ich schon 16 Jahre und wollte<br />
eigentlich an der Musikhochschule studieren. Doch<br />
Hubert Salmhofer meinte, dass der Klarinettenmarkt<br />
überlaufen ist und ich mir überlegen sollte, ob mich<br />
nicht auch <strong>Oboe</strong> oder Fagott interessieren würden.<br />
Da ich kein Bassinstrument lernen wollte, kam nur<br />
die <strong>Oboe</strong> in Frage, und ich dachte: „Ich kann es ja<br />
probieren, wenn es mir nicht gefällt, dann höre ich<br />
halt wieder auf.“ Hubert stellte mich Prof. Gerhard<br />
Turetschek vor, und damit war ich zur Oboistin mutiert<br />
und habe der Klarinette abgeschworen, obwohl<br />
ich zugeben muss, dass ich manchmal für einige<br />
Auftritte mit der Hausmusik rückfällig geworden<br />
bin. Rückblickend kann ich Hubert für seinen guten<br />
Rat nur dankbar sein. Ich glaube, dass es für jeden<br />
ein zu ihm besonders gut passendes Instrument gibt.<br />
Und bei der <strong>Oboe</strong> habe ich mich eigentlich ziemlich<br />
bald wohl gefühlt. Anfänglich konnten wir uns zwar<br />
Mäusefallen ersparen, und meine Mutter brauchte<br />
gute Nerven, denn sie war immer die Erste, die nach<br />
den Stunden das Neuerlernte zu hören bekam. Mit<br />
19 Jahren maturierte ich am Musikgymnasium Oberschützen<br />
und begann daraufhin ergänzend noch IGP<br />
(Instrumental- und Gesangspädagogik) zu studieren.<br />
Erst ein Jahr später fasste ich (durch gutes Zureden<br />
des Präsidenten) den Entschluss, nach Wien zu<br />
übersiedeln.<br />
Das war damals ein mutiger Schritt!<br />
Ja, es war eine schwierige Entscheidung! Nicht nur<br />
privat, sondern auch organisatorisch. Zuerst steckte ich<br />
meine Möglichkeiten ab. Dann entschied ich mich für<br />
den Lehrer Harald Hörth, der mit mir den steinigen<br />
Weg am <strong>Wiener</strong> Konservatorium beschritt.<br />
Du bist auch weiterhin bei Turetschek inskribiert<br />
geblieben?<br />
Die letzten fünf Jahre hatte ich zwei Lehrer, die<br />
sich, wie ich jetzt sagen kann, perfekt ergänzten. Die<br />
musikalischen Ansichten waren im Prinzip dieselben,<br />
nur die aufgezeigten Wege dorthin andere. Nach einem<br />
Jahr in Wien verlegte ich auch das Pädagogikstudium<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 3
nach Wien, wo ich von Wolfgang Zimmerl in den<br />
Fächern Lehrpraxis und Didaktik unterrichtet wurde.<br />
Dadurch bin ich auch auf das Thema Konzentration<br />
aufmerksam gemacht worden, welches ich später im<br />
Zuge der Probespielvorbereitung bei Carol Honeck<br />
vertieft habe. Das IGP-Studium schloss ich im März<br />
2005, das Konzertfachstudium im Juni 2006 ab, jeweils<br />
mit Auszeichnung.<br />
Du bist dann aber bald zu Probespielen gegangen und<br />
hast auch an Wettbewerben teilgenommen?<br />
Ja, mein erstes war das Probespiel in der Staatsoper,<br />
welches dann Harald Hörth gewonnen hat. Bei<br />
Wettbewerben habe ich beim Anton Bruckner<br />
Förderungspreis der <strong>Wiener</strong> Symphoniker 2003 den<br />
ersten Preis mit Katharina Vejvoda geteilt, beim<br />
Alexander Wunderer Wettbewerb 2005 der <strong>Wiener</strong><br />
<strong>Oboe</strong>ngesellschaft bekam ich den 2. Preis, und letztes<br />
Jahr mit meinem Trio Mignon (www.trio-mignon.at)<br />
einen ersten Preis bei Musica Juventutis.<br />
Wie hast Du Dich im speziellen für das letzte Probespiel<br />
vorbereitet?<br />
Die Vorbereitung am Instrument, also mein Übekonzept,<br />
habe ich nicht verändert, sondern meine<br />
Einstellung. Es ist mir bewusst geworden, dass ich<br />
nicht allen gefallen muss und kann, sondern mir treu<br />
bleiben will, auch auf die Gefahr hin, dass es vielleicht<br />
Jemandem nicht gefällt. Ich hatte gelernt, das Probespiel<br />
als Chance und nicht als unangenehmen Test<br />
anzusehen, denn man kann immer etwas Positives mit<br />
nach Hause nehmen, das ist klar und das Leben wird<br />
in jedem Fall weitergehen.<br />
Du bist aber kein „nervöser“ Typ?<br />
Normalerweise nicht <strong>–</strong> also vor dem Auftritt schon ein<br />
bisschen, aber während des Spielens eigentlich nicht.<br />
Du spielst auch viel mit Doppelzunge?<br />
Ja, alles was schnell ist! Aber Ernst beiseite, es ist eine<br />
wichtige Spieltechnik, die jeder beherrschen sollte und<br />
die zur Präzision beiträgt.<br />
Bist Du eine Viel-Überin?<br />
4<br />
Phasenweise. Wenn man einen Rappel hat, kann es<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
schon vorkommen, dass es viel ist. Aber normalerweise<br />
habe ich meine täglichen Übungen: Tonleiter-,<br />
Chromatik-, Staccatoübungen und Töne aushalten.<br />
Wenn ich dann noch Lust habe, kommen die aktuellen<br />
Stücke und längerfristige Projekte und Vorhaben.<br />
Wann kommen dann die Rohre dran?<br />
Das kann ich eigentlich gar nicht beantworten. Da<br />
habe ich keinen fixen Plan. Je nach Bedarf, wenn die<br />
Rohre gehen, gehen Sie, wenn nicht, schabt man, bis<br />
eines funktioniert. Aber normalerweise habe ich in<br />
jedem Stadium einige Probanden, deren Stunde noch<br />
nicht geschlagen hat. Wichtig ist, dass die Basis in<br />
Ordnung ist: Das Werkzeug und die Dinge, die man<br />
beeinflussen kann, müssen passen. Ich verwende auch<br />
immer dieselben Stifte (von Niki Reinbold), am Anfang<br />
hatte ich lauter verschiedene. Das Holz ist sowieso ein<br />
ständiger Unsicherheitsfaktor.<br />
Auf welchen Instrumenten spielst Du?<br />
Ich spiele eine Yamaha-<strong>Oboe</strong> 804 ohne Besonderheiten<br />
(also keine Oktav- oder Halbautomatik und<br />
Trillerklappen, ausgenommen der Resonanzklappe<br />
für das „f“). Gottfried Boisits hat mir lange sein<br />
Zuleger-Englischhorn geliehen, seit einem halben<br />
Jahr spiele ich auf einem neuen Leihinstrument der<br />
Konservatorium Privatuniversität Wien (von Karl<br />
Radovanovic). Ab Juni, so hoffe ich, werde ich dann<br />
mein eigenes Englischhorn in Händen halten.<br />
Du trägst einen Gurt zum Halten des Englischhorns?<br />
Es ist mir einfach zu schwer, und das Gewicht<br />
beeinträchtigt die Finger der rechten Hand. Von einer<br />
Freundin habe ich einen Fagottgurt ausprobiert, und<br />
festgestellt, dass es damit wesentlicher besser geht.<br />
Seitdem verwende ich ihn.<br />
Warum bist Du Vegetarierin?<br />
Es hat zum einen gesundheitliche Gründe und zum<br />
andern war ich von zu Hause gewohnt, nie viel Fleisch<br />
zu essen. Ich war sehr lange strenge Vegetarierin, doch<br />
derzeit sehe ich das etwas lockerer, obwohl ich noch<br />
immer sehr wenig Fleisch esse.<br />
Danke für das Gespräch und alles Gute für die neue<br />
große Aufgabe!
Die Akte Hans Hadamowsky<br />
Von Ernst Kobau<br />
„Nach sechs Jahren drückender Arbeitslosigkeit ging<br />
ich im Jahre 1936 bei einem Konkurrenzspiel für das<br />
Orchester der <strong>Wiener</strong> Staatsoper und Philharmoniker<br />
als Sieger hervor und wurde bald darauf auch zum<br />
<strong>Oboe</strong>lehrer an der Musikschule der Stadt Wien<br />
bestellt. 1950 wurde ich dann als Lehrer für <strong>Oboe</strong><br />
und Musiktheorie an die Akademie für Musik und<br />
Darstellende Kunst berufen.“<br />
1) Fragen und Indizien<br />
Autobiografischen Skizzen ist generell mit Skepsis<br />
zu begegnen: wie Palimpseste geben sie erst nach<br />
sorgfältiger Behandlung einen darunter liegenden,<br />
unsichtbar gemachten Text frei. Woran aber sollte<br />
sich beim obigen Text Misstrauen entzünden?<br />
a) „Bald darauf“ ist eine schwammige Zeitangabe, die<br />
der Spezifizierung bedarf. Im Konservatorium ist sie<br />
in Erfahrung zu bringen: 1938 wurde Hadamowsky<br />
<strong>Oboe</strong>nlehrer. Aber seit 1945 unterrichtete Rudolf<br />
Spurny <strong>Oboe</strong>. Wo war Hadamowsky also zwischen<br />
1945 und 1950 pädagogisch tätig?<br />
b) Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hatten die<br />
<strong>Wiener</strong> Philharmoniker „Musikerbücher“ angelegt:<br />
jedem Mitglied waren darin zwei Seiten reserviert,<br />
auf denen säuberlich Eintritts-, Pensionierungs- und<br />
Todesdatum, Funktion im Orchester als Musiker und<br />
im Verwaltungsbereich, Auszeichnungen usw. verzeichnet<br />
wurden. Unter „Hans Hadamowsky“ ist (wie<br />
auch bei Hans Kamesch) u.a. zu lesen: „Mitglied der<br />
Hofmusikkapelle bis 1945“. Warum spielte er dann<br />
nicht mehr?<br />
2) Recherche<br />
Liegt der Geburtstag mehr als hundert Jahre zurück,<br />
sind personenbezogene Recherchen im Staatsarchiv<br />
möglich. Im Fall Hans Hadamowsky gab es denn<br />
auch zwei Akte:<br />
a) den von den NS-Behörden 1938 angelegten<br />
Gauakt (Personal-Fragebogen zum Antragschein auf<br />
Ausstellung einer vorläufigen Mitgliedskarte und zur<br />
Feststellung der Mitgliedschaft im Lande Österreich)<br />
b) ein 1948 eingereichtes „Nachsichtsgesuch „<br />
gem. §27 VG<br />
/47, Geschäftszahl 204-907/2N/48, Grundzahl 204907“ 204907<br />
JOHANN VOTRUBA<br />
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Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 5
3) Fakten<br />
a) Laut „Personalfragebogen“ war Hans Hadamowsky<br />
am 30. Oktober 1931 im „Gau Niederösterreich Bz.<br />
Purkersdorf“ gemeinsam mit seiner Frau Melanie<br />
der NSDAP beigetreten (Mitgliedsnummer 612.998)<br />
Nach dem Verbot der Partei im Juni 1933 trat bis<br />
zum Erhebungszeitpunkt (Mai 1938) „keine Unterbrechung<br />
der Parteibeitragsleistung ein“. 1931-33<br />
erfüllte er die Funktion eines Kassenwarts der<br />
NSBO (Nationalsozialistische Betriebsorganisation)<br />
Purkersdorf, nach 1933 war er Kassenwart der Ortsgruppe<br />
Tullnerbach. Er war auch Mitglied (aber<br />
kein Funktionär) der Vaterländischen Front. Unter<br />
„Angaben „ des Antragstellers über sonstige Tätigkeit<br />
für die NSDAP“ ist der handschriftliche Vermerk<br />
Hadamowskys zu lesen:<br />
Außer meiner ununterbrochenen Tätigkeit als Kassenwart<br />
in der illegalen Zeit habe ich ein Referat über<br />
musikalische Volksbildung im Kampfbund für<br />
Deutsche Kultur übergehabt. Seit dem Umbruch bin<br />
ich Kassenwart der NSBO Staatsoper.<br />
Auf der Rückseite des Fragebogens werden<br />
amtlicherseits am 10. Juli 1938 die Angaben vollinhaltlich<br />
bestätigt und das Ansuchen „auf das Entschiedenste<br />
befürwortet“, da „der Antragsteller seine<br />
Zugehörigkeit zur NSDAP während der ganzen Zeit<br />
durch Einsatz für die Partei und ununterbrochene<br />
Beitragsleistung unter Beweis gestellt [hat]“. Da Hadamowsky<br />
nach Einschätzung der Gauleitung Wien<br />
(Personalamt Hauptstelle politische Beurteilungen<br />
Zahl 408/24.9.40) einen guten Ruf in der Ortsgruppe<br />
genoss und als „politisch wie charakterlich vollständig<br />
einwandfrei“ galt, wurde er auch am 11.12.1939 mit<br />
Wirkung vom 16.11. als Mitarbeiter der Hauptstelle im<br />
Kreispropagandaamt (Feiergestaltung) angemeldet und<br />
vom Kreispersonalamt VI zur besonderen Förderung<br />
bei der Parteikanzlei vorgeschlagen (Pol.2243)<br />
b) Gnadengesuch: Am 16. April 1948 langte im<br />
Bundeskanzleramt folgendes, mit 14. April datiertes<br />
Schreiben Hans Hadamowskys (vertreten durch<br />
Rechtsanwalt Dr. Otto Mayr, Rotenturmstr. 13) ein:<br />
Ich bitte, dieses Gesuch dem Herrn Bundespräsidenten<br />
mit den Antrag auf Befreiung von allen im Art. III<br />
und IV des Verbotsgesetzes 1947 und in besonderen<br />
Gesetzen enthaltenen, an die Qualifikation als<br />
6<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Minderbelasteter geknüpften Folgen und Bestimmungen<br />
mit Ausnahme der Sühneabgabe (§18 Abs. 1 lit.a)<br />
weiterzuleiten.<br />
Ich begründe die Bitte damit, dass ich meine Zugehörigkeit<br />
zur NSDAP niemals missbraucht habe, was aus den<br />
meine Person betreffenden Akten bei der zuständigen<br />
Registrierungsstelle, sowie des BfInneres (Gauakt),<br />
wohl auch einwandfrei entnommen werden kann, dass<br />
ich weiter selbstverständlich zur unabhängigen Republik<br />
Österreich positiv eingestellt bin.<br />
Ich gehöre dem Orchester der <strong>Wiener</strong> Philharmoniker<br />
als Englisch Hornist und Oboist an. Die künstlerische<br />
und musikalische Weltgeltung dieses Ensembles, sowie<br />
dessen Bedeutung für das Musikleben Österreichs<br />
bedarf keiner besonderen Erwähnung. Nach der durch<br />
den Einbruch des Nationalsozialismus in Österreich<br />
erzwungenen fast achtjährigen Absperrung Österreichs<br />
von der Welt waren die <strong>Wiener</strong> Philharmoniker<br />
die ersten, die den Ruf Österreichs als Kultur- und<br />
Musikzentrum durch Reisen in das Ausland wieder<br />
hergestellt haben. Durch die Tournee nach Frankreich<br />
und vor allem nach England haben wir Wien und<br />
damit Österreich wieder die erforderliche Stellung<br />
im Musikleben verschafft, was Bruno Walter durch<br />
folgende Worte ausgedrückt hat:<br />
„Wissen Sie, was Sie gemacht haben? Ein Stück Weltgeschichte.<br />
Sie haben gehört und in den Zeitungen<br />
gelesen, wie man von Wien als Kunst- und Musikstadt<br />
mit grösster Bewunderung spricht und Sie haben<br />
diesen Ruf so vortrefflich gerechtfertigt. Damit haben<br />
Sie aber eine ganz grosse Botschaft als Mission erfüllt.<br />
Sie haben gezeigt, dass dieses Wien lebt und nicht<br />
vergehen kann.“<br />
Eine volle Ausschöpfung und Entfaltung meiner künstlerischen<br />
und musikalischen Fähigkeiten liegt somit wohl<br />
nicht nur im Interesse der <strong>Wiener</strong> Philharmoniker allein,<br />
sondern auch im Interesse Österreichs und der Stadt<br />
Wien, deren wohl wichtigstes Aktivum die musikalische<br />
Weltgeltung unseres Landes und unserer Stadt ist. Es ist<br />
selbstverständlich, dass ich bestrebt bin, zwecks Verfolgung<br />
dieser Interessen, die ich als Dienst an meinem<br />
Vaterlande betrachte, mich mit meiner ganzen Person<br />
einzusetzen. Meine volle künstlerische Entfaltung muss<br />
jedoch verständlicherweise so lange behindert sein, als<br />
ich zahlreichen Hemmnissen unterworfen bin, die die<br />
Art. III und IV des Verbotsgesetzes 1947 und zahlreiche<br />
Sondergesetze an meine politische Einstufung als<br />
„Minderbelasteter“ knüpfen.<br />
Ich glaube daher, dass die Beendigung dieses<br />
Zustandes durch Gewährung der von mir beantragten
Nachsicht infolge Vorliegens berücksichtigungswürdiger<br />
Umstände begründet und im öffentlichen Interesse<br />
gelegen ist.<br />
Das Ansuchen eröffnete den üblichen Amtsweg:<br />
Veranlassung der Veröffentlichung bei der zuständigen<br />
Registrierungsbehörde im Magistratischen Bezirksamt<br />
für den 14. Bezirk mit vierzehntägiger Anschlagefrist,<br />
um etwaige Bedenken gegen die Genehmigung des<br />
Gesuchs geltend machen zu können; Übermittlung<br />
der Zuschrift zur Stellungnahme an die zuständige<br />
Magistratsabteilung der Stadt Wien und das Innenministerium.<br />
Beigelegt war dem Akt ein Auszug aus<br />
dem Registrierungsblatt zur Verzeichnung der Nationalsozialisten,<br />
das neben dem Beitrittsdatum zur NSDAP<br />
auch einen Beitritt zur SA (am 1. Oktober 1931)<br />
auflistet. Hadamowsky galt daher gem. §17, Abs. (3);<br />
Vg. 1947 als minderbelastet. Dies wurde im Bericht des<br />
Innenministeriums (Abt.2, Kriminalbeamtengruppe)<br />
vom 24. April 1948 unter Berufung auf die Auskunft<br />
der Polizeidirektion Wien (staatspolizeiliche Zentral-<br />
Evidenz) bestätigt und weiters hinzugefügt:<br />
Zur Urk. Zl. 111.355, wird er nach Originalunterlagen<br />
als Mitglied der NSDAP seit Mai 1933 in Vormerkung<br />
gehalten. Laut Angaben bei seiner Registrierung war<br />
er Mitglied vom Jahre 1931 bis 1933 und ab 1938-<br />
45 der NSDAP. […] Die vom Gefertigten geführten<br />
vertraulichen Erhebungen in Purkersdorf und in<br />
der Umgebung seines Wohnhauses ergaben, dass<br />
Hadamowsky, wie auch seine Familie bzw. seine<br />
engsten Verwandten als äusserst fanatische Verfechter<br />
des NS-Regimes in Erinnerung sind, jedoch sind keine<br />
Umstände bekannt geworden, dass sich Genannter<br />
auf Grund seiner ehemals politischen Gesinnung<br />
irgendwelche Ausschreitungen gegenüber anders<br />
Gesinnten zu Schulden kommen liess. Es konnte auch<br />
über sein derzeitiges staatsbürgerliches wie moralisches<br />
Verhalten nichts Nachteiliges in Erfahrung gebracht<br />
werden. Er wird günstig beleumundet und dürfte derzeit<br />
der ÖVP sympathisierend gegenüber stehen. Bemerkt<br />
wird, dass sich Genannter trotz seiner eifrigsten<br />
Zugehörigkeit zur NSDAP in politischer Weise, wie dem<br />
Gefertigten mitgeteilt wurde, niemals exponierte.<br />
Auf der Rückseite des Akts findet sich auf Grundlage<br />
dieses Berichts ein Vermerk des Innenministeriums:<br />
[…] Nach dem bisherigen Ergebnis der Erhebungen<br />
konnten keine Anhaltspunkte dafür ermittelt werden,<br />
dass der Obgenannte seine Zugehörigkeit zur NSDAP<br />
jemals missbraucht hat. Auf Grund der eingeholten<br />
Informationen kann auf seine positive Einstellung zur<br />
unabhängigen Republik Österreich geschlossen werden.<br />
30. April 1948 Dr. Mayer für den Bundesminister<br />
Nachdem die vom 19. April bis 3. Mai 1948 an<br />
der Amtstafel des Mag. Bezirksamts angeschlagene<br />
„Öffentliche Aufforderung“ keine Bedenken gegen die<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 7
Genehmigung des Nachsichtsgesuchs erbracht hatte,<br />
erstellte das BKA folgenden Bescheid:<br />
Aus dem mit dem Bericht vom 4.5.48 vorgelegten, gemäß<br />
§27, Verbotsgesetz 1947 eingebrachten Ansuchen des<br />
Dr. Hans Hadamowsky […] ist zu ersehen, dass der<br />
Genannte zum Personenkreis der Minderbelasteten<br />
im Sinne des §17, Abs. (3) Verbotsgesetz 1947 gehört.<br />
Soferne dies zutrifft, […] enden für ihn am 6. Juni 1948<br />
gemäß Art. I, §1 des Bundesverfassungsgesetzes vom<br />
21. April 1948, B.G.Bl. Nr. 39, die im Verbotsgesetz 1947<br />
und in sonstigen Gesetzen enthaltenen Sühnefolgen.<br />
[…] Die vermögensrechtlichen Verfügungsbeschränkungen<br />
gemäß §20 Verbotsgesetz 1947 werden von<br />
der Ausnahmebewilligung nicht betroffen. Ebenso<br />
bleibt eine allfällige Erstattungspflicht gemäß §23<br />
Verbotsgesetz 1947 aufrecht.<br />
8<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Wien, am 9. Juli 1948<br />
Dem Akt lag weiters die Kopie eines bereits im August<br />
1945 eingebrachten Nachsichtsgesuchs und der folgende<br />
Bericht der Landeshauptmannschaft (des Magistrates<br />
der Stadt Wien vom 27.8.1945, M.N4. 1021/XIV an<br />
die Staatskanzlei Zl. 35.841 <strong>–</strong> 2 N/1945) bei:<br />
[…] Promovierte 1930 zum Dr. phil., trat dann nach<br />
zweijähriger Arbeitslosigkeit 1932 der NSDAP bei in<br />
dem Glauben, dass die Rettung der Heimat aus der Krise<br />
im Anschluß an Deutschland zu finden sei. Vom Verbot<br />
der NSDAP an bis 1938 hatte er keinen Kontakt mit der<br />
Partei und leistete auch keine Zahlungen oder Spenden.<br />
Nach der Besetzung Österreichs trat er neuerdings der<br />
Partei bei, ohne sich aber, ebensowenig wie früher,<br />
politisch zu betätigen. Trug kein Parteiabzeichen.<br />
Seine Gleichgültigkeit gegen die Partei verwandelte<br />
sich nach und nach in ausgesprochene Abneigung,<br />
besonders nach Kriegsausbruch, da er darin Niedergang<br />
des Kunstlebens und der abendländischen Kultur<br />
überhaupt erblickte. Half vom Regime verfolgten Personen,<br />
so. z. B. einer Frau Kienast, welcher er, als<br />
sie von Leuten des Gauleiters Scharitzer gewaltsam<br />
aus ihrer Wohnung gedrängt wurde, in seinem Haus<br />
Zuflucht gewährte. Auch mit seinem jüdisch versippten<br />
Kollegen Jettl verkehrte er weiter freundschaftlich.<br />
Belege: 1 Bestätigung der obgenannten Frau Margarete<br />
Kienast, 3 weitere Beilagen mit Erklärungen von 6 Berufskollegen,<br />
die bestätigen, dass Dr. H. seine Parteizugehörigkeit<br />
nie missbraucht und sich im Laufe der Zeit gegen<br />
das n.z. Regime zunehmend ablehnend verhalten hat.<br />
Die Landshauptmannschaft empfahl einen „Antrag<br />
auf Stattgebung ausschließlich auf Grund des h.a.<br />
Auftrages vom 3.8.1945, Z. 5472-2N/1945, entgegen<br />
dem Beschluss der Begutachtungskommission, der auf<br />
Ablehnung lautete.“ Es finden sich dazu keine weiteren<br />
Unterlagen im Akt.<br />
4) Ergänzende Erläuterungen<br />
Kassenwart: Die Ortsgruppe war die Gebietseinheit<br />
der NSDAP unterhalb der Kreisebene und umfasste<br />
auf dem Land eine oder mehrere Gemeinden; in<br />
Städten entsprach sie Stadtteilen bzw. -vierteln.<br />
Der Ortsgruppenleiter wurde auf Vorschlag des<br />
Kreisleiters vom Gauleiter ernannt und kontrollierte<br />
die Zellen- und Blockleiter seines Gebiets. Eine<br />
wichtige Aufgabe bestand in der Beobachtung, Betreuung<br />
und Überwachung (politische Beurteilung) der in<br />
ihrem Hoheitsgebiet wohnenden Bevölkerung. Ihm<br />
zur Seite standen der Kassenwart und manchmal<br />
der Propagandawart. In einer Ortsgruppe waren<br />
zunächst 50-500 Parteigenossen organisiert, nach der<br />
NSDAP-Organisationsreform des Jahres 1936 wurden<br />
Ortsgruppen nach der Anzahl der Haushalte ihres<br />
Gebiets (höchstens 1500) eingerichtet.<br />
Das Verbotsgesetz in der Fassung von 1945 hatte<br />
vor allem die rund 100.000 „Illegalen“ (den „harten<br />
ideologischen Kern“) im Visier, während die 1938<br />
oder später Beigetretenen eher als opportunistische<br />
„Mitläufer“ eingestuft wurden. Das Verbotsgesetz 1947<br />
richtete dagegen das Augenmerk auf Ausmaß und Art<br />
der nationalsozialistischen Aktivität im NS-Regime<br />
und teilte danach die Registrierten in „Belastete“ (in<br />
Wien rund 10.000 Personen) und „Minderbelastete“<br />
(ca. 100.000). Von der Möglichkeit, Gnadengesuche<br />
an den Bundespräsidenten zu richten, machten seit<br />
1945 mehr als 80% der Registrierten Gebrauch und<br />
lähmten damit weitgehend die behördliche Tätigkeit.<br />
Dennoch waren im April 1948 nur ca. 5000 Personen<br />
von den Sühnefolgen ausgenommen. Die Artikel III<br />
und IV bezogen sich auf eine einmalig zu leistende<br />
Sühneabgabe, die Beschränkung bzw. Rückreihung<br />
auf untergeordnete Dienstposten im öffentlichen Dienst<br />
und die damit verbundene Kürzung der Bezüge, die<br />
Kürzung der Ruhegenüsse um ein Drittel, das bis April<br />
1950 befristete Verbot der Ausübung eines Lehrberufs,<br />
der Unternehmensführung und Ausübung diverser<br />
Berufe in Gesundheitswesen, Justiz und Kultur, die<br />
Einschränkung politischer Rechte sowie der Verfügung<br />
über bewegliches und unbewegliches Vermögen.
5) Schlussfolgerungen<br />
Fakten sind kontextabhängig. Jeder, der Hans<br />
Hadamowsky als Lehrer an der Musikakademie<br />
kannte, wird ihn als stets korrekten, politisch sich<br />
nie exponierenden Menschen in Erinnerung behalten.<br />
Ihn auf Grund der hier veröffentlichten Dokumente<br />
als „alten Nazi“ zu verdammen, wäre unangebracht.<br />
An zweierlei ist zu erinnern: Die Generation der<br />
um die Jahrhundertwende Geborenen wuchs in<br />
einer extrem unsicheren, von Wertverlust und<br />
Orientierungslosigkeit geprägten Welt auf: Fin de<br />
siècle, Weltkrieg, eine ungeliebte, in permanenter<br />
Krise befindliche Erste Republik, Militarisierung<br />
der politischen Lager, Wirtschaftskrise <strong>–</strong> vor allem<br />
letztere betraf Musiker in besonders dramatischem<br />
Ausmaß, weil zeitgleich der durch die Einführung<br />
des Rundfunks hervorgerufene Strukturwandel das<br />
Berufsfeld zusätzlich grundlegend veränderte. 1930<br />
am Beginn einer Musiker-Berufslaufbahn zu sein, hieß<br />
vor einer nahezu hoffnungslosen Situation zu stehen.<br />
Und wer, aus einem kleingewerblichen, vom rigiden<br />
Antisemitismus der Christlichsozialen geprägten<br />
Milieu stammend, gläubig seine deutschen Meister<br />
ehrte, hatte wenig Immunität gegen die NS-Ideologie,<br />
für die die deutsche Musik als „deutscheste <strong>aller</strong><br />
Künste“ an erster Stelle sämtlicher kultureller Güter<br />
des deutschen Volkes stand und die deutsche Seele am<br />
schönsten, reinsten und unmittelbarsten widerspiegelte.<br />
Freilich <strong>–</strong> am Beitritt zur SA würgt man dennoch: sich<br />
Hans Hadamowsky als Mitglied einer Schlägertruppe<br />
randalierend in Purkersdorfer und Tullnerbacher<br />
Gemeindesälen vorzustellen, ist von geradezu grausiger<br />
Komik. War er nun ein ahnungsloser opportunistischer<br />
Mitläufer, der zur selben Zeit NS-Sympathisant und<br />
Mitglied der Vaterländischen Front war, ehe er seine<br />
Parteimitgliedschaft 1938 sofort erneuerte, oder ein<br />
überzeugter, wenn auch weitgehend unauffälliger<br />
Parteigänger, der ein Referat für musikalische Volksbildung<br />
in Rosenbergs sogar für NS-Verhältnisse extrem<br />
rechts stehendem „Kampfbund für deutsche Kultur“<br />
innehatte? Vielleicht war er der sonderbare Typus des<br />
überzeugten Mitläufers. Doch steht wohl eines fest:<br />
der bekennende Humanist zog aus den Ereignissen<br />
1933-38 keine Schlüsse. Bezüglich seines Verhaltens<br />
in dieser Zeit widersprechen einander die Quellen: ließ<br />
er (laut Gnadengesuch-Akt) seine Parteimitgliedschaft<br />
ohne Beitragszahlungen ruhen, oder leistete er diese<br />
(wie im Gauakt behauptet) weiter? Da die Überprüfung<br />
der NS-Behörden bezüglich politischer Zuverlässigkeit<br />
wahrscheinlich genauer war als die Recherche im<br />
Rahmen eines Gnadengesuchs, das auf Grund der nur<br />
eine Woche danach (am 21. April 1948) beschlossenen<br />
Generalamnestie für Minderbelastete ohnehin keine<br />
Bedeutung hatte, ist wohl die letztere Variante<br />
glaubwürdiger. Die finanzielle Unterstützung einer<br />
verbotenen politischen Partei und die selbst angegebene<br />
Tätigkeit als Kassenwart wären aber zumindest im<br />
Umfeld von Illegalität einzustufen. Auch nach 1938<br />
war er in dieser Funktion ein Partei-Vertrauensmann<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 9
auf unterster Organisationsebene, galt aber laut<br />
Verbotsgesetz 47 als minderbelastet, da er keine<br />
Leitungsfunktion (vom Ortsgruppenführer aufwärts)<br />
bekleidet hatte. Ungeachtet des Gnadengesuchs und<br />
der Amnestie konnte er laut Gesetz eine Lehrbefugnis<br />
erst ab April 1950 erhalten <strong>–</strong> bis zu diesem Zeitpunkt<br />
hatte er als ehemaliges Parteimitglied weder in der<br />
Hofburgkapelle spielen noch im Konservatorium<br />
unterrichten dürfen. Die schwammigen biografischen<br />
Angaben sind demnach <strong>–</strong> erwartungsgemäß oder<br />
überraschend? <strong>–</strong> aufgefüllt.<br />
In welcher Beziehung hat diese Geschichte für uns<br />
Relevanz? Ist Hans Hadamowsky für heutige Studenten<br />
nicht eher ein von historischen Nebeln verhüllter,<br />
verblassender Mythos der Urväter-Generation ohne<br />
reale Bedeutung? Wir könnten seine Vita auf sich<br />
beruhen lassen, gäbe es da nicht seine Schriften, die<br />
unter der neu eröffneten Perspektive wohl anders<br />
gelesen werden müssen (falls sie noch jemand liest).<br />
Dass er seinen Schülern gegenüber keine Reue- und<br />
Schuldbekenntnisse ablegte, ist in den Jahrzehnten<br />
allgemeinen Schweigens über die Verstrickungen<br />
der Vergangenheit begreiflich. Doch die idealischen<br />
10<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Postulate, die großen Reden von „Höchstwertbekenntnissen“<br />
und der „uns wesensgemäßen Kultur“, die es<br />
zu bewahren gelte, erweisen sich als höchst wertlos<br />
und legen bedenkenswertes Zeugnis ab von der Nähe<br />
solcher Phrasen zu inhumanen, letztlich mörderischen<br />
Praktiken. „Seid nüchtern und wachet“, ist man versucht<br />
zu sagen <strong>–</strong> wäre nicht auch dies schon zu pathetisch.<br />
Die Konsequenz des veränderten Blickwinkels auf die<br />
höchst ambivalente Gestalt eines bisher allzu kritiklos<br />
verehrten Verfechters „unseres <strong>Wiener</strong> Bläserstils“<br />
kann nur die kühle Entideologisierung seiner<br />
Hinterlassenschaft, die linguistische Überprüfung<br />
seiner Schriften auf ideologische, semantisch überbaute<br />
und transformierte Restbestände nationalsozialistischer<br />
Rhetorik sowie die konsequente<br />
Reduktion auf ein technisches Lehrwerk sein. Wenn<br />
dieses den heutigen Anforderungen und Erwartungen<br />
noch gerecht wird, ist schon viel gewonnen <strong>–</strong> auch<br />
für das neu zu bewertende, aber wohl zu Recht<br />
weiter bestehende Ansehen des Doktors, eines im<br />
Umgang liebenswerten, weltfremden, vielschichtigen<br />
Menschen, den zu verurteilen uns ebenso ferne steht,<br />
wie er selbst uns Alten vielleicht bisher zu nahe stand,<br />
um seinem Bild klare Konturen geben zu können.
Die Solisten in <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Mozarts</strong> <strong>„Sinfonia</strong> <strong>Concertante“</strong>-Satz für Flöte, <strong>Oboe</strong>,<br />
Violine, Violoncello und einäugigen Sopran<br />
Von Theodore Albrecht<br />
Am 16.März 1781, unmittelbar nach der<br />
A„Idomeneo“-Premiere „Idomeneo“-Premiere in München, kam Mozart<br />
Aauf Geheiß seines Salzburger Arbeitgebers<br />
Erzbischof Hieronymus Colloredo nach Wien. Dieser<br />
war bereits vorausgereist, um an den Festivitäten für<br />
den neuen Kaiser Joseph II. teilzunehmen. Als Mozart<br />
am 5. November 1780 Salzburg in Richtung München<br />
verließ, hatte er das Libretto schon in Händen, schrieb<br />
aber am 8. November 1780 an seinen Vater bezüglich<br />
der Klage-Arie der Ilia (Tochter des König Priamos) „Se<br />
il padre perdei“, die Dorothea Wendling singen sollte:<br />
„denn wir [Intendant Graf Seeau und ich] haben uns<br />
verabredet hier eine aria Andantino mit 4 Concertirenden<br />
Blas=Instrumenten anzubringen, nemlich auf eine<br />
flaute, eine oboe, ein Horn, und ein Fagott.“ Der Oboist<br />
war mit Gewissheit Friedrich Ramm (1744 - nach 1812),<br />
der Mozart schon aus der Zeit, als viele Mitglieder des<br />
Münchner Orchesters noch in Mannheim weilten,<br />
bekannt war. Leopold, Schwester Nannerl sowie der<br />
gemeinsame Freund und Oboist Joseph Fiala (1748-<br />
1816), ehemals in München, nunmehr in Salzburg<br />
wohnhaft, reisten am 29. Jänner 1781 nach München,<br />
um der Uraufführung beizuwohnen. Das sechsminütige<br />
„Se il padre perdei“ wurde eines der Höhepunkte dieser<br />
zukunftsweisenden Partitur.<br />
Nunmehr in Wien und vermutlich von alten und neuen<br />
Freunden angeregt und unterstützt, brach Mozart mit<br />
Colloredo und beschäftigte sich mit den Aussichten auf<br />
eine neue Oper für Kaiser Joseph und den Hof. Dieser<br />
regierte gerne bis ins kleinste Detail hinein und plante<br />
die Uraufführung einer neuen Oper im Burgtheater<br />
im September 1781 während des Wien-Besuchs des<br />
Erzherzogs Paul von Russland. Da Joseph auf eine<br />
Allianz mit der Mutter des Großherzogs, Katharina<br />
der Grossen, gegen die Türken hoffte, erschien ein<br />
leichtgewichtiges Singspiel, das sich über die türkische<br />
Lebensart lustig machte, als passend. Möglicherweise<br />
schon am 28. April begann Hoflibrettist Gottlieb<br />
Stephanie der Jüngere ein früher aufgeführtes Stück<br />
Christoph Friedrich Bretzners in Die Entführung aus<br />
dem Serail umzuarbeiten. Der erste Akt wurde Mozart<br />
am 30. Juli übergeben, und bereits am 1. August<br />
arbeitete er an der Vertonung. An diesem Tag teilte<br />
Mozart auch seinem Vater die vorgesehene Besetzung<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 11
in einem Brief mit. Neben Catarina Cavalieri als<br />
Constanze, Therese Teyber als Blonde, Ludwig Karl<br />
Fischer als Osmin und Ernst Daur als Pedrillo sollte der<br />
seinerzeit gefeierte Valentin Adamberger in der Rolle<br />
des Belmonte auftreten. Obwohl er es nicht erwähnte,<br />
muss Mozart auch schon gewusst haben, dass der Hof<br />
seine Arbeit mit 100 Kaiserlichen Dukaten (welche<br />
damals einem Gegenwert von 426 Gulden 40 Kreuzer<br />
entsprachen) zu belohnen gedachte.<br />
Die Handlung erzählt von Constanze, Blonde und<br />
Pedrillo, die aus dem Westen gekommen und nach<br />
einem Schiffsbruch gestrandet sind, von Pasha Selim<br />
gefangen gehalten und von Osmin überwacht werden.<br />
Pasha Selim begehrt Constanze für seinen Harem.<br />
Belmonte erscheint, um sie zu befreien. Nach dem<br />
von Osmin vereitelten Fluchtversuch ist man auf die<br />
Gnade des Pasha angewiesen. In einer überraschenden<br />
Wendung zeigt sich dieser großmütig und lässt sie<br />
frei.<br />
Der zweite und dritte Akt des Librettos erforderten<br />
eine umfassendere Bearbeitung als ursprünglich<br />
angenommen, weshalb die Oper nicht rechtzeitig<br />
zum Besuchstermin Erzherzog Pauls fertig wurde<br />
und die Uraufführung verschoben werden musste.<br />
Schlussendlich wurde Die Entführung aus dem Serail<br />
in der nächsten Spielzeit am 16. Juli 1782 <strong>–</strong> das neue<br />
Fiskaljahr hatte am 1. April 1782 begonnen <strong>–</strong> im<br />
Burgtheater uraufgeführt. Erst seit kurzem ist es uns<br />
möglich, in die Buchhaltung des Hoftheaters für diese<br />
Jahre Einsicht zu nehmen, sowohl in Bezug auf die<br />
ständig angestellten Musiker als auch auf die für diese<br />
erweiterte „türkische“ Instrumentation erforderlichen<br />
Zusatzkräfte. Indem wir diese Dokumente mit den uns<br />
überlieferten Hinweisen zum Fortgang von <strong>Mozarts</strong><br />
Kompositionsarbeit vergleichen, ist es möglich, die<br />
Partitur unter Berücksichtigung des in den betroffenen<br />
Fiskaljahren verfügbaren Personals zu studieren.<br />
Als Mozart 1781/82 den 1. Akt komponierte, gab<br />
es Probleme mit der Flötengruppe des Burgtheaterorchesters.<br />
Der Soloflötist Johann Thurner war oft<br />
krank, was möglicherweise dazu führte, dass öfters<br />
nur ein Flötist anwesend war, obwohl die „Extra<br />
Ausgaben“ ca. sieben Fälle erwähnen, in denen Joseph<br />
Prowos als Ersatz engagiert wurde. Dementsprechend<br />
schrieb Mozart im 1. Akt immer nur für einen Flötisten,<br />
auch an Stellen, wo ein Piccolo zu spielen hatte. Erst<br />
der im Fiskaljahr 1782/83 und verhältnismäßig knapp<br />
vor der verschobenen Uraufführung komponierte<br />
2. Akt weist eine zweite Flötenstimme auf, wobei<br />
weiterhin gelegentlich zur Piccoloflöte gewechselt<br />
12<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
werden musste. Die für eine „türkische“ Handlung<br />
typischen Janitscharen-Instrumente wie Grosse<br />
Trommel, Becken und Triangel, wurden von extra<br />
dafür engagierten Musikern eines benachbarten Artillerieregiments<br />
gespielt. Da Mozart wusste, dass die<br />
Brüder Anton und Joseph Stadler nicht nur virtuos<br />
Klarinette spielten, schrieb er in der Arie der Constanze<br />
im 2. Akt „Traurigkeit ward mir zum Lose“ auch<br />
Bassetthornstimmen.<br />
Ein typisches Singspiel-Publikum erwartete im<br />
Verlauf einer leichtgewichtigen Bühnenhandlung nur<br />
kurze Musiknummern zu hören. Vokalstücke waren<br />
meist einfache, oft strophisch gehaltene Lieder (wie<br />
zum Beispiel Osmins erste Arie „Wer ein Liebchen<br />
hat gefunden“). In der Mitte des 2. Aktes jedoch<br />
erklärt die mutige Constanze dem verliebten Pasha<br />
Selim, sich nötigenfalls zu Tode foltern zu lassen,<br />
sollte dieser darauf bestehen, sie in seinen Harem<br />
zu zwingen. Gleichgültig, ob der Vorschlag vom<br />
Librettisten Stephanie oder von Mozart kam: die 14<br />
Textzeilen veranlassten die lange und überaus virtuose<br />
Arie <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong> für die gefeierte Sopranistin<br />
Catarina Cavalieri <strong>–</strong> ein Stück, das den Rahmen eines<br />
Singspiels sprengte und das man eher in einer Opera<br />
seria wie etwa „Idomeneo „ “ erwarten würde.
Catarina Cavalieri<br />
Trotz ihres italienisch anmutenden Bühnennamens<br />
war die Sopranistin Catarina Cavalieri mit dem<br />
bürgerlichen Namen Catherina Magdalena Josepha<br />
Kavalier am 15. März 1755 in Wien zur Welt<br />
gekommen. Sie debütierte 1775 in der Italienischen<br />
Opern-Kompanie des Hofes als Zwanzigjährige.<br />
1777 wechselte sie zur soeben von Joseph II. gegründeten<br />
Deutschen Opern-Kompanie und wurde<br />
eines der führenden Mitglieder. Allerorten wurden<br />
die Schönheit ihres Gesanges sowie ihre ständig<br />
wachsende Schauspielkunst gerühmt. Im „Deutsches<br />
Museum“ von 1781 findet sich eine offenherzigere<br />
und eventuell auch der Wahrheit näher kommende<br />
Beschreibung: „Eine starke Stimme, aber ganz<br />
besonderer Art; sonst ist sie fürchterlich häßlich, hat<br />
nur eine Auge, und spielt zum Erbarmen.“<br />
Der Leser von heute möchte vielleicht wissen, warum<br />
sie nur ein Auge hatte und auch sonst fürchterlich<br />
hässlich war. Die Erklärung ist einfach und für das 18.<br />
Jahrhundert typisch: sie war irgendwann an Pocken<br />
erkrankt! Während des Wien-Besuches der Familie<br />
Mozart im Oktober 1767 kostete ein Pockenausbruch<br />
einem Kaiserlichen Kind das Leben, was Leopold<br />
veranlasste, mit seinen zwei musikalisch begabten<br />
Sprösslingen ins nördliche Olmütz zu fliehen. Der<br />
kleine Wolfgang erkrankte trotzdem, aber nur leicht<br />
und musste bis knapp vor Weihnachten das Bett<br />
hüten <strong>–</strong> er hatte Glück. Die beiden Gattinnen Kaiser<br />
Josephs II. starben an Pocken. Viele, die die Krankheit<br />
überstanden, waren lebenslänglich schwer gezeichnet.<br />
Wahrheitsgetreue Porträts von Haydn und insbesondere<br />
Gluck machen aus deren vernarbten Gesichtern kein<br />
Hehl. Manche Opfer verloren ein Auge oder erblindeten<br />
ganz. Beethovens Schüler Ferdinand Ries wurde für<br />
den Militärdienst als untauglich abgelehnt, da er nur<br />
mehr ein Auge hatte. Die berühmte Silhouette der<br />
etwas fülligen Cavalieri von Hieronymus Löschenkohl<br />
entspricht also nur der halben Wahrheit. Trotz alledem<br />
war sie in den Augen Antonio Salieris offensichtlich<br />
attraktiv genug, um seine Mätresse werden zu können.<br />
In seinen Memoiren beschrieb sie Lorenzo da Ponte als<br />
„Dame, die es nicht nötig haben sollte, mittels Intrige<br />
hochzukommen“. Als da Ponte 1791 vom neuen Kaiser<br />
Leopold II. in Audienz empfangen wurde, sagte ihm<br />
dieser: „Ich kenne die Intrigen (von Salieri) und ich<br />
kenne die Intrigen der Cavalieri. …. Ich will weder ihn<br />
noch seine Deutsche Frau in meinem Theater.“<br />
Zur Zeit der „Entführung“ hatte sie ein Jahressalär<br />
von 1200 Gulden; als sie sich am Ende des Fiskaljahres<br />
1792/93 von der Bühne zurückzog, waren es bereits<br />
2133 Gulden. Zur gleichen Zeit verdiente ein Tuttist des<br />
Orchesters 350 Gulden. Cavalieri starb als wohlhabende<br />
Frau am 30. Juni 1801 im Alter von 46 Jahren.<br />
<strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong> als Satz einer Sinfonia<br />
Concertante<br />
Wie bereits vorhin erwähnt, stellt <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong><br />
<strong>Arten“</strong> ein vor allem im Rahmen eines Singspiels<br />
außergewöhnliches Phänomen dar. Vier Soloinstrumente<br />
<strong>–</strong> Violine, Violoncello, Flöte und <strong>Oboe</strong> <strong>–</strong> sind im<br />
Orchester eingebettet, und die Form der Arie entspricht<br />
grundsätzlich der des ersten Satzes einer Sinfonia<br />
Concertante. Anstatt einer einfachen orchestralen<br />
Einleitung (manchmal auch „ritornello“ genannt) beginnt<br />
die Arie in Sonaten-Allegro-Manier mit der orchestralen<br />
Präsentation zweier kontrastierender Themen bzw.<br />
Themengruppen, noch bevor die Sopranistin auch<br />
nur eine Note ihrer „zweiten Exposition“ gesungen<br />
hat. Nun könnten wir an dieser Stelle Einzelheiten der<br />
Durchführung oder der doppelten Coda diskutieren, aber<br />
es handelt sich hier um eine geschichtliche und keine<br />
analytische Arbeit. Daher sei hier nur festgehalten,<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 13
dass Mozart (genauso wie er im ersten Akt nur für<br />
eine Flöte, später dann für die Bassetthörner der<br />
Stadler-Brüder) nunmehr für ein Quartett prominenter<br />
Orchestersolisten schreiben konnte. Es handelte sich<br />
dabei um den Oboisten Georg Triebensee, den Geiger<br />
Thomas Woborzil, den Cellisten Joseph Weigl sowie<br />
Joseph Prowos, der am 1. Mai 1782 als neuer Soloflötist<br />
engagiert worden war.<br />
Joseph Prowos<br />
Der Name des Flötisten Joseph Prowos/Prowoz/Brovos/<br />
Probus wird zwar in verschiedenen Schriftstücken<br />
unterschiedlich geschrieben, aber die Beweislage lässt<br />
auf „Prowos“ als die am häufigsten verwendete Form<br />
des Namens (zumindest während seiner späteren Jahre)<br />
schließen. Geboren 1752 oder 1753 in Bilina (nahe<br />
dem böhmischen Ort Teplitz) kam er ursprünglich als<br />
Schneidergeselle nach Wien, wo er aber auch Flöten- und<br />
<strong>Oboe</strong>nunterricht bei dem gebürtigen Böhmen [Franz<br />
oder Mathias?] Hofmann nahm. Dieser war fallweise als<br />
Flötist am Hoftheater (Burgtheater) engagiert, ehe man<br />
ab 1780 Thurner und Menschel als ständige Flötisten<br />
engagierte. Prowos’ erste Dienste als Ersatz für den<br />
erkrankten Thurner fanden zwischen April 1781 und<br />
März 1782 statt und wurden mit 7 Gulden (vermutlich<br />
für 7 Dienste) entlohnt.<br />
Ende April 1782 verließ Thurner das Orchester,<br />
worauf er durch Prowos als Soloflötist ersetzt wurde,<br />
während Martin Menschel zweiter blieb. Beide erhielten<br />
das für viele ihrer Kollegen übliche Jahressalär von 350<br />
Gulden. Der ca. 1741 in Teplitz geborene Menschel<br />
spielte bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1784 weiter<br />
zweite Flöte. Er wurde seinerseits von Ludwig Gehring<br />
(ca. 1753-1819) ersetzt, der die nächsten beiden<br />
Jahrzehnte neben Prowos spielte. In der Zwischenzeit<br />
(von September 1782 bis zu seiner Entlassung Ende<br />
August 1783) engagierte das Hoftheater als dritten<br />
Flötisten Grubner, möglicherweise um Piccolo zu<br />
spielen. Weiters ist belegt, dass Prowos irgendwann<br />
im Verlauf des Fiskaljahres 1782/83 für „Anschaffung<br />
zweyer Mittel-Stücke zur Flauten“ 2 Gulden bezahlt<br />
bekam, was darauf hindeutet, dass er wahrscheinlich<br />
auf Dienstinstrumenten aus Hofbesitz spielte. Bis zum<br />
Fiskaljahr 1801/02, welches bereits von August bis zum<br />
folgenden Juli gerechnet wurde, war das Jahressalär<br />
von sowohl Prowos als auch Gehring auf die damals<br />
allgemein üblichen 400 Gulden angewachsen.<br />
Da er unverheiratet blieb, wissen wir nicht, wo<br />
er anfänglich wohnte. Deshalb gibt es auch keine<br />
14<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
(sonst aufschlussreichen) Dokumente bezüglich Eheschließung,<br />
Geburt und Tod von Kindern. Belegt ist,<br />
dass er 1804/05 im Haus „Zum Schwarzen Lamm“<br />
(Kohlmarkt 255) wohnte, ein Haus östlich der heutigen<br />
Konditorei „Demel“, nur ca. 100 Meter vom damaligen<br />
Burgtheater am Michaelerplatz entfernt. 1807/08 (er<br />
war immer noch erster Flötist) wohnte er dann im Haus<br />
„Katze“ am Graben Nr. 620, in einem der Gebäude,<br />
die zwischen Graben und Stephansplatz standen. Er<br />
ging ca. 1809, gleichzeitig mit dem Orchester-Eintritt<br />
des sehr jungen Aloys Khayll (1791-1866) in den<br />
Ruhestand und übersiedelte nochmals, diesmal über den<br />
heutigen Donaukanal in die Leopoldstadt Nr.447 (an der<br />
Westseite der Rothe Sterngasse, zwei Häuser nördlich der<br />
Fuhrmanngasse, der heutigen Großen Mohren-Gasse).<br />
Schon lange vor seiner Pensionierung war Prowos in<br />
den Gewerbeverzeichnissen der Stadt als Flötenlehrer<br />
angeführt. 1815 berichtete Dlabaczs Künstler-Lexikon:<br />
„Er hat schon mehrere Scholaren gebildet, aus welchen<br />
ein gewisser Hönig, ein Israelite, der beste ist.“ Als<br />
Prowos am 10. Mai 1832 an Tuberkulose verstarb,<br />
wohnte er im westlichen Vorort St. Ulrich Am Platzl No.<br />
59, Haus „Braunes Rössel“, ein Haus an der Nordseite<br />
der heutigen Neustiftgasse, an dessen Stelle es heute<br />
möglich ist, durch einen langen Hof zur Lange Gasse<br />
zu gelangen.<br />
Georg Triebensee, Oboist<br />
Das älteste erhalten gebliebene Theater Kassabuch im<br />
<strong>Wiener</strong> Haus-Hof- und Staatsarchiv belegt, dass Georg<br />
Triebensee am 1. Jänner 1777 als Ersatz für Georg<br />
Kapfer (ca. 1729-1787), der in die Bratschengruppe<br />
wechselte, zum Orchester des Burgtheaters gekommen<br />
war. Zum gleichen Zeitpunkt wurde Johann Nepomuk<br />
Went (1745-1801) als zweiter Oboist engagiert und<br />
sein Vorgänger, Franz Kühtreiber (ca. 1727-1777)<br />
pensioniert. Obwohl Triebensee, gemeinsam mit<br />
seinem Sohn Joseph, der nach 1800 ein prominenter<br />
Komponist war, Gegenstand kurzer Artikel sowohl<br />
in MGG (Musik in Geschichte und Gegenwart) als<br />
auch New Grove wurde, können wir hier noch einige<br />
interessante biographische Einzelheiten hinzufügen:<br />
Georg Triebensee wurde am 28. Juli 1746 im schlesischen<br />
Ort Herrndorf geboren und studierte bei Carlo<br />
Besozzi (1738-nach 1798) in Dresden. 1767 trat er<br />
als Gründungsmitglied der achtstimmigen Harmonie,<br />
welche abwechselnd im fürstlichen Gut in Wittingau<br />
(Třeboň) und in Wien spielte, in den Dienst des Fürsten<br />
Joseph Adam Schwarzenberg (1722-1782).
Das Ensemble nahm 1761 seinen Anfang, als<br />
die Hornisten Mathias Červenka (Czerwenka) und<br />
Johann Kunst (Kunz) in erster Linie als Lakaien, aber<br />
auch als Musiker in Wittingau angestellt wurden. Zu<br />
Weihnachten 1763 gesellte sich der Fagottist Johann<br />
Vodička <strong>–</strong> ebenfalls als Lakai <strong>–</strong> dazu, von dem es<br />
<strong>aller</strong>dings heißt, er habe nicht vor 1766 tatsächlich dort<br />
gespielt. Ungefähr zur gleichen Zeit engagierte der Fürst<br />
in Wien den Hornisten Peter Bradáč/Bradaz (gestorben<br />
1805 in Wien), der bereits im Sold der Familie stand.<br />
Dieser hatte beim berühmten Joseph Mathias Matéjka<br />
aus Prag studiert. Sein 1767 engagierter Gruppen-<br />
Kollege war der Hornist Joseph Fikar (oder Fiker),<br />
zuvor ein Untertan des Grafen Martinitz. Auch die<br />
Oboisten Johann Šlechta (Schlechta) und Georg<br />
Triebensee kamen 1767 dazu. Schlechta verließ das<br />
Ensemble 1769 und wurde von Ludwig Partl (ca. 1747-<br />
1797) als zweiter Oboist ersetzt.<br />
Somit bestand 1770 die ständig auftretende<br />
Musikergruppe aus den Oboisten Triebensee und<br />
Partl, den Hornisten Fiker und Bradaz sowie aus<br />
dem Fagottisten Vodička und dem Kammermusiker<br />
Mathias Gross (ca. 1712-1772). Für Gross ist kein<br />
Instrument angegeben, aber vermutlich war er<br />
Fagottist. Allerdings wurde er für zu alt und für<br />
den Dienst nicht mehr tauglich gehalten. Am 1. Juli<br />
1777 engagierte Fürst Schwarzenberg zwei weitere<br />
Oboisten, Johann Nepomuk Went (1745-1801) und<br />
Ignaz Teimer (1722/23-1799), die Englischhorn<br />
spielen sollten. Am 1. Jänner 1776 wurde der bereits<br />
im Dienst des Fürsten stehende Wenzel Kautzner (ca.<br />
1748-1793) zum neuen ersten Fagottisten ernannt<br />
<strong>–</strong> Vodička wurde 1786 aus Altersgründen pensioniert.<br />
Als die Harmonie 1799 (nachdem sich im Verlauf eines<br />
Jahrzehnts die Zahl der ständig beschäftigten Musiker<br />
immer mehr reduziert hatte) endgültig aufgelöst<br />
wurde, umfasste die Notensammlung für verschiedene<br />
Bläserkammermusik-Besetzungen 161 Werke und<br />
reichte von Arrangements diverser gehaltvoller<br />
Ausschnitte verschiedener Opern und Sinfonien bis zu<br />
Originalkompositionen.<br />
1769 war Triebensee bereits mit Josepha (geboren ca.<br />
1749) verheiratet und es stellte sich bald Nachwuchs<br />
ein. Zwei Kinder verstarben schon im Säuglingsalter<br />
(am 4. Dezember 1770 und am 29. April 1772). Zu<br />
diesem Zeitpunkt lebte die Familie auf der Wieden im<br />
Haus „Weisses Kreuz“ an der Westseite der Heugasse<br />
(heute Prinz Eugen Strasse), im zweiten Haus<br />
nördlich der Plößlgasse und somit gleich vis à vis der<br />
Gärten des Schwarzenberg-Palais. Als Sohn Joseph,<br />
der später selbst ein bekannter Oboist, Arrangeur,<br />
Komponist und Lehrer wurde, am 27. November<br />
1772 zur Welt kam, befand sich die Familie auf dem<br />
Gut der Schwarzenbergs in Wittingau. Wieder in<br />
Wien und nunmehr im Haus „Sechs Schimmel“,<br />
Neuwiedener Hauptstrasse Nr. 118 wohnhaft, wurden<br />
sie im Jänner 1774 von einer doppelten Tragödie<br />
heimgesucht. Nachdem ein weiterer Säugling am 18.<br />
verstorben war, schied am 23. auch die erst 24-jährige<br />
Josepha dahin. Angesichts der Notwendigkeit, für<br />
den kleinen, erst 14 Monate alten und auch noch von<br />
Säuglingssterblichkeit bedrohten Joseph eine Mutter<br />
zu finden, hat Triebensee bald wieder geheiratet. Mit<br />
seiner neuen Gattin Maria Anna (ca. 1759-1808), gründete<br />
er zum zweiten Mal eine Familie. Weitere Kinder<br />
starben: eines am 24. April 1776, als die Familie im<br />
Haus „Drei Hufeisen“, Getreidemarkt Nr. 28 (de<br />
facto die südöstliche Ecke der heutigen Kreuzung von<br />
Lehárgasse und Girardigasse) wohnte, ein zweites am<br />
14. Jänner 1780, nachdem man in das Haus „Goldenes<br />
Rössel“, Krugerstrasse Nr. 1048, Innere Stadt (an der<br />
Westseite der Krugerstrasse, auf halbem Weg zwischen<br />
Seilerstätte und Kärntnerstrasse) übersiedelt war. Zum<br />
Glück hat Töchterchen Theresia ihre Kindheit überlebt<br />
und wurde später Mutter von Johann Herbeck (1831-<br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong>n<br />
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und Kinder<br />
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Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 15
1877), der ein gefeierter Komponist und Dirigent<br />
wurde und schon früh für die Musik von Schubert und<br />
Bruckner eintrat.<br />
Obwohl er im Dienst des Fürsten Schwarzenberg<br />
stand, war es Triebensee trotzdem erlaubt, Engagements<br />
am Habsburger Hof anzunehmen. Als er<br />
einmal 1774 zu einem solchen Dienst nicht erschienen<br />
war, wurde er sogar vorübergehend in Haft genommen.<br />
Dessen ungeachtet wurden er und sein Schwarzenberg-<br />
Kollege Johann Went am 1. Jänner 1777 offiziell ins<br />
Hoftheater- (Burgtheater) Orchester engagiert. Die<br />
Entlohnung betrug 16 Gulden 40 Kreuzer monatlich<br />
bzw. 200 Gulden jährlich, was dem damals für<br />
ständig beschäftigte Bläser üblichen Gehalt durchaus<br />
entsprach. Kurz davor hatte der Hof die Finanzhoheit<br />
des Theaters nach einigen Jahren der Verpachtung<br />
wieder übernommen, was die Höhe der Musikergehälter<br />
einige Zeit lang schwanken ließ. Nach Sprüngen auf<br />
25 Gulden und dann weiter auf 30 Gulden 20 Kreuzer<br />
stabilisierte sich das Monatsgehalt im Oktober 1779<br />
auf 25 Gulden, was einem Jahresgehalt von 300<br />
Gulden entsprach, das bis März 1784 so blieb.<br />
Am 1. März 1780 suchte Triebensee bei Schwarzenberg<br />
um eine Gehaltserhöhung an. Als Gegenleistung<br />
bot er an, keine weiteren auswärtigen Engagements<br />
anzunehmen. Anlass für diesen Schritt könnten möglicherweise<br />
wiederholte Angebote, fakultative Dienste<br />
in der Hofkapelle zu übernehmen, gewesen sein. Es<br />
ist nicht genau feststellbar, ob auf die Forderung eingegangen<br />
wurde, aber wir wissen, dass am 20. Oktober<br />
desselben Jahres der Instrumentenmacher Christian<br />
Schumann vom Fürsten 14 Gulden für eine neue<br />
<strong>Oboe</strong> „mit drey Muttation“ für Triebensee erhalten<br />
hat. Wahrscheinlich blieb Triebensee (möglicherweise<br />
mit reduzierter Dienstpflicht) weiter im Dienst<br />
Schwarzenbergs und leistete gelegentliche Dienste in<br />
der Hofkapelle. Am 1. März 1788 wurden er und Went<br />
von der Hofkapelle für ein Jahressalär von 100 Gulden<br />
unter Vertrag genommen.<br />
Wie Triebensee und Went spielten auch die Fagottisten<br />
Wenzel Kautzner und Johann Vodička seit 1. Jänner<br />
1777 im Hoftheater. Vodička, der entweder kündigte<br />
oder in Pension ging, wurde zwischen 1. Oktober 1778<br />
und 30. September 1779 durch den gebürtigen Böhmen<br />
Ignaz Drobney (ca. 1731-28. November 1804) ersetzt,<br />
der die zwei vorangegangenen Jahre im Dienste des<br />
Fürsten Esterházy zugebracht hatte.<br />
Spätestens im Zeitraum Oktober 1779 bis März<br />
1780 begannen die beiden Klarinettisten-Brüder<br />
Anton (1753-15. Juni 1812) und Johann (1755-2. Mai<br />
16<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
1804) Stadler im Burgtheater zu spielen. Nachdem sie<br />
zuerst an Vorstellungen der Oper Zemire und Azor<br />
sowie des Melodrams Ariadne auf Naxos mitgewirkt<br />
hatten, wurden sie bald zu sehr häufig auftretenden<br />
Dauersubstituten. Kaiser Joseph war von ihrem<br />
Spiel nachweislich entzückt. In einem mit 8. Februar<br />
1782 datierten Memorandum („Punkten für die<br />
Theatral-Direction“) lautet der Punkt 15: „Die zwey<br />
Brüder Stadler, welche die Clarinetten blasen, sind<br />
in das Orchester aufzunehmen, weil sie doch öfters<br />
nothwendig sind, und sie sonsten vielleicht anderstwohin<br />
in Dienste gehen oder verreisen würden.“<br />
Rückwirkend ab 1. Februar 1782 wurden die Stadler<br />
Brüder im Orchester engagiert und erhielten den<br />
üblichen Monatslohn von 25 Gulden.<br />
Im März 1782 erhielten Triebensee, Went und<br />
Kautzner jeweils zusätzliche 33 Gulden 20 Kreuzer für<br />
die Mitwirkung bei der „Kammermusik“ des Kaisers.<br />
Am 24. April 1782 gab der Kaiser dem Theaterdirektor<br />
Graf Orsini-Rosenberg seine Vorhaben bekannt: „Da<br />
Ich nun entschlossen bin, die Ihnen bekannten 8<br />
Individuen sowohl für meine blasende Musik als für<br />
das Orchester vom National Theater [Burgtheater]<br />
aufzunehmen und solchen für die erstere 400 fl. und<br />
für das letztere 350 fl. jährlich zu verwilligen; so<br />
mache Ich Ihnen solches zu dem Ende bekannt, damit<br />
Sie diesfalls das Nöthige veranlassen, und Ihnen diesen<br />
ausgemessenen Gehalt bey der Theatral-Kassa von<br />
Ostern an anweisen mögen.“<br />
Somit wurde rückwirkend ab 1. April 1782 folgendes<br />
Harmonie Oktett als kaiserliche Kammermusik<br />
konstituiert: die Oboisten Triebensee und Went;<br />
die Klarinettisten Anton und Johann Stadler; die<br />
Fagottisten Kautzner and Drobney sowie die Hornisten<br />
Martin Rupp (1748-1819) und Jacob Eisen<br />
(ca. 1756-1796). Die Entlohnung (zusätzlich zum<br />
Burgtheatergehalt) betrug für jeden monatlich 33<br />
Gulden 20 Kreuzer (oder 400 Gulden jährlich). Beide<br />
Gehälter waren aus der Theater Kassa zu bezahlen.<br />
Dieses Oktett war dem des Fürsten Schwarzenberg<br />
(mit Ausnahme der Verwendung von Klarinetten statt<br />
der Englischhörner) sehr ähnlich und diente vielen<br />
aristokratischen Häusern, die entweder ständig oder<br />
nur im Bedarfsfall derartige Ensembles beschäftigten,<br />
als Vorbild.<br />
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die kaiserliche<br />
Harmonie, ergänzt durch die Flötisten Prowos und<br />
Menschel, von Karl Mayer engagierte Trompeter<br />
und Paukisten sowie das „türkische“ Schlagwerk des<br />
benachbarten Artillerieregimentes die Bläsergruppe
der Uraufführung von <strong>Mozarts</strong> Die Entführung aus<br />
dem Serail (Dienstag, 16. Juli 1782) stellte, wobei<br />
Triebensee sicherlich für das <strong>Oboe</strong>nsolo in <strong>„Martern</strong><br />
<strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong> vorgesehen war.<br />
Im April 1782 wurde auch Triebensees Burgtheater-<br />
Gehalt auf monatlich 29 Gulden 10 Kreuzer (jährlich<br />
350 Gulden) erhöht und blieb bis spätestens März<br />
1791 konstant. Es folgte eine weitere Erhöhung<br />
auf monatlich 33 Gulden 20 Kreuzer (jährlich 400<br />
Gulden); diese Summe dürfte er auch nach dem 31.<br />
Juli 1802 weiterhin bekommen haben, obwohl die<br />
noch erhalten gebliebenen Buchhaltungsunterlagen<br />
mit diesem Datum enden.<br />
Zusammen mit ihren Kollegen Prowos, Ludwig<br />
Gehring, den Brüdern Stadler, den Fagottisten Franz<br />
Czerwenka und Drobney, sowie den Hornisten Rupp<br />
und Johann Hörmann wirkten Triebensee und Went bei<br />
vielen bedeutsamen Uraufführungen mit, u.a. bei jener<br />
von Beethovens 1. Sinfonie im Burgtheater (2. April<br />
1800) und auch jener des Balletts Die Geschöpfe des<br />
Prometheus (28. März 1801).<br />
Mit der Erlaubnis (und wahrscheinlich auch<br />
finanziellen Unterstützung) Fürst Schwarzenbergs<br />
begann Triebensee im Jahr 1805 damit, Joseph Teimer<br />
(geboren ca. 1794-95) Unterricht zu erteilen. Joseph war<br />
der Sohn des bereits 1796 verstorbenen Johann Teimer,<br />
der seinerseits als Oboist in der fürstlichen Kapelle<br />
gewirkt hatte. Diese Lehrtätigkeit dauerte nicht lange, da<br />
Joseph den Unterricht bald abbrach, um am 1. Oktober<br />
bei einer französischen Militärkapelle anzuheuern.<br />
Am 13. Oktober 1802 suchte der Hornist Martin Rupp<br />
bei Hof um Pensionierung an. Als Begründung gab er an,<br />
durch die Doppelbelastung (Hoftheater und kaiserliche<br />
Harmonie) überfordert, gesundheitlich angeschlagen<br />
und somit dienstuntauglich zu sein. Er berief sich auf<br />
eine angebliche mündliche Abmachung, die mit dem<br />
Kaiser zum Zeitpunkt des Engagements der Harmonie<br />
im Hoftheaterdienst getroffen worden war, wonach ein<br />
Mitglied im Falle einer derartigen Überlastung durch<br />
die doppelte Dienstpflicht bei vollem Gehalt <strong>–</strong> in<br />
diesem Fall 400 Gulden jährlich <strong>–</strong> in den Ruhestand<br />
treten dürfe. Er behauptete, Horn sei ein schwieriges<br />
Instrument und er könne nach mehr als zwanzig<br />
Dienstjahren nicht erwarten, die für eine volle Pension<br />
im Regelfall nötigen vierzig Dienstjahre zu erreichen.<br />
Weiters behauptete er, der Vater des damaligen Kaisers<br />
Leopold II. habe dies durch den Theaterdirektor Graf<br />
Ugarte am 7. März 1791 bestätigen lassen. Das<br />
Ansuchen durchlief den Dienstweg bis zu Kaiser<br />
Franz, der am 27. Jänner 1803 seine Zustimmung gab.<br />
Etwa zwei Jahre später, wahrscheinlich Anfang April<br />
1805, versuchte Triebensee seine Pensionierung mit<br />
der gleichen Strategie zu erwirken. Auch er gab sein<br />
hohes Alter und angeschlagene Gesundheit als Gründe<br />
an. Diesmal aber wollte es die Theaterverwaltung (mit<br />
schriftlicher Unterstützung des Kapellmeisters Antonio<br />
Salieri) vermeiden, die Pension aus der Theaterkassa<br />
bezahlen zu müssen und untersuchte mehrere mögliche<br />
Alternativen. Die Dokumentation ist nicht vollständig<br />
erhalten geblieben, aber vermutlich ist man mit einem<br />
Gegenvorschlag an Triebensee herangetreten, der<br />
statt der Pensionierung den Verbleib in beiden Posten<br />
(Hoftheater und Kammermusik) bei reduzierter<br />
Dienstbelastung vorsah.<br />
Zumindest bis Juli 1806 spielte Triebensee, nunmehr<br />
als zweiter Oboist neben Joseph Czerwenka (1759-<br />
1835) weiter, aber spätestens Anfang 1807 wurde die<br />
Pensionierung dann doch genehmigt. Seine Frau Maria<br />
Anna verstarb am 7. Mai 1808, und er heiratete seine<br />
dritte Frau, Theresia (geboren 1778), die ihn bis 1819<br />
überleben sollte. 1810 war Triebensee immer noch als<br />
„Lehrer für Blasinstrumente“ an der Hofoper registriert,<br />
was vermutlich eine Art „Trainerposten“ war, um<br />
seine Pension zu rechtfertigen. Diese betrug 200<br />
Gulden jährlich (unabhängig von anderen zusätzlichen<br />
Einkommensquellen).<br />
Er wohnte im Haus Nr. 262 auf der Wieden (heute<br />
die nordöstliche Ecke von Margarethenstrasse und<br />
Grosse Neugasse) und war vor seinem Tod infolge<br />
von „Schlagfluss“ (Schlaganfall) am 14. Juni 1813<br />
noch einmal übersiedelt. Seine letzten Tage verbrachte<br />
er nördlich des Wienflusses im Haus „Ungarischer<br />
König“, Laimgrube Nr. 152 (heute ungefähr Ecke<br />
Rahlgasse und Mariahilferstrasse).<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 17
Joseph Weigl, Violoncello<br />
Der Cellist Joseph Weigl ist (zusammen mit seinen<br />
Söhnen) wie Triebensee sowohl MGG als auch New<br />
Grove einer Erwähnung wert und vielleicht auch dem<br />
Leser besser bekannt als seine drei anderen Kollegen,<br />
die bei der Uraufführung der <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong>-<br />
Arie spielten. Geboren in Bayern am 19. Mai 1740,<br />
kam er vermutlich schon in jungen Jahren nach Wien,<br />
wo er unter anderem bei Sebastian Witzig studierte.<br />
Am 1. Juni 1761 trat er auf Grund einer Empfehlung<br />
Haydns zuerst in Wien und etwas später in Eisenstadt<br />
in das Orchester des Fürsten Esterházy ein. 1769<br />
wurde er Solocellist im Kärntnertor Theater, fand sich<br />
aber aufgrund der häufigen Organisationsreformen<br />
im Musikbetrieb des Hofes spätestens 1776 im Burgtheater<br />
wieder. Dort blieb er zumindest bis 1808, war<br />
aber sicherlich 1812 in Pension. Inzwischen war<br />
er 1792 der Hofkapelle beigetreten, in der er bis zu<br />
seinem Tod spielte. Infolge von Schlagfluss verstarb<br />
er am 25. Jänner 1820 um halb fünf Nachmittags<br />
in seiner Wohnung an der Ostseite der Himmelpfortgasse<br />
(Nr.1007, das zweite Haus südlich der<br />
Rauhensteingasse), die er lange Zeit bewohnt hatte.<br />
Seine Söhne Joseph (1766-1846) und Thaddäus (1776-<br />
1844) wurden beide Komponisten, letzterer verwaltete<br />
später auch das Musikverlagsgeschäft des Hofes.<br />
Thomas Woborzil, Violine<br />
Vielleicht etwas unerwartet ist die Tatsache, dass sich<br />
Konzertmeister Thomas Woborzil als am schwierigsten<br />
zu erfassendes Mitglied des „Uraufführungs-<br />
Solistenquartetts“ entpuppt. Es ist aber möglich, an<br />
Hand der verhältnismäßig wenigen noch erhaltenen<br />
Dokumente vorsichtig eine Kurzbiographie zu wagen.<br />
Geboren wurde Woborzil ca. 1734. Der Geburtsort<br />
ist unbekannt, könnte aber in Böhmen gelegen sein,<br />
wo der Name häufig vorkommt. Da er 1792-93 vom<br />
Hofdienst bei vollen Bezügen in den Ruhestand<br />
gegangen war, kann man annehmen, dass er dreißig<br />
oder vielleicht gar vierzig Dienstjahre geleistet hatte<br />
und somit spätestens 1762/63 in den Musikbetrieb des<br />
Hofes eingetreten sein muss. Als er am 8. Mai 1771<br />
der Tonkünstler-Societät als Gründungsmitglied mit<br />
der Mitgliedsnummer 33 beitrat, war er Geiger bei<br />
den kaiserlichen Kammer Musici <strong>–</strong> eine Gruppierung,<br />
die für die alltägliche Kammermusik (nicht aber für die<br />
Kirchenmusik) des Hofes zuständig war. Am 1. Mai<br />
18<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
1772 (und wahrscheinlich auch schon davor) betrug<br />
sein Gehalt 250 Gulden jährlich.<br />
Bis Ende Dezember 1777 war ein gewisser Michael<br />
Hofer (gestorben am 12. Juni 1789) Orchester<br />
Director (Konzertmeister) am Burgtheater gewesen.<br />
Am 1. Jänner 1778 wurde Woborzil überraschend als<br />
„Orchester Director für Singspiele“ (mit dem Vermerk<br />
„Neue Einstellung“) engagiert, obwohl er anscheinend<br />
noch nie in der Violingruppe des Theaters gespielt hatte.<br />
Hofer blieb „Orchester Director für Schauspiele“, und<br />
beide bezogen das gleiche Gehalt von 20 Gulden 50<br />
Kreuzer monatlich. Im April 1778 verdiente Woborzil<br />
bereits 25 Gulden monatlich, ehe im Oktober 1779<br />
seine Gage auf 33 Gulden 20 Kreuzer (400 Gulden<br />
jährlich) erhöht wurde. Von April 1782 bis März 1786<br />
<strong>–</strong> also in der Entstehungszeit der „Entführung“ Entführung“ <strong>–</strong> erhielt<br />
er 37 Gulden 30 Kreuzer (450 Gulden jährlich). Im<br />
April 1786 wurde sein Gehalt noch ein letztes Mal auf<br />
41 Gulden 40 Kreuzer (500 Gulden jährlich) angehoben<br />
und blieb bis zu seiner Pensionierung (zwischen März<br />
1792 und Februar 1793) auf diesem Niveau. Seine<br />
Pension betrug ebenfalls 500 Gulden und war somit<br />
gleich seinem letzten aktiven Gehalt. Noch während<br />
seiner aktiven Zeit am Burgtheater und auch nach<br />
seiner Pensionierung vom Theaterdienst spielte er bis<br />
Ende 1797 weiter bei den Kammer Musici des Hofes.<br />
1800 hatte Woborzil seinen festen Wohnsitz in<br />
der Alservorstadt, Schlößelgasse Nr. 15. Gestorben<br />
(an „Gedarmentzündung“) ist er <strong>aller</strong>dings am 14.<br />
Jänner desselben Jahres in Nussdorf (wo er auch<br />
vermutlich begraben liegt, was aber nicht belegt<br />
ist). Die beim <strong>Wiener</strong> Magistrat eingegangene<br />
Verlassenschafts-Abhandlung bestätigt, dass er<br />
ledig gewesen sei und sein Nachlass (der auch<br />
mehrere Immobilien umfasste) dem Gegenwert von<br />
9460 Gulden 20 Kreuzer entsprach!! Verglichen mit<br />
einem durchschnittlichen Musiker der Zeit, der den<br />
Gegenwert von vielleicht 100 Gulden hinterließ oder<br />
in dessen Hinterlassenschaft sich auch häufig nichts<br />
von nachhaltigem Wert fand, war dies ein schier<br />
unglaubliches Vermögen. Unter anderem befanden<br />
sich in seinem Nachlass „3 Violinien [sic!] samt 2<br />
Futteralen“, die mit 50 Gulden taxiert wurden. Noch<br />
einmal im Gegensatz zu den meisten Musikern<br />
der Zeit hinterließ er auch ein in Klosterneuburg<br />
hinterlegtes Testament. Als Universalerben<br />
setzte er seinen Bruder Johann Anton Woborzil,<br />
„Oberwaagmeister im k.k. Salzamt in Sowar in<br />
Hungarn“, ein.
Neun Minuten später …..<br />
Die Uraufführung von <strong>Mozarts</strong> Entführung aus dem<br />
Serail wurde ein Erfolg und erlebte <strong>–</strong> mitsamt der ca.<br />
neun Minuten dauernden <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong>-Arie<br />
<strong>–</strong> bis 1. Februar 1784 16 weitere Vorstellungen an<br />
den Hoftheatern. Das Werk setzte sogleich zu einem<br />
Triumphzug durch ganz Europa an und wurde zu<br />
<strong>Mozarts</strong> Lebzeiten sein populärstes Bühnenwerk.<br />
Gerne kolportiert wird die Bemerkung Josephs II.:<br />
„Zu schön für unsere Ohren, und gewaltig viel Noten<br />
lieber Mozart!“ Der Komponist erwiderte: „Gerade<br />
so viel, Eure Majestät, als nöthig ist.“ Obwohl<br />
„gewaltig viel Noten“ immer wieder als auf die<br />
tatsächliche Anzahl der Noten bezogen interpretiert<br />
wird, könnte man die Worte des Kaisers auch mit<br />
„gewaltig viel Musik“ und die Replik mit „gerade so<br />
viel Musik als nöt(h)ig“ übersetzen.<br />
Unabhängig davon, welche Auslegung der Anekdote<br />
man bevorzugt, bleibt die Tatsache bestehen,<br />
dass Mozart ein meisterliches Singspiel mit einer<br />
ungemein fesselnden Arie <strong>–</strong> de facto ein Sinfonia<br />
Concertante-Satz für den Flötisten Joseph Prowos,<br />
den Oboisten Georg Triebensee, den Geiger<br />
Thomas Woborzil, den Cellisten Joseph Weigl und<br />
die Sopranistin Catarina Cavalieri <strong>–</strong> mitten im 2. Akt<br />
schuf.<br />
Danksagung<br />
Eine Studie dieser Art ist <strong>–</strong> auch wenn sie nicht<br />
bis zu den letzten Einzelheiten der Lebensläufe<br />
der handelnden Personen vordringt <strong>–</strong> sehr<br />
stark von Dokumenten aus den verschiedensten<br />
<strong>Wiener</strong> Archiven abhängig. Besonderen Dank für<br />
ihre ständige und unermüdliche Betreuung und<br />
Unterstützung gebührt Frau Dr. Klaralinda Ma-<br />
Kircher vom <strong>Wiener</strong> Stadt- und Landesarchiv sowie<br />
ihren Kollegen Mehmet Urhan, Franz-Josef Schmiedl<br />
und Alfred Prohsmann. Dr. Joachim Tepperberg<br />
vom Haus-, Hof- und Staatsarchiv bin ich vor allem<br />
für seine große Hilfe bei den ersten Recherchen<br />
ebenfalls zu Dank verpflichtet. Die Bibliothek des<br />
Österreichischen Theatermuseums (und da vor<br />
allem der erstklassige Bibliothekar Othmar Barnert<br />
sowie die <strong>Wiener</strong> Forscher Dr. Michael Lorenz und<br />
Dr. Rita Steblin) sind mir schon seit einigen Jahren<br />
überaus freundliche und hilfreiche Mitstreiter. Der<br />
Hornist Mag. Bernhard Paul half mir über die<br />
Folgen einer Terminkollision hinweg, indem er<br />
freundlicherweise die Sterbeurkunde des Thomas<br />
Woborzil aus der Pfarre Nussdorf besorgte, und<br />
selbstverständlich wurde ich auf jedem Schritt des<br />
Weges von der Oboistin Carol Padgham Albrecht<br />
(Universität von Idaho) begleitet. Finanzielle<br />
Unterstützung erhielt ich von der „Research<br />
Council of Kent State University“ und auch von der<br />
Gesellschaft der Freunde der <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> <strong>–</strong> eine<br />
überraschende Geste, die ich kaum ausreichend<br />
zu schätzen vermag. Dass die deutschsprachige<br />
Leserschaft an meinen bescheidenen Recherchen<br />
überhaupt teilhaben kann, verdanke ich den<br />
Übersetzungsarbeiten von Tom Gröger.<br />
Weinbau<br />
Elisabeth & Karl Sommerbauer<br />
GUGA<br />
Semlergasse 4<br />
2380 Perchtoldsdorf<br />
Tel.: 869 27 92<br />
Ausg‘steckt ist vom<br />
19. April - 6. Mai 2007<br />
2. - 17. Juni 2007<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 19
Spenderliste 2006<br />
Auch heuer wieder haben zahlreiche Spender wohltuenden Einfluss auf die Gestaltung unseres Vereinsbudgets<br />
genommen und damit ihre Verbundheit mit unserer Arbeit zum Ausdruck gebracht. Besonders danken möchten<br />
wir der OESTIG und ihrem Präsidenten Prof. Paul Walter Fürst für die Finanzierung des Ankaufs von zwei<br />
<strong>Oboe</strong>n aus der Werkstatt Karl Radovanovic und den <strong>Wiener</strong> Philharmonikern, die das Service einer <strong>Oboe</strong><br />
sponserten. Wir möchten in Form der Veröffentlichung der Spenderliste jedem Einzelnen für seine Unterstützung<br />
herzlich danken und um weitere wohlwollende Zuwendung ersuchen.<br />
Walter Auer<br />
Dr. Monika Baar<br />
Ingeborg Baumer<br />
Josef Bednarik<br />
Prof. Mag. Franz Bednarik<br />
Georg Binkau<br />
Roman Bisanz<br />
Reinhold Brunner<br />
Robert Buschek<br />
Robert Corazza<br />
Christiane Corazza<br />
Mag. Michael Domanig<br />
Gotthard Eder<br />
Alfred Eschwé<br />
Erwin Falk<br />
Günter Federsel<br />
Christa Feuersänger<br />
Maximilian Feyertag<br />
Mag. Anneliese Fuchsluger<br />
Otmar Gaiswinkler<br />
Stefanie Gansch<br />
Eva Grabner<br />
Edith Gürtler<br />
Barbara Hanisch<br />
Constanze Höffinger<br />
Mag. Thomas Höniger<br />
Clemens Horak<br />
Harald Hörth<br />
Ing. Hans Ista<br />
Anna Jankowsky<br />
Karl Jeitler<br />
Univ. Prof. Mag. Thomas Jöbstl<br />
Joshikazu Kajiwara<br />
Manfred Kaufmann<br />
Helene Kenyeri<br />
Angela Kirchner<br />
Martin Klimek<br />
Dr. Thomas Klösch<br />
Wolfgang Koblitz<br />
Ernst Krall<br />
Univ. Prof. Dietmar Küblböck<br />
Walter Lehmayer<br />
Georg Lehner<br />
Univ. Prof. Klaus Lienbacher<br />
Dagmar Lorenzi<br />
20<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Oliver Madas<br />
Univ. Prof. Klaus Maetzl<br />
Guido Mancusi<br />
Stefan Melichar<br />
Theresia Melichar<br />
Prof. Helmut Mezera<br />
Erwin Monschein<br />
Hannes Moser<br />
Dr. Richard Nemetz<br />
Annemarie Neumann<br />
Reinhard Öhlberger<br />
Martin Patscheider<br />
Prof. Mag. Andreas Pfeiler<br />
Wolfgang Plank<br />
Franz Pobenberger<br />
Brigitte Pongratz<br />
Mag. Andreas Pöttler<br />
Monika Rabofsky<br />
Dir. Mag. Walter Reindl<br />
(Musikschule Leobendorf/Bisamberg)<br />
Prof. Walter Reitbauer<br />
DI Walter & Dora Riemer<br />
Roland Roniger<br />
o. Prof. Mag. Helmut Sch<strong>aller</strong><br />
Benjamin Schmidinger<br />
Dr. Rudolf Scholz<br />
Mag. Peter Schreiber<br />
Wolfgang Schuchbaur<br />
Heribert Stark<br />
Hannes Straßl<br />
Dr. Susanne Sveceny<br />
Mag. Gerhard Totzauer<br />
Gerda Unger-Öhlberger<br />
Angelika Vladar<br />
Wolfgang Vladar<br />
Mag. Gisela Vogler<br />
Günter Voglmayr<br />
Jörg Wachsenegger<br />
Karl Wagner<br />
Mag. Karin Walcher<br />
Mag. Reinhard Wieser<br />
Klaus Zauner<br />
Wolfgang Zimmerl<br />
Reinhard Zmölnig<br />
Wolfgang Zuser
Fantasia Italiana<br />
Christoph Hartmann spielt Antonio Pasculli<br />
Christoph Hartmann darf man als echten Freak<br />
bezeichnen. Voller Leidenschaft für das, was<br />
ihn begeistert. Und das sind vordergründig<br />
betrachtet zwei Dinge: Sein Beruf als zweiter Oboist<br />
bei den Berliner Philharmonikern und das Radfahren.<br />
Das Missinglink nennt sich „Pasculli“. Hartmann hatte<br />
sich gerade intensiv am Küchentisch seiner Berliner<br />
Wohnung mit den vielen kleinen schwarzen Noten<br />
Antonio Pascullis beschäftigt, als er vermutlich eben<br />
dort mit Freunden einen neuen Namen für ein gerade<br />
entwickeltes Fahrrad suchte. Und siehe da: Hartmann<br />
spielt nicht nur Pasculli, er fährt auch Pasculli. (Weitere<br />
Infos unter www.pasculli.de) Beides verlangt<br />
langen Atem, Gespür und eine gewisse Zähigkeit. Alle<br />
diese Eigenschaften sind auf der neuen CD „Fantasia<br />
Italiana“ (EMI 3 79944 2) digital gebündelt. Kombiniert<br />
mit hörbarer Freude, dieses Projekt realisieren zu<br />
dürfen, denn Plattenfirmen warten heutzutage kaum<br />
auf Anrufe, ausgefallenes <strong>Oboe</strong>nrepertoire zu produzieren.<br />
Hartmann hat während einer Orchesterreise in<br />
Palermo nach Pasculli-Noten gestöbert und ist fündig<br />
geworden. Die fehlenden Arrangements für Orchester<br />
hat der in solchen Sachen arrivierte Wolfgang Renz<br />
übernommen. Gemeinsam mit den Augsburger Philharmonikern<br />
unter Rudolf Piehlmayer hat man fünf<br />
Verdi-Paraphrasen („Sizilianische Vesper“, „Troubadour“,<br />
„Maskenball“, „Traviata“, „Rigoletto“)<br />
und eine Fantasie über Donizettis „Poliuto“ aufgenommen.<br />
In Sachen „Maskenball“ greift Hartmann<br />
zum Englischhorn, was ihm Wolfgang Renz mit<br />
einer dezent instrumentierten Orchesterbegleitung<br />
klanglich etwas erleichtert. Für Hartmann ist Technik<br />
eine musikalische Selbstverständlichkeit und<br />
Virtuosität eine Tugend, die sich aus dieser Art der<br />
Musik des 19. Jahrhunderts einfach von selbst einstellt.<br />
Gewissermaßen „Gute-Laune-Musik“, wenn<br />
man sie so beherrscht wie Christoph Hartmann.<br />
„Paganini der <strong>Oboe</strong>“ ist ein durchaus zutreffender<br />
Vergleich.<br />
Ursula Magnes<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> 21
KONZERTE<br />
Triple Tongue Vienna<br />
Montag, 19. März 2007, 19 Uhr<br />
Alte Schmiede<br />
Schönlaterngasse 9, 1010 Wien<br />
Paul Kaiser, <strong>Oboe</strong><br />
Alex Neubauer, Klarinette<br />
Robert Buschek, Fagott<br />
Eugene Hartzell: „Workpoint“-Duos:<br />
Nr. 2, <strong>Oboe</strong> & Klarinette<br />
Nr. 6, <strong>Oboe</strong> & Fagott UA<br />
Nr. 8, Klarinette & Fagott UA<br />
Lukas Haselböck: einstellungen (2004)<br />
Erland Maria Freudenthaler: Aussteller einer<br />
Bildung (2007, UA)<br />
John Harbison: Triosonata<br />
Die Bläser der <strong>Wiener</strong> Symphoniker<br />
Samstag, 5. Mai 2007, 19.30 Uhr<br />
Konzerthaus, Großer Saal<br />
Dirigent und Solist:<br />
Hansjörg Schellenberger<br />
J. Hellmesberger: Teufelstanz<br />
C. M. v. Weber: Concertino für <strong>Oboe</strong> und Bläser<br />
Igor Strawinsky: Symphonie für Bläser<br />
C. M. v. Weber: Auswahl aus Harmoniemusiken<br />
Antonin Dvorák: Serenade d-moll<br />
22<br />
Wir freuen uns, folgende neue<br />
Mitglieder begrüßen zu dürfen:<br />
Liselotte Murawatz (O)<br />
Mag. Michael Holzmann (Ao)<br />
Herbert Mayr (O)<br />
Arthur Trainacher (Ao)<br />
Toshi Hasegawa (O)<br />
Mag. Heinz Widhalm (O)<br />
Christoph Hartmann (O)<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Elliott Carter Quintett<br />
Mittwoch, 30. März 2007, 20 Uhr<br />
echoraum<br />
Sechshauser Straße 66<br />
A-1150 Wien<br />
Sonja Korak, Flöte<br />
Markus Sepperer, <strong>Oboe</strong><br />
Petra Stump, Klarinette<br />
Christian Binde, Horn<br />
Robert Buschek, Fagott<br />
Isang Yun: Movement I & II (1991) für Bläserquintett<br />
Daniel De La Cuesta: Tiento III (2006) für Fagott solo<br />
Daniel Mayer: FD:G-D-F” für Flöte, Englischhorn<br />
und Fagott UA (2006)<br />
Jorge Sanchez-Chiong: Final Girl (2006) für Fagott solo
KLASSENABENDE<br />
RICHARD GALLER<br />
Freitag, 23. März 2007, 18 Uhr<br />
Universität für Musik<br />
Anton Webern-Platz 1<br />
Fanny Mendelssohn-Saal<br />
HARALD HÖRTH<br />
Mittwoch, 28. März 2007, 18.30 Uhr<br />
Konservatorium Privatuniversität<br />
Singerstraße Konzertsaal<br />
KLAUS LIENBACHER<br />
Dienstag, 8. Mai 2007, 18.30 Uhr<br />
Universität für Musik<br />
Anton Webern-Platz 1<br />
Fanny Mendelssohn-Saal<br />
THOMAS HÖNIGER<br />
Samstag, 12. Mai 2007, 15 Uhr<br />
Konservatorium Privatuniversität<br />
Anton Dermota-Saal<br />
HELMUT MEZERA<br />
Vorspielabend<br />
Donnerstag, 31. Mai 2007, 18 Uhr<br />
Konservatorium des Landes Burgenland<br />
Eisenstadt, Gloriettegasse 2<br />
Konzertsaal Josef Haydn<br />
Atelier<br />
Mag. Peter LEUTHNER<br />
Klarinettenblätter<br />
Rohrholz<br />
für <strong>Oboe</strong> und Fagott<br />
4.,Preßgasse 22/1<br />
Tel. u. Fax: +43 /1 /587 35 47<br />
e-mail: offi ce@plclass.com<br />
Homepage: www.plclass.com<br />
NÖ Doppelrohrblatt-Tag 2007<br />
Am Samstag den 28.April 2007, 9.30 bis 18.30 Uhr<br />
findet in der J.G.Albrechtsberger Musikschule<br />
der Stadt Klosterneuburg, Kardinal-Piffl-Platz 8,<br />
3040 Klosterneuburg der NÖ Doppelrohrblatt-<br />
Tag statt.<br />
Neben Noten- und Instrumentenausstellungen der<br />
Firmen Braach, Danner und Votruba werden an<br />
diesem Tag Rohrbaustrassen für SchülerInnen und<br />
Musikkinesiologie-Workshops für SchülerInnen<br />
und LehrerInnen, sowie ein Kammermusikkonzert<br />
stattfinden.<br />
Informationen zu dieser Veranstaltung erhalten sie<br />
beim Musikschulmanagement Niederösterreich,<br />
Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg, Tel: 02275/<br />
4660-32 oder unter<br />
holzblaeser@musikschulforum.at<br />
Anmeldeschluss ist der 13.April 2007<br />
(Anmeldungen sind über die Homepage<br />
www.musikschulforum.at/holzblaeser/<br />
--->Fortbildung--->Doppelrohrblatt-Tag möglich.<br />
Bitte unter “Anmerkungen” - “SchülerIn” oder<br />
“LehrerIn” eintragen.)<br />
Verkaufe gut eingespielte vollautomatische<br />
<strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> in hervorragendem Zustand<br />
um 5000 €<br />
Anfragen an Jakob Huppmann<br />
Tel. 0699/1920 0115<br />
Der ungarische Komponist Frigyes Hidas ist im<br />
Alter von 78 Jahren nach langer, schwerer Krankheit<br />
in Budapest gestorben. Hidas studierte Komposition<br />
an der Budapester Franz-Liszt-Musikakademie und<br />
war von 1951 bis 1966 musikalischer Leiter des<br />
Nationaltheaters, von 1974 bis 1979 des Budapester<br />
Operettentheaters. Er schrieb unter anderem<br />
Opern, Orchesterwerke sowie Kammermusik und<br />
Solostücke. Beachtung auch im Ausland fanden<br />
vor allem seine Kammermusik für Bläser und seine<br />
Werke für Blasorchester. Sein Konzert für <strong>Oboe</strong><br />
und Orchester Nr. 1 wurde zum meistgespielten<br />
ungarischen <strong>Oboe</strong>nkonzert, das sich auch bei uns<br />
großer Beliebtheit erfreut.<br />
Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
23
Die nächste Ausgabe des Journals der Gesellschaft der<br />
Freunde der <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong> erscheint im Juni 2007.<br />
Wir bitten wieder um zahlreiche Mitarbeit in Form von<br />
Artikeln, Infos, Annoncen, Berichten, Mitteilungen,<br />
Konzertterminen usw., zu richten an unseren Obmann<br />
Josef Bednarik.<br />
Redaktionsschluss: 25. Mai 2007<br />
Der Erwerb des Journals ist für Nichtmitglieder<br />
im Abonnement um € 12,- jährlich möglich;<br />
Mitglieder erhalten das Journal GRATIS.<br />
Impressum:<br />
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger:<br />
Gesellschaft der Freunde der <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />
Obmann und für den Druck verantwortlich:<br />
Josef Bednarik<br />
A 1230 Wien, Lastenstraße 13<br />
Tel/Fax: +43/1/869 55 44<br />
Handy: +43/(0)699/14 14 55 44<br />
E-Mail: bednarik@wieneroboe.at<br />
Instrumentenbeauftragter: Sebastian Frese<br />
Tel.: +43/1/712 73 54<br />
Handy: +43/(0)650/712 73 54<br />
E-Mail: s.frese@gmx.at<br />
Österreichische Post AG<br />
Info.Mail Entgelt bezahlt<br />
Internethomepage: http://www.wieneroboe.at<br />
Layout: Ernst Kobau<br />
(E-Mail: kobau@aon.at)<br />
Digital-Druck: FBDS Copy Center<br />
1230 Wien<br />
Grundlegende Richtung:<br />
Das „Journal <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong>“ ist die Zeitschrift der<br />
Gesellschaft der Freunde der <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong>. Sie erscheint<br />
vierteljährlich und dient als Plattform des Dialoges.<br />
Für namentlich gezeichnete Artikel ist der jeweilige<br />
Verfasser verantwortlich und gibt seine persönliche<br />
Meinung wieder.<br />
Früh übt sich, wer in die Oper will:<br />
Helene Kenyeri als Zehnjährige mit Klarinette und Cousine Tamara