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6 Das .Verzeichniß von allerhand Begebenheiten'<br />

desGrevenkoper Bauernsohnes<br />

und Borsflether Hufners Vick<br />

Mohr, mitget. v. K.-J.Lorenzen-<br />

Schmidt, in: AfA, 9 (1987), 5.22-36,<br />

hier: S. 33, 35. Ich danke Richard<br />

Mohr, Borsflether Büttel, <strong>für</strong> die<br />

Überlassung der Quelle.Die genannten<br />

städtischen Ehrengarden <strong>für</strong> den<br />

König tauchenam Ende des 18. Jhdts.<br />

überall im Gesamtstaat auf — ein Zeichen<br />

monarchistischer Gesinnung,<br />

das evtl. im Zusammenhang mit der<br />

französischenRevolution,nämlich als<br />

bewußte Gegenhaltung, gesehen werden<br />

muß. Zu den „Christiansgarden"<br />

vgl. etwa L.N. Henningsen, Foreningsarkiveri<br />

Arkivet ved Dansk Centralbibliotek<br />

for Sydslesvig, Flensborg<br />

1992. S.lO-11.<br />

des Herrschaftssystems und seine Legitimität in Frage gestellt.<br />

Selbst in schweren militärischen Bedrängnissenund krisenhaftenSituationen<br />

<strong>für</strong> dieLandwirtschaft gab es kein Wanken. Im<br />

Krieg gegen Preußen, Rußland, Schweden und England standendieElbmarschenbauern<br />

noch ohne Einschränkungauf der<br />

Seite ihres legitimen Herrschers. So gibt der Grevenkoper Bauernsohn<br />

Vick Mohr (1742-1811) in seinen Notizen „Verzeichniß von<br />

allerhandBegebenheiten", die 1799 enden,zwei Eintragungen:<br />

„1797 den 4 July ist derKronprinzs Friderich [nach] Glückstadt<br />

gekommen auf einen offenen Wagen gefahren, 24 Bürger haben<br />

ihm grün gekleidet zu Pferde empfangen, es ist eine Ehrenport<br />

aufnMarkt vor dieHauptwachtgebauet, welche viel Geldt gekostetin<br />

allenmit andern Kosten ca. 3000Mk... 1799 den9 July ist<br />

derKronprinzFriederich in Glückstadt gewesen,30Bürgers haben<br />

IhmblaumitgoldtbesetzteKleider[zu]Pferdeempfangen." 6<br />

Der Sommerlander Bauer Valentin Schmidt, der die Belagerung<br />

Glückstadts durch die alliierte Nordarmee im Winter<br />

1813/14 aus nächster Nähe beobachtenkonnte, beginnt seinen<br />

Erlebnisbericht mit einigepolitischen Reflexionen:<br />

„Auch über Holsteins Einwohner sollte endlich das zerstörende<br />

Krigsübel ausgeschüttet werden. — Holstein, welches lange<br />

hindurch das Parterre der Schaubühne war, von wo aus der<br />

Greuel des Krieges alsin einer theatralischen Vorstellungangestaunt<br />

ward, wurde auf einmal, als wenn das überhandnehmende<br />

Feur des Schauplatzes auch die Bänke der Zuschauer<br />

ergriff, und so das ganze Theater inFlammen setzte — mit hineingezogen.Holstein,<br />

welches zwar auch der Zeit außerordentlichprofitirt<br />

hatte, weil es immer nemlich außer der Gränze des<br />

Schauplatzes lag, war es gleichsahm als die Vorrathskammer<br />

der würckenden Zerstöhrungsgeschäftigkeit,und dabei als Erfrischungs-Bureau<br />

der Zuschauer angesehen — wodurch es in<br />

Wohlstand und Überspante Conjufnjcturen erschiene, zumal<br />

da die von den Schauplatz verdrängten, oder nicht sicher sich<br />

dünckenden Particulairs und Geschäftsmänner, Fürsten und<br />

Unterthanen, Adeliche und Bürgerliche, mit und ohne Geld,<br />

nach Holsteins Boden als zum Asyl emigrirten, in Geschäftlosigkeit,<br />

Gram und Mismuth widriger Geschicke, in Hofnung<br />

besserer Zeiten ihren geborgenen und mitgebrachten Reichthum<br />

verschwelgten und mit verpraßen halfen, auch den an<br />

Sparsamkeit gewöhntenEinwohner zu luxiöse Verschwendung<br />

verleiteten, wodurch die Bedürfnisse ertheuert, und besonders<br />

der Werth der Grundstücke so enorm stieg, als wenn das Geld<br />

kaum den Hälften Werth hatte. Dieses zum höchstenGipfel des<br />

Glückes empor gestiegene, glückliche, oder doch glücklich<br />

scheinende Holstein, wurde, nachdem dessen Horizont mit<br />

düstern Gewitterwolken durch Kriegsrüstung von allen Seiten,<br />

überzogen — auf einmal und plötzlich mit den ganzen<br />

Schwärm der Zerstöhrungüberschwemmet: so schnei, daß die<br />

Besinnung uns verließ, und unsere Existenz fast so zu sagen in<br />

steinerne Statuen oder Salzsäulen umwandelte. Man kan sich<br />

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