15.12.2012 Aufrufe

„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe

„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe

„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

dass Mozart (genauso wie er im ersten Akt nur für<br />

eine Flöte, später dann für die Bassetthörner der<br />

Stadler-Brüder) nunmehr für ein Quartett prominenter<br />

Orchestersolisten schreiben konnte. Es handelte sich<br />

dabei um den Oboisten Georg Triebensee, den Geiger<br />

Thomas Woborzil, den Cellisten Joseph Weigl sowie<br />

Joseph Prowos, der am 1. Mai 1782 als neuer Soloflötist<br />

engagiert worden war.<br />

Joseph Prowos<br />

Der Name des Flötisten Joseph Prowos/Prowoz/Brovos/<br />

Probus wird zwar in verschiedenen Schriftstücken<br />

unterschiedlich geschrieben, aber die Beweislage lässt<br />

auf „Prowos“ als die am häufigsten verwendete Form<br />

des Namens (zumindest während seiner späteren Jahre)<br />

schließen. Geboren 1752 oder 1753 in Bilina (nahe<br />

dem böhmischen Ort Teplitz) kam er ursprünglich als<br />

Schneidergeselle nach Wien, wo er aber auch Flöten- und<br />

<strong>Oboe</strong>nunterricht bei dem gebürtigen Böhmen [Franz<br />

oder Mathias?] Hofmann nahm. Dieser war fallweise als<br />

Flötist am Hoftheater (Burgtheater) engagiert, ehe man<br />

ab 1780 Thurner und Menschel als ständige Flötisten<br />

engagierte. Prowos’ erste Dienste als Ersatz für den<br />

erkrankten Thurner fanden zwischen April 1781 und<br />

März 1782 statt und wurden mit 7 Gulden (vermutlich<br />

für 7 Dienste) entlohnt.<br />

Ende April 1782 verließ Thurner das Orchester,<br />

worauf er durch Prowos als Soloflötist ersetzt wurde,<br />

während Martin Menschel zweiter blieb. Beide erhielten<br />

das für viele ihrer Kollegen übliche Jahressalär von 350<br />

Gulden. Der ca. 1741 in Teplitz geborene Menschel<br />

spielte bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1784 weiter<br />

zweite Flöte. Er wurde seinerseits von Ludwig Gehring<br />

(ca. 1753-1819) ersetzt, der die nächsten beiden<br />

Jahrzehnte neben Prowos spielte. In der Zwischenzeit<br />

(von September 1782 bis zu seiner Entlassung Ende<br />

August 1783) engagierte das Hoftheater als dritten<br />

Flötisten Grubner, möglicherweise um Piccolo zu<br />

spielen. Weiters ist belegt, dass Prowos irgendwann<br />

im Verlauf des Fiskaljahres 1782/83 für „Anschaffung<br />

zweyer Mittel-Stücke zur Flauten“ 2 Gulden bezahlt<br />

bekam, was darauf hindeutet, dass er wahrscheinlich<br />

auf Dienstinstrumenten aus Hofbesitz spielte. Bis zum<br />

Fiskaljahr 1801/02, welches bereits von August bis zum<br />

folgenden Juli gerechnet wurde, war das Jahressalär<br />

von sowohl Prowos als auch Gehring auf die damals<br />

allgemein üblichen 400 Gulden angewachsen.<br />

Da er unverheiratet blieb, wissen wir nicht, wo<br />

er anfänglich wohnte. Deshalb gibt es auch keine<br />

14<br />

Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />

(sonst aufschlussreichen) Dokumente bezüglich Eheschließung,<br />

Geburt und Tod von Kindern. Belegt ist,<br />

dass er 1804/05 im Haus „Zum Schwarzen Lamm“<br />

(Kohlmarkt 255) wohnte, ein Haus östlich der heutigen<br />

Konditorei „Demel“, nur ca. 100 Meter vom damaligen<br />

Burgtheater am Michaelerplatz entfernt. 1807/08 (er<br />

war immer noch erster Flötist) wohnte er dann im Haus<br />

„Katze“ am Graben Nr. 620, in einem der Gebäude,<br />

die zwischen Graben und Stephansplatz standen. Er<br />

ging ca. 1809, gleichzeitig mit dem Orchester-Eintritt<br />

des sehr jungen Aloys Khayll (1791-1866) in den<br />

Ruhestand und übersiedelte nochmals, diesmal über den<br />

heutigen Donaukanal in die Leopoldstadt Nr.447 (an der<br />

Westseite der Rothe Sterngasse, zwei Häuser nördlich der<br />

Fuhrmanngasse, der heutigen Großen Mohren-Gasse).<br />

Schon lange vor seiner Pensionierung war Prowos in<br />

den Gewerbeverzeichnissen der Stadt als Flötenlehrer<br />

angeführt. 1815 berichtete Dlabaczs Künstler-Lexikon:<br />

„Er hat schon mehrere Scholaren gebildet, aus welchen<br />

ein gewisser Hönig, ein Israelite, der beste ist.“ Als<br />

Prowos am 10. Mai 1832 an Tuberkulose verstarb,<br />

wohnte er im westlichen Vorort St. Ulrich Am Platzl No.<br />

59, Haus „Braunes Rössel“, ein Haus an der Nordseite<br />

der heutigen Neustiftgasse, an dessen Stelle es heute<br />

möglich ist, durch einen langen Hof zur Lange Gasse<br />

zu gelangen.<br />

Georg Triebensee, Oboist<br />

Das älteste erhalten gebliebene Theater Kassabuch im<br />

<strong>Wiener</strong> Haus-Hof- und Staatsarchiv belegt, dass Georg<br />

Triebensee am 1. Jänner 1777 als Ersatz für Georg<br />

Kapfer (ca. 1729-1787), der in die Bratschengruppe<br />

wechselte, zum Orchester des Burgtheaters gekommen<br />

war. Zum gleichen Zeitpunkt wurde Johann Nepomuk<br />

Went (1745-1801) als zweiter Oboist engagiert und<br />

sein Vorgänger, Franz Kühtreiber (ca. 1727-1777)<br />

pensioniert. Obwohl Triebensee, gemeinsam mit<br />

seinem Sohn Joseph, der nach 1800 ein prominenter<br />

Komponist war, Gegenstand kurzer Artikel sowohl<br />

in MGG (Musik in Geschichte und Gegenwart) als<br />

auch New Grove wurde, können wir hier noch einige<br />

interessante biographische Einzelheiten hinzufügen:<br />

Georg Triebensee wurde am 28. Juli 1746 im schlesischen<br />

Ort Herrndorf geboren und studierte bei Carlo<br />

Besozzi (1738-nach 1798) in Dresden. 1767 trat er<br />

als Gründungsmitglied der achtstimmigen Harmonie,<br />

welche abwechselnd im fürstlichen Gut in Wittingau<br />

(Třeboň) und in Wien spielte, in den Dienst des Fürsten<br />

Joseph Adam Schwarzenberg (1722-1782).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!