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„Martern aller Arten“ – Mozarts „Sinfonia Concertante“ - Wiener Oboe

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Joseph Weigl, Violoncello<br />

Der Cellist Joseph Weigl ist (zusammen mit seinen<br />

Söhnen) wie Triebensee sowohl MGG als auch New<br />

Grove einer Erwähnung wert und vielleicht auch dem<br />

Leser besser bekannt als seine drei anderen Kollegen,<br />

die bei der Uraufführung der <strong>„Martern</strong> <strong>aller</strong> <strong>Arten“</strong>-<br />

Arie spielten. Geboren in Bayern am 19. Mai 1740,<br />

kam er vermutlich schon in jungen Jahren nach Wien,<br />

wo er unter anderem bei Sebastian Witzig studierte.<br />

Am 1. Juni 1761 trat er auf Grund einer Empfehlung<br />

Haydns zuerst in Wien und etwas später in Eisenstadt<br />

in das Orchester des Fürsten Esterházy ein. 1769<br />

wurde er Solocellist im Kärntnertor Theater, fand sich<br />

aber aufgrund der häufigen Organisationsreformen<br />

im Musikbetrieb des Hofes spätestens 1776 im Burgtheater<br />

wieder. Dort blieb er zumindest bis 1808, war<br />

aber sicherlich 1812 in Pension. Inzwischen war<br />

er 1792 der Hofkapelle beigetreten, in der er bis zu<br />

seinem Tod spielte. Infolge von Schlagfluss verstarb<br />

er am 25. Jänner 1820 um halb fünf Nachmittags<br />

in seiner Wohnung an der Ostseite der Himmelpfortgasse<br />

(Nr.1007, das zweite Haus südlich der<br />

Rauhensteingasse), die er lange Zeit bewohnt hatte.<br />

Seine Söhne Joseph (1766-1846) und Thaddäus (1776-<br />

1844) wurden beide Komponisten, letzterer verwaltete<br />

später auch das Musikverlagsgeschäft des Hofes.<br />

Thomas Woborzil, Violine<br />

Vielleicht etwas unerwartet ist die Tatsache, dass sich<br />

Konzertmeister Thomas Woborzil als am schwierigsten<br />

zu erfassendes Mitglied des „Uraufführungs-<br />

Solistenquartetts“ entpuppt. Es ist aber möglich, an<br />

Hand der verhältnismäßig wenigen noch erhaltenen<br />

Dokumente vorsichtig eine Kurzbiographie zu wagen.<br />

Geboren wurde Woborzil ca. 1734. Der Geburtsort<br />

ist unbekannt, könnte aber in Böhmen gelegen sein,<br />

wo der Name häufig vorkommt. Da er 1792-93 vom<br />

Hofdienst bei vollen Bezügen in den Ruhestand<br />

gegangen war, kann man annehmen, dass er dreißig<br />

oder vielleicht gar vierzig Dienstjahre geleistet hatte<br />

und somit spätestens 1762/63 in den Musikbetrieb des<br />

Hofes eingetreten sein muss. Als er am 8. Mai 1771<br />

der Tonkünstler-Societät als Gründungsmitglied mit<br />

der Mitgliedsnummer 33 beitrat, war er Geiger bei<br />

den kaiserlichen Kammer Musici <strong>–</strong> eine Gruppierung,<br />

die für die alltägliche Kammermusik (nicht aber für die<br />

Kirchenmusik) des Hofes zuständig war. Am 1. Mai<br />

18<br />

Journal - <strong>Wiener</strong> <strong>Oboe</strong><br />

1772 (und wahrscheinlich auch schon davor) betrug<br />

sein Gehalt 250 Gulden jährlich.<br />

Bis Ende Dezember 1777 war ein gewisser Michael<br />

Hofer (gestorben am 12. Juni 1789) Orchester<br />

Director (Konzertmeister) am Burgtheater gewesen.<br />

Am 1. Jänner 1778 wurde Woborzil überraschend als<br />

„Orchester Director für Singspiele“ (mit dem Vermerk<br />

„Neue Einstellung“) engagiert, obwohl er anscheinend<br />

noch nie in der Violingruppe des Theaters gespielt hatte.<br />

Hofer blieb „Orchester Director für Schauspiele“, und<br />

beide bezogen das gleiche Gehalt von 20 Gulden 50<br />

Kreuzer monatlich. Im April 1778 verdiente Woborzil<br />

bereits 25 Gulden monatlich, ehe im Oktober 1779<br />

seine Gage auf 33 Gulden 20 Kreuzer (400 Gulden<br />

jährlich) erhöht wurde. Von April 1782 bis März 1786<br />

<strong>–</strong> also in der Entstehungszeit der „Entführung“ Entführung“ <strong>–</strong> erhielt<br />

er 37 Gulden 30 Kreuzer (450 Gulden jährlich). Im<br />

April 1786 wurde sein Gehalt noch ein letztes Mal auf<br />

41 Gulden 40 Kreuzer (500 Gulden jährlich) angehoben<br />

und blieb bis zu seiner Pensionierung (zwischen März<br />

1792 und Februar 1793) auf diesem Niveau. Seine<br />

Pension betrug ebenfalls 500 Gulden und war somit<br />

gleich seinem letzten aktiven Gehalt. Noch während<br />

seiner aktiven Zeit am Burgtheater und auch nach<br />

seiner Pensionierung vom Theaterdienst spielte er bis<br />

Ende 1797 weiter bei den Kammer Musici des Hofes.<br />

1800 hatte Woborzil seinen festen Wohnsitz in<br />

der Alservorstadt, Schlößelgasse Nr. 15. Gestorben<br />

(an „Gedarmentzündung“) ist er <strong>aller</strong>dings am 14.<br />

Jänner desselben Jahres in Nussdorf (wo er auch<br />

vermutlich begraben liegt, was aber nicht belegt<br />

ist). Die beim <strong>Wiener</strong> Magistrat eingegangene<br />

Verlassenschafts-Abhandlung bestätigt, dass er<br />

ledig gewesen sei und sein Nachlass (der auch<br />

mehrere Immobilien umfasste) dem Gegenwert von<br />

9460 Gulden 20 Kreuzer entsprach!! Verglichen mit<br />

einem durchschnittlichen Musiker der Zeit, der den<br />

Gegenwert von vielleicht 100 Gulden hinterließ oder<br />

in dessen Hinterlassenschaft sich auch häufig nichts<br />

von nachhaltigem Wert fand, war dies ein schier<br />

unglaubliches Vermögen. Unter anderem befanden<br />

sich in seinem Nachlass „3 Violinien [sic!] samt 2<br />

Futteralen“, die mit 50 Gulden taxiert wurden. Noch<br />

einmal im Gegensatz zu den meisten Musikern<br />

der Zeit hinterließ er auch ein in Klosterneuburg<br />

hinterlegtes Testament. Als Universalerben<br />

setzte er seinen Bruder Johann Anton Woborzil,<br />

„Oberwaagmeister im k.k. Salzamt in Sowar in<br />

Hungarn“, ein.

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