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THE DOM EXPEDITION – MISCHABELÜBERQUERUNG<br />

Als einer der besten Snowboarder der Welt tüftelte<br />

er stets nach dem perfekten Sprung. Noch immer<br />

ist Frederik Kalbermatten auf der Suche nach dem<br />

makellosen Shot – heute hinter der Linse.<br />

Im <strong>Sommer</strong> 2022 schlug er die einzigartige Fotoreportage<br />

zur Überquerung der Mischabelkette in<br />

24 Stunden vor. So entstand The Dom Expedition.<br />

Texte: Michelle Bumann & Mattia Storni<br />

Fotos: Frederik Kalbermatten<br />

Wie bist du auf die Idee gekommen, die Mischabelkette zu<br />

überqueren und daraus eine Fotoreportage zu erstellen?<br />

Hattest du dieses Vorhaben schon lange im Kopf?<br />

Ich wollte diese Tour schon immer machen und hatte sie auch schon<br />

einige Mal geplant. Leider hat es sich mit dem Wetter und der Gruppe<br />

nie ergeben. Der Dom ist mit 4'545 m der höchste Berg ganz auf<br />

Schweizer Boden. Er wird meiner Meinung nach etwas unterbewertet<br />

und wurde auch noch nie richtig gut dokumentiert. Die Traverse des<br />

Berges ist gewissermassen ein Wahrzeichen von Saas-Fee, welche<br />

von fast jedem Standort im Dorf wie auch im Tal zu bewundern ist.<br />

Was wird dir bei dieser abenteuerlichen Expedition am<br />

meisten in Erinnerung bleiben?<br />

Den Sonnenaufgang vom Gipfel des Täschhorns aus zu beobachten.<br />

Wir verliessen das Mischabel-Biwak um 3.20 Uhr morgens im Dunkeln<br />

und waren auf dem Gipfel, noch bevor die Sonne aufging. In jeder<br />

Sekunde veränderten sich die Farben am Himmel. Es war wie Magie!<br />

Selbst die Erdkrümmung konnten wir erkennen.<br />

Auf welche Schwierigkeiten seid ihr bei der Mischabelüberquerung<br />

gestossen?<br />

Die Herausforderung bestand darin, ein passendes Wetterfenster zu<br />

finden. Nicht nur für mich, sondern auch für die beteiligten Bergführer,<br />

die nur begrenzt verfügbar sind. Ich fühlte mich gut vorbereitet,<br />

aber auf dieser Tour verbrachte ich viele Stunden über 4’000 Meter<br />

über dem Meeresspiegel und in den tieferen Lagen des Oxygens. Für<br />

mich war die grösste Herausforderung nicht nur der Aufstieg, sondern<br />

auch das Fotografieren. Bei einer Tour wie dieser ist Vorsicht geboten.<br />

Ich hatte eine schwere Kameraausrüstung zu tragen und musste<br />

die meisten Aufnahmen spontan planen und schnell überlegen, wie<br />

die Leute auf der Strecke stehen würden. Wir mussten uns ständig<br />

vorwärtsbewegen und konnten nicht anhalten und einen Fototermin<br />

einrichten. Ich konnte die «Models» auch nicht darum bitten, zurückzulaufen<br />

und denselben Abschnitt nochmals zu klettern. Wir waren<br />

15 Stunden lang ständig in Bewegung. Das Multitasking war für mich<br />

also eine Menge Arbeit.<br />

Wie hat sich das Zwischenmenschliche in der Gruppe während<br />

und nach der Expedition verändert?<br />

Es ist ja nicht so, dass diese Leute vor der Reise Fremde waren. Stephanie,<br />

Samuel und ich sind in Saas-Fee aufgewachsen und kennen<br />

uns schon einige Jahre. Ich denke, wir sind sogar Cousins dritten<br />

oder vierten Grades. Ich würde eine solche Tour nie mit Menschen<br />

begehen, die ich nicht schon kenne und denen ich nicht vertraue. Der<br />

Bergführer Samuel war grossartig, ruhig und geduldig. Diese Tour hat<br />

mein Vertrauen in dieses Team bestätigt und ich würde auf jeden Fall<br />

wieder eine grosse Expedition mit ihm unternehmen. Die Mischabelüberschreitung<br />

war ein unvergessliches Erlebnis, das man wahrscheinlich<br />

nur einmal im Leben hat. Wenn ich jetzt im Coffeshop<br />

Summit auf einen Kaffee vorbeikomme und Stephanie sehe, wird mir<br />

aufgrund des gemeinsamen Abenteuers noch ein bisschen wärmer<br />

ums Herz.<br />

Welcher der erklommenen Berge hat dich am meisten beeindruckt?<br />

Auf jeden Fall der Aufstieg zum Dom. Vom Dorf aus sieht dieser gar<br />

nicht so hoch aus. Aber wenn man erst einmal am Berg steht, ist er an<br />

sich riesig. Allein auf der Strecke vom Domjoch bis zum Gipfel gehen<br />

300 Meter senkrecht nach oben. In der Mitte der Strecke gab es zwei<br />

kleine Abschnitte, bei welchen die Felswand jeweils leicht überhängt<br />

und es direkt unter dir 2'000 Meter senkrecht nach unten geht. Technisch<br />

ist die Kletterei nicht schwierig. Wir waren selbstverständlich<br />

angeseilt, es ist aber trotzdem besser, sich auf den Aufstieg zu konzentrieren,<br />

als nach unten zu schauen.<br />

Verrätst du uns dein nächstes Abenteuer?<br />

Die einzigen 4’000er, die ich in der Umgebung des Saastals noch<br />

nicht bestiegen habe, sind das Stecknadelhorn, Hohberghorn und<br />

Dürrenhorn - die Nadelgratüberschreitung. Diese würde ich gerne<br />

noch machen, um meine Bucket List der lokalen Berge zu vervollständigen.<br />

Ich würde auch gerne die Rimpfischhorn Nordgrat-Überschreitung<br />

im <strong>Sommer</strong> erleben. Wenn man das Rimpfischhorn betrachtet,<br />

sieht man eine Reihe von Felsen, die aus dem Berg herausragen. Ich<br />

habe den Berg bisher nur im Winter mit einem Splitboard entdeckt<br />

und damit den Felsen umrundet. Aber im <strong>Sommer</strong> besteigt man jeden<br />

Einzelnen dieser Felsen.<br />

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