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„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe

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in einem Brief mit. Neben Catarina Cavalieri als<br />

Constanze, Therese Teyber als Blonde, Ludwig Karl<br />

Fischer als Osmin und Ernst Daur als Pedrillo sollte der<br />

seinerzeit gefeierte Valentin Adamberger in der Rolle<br />

des Belmonte auftreten. Obwohl er es nicht erwähnte,<br />

muss Mozart auch schon gewusst haben, dass der Hof<br />

seine Arbeit mit 100 Kaiserlichen Dukaten (welche<br />

damals einem Gegenwert von 426 Gulden 40 Kreuzer<br />

entsprachen) zu belohnen gedachte.<br />

Die Handlung erzählt von Constanze, Blonde und<br />

Pedrillo, die aus dem Westen gekommen und nach<br />

einem Schiffsbruch gestrandet sind, von Pasha Selim<br />

gefangen gehalten und von Osmin überwacht werden.<br />

Pasha Selim begehrt Constanze für seinen Harem.<br />

Belmonte erscheint, um sie zu befreien. Nach dem<br />

von Osmin vereitelten Fluchtversuch ist man auf die<br />

Gnade des Pasha angewiesen. In einer überraschenden<br />

Wendung zeigt sich dieser großmütig und lässt sie<br />

frei.<br />

Der zweite und dritte Akt des Librettos erforderten<br />

eine umfassendere Bearbeitung als ursprünglich<br />

angenommen, weshalb die Oper nicht rechtzeitig<br />

zum Besuchstermin Erzherzog Pauls fertig wurde<br />

und die Uraufführung verschoben werden musste.<br />

Schlussendlich wurde Die Entführung aus dem Serail<br />

in der nächsten Spielzeit am 16. Juli 1782 <strong>–</strong> das neue<br />

Fiskaljahr hatte am 1. April 1782 begonnen <strong>–</strong> im<br />

Burgtheater uraufgeführt. Erst seit kurzem ist es uns<br />

möglich, in die Buchhaltung des Hoftheaters für diese<br />

Jahre Einsicht zu nehmen, sowohl in Bezug auf die<br />

ständig angestellten Musiker als auch auf die für diese<br />

erweiterte „türkische“ Instrumentation erforderlichen<br />

Zusatzkräfte. Indem wir diese Dokumente mit den uns<br />

überlieferten Hinweisen zum Fortgang von <strong>Mozarts</strong><br />

Kompositionsarbeit vergleichen, ist es möglich, die<br />

Partitur unter Berücksichtigung des in den betroffenen<br />

Fiskaljahren verfügbaren Personals zu studieren.<br />

Als Mozart 1781/82 den 1. Akt komponierte, gab<br />

es Probleme mit der Flötengruppe des Burgtheaterorchesters.<br />

Der Soloflötist Johann Thurner war oft<br />

krank, was möglicherweise dazu führte, dass öfters<br />

nur ein Flötist anwesend war, obwohl die „Extra<br />

Ausgaben“ ca. sieben Fälle erwähnen, in denen Joseph<br />

Prowos als Ersatz engagiert wurde. Dementsprechend<br />

schrieb Mozart im 1. Akt immer nur für einen Flötisten,<br />

auch an Stellen, wo ein Piccolo zu spielen hatte. Erst<br />

der im Fiskaljahr 1782/83 und verhältnismäßig knapp<br />

vor der verschobenen Uraufführung komponierte<br />

2. Akt weist eine zweite Flötenstimme auf, wobei<br />

weiterhin gelegentlich zur Piccoloflöte gewechselt<br />

12<br />

Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />

werden musste. Die für eine „türkische“ Handlung<br />

typischen Janitscharen-Instrumente wie Grosse<br />

Trommel, Becken und Triangel, wurden von extra<br />

dafür engagierten Musikern eines benachbarten Artillerieregiments<br />

gespielt. Da Mozart wusste, dass die<br />

Brüder Anton und Joseph Stadler nicht nur virtuos<br />

Klarinette spielten, schrieb er in der Arie der Constanze<br />

im 2. Akt „Traurigkeit ward mir zum Lose“ auch<br />

Bassetthornstimmen.<br />

Ein typisches Singspiel-Publikum erwartete im<br />

Verlauf einer leichtgewichtigen Bühnenhandlung nur<br />

kurze Musiknummern zu hören. Vokalstücke waren<br />

meist einfache, oft strophisch gehaltene Lieder (wie<br />

zum Beispiel Osmins erste Arie „Wer ein Liebchen<br />

hat gefunden“). In der Mitte des 2. Aktes jedoch<br />

erklärt die mutige Constanze dem verliebten Pasha<br />

Selim, sich nötigenfalls zu Tode foltern zu lassen,<br />

sollte dieser darauf bestehen, sie in seinen Harem<br />

zu zwingen. Gleichgültig, ob der Vorschlag vom<br />

Librettisten Stephanie oder von Mozart kam: die 14<br />

Textzeilen veranlassten die lange und überaus virtuose<br />

Arie <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong> für die gefeierte Sopranistin<br />

Catarina Cavalieri <strong>–</strong> ein Stück, das den Rahmen eines<br />

Singspiels sprengte und das man eher in einer Opera<br />

seria wie etwa „Idomeneo „ “ erwarten würde.

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