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8 HEALTH & ENVIRONMENT<br />
HUBERT BRÜCKL ///<br />
Head <strong>of</strong> Business Unit<br />
„Nano Systems“<br />
„Unsere Herausforderung<br />
besteht darin, möglichst<br />
empfindliche Sensoren zu<br />
entwickeln, um Partikel im<br />
Nanomaßstab zuverlässig<br />
detektieren zu können.“<br />
SEPSISDETEKTIVE IM NANOMASSSTAB<br />
Am <strong>AIT</strong> nutzt man auch die Chancen der Nanowelt,<br />
um empfindliche, kleine und kosteneffiziente Sensorsysteme<br />
für Früherkennung und Vorsorge zu<br />
entwickeln. Die Schwerpunkte liegen dabei auf<br />
stark miniaturisierten Gassensoren und biomedizinischen<br />
„Nanolabors“, die eine schnelle Diagnose<br />
erlauben. „Das kann vor allem bei Sepsis lebensrettend<br />
sein“, wie der Nanowissenschaftler Hubert<br />
Brückl erläutert. „Bei Verdacht auf Blutvergiftung<br />
müssen möglichst rasch die Krankheitserreger im<br />
Blut nachgewiesen werden, was derzeit aber bis zu<br />
zwei Tage dauern kann.“ In Kooperation mit dem<br />
deutschen Unternehmen Magna<br />
Diagnostics, dem Fraunh<strong>of</strong>er Ins -<br />
titut und anderen Partnern entwickelt<br />
man daher ein kompaktes<br />
Gerät für die rasche Sepsisdetektion<br />
direkt am Patientenbett, in<br />
der Arztpraxis oder im Ambulanzwagen.<br />
DIE KRAFT DER ANZIEHUNG<br />
Die ExpertInnen bedienen sich dabei<br />
magnetischer Nanopartikel,<br />
die in winzige Polymerkügelchen eingebettet werden.<br />
An der Oberfläche dieser „Magnetbeads“ befestigte<br />
Biomarker binden spezifisch an bestimmte<br />
DNA-Sequenzen von häufig vorkommenden Krankheitserregern<br />
in der Blutprobe und werden mit einer<br />
Magnetspule zur Sensoreinheit transportiert.<br />
Dort erzeugen die eingebauten Nanopartikel ein<br />
magnetisches Signal, aus dem der behandelnde<br />
Arzt direkt die Anzahl der angedockten DNA-Sequenzen<br />
ablesen kann. „Die große Herausforderung<br />
besteht darin“, so Brückl, „möglichst empfindliche<br />
und spezifische Sensoren zu entwickeln,<br />
um einzelne Partikel im Nanomaßstab rasch und<br />
zuverlässig detektieren zu können.“ Derzeit werden<br />
die einzelnen Module in einem Prototyp integriert –<br />
ab 2013 soll die klinische Evaluierungsphase für<br />
den Sepsistest im Scheckkartenformat starten. Die<br />
gewonnenen Erkenntnisse<br />
bilden<br />
darüber hinaus die<br />
Basis für die Entwicklung<br />
einer<br />
ebenfalls auf magnetischerDetektion<br />
basierenden<br />
Diagnoseplattform<br />
für Krebs.<br />
ES LIEGT WAS IN DER LUFT …<br />
Die Miniaturisierung bietet auch völlig neue Möglichkeiten<br />
für die Gassensorik. „Der große Nachteil<br />
derzeitiger Sensoren besteht darin, dass sie<br />
mit einem durchschnittlichen Durchmesser von<br />
einem Quadratzentimeter – zumindest für unsere<br />
Begriffe – relativ klobig sind“, so der Nanowissenschaftler.<br />
Zusammen mit Industriepartnern wie<br />
austriamicrosystems oder Siemens setzen die<br />
ForscherInnen am <strong>AIT</strong> daher auf heterogene Integration,<br />
um die Nanotechnologie mit der Mikroelektronik<br />
zu „verheiraten“. Das Ergebnis dieser<br />
Verbindung sind Sensoren, die zusammen mit der<br />
Auswerteelektronik nur mehr einen<br />
halben Millimeter groß sind<br />
und damit völlig neue mobile<br />
Dienste im Bereich Gesundheit<br />
und Umweltmedizin ermöglichen.<br />
„Denkbar wäre zum Beispiel<br />
ein Ozonsensor in der Uhr,<br />
der Joggern erhöhte Ozonwerte<br />
in der Luft meldet oder per Mobiltelefon<br />
laufend Daten für ein<br />
flächendeckendes Ozonmapping<br />
liefert“, skizziert Brückl mögliche<br />
Anwendungen.<br />
NANOGASSENSOREN ALS SPÜRHUNDE FÜR KREBS<br />
Atemluftdiagnostik ist derzeit ein ganz heißes<br />
Thema in der medizinischen Fachwelt. So ist es<br />
WissenschaftlerInnen in ersten Studien gelungen,<br />
über die Analyse der Atemluft Krebs zu detektieren<br />
und auch zwischen verschiedenen Krebsarten<br />
zu unterscheiden. Die Basis dafür ist der Nachweis<br />
verschiedener flüchtiger organischer Verbindungen,<br />
die derzeit noch über Massenspektrometrie<br />
in Speziallabors erfolgt. Gerade bei der<br />
Atemluftdiagnostik könnten die Nanosensoren ihre<br />
Vorzüge voll ausspielen. „Aufgrund ihrer großen<br />
Oberfläche sind sie hochempfindlich und<br />
können gezielt mit Molekülen bestückt werden,<br />
die spezifisch auf ganz bestimmte organische<br />
Komponenten reagieren“, ist Brückl überzeugt,<br />
dass die smarten Sensorlösungen aus der Nanowelt<br />
eine zentrale Rolle in der Medizin der Zukunft<br />
übernehmen werden. ///<br />
Weitere Infos: Health & Environment<br />
Department, Susanne Kiefer,<br />
Tel.: +43 505 50-4406,<br />
E-Mail: susanne.kiefer@ait.ac.at,<br />
Web: www.ait.ac.at/health_environment<br />
FOTOS: Krischanz & Zeiller, <strong>AIT</strong> <strong>Austrian</strong> <strong>Institute</strong> <strong>of</strong> <strong>Technology</strong>, Siemens press picture