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bunsenmagazin - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...

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6/2004<br />

BBPCAX 101 (8) 1083-1196 (1998)<br />

ISSN 1611 – 9479<br />

No. 6 – November 2004<br />

BUNSENMAGAZIN<br />

� Leitartikel<br />

Forschung und Lehre im Schatten<br />

von Toyota und Samsung S. 150<br />

� Rückblick<br />

Zur Erinnerung an Arnold Thomas<br />

Eucken (1884 – 1950) S. 152<br />

� Forschung<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie am Institut<br />

<strong>für</strong> Bioprozess- und<br />

Analysentechnik, Heiligenstadt S. 163


LEITARTIKEL<br />

RÜCKBLICK<br />

FORSCHUNG<br />

TAGUNGEN<br />

NACHRICHTEN<br />

DIE LETZTE SEITE<br />

ZEITSCHRIFT FÜR<br />

PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />

GDCh<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Jürgen Janek<br />

Forschung und Lehre im Schatten von Toyota und Samsung 150<br />

Ulrich Schindewolf<br />

Zur Erinnerung an Arnold Thomas Eucken (1884 – 1950) 152<br />

Dieter Beckmann, Josef Metze und Klaus Liefeith<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Biowissenschaften und Technik<br />

Interdisziplinäre Forschung zu grenzflächenoptimierten<br />

technischen Systemen <strong>für</strong> die Life Sciences am Institut <strong>für</strong><br />

Bioprozess- und Analysenmesstechnik (IBA), Heiligenstadt 163<br />

Karl-Michael Weitzel<br />

85. Internationales Bunsen Discussion Meeting<br />

Chemical processes of ions – transport and reactivity in Marburg 169<br />

Personalia 171<br />

Veranstaltungen 172<br />

Verschiedenes 173<br />

Invitation Electrocatalysis: Theory and Experiment 173<br />

91 st Bunsen-Colloquim<br />

Spectroskopie and dynamics of molecular coils and aggregates 174<br />

89 th International Bunsen Discussion Meeting 177<br />

Antrag auf Mitgliedschaft 179<br />

Renieh Dlomsrev<br />

Dreieck oder Würfel 175<br />

Inhalt Heft 10 + 11/2004 176<br />

GDCh-Jahrestagung Chemie 2005:<br />

Chemie schafft neue Strukturen 178<br />

Impressum 176<br />

Zum Titelbild:<br />

In technischen Systemen <strong>für</strong> die Life Sciences spielen physikochemische Vorgänge bei<br />

Wechselwirkungen zwischen technischem und biologischem Material eine herausragende<br />

Rolle. Die Effektivität des Schadstoffabbaus durch Biofilme in Membranreaktoren hängt<br />

wesentlich davon ab (siehe Beitrag auf Seite 163).<br />

149


LEITARTIKEL<br />

Jürgen Janek<br />

Als im Sommer 2003 die Frage nach einem sinnvollen Aufenthaltsort<br />

meines ersten mühsam erarbeiteten Forschungssemesters anstand,<br />

schweifte der Blick automatisch über den Atlantik. Als dann<br />

aber zwei Angebote von befreundeten Kollegen in Korea und Japan<br />

den Blickwinkel um nahezu 180° drehten, habe ich nicht lange gezaudert.<br />

Was letzthin den Ausschlag gab, war das Wissen um die hervorragende<br />

Stellung beider Länder auf dem Feld der Materialforschung,<br />

besonders im Bereich der elektrischen Funktionsmaterialien.<br />

Korea besitzt eine rasante Dynamik mit allen Vor- und Nachteilen.<br />

Hinten Reisschüssel, vorne auf 1 °C Peltier-geregelter Kühlschrank <strong>für</strong><br />

Kim-Chi (scharfer eingelegter Weißkohl, Leib- und Magenspeise der<br />

Koreaner) mit Schnittstelle <strong>für</strong> die kommende digitale Konvergenz.<br />

Und so knirscht es natürlich kräftig im Gebälk der koreanischen Gesellschaft.<br />

Der Anspruch auf den Platz der Nr. 1 im Bereich der<br />

Informationstechnologie kostet gewaltige finanzielle Anstrengungen<br />

und geht nicht zuletzt zu Lasten schlecht bezahlter Arbeiter in den<br />

großen Industriekonglomeraten. Die Verlagerung von Produktionsstätten<br />

in das nahe und billigere China verschärft das Ganze<br />

noch. Im Grunde hat Korea innerhalb von 30 Jahren eine Entwicklung<br />

durchlitten, die Deutschland und andere westliche Länder innerhalb<br />

von mehr als 100 Jahren durchschritten haben. Zu allem Überfluss<br />

hängen die mögliche Wiedervereinigung oder ein Konflikt mit dem<br />

verarmten Norden als Damoklesschwerter über dem Land.<br />

Die Universitäten spielen hier natürlich als Ausbildungsstätten <strong>für</strong><br />

den dringend benötigten Nachwuchs an Wissenschaftlern und Ingenieuren<br />

eine gewichtige Rolle. Alle Schulabgänger unterwerfen sich<br />

wie in Japan einer Einstufungsprüfung ihrer Leistung, und nur die Besten<br />

erhalten die heiß ersehnten Studienplätze an den führenden staatlichen<br />

Universitäten. Im Falle der Seoul National University, die gemeinhin<br />

als die beste Universität des Landes gilt, sind dies nur 1 bis 2<br />

% der Bewerber. Der Ansturm auf die staatlichen Hochschulen hat<br />

allerdings auch einen pekuniären Grund: Das Studium ist hier mit erheblich<br />

geringeren Studiengebühren als an den freier zugänglichen<br />

privaten Hochschulen verbunden. Korea hat also bereits die von deutschen<br />

Bildungspolitikern so innig beschworene nationale Eliteuniversität.<br />

Doch weit davon entfernt, damit zufrieden zu sein, strebt die<br />

jetzige politische Führung Koreas mit Gewalt den Abbau dieser<br />

führenden Rolle der SNU an. Warum? Ganz einfach! Über 70% der<br />

politischen und ökonomischen Führungsschicht sind offenbar Alumni<br />

der SNU und weitgehend einem konservativen Lager zuzuordnen, das<br />

bis jetzt über mächtige unsichtbare „Netzwerke“ starken Einfluss<br />

ausübt. Und die Professoren der SNU sind natürlich zum größten Teil<br />

ebenfalls selbst Absolventen ihrer eigenen Universität.<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Forschung und Lehre im Schatten von Toyota und Samsung …<br />

PROF. KLAUS FUNKE ZUM 60. GEBURTSTAG<br />

Prof. Dr. Jürgen Janek, Justus-Liebig-Universität Gießen, Physikalisch-Chemisches-Institut,<br />

Heinrich-Buff-Ring 58, D-35392 Gießen, Tel.: 0641/99-345-01,<br />

Fax: 0641/99-345-09, E-Mail: juergen.janek@phys.chemie.uni-giessen.de<br />

150<br />

Überhaupt spielt das Element der „freundschaftlichen Netzwerke“,<br />

das kritische Geister je nach Laune eher gutmütig als Kumpanei<br />

oder böswillig als Korruptionsbasis bewerten, eine wichtige Rolle<br />

im Leben der Koreaner. Dies gilt nicht nur <strong>für</strong> die Manager der<br />

erfolgreichen koreanischen Halbleiterindustrie, sondern meinem Eindruck<br />

nach auch <strong>für</strong> den Universitätslehrer und –forscher. Denn das<br />

Überleben einer universitären Arbeitsgruppe hängt ausschließlich von<br />

den eingeworbenen Forschungsmitteln ab.<br />

Der typische Start der Hochschulkarriere beginnt in Korea mit der<br />

Rückkehr von einem längeren Post-Doc Aufenthalt in USA. Sollte es<br />

gelungen sein, eine der begehrten faculty positions als associate professor<br />

an der SNU oder einer der wenigen anderen Top-Universitäten<br />

zu erringen, dann geht der Kampf erst richtig los. Anders als in<br />

Deutschland sind mit einer derartigen Berufung keinerlei Grund- oder<br />

Erstausstattungsmittel verbunden: No equipment, no budget, no<br />

grants. Von einer Sekretärin ganz zu schweigen! Die berufliche Existenz<br />

hängt also vollkommen von der Einwerbung von Projekten ab. Im<br />

Falle meines Gastinstitutes teilten sich übrigens fünf befreundete Professoren<br />

die Kosten <strong>für</strong> das Gehalt einer Sekretärin.<br />

Aus meiner Sicht birgt dieses System, das vielleicht noch etwas<br />

schärfer als das amerikanische System ist, neben den immer wieder<br />

beschworenen Vorteilen hier zwei besondere Nachteile: Zum einen ist<br />

es in Korea an der Tagesordnung, dass junge Professoren zwei oder<br />

drei Jahre in vollkommen leeren Laboratorien hausen, bis die ersten<br />

Projektmittel fließen. Wertvolle Zeit geht verloren. Zum anderen verführt<br />

die fehlende finanzielle Unterstützung durch den Staat die Fakultäten<br />

dazu, Professoren zu berufen, die etwas mit den vorhandenen<br />

alten Geräten des vorherigen Stelleninhabers anfangen können.<br />

Und dies sind allzu oft Schüler ihres alten Chefs. Was die Situation verschärft,<br />

ist die Tatsache, dass die KOSEF (das koreanische Gegenstück<br />

zur DFG) im Rahmen von Forschungsprojekten keine Mittel <strong>für</strong><br />

die Beschaffung von Geräten bewilligt. Damit ist der Druck erheblich<br />

größer als in Deutschland, das Heil in einer Zusammenarbeit mit der<br />

Industrie zu suchen. Ob es übrigens bei der Bewertung und Bewilligung<br />

von Forschungsprojekten immer fair zugeht, wage ich zu bezweifeln.<br />

Mir erschien häufig das gemeinsame Abendessen und spätere<br />

heftige Trinken von Kollegen mit Ihren Freunden aus Industrie<br />

und Ämtern als wichtige Zutat zum Erfolg. Insofern gehört eine<br />

leistungsfähige Leber in Korea zu der unabdingbaren Grundausstattung<br />

des Akademikers. Es ist sicher fair zu bemerken, dass viele jüngere<br />

Wissenschaftler diesem Treiben zunehmend kritisch gegenüber<br />

stehen und ihre Leber schonen. Und da die bisherige Netzwerkstruktur<br />

<strong>für</strong> weibliche Mitglieder wenig zugänglich war, gehören vor allem<br />

die jungen Koreanerinnen zu den Haupttriebfedern von Veränderungen<br />

– mit all den entsprechenden Reibungsverlusten.<br />

Wo allerdings die Industrie weniger erfolgreich und mächtig ist, da<br />

fällt auch die universitäre Bedeutung des Faches schnell in sich zusammen.<br />

Dies habe ich bei einem Besuch bei den Kollegen in der<br />

Chemie mehr als deutlich gespürt. Offenbar sinkt die Bedeutung der


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

chemischen Industrie <strong>für</strong> die koreanische Wirtschaft kontinuierlich angesichts<br />

der starken Fokussierung auf Informations-, Material und Biotechnologie.<br />

Und entsprechend sinkt die Zahl der Chemieprofessuren<br />

unaufhörlich. Das déja vu war schmerzhaft… und so zog ich mich<br />

schnell wieder in die besser situierten Laboratorien der Materialforscher<br />

zurück.<br />

Der studentische Alltag ist sicher härter als in Deutschland, schon<br />

allein durch die immer noch sehr stark autokratisch ausgerichteten<br />

Führungsmuster. Schön ist hier meine eigene Erfahrung. Da mein<br />

Gastgeber ein begeisterter Freund des Bergwanderns ist, musste ich<br />

in schöner Regelmäßigkeit die besinnliche Ruhe des Sonntagmorgens<br />

gegen den beschwerlichen Anstieg auf die „Kwanak Mountains“<br />

tauschen. Und da den Herren Professoren natürlich kaum der<br />

Transport der notwendigen Verpflegung zuzumuten ist, wurde mehrfach<br />

die Teilnahme der Studierenden „befohlen“.<br />

Das Vorurteil, in Korea würde länger und härter gearbeitet, hat vordergründig<br />

sicher Bestand. Zwar gehören die Wochenenden auch in<br />

Korea nicht mehr zum Pflichtprogramm, aber manchmal immer noch<br />

zur Kür. Abends oder nachts sind die meisten Laboratorien voller Leben,<br />

und der abendliche Essensbringdienst per Motorroller gehört zu<br />

den typischen Begleiterscheinungen. Da<strong>für</strong> beginnt der Tag oft erst<br />

mit dem Mittagessen, und nur zu oft findet man die armen Opfer professoraler<br />

Feudalherrschaft nachmittags in tiefem Schlaf am Schreibtisch.<br />

Überhaupt ist dies eine meiner merkwürdigsten Beobachtungen,<br />

sowohl in Korea wie in Japan: Während deutsche<br />

Studierende mit offenen Augen schlafen (wenn denn überhaupt …!),<br />

ist der gesunde Labor-, Büro- und Vortragsschlaf in Korea und Japan<br />

nach meinem Eindruck ein alltäglicher Begleiter. Leider blieben meine<br />

Bemühungen, dies genauer zu hinterfragen, angesichts eigener (solidarischer)<br />

Müdigkeitsattacken erfolglos. Aber bekanntlich lässt sich<br />

mit geschlossenen Augen weitaus besser nachdenken als mit offenen<br />

…<br />

Im Vergleich zur Überlebenshektik der koreanischen Hochschullehrer<br />

haben die japanischen Professoren sicher immer noch (relativ)<br />

eine etwas ruhigere Existenz – so wie ihre deutschen Kollegen (…die<br />

mir diese Beurteilung verzeihen mögen…). Aber wie auch die deutschen<br />

Universitäten erfahren die japanischen Universitäten derzeit<br />

offenbar einen Wandel, allerdings im Alltag weniger abrupt. Japans<br />

Universitäten sind noch weitaus mehr als die deutschen Universitäten<br />

durch den Professor vom klassischen Typus des Ordinarius geprägt.<br />

Der associate professor ist dem chair klar untergeordnet. Research<br />

associates auf Dauerstellen unterstützen den Stelleninhaber bei Forschung<br />

und Lehre. Die Arbeitsgruppe bildet eine relativ enge Einheit,<br />

und häufig finden sich auf den Publikationen einer Arbeitsgruppe auch<br />

Personen als Autoren wieder, die schlicht durch ihre räumliche Nähe<br />

zum Experiment beteiligt waren.<br />

LEITARTIKEL<br />

Die Forschungsförderung ist durchaus mit dem deutschen System<br />

vergleichbar. Neben Einzelanträgen werden allerdings auch hier Anträge<br />

auf lokale oder delokale Centers of Excellence (SFBe, Schwerpunktprogramme,<br />

Paketanträge) immer wichtiger. Deren Beantragung<br />

und Begutachtung erscheint mir ebenfalls ganz ähnlich. Die<br />

bewilligten Summen liegen in aller Regel unterhalb der <strong>für</strong> deutsche<br />

Programme typischerweise bewilligten Mittel. Der Grund hier<strong>für</strong> ist<br />

trivial: Doktoranden werden anders als in Deutschland wohl nur selten<br />

über vollwertige Angestelltenverträge finanziert, was die ganze Sache<br />

natürlich erheblich preiswerter macht. Was mir gänzlich unpraktisch<br />

erscheint, ist die Existenz einer einzigen Antragsfrist der JSPS (Japanese<br />

Society for the Promotion of Science) im November mit dem<br />

dann unvermeidlichen hektischen Antragssturm.<br />

Das Studiensystem entspricht – wie in Korea – weitgehend dem<br />

amerikanischen Vorbild: Die undergraduates studieren vier Jahre (!)<br />

bis zum Abschluss als Bachelor und sind spätestens im vierten Studienjahr<br />

bereits Mitglied einer Arbeitsgruppe. An der Tohoku University<br />

müssen sich die Studenten bereits am Ende des 2. Studienjahrs auf<br />

eine Arbeitsgruppe festlegen. Ziel dieser Festlegung ist neben der Fokussierung<br />

vor allem eine bessere Orientierung im Studium. Denn<br />

trotz Festlegung müssen natürlich weiter auch fern der späteren<br />

Arbeitsrichtung liegende Gebiete studiert werden. Wie auch immer –<br />

der positive Nebeneffekt ist, dass alle Studierenden bereits im 5.<br />

Semester einen festen Platz in der Universität haben – sozusagen ein<br />

wissenschaftliches Zuhause. Der Übergang in das zweijährige<br />

Master-Studium ist dann <strong>für</strong> Absolventen der eigenen Fakultät eine<br />

Formsache. Die Promotion schließt sich gegebenenfalls an. Eines ist<br />

jedenfalls offenkundig: Eine echte Kompatibilität mit dem in Deutschland<br />

betriebenen BSc/MSc gibt es nur im Master-Studium. Das<br />

Bachelor-Studium ist auf vier Jahre angelegt und damit nicht äquivalent.<br />

Ich bin sehr unsicher, ob ein deutscher Bachelor-Absolvent problemlos<br />

Zugang zu einem japanischen Master-Programm hätte (von<br />

der Sprachproblematik sei an dieser Stelle abgesehen).<br />

Doch kommen wir zurück auf meinen Korea-Aufenthalt. Hier war<br />

es äußerst vergnüglich, anlässlich einer Tagung Besuch aus der Heimat<br />

zu erhalten – mit unserem Ersten Vorsitzenden Klaus Funke in<br />

vorderster Front! Von Natur aus eher vorsichtig, war er doch mutig<br />

genug, alle angebotenen marinen Spezialitäten zu probieren. Mit Anstand<br />

und Würde meisterte er selbst die grellgrün schillernde, in Reisschnaps<br />

frisch ausgedrückte Fischgalle – wenn auch nicht ganz ohne<br />

Folgen. Nach der Lektüre eines Buches über „buchido“, die Ethik der<br />

„samurai“, bin ich daher versucht, in Klaus Funke viele Tugenden des<br />

buchido zu erkennen. Da er aber doch eher ein Kind des Abendlandes<br />

ist, scheinen mir die Tugenden des westlichen „gentle man“ näher<br />

liegend. Ich wünsche Klaus Funke, auch im Namen vieler Freunde und<br />

Kollegen, nicht zuletzt der amici solidi, zu seinem 60. Geburtstag von<br />

Herzen alles Gute und Energie!<br />

151


RÜCKBLICK<br />

Ulrich Schindewolf<br />

Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hat Arnold Eucken<br />

nicht nur auf dem weiten und verzweigten Gebiet zwischen Chemie<br />

und Physik neue Erkenntnisse erbracht, sondern auch große Teile unseres<br />

Wissens kritisch durchdacht und in klassisch gewordenen Zusammenfassungen<br />

dargestellt. Darüber hinaus hat er wertvolle Brücken<br />

geschlagen zu den Zweigen der Technik, die <strong>für</strong> den Aufbau der<br />

modernen chemischen Industrie von besonderer Bedeutung sind. Für<br />

einige Jahrzehnte hatte er eine dominierende Stellung in der physikalischen<br />

Chemie in Deutschland. Aber er und sein Werk drohen in Vergessenheit<br />

zu geraten – ja, die jüngere Generation kennt kaum noch<br />

seinen Namen. Wir wollen durch diese Zeilen versuchen, dem Vergessen<br />

entgegenzuwirken und ihn sowie sein Werk in die Erinnerung<br />

zurückzurufen.<br />

AUS DEM LEBENSLAUF<br />

Arnold Thomas Eucken wurde am 3. Juli 1884 als Sohn des Professors<br />

<strong>für</strong> Philosophie und späteren Nobelpreisträgers <strong>für</strong> Literatur,<br />

Rudolf Eucken und seiner Frau Irene, geb. Passow, in Jena geboren.<br />

Unter Euckens Vorfahren (der Familienname Eucken ist in der Mitte<br />

des 18. Jahrhunderts erstmalig in Ostfriesland beurkundet) befinden<br />

sich Krämer, Postmeister, Markscheider, Münzmeister, Philologen,<br />

Theologen, und ein mit Goethe befreundeter Mediziner, der gleichzeitig<br />

als Physiker tätig und Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften<br />

war: Thomas Seebeck, uns bekannt als Entdecker der Thermoelektrizität<br />

(Seebeck-Effekt). Eucken und seine Geschwister Ida<br />

(*1888, Konzertsängerin) sowie Walter (*1891, Nationalökonom 1 ) hatten<br />

also Vorfahren aus der besten Tradition deutschen Bildungsbürgertums,<br />

denen sie die Begabung <strong>für</strong> Wissenschaft und Kunst verdankten.<br />

Während der Schulzeit von 1889 bis 1902 entstand Euckens Liebe<br />

zur freien Natur, er schweifte in der herrlichen Umgebung Jenas umher<br />

... und entwickelte eine Sammeltätigkeit <strong>für</strong> Orchideen, Schmetterlinge;<br />

er beschäftigte sich mit der einheimischen Vogelwelt und<br />

wurde schließlich Vorsitzender des Ornithologischen Vereins in Jena,<br />

der sechs Mitglieder hatte. Die Liebe zur freien Natur hat ihn sein ganzes<br />

Leben begleitet und ihn später zum begeisterten Alpinisten und<br />

Hochtouristen gemacht (zitiert aus Euckens Lebenslauf).<br />

Nach dem Abitur im Frühjahr 1902 in Jena begann Euckens Studium<br />

mit Mathematik, Physik und Chemie in Kiel, wo er die Physikvorlesungen<br />

von P. Lenard 2 besuchte und wo ihn bereits das Praktikum<br />

von H. Biltz <strong>für</strong> die physikalische Chemie inspirierte. Aber er<br />

scheint Zeit genug <strong>für</strong> das studentische Leben gehabt zu haben: er<br />

trat dem Ruderverein bei und machte mit diesem ausgedehnte Boots-<br />

152<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Zur Erinnerung an Arnold Thomas Eucken (1884 – 1950)<br />

Prof. Dr. Ulrich Schindewolf, Universität Karlsruhe,<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, Kaiserstr. 12, D-76128 Karlsruhe<br />

Arnold Eucken<br />

reisen, die ihn sogar bis nach Schweden führten; und er wurde aktiv<br />

im Corps Saxonia, in dem er an Mensuren, Kommersen und Stiftungsfesten<br />

teilnahm und sogar eine Charge übernahm. – Nach vier<br />

1 Walter Euckens Ideen von der freien Marktwirtschaft sind durch seinen<br />

Schüler Ludwig Erhard in der sozialen Marktwirtschaft verwirklicht worden.<br />

2 Lenard erhielt 1905 den Nobelpreis <strong>für</strong> seine Arbeiten über die Kathodenstrahlen,<br />

auf denen aufbauend W. C. Röntgen die nach ihm benannten<br />

Röntgenstrahlen entdeckte. Lenard geriet später auf Abwege. Im Vorwort<br />

seines 1936 erschienen Lehrbuches „<strong>Deutsche</strong> Physik“, das er ... verehrungsvoll<br />

dem Förderer großer Forschung im Dritten Reich, dem Reichsminister<br />

des Inneren, Dr. Frick gewidmet hatte, führt er aus: Ich hätte auch arische<br />

Physik oder Physik des nordisch gearteten Menschen sagen können.<br />

.... Wissenschaft ist rassisch, blutmässig bedingt ...Das deutsche Volk ist<br />

nun schon dreißig Jahre naturwissenschaftlich mit den Errungenschaften eines<br />

Rasse- und Volksfremden und seiner Anhänger gefüttert worden. Das<br />

Volk aber, das einen Kopernikus, Keppler, Guericke ....hervorgebracht hat,<br />

wird sich wieder zu finden wissen, so wie es als Erbe Friedrichs des Großen<br />

und Bismarcks politisch wieder einen Führer eigenen Blutes gefunden<br />

hat ... In diesem Vertrauen habe ich das Werk geschrieben, und im besonderen<br />

Vertrauen auf die Führung des deutschen Volkes im Dritten Reich gebe<br />

ich es heraus.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Semestern zog es ihn <strong>für</strong> ein Jahr zurück nach Jena, hier legte er das<br />

Chemische Verbandsexamen ab.<br />

Dann begann er seine wissenschaftliche Karriere im Institut von<br />

Walther Nernst in Berlin mit der Doktorarbeit Über den stationären Zustand<br />

zwischen polarisierten Wasserstoffelektroden. Die Doktorprüfung<br />

bestand er als 22-jähriger mit der bestmöglichen Note während<br />

der einjährigen Militärdienstzeit 1906. Die Habilitation erfolgte 1911<br />

unter den Schirmherren Nernst und E. Fischer mit der Schrift Über die<br />

Temperaturabhängigkeit der Wärmeleitfähigkeit fester Nichtmetalle.<br />

Anschließend war er Assistent, Privatdozent und Abteilungsvorsteher<br />

am Physikalisch-Chemischen Institut in Berlin. Aber Euckens<br />

erfolgreiche Wissenschaftskarriere wurde durch den ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen, er wurde am ersten Mobilmachungstag als Offiziersstellvertreter<br />

eingezogen und erst nach Kriegsende als Offizier entlassen.<br />

Er nahm am Russlandfeldzug 1915 teil, erhielt dort die beiden<br />

Eisernen Kreuze, diente bei der Flugzeugabwehr an der griechischen<br />

Front, war Führer eines Schallmesstrupps und endlich Lehrer an einer<br />

Artilleriemessschule.<br />

Im Russlandfeldzug 1915 erreichte Eucken der Ruf als Nachfolger<br />

von G. Schenk an das Physikalisch-Chemische Institut der Technischen<br />

Hochschule Breslau, dem er aber erst nach Entlassung aus<br />

dem Heeresdienst 1919 folgen konnte. 1930 schließlich wurde er an<br />

das von seinem Lehrer Nernst gegründete Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie an der Universität Göttingen berufen, das bis dahin von G.<br />

Tammann geleitet wurde. Trotz weiterer Berufungen blieb Eucken bis<br />

zu seinem Tode der Universität Göttingen treu.<br />

DAS WISSENSCHAFTLICHE WERK<br />

In seinen wissenschaftlichen Arbeiten hat Eucken in etwa 180 Veröffentlichungen<br />

eine Vielzahl von Themen gestreift, die er teilweise<br />

schon frühzeitig aufgenommen und bis zum Tode weiter verfolgt hat.<br />

Seine erste Veröffentlichung 1907, die Doktorarbeit, war der<br />

Elektrochemie gewidmet, ebenso wie die vorletzte 1950 über die Adsorption<br />

von Wasserstoff an Platinelektroden. Dazwischen bemühte<br />

er sich um so heterogene Themen der Elektrochemie wie konzentrierte<br />

Elektrolytlösungen, die kathodische Trennung der Isotope von<br />

Wasserstoff oder Lithium sowie um ein Verständnis der Nervenleitung.<br />

Dieses Problem hat auch andere bedeutende Physikochemiker,<br />

wie Ostwald, Nernst und später Bonhoeffer beschäftigt.<br />

Ab 1912 folgten Untersuchungen über die Metallphysik, in denen<br />

er erstmalig die freie Weglänge von Elektronen in Metallen bestimmen<br />

konnte. Die Metallphysik hat ihn über 25 Jahre fasziniert und ihn<br />

letztlich auch zu Gedanken über den Zustand des Erdinneren und zu<br />

Betrachtungen über die frühe Entstehungsgeschichte der Erde geführt.<br />

Beginnend 1923 und auf über zwei Jahrzehnte ausgedehnt, verteilen<br />

sich Untersuchungen über die Kinetik und über den Mechanismus<br />

einfacher Reaktionen, z.B. über die Bildung von Ozon, über<br />

die Zersetzung von Kohlenwasserstoffen und über die Verbrennung<br />

von Kohlenstoff. Daran schließen sich ab 1945 katalytische Reaktio-<br />

RÜCKBLICK<br />

nen an, insbesondere die Hydrierung von Alkoholen und ungesättigten<br />

Kohlenwasserstoffen sowie der Wasserstoff-Isotopenaustausch<br />

in Alkoholen. Unterstützt wurden diese katalytischen Studien durch<br />

Adsorptionsmessungen an katalytischen Oberflächen, die er bereits<br />

1914 eingeleitet hatte.<br />

Von 1932 bis 1942 hat Eucken eine Reihe von Untersuchungen<br />

über die Anregung von Molekülschwingungen durch Stoss veröffentlicht,<br />

die hauptsächlich durch Messung der Schalldispersion, -absorption<br />

und -geschwindigkeit durchgeführt wurden. Dabei erfasste<br />

er auch den Einfluss der Stossanregung auf den Schwingungsanteil<br />

der spezifischen Wärme.<br />

Dann sind eine Serie von Arbeiten über schweres Wasser zu erwähnen,<br />

die in die Mitte der dreißiger Jahre fallen; sie behandeln Mischungsdiagramme<br />

und kalorische Daten von Mischungen aus normalem<br />

und schwerem Wasser sowie dessen Anreicherung in<br />

Gletschereis. 3 – Schwerpunkt der letzten fünf Jahre seit Kriegsende<br />

waren Untersuchungen über die Struktur und Molekülassoziation in<br />

Flüssigkeiten, insbesondere in Wasser, an denen auch einer der letzten<br />

Doktoranden von Eucken, der spätere Nobelpreisträger M. Eigen<br />

mitgewirkt hat.<br />

In einigen zeitlich weitgestreuten Arbeiten berichtet Eucken über<br />

den geometrischen Aufbau von CO2 und COS, über die Normalschwingungen<br />

von SF6, über empirische Zustandsgleichungen von<br />

Gasen und Flüssigkeiten, über die thermischen Ausdehnungskoeffizienten<br />

von sehr tief oder sehr hoch schmelzenden Festkörpern, über<br />

Affinitätskonstanten, Dielektrizitätskonstanten, Dipolmomente und<br />

molekulare Wechselwirkungskonstanten.<br />

Euckens Hauptwerk, das nahezu die Hälfte aller wissenschaftlichen<br />

Arbeiten einnimmt, ist der Wärmelehre, allgemeiner der Thermodynamik<br />

oder genauer dem Wärmeinhalt, und dem Wärmetransport<br />

in homogenen und inhomogenen Systemen in allen drei<br />

Aggregatzuständen gewidmet. Diese Arbeiten begann Eucken 1909,<br />

…nachdem Prof. Nernst mich gütigst angeregt hatte, eine Versuchsanordnung<br />

zu bauen, mit der es relativ leicht gelingt, die spezifischen<br />

Wärmen bei tiefen Temperaturen zu ermitteln … Er konstruierte ein<br />

Vakuumkalorimeter, in dem die feste Untersuchungsprobe in gutem<br />

Wärmekontakt mit einem feinen Platindraht umwickelt war, der sowohl<br />

zur elektrischen Aufheizung wie auch der Temperaturmessung<br />

diente. Die Probe war im Hochvakuum praktisch wärmeisoliert aufgehängt.<br />

Mit dieser Methode, die Messergebnisse höchster Präzision<br />

ermöglichte, gelang es Eucken, das von P. Debye abgeleitete T 3 -Gesetz<br />

der spezifischen Wärme erstmals experimentell zu bestätigen.<br />

Von der Vielzahl der weiter behandelten Probleme wollen wir hier<br />

nur eines herausgreifen, welches nicht nur Eucken lange Zeit beschäftigt,<br />

sondern auch die theoretischen Physiker lange verwirrt hat<br />

und das erst durch die moderne Quantenmechanik gelöst worden ist:<br />

den Rotationsanteil der spezifischen Wärme von gasförmigem Wasserstoff.<br />

Da die Untersuchungen über den Energieinhalt fester Körper<br />

3 K. F. Bonhoeffer erzählte einmal teils lachend, teils neidvoll von einem<br />

Kollegen, der unter dem Vorwand das Schwerwasservorkommen von<br />

Gletschereis im Kaukasus untersuchen zu wollen, sich kostspielige Skitouren<br />

hat finanzieren lassen. Es war aber nicht Eucken!<br />

153


RÜCKBLICK<br />

Cv,rot<br />

v,rot<br />

(cal/(Mol K))<br />

Abb. 1: Rotationsanteil der molaren Wärmekapazität Cv,rot in<br />

Abhängigkeit von der Temperatur:<br />

A) erhalten durch Gleichsetzen der Energie des Rotators mit der<br />

Planck’schen Energie, Gl. 1 und 2;<br />

B) wie A, erweitert durch die Nullpunktsenergie der Rotation;<br />

C) Ansatz nach P. Ehrenfest, Gl. 3;<br />

Stark ausgezogene Kurve: eingefrorene Hochtemperaturmischung<br />

mit 25% para-Wasserstoff und 75% ortho-Wassertstoff nach D.<br />

Dennison;<br />

Kreise: Messungen von A. Eucken.<br />

gezeigt hatten, dass das Gesetz von der gleichmäßigen Energieverteilung,<br />

ein Grundgesetz der klassischen Statistik, <strong>für</strong> schwingende<br />

Systeme durch die Energiequantentheorie ersetzt werden muss, postulierte<br />

Nernst nun, dass auch die Rotationsbewegungen der Moleküle<br />

der Quantentheorie unterworfen seien; folglich sollte auch der Rotationsanteil<br />

der spezifischen Wärme von Gasen mit abnehmender<br />

Temperatur abfallen - in Analogie zum Abfall des Schwingungsanteils<br />

der spezifischen Wärme einfacher Festkörper. Um dieses nachzuweisen,<br />

ergänzte Eucken das Kalorimeter durch einen kleinen Metallkolben,<br />

der mit dem Heiz- und Messdraht umwickelt war. Dieser Kolben<br />

war im Vakuum an einer langen feinen Kapillare aufgehängt, durch die<br />

er von außen mit dem zu untersuchenden Gas gefüllt werden konnte.<br />

Für die ersten Messungen wählte Eucken Wasserstoff, weil dieser<br />

von allen molekularen Gasen den niedrigsten Siedepunkt und das<br />

kleinste Trägheitsmoment hat und somit bei diesem der erwartete Effekt<br />

am ehesten zu beobachten sein sollte. Und tatsächlich, die erhaltenen<br />

Daten entsprechen den qualitativen Erwartungen (Abb.1,<br />

Messpunkte): schon bei Zimmertemperatur fällt der Rotationsanteil<br />

der spezifischen Wärme vom Hochtemperaturwert R (Gaskonstante)<br />

ab und sinkt schließlich bei 60 K auf den Wert Null, d.h. hier erreicht<br />

die spezifische Wärme des Wasserstoffs exakt den Wert <strong>für</strong> einatomige<br />

Gase 3/2 R, der durch die Translationsbewegung gegeben ist.<br />

Zur korrekten Deutung erschien es Eucken zunächst am nächstliegenden,<br />

die Energie des Rotators<br />

Er = J (2 π ν) 2 / 2 (1)<br />

(J Trägheitsmoment, ν Rotationsfrequenz) mit der Planck’schen<br />

Energie<br />

154<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Er = h ν/[exp(h ν/(k T)) – 1] (2)<br />

gleichzusetzen, wobei er voraussetzte, dass die <strong>für</strong> ein Schwingungssystem<br />

geltende Planck’sche Formel auch <strong>für</strong> die Energie des Rotators<br />

gilt, und wobei er in Kauf nahm, dass die Rotationsfrequenz von<br />

der Temperatur abhängt. Dieser Ansatz ist jedoch weit von der Realität<br />

entfernt, denn – egal welcher Wert auch immer <strong>für</strong> das Trägheitsmoment<br />

eingesetzt wird – er ergibt bereits am absoluten Nullpunkt<br />

der Temperatur einen steilen Anstieg von Cv (Abb. 1, Kurve A).<br />

Eine brauchbare Näherung mit dem angepassten Trägheitsmoment J<br />

= 1,4 10 –41 g cm 2 erhielt Eucken (Abb.1, Kurve B) durch die um die<br />

Nullpunktsenergie der Rotation (h ν) / 2 erweiterte Planck’sche Formel<br />

nach A. Einstein und O. Stern, wodurch sich zumindest bei tiefen<br />

Temperaturen eine annährend konstante Rotationsfrequenz ergibt.<br />

Unter Vermeidung der Planck’schen Formel greift P. Ehrenfest auf die<br />

ursprüngliche Aussage der Quantentheorie zurück, nach der die Energie<br />

in Vielfachen der Größe hν geteilt auftritt. Er kommt dadurch zu<br />

dem Ansatz (n = 1, 2, 3, ...)<br />

Er = n 2 h 2 / (8 π 2 J). (3)<br />

Nach den Methoden der statistischen Thermodynamik kann hieraus<br />

der Rotationsanteil der spezifischen Wärme berechnet werden.<br />

Bei tiefen Temperaturen können die experimentellen Werte wiederum<br />

sehr gut angepasst werden mit dem Trägheitsmoment<br />

J = 6,9 10 –41 g cm 2 ; aber bei höheren Temperaturen versagt dieser<br />

Ansatz vollkommen, da die errechneten Werte nacheinander durch<br />

ein Minimum und ein Maximum laufen, bevor der klassische Wert<br />

Cv = R erreicht wird (Abb. 1, Kurve C).<br />

Einen vollkommen anderen Weg ging M. Trautz, den Temperaturverlauf<br />

der spezifischen Wärme des Wasserstoffs zu deuten. Er setzt<br />

zwei verschiedene isomere Wasserstoff-Modifikationen voraus, eine<br />

„Kältemodifikation“ mit Cv = 3/2 R und eine „Wärmemodifikation“<br />

mit Cv = 5/2 R, die in einem mit der Temperatur verschiebbaren<br />

Gleichgewicht zueinander stehen. Unter der Berücksichtigung der<br />

Isomerisationswärme konnte Trautz die experimentellen Werte von<br />

Eucken ebenfalls recht gut wiedergeben.<br />

In der Diskussion dieser Theorien kam Eucken zu dem Schluss,<br />

dass keine richtig sein könne, selbst wenn sie den Verlauf der experimentellen<br />

Werte teilweise richtig wiederzugeben vermöchten, und<br />

dass eine Klärung erst möglich sein würde, wenn das bisher angepasste<br />

Trägheitsmoment des Wasserstoffmoleküls durch unabhängige<br />

Messungen exakt bestimmt worden sei. – Wir sollten aber doch<br />

ehrfurchtsvoll anerkennen, dass die angeführten damaligen Ideen vorausschauend<br />

waren: die Nullpunktsenergie finden wir später in der<br />

Lösung der Schrödingergleichung des harmonischen Oszillators, der<br />

Ausdruck <strong>für</strong> die gequantelte Rotationsenergie des Rotators ergibt<br />

sich ebenfalls zwanglos aus der Schrödingergleichung <strong>für</strong> den Rotator<br />

mit raumfester Achse, und schließlich hat sich die Einführung der<br />

zwei isomeren Formen des Wasserstoffs bewahrheitet: wir sprechen<br />

heute von den zwei Modifikationen ortho- und para-Wasserstoff, den<br />

beiden allotropen Formen des Wasserstoffs, deren Vorkommen<br />

durch die Quantenmechanik vorausgesagt wurde.<br />

Die Geschichte der Entdeckung der beiden Formen des Wasserstoffs<br />

ist in diesem Magazin kürzlich beschrieben worden 4 , sie ist


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

verknüpft mit vorausgehenden Arbeiten der theoretischen Physiker<br />

W. Heisenberg, F. Hund, W. Pauli, E. Schrödinger und F. London, deren<br />

Ergebnisse hier nur nochmals kurz skizziert seien. Die Kernspins<br />

der beiden Protonen mit der Quantenzahl 1 ⁄2 können sich zueinander<br />

parallel oder antiparallel ausrichten. Bei Parallelstellung (ortho-System,<br />

Gesamtkernspinquantenzahl 1, Triplett) werden nur die Rotationszustände<br />

mit ungerader Rotationsquantenzahl besetzt, bei Antiparallelstellung<br />

(para-System, Gesamtkernspinzahl 0, Singulett) nur<br />

die mit gerader Rotationsquantenzahl. Da die beiden Systeme unterschiedlicher<br />

Multiplizität nur langsam durch spontane Prozesse ineinander<br />

übergehen können, folgt, dass Wasserstoff aus zwei Modifikationen<br />

bestehen muss, die unterschiedliche spezifische Wärmen<br />

haben und deren relative Konzentrationen von der Temperatur abhängen,<br />

sofern sich das Gleichgewicht einstellt: unter 30 K liegt reiner para-Wasserstoff<br />

vor, oberhalb 200 K ist entsprechend den Kernspinmultiplizitäten<br />

die Konzentration des ortho-Wasserstoffs dreimal so<br />

1<br />

2<br />

Bild: B: Eucken (1) im Kreis der Mitarbeiter auf dem Dach des Physikalisch-Chemischen Instituts<br />

der Technischen Hochschule Breslau, 1930; R. Suhrmann (2).<br />

groß wie die des para-Wasserstoffs. Die spezifische Wärme des Wasserstoffs<br />

hängt damit vom Anteil der beiden Modifikationen ab.<br />

Schließlich erzielte D. Dennison eine glänzende Übereinstimmung mit<br />

den von Eucken 15 Jahre zuvor publizierten Werten (Abb. 1, stark ausgezogene<br />

Kurve), wenn er in den Rechnungen den Beitrag der beiden<br />

Komponenten zur spezifischen Wärme entsprechend ihren Kernspinmultiplizitäten<br />

3 : 1 einsetzte, wenn er also vom eingefrorenen Hochtemperaturgleichgewicht<br />

ausging; <strong>für</strong> das Trägheitsmoment setzte er<br />

dabei den inzwischen aus spektroskopischen Messungen erhaltenen<br />

Wert J = 3,95 10 –41 g cm 2 ein, der zwischen den beiden oben mitgeteilten,<br />

den besten Anpassungen dienenden Werten liegt. F. London<br />

machte 1928 nun den Vorschlag, Wasserstoff <strong>für</strong> genügend lange Zeit<br />

bei tiefer Temperatur zu halten, wobei sich der o-H2 in p-H2 umwandeln<br />

sollte, und diese Veränderung durch Messung der Wärmekapazität<br />

nachzuweisen.<br />

Eucken und Hiller hatten nun entsprechende Versuche eingeleitet,<br />

sie hatten damit auch Erfolg; jedoch kamen ihnen K. F. Bonhoeffer<br />

RÜCKBLICK<br />

und P. Harteck zuvor, weil sie – wohl eher zufällig – entdeckt hatten,<br />

dass die durch Aktivkohle katalytisch beschleunigte Gleichgewichtseinstellung<br />

hundertfach schneller erfolgt als die spontane, und weil<br />

sie anstelle der umständlichen Messung der spezifischen Wärme des<br />

Wasserstoffs die der spezifischen Wärme proportionale Wärmeleitfähigkeit<br />

zum viel einfacheren Nachweis des p-H2-Gehaltes ausgenutzt<br />

hatten. Für Eucken muss das ein Schock gewesen sein 5 , hatte er<br />

doch – wie er in einer Veröffentlichung ausdrücklich festgestellt hatte<br />

– seine Versuche vor Bekanntgabe der Rechnungen von Dennison<br />

begonnen, während Bonhoeffer erst durch die Veröffentlichung von<br />

Dennison und die Ideen von London zu den Versuchen angeregt worden<br />

war, und war er doch durch mehr als zehn veröffentlichte Arbeiten<br />

schon lange mit Wärmeleitfähigkeitsmessungen vertraut. Aber<br />

die Priorität wird Bonhoeffer und Harteck zugeschrieben, deren<br />

Arbeiten im Februar bzw. Mai 1929 jeweils etwa zwei Wochen vor<br />

den Arbeiten von Eucken und Hiller in den Naturwissenschaften und<br />

in der Zeitschrift <strong>für</strong> physikalische Chemie<br />

eingereicht worden waren. – Wem auch<br />

immer die Priorität zusteht, mit der Entdeckung<br />

der beiden Wasserstoffmodifikationen<br />

ist endlich der von Eucken 1912<br />

gefundene Temperaturverlauf der Rotationswärme<br />

des Wasserstoffs erklärt.<br />

Eucken hatte die umfangreichen Präzisionsuntersuchungen<br />

über die spezifischen<br />

Wärmen bei tiefen Temperaturen auf Anregung<br />

von Nernst begonnen, der dadurch eine<br />

allgemeine Bestätigung seines – mit genialem<br />

Blick aus spärlichen experimentellen<br />

Daten abgeleiteten – Wärmesatzes erhoffte:<br />

in der von Planck gegebenen Formulierung<br />

sagt das Nernst’sche Theorem aus, dass die<br />

Entropie eines aus gleichartigen Molekülen<br />

bestehenden festen Körpers am absoluten<br />

Temperaturnullpunkt gleich Null ist; das impliziert,<br />

dass auch dessen spezifische Wärme<br />

mit abnehmender Temperatur gegen<br />

Null konvergiert. Zunächst konnte Eucken<br />

dies z.B. <strong>für</strong> feste Edelgase bestätigen. Aber<br />

Verfeinerungen der Messungen, z.B. an festem Stickstoff oder Methan<br />

zeigten, dass das Nernst’sche Theorem doch nicht exakt gültig<br />

ist; Eucken erkannte aber auch, dass die Abweichungen durch die<br />

Nichtidealität des Festkörpers, Fehlstellen und Besetzung von<br />

Zwischengitterplätzen, bedingt sind. Nernst hatte das scharf unter die<br />

Lupe nehmen seines Theorems durch Eucken nicht sehr geschätzt,<br />

wodurch die Beziehungen der beiden zumindest zeitweilig etwas getrübt<br />

waren.<br />

4 U. Schindewolf, Bunsen-Magazin 6, 139 (2002).<br />

5 Entsprechend äußert sich Eucken in einem Schreiben an die Notgemeinschaft<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Wissenschaft: Die zahlreichen Zeitungsnotizen und<br />

Artikel, die in letzter Zeit in der Presse über die Versuche Bonhoeffers veröffentlicht<br />

wurden, sind großenteils unzutreffend, zumindest, was ihre Bedeutung<br />

und die Verdienste Bonhoeffers anlangt, weit übertrieben. ...beruht<br />

es wohl auf einem gewissen Zufall, dass gerade diese Arbeit einen derartig<br />

ungewöhnlichen äußeren Erfolg gezeitigt hat.<br />

155


RÜCKBLICK<br />

VERFAHRENSTECHNISCHES WIRKEN<br />

Ebenso wichtig wie sein wissenschaftliches Wirken ist Euckens<br />

Wirken als Chemie-Ingenieur. Vielleicht hat er schon bei seinem Doktorvater<br />

gelernt, dass die Übertragung wissenschaftlicher Kenntnisse<br />

nutzbringend <strong>für</strong> die Technik ist. 6 Sicher aber hat die Atmosphäre der<br />

Technischen Hochschule Breslau, an der er seit 1919 die physikalische<br />

Chemie als Wissenschaftler vertrat, ihn in Kontakt mit den<br />

Problemen der chemischen Technik gebracht.<br />

Während in den USA die Verfahrenstechnik in den Ausbildungsgang<br />

der Chemiker eingearbeitet war, spielte in Deutschland dieses<br />

<strong>für</strong> die spätere industrielle Tätigkeit der Chemiker so wichtige Fach an<br />

den Ausbildungsstätten nur eine untergeordnete Rolle – vielleicht, weil<br />

sich Universitäten und Technische Hochschulen nicht miteinander sondern<br />

nebeneinander, bisweilen sogar in Rivalität entwickelt hatten.<br />

Eucken verstand es nun vortrefflich, eine Brücke zu schlagen zwischen<br />

den wissenschaftlichen und technischen Chemikern, die sich in<br />

Deutschland meist fremd und verständnislos gegenüberstanden.<br />

Für das Dechema-Jahrbuch 1935 verfasste er eine programmatische<br />

Übersicht über die „Forschung des chemischen Apparatewesens“,<br />

die von der Untersuchung der physikalisch-chemischen Grundlagen<br />

ausging und über die Eigenschaften der Werkstoffe und der zu<br />

verarbeitenden Materialien sowie ihren Wechselwirkungen (Korrosion)<br />

bis zur Entwicklung neuer Apparatebaustoffe, neuer Arbeitsverfahren<br />

und neuer Mess- und Analysenmethoden führte. In einem Vortrag<br />

auf der VDI-Jahrestagung 1937 erläuterte er nochmals die<br />

Bedeutung physikalisch-chemischer Forschung <strong>für</strong> die Anwendung in<br />

der Verfahrenstechnik und illustrierte es am Beispiel der thermischen<br />

Methoden zur Auftrennung von Gasgemischen. – Weitere richtungsweisende<br />

Beiträge über Wege und Ziele der Ausbildung von Verfahrensingenieuren<br />

hat Eucken gemeinsam mit R. Plank (TH Karlsruhe) in<br />

der neu gegründeten Zeitschrift „Beihefte Verfahrenstechnik“ veröffentlicht.<br />

Durch Schüleraustausch verwirklichten die beiden ihre<br />

Ideen, Chemieingenieure mit Schwerpunkt Maschinenbau und Ingenieurchemiker<br />

(technische Chemiker) mit Schwerpunkt Chemie auszubilden.<br />

Eucken betrieb energisch eine Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Verein <strong>Deutsche</strong>r Ingenieure, der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft <strong>für</strong> Chemisches<br />

Apparatewesen und der Gesellschaft <strong>Deutsche</strong>r Chemiker, die<br />

1935 zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Verbrauchsgütertechnik,<br />

später Fachausschuss <strong>für</strong> Verfahrenstechnik, führte, zu deren<br />

Vorsitzenden er gewählt wurde. In dieser Funktion konnte er nun<br />

maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Chemieingenieurwesens<br />

und die Ausbildung der Chemieingenieure nehmen.<br />

In einem Aufsatz über die Wärmepumpe drückt Eucken seine Sorge<br />

über die in naher Zukunft erschöpften fossilen Energievorräte und<br />

die damit verknüpften Energieprobleme aus. Er schneidet damit<br />

schon 1940 Themen an, denen man damals zwar meist noch mit Optimismus<br />

begegnete, die aber heute aktueller sind als je zuvor. Er hielt<br />

6 Der Nernst-Stift hätte die Beleuchtungstechnik revolutioniert, wenn nicht<br />

nahezu gleichzeitig Thomas Edinson die Glühbirne erfunden hätte. Das zugehörige<br />

Patent konnte Nernst jedoch noch teuer an die Industrie verkaufen.<br />

156<br />

es durchaus <strong>für</strong> möglich, die bei der gerade entdeckten Kernspaltung<br />

frei werdende Energie technisch auszunutzen, bezweifelte aber, dass<br />

diese Energie ebenso billig und ebenso bequem sein würde wie die<br />

Energie aus fossilen Energieträgern. Außer der Wasserkraft gab er<br />

auch den Energien aus regenerativen Quellen, wie Wind, Sonne oder<br />

Gezeitenströmungen, die zwar in erheblichen Mengen vorhanden<br />

sind, keine große Chance, weil sie großen zeitlichen Schwankungen<br />

unterworfen und auf so große Räume oder Flächen verteilt sind, dass<br />

ihre Zusammenfassung auf nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten<br />

stoßen wird. Seine Schlussfolgerung: Ob es nicht im Sinne einer wirklichen<br />

Zukunftsplanung läge, mit den uns jetzt in hochkonzentrierter<br />

Form zur Verfügung stehenden Energieschätzen sparsamer umzugehen.<br />

– Jetzt, mehr als sechs Dezennien später und nachdem gewaltige<br />

finanzielle Beträge <strong>für</strong> die Entwicklung neuer Energieträger aufgewandt<br />

worden sind, wissen wir immer noch nicht, was ökonomisch<br />

und ökologisch sinnvoll ist; denn der Energiemarkt wird durch Energiesteuern<br />

und Subventionen nach ideologischen Gesichtspunkten<br />

gesteuert, entgegen Gedanken des Eucken-Bruders Walter über die<br />

freie Marktwirtschaft.<br />

Euckens direkter Beitrag zum Chemieingenieurwesen war im Vergleich<br />

zu seinem zukunftsweisenden Wirken auf diesem Gebiet oder<br />

im Vergleich zu seinen wissenschaftlichen Beiträgen eher gering.<br />

Indirekt aber verdankt ihm die Verfahrenstechnik die Möglichkeit, Kontaktöfen<br />

<strong>für</strong> Gasreaktionen zu berechnen, deren Auslegung von vielen<br />

Parametern abhängt. Auf seine Anregung hin untersuchte G. Damköhler<br />

den Einfluss der Geschwindigkeiten der Gasströmung, der<br />

Diffusion und der Wärmeübertagung sowie der Reaktionswärme auf<br />

den Ablauf von Gasreaktionen unter technischen Bedingungen. Die<br />

Untersuchungen gipfelten in der Formulierung der sog. Damköhlerzahlen,<br />

mit denen Damköhler den Ruf eines „Founders of Chemical<br />

Reaction Engineering“ erworben hat. – Und in seinem gemeinsam mit<br />

M. Jakob herausgegebenen zwölfbändigen Werk „Der Chemie-Ingenieur”<br />

(s. nächstes Kapitel) hat er wesentlich dazu beigetragen, die<br />

Verfahrenstechnik aus dem Zustand der Empirie in den Stand einer<br />

Wissenschaft zu erheben, in der Chemiker, Physiker und Ingenieure<br />

gemeinsam wirken.<br />

DAS PUBLIZISTISCHE WERK<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Die Begabungen des Vaters, der 1908 den Nobelpreis <strong>für</strong> Literatur 7<br />

erhalten hat, haben sich auf den Sohn übertragen. Eucken hat in der<br />

physikalischen Chemie ein publizistisches Werk hinterlassen, das das<br />

Werk unseres Altmeisters Wilhelm Ostwald weit übertrifft und das<br />

wie dieses die Weiterentwicklung unseres Faches maßgeblich beeinflusst<br />

hat. Die literarische Schaffenskraft Euckens können wir schon<br />

aus der Anzahl der Buchrezensionen entnehmen: allein in der Zeitschrift<br />

<strong>für</strong> Elektrochemie finden wir von 1926 bis 1949 zwanzig<br />

Besprechungen der Werke, die Euckens Namen tragen, sei es als<br />

Autor eigener Bücher, sei es als Herausgeber von Buchreihen, Handbüchern,<br />

Fortschrittsberichten oder von Tabellenwerken. Auf diese<br />

Rezensionen greifen wir im folgenden zurück.<br />

Es begann mit der Herausgabe der Verhandlungen der ersten<br />

Solvay Konferenz 1911 über „Die Theorie der Strahlung und der<br />

Quanten“ (Verlag Chemie, Berlin 1914); zu dieser Konferenz, die<br />

Nernst angeregt hatte, hatte der wohlhabende Industrielle Ernest Sol-


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

vay 8 nach Brüssel eingeladen. Unter den etwa 20 Gästen befanden<br />

sich elf (meist spätere) Nobelpreisträger: Marie Curie, A. Einstein, H.<br />

Kammerling-Onnes, H. A. Lorentz, W. Nernst, J. Perrin, M. Planck,<br />

Lord Rayleigh, E. Rutherford, J. D. van der Waals und W. Wien; aber<br />

auch die anderen, M. de Broglie 9 , M. Brioullin, F. Hasenöhrl, J. H.<br />

Jeans, M. Knudsen, P. Langevin, H. Poincaré, H. Rubens, A. Sommerfeld<br />

und E. Warburg waren wohl ebenso hervorragende Vertreter<br />

der Physik, deren Namen uns noch alle in Erinnerung sind.<br />

Dieses illustre Gremium rang um ein Verständnis der Quantentheorie.<br />

Es ging um die wesentlichen Fragen: Liegt die Quantentheorie<br />

innerhalb der bisher anerkannten Mechanik? Oder ist die bisherige<br />

Mechanik umgekehrt ein Spezialfall einer allgemeineren Mechanik,<br />

die durch die Quantentheorie ihren Ausdruck findet? Oder hebt sich<br />

die Quantentheorie von der Mechanik durch das Vorkommen von Diskontinuitäten<br />

qualitativ ab, liegt sie also außerhalb der Mechanik?<br />

Wie der Vorsitzende Lorentz bemerkte, können wir uns nicht auf<br />

Abstimmungen einlassen und unser Urteil auf Grund einer Stimmenmehrheit<br />

abfassen. Und so musste Eucken bei der Herausgabe der<br />

Abhandlungen feststellen, dass die Quantentheorie auch heute noch<br />

... ein ungelöstes Rätsel darstellt. Und später: Es kann keinem Zweifel<br />

mehr unterliegen, dass die Planck’sche Formel zur Darstellung des<br />

Energieinhaltes fester Körper durchaus verwendbar ist. Hatten doch<br />

schon bei der Konferenz Einstein und Nernst zeigen können, dass die<br />

Temperaturabhängigkeit der Wärmekapazität einfacher Festkörper, in<br />

denen nur die monochromatische Schwingungsbewegung der<br />

Kristallbausteine zum Energieinhalt beitragen, mit der Planck’schen<br />

Formel recht gut abgeleitet werden kann. Eine noch bessere Übereinstimmung<br />

mit dem Experiment erzielte im gleichen Jahr Peter<br />

Debye, der anstelle der monochromatischen Schwingungen ein Frequenzspektrum<br />

zugrundelegte, das ähnlich wie das Frequenzspektrum<br />

des schwarzen Strahlers berechnet werden kann. Diese<br />

Ideen führten zum sog. T 3 -Gesetz (Cv ~ T 3 ), das Eucken z.B. an Flussspat<br />

(CaF2), Pyrit (FeS2) und metallischem Blei erstmals experimentell<br />

bestätigen konnte.<br />

7 Jetzt klingt es zwar wie eine Posse, aber die Verleihung des Literaturnobelpreises<br />

1908 hat damals <strong>für</strong> einige Verwirrung gesorgt. Denn der Naturphilosoph<br />

und Evolutionsbiologe Ernst Haeckel hatte fest damit gerechnet und<br />

es auch verbreitet, dass er den Preis erhalten würde. Die ausländische<br />

Presse berichtete bereits davon, die ersten Glückwünsche gingen ein, und<br />

das Fest war schon vorbereitet. Aber dann wurde es offiziell, nicht Haeckel<br />

sonder der ebenfalls in Jena wirkende Philosophieprofessor Rudolf Eucken<br />

erhielt den Nobelpreis. Haeckel äußerte sich später brieflich dazu: ... Wie<br />

mein prinzipieller Antipode Eucken dazu kommen sollte, ist den hiesigen<br />

Kollegen rätselhaft ... er ist ein guter Redner und frommer Kantianer ... hat<br />

auch ‚schöne Bücher’ über ‚höhere Ziele’ etc geschrieben, aber nicht eine<br />

einzige originale Arbeit von Wert geleistet. – Aber auch Eucken war zunächst<br />

nicht erste Wahl des Nobelpreiskomitees. Für die Nominierung im<br />

Jahr 1908 lagen letztlich 16 Vorschläge vor. Die Meinung schwankte zwischen<br />

Selma Lagerlöf und Algernon Charles Swinburne. Da keines der beiden<br />

Unterstützerlager sich durchsetzen konnte, wurde nach einem Ausweg<br />

gesucht. Den fand man in Rudolf Eucken. Er war zwar kein Literat, aber wenigstens<br />

wie testamentarisch von Alfred Nobel verfügt, ein publizistisch<br />

umtriebiger Idealist. (Uwe Hoßfeld, Rosemarie Nöthlich, Lennart Olsson,<br />

Nature 424, 876 (2003) ; www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/21552/).<br />

RÜCKBLICK<br />

Eucken konnte aber in den Verhandlungen keine Deutung <strong>für</strong> den<br />

von ihm kurz vorher gemessenen Temperaturverlauf des Rotationsanteils<br />

der spezifischen Wärme des Wasserstoffs finden, den er im<br />

Anhang zu den Verhandlungen ausführlich diskutiert hat und der erst<br />

durch die Entdeckung der zwei Modifikationen des Wasserstoffs (ortho-<br />

und para-Wasserstoff) seine Erklärung fand (siehe oben).<br />

Die Herausgabe der Verhandlungen und die Abfassung des 35-seitigen<br />

Anhangs sind ein zeitloses Verdienst Euckens, das man noch<br />

heute beim Durchblättern voll zu würdigen weiß, durchlebt man dabei<br />

doch noch immer das Ringen der damaligen Koryphäen der Physik um<br />

das Verständnis und die Anwendung der jungen Quantentheorie.<br />

Um den Anorganikern die experimentellen Fertigkeiten der Physikochemiker<br />

nahezubringen, verfasste Eucken 1913 <strong>für</strong> das Handbuch<br />

der Arbeitsmethoden in der Anorganischen Chemie eine Serie<br />

von Artikeln über die Bestimmung der Dichte und des<br />

Molekulargewichtes von Gasen und Dämpfen, des osmotischen<br />

Druckes, der Wärmeleitung, der Viskosität, der Geschwindigkeit der<br />

Diffusion, der spezifischen Wärme und der Geschwindigkeit chemischer<br />

Reaktionen. Also schon sehr frühzeitig hat sich Eucken bemüht,<br />

auf Nachbardisziplinen befruchtend einzuwirken.<br />

Das erste große Werk Euckens war der Grundriss der <strong>Physikalische</strong>n<br />

Chemie, der 1922 erstmals erschien und der – wie im Vorwort<br />

zur 1. Auflage formuliert – dem Hauptziel dienen sollte, den Lernenden<br />

über den Rahmen der Vorlesungen über Experimentalphysik hinaus in<br />

die wichtigsten Betrachtungsweisen und Ergebnisse derjenigen<br />

Zweige der heutigen Physik einzuführen, die zur Chemie in naher Beziehung<br />

stehen. In den ersten Auflagen ist der Grundriss aufgeteilt in<br />

die <strong>Physikalische</strong> Wärmelehre (Thermodynamik und ihre Anwendung<br />

auf Zustandseigenschaften einschließlich der Phasenlehre und damit<br />

zusammenhängender Entwicklungen der Molekularkinetik), die Chemische<br />

Wärmelehre einschließlich der Elektrochemie (Grundgesetze<br />

homogener und heterogener Gleichgewichte, die Thermodynamik<br />

chemischer Gleichgewichte und chemische Reaktionsgeschwindigkeiten)<br />

und den Aufbau der Materie (Quantentheorie, Strahlung,<br />

Aufbau von Atomen und Molekeln, Kristallgittertheorie und<br />

Radioaktivität). Allem vorausgestellt ist auf 35 Druckseiten eine<br />

Mathematisch-physikalische Einführung, in der anhand einfacher<br />

8 1838 – 1922; Solvay hatte sein Vermögen mit dem nach ihm benannten<br />

Verfahren zur Herstellung von Soda aus Kochsalz, Ammoniak und Kohlendioxid<br />

erworben. – Die Einladung zur Konferenz erfolgte nicht ganz selbstlos,<br />

denn Solvay versuchte bei der Eröffnungsansprache seine wohl etwas<br />

konfusen Ideen über Schwerkraft und Materie bekanntzumachen, die zur<br />

genauen und daher definitiven Kenntnis der Endelemente des aktiven Universums<br />

führen wird. Seine grundlegende Annahme: ... Es gibt einen direkten<br />

und einen inversen Aether, die beide atomistisch sind und unveränderlich<br />

würfelförmige Struktur besitzen, ferner eine trennende materielle<br />

Oberfläche, die durch die Flächen der abwechselnd positiven und negativen<br />

Atome gebildet wird. Die versammelten Wissenschaftler scheinen in vornehmer<br />

Zurückhaltung eine Diskussion der Solvayschen Gedanken vermieden<br />

zu haben; denn in der Schlussansprache bedauerte Solvay, ... dass trotz<br />

schöner Ergebnisse der Kongress die eigentlichen Probleme nicht gelöst<br />

hat und keinen gangbaren Weg eröffnet hat zur exakten Bestimmung der<br />

einfachsten Grundelemente, die man als die eigentlichen Bausteine des<br />

aktiven Universums anzusehen hat.<br />

9 Bruder des Nobelpreisträgers Louis de Broglie.<br />

157


RÜCKBLICK<br />

physikalischer Beispiele der Begriff der mathematischen Funktion erläutert<br />

wird, die Bestimmung des Differentialquotienten und daraus<br />

die von Extremwerten und Wendepunkten und schließlich die Integration.<br />

Der Grundriss wird in einer der Besprechungen als erster möglichst<br />

weitgehender Versuch einer modernen Darstellung der physikalischen<br />

Chemie gefeiert, wobei aber gleichzeitig die Skepsis geäußert<br />

wird, ob er sich <strong>für</strong> den Gebrauch der Studierenden als geeignet<br />

erweisen wird. Die Skepsis bezieht sich wohl hauptsächlich auf die<br />

Notwendigkeit, dass sich der Student zum Verständnis der physikalischen<br />

Chemie das mathematische Rüstzeug erwerben muss. Dieses<br />

zu gewinnen ist <strong>für</strong> den Studierenden doch auch an sich schon eine<br />

nicht ganz geringe Aufgabe, und sie zum Allgemeingut der Chemiestudenten<br />

zu machen – daran ist ohne völlige Umänderung unseres<br />

doch im ganzen bewährten Unterrichts nicht zu denken – so Bodenstein<br />

in seiner Besprechung der zweiten Auflage des Grundrisses.<br />

Das klingt so, als hätten die deutschen Studenten schon damals<br />

am unteren Ende der „PISA-Rangliste“ gestanden. – Jedoch, der<br />

Grundriss hat bis 1959 insgesamt 10 Auflagen erlebt (bei der Bearbeitung<br />

der letzten beiden hat Euckens Schüler E. Wicke mitgewirkt), hat<br />

seinen Umfang dabei von 490 auf 750 Seiten vermehrt und hat unter<br />

dem Titel Fundamentals of Physical Chemistry auch in den englischen<br />

Sprachraum Eingang gefunden. Das belegt, dass Eucken mit<br />

der Abfassung des Grundrisses ein Standardwerk geschaffen hat. Es<br />

hat viele Studentengenerationen begleitet, weil es den Bedürfnissen<br />

des physikalisch-chemischen Unterrichts voll Rechnung getragen hat.<br />

Aber der Grundriss war kein Lesebuch, man musste ihn studieren.<br />

Wer eine leichtere Darstellung suchte, dürfte auf das 1926 erschienene<br />

Lehrbuch der physikalischen Chemie in elementarer Darstellung<br />

von J. Eggert zurückgegriffen haben, das in den Besprechungen als<br />

wahres Kunstwerk gepriesen wird.<br />

158<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1<br />

Bild: C: Eucken (1) im Kreis der Mitarbeiter vor dem Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der Universität<br />

Göttingen, 1934; E. Bartholomé (2), K. Clusius (3), L. Riedel (4), H. Sachsse (5).<br />

5<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Cl. Pouillet hatte mit den Eléments de Physique et de Météorologie,<br />

das 1827 erschien, ein Jahrhundertwerk geschaffen; es wurde<br />

1842 von J. H. J. Müller unter dem Titel Lehrbuch der Physik und<br />

Meteorologie ins <strong>Deutsche</strong> übertragen und ist bis 1915 in zehn Auflagen<br />

erschienen. Eucken hat nun zusammen mit O. Lummer und E.<br />

Waetzmann 1926 die gigantische Aufgabe übernommen, die 11. Auflage<br />

herauszubringen, die in fünf Bände unterteilt ist (I. Mechanik und<br />

Akustik; II Optik; III Wärmelehre; IV Elektrizität und Magnetismus; V<br />

Physik der Erde und des Kosmos).<br />

Im Vorwort schreiben die Herausgeber, dass die Tendenz eines populären<br />

Lehrbuches beibehalten werden solle, das ganze aber auf eine<br />

höhere Stufe zu heben sei mit dem Ziel, nicht nur dem Studierenden<br />

ein brauchbares Lehrbuch in die Hand zu geben, sondern auch<br />

alles zu bringen, was ein Dozent <strong>für</strong> die Experimentalvorlesung oder<br />

ein Forscher zur ersten Orientierung über ihm noch fremde Teilgebiete<br />

der Physik brauche. Das ist wahrhaftig ein ehrgeiziger Plan, dessen<br />

Ausführung zu einem Werk mit mehr als 8000 Druckseiten führte.<br />

Der erste Teil des 3. Bandes (1926) <strong>Physikalische</strong>, chemische<br />

und technische Thermodynamik mit knapp 1200 Seiten stammt zu<br />

zwei Dritteln aus Euckens Feder: Experimentelle Methoden, Die<br />

Grundgesetze der Wärmelehre, dann Homogene sowie Heterogene<br />

Einkomponentensysteme und Homogene sowie Heterogene Mehrkomponentensysteme.<br />

An dem letzten Drittel, das hauptsächlich wärmetechnischen<br />

Vorgängen (Wärmekraftmaschinen und Wärmearbeitsmaschinen)<br />

gewidmet ist, sind sieben weitere Autoren beteiligt.<br />

– In einer Besprechung wird auch dieses Werk Euckens hochgelobt<br />

als eine Neuschöpfung, die mit einer bewunderungswürdigen Klarheit<br />

und Systematik, einer nirgends ermüdenden oder kompromissbereitenden<br />

Zielsicherheit, Gleichmäßigkeit und Einheitlichkeit und vor allem<br />

mit einer profunden Beherrschung aller Teile der behandelten Materie<br />

entstanden ist. M. Wien, auf den der Ausspruch ... Ich freue mich<br />

zu sehen, wie die Chemie immer mehr Physik wird ... zurückgeht, antwortet<br />

der Referent ... Wir freuen uns<br />

zu sehen, wie weitgehend chemische<br />

Fragen in das Lehrgebäude der Physik<br />

Eingang gefunden haben – und hoffen,<br />

dass dies nicht allein auf die Wärmelehre<br />

beschränkt bleibt.<br />

Eine andere Rezension in der Angewandten<br />

Chemie aber hat Eucken<br />

tief getroffen. Der Rezensent hielt das<br />

Werk <strong>für</strong> zu umfangreich und schreibt<br />

... könnte zweifellos am ehesten<br />

Raum gespart werden bei der Behandlung<br />

von Überlegungen und Vorrichtungen,<br />

die seit Jahren oder Jahrzehnten<br />

schon zum Stoff der<br />

Mittelschulen gehören oder zu Gegenständen<br />

des täglichen Gebrauchs geworden<br />

sind. ... So wird die Frage der<br />

Weiterentwicklung (dieses Werkes) in<br />

höchstem Maße gleichbedeutend mit<br />

dem Rufe nach dem rücksichtslos<br />

durchgreifenden führenden Redakteur.<br />

In einem Brief an den Herausge-


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

ber der Angewandten Chemie schrieb Eucken, dass der letzte Satz<br />

der Rezension eine Unverschämtheit darstelle, die er nicht hinnehmen<br />

könne, ... es sei denn, dass Sie den Wunsch haben, dass die bisherigen<br />

erfreulichen Beziehungen zur Zeitschrift <strong>für</strong> Angewandte Chemie<br />

und zu Ihnen persönlich, als beendet angesehen werden. Eucken<br />

erwartete von der Angewandten Chemie eine Ergänzung der Besprechung<br />

in dem Sinne, dass seitens der Schriftleitung und des Rezensenten<br />

eine abfällige Kritik des Herausgebers nicht beabsichtigt war<br />

und der letzte Satz nur als Anregung <strong>für</strong> die Bearbeitung der nächsten<br />

Auflage dienen sollte, die wohl frühestens in 20 Jahren in Angriff genommen<br />

werden würde. Diese Ergänzung ist allerdings niemals erschienen.<br />

10<br />

Zum guten physikalisch-chemischen Unterricht gehört ein gutes<br />

physikalisch-chemisches Praktikum, in dem die Kunst des physikalisch-chemischen<br />

Experiments vermittelt und durch Ausführung eigner<br />

Versuche und ihrer theoretischen Durcharbeitung die im Unterricht<br />

erworbenen Erkenntnisse vertieft werden. Da Eucken die bis<br />

dahin vorliegenden Praktikumsanleitungen da<strong>für</strong> <strong>für</strong> ungeeignet hielt,<br />

hat er zusammen mit R. Suhrmann 1928 die Physikalisch-Chemischen<br />

Praktikumsaufgaben herausgebracht. Diese Aufgabensammlung,<br />

die im Laufe der Jahre aus den Erfahrungen des Breslauer Praktikums<br />

entstand und etwa 100 zuverlässig beschriebene Versuche<br />

umfasste, ist in drei Hauptabschnitte gegliedert: Grundlegende physikalische<br />

Messmethoden (aus der Mechanik, Optik, Wärmelehre und<br />

Elektrizität), Physikalisch-chemische Analyse (mechanische, optische<br />

thermische und elektrische Methoden) und Bestimmung physikalisch-chemischer<br />

Konstanten (Konstanten aus der Thermodynamik,<br />

der Reaktionsgeschwindigkeit, der Elektrolyse, der Grenzflächenerscheinungen<br />

und der Konstitution der Materie). Als Anhang werden<br />

noch etwa 20 Aufgaben vorgeschlagen, die der Praktikant nur anhand<br />

von Literaturangaben ohne detaillierte Anleitung selbständig durchführen<br />

soll.<br />

Diese Praktikumsanleitung ist ebenso wie Euckens Grundriss ein<br />

Klassiker geworden, der in knapp vier Jahrzehnten mehrfach verbessert<br />

und erweitert worden ist, ein Klassiker <strong>für</strong> den Physikochemiker,<br />

wie der Gattermann <strong>für</strong> den Organiker, der sogar noch langlebiger<br />

war.<br />

Zurück zum Grundriss. Da sich in den letzten fünf Jahren seit Erscheinen<br />

der 2. Auflage des Grundrisses … unsere Wissenschaft<br />

noch weiter in Richtung auf die reine Physik entwickelt hat, ... ist es<br />

natürlich, dass die physikalischen Gedankengänge noch stärker betont<br />

werden mussten. Und so führte Eucken 1930 das Lehrbuch der<br />

Chemischen Physik ein, das den Untertitel zugleich dritte Auflage<br />

des Grundrisses <strong>für</strong> physikalische Chemie trug und das er Herrn Geheimrat<br />

Professor Dr. Fritz Haber zur Feier seines 60. Geburtstages in<br />

Verehrung und Dankbarkeit gewidmet hat.<br />

Das Lehrbuch folgt in seiner ersten Auflage dem Konzept des<br />

Grundrisses, es ist aufgeteilt in die (physikalische und chemische)<br />

Wärmelehre und den Aufbau der Materie. Es hat aber etwas mehr als<br />

den doppelten Umfang. Die Umfangvermehrung ergab sich einerseits<br />

durch die etwas breitere Darstellung, die dem besseren Verständnis<br />

dienen sollte, andererseits durch Aufnahme der wichtigsten Forschungsergebnisse<br />

der vorausgehenden Jahre auf dem Gebiete des<br />

Atom- und Molekülaufbaus.<br />

RÜCKBLICK<br />

Prompt wird in einer Besprechung die neue Bezeichnung Chemische<br />

Physik scharf kritisiert, sie erwecke die Vorstellung eines verlorenen<br />

Außenpostens, als würde die Chemie in die Physik hineinrutschen<br />

oder von der Physik aufgesogen. Umgekehrt, selbst die Lehre<br />

der Energiequanten (die – wie im ersten Solvay-Kongress offenbar<br />

wurde – eine Domäne der Physik war) werde von der Chemie aufgesogen.<br />

Zwar waren die Väter der alten physikalischen Chemie, z.B.<br />

Helmholtz oder Gibbs, Physiker, aber die auf sie folgten waren oder<br />

wurden immer mehr Chemiker. Und so werde es auch mit der Chemischen<br />

Physik gehen. 11 Zum Abschluss seiner Besprechung ist der<br />

Kritiker sehr viel milder gestimmt: dem Leser wird in allen aktuellen<br />

Fragen eindringliche und aufklärende Unterweisung zuteil; der Verfasser<br />

kann des Dankes aller Leser gewiss sein, unzweifelhaft darf ihm<br />

das Verdienst zugesprochen werden, dem deutschen wissenschaftlichen<br />

Schrifttum in der vorliegenden Disziplin erneut den Vorantritt<br />

gesichert zu haben.<br />

In der 2. Auflage ist das vollständig neu bearbeitete Lehrbuch auf<br />

über 2200 Seiten angeschwollen, die in drei Teilen erschienen und an<br />

deren Bearbeitung andere Fachgenossen mitgewirkt haben. Der 1.<br />

Band (1938, unter Mitarbeit von E. Bartholomé, G. Joos, K. Schäfer<br />

und F. Sauter) behandelt die Korpuskularen Bausteine der Materie;<br />

der in zwei Teile aufgespaltene 2. Band (1943 bzw. 1944, unter Mitwirkung<br />

von K. Schäfer) die Makrozustände der Materie mit den allgemeinen<br />

Grundlagen und Gasen (1. Teil) und den kondensierten Phasen<br />

und heterogenen Systemen (2. Teil). Der 1. Band – so Eucken im<br />

Vorwort – sollte eine ins Einzelne gehende Darstellung der chemischen<br />

Physik bieten, der 2. Band war als Einführung in die physikalische<br />

Chemie gedacht.<br />

In einer Rezension lobt P. Harteck das Werk als das einzige abgerundete<br />

Lehrbuch, das in gleicher Weise der Theorie und dem Experiment<br />

gerecht werde, und das eine der wichtigsten und glücklichsten<br />

Neuerscheinungen auf dem Gebiet der exakten Naturwissenschaften<br />

darstelle. – Da die Bestände der 2. Auflage während des Krieges weit-<br />

10 Eucken hat wohl deshalb so empfindlich reagiert, weil er kurz zuvor wegen<br />

einer von ihm nicht öffentlich geäußerten Kritik, die aber weiten Kreisen zugänglich<br />

gemacht worden war, vor ein Ehrengericht des Vereins deutscher<br />

Chemiker gestellt worden war. Eucken hatte den Bezug der Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Physik abbestellt, speziell wegen eines Artikels „Über den osmotischen<br />

Druck ...“, aber auch wegen anderer Artikel, die er als wertlosen Ballast<br />

empfinde. Die Abbestellung könne er nur rückgängig machen, wenn der<br />

Verlag einen Wechsel in der Person des Herausgebers der Zeitschrift plane.<br />

Der Spruch des Ehrengerichtes lautete, dass Eucken die Herabsetzung des<br />

wissenschaftlichen Ansehens des Autors mit einem Ausdruck des Bedauerns<br />

zurückzunehmen habe. Eucken folgte diesem Spruch und stellte<br />

zusätzlich fest, dass ich im Gegenteil den Autor als wissenschaftliche<br />

Gesamtpersönlichkeit durchaus hoch schätze, wenn ich auch in einzelnen<br />

Fragen anderer Ansicht bin wie er.<br />

11 Wie unrecht diese Kritik war, ergibt sich z.B. daraus, dass nur drei Jahre,<br />

nachdem Eucken den Begriff Chemische Physik geprägt hatte, das Journal<br />

of Chemical Physics unter dem Chefherausgeber H. C. Urey, dem Nobelpreisträger<br />

<strong>für</strong> Chemie, gegründet wurde, das jetzt eine Regalbreite von 12<br />

laufenden Metern einnimmt. Dieses Journal, so schreibt Urey im Editorial<br />

des ersten Heftes, sei das natürliche Ergebnis der Entwicklung der Chemie<br />

und Physik, deren Grenzen vollständig überbrückt seien. Immer mehr Physiker<br />

arbeiteten auf dem traditionellen Gebiet der Chemie und umgekehrt.<br />

159


RÜCKBLICK<br />

gehend zerstört worden waren, wurde das Lehrbuch in dritter, nahezu<br />

unveränderter Auflage 1949 erneut auf den Markt gebracht.<br />

Die Wärmelehre hat Eucken zeitlebens besonders am Herzen gelegen,<br />

und 1929 folgte darüber wieder ein bombastisches Werk,<br />

Energie- und Wärmeinhalt, das als Band 8,1 des Handbuches der<br />

Experimentalphysik von W. Wien und F. Harms im Zeitraum von 1926<br />

bis 1934 herausgegeben wurde. Dies ist nun sicherlich kein Lehrbuch<br />

<strong>für</strong> den Studierenden sondern eine Monographie <strong>für</strong> den Praktiker.<br />

Nur auf den ersten 30 Seiten werden die kalorischen Grundbegriffe<br />

und deren thermodynamischen Zusammenhänge abgehandelt. Dann<br />

folgen im speziellen Teil getrennt <strong>für</strong> homogene reine Festkörper,<br />

Flüssigkeiten und Gase die experimentellen Methoden zur Bestimmung<br />

der spezifischen Wärme in Abhängigkeit von Druck und Temperatur<br />

und deren empirische und theoretische Ergebnisse. Abschließend<br />

werden entsprechende Methoden und Ergebnisse der<br />

Wärmemessungen an zweiphasigen Einkomponentensystemen und<br />

an einphasigen Mehrkomponentensystemen beschrieben. In mehr<br />

als hundert detaillierten Zeichnungen mit präziser Beschreibung erhält<br />

der Experimentierende Anregungen <strong>für</strong> den Aufbau von Kalorimetern<br />

der verschiedensten Art, wobei auch scheinbar unbedeutende experimentelle<br />

Kunstgriffe mit angegeben sind, von denen der ganze Erfolg<br />

der Arbeit auf diesem Gebiet abhängt. Man wird Eucken großen Dank<br />

wissen <strong>für</strong> dieses Werk beschließt E. Lange seine Rezension.<br />

Eucken und K. L. Wolf glaubten, … ein allgemeines Bedürfnis nach<br />

Darstellungen festgestellt zu haben, in welchen unser Wissen über<br />

die Struktur der Materie umfassend behandelt wird, um eine Verbindung<br />

zwischen das gleiche oder ein ähnliches Ziel verfolgenden Einzeldisziplinen<br />

herzustellen. So begründeten sie 1933 das Hand- und<br />

Jahrbuch der Chemischen Physik, das bis 1943 in neun Hauptbänden<br />

erschien. Es sollte sich beschränken auf solche ... Erscheinungen,<br />

die zum Verständnis und zur Behandlung chemischer Probleme von<br />

Bedeutung sind. Da aber die Grundlagen der Chemie mehr und mehr<br />

der exakten physikalischen Behandlung zugänglich sind, soll das Werk<br />

eher einen physikalischen als chemischen Charakter tragen, es soll<br />

aber letztlich einer engeren Verbindung von Chemie und Physik dienen.<br />

Das Gesamtwerk wurde dreifach unterteilt: I) Allgemeine Theorien<br />

des Aufbaus der Materie (statistische Mechanik und Wellenmechanik).<br />

II) Phänomene zur Kenntnis der Eigenschaften elementarer<br />

Bausteine (experimentelle Methoden und empirische Ergebnisse, aus<br />

denen die Eigenschaften und der Aufbau der Materie hergeleitet werden<br />

können). III) Systematik der Eigenschaften der Bausteine der Materie<br />

(Vergleich der in Teil II erhaltenen empirischen Ergebnisse mit<br />

den Theorien aus Teil I).<br />

Die Herausgeber konnten nahezu 30 Autoren zur Mitarbeit 12 bewegen,<br />

die von A bis Z, von Atomspektren bis zum Zeeman-Effekt,<br />

die Teile der Physik behandeln, die ein physikalischer Chemiker <strong>für</strong><br />

das tiefere Verständnis der chemischen Physik braucht. – Das Hand-<br />

12 Als Mitarbeiter wird auch E. Teller genannt, der damals bei Eucken arbeitete<br />

und später als „Vater der Wasserstoffbombe“ allgemein bekannt wurde.<br />

Uns ist er aber eher in positiver Erinnerung durch den Jahn-Teller-Effekt und<br />

den Renner-Teller-Effekt in der Spektroskopie, durch die Brunauer-Emmet-<br />

Teller-Methode zur Oberflächenbestimmung und durch die Teller-Redlich-<br />

Produkt-Regel zur Berechnung von Isotopengleichgewichten.<br />

160<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

und Jahrbuch scheint nicht so erfolgreich gewesen zu sein, wie<br />

Eucken es bei seinen anderen bisherigen Werken gewohnt war, denn<br />

die ausgedrückte Hoffnung auf den Bedarf von Ergänzungsbänden hat<br />

sich nicht voll erfüllt.<br />

Für Eucken war die Physik der Vater aller Dinge, nicht nur der Chemie<br />

sondern auch der chemischen industriellen Praxis, da alles Geschehen<br />

im chemischen Betrieb physikalisch fundiert ist. So wie der<br />

Maschinenbauer und der Elektrotechniker eine Vertiefung der Kenntnisse<br />

in physikalischer Richtung benötige, so dürfe sich auch der Chemiker<br />

in der Industrie nicht damit begnügen, seine chemischen Reaktionen<br />

zu beherrschen und das weitere der rohen Empirie zu<br />

überlassen; er müsse vielmehr auch verstehen, nach welchen physikalischen<br />

Prinzipien die Reaktionen am besten einzuleiten und durchzuführen<br />

sind, und mit welchen physikalischen Mitteln die Vorgänge<br />

im Betrieb zu kontrollieren und zu regulieren sind. Dieser Erkenntnis<br />

folgend, hat Eucken gemeinsam mit M. Jakob 1933 ein neues großes<br />

Werk geschaffen, den Chemie-Ingenieur, mit dem Untertitel Ein<br />

Handbuch der physikalischen Arbeitsmethoden in chemischen und<br />

verwandten Industriebetrieben. In Band 1 mit vier Teilbänden werden<br />

die <strong>Physikalische</strong>n Arbeitsprozesse des Betriebes beschrieben, die<br />

Materialbewegungen, Energieübertragung, Materialzerlegung und<br />

Materialvereinigung beinhalten. Band 2 mit ebenfalls vier Teilbänden<br />

enthält die <strong>Physikalische</strong> Kontrolle und Regulierung des Betriebes mit<br />

Kontroll- und Regulierungseinrichtungen, Mengenmessungen, Messung<br />

von Zustandsgrößen und physikalisch-chemische Analyse.<br />

Die gute Aufnahme der ursprünglich geplanten zwei Bände und<br />

der Wunsch zahlreicher Fachgenossen veranlassten Eucken 1937, zur<br />

Ergänzung und Abrundung noch einen 3. Band Chemische Operationen<br />

mit fünf Teilbänden hinzuzufügen, in dem die chemischen Teilverfahren<br />

der verschiedenen allgemeinen Produktionsprozesse beschrieben<br />

werden. Hier geht es darum die Brücke zu schlagen<br />

zwischen den theoretischen, physikalisch-chemischen Grundlagen<br />

der chemischen Prozesse und ihrer praktischen Durchführung.<br />

Dieser Brückenschlag schließt ein die Übertragung eines im Labor<br />

erprobten Prozesses in den industriellen Maßstab, deren Schwierigkeiten<br />

immer wieder unterschätzt werden, und Kostengesichtspunkte,<br />

deren Berücksichtigung der Chemiker in der Hochschule nicht<br />

gelernt hat. Die Untertitel der Teilbände sind: Physikalisch-chemische<br />

und Wirtschaftliche Gesichtspunkte <strong>für</strong> die Durchführung chemischer<br />

Operationen; Apparative Durchführung chemischer Operationen;<br />

Operationen bei normalem Druck und normaler Temperatur;<br />

Hochdruck-Operationen und schließlich Hochtemperatur-Operationen.<br />

An diesem gewaltigen Werk mit knapp 5000 Seiten haben etwa 50<br />

Fachgenossen aus den Hochschulen und der Industrie mitgewirkt. Es<br />

hat sich gelohnt, denn die Besprechungen sind enthusiastisch: … der<br />

besondere Wert der Darstellung beruht darauf, dass die Verfasser auf<br />

Grund ausgedehnter Erfahrungen und eigener Forschungsarbeiten<br />

das Gebiet vollkommen beherrschen .... eine wertvolle Bereicherung<br />

der Fachliteratur oder eine der erfreulichsten Neuerscheinungen der<br />

letzten Jahre … oder … das Werk ist ein nicht mehr zu entbehrender<br />

Ratgeber geworden ... dem Werk kommt besondere Bedeutung <strong>für</strong><br />

die Weiterentwicklung der chemischen Technologie zu. ... es hat die<br />

Grundlagen geschaffen, auf der künftige Arbeiten sich aufbauen<br />

können.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

2<br />

1<br />

8<br />

7<br />

Bild D: Eucken (1) im Kreis der Mitarbeiter vor dem Institut <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie der Universität Göttingen, 1937; E. Bartholomé<br />

(2), G. Damköhler (3), W. Fresenius (4), L. Küchler (5), K. Schäfer (6),<br />

Euckens Vorgänger G. Tammann (7), E. Wicke (8).<br />

Das nächste große Werk Euckens war die Herausgabe des Klassikers<br />

Landolt-Börnstein – Zahlenwerte aus Physik, Chemie, Astronomie<br />

und Technik. Kurz nachdem der letzte Band der 5. Auflage<br />

1936 erschienen war, begann Eucken die Planung der 6. Auflage.<br />

1938 liefen die ersten Manuskripte der Fachautoren ein. Aber der Beginn<br />

des Krieges verzögerte die Drucklegung, und 1944 wurde der bis<br />

dahin vorliegende Satz von etwa 100 Druckbögen durch Bombeneinwirkung<br />

zerstört. Nach Kriegsende mussten die Manuskripte nochmals<br />

überarbeitet werden, um der neuesten Entwicklung der Forschung<br />

Rechnung zu tragen, sodass der 1. Teilband von Band I Atomund<br />

Molekularphysik mit dem Untertitel Atome und Ionen schließlich<br />

1950 erscheinen konnte. Die weiteren Teilbände Molekeln sowie Kristalle<br />

erschienen 1951 bzw. 1955, also nach Euckens Tod; er wird<br />

aber noch immer als Herausgeber des 1. Bandes aufgeführt, da wohl<br />

die gesamte einleitende Arbeit dieses 2700 Druckseiten umfassenden<br />

Werkes von ihm geleistet worden ist. – Aber auch in den weiter<br />

bis 1974 folgenden Bänden (Bd. II Makrophysik und Chemie; Bd. III<br />

Astronomie und Geophysik; Bd. IV Technik) wird Euckens vorausschauender<br />

Planung durch Nennung seines Namens auf dem Titelblatt<br />

noch immer gedacht. Eucken hatte die immense Arbeit begonnen in<br />

seiner Überzeugung, dass ebenso wichtig wie die Forschung selbst<br />

auch die systematische Ordnung und Darstellung ihrer Ergebnisse ist<br />

und man die damit verbundene Mühe nicht scheuen darf. Und niemand<br />

zweifelte daran, ... dass das große Werk auch durch ihn vollendet<br />

werden würde ... (aus dem Vorwort in einem späteren Bande).<br />

4<br />

5<br />

3<br />

6<br />

Schließlich müssen wir noch erwähnen, dass Eucken die Fortschritte<br />

der Chemie, Physik und physikalischen Chemie von 1924<br />

bis 1932 herausgegeben hat, in denen der fortschreitenden Spezialisierung<br />

der einzelnen Fächer entgegengewirkt und dem Bedürfnis<br />

engerer Fühlungnahme zwischen chemischer und physikalischer Forschung<br />

entsprochen werden sollte. – Und als Letztes hat er von 1946<br />

bis 1950 als Herausgeber des Organs der Kaiser Wilhelm-Gesellschaft<br />

bzw. der Max-Planck-Gesellschaft Die Naturwissenschaften gewirkt,<br />

das der Veröffentlichung von Originalaufsätzen aus dem weiten<br />

Bereich der naturwissenschaftlichen Forschung dient.<br />

Wie wir sehen, hat Eucken ein mächtiges literarisches Werk geschaffen,<br />

das nicht tausende, sondern zehntausende Seiten umfasst.<br />

Und es ist sicher anzunehmen, dass er bei der Herausgabe der Sammelwerke<br />

wirklich aktiv mitgewirkt hat, dass er – wie in seinen<br />

eigenen Veröffentlichungen – Wert auf größte Präzision legte und<br />

dass er den zu behandelnden Stoff mit den Mitarbeitern ausführlich<br />

diskutiert hat. Er hatte intime Kenntnis von dem, was unter seinem<br />

Namen erschien. 13<br />

EIN GEFRAGTER MANN<br />

RÜCKBLICK<br />

Das umfassende Werk als Wissenschaftler, als Chemie-Ingenieur,<br />

als Autor und Herausgeber machte Eucken zu einer herausragenden<br />

Persönlichkeit, deren Rat in den verschiedensten Gremien erbeten<br />

und befolgt wurde. Er war Vorstandsmitglied und Beirat der Gesellschaft<br />

<strong>Deutsche</strong>r Chemiker und des Vereins deutscher Ingenieure sowie<br />

der Notgemeinschaft der <strong>Deutsche</strong>n Wissenschaften (jetzt <strong>Deutsche</strong><br />

Forschungsgemeinschaft), er war erster Vorsitzender des<br />

Fachausschusses <strong>für</strong> Verfahrenstechnik, zu dessen Gründungsausschuss<br />

er gehörte, und er war Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsengesellschaft</strong>.<br />

In all diesen Posten hat er äußerlich erkennbar zum Wohl<br />

der angegebenen Organisationen gewirkt, auch wenn er in einzelnen<br />

Fällen nicht die Zustimmung aller Kollegen erhielt. So beklagt sich ein<br />

Ausschussmitglied nach einer Sitzung des Ausschusses <strong>für</strong> Verbrauchsgütertechnik<br />

im Dezember 1935 über Euckens Verhandlungsführung<br />

und schließt sein Beschwerdeschreiben mit den Worten ...<br />

nur die Rücksicht auf die einfachste Pflicht kameradschaftlicher Zusammenarbeit<br />

haben es mir verboten, Ihnen in der Form zu antworten,<br />

die Ihr Verhalten verdient hätte. Heil Hitler!<br />

Aber er hatte auch einen äußerlich nicht erkennbaren Einfluss, gewissermaßen<br />

als graue Eminenz, bei Personalfragen bei der Besetzung<br />

von Stellen an den Hochschulen und in der Industrie. Gefälligkeitsgutachten<br />

hat er nie abgegeben, ein Ordner mit unzähligen<br />

Beispielen, der im Bunsenarchiv aufbewahrt wird, legt hiervon Zeugnis<br />

ab. Diese Gutachten spiegeln Euckens Bemühen um Objektivität<br />

und Aufrichtigkeit wider, auch wenn es sich um eigene Schüler handelte,<br />

auch wenn er sich dadurch Feindschaften zuzog. In Berufungsgutachten<br />

über jüngere Herren, die später hoch geachtete Kollegen<br />

unserer Zunft geworden sind, finden wir etwa Folgendes. ... bedenkliche<br />

Begriffe sind ihm offenbar ‚Pflicht und Ordnung’. Er arbeitet viel,<br />

13 Im Gegensatz zu dem Romancier Alexandre Dumas, von dem die Anekdote<br />

berichtet: Dumas’s enormous output was largely attributable to a vast corps<br />

of ghostwriters. Dumas once asked his son whether he had read his new<br />

novel yet. „No,“ his son replied, „have you?“<br />

161


RÜCKBLICK<br />

aber tut nur das, wozu er Lust hat. Seine Kolloquien sind schlecht disponiert<br />

und ... unklar ... oder ... dürfte es ihm an Unterrichtserfahrung<br />

fehlen ... ist es mir sogar zweifelhaft, ob er überhaupt Begabung <strong>für</strong><br />

den Unterricht hat. Der Thermodynamik dürfte er sehr fern stehen …<br />

oder ... hat ganz außerordentlich in meiner Wertschätzung durch die<br />

Veröffentlichung des kleinen Buches Physikalisch-chemische Grundlagen<br />

verloren, das durch und durch oberflächlich ist. ... das nichts als<br />

ein mäßiges Exzerpt aus größeren Lehrbüchern darstellt. ... käme <strong>für</strong><br />

mich persönlich seine Nennung auf einer Berufungsliste nicht in Frage<br />

…. Einige eher erheiternde Beispiele: Vom Standpunkt gewöhnlicher<br />

bürgerlicher Moral darf man Herrn ... wohl als einwandfrei bezeichnen,<br />

wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass er wegen<br />

seiner Schüchternheit kaum ernsten Versuchungen ausgesetzt war<br />

.... oder ... hat aber eine Charakterschwäche, die sich in höchst unerfreulicher<br />

Weise in ungewöhnlichem Alkoholgenuss zu erkennen gibt.<br />

... sogar tagsüber, sobald er sich meiner Kontrolle entziehen konnte …<br />

Ein anderes Beispiel erweckt Bedenken:...erwähnen möchte ich<br />

noch, dass E. und S. nicht deutscher, sondern östlicher Abstammung<br />

sind, S. ist sogar noch ungetauft. Die anderen genannten Herren sind<br />

rein germanisch ...; es spiegelt wohl eher den Zeitgeist wieder, aber<br />

nicht Euckens Einstellung. Er ist zwar 1933 der NSDAP beigetreten,<br />

hat aber später – und das erforderte Mut – seinen Austritt erklärt 14 .<br />

EHRUNGEN<br />

Euckens erfolgreiches Wirken als Lehrer spiegelt sich wider in<br />

der großen Zahl seiner Schüler, die bei ihm gearbeitet haben, als Diplomanden,<br />

Doktoranden, Habilitanden, Assistenten oder als Gastwissenschaftler.<br />

Die meisten sind als Chemiker oder Ingenieure von<br />

der Industrie aufgenommen worden, die Euckens Schüler als qualifizierte<br />

Mitarbeiter suchte. Besonders hervorgehoben werden sollen<br />

hier aber die Schüler, die später als Professoren oder Honorarprofessoren<br />

Euckens Tradition weitergeführt haben: E. Bartholomé (Heidelberg),<br />

W. Brötz (Köln), K. Clusius (Zürich), G. Damköhler (Braunschweig),<br />

M. Eigen (Göttingen), W. Fresenius (Mainz), E. U. Franck<br />

(Karlsruhe), P. Harteck (Troy, USA), K. Hedden (Karlsruhe), L. Küchler<br />

(Frankfurt), F. Patat (München), L. Riedel (Karlsruhe), H. Sachsse<br />

(Mainz), K. Schäfer (Heidelberg), R. Sinn (Karlsruhe), R. Suhrmann<br />

(Hannover) und E. Wicke (Münster). Bartholomé, Franck, Schäfer und<br />

Wicke haben – Euckens Fußstapfen folgend – als Vorsitzende der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsengesellschaft</strong> gedient. Einige der genannten Herren<br />

sind in den hier wiedergegebenen Photographien von Eucken und<br />

Mitarbeitern zu erkennen.<br />

Euckens erfolgreiches Wirken als Wissenschaftler spiegelt sich in<br />

den zahlreichen Ehrungen und Ernennungen zu ehrenvollen Mitgliedschaften<br />

in wissenschaftlichen Gesellschaften wider, die er im Laufe<br />

seines Lebens erhielt: 1929 Mitglied der Akademie der Wissenschaften<br />

in Göttingen; 1932 Mitglied der deutschen Akademie der Naturforscher<br />

in Halle (Karolina); 1932 Arrhenius-Preis der Universität Leipzig;<br />

1938 Ehrenmitglied des Vereins Österreichischer Chemiker; 1941<br />

Cannizzaro-Preis des königlichen Senats in Rom; 1942 Ehrenmitglied<br />

der Spanischen Gesellschaft <strong>für</strong> Physik und Chemie; 1943 korrespon-<br />

14 U. Deichmann, Flüchten, Mitmachen, Vergessen; Chemiker und Biochemiker<br />

in der NS-Zeit, Wiley-VCH, Weinheim, 2001.<br />

162<br />

dierendes Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften;<br />

1944 Bunsen-Denkmünze der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Bunsengesellschaft</strong>.<br />

Ebenso ist er auch <strong>für</strong> die Förderung des Chemieingenieurwesens<br />

ausgezeichnet worden: 1949 erhielt er die Würde eines Ehrendoktors<br />

der Ingenieurwissenschaften der Technischen Hochschule in Karlsruhe.<br />

Und posthum wurde er 1956 durch Stiftung der etwa jedes<br />

zweite Jahr zu verleihenden Arnold-Eucken-Medaille durch die Forschungsgesellschaft<br />

Verfahrenstechnik und des jährlich zu vergebenden<br />

Arnold-Eucken-Preises durch die VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik<br />

und Chemieingenieurwesen geehrt.<br />

Und schließlich sollten wir auch die Ehrungen erwähnen, die<br />

Eucken durch Würdigung seines Lebens und seines Lebenswerkes in<br />

zahlreichen Erinnerungsaufsätzen zum 60. und 65. Geburtstag sowie<br />

zur 100. Wiederkehr seines Geburtstages und durch Nachrufe seiner<br />

Schüler, Freunde oder Kollegen in den verschiedensten Zeitschriften<br />

erfahren hat. – In einem der Nachrufe finden wir die Bemerkung,<br />

…dass die ihm zuteilgewordenen, nicht unerheblichen Ehrungen ein<br />

Vielfaches gewesen wären, wenn er nicht geradezu das Talent<br />

besessen hätte, sich durch seine unverbindliche Art unbeliebt zu<br />

machen.<br />

EPILOG<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Die großen Erfolge Euckens als Lehrer, Forscher, Wissenschaftler<br />

und Organisator von Wissenschaft und Technik beruhen auf seiner<br />

außerordentlichen Arbeitskraft, die er schonungslos mit nur gelegentlicher<br />

Erholungspause einsetzte. Die Arbeit half ihm auch über<br />

Schicksalsschläge hinweg, als seine jüngste Tochter frühzeitig starb,<br />

als er seinen Sohn im Krieg verlor. Die nach Kriegsende zusätzlich<br />

übernommene Arbeit beim Wiederaufbau des Wissenschaftsbetriebs<br />

hat ihn wohl übermäßig beansprucht. Es scheint, dass der plötzliche<br />

Tod seines jüngeren Bruders Walter den Zusammenbruch seiner Kräfte<br />

ausgelöst hat. Er schied am 16. Juni 1950 freiwillig aus dem Leben.<br />

In aller Stille wurde er auf dem Waldfriedhof in Traunstein am<br />

Chiemsee beigesetzt. Eine endgültige Ruhestätte erhielt er dort aber<br />

erst im Juli 1957 im Rahmen einer Gedenkfeier, zu der die Forschungsgesellschaft<br />

<strong>für</strong> Verfahrenstechnik und die <strong>Deutsche</strong> Bunsen-<br />

Gesellschaft Verwandte, Schüler, Kollegen und Freunde eingeladen<br />

hatten.<br />

Der Bericht basiert auf Unterlagen des Archivs der <strong>Bunsengesellschaft</strong>, das<br />

von H. Witte und W. Jaenicke jahrelang betreut wurde und jetzt im Liebigmuseum<br />

in Giessen untergebracht ist. Dem Kurator des Museums, Herrn Dr.<br />

H. v. Zerssen danke ich <strong>für</strong> die Unterstützung bei der Quellensuche. Meinem<br />

Karlsruher Kollegen E. U. Franck, einem der letzten Schüler Euckens, bin ich<br />

sehr dankbar <strong>für</strong> Ratschläge und Hilfe bei der Abfassung des Berichtes.<br />

Euckens Tochter, Frau Dr. Margaret Eucken, sei Dank <strong>für</strong> die Erlaubnis, einige<br />

Bilder aus ihrer Schrift „Arnold Eucken, Chemiker – Physiker – Hochschullehrer“<br />

übernehmen zu dürfen; diese Schrift haben wir bei der Abfassung<br />

dieses Berichtes vielfach zu Rate gezogen.<br />

Nachsatz bei der Korrektur: Der Autor ist durch das Durcheinander von Rechtschreibregeln<br />

verunsichert; daher sind in dem Bericht einige Rechtschreibfehler<br />

zu finden, die der Autor zu entschuldigen bittet. Er folgt Goethes Standpunkt,<br />

der einmal an einen Freund schrieb: es kommt nicht darauf an, wie man<br />

ein Wort schreibt sondern darauf, dass der Leser weiß, was gemeint ist.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Dieter Beckmann, Josef Metze und Klaus Leifeith<br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Biowissenschaften und Technik<br />

Ein außeruniversitäres Forschungsinstitut würde man in Heilbad<br />

Heiligenstadt am Dreiländereck Thüringen/Niedersachen/Hessen,<br />

wenn auch nicht weit entfernt von der Universitätsstadt Göttingen,<br />

nicht unbedingt erwarten. Aber die Forschung des Instituts <strong>für</strong> Bioprozess-<br />

und Analysenmesstechnik besitzt schon eine jahrzehntelange<br />

Tradition. Das Forschungsprofil „Biotechniques at Interfaces“ zielt<br />

auf grenzflächenoptimierte technische Systeme <strong>für</strong> die Life Sciences.<br />

Forschungsgegenstand sind insbesondere funktionalisierte Bioreaktionssysteme<br />

im Labor- und Mikromaßstab sowie zugehörige Verfahrensentwicklungen,<br />

z.B. zur biotechnologischen Herstellung von<br />

pharmazeutischen Produkten, einschließlich spezieller Messsysteme<br />

und solcher Bioreaktoren, die <strong>für</strong> Materialtestungen verwendet werden<br />

- insgesamt also grenzflächenoptimierte technische Systeme, die<br />

ihre Anwendungen in den Life Sciences haben. Untersuchung und<br />

Funktionalisierung von Grenzflächen bilden die Basis da<strong>für</strong>.<br />

Im Mittelpunkt der Forschung des Fachbereichs Bioprozesstechnik<br />

steht die Entwicklung, Charakterisierung und Applikation technischer<br />

Systeme und Verfahren zur Umsetzung des metabolischen<br />

Potenzials prokaryotischer und eukaryotischer Zellen und Zellbestandteile.<br />

Applikationsfelder sind insbesondere die Biomedizin, die Biound<br />

Pharmatechnologie sowie die Lebensmittel- und Umwelttechnik.<br />

Untersucht werden technische Systeme zur Aufrechterhaltung und<br />

Optimierung stoffwandelnder Eigenschaften dieser Zellen. Damit einher<br />

geht die Entwicklung von Modulen zur Adaptierung von Bioprozessanalysern<br />

<strong>für</strong> die Parametererfassung und die Prozesssteuerung.<br />

In verstärktem Maße steht dabei auch die Applikation von Mikrosystemen<br />

und Mikrotechniken im biologischen Milieu im Fokus. Fragen<br />

der Kompatibilität zwischen Mikrosystemkomponenten und biologischen<br />

Komponenten treten aufgrund des sich verschiebenden Oberflächen-Volumen-Verhältnisses<br />

in den Vordergrund. Das betrifft sowohl<br />

die Funktion als auch die Oberflächeneigenschaften der<br />

beteiligten Komponenten. Die Untersuchungen der funktionellen<br />

Wechselwirkungen sind wichtiger Bestandteil der Forschungsarbeiten.<br />

Zur Umsetzung des Profils des iba ist es erforderlich, ausgewählte<br />

Messverfahren, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der speziellen<br />

Einsatzbedingungen in den Life Sciences, zu beherrschen. Neben<br />

der Nutzung solcher Messverfahren <strong>für</strong> vergleichende Analysen<br />

untersucht der Fachbereich Analysenmesstechnik die Wechselwirkungen<br />

zwischen belebter und unbelebter Materie durch Anwendung<br />

FORSCHUNG<br />

Interdisziplinäre Forschung zu grenzflächenoptimierten technischen<br />

Systemen <strong>für</strong> die Life Sciences am Institut <strong>für</strong> Bioprozess- und Analysenmesstechnik<br />

(IBA), Heiligenstadt<br />

Prof. D. Beckmann, Institut <strong>für</strong> Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V.,<br />

Rosenhof, 37308 Heilbad Heiligenstadt, Tel: 03606-671-122,<br />

Fax: 03606- 671200, E-Mail: iba@iba-heiligenstadt.de<br />

elektromagnetischer Strahlung im Frequenzbereich der Radiowellen,<br />

insbesondere mit der Methode der Elektroimpedanz- (EIS) bzw. Bioimpedanzspektroskopie<br />

(Bio-EIS). Ergebnis sind problemangepasste<br />

Messverfahren zur on-line-Kopplung an den Prozess, z.B. auf der<br />

Basis der Fließinjektionsanalyse. Neben grundlegenden Untersuchungen<br />

und technischen Forschungsarbeiten zum Verhalten von Mikroorganismen<br />

und Zellen im elektrischen Feld bei unterschiedlichen<br />

Wachstums- und Kultivierungsbedingungen sind auch das Monitoring<br />

ausgewählter Verfahren und biotechnologische Verfahrensentwicklungen<br />

Gegenstand der Forschung.<br />

Grundlegende Innovationen in der Biomedizin und Biotechnologie<br />

sind aber zunehmend an die Beherrschbarkeit von Grenzflächen-Interaktionen<br />

zwischen technischen Materialien und dem biologischen<br />

Umfeld gekoppelt. Die umfassende Charakterisierung von Grenzflächen<br />

zwischen Biomaterial und Biosystem und die gezielte Funktionalisierung<br />

von Biomaterialien im biologischen Umfeld gehört daher<br />

ebenso zu den vorrangigen Aufgaben des Fachbereichs Biowerkstoffe<br />

wie die Interpretation dieser Interaktionen mittels messbarer Kenngrößen<br />

des Biowerkstoffes und des Biosystems, um so Aussagen<br />

über das Verhalten eines Materials im Kontakt mit dem Biosystem zu<br />

erhalten. Zentrales Anliegen ist dabei die Bewertung von Biowerkstoffen<br />

hinsichtlich der zu erwartenden Biofunktionalität und Biokompatibilität.<br />

Hierzu werden werkstoffrelevante Grenzflächenparameter<br />

bestimmt und mit biomolekularen, zellulären und mikrobiellen Systemantworten<br />

korreliert, die aus dem direkten oder dem indirekten<br />

Materialkontakt abgeleitet werden. Die messtechnische Erfassung<br />

der funktionsbestimmenden Interaktionen im Interface zwischen Biomaterial<br />

und Biosystem setzt eine stabile und reproduzierbare Simulation<br />

der Einsatzbedingungen des Materials voraus. Aufgrund dessen<br />

sind die Entwicklung neuer Systeme <strong>für</strong> die in-vitro-Prüfung von Biowerkstoffen<br />

auf der Basis von Bioreaktoren und die Applikation numerischer<br />

Simulationsverfahren sowie biologischer Designoptimierungsroutinen<br />

weitere Arbeitsschwerpunkte des Fachbereiches<br />

Biowerkstoffe.<br />

ON-LINE-ANALYTIK DER BAKTERIELLEN BIOFILM-<br />

BILDUNG MITTELS IMPEDANZSPEKTROSKOPIE<br />

Biofilme begegnen uns im täglichen Leben. Ein Biofilm besteht aus<br />

einheitlichen oder gemischten Kolonien von Mikroorganismen, die<br />

miteinander verbunden sind, aber insgesamt einem Substrat anhaften<br />

und vollständig oder teilweise in eine vom Organismus produzierte<br />

polymere organische Masse (Schleim), der sogenannten extrazellulären<br />

Polymersubstanz (EPS), eingebunden sind [1]. In der Regel hat ein<br />

Biofilm keine gleichmäßige Oberflächenstruktur und kann neben den<br />

Mikroorganismenzellen abiotische (nicht lebende) und anorganische<br />

Bestandteile in größeren Mengen enthalten.<br />

163


FORSCHUNG<br />

Durch die EPS wird der Zellverbund vor kurzfristigen Veränderungen<br />

des äußeren Milieus geschützt und kann so auch bei Abwesenheit<br />

von Nährstoffen seine Stoffwechselaktivitäten noch über Tage<br />

aufrechterhalten. Sie verleiht ihm z.B. die Eigenschaften eines Molekularsiebs,<br />

einer Diffusionsbarriere, eines Ionenaustauschers und eines<br />

Sorbens [2], [3]. Die EPS-Matrix prägt somit in entscheidender<br />

Weise die Eigenschaften des Biofilms.<br />

Bei Vorhandensein entsprechender Voraussetzungen gibt es keinerlei<br />

Material, das auf Dauer nicht von einem Biofilm besiedelt werden<br />

kann. Nach einer allgemeinen Annahme stellen Biofilme auch den<br />

ersten Entwurf der Natur zur Entwicklung von multizellulären Organismen<br />

dar und ähneln den Geweben höher entwickelter Zellen.<br />

Entstehung und Bedeutung von Biofilmen<br />

Im Lebensraum eines Biofilms haben die Zellen untereinander und<br />

zur unterstützenden Oberfläche bzw. Grenzfläche einen engen Kontakt.<br />

Die EPS bestimmt die dreidimensionale Struktur des Biofilms,<br />

die sich aus einer einfachen Mikrokolonie zu einer komplizierten Matrix<br />

entwickelt. Unabhängig von den beteiligten Mikroorganismen<br />

durchläuft die Entstehung eines Biofilms die in Abb. 1 dargestellten<br />

Entwicklungsphasen [4], [5].<br />

Biofilme haben eine große Bedeutung bei der Selbstreinigung von<br />

Böden, Sedimenten oder Gewässern und werden technisch z.B. in<br />

der Trink- und Abwasseraufbereitung genutzt. Anderseits können sie<br />

an den von ihnen besiedelten Materialien durch Biokorrosion und Biofouling<br />

große Schäden verursachen. Weitere Auswirkungen von Biofilmen<br />

sind bakterielle Infektionen beim Menschen, die nach einer<br />

Schätzung der amerikanischen Gesundheitsbehörde bis zu 65 % auf<br />

Bakterien in Biofilmen zurückzuführen sind. Auf das Konto von bakteriellen<br />

Biofilmen gehen häufig Krankenhausinfektionen, Zahnkaries<br />

und Katheterinfektionen, um nur einige Beispiele zu nennen.<br />

Abb. 1 Phasen der Biofilmbildung: In der Induktionsphase findet eine<br />

planktonische Zelle (1) aus der Umgebung optimale Bedingungen<br />

<strong>für</strong> eine Anhaftung an einer Grenzfläche. Zur reversiblen Anheftung<br />

der Zelloberfläche an das Substrat stellt die Zelle (2) ihre<br />

Stoffwechselaktivitäten auf das Expremieren von Adhäsiven um.<br />

Mit Hilfe der extrazellulären Matrix (3) adhäriert sie irreversibel auf<br />

dem Substrat. Anschließend vermehrt sich die Zelle zu einer Mikrokolonie<br />

(4), die durch die EPS zusammengehalten wird. Durch das<br />

Zusammenwachsen einzelner Mikrokolonien zu einer dreidimensionalen<br />

Struktur (5), die mit Kanälen (8) durchzogen ist, reift der<br />

Biofilm. Einzelne Zellen (6) lösen sich aktiv aus dem Biofilm und<br />

entwickeln sich zu einzelnen planktonischen Zellen. Die Kanäle versorgen<br />

die Zellen mit Nährstoffen und dienen zum Abtransport von<br />

Stoffwechselprodukten und Schadstoffen. In Abhängigkeit von<br />

den vorhandenen Scherkräften lösen sich ganze Zellcluster (7). Die<br />

beiden letzten Vorgänge führen zur weiteren Ausbreitung des Biofilms<br />

und zur Besiedelung noch freier ökologischer Nischen.<br />

164<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

H. Schwan [12] führte 1957 das Konzept der Dispersionen in der<br />

dielektrischen Analyse von biologischen Materialien ein (Abb. 2).<br />

Hierbei werden die Relaxationsmechanismen in drei frequenzabhängige<br />

Hauptgruppen eingeteilt und allgemein mit α-, ♣-, und γ-<br />

Dispersion bezeichnet.<br />

Die α-Dispersion befindet sich im mHz- bis kHz- Frequenzbereich<br />

und korreliert mit aktiven Zellmembraneffekten, getorten Zellkanälen<br />

und der Anlagerung von Ionen in der Nähe der Oberfläche<br />

von Zellmembranen.<br />

Die β-Dispersion im Frequenzbereich von einigen kHz bis 100 MHz<br />

beruht auf den kapazitiven Eigenschaften der Zellmembranen, den<br />

intrazellulären Organellen und Membranstrukturen und den damit<br />

verbundenen Maxwell-Wagner-Effekten.<br />

Die γ-Dispersion entsteht im Frequenzbereich von ca. 0,1 bis 100<br />

GHz und wird durch dipolare Mechanismen von polaren Medien,<br />

wie Wasser, Salzen und Proteinen hervorgerufen.<br />

Abb. 2 Darstellung der frequenzabhängigen elektrischen Feldverläufe<br />

an Zellen und Zellmembranen und der daraus resultieren-den<br />

Dispersionsgebiete <strong>für</strong> die komplexe Dielektrizitätszahl nach<br />

Schwan [11]<br />

Über die mikrobiellen Biofilme hinaus besitzen zelluläre Biofilme in<br />

der Biotechnologie eine herausragende Bedeutung. Beispiele sind die<br />

Gewinnung entsprechender Stoffwechselprodukte (z.B. Therapeutika)<br />

und <strong>für</strong> medizinische Applikationen die Gewinnung von Gewebeersatzmaterial<br />

durch das Tissue Engineering. In allen Fällen kommt<br />

der messtechnischen Charakterisierung des Biofilms eine herausragende<br />

Rolle bei der Steuerung der Verfahren und in der Qualitätskontrolle<br />

zu.<br />

Impedanzspektroskopische Detektion von<br />

Biofilmen<br />

Der impedanzspektroskopische Nachweis der Zellzahl (Biomasse)<br />

und des Zustandes einer Zellpopulation kann durch Auswahl geeigneter<br />

Testorganismen und Nährmedien <strong>für</strong> verschiedene Anwendungen<br />

[6], [7], [8], [9], [10], [11] und unter Nutzung innovativer Messsysteme<br />

in der Biotechnologie und Medizin vorteilhaft genutzt werden (s. Abb.<br />

2 und Erläuterungen). Die passiven elektrischen Eigenschaften und<br />

das Verhalten von Zellen und Geweben in einem elektrischen Wechselfeld<br />

können messtechnisch beschrieben werden (Abb. 3).<br />

Die Nutzung der Bio-Impedanzspektroskopie <strong>für</strong> Frequenzen von<br />

einigen kHz bis in den MHz Bereich liefert ein relativ spezifisches<br />

Messsignal, das Auskunft über den Zustand von Zellmembranen gibt<br />

und somit die Bestimmung der Zellkonzentration (Biomasse) und der


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Abb. 3: Ionenbewegung und Polarisation im elektrischen Wechselfeld<br />

Abb. 3a:<br />

Verhalten unterschiedlicher Objekte im elektrischen Feld<br />

a - Elektrode<br />

b - Luftblase<br />

c - vitale Zelle<br />

d - abgestorbene Zelle<br />

e - elektrisch durchlässiger Festkörper<br />

f - elektrisch undurchlässiger Festkörper<br />

Erläuterung zu Abb. 3: Verschiedene Objekte zeigen unterschiedliches<br />

Verhalten im elektrischen Feld (Abb. 3a). Nach Anlegen eines<br />

elektrischen Wechselfeldes an eine Suspension erfolgt mit der periodischen<br />

Veränderung der Feldrichtung auch die Änderung der<br />

Verschiebungsrichtung der Ionen in der Lösung. Befinden sich intakte<br />

(native) Zellen oder Mikroorganismen in der Lösung, so entstehen<br />

zusätzliche Effekte. Diese Teilchen stellen ein Wanderungshindernis<br />

<strong>für</strong> frei bewegliche Ionen dar und erhöhen den<br />

Widerstand (Verringerung der Leitfähigkeit) in Abhängigkeit von<br />

der Querschnittsfläche der Zellen. Die Ionen im Zellinneren werden<br />

ebenfalls vom elektrischen Feld erfasst (Abb. 3b). An der hochohmigen<br />

Zellmembran tritt eine Ladungstrennung auf, die zu einer<br />

Polarisation an der Membran (elektrische Doppelschicht) führt. In<br />

diesem Fall fließt der Strom fast ausschließlich durch das extrazelluläre<br />

Medium, und die gute Polarisierbarkeit der Zellmembran<br />

spiegelt sich in der Erhöhung der gemessenen Kapazität zwischen<br />

den Elektroden wider. Jede intakte Zelle weist dadurch ein kapazitives<br />

Verhalten auf. Die messbare Kapazität und ihre Veränderung<br />

Lebendzellzahl ermöglicht. Festkörper, Zellfragmente und Gasblasen<br />

stellen im zu untersuchenden Frequenzbereich keine polarisierbaren<br />

Teilchen dar und werden somit kapazitiv nicht erfasst. Sie führen aber<br />

zur Verdrängung der zellulären Biomasse (Abb. 3a).<br />

Beispiel Membranreaktor zur Wasseraufbereitung<br />

Als Apparatur zur Untersuchung des mikrobiellen Wachstums von<br />

Bakterien im Biofilm diente die Laborausführung eines speziellen<br />

Membranbioreaktors, wie er zur Wasseraufbereitung von schwach<br />

kontaminierten Abwässern nach einem neuartigen Verfahren genutzt<br />

wird [13].<br />

Bei diesem Verfahren wird eine Membran als Trägermaterial zur<br />

Immobilisierung von Bakterienkulturen genutzt. Die verwendete<br />

Membran hat eine Dicke von 200 µm und besitzt Poren mit einem<br />

Durchmesser von 0,45 µm. Die zum Aufwachsen des Biofilms zur<br />

Verfügung stehende Fläche beträgt 80 x 60 mm 2 . Die Membran teilt<br />

den Reaktorraum in zwei Kammern, so dass Wachstums-<br />

FORSCHUNG<br />

Abb. 3 b:<br />

Intakte Zellmembranen als Wanderungshindernis <strong>für</strong> Ionen<br />

a – Elektrode<br />

c - vitale Zelle<br />

wird von der Zelldichte und der Zellgröße beeinflusst. Sie ist direkt<br />

proportional zur polarisierten Membranoberfläche und damit auch<br />

proportional zu der von der Zellmembran eingeschlossenen Volumenfraktion<br />

(vitale Biomasse). Diese Eigenschaft von Zellsuspensionen<br />

ist im Frequenzbereich von einigen 10 kHz bis 10 MHz<br />

messtechnisch zugänglich. Bei höheren Messfrequenzen werden<br />

die Zellmembranen kapazitiv überbrückt, so dass der Strom ungehindert<br />

die Zelle passieren kann. Dies hat einen Abfall in den gemessenen<br />

Widerständen und Kapazitäten zur Folge (β-Dispersion).<br />

Die Dispersionsgebiete der passiven dielektrischen Eigenschaften<br />

von kleinen zu höheren Frequenzen (flow und fhigh) bietet zur Beschreibung<br />

und Charakterisierung des Zellzustandes eine Reihe<br />

von numerischen Funktionen. Diese beruhen auf der Differenzoder<br />

Quotientenbildung der gemessenen bzw. berechneten Größen<br />

wie Impedanz, Admittanz, Phasenwinkel, Kapazität, Real- und<br />

Imaginärteil der Dielektrizität und Leitfähigkeit, um nur einige zu<br />

nennen. Der frequenzabhängige Verlauf der β-Dispersion ist von<br />

der Zellgröße und der Zellart abhängig.<br />

untersuchungen sowohl mit einseitiger als auch mit beidseitiger<br />

Besiedelung der Membran möglich sind. In Abbildung 4 ist der Aufbau<br />

des Impedanzmessplatzes dargestellt.<br />

Für die Versuche wurden zwei in ihren Abmessungen identische<br />

Messkammern konstruiert, die jeweils mit einem Vier-Elektrodenmesssystem<br />

versehen wurden. Nur eine der beiden Messkammern<br />

(RA) wurde mit einer Membran <strong>für</strong> den Bewuchs mit einem Biofilm<br />

ausgestattet.<br />

Die Untersuchungen zur Biofilmbildung durch Messung der frequenzabhängigen<br />

Kapazität in Abhängigkeit von der Zeit sind in Abbildung<br />

5 dargestellt.<br />

Nach Beimpfung der Reaktoren mit der Bakteriensuspension kam<br />

es schon nach einigen Stunden zu einem sprunghaften Anstieg der<br />

Kapazitätswerte als Folge der Biofilmbildung auf der Membran. Hierbei<br />

konnten aus den zeitlichen Änderungen der Kapazitätswerte unter-<br />

165


FORSCHUNG<br />

Abb. 4: Versuchsaufbau zur Online-Bestimmung der bakteriellen<br />

Biofilmbildung<br />

A - Membran, B - Biofilm mit EPS, C - Goldelektroden, D -<br />

Bakterienagglomerate, E -aktive Tastköpfe, F - Luftfilter, G - Impedanzanalysator<br />

HP 4194, H - Wasserbad, I –Nährlösung, M -<br />

Multiplexer, P - Pumpen, R- Reaktoren (A - mit Membran, B -<br />

ohne Membran), T - Thermostat, K - PC mit Agilent VEE & Multifunktionskarte<br />

schiedliche Wachstumsdynamiken sowohl bei der Biofilmbildungsrate<br />

pro Tag als auch bei der Ausprägung stationärer Verhältnisse in Abhängigkeit<br />

von der Konzentration der stofflichen Zusammensetzung<br />

der Nährlösung beobachtet werden. Die vollständige Ausprägung des<br />

Biofilms war in der dargestellten Versuchsreihe 2 besonders gut zu<br />

verfolgen.<br />

Nach Versuchsende erfolgte eine Trockengewichtsbestimmung<br />

der mit dem Biofilm bewachsenen Membran. Dazu wurde die Membran<br />

aus dem Reaktor RA ausgebaut und nach einer Trocknungszeit<br />

von 2 h bei 60 °C mit einer Analysenwaage gewogen. Nach Abzug<br />

der vor Versuchsbeginn ermittelten Trockenmasse der unbewachsenen<br />

Membran wurde die Trockensubstanz des Biofilmes (Veränderung<br />

der Masse) somit gravimetrisch ermittelt. Ein Vergleich der Daten<br />

ergab eine gute Übereinstimmung zwischen den gravimetrisch<br />

bestimmten Biomassewerten mit den ermittelten Differenzen der Kapazitäten.<br />

Die passiven elektrischen Eigenschaften biologischer Objekte, wie<br />

Gewebe und Suspensionen, bilden im Zusammenhang mit ihren<br />

morphologischen Eigenschaften somit einen messbaren Parameter<br />

166<br />

Abb. 6a: PrP mit Cu 2+ Abb. 6b: PrP ohne Me 2+ Abb. 6c: PrP mit Ni 2+<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Abb. 5: Zeitlicher Verlauf der durch die bakterielle Biofilmbildung<br />

auf einer Trägermembran bedingten Änderung der Differenzen der<br />

Kapazitätswerte<br />

<strong>für</strong> Untersuchungen zum Zustand und zur Lebensfähigkeit eines biologischen<br />

Systems. Bei den vorgestellten Experimenten konnten<br />

durch die Bestimmung der zeitlichen Veränderung der Kapazitätswerte<br />

statistisch gesicherte Wachstumsverläufe in Abhängigkeit von<br />

den Nährstoffkonzentrationen ermittelt werden.<br />

KUPFERBINDUNG AM PRIONPROTEIN ALS<br />

IMMOBILISIERUNG FÜR AFM-MESSUNGEN<br />

Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft sind Prionen Erreger<br />

der übertragbaren spongiformen Enzephalopathien (TSE). Sie bestehen<br />

vermutlich vollständig aus der sogenannten Scrapie-Form des<br />

Prionproteins, welche durch Konformationsänderung aus der zellulären<br />

Form des Prionproteins entsteht. Aus der Scrapie-Form werden<br />

zunächst amyloide Plaques gebildet, wodurch im weiteren Verlauf Gehirnzellen<br />

zerstört werden. Dies führt zur Spongiose des Gehirns und<br />

final zum Tod des gesamten Organismus.<br />

Zur Funktion des zellulären Prionproteins gibt es derzeit nur Hypothesen.<br />

Neben der Signaltransduktion wird auch eine regulatorische<br />

Funktion <strong>für</strong> Schwermetalle vermutet, da<br />

Kupferionen an die Octapeptide-Repeats<br />

des Prionproteins binden können. Die Affinität<br />

anderer Schwermetalle ist dagegen<br />

wesentlich kleiner ausgeprägt.<br />

Diese Bindungseigenschaften wurden<br />

gezielt genutzt, um das Prionprotein auf<br />

einem festen Trägermaterial zu immobilisieren<br />

und die Bindungsereignisse mit<br />

dem Rasterkraftmikroskop (AFM) zu dokumentieren.<br />

Bei Verwendung von Kupfer


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

wird eine gleichmäßige Verteilung der Proteinablagerungen auf der<br />

Glimmeroberfläche (Abb. 6a) erreicht. Ohne Zugabe von zweiwertigen<br />

Kationen ist eine Tendenz zum Aggregieren des Prionproteins zu<br />

erkennen (Abb. 6b). Das Aggregieren wird zwar durch Zugabe von<br />

Nickel unterdrückt, da<strong>für</strong> ist die Oberflächenbeladung im Vergleich zu<br />

Kupfer deutlich kleiner (Abb. 6c). Alle Messungen erfolgten an getrockneten<br />

Präparationen im intermittent-contact mode. Die Bildausschnitte<br />

sind jeweils 1 µm x 1 µm mit einer Höhenskalierung von<br />

ca. 1 nm. Die verwendete Proteinkonzentration betrug 1 µg/ml. Der<br />

Kupfer- bzw. Nickelzusatz war 0,67 µM, das entspricht einem dreifachen<br />

molaren Überschuss je Kupferbindungsstelle.<br />

TETRAETHERLIPIDE – EINE PHYSIKOCHEMISCHE<br />

PLATTFORM<br />

Eine seit geraumer Zeit verfolgte Strategie zur Erhöhung der Biokompatibilität<br />

von verschiedenen Materialien stellt die nachträgliche,<br />

gezielte Beschichtung der Materialoberflächen mit Biomembrananaloga<br />

dar. Ein zentrales Anliegen im iba besteht daher in der Entwikklung<br />

eines biomimetischen Oberflächencoatings auf der Basis archaebakterieller<br />

Tetraetherlipide (TEL), die aufgrund ihrer spezifischen<br />

Wechselwirkung mit dem jeweiligen Medium als hochwirksames<br />

Antifoulingkonzept sowohl auf medizinischen Produkten bis zu sensorischen<br />

Funktionsflächen eingesetzt werden sollen. Die Untersuchungen<br />

verfolgen das Ziel, auf der Basis einer physikochemischen<br />

und biologischen Charakterisierung der Lipidcoatings den molekularen<br />

Mechanismus <strong>für</strong> das Antifouling aufzuklären und auf der Basis<br />

von thermodynamischen Modellvorstellungen zu optimieren.<br />

Im Ergebnis wird ein neuartiges Tetraetherlipid (Abb. 7) eingesetzt,<br />

welches basierend auf dem Mainphospholipid des Archaebakterium<br />

Thermoplasma acidophilum über ein chromatografisches Verfahren<br />

gewonnen wird. Dieses Lipid erlaubt zum einen die Generierung dichter,<br />

monomolekularer Lipidfilme und kann zusätzlich als Spacer <strong>für</strong> die<br />

Anbindung von Funktionsmolekülen dienen.<br />

Abb. 7: molekulare Struktur des Tetraetherlipids<br />

Neben der Integration spezifisch wirkender Funktionsmoleküle<br />

stellt die gezielte Modifikation physikochemischer Materialparameter<br />

das aus heutiger Sicht vielversprechendste Antifoulingkonzept dar.<br />

Maßgeblich <strong>für</strong> die Biofilmbildung sind die Wechselwirkungen an der<br />

Grenzfläche Substrat / biologisches System. Insbesondere die Primärbesiedlung<br />

gilt in erster Linie als physikalisch-chemisch kontrollierter<br />

Prozess (Abb. 8). Das Verständnis der physiko-chemischen Mechanismen<br />

der bakteriellen Adhäsion bildet daher die Grundlage der<br />

Entwicklung neuer Antifoulingstrategien.<br />

Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass die physikochemische<br />

und die biologische Charakterisierung von Biomaterialien von besonderer<br />

Bedeutung sind. Die physikochemische Analyse orientiert<br />

dabei auf dem thermodynamisch fundierten Grenzflächenenergiekonzept<br />

und kolloidchemisch zu interpretierenden Theorien (DLVO, Non-<br />

DLVO). Um die messtechnische Untersetzung zu realisieren, stehen<br />

im iba Heiligenstadt u.a. folgende Analyseverfahren zur Verfügung:<br />

� Bestimmung der Oberflächenenergie/-polarität von planaren und<br />

granularen Festkörpern sowie der biologischen Systeme<br />

� Oberflächenladungsbestimmung von Biomaterialien, Mikroorganismen<br />

und Proteinen<br />

� Beurteilung der Topografie über lichtmikroskopische und rastermikroskopische<br />

Verfahren (REM, AFM, CLSM)<br />

� infrarotspektroskopische Analyse<br />

FORSCHUNG<br />

Abb. 5: Zeitlicher Verlauf der durch die bakterielle Biofilmbildung<br />

auf einer Trägermembran bedingten Änderung der Differenzen der<br />

Kapazitätswerte<br />

� Bestimmung von Deflektion-Distanz-Funktionen mittels Atomkraftmikroskopie<br />

zur Analyse der Grenzflächenwechselwirkungsenergien.<br />

Gegenstand der in-vitro-Bioadhäsionsprüfung ist es, die biologischen<br />

Reaktionen als statische und dynamische Systemantwort auf<br />

die jeweilige Grenzflächensituation zu bestimmen und <strong>für</strong> technische<br />

Applikationen nutzbar zu machen. Ziel ist die Ableitung von Korrelationen<br />

zwischen materialwissenschaftlichen und biologischen Systemparametern<br />

unter in-situ-nahen Bedingungen.<br />

Im Rahmen der Entwicklung eines biomimetischen Oberflächencoatings<br />

auf der Basis archaebakterieller Tetraetherlipide zur Etablierung<br />

eines langzeitstabilen und biomimetischen Antifoulingkonzeptes<br />

167


FORSCHUNG<br />

konnte gezeigt werden, dass Tetraetherlipidbeschichtungen zu einer<br />

homogenen Bedeckung unterschiedlichster strukturierter Substratoberflächen<br />

führen. Darüber hinaus sind Lipidschichten mit gezielt<br />

eingestellten physikochemischen Oberflächenparametern technisch<br />

realisierbar. Gleichzeitig konnte eine signifikant reduzierte bakterielle<br />

Adhäsion bei Erhalt der Zellvitalität nachgewiesen werden. Die Tetraetherlipidschicht<br />

unterdrückt den initialen Adhäsionsprozess aufgrund<br />

ihrer gezielt eingestellten sterischen Eigenschaften.<br />

Um eine Reduzierung der Adhäsion zwischen Material und biofilmbildenden<br />

Mikroorganismen zu erreichen, ist letztlich eine Methodenkopplung<br />

von Antifoulingstrategien relevant. Hier bieten Tetraetherlipide<br />

eine ideale physikochemische Plattform basierend auf<br />

einem Spacermolekül mit optimalen Eigenschaften und einem hohen<br />

Maß an selektiver Modifizierbarkeit.<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

[1] Tiefenbrunner, F., Starlinger, R., Dietrich, M. P. (1997): Biofilm - Das unbekannte<br />

Wesen, Sanitär- und Heizungstechnik, 2, 66 - 72<br />

[2] Geesaey, G. G. (1982): Microbial exopolymers: Ecological and economic considerations.<br />

ASM News, 48, 9 - 14<br />

[3] Flemming, H. C. (2000): Biofilme - das Leben am Rande der Wasserphase. Nachrichten<br />

aus der Chemie, 48, 442 - 447<br />

168<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

[4] Characklis, W. G., Turakhai, M. H., Zelver, N. (1990): Transport and interfacial transfer<br />

phenomena. in: Biofilms, (Hrsg.: Characklis, W. G., Marshall, K. C.), John Wiley<br />

& Sons, New York, 93 -130<br />

[5] Kreysig, D. (2001): Der Biofilm - Bildung, Eigenschaften und Wirkungen. Teil 1, BIOforum,<br />

1-2, 40 - 43, Teil 2, BIOforum, 5, 338 - 341<br />

[6] Yardley, J. E., Kell, D. B., Barrett, J., and Davey, C. L. (2000): On-Line, Real-Time<br />

Measurements of Cellular Biomass using Dielectric Spectroscopy. Biotech. & Gen.<br />

Eng. Rev., 17, 3 - 35<br />

[7] Bragós, R., Gámez, X., Cairó, J., Riu, P. J., Gòdia, F. (1998): Biomass monitoring<br />

using impedance spectroscopy. X. INTERNATIONAL CONFERENCE ON ELECTRI-<br />

CAL BIO - IMPEDANCE, Barcelona, 337-342, ISBN 84-7653-686-0<br />

[8] Davey, C. L. (1998): From concept to market in industrial impedance applications. X.<br />

INTERNATIONAL CONFERENCE ON ELECTRICAL BIO - IMPEDANCE, Barcelona,<br />

23 - 26, ISBN 84-7653-686-0<br />

[9] Mishima, K., Mimura, A., Takahara, Y., Asami, K.; Hanaai, T. (1991): On-Line Monitoring<br />

of Cell Concentrations by Dielectric Measurements. Journal of Fermentation<br />

and Bioengineering, 77, 2, 291 - 295<br />

[10] Altmann, M., Geisler, A., Schöberlein, L., Pliquett, U., Pliquett, F. (2000): Einfluss<br />

von Transport und Zerlegung auf die Fleischstruktur, beurteilt durch den Py-Wert.<br />

Fleischwirtschaft 2, 95 - 98<br />

[11] Pliquett, F., Pliquett, U., (1996): Passive electrical properties of human stratum corneum<br />

in vitro depending on time after separation. Biophysical Chemestry, 58, 205 -<br />

210<br />

[12] Schwan, H.P. (1957): Electrical Properties of Tissue and Cell Suspensions. Advances<br />

in Biological and Medical Physics, 5, 147 - 205<br />

[13] Frense, D., Röhr, C., Diels, L., Schreiter, U., Schleifenheimer, M., Eckhold, K.-H.<br />

(1999): Spezifische Behandlung toxischer und schwer abbaubarer Abwässer mit<br />

Membran-Bioreaktoren. WLB Wasser Luft Boden, 6, 32-34.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Karl-Michael Weitzel<br />

85. Internationales Bunsen Discussion Meeting<br />

“ CHEMICAL PROCESSES OF IONS – TRANSPORT AND REACTIVITY ” IN MARBURG<br />

Vom 15. – 17. 09.2004 fand an der Philipps Universität Marburg<br />

das 85. Internationale Bunsen Discussion Meeting zum Thema “ Chemical<br />

Processes of Ions – Transport and Reactivity ( ION 2004 ) statt.<br />

Ziel der Tagung war es Wissenschaftler aus den Bereichen Chemie,<br />

Physik und Biologie zusammenzubringen, um die gemeinsamen<br />

Grundlagen der chemischen Reaktivität und des Transportes von Ionen<br />

interdisziplinär zu diskutieren. Die Tagung wurde von der deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Fond der Chemischen<br />

Industrie sowie der Marburger Universitätsstiftung finanziell unterstützt.<br />

Prof. Weitzel und Tagungsteilnehmer im Gespräch mit dem Universitätspräsidenten<br />

Prof. Nienhaus<br />

Die Tagung “Chemical Processes of Ions – Transport and Reactivity”<br />

(ION2004) fand vom 15. - 17. 09. 2004 in der Aula der “ Alten Universität<br />

“ der Philipps Universität Marburg statt. Die “Alte Universität“<br />

repräsentiert das Gründungsgebäude der Philipps-Universität, die<br />

1527 von Philipp dem Großmütigen als eine der ersten protestantischen<br />

Universitäten ins Leben gerufen worden war.<br />

Zur Eröffnung der Tagung begrüßte der Präsident der Philipps-Universität,<br />

Prof. Dr. V. Nienhaus, die Tagungsteilnehmer und wies dabei<br />

u.a. auf die Bedeutung Robert Bunsens <strong>für</strong> die Universität Marburg<br />

Prof. Dr. Karl-Michael Weitzel, Philipps-Universität Marburg, Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie, Hans-Meerweinstr., D-35032 Marburg, Germany,<br />

Tel. 49 - (0)6421-28-22360 / 61, E-Mail: weitzel@chemie.uni-marburg.de<br />

http://www.chemie.uni-marburg.de/~weitzel,<br />

http://www.chemie.uni-marburg.de/~weitzel/ion2004/<br />

TAGUNGEN<br />

hin. Robert Bunsen, der Namenspatron dieser Tagung, wirkte von<br />

1839 bis 1851 in Marburg. “Zeitweise arbeitete jeder 10. Student der<br />

Universität bei R. Bunsen“, so V. Nienhaus. Auch heute sei der Fachbereich<br />

Chemie einer der Leistungsträger der Universität. Anschließend<br />

eröffnete Prof. Dr. Karl-Michael Weitzel das wissenschaftliche<br />

Programm der Tagung.<br />

DIE ION 2004 – EINE INTERNATIONALE UND<br />

INTERDISZIPLINÄRE TAGUNG<br />

An der Tagung nahmen ca. 65 Teilnehmer aus 10 Nationen in<br />

Europa und Übersee teil. Dabei waren Fachwissenschaftler aus den<br />

Gebieten Chemie, Physik und Biologie vertreten. Das Programm setzte<br />

sich aus 15 eingeladenen Vorträgen international renommierter<br />

Wissenschaftler, sowie ca. 20 beigetragenen Vorträgen und 20<br />

Postern zusammen. Sitzungen der Tagung beschäftigten sich mit den<br />

Themen: “Ion Molecule Reactions“, „Ion Surface Processes“, „Ion<br />

Catalysis“, „Ion Dynamics and Spectroscopy“, „Charge transport in<br />

biological Systems“, und “Plasma Processes“.<br />

Transport und Reaktivität von Ionen spielen eine sehr wichtige Rolle<br />

in zahlreichen natürlichen und technisch bedeutsamen Gebieten<br />

von Chemie, Physik und Biologie. Während in den einzelnen Spezialgebieten<br />

in den vergangenen Jahren wesentliche Fortschritte erzielt<br />

wurden, (hier sei nur an die Nobelpreise <strong>für</strong> G. Olah (1994), und R.<br />

MacKinnon (2003) erinnert) fehlte doch bisher eine konzertierte Aktion,<br />

die die gemeinsamen Grundlagen all dieser Prozesse beleuchtet.<br />

Das Ziel dieser Tagung war es, diese Lücke zu schließen.<br />

CHEMISCHE REAKTIVITÄT UND TRANSPORT VON<br />

IONEN – DAS PROGRAMM<br />

Ein zentrales Thema der Tagung, das sich durch mehrere Sitzungen<br />

zog, waren die Ionen-Molekül-Reaktionen. In seinem Eröffnungsvortrag<br />

setzte Prof. C.Y. Ng (Davis, USA) gleich Eckpunkte, indem er<br />

über „Guided-Ion-Beam“ Experimente sprach, die auf der Präparation<br />

von zustandsselektierten Ionen mit Hilfe der gepulsten Feldionisation<br />

basieren. Diese Technik macht es möglich, die Quantenzustandsabhängigkeit<br />

von Ionen-Molekül-Reaktionen selbst bei sehr hohen<br />

Schwingungszuständen akkurat zu untersuchen. Quanteneffekte waren<br />

auch Gegenstand des Vortrages von Prof. E. Nikitin (Haifa, Israel),<br />

allerdings nicht bei sehr hohen Quantenzahlen sondern hier bei extrem<br />

niedrigen Temperaturen, bei denen nur wenige Quantenzustände<br />

besetzt sind und der Übergang vom Bethe-Wigner Limit zum Langevin<br />

Limit beobachtet wird. Die Brücke zwischen hohen<br />

Quantenzuständen und niedrigen Temperaturen wurde von Prof. J.<br />

Troe (Göttingen) u.a. am Beispiel der Reaktion H3O + + H2O geschla-<br />

169


TAGUNGEN<br />

gen. Ein schönes Beispiel <strong>für</strong> das Zusammenspiel von Experiment<br />

und Theorie stellt die Dissoziations- und Isomerisierungs-Dynamik<br />

von Alkylbenzol-Ionen dar. Hier können die Ladungstransfer induzierten<br />

‚ion flow tube’ Experimente von A. Viggiano (Hanscom, USA) zusammen<br />

mit den k(E) Rechnungen von Troe und den direkten k(E)<br />

Messungen von Weitzel et al. zu einem verbesserten Verständnis der<br />

Dynamik führen. Ein bis heute umstrittenes Beispiel <strong>für</strong> hyperkoordinierte<br />

Carbokationen ist das CH5 + , wie Prof. D. Gerlich (Chemnitz) erläuterte.<br />

Hier kann man erwarten, daß neue ‘guided ion beam’- sowie<br />

Ionenfallen-Experimente bei Temperaturen von wenigen Kelvin letztendlich<br />

die Frage klären werden, ob man es mit fünf äquivalenten H<br />

Atomen oder einer 3c2e Bindung in einer [CH3 * H2] + Struktur zu tun<br />

hat.<br />

Eine weitere Sitzung beschäftigte sich mit der Bedeutung von Ionen<br />

in der Katalyse. Eine Kontroverse über den Mechanismus einer<br />

OsO4 katalysierten asymmetrischen Dihydroxylierungs-Reaktion des<br />

Sharpless-Typs, wurde von Prof. P. Chen (Zürich) diskutiert. Prof. H.<br />

Schwarz (Berlin) lieferte ein weiteres eindrucksvolles Beispiel von<br />

“Theory and Experiment in Concert”, indem er über die Übergangsmetall-Ionen<br />

katalysierte Aktivierung von Kohlenwasserstoffen<br />

sprach. Als der ‚heilige Gral’ der aktuellen Katalyseforschung gilt nach<br />

wie vor die katalytische Aktivierung von Methan.<br />

Die Sitzung “Ion Surface Reactions“ wurde von Prof. R.G. Cooks<br />

(Purdue) eröffnet, der über faszinierende Studien zum “soft landing“<br />

von biologischen Verbindungen sprach, die dabei ihre biologische Aktivität<br />

behalten. Daß Ionen-Oberflächen Studien geeignet sind um<br />

nicht nur mikroskopische sondern auch makroskopische Eigenschaften<br />

einer Oberfläche, wie die Härte, zu untersuchen, zeigte Dr. B. Kaiser<br />

(Berlin) in seinem Vortrag. Prof. T. Baer (Chapel Hill) demonstrierte<br />

in seinem Vortrag an Hand von Phosphinen einmal mehr die<br />

Möglichkeit, zuverlässige thermochemische Daten neutraler Moleküle<br />

durch Kombination verschiedener thermochemischer Daten der<br />

entsprechenden Ionen zu erhalten.<br />

170<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Eine weitere Sitzung war dem Ladungstransport in biologischen<br />

Systemen gewidmet. Ein Aspekt dieses Themenkomplexes betrifft<br />

den Transport von Elektronen entlang eines DNA Stranges. Dieser<br />

Prozess ist u.a. bedeutsam in der lichtinduzierten Reparatur von DNA<br />

Schäden durch Photolyasen, wie Prof. B. Giese (Basel, Schweiz) erläuterte.<br />

Ein weiterer Aspekt ist der Transport von Ionen durch Kanäle<br />

in einer Membran, der Basis vielfältiger biologischer Funktionen.<br />

Welche faszinierenden Einblicke in die Struktur-Funktions-Beziehung<br />

man heute gewinnen kann, zeigte Prof. U. Koert (Marburg) in seinem<br />

Beitrag über Gramicidin Ionen-Kanäle.<br />

Ein Gebiet in dem Transport von Ionen und chemische Reaktionen<br />

dieser Ionen inhärent verknüpft sind, ist das der Plasma-Chemie. Hier<br />

präsentierte Prof. J. Meichsner (Greifswald) einen Überblick über das<br />

aktuelle Forschungsfeld, insbesondere im Hinblick auf die technologische<br />

Relevanz der Oberflächenbearbeitung durch Plasmaätzen. Prof.<br />

R. Redner (Rostock) beleuchtete schließlich Transport, Dissoziation<br />

und Ionisation von H2 bei extrem hohen Dichten, wie sie im Inneren<br />

der Riesenplaneten, wie Jupiter, vorliegen.<br />

Ein weiteres “high light“ der Tagung war auch der “after dinner<br />

talk“ von Prof. E.E. Ferguson (Boulder, USA) im dem er seine persönliche<br />

“kurze Geschichte der Ionenchemie“ erzählte. Ausgewählte Beiträge<br />

dieser Tagung werden in einem Sonderband der Zeitschrift<br />

PCCP ( Physical Chemistry Chemical Physics) veröffentlicht. Eine Kopie<br />

des „book of abstracts“ kann von den Organisatoren bezogen<br />

werden. Resonanz fand die Tagung aber auch in der lokalen Presse.<br />

Abschließend sei es dem Autor gestattet Dank auszusprechen, zunächst<br />

den Hauptsponsoren der Tagung, der <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft,<br />

dem Fonds der Chemischen Industrie und der Marburger<br />

Universitätsstiftung. Hauptsächlich geht der Dank jedoch an die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie der Universität Marburg <strong>für</strong> ihre unermüdliche Hilfe bei der<br />

Organisation.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Pressemitteilung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

MICHAEL DRÖSCHER IST DER<br />

NEUE VORSITZENDE<br />

Prof. Dr. Michael Dröscher, Konzernbereichsleiter<br />

Innovationsmanagement, Senior<br />

Vice President, Degussa AG, wurde in der<br />

Mitgliederversammlung der Bunsen-Gesellschaft<br />

in Dresden zum neuen Ersten Vorsitzenden<br />

<strong>für</strong> die Jahre 2005/2006 gewählt.<br />

Damit folgt dem<br />

Hochschullehrer<br />

Prof. Dr. Klaus<br />

Funke, Universität<br />

Münster,<br />

wieder ein Industrievertreter<br />

in<br />

der Führungsspitze<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-<br />

Gesellschaft <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong><br />

Chemie. Satzungsgemäß<br />

übernimmt Prof. Dr. Funke die<br />

Stelle des Zweiten Vorsitzenden. Schatzmeister<br />

ist weiterhin Prof. Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Grünbein, Frankfurt.<br />

Michael Dröscher, Jahrgang 1949, studierte<br />

Chemie in Mainz und promovierte 1975 in<br />

der <strong>Physikalische</strong>n Chemie bei Gerhard<br />

Wegner. Er wurde Wissenschaftlicher Assistent<br />

am Institut <strong>für</strong> Makromolekulare Chemie<br />

in Freiburg, verbrachte zwischenzeitlich<br />

ein Postdoc-Jahr bei IBM in San Jose, habilitierte<br />

sich 1981 <strong>für</strong> das Fach Makromolekulare<br />

Chemie an der Universität Freiburg und<br />

wurde zum Privatdozenten ernannt. Heute<br />

ist er außerplanmäßiger Professor an der<br />

Universität Münster.<br />

Sein beruflicher Werdegang in der Industrie<br />

begann 1982 bei der früheren Hüls AG in<br />

Marl. Von 1990 bis 1992 leitete er das Technikum<br />

im Werk Herne, um dann die Abteilung<br />

Kunststoffe und Umwelt zu übernehmen.<br />

Ende 1997 wurde CREAVIS<br />

Technologies & Innovation gegründet. Er leitete<br />

diese Gesellschaft bis zum April 2002<br />

und übernahm dann seine heutige Aufgabe<br />

im Corporate Center der neuen Degussa in<br />

Düsseldorf.<br />

Michael Dröscher ist seit vielen Jahren Mitglied<br />

der DBG und der GDCh, wo er z. Z.<br />

Vorstandsmitglied der Fachgruppe Makromolekulare<br />

Chemie ist und 2002/2003 den<br />

Vorsitz innehatte. Von 1994 bis 2001 war er<br />

Mitglied des CHEMRAWN Committee der<br />

IUPAC, ab 2004 ist er Mitglied im Committee<br />

on Chemistry and Industry (COCI).<br />

EHRUNGEN<br />

Klaus Peter Dinse, Prof. Dr., wurde mit dem<br />

Bruker Prize 2005 der Electron Spin Resonance<br />

Group der Royal Society of Chemistry<br />

ausgezeichnet.<br />

BERUFEN<br />

Jürgen Janek, Prof. Dr., Inhaber des Lehrstuhls<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie der Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen, hat den Ruf auf<br />

die C4-Professur <strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie/<br />

Elektrochemie der Technische Universität<br />

Dresden abgelehnt.<br />

Dominik Marx, Prof. Dr., Inhaber des Lehrstuhls<br />

<strong>für</strong> Theoretische Chemie der Ruhr-<br />

Universität Bochum, hat den Ruf auf die C4<br />

Professur <strong>für</strong> Theoretische <strong>Physikalische</strong><br />

Chemie der Technischen Universität Darmstadt<br />

abgelehnt.<br />

Heinz Rehage, Prof. Dr., <strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

der Universität Duisburg-Essen, Geschäftsführer<br />

der Kolloidgesellschaft, hat<br />

den Ruf auf den Lehrstuhl 2 der Universität<br />

Dortmund angenommen.<br />

GEBURTSTAGE<br />

IM NOVEMBER 2004<br />

Martin Jansen, Prof. Dr., Stuttgart,<br />

60. Geburtstag am 05.<br />

Reinhard Zellner, Prof. Dr., Essen,<br />

60. Geburtstag am 06.<br />

Michael Katz, Dr.-Ing., Cambs. PE28<br />

OUT, Grossbritannien,<br />

60. Geburtstag am 17.<br />

Hartmut Schulze, Dr., Kaiserslautern,<br />

60. Geburtstag am 27.<br />

Albert Seibert, Dr., Lahnau,<br />

65. Geburtstag am 09.<br />

Oswald Bauer, Dipl.-Chem., Monthey,<br />

Schweiz, 65. Geburtstag am 16.<br />

Jürgen Heinze, Prof. Dr., Freiburg,<br />

65. Geburtstag am 18.<br />

Hideto Sotobayashi, Prof. Dr., Berlin,<br />

75. Geburtstag am 01.<br />

Lothar Endom, Dr., Seevetal,<br />

75. Geburtstag am 28.<br />

Walter Braun, Dr., Tübingen,<br />

75. Geburtstag am 30.<br />

Wolfgang Lüttke, Prof. Dr., Göttingen,<br />

85. Geburtstag am 20.<br />

GEBURTSTAGE<br />

IM DEZEMBER 2004<br />

NACHRICHTEN<br />

Jürgen Ertel, Prof. Dr., Werben,<br />

60. Geburtstag am 04.<br />

Peter Laggner, Prof. Dr., Graz, Österreich,<br />

60. Geburtstag am 10.<br />

Klaus Funke, Prof. Dr., Münster,<br />

60. Geburtstag am 16.<br />

Ihsan Barin, Prof. Dr.-Ing., Aachen,<br />

65. Geburtstag am 27.<br />

Willi Keim, Prof. Dr. Dr. h. c., Aachen,<br />

70. Geburtstag am 01.<br />

Hans Kuhn, Prof. Dr., Tschingel ob<br />

Gunten, Schweiz, 85. Geburtstag am 05.<br />

Walter Strohmeier, Prof. Dr., Würzburg,<br />

85. Geburtstag am 13.<br />

171


NACHRICHTEN<br />

NEUANMELDUNGEN<br />

ZUR MITGLIEDSCHAFT<br />

Nr. 78053 Dr. Robert Gdanitz, North Carolina<br />

A&T State University, Physics<br />

Department RM 101, Marteena<br />

Hall, Greensboro, NC 27411,<br />

USA (H. Behret)<br />

Nr. 78454 Prof. Dr. Regina de Vivie Riedle,<br />

Moorackerweg 4, 80939 München<br />

(AGTC)<br />

Nr. 78532 Dr. Christoph Kröhnke, Kleingasse<br />

23, 79206 Breisach (durch K.<br />

Reihs)<br />

Nr. 78533 Dr. Philip Tinnefeld, Universität<br />

Bielefeld, Universitätsstr. 25,<br />

33615 Bielefeld<br />

Nr. 78534 Dr. Hans Martin Senn, Max-<br />

Planck-Institut <strong>für</strong> Kohlenforschung,<br />

Kaiser-Wilhelm-Platz 1,<br />

45470 Mülheim (AGTC)<br />

Nr. 78535 Dr. Markus Pernpointner, Dammpfad<br />

2, 69214 Eppelheim (AGTC)<br />

VERANSTALTUNGEN/EVENTS<br />

Tagungen der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Bunsen-Gesellschaft<br />

Bunsentagung 2005<br />

5. - 7. Mai, Frankfurt<br />

Thema: „Detektion und Dynamik einzelner<br />

Moleküle“<br />

Wissenschaftliche Vorbereitung: Ch. Bräuchle<br />

(München), Th. Basché (Mainz)<br />

Organisatorische Vorbereitung: B. Brutschy<br />

(Frankfurt)<br />

Information: www.Bunsentagung.uni-frankfurt.de<br />

(Einladung in Heft 5/2004)<br />

Bunsentagung 2006<br />

25. - 27. Mai, Saarbrücken<br />

Thema: „Heterogene Katalyse: Brücke zwischen<br />

Ideal- und Realsystemen“<br />

Wissenschaftliche Vorbereitung: R. Imbihl<br />

(Hannover)<br />

Organisatorische Vorbereitung: R. Hempelmann<br />

(Saarbrücken)<br />

172<br />

Bunsentagung 2007<br />

17. – 19. Mai, Graz<br />

Thema: „Neuartige Kohlenstoffstrukturen“<br />

Wissenschaftliche Vorbereitung: M. Kappes<br />

(Karlsruhe), W. Krätschmer (Heidelberg) R.<br />

Schlögl (Berlin)<br />

Organisatorische Vorbereitung: G. Grampp<br />

(Graz)<br />

Allgemeine Informationen zu den Bunsentagungen:<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

86th International Bunsen – Discussion –<br />

Meeting<br />

„International Workshop on the Structure<br />

and Dynamics of free Clusters and Nanoparticles<br />

using short wavelength radiation“<br />

7. – 9. September 2005, Physikzentrum, Bad<br />

Honnef<br />

Scientific Organization: E. Rühl, Würzburg<br />

Information: E-Mail eruehl@physchemie.uni-wuerzburg.de<br />

87th International Bunsen Discussion<br />

Meeting<br />

„Mechanically Induced Chemistry – Theory<br />

and Experiment“<br />

3. – 6. Oktober 2005, Tutzing<br />

Scientific Organization:<br />

Irmgard Frank, Andreas Zumbusch (München)<br />

Information: E-Mail: frank@cup.uni-muenchen.de<br />

88th International Bunsen Discussion<br />

Meeting<br />

„Magnetische kolloidale Flüssigkeiten: Herstellung,<br />

Charakterisierung, <strong>Physikalische</strong><br />

Medizin“<br />

19. – 22. Juli 2005, Saarbrücken<br />

Scientific Organization:<br />

Rolf Hempelmann, Manfred Lücke, H. Janocha<br />

(Saarbrücken)<br />

Information: E-Mail: hempelmann@mx.unisaarland.de<br />

89th International Bunsen Discussion<br />

Meeting<br />

„Chemical processes at oxide surfaces: from<br />

experiment to theory“<br />

15. – 17. Juni 2005, Meschede<br />

Scientific Organization:<br />

Katharina Al-Shamery (Oldenburg), Christof<br />

Wöll, Dominik Marx (Bochum)<br />

Information: E-Mail: woell@pc.ruhr-uni-bochum.de<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

90th International Bunsen Discussion<br />

Meeting<br />

Time-resolved transformations in complex<br />

molecular environments: Pushing the frontiers<br />

in experiment and theory”<br />

26. -27. September 2005, Göttingen<br />

Scientific Organization: Bernd Abel, Dirk<br />

Schwarzer (Göttingen)<br />

Information: E-Mail: babel@gwdg.de<br />

90. Bunsen-Kolloquium<br />

3. Gerischer Symposium<br />

Electrocatalysis: Theorie and Experiment<br />

Grundlagensymposium der DBG, Dechema<br />

und GDCh-Fachgruppe Angewandte Elektrochemie<br />

6. – 8. Juli 2005, Harnack-Haus Berlin<br />

Organisation: Dieter Kolb (Ulm)<br />

Information: E-Mail: dieter.kolb@chemie.uniulm.de<br />

(Einladung in diesem Heft)<br />

91. Bunsen-Kolloquium<br />

„Spectroscopy and Dynamics of Molecular<br />

Coils and Aggregates“<br />

5. – 6. April 2005, Göttingen<br />

Organisation: M. Suhm (Göttingen)<br />

Information: E-Mail: msuhm@gwdg.de<br />

(Einladung in diesem Heft)<br />

<strong>Deutsche</strong> Flüssigkristall-Gesellschaft<br />

(DFKG)<br />

33. Arbeitstagung<br />

16. – 18. März 2005, Universität Paderborn<br />

Information:<br />

http://chemie.uni-paderborn.de/aktuelles/tagung/index.html<br />

WEITERE VERSAMMLUNGEN<br />

UND VERANSTALTUNGEN<br />

„International Karlsruhe Nanoscience<br />

Workshop:<br />

Computational Tools for Molecules,<br />

Clusters and Nanostructures“<br />

zum 65. Geburtstages von Reinhart Ahlrichs.<br />

23. - 26. Januar 2005, Karlsruhe<br />

Information: http://www.ipc.<br />

uni-karlsruhe.de/tch/iknw/index.html<br />

Organisation :Dieter Fenske, Manfred<br />

Kappes und Wim Klopper


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

19th Thermodynamics Conference<br />

„Thermodynamics 2005“<br />

6-8 April 2005, Sesimbra, Portugal<br />

Information:<br />

www.thermodynamics2005.web.pt/<br />

Internationale Konferenz über Vakuum-<br />

Mikrowägetechnik<br />

International Conference on Vacuum Microbalance<br />

Techniques<br />

30. Juni – 1. Juli 2005, Breslau, Polen<br />

Information: Dr. Grzegorz W. Ch¸adzyński,<br />

Ul. Cincia ´ ly 12/3, PL - 50-306 Wroc ´ law 2,<br />

Institute of Physics, Wroc ´ law University of<br />

Technology, PL - 50-370 Wroc ´ law, ul.<br />

Wybrzeze Wyspianskiego 27, Poland, Tel.<br />

+48(71) 320-25-79, Fax: +48(71)328-36-96,<br />

e-mail: grzegorz.chadzynski@pwr.wroc.pl<br />

oder erich.robens@t-online.de<br />

13. Tagung Festkörperanalytik/Solid<br />

State and Surface Analysis<br />

26.-29. Juni 2005 Chemnitz, Germany<br />

Hauptthemen: Festkörper- und Oberflächenanalyse,<br />

Tribologie, Nanotechnologie, Korrosion,<br />

Katalyse, Oberflächenmodifizierung<br />

Organisation: R. Holze<br />

Information: Institut <strong>für</strong> Chemie, Technische<br />

Universität Chemnitz fka2005@tu-chemnitz.de<br />

http://www.tu-chemnitz.de/fka2005<br />

VERSCHIEDENES<br />

Invitation<br />

Electrocatalysis: Theory and Experiment<br />

as 90. Bunsen-Kolloquium of the <strong>Deutsche</strong> Bunsen-Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> <strong>Physikalische</strong> Chemie, jointly with GDCh Division on Applied<br />

Electrochemistry and DECHEMA.<br />

Berlin, July 6 – 8, 2005<br />

Symposium organizers: K. Jüttner (Frankfurt), D.M. Kolb (Ulm),<br />

J.W. Schultze (Düsseldorf)<br />

DECHEMA, GDCh Division on Applied Electrochemistry and <strong>Deutsche</strong><br />

Bunsen-Gesellschaft jointly and annually organize a Symposium<br />

on fundamental questions of electrochemistry. The <strong>Deutsche</strong><br />

Bunsen-Gesellschaft has agreed to organize every 3rd year<br />

this symposium on a special topic of fundamental electrochemistry,<br />

dedicated to the memory of Heinz Gerischer. The third symposium<br />

of this series will be devoted to electrocatalysis, as this topic<br />

has been strongly influenced by H. Gerischer. The symposium<br />

will be co-sponsored by the International Society of Electrochemistry<br />

There will be invited talks on electrocatalysis by former disciples,<br />

friends and colleagues of Heinz Gerischer, in addition to short oral<br />

and poster contributions. Invited speakers who have agreed to come:<br />

3. GERISCHER-SYMPOSIUM<br />

NACHRICHTEN<br />

PCCP<br />

Bezugspreise 2005<br />

DBG Members: £ 180.00<br />

DBG Corporate: £ 971.00<br />

Full rate Non DBG: £1735.00<br />

Bezugsadresse:<br />

Royal Society of Chemistry<br />

c/o Portland Customer Services<br />

Commerce Way<br />

Colchester<br />

CO2 8HP U.K.<br />

Tel: +44 (0) 1206 226050, Fax: +44 (0) 1206<br />

226055, Email: sales@rscdistribution.org<br />

FECS<br />

The Division of Analytical Chemistry<br />

of the Federation of European Chemical Societies<br />

and Professional Institutions (FECS)<br />

The Minutes of the DAC Annual Meeting<br />

2004 are available: E-mail: korte@isas-dortmund.de<br />

R. Adzic<br />

A. Friedrich<br />

A. Groß<br />

J. Nørskov<br />

S. Trasatti<br />

C. Vayenas<br />

W. Vielstich<br />

M. Watanabe<br />

Those wishing to contribute to the symposium’s programme<br />

should send the title and a short abstract before February 28,<br />

2005 to<br />

Prof. Dr. D.M. Kolb<br />

Department of Electrochemistry<br />

University of Ulm<br />

D-89069 Ulm<br />

Information will be available on http://www.uni-ulm.de/ge-symp/ or<br />

by contacting<br />

Constanze Duvigneau, Department of Electrochemistry, University<br />

of Ulm,<br />

email: constanze.duvigneau@chemie.uni-ulm.de<br />

173


NACHRICHTEN<br />

174<br />

91ST BUNSEN-COLLOQUIUM<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

„Spectroscopy and dynamics of molecular coils<br />

and aggregates“<br />

April 5-6, 2005<br />

North Campus, Universität Göttingen, D-37077 Göttingen<br />

The focus will be on the role of hydrogen bonds and other intermolecular<br />

interactions in the selective aggregation of molecules<br />

and the coiling of polymers. The fundamental understanding of<br />

such interactions is a prerequisite for the rational design of drugs<br />

as well as materials. It can be approached particularly well via<br />

spectroscopic methods. Small molecular model systems provide<br />

insights into essential interaction mechanisms, whereas synthetic<br />

and biological polymers can offer perspectives for applications.<br />

This Colloquium is organized by the DFG-Graduiertenkolleg (research<br />

training group) GRK 782, see http://www.pcgg.de . Therefore,<br />

graduate students working in the field are encouraged to attend<br />

and to present their work at the poster session and in short<br />

contributed talks. A limited number of scholarships are available<br />

and there will be a reduced conference fee charged to graduate<br />

students. All lecturers are encouraged to include a general introduction<br />

into their research in the first part of their presentation.<br />

15. Dezember 2004<br />

ist der Termin zum Einreichen Ihrer Beiträge zur<br />

Bunsentagung in Frankfurt<br />

5. bis 7. Mai 2004,<br />

Informationen unter www.bunsen.de oder unmittelbar unter<br />

www.bunsentagung.uni-frankfurt.de<br />

The program will consist of contributed and invited talks, the latter<br />

include B. Brutschy (Frankfurt), C. Desfrançois (Paris), C. Dobson<br />

(Cambridge), B. Hartke (Kiel), K. Kleinermanns (Düsseldorf), K. Kremer<br />

(Mainz), H. Limbach (Berlin) and J. Rädler (München) as speakers.<br />

It will start on Tuesday, 2 pm and end on Wednesday, at<br />

lunch time.<br />

Scientific Committee:<br />

B. Abel, U. Diederichsen, C. Griesinger, K. Samwer, M. Suhm<br />

For pre-registration and updates see<br />

http://www.pcgg.de/91bc.html .<br />

Call for papers<br />

Please register on the webpage or send name, title and a short<br />

abstract of your proposed contribution via e-mail to<br />

jkupfer@gwdg.de, indicating whether you prefer a poster or a<br />

20min oral presentation.


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Renieh Dlomsrev<br />

Dreieck oder Würfel?<br />

Eigentlich wollte ich keinen Brief schreiben. Aber um der Salmiakpastille<br />

willen, habe ich es schließlich doch getan. In meiner Jugend,<br />

so gegen 1950, gab es einen Werbespruch: “... macht Kinder<br />

froh und Erwachsne ebenso!” Mit diesem<br />

Spruch wurde <strong>für</strong> die Salmiakpastille geworben,<br />

die man in einer kleinen Blechdose<br />

erstehen konnte. Den Werbespruch<br />

gibt es noch heute. Man bringt ihn in<br />

Beziehung zu Gottschalk, Müttern,<br />

Gummibärchen und Plastiktüten.<br />

Tempora mutantur..<br />

Schade um die kleine, platte,<br />

schwarze Raute, die Salmiakpastille.<br />

Wie die Abbildung zeigt,<br />

haben wir als Kinder gern 6<br />

Salmiakpastillen auf der Haut<br />

zu einem hexagonalen Stern<br />

mit Spucke verklebt. Von nun an<br />

waren der Phantasie keine Grenzen<br />

gesetzt. Handelte es sich um<br />

ein zweidimensionales Dreieck (Spitze<br />

nach oben) oder um das Zwillingsgegenstück<br />

(Spitze nach unten) ? König war<br />

der, der mit sechs weiteren möglichst andersfarbigen<br />

Pastillen (etwa Veilchenpastillen) einen Benzolring<br />

als Rand legen konnte. Benzol war damals noch nicht so<br />

giftig.<br />

DIE LETZTE SEITE<br />

Durch den weiteren Ring hat unsere Phantasie eine ganze Dimension<br />

gewonnen. Aus dem flächig zweidimensionalen Stern wird eine<br />

dreidimensionale Anordnung von Würfelzwillingen. Zwillinge,<br />

weil zwei gleichartige jedoch unterschiedliche<br />

Würfelsysteme sichtbar werden. Es kommt<br />

darauf an, welche der beiden oberen<br />

Ecken des Benzolringes man als rückseitige<br />

Dachfläche des Würfelsystems<br />

betrachtet, wenn es sein<br />

muss: siehe S. 176.<br />

Der niederländische Maler<br />

und Graphiker M. C. Escher<br />

(1898-1972) hat diese Zwillingbildung<br />

als graphische<br />

Methode eingesetzt. Ihm ist<br />

es sogar gelungen, Wasser<br />

bergauf fließen zu lassen. Die<br />

Abbildung hat Ähnlichkeit mit<br />

einem kräftig abgespeckten<br />

Holzschnitt Eschers aus dem Jahr<br />

1920/21.<br />

Für Kenner: Kubisch flächenzentrierte<br />

(fcc) Kristalle erhält man durch<br />

ABCABCA...-Stapelung der Salmiak-Sterne. Die<br />

Zwillingskonfiguration erhält man durch ACBACBA..-<br />

Stapelung, also durch Rückwärtslesen. Wie könnte mein<br />

Zwillingsbruder wohl heißen ?<br />

175


ZEITSCHRIFT FÜR<br />

PHYSIKALISCHE CHEMIE<br />

INHALT HEFT 10 (2004)<br />

Markus Drescher<br />

Time-Resolved ESCA: a Novel Probe for<br />

Chemical Dynamics 1147<br />

Amalendu Pal, Suresh Kumar<br />

Apparent Molar Volumes and Adiabatic<br />

Compressibilities of Some Amino Acids in<br />

Aqueous Sucrose Solutions at 298.15 K<br />

1169<br />

Yoshimi Sueishi, Masamichi Kasahara, Kayo<br />

Okawa, Shunzo Yamamoto<br />

Electron Spin Resonance Studies of Kinetic<br />

Effects of Substituent and Crown Ether on<br />

Intramolecular Sodium Cation Exchange in<br />

2,5-Di-Tert-Amyl- and 2,5-Di-Tert-Butyl-1,4-<br />

Benzoquinone Radical Anions 1187<br />

Herausgeber:<br />

Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft<br />

Klaus Funke<br />

Hans-Jürgen Leuchs<br />

Wolfgang Grünbein<br />

Kuratorium:<br />

Helmut Baumgärtel<br />

Dieter Distler<br />

Gerhard Ertl<br />

Friedrich Hensel<br />

Heinz-Georg Wagner<br />

176<br />

(zur Abbildung siehe vorige Seite)<br />

IMPRESSUM<br />

Bunsen-Magazin Heft 6, Jahrgang 6<br />

M. S. A. El-Kader, S. M. El-Sheikh, M. Omran<br />

Contributions of Multipolar Polarizabilities to<br />

the Isotropic and Anisotropic Light Scattering<br />

Induced by Molecular Interactions in Gaseous<br />

Sulfur Hexafluoride 1197<br />

F. Sˇimko, I. Proks, V. Daněk, M. Boča,<br />

M. Chrenková<br />

The Dissolution of FeO and FeF3 in Cryolite<br />

1213<br />

INHALT HEFT 11 (2004)<br />

Thomas Koop<br />

Homogeneous Ice Nucleation in Water and<br />

Aqueous Solutions 1231<br />

A. M. Hashem, H. Abbas, A. E. Abdel-Ghany<br />

Electrochemical Lithium Insertion/Extraction<br />

in Partially Reduced ?-MoO3 1259<br />

Ender Biçer, Elif Çınar<br />

Voltammetric Behaviour of Pentoxifylline at<br />

Mercury Electrode 1273<br />

Schriftleiter:<br />

Peter C. Schmidt<br />

Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Physikalische</strong> Chemie<br />

Technische Universität<br />

Darmstadt<br />

Petersenstr. 20<br />

D-64287 Darmstadt<br />

Tel.: 0 61 51/16 27 07<br />

Fax: 0 61 51/16 60 15<br />

E-Mail: bunsen@pc.chemie.tudarmstadt.de<br />

Geschäftsführer<br />

der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bunsen-Gesellschaft:<br />

Dr. Heinz Behret<br />

Varrentrappstr. 40–42<br />

D-60486 Frankfurt<br />

Tel.: 0 69/7 91 72 01<br />

Fax: 0 69/7 91 74 50<br />

E-Mail: h.behret@bunsen.de<br />

Internet:<br />

http://www.bunsen.de<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004<br />

Jasna Lovrić, Blǎenka Foretić, Nicoletta<br />

Burger<br />

Spectrophotometric Studies of Reactions of<br />

the Aquapentacyanoferrate(II) Ion with<br />

Ketones. Kinetics and Mechanism of the<br />

Substitution Reaction of the Aquapentacyanoferrate(II)<br />

Ion with 1-Benzoylethylpyridinium<br />

Chloride 1289<br />

Anna Jakubowska<br />

Effect of Electrolytes on the Aggregation<br />

of Sodium Dodecyl Sulphate: the Interactions<br />

of Different Counterions with Formed<br />

Micelles 1297<br />

P. Behr, A. Terziyski, R. Zellner<br />

Reversible Gas Adsorption in Coated Wall<br />

Flow Tube Reactors. Model Simulations for<br />

Langmuir Kinetics 1307<br />

M. Schnell, C. Herwig, J. A. Becker<br />

Polyanionic Selenium Fragments and Vibrations<br />

in NaMSeN Clusters 1329<br />

Technische Herstellung:<br />

Brönners Druckerei<br />

Breidenstein GmbH<br />

Brüningstraße 580<br />

D-65929 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 0 69/26 00-319<br />

Fax: 0 69/26 00-186<br />

E-Mail:<br />

g.junkuhn@broenner.de


DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

ANKÜNDIGUNG<br />

Organisation: Prof. Dr. Katharina Al-Shamery (Oldenburg), Prof. Dr. Christof Wöll (Bochum)<br />

89th International Bunsen Discussion Meeting<br />

„Chemical processes at oxide surfaces: from experiment to theory“<br />

Metal oxides are omnipresent and thus attract considerable attention<br />

with regard to various technologically important aspects.<br />

Presently, the most important applications are related to heterogeneous<br />

catalysis. A necessary – but not necessarily sufficient – condition<br />

for unravelling the fundamental principles in this complex<br />

field is to analyze in detail chemical reactions taking place at oxide<br />

surfaces. Unfortunately, the experimental investigation of this class<br />

of materials represents a formidable problem since their surfaces<br />

often exhibit a large density of defects and are not easy to prepare.<br />

From a theoretical point of view the investigation of these systems<br />

is a demanding problem, too, since very often the theoretical modeling<br />

of these<br />

systems is complicated<br />

by electrostaticinstabilities<br />

in the<br />

calculations arising<br />

from the<br />

charged nature<br />

of the ionic species.<br />

In the last<br />

few years the<br />

understanding<br />

of oxide surface properties has improved significantly, mainly because<br />

of major advances in the theoretical methodology. In addition,<br />

the application of novel experimental techniques to study ionic<br />

surfaces has provided new information. For example, a systematic<br />

investigation of hydrogen atoms on single crystal oxide surfaces, a<br />

species very crucial to determining the oxide surface chemical properties,<br />

has only recently become possible. Also with regard to the<br />

reaction of simple molecules on oxide surfaces recently a general<br />

consensus appears to emerge from the theoretical and experimental<br />

results for the geometric and electronic structure of oxide surfaces.<br />

Particularly striking is the advance which has been achieved<br />

with the materials ZnO and TiO2. We foresee that in the next few<br />

years we will be able to provide a consistent description of the adsorption<br />

and reaction of surface species leading to a full understanding<br />

of chemical processes at these surfaces based on first principles.<br />

Thus, bridging the materials and pressure gap to oxidic<br />

catalysts used at high pressures will be feasible.<br />

The 89th Bunsenkolloquium will bring together scientists active<br />

in theory, surface science, inorganic chemistry and chemical engineering<br />

to jointly discuss the current most pressing questions in<br />

this field. The international conference will take place from June<br />

15th to June 17th, 2005. The conference language is English. We<br />

Meschede, June 15-17, 2005<br />

NACHRICHTEN<br />

expect between 80 and 100 attendees. There will be invited presentations<br />

by international specialists as well as contributed talks.<br />

At two evenings we will arrange for poster sessions.<br />

THE MAIN FOCUS OF THE MEETING WILL BE ON<br />

THE FOLLOWING SUBJECTS:<br />

� Theoretical description of the adsorption of molecules and metal<br />

particles on different metal oxide surfaces. This research will<br />

include perfectly ordered surfaces (single crystals) as well as<br />

„model“ defects.<br />

� Experimental investigations on the geometric and electronic<br />

structure of oxide surfaces and adsorbed particles.<br />

� Kinetic studies with regard to the reaction dynamics on oxide<br />

surfaces. Again the surfaces of single crystals are of interest as<br />

well as surfaces of powders (microkinetic analysis). Particularly<br />

important will be the matching of reaction dynamics determined<br />

from research on single crystal surfaces with kinetic results<br />

obtained from reactor studies with the corresponding oxide<br />

powders.<br />

PRELIMINARY LIST OF SPEAKERS:<br />

G. Kresse (Wien), R. Catlow (London), B. Meyer (Bochum),<br />

B. Hammer (Denmark), F. Traeger (Bochum), U. Diebold (Tulane),<br />

G. Thornton (London), H. Maki (Tokio), C. Campbell (Seattle), O. Hinrichsen<br />

(Bochum), M. Muhler (Bochum), F. Schüth (Mülheim),<br />

B. Clausen (Topsoe, Denmark), F. Boccuzzi (Turin), W. Grünert<br />

(Bochum), V. Staemmler (Bochum), K. Reuter (Berlin), R. Fischer<br />

(Bochum), M. Drieß (Bochum)<br />

The meeting will consist of a well balanced number of contributions<br />

from theoretical and experimental research. An important contribution<br />

from inorganic chemistry is expected; there are several<br />

groups who have a strong interest in the deposition of metals on<br />

the surface of oxide powders and the synthesis of molecular<br />

models for active sites.<br />

The meeting will take place at the Hotel Hennesee Residenz,<br />

Berghausen 14, D 59872 Meschede. The hotel is situated nearby<br />

the lake Hennesee in the northern part of North-Rhine Westfalia<br />

and represent an ideal location for a small conference.<br />

Meschede can be reached by German Rail (traveling time from<br />

Dortmund 1 h, Düsseldorf airport: 2 h, Frankfurt airport: 3.5 h) and<br />

by car.<br />

Further travel information will be provided on the homepage of<br />

the Sonderforschungsbereich SFB 558 (www.SFB558.de).<br />

177


GDCH<br />

178<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 6. JAHRGANG · 6/2004



ANKA<br />

Materialdiagnose und Analytik<br />

Herstellung von Mikrostrukture<br />

- kontinuierliches Strahlungs<br />

- 0,5 meV bis zu 40 keV<br />

- hohe Intensität<br />

- große Brillianz<br />

- geringe Divergenz<br />

- hohe Auflösung<br />

- Polarisation<br />

Methoden<br />

Röntgen - Absorptionsspektroskopie<br />

- Diffraktion - Topographie - Mikrofluo<br />

reszenzanalyse Proteinkristallographie<br />

LIGA (Röntgen-Lithographie, Galvanik un<br />

Abformung): Masken und Mikrostrukturen<br />

IR -Spektroskopie, -Mikroskopie und -Ellipso<br />

Ausschreibung<br />

Synchrotron Licht<br />

Vom fernen Infrarot<br />

zur harten Röntgenstrahlu<br />

Freier Zugang <strong>für</strong> Wissenschaftler nach Begut<br />

Förderung durch EU im 6. Rahmenprogramm<br />

Antragsformula re: http://ww w .fzk.de/anka<br />

Einsendeschluss: 05.01.2005 18 Uhr<br />

Forschungszentrum Karlsruhe GmbH<br />

Institut <strong>für</strong> Synchrotronstrahlung<br />

Postfach 3640, 76021 Karlsruhe<br />

ANKA User Office: +49(0)7247 / 82-6188

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