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Philippinen: Entdecken. erleben. Einsteigen.

Philippinen: Alles über Land, Leute, Kultur, Religion und Mission. Inhalt: - Land der Kontraste - Was macht OMF auf den Philippinen? - Hoffnung für die Ärmsten der Armen: Bukang Liwayway - Hoffnung für eine Zukunft am Meer - Mindanao: Säen, ohne zu sehen - Theologische Ausbildung auf den Philippinen - Faith Academy: Eine Schule prägt fürs Leben. - Zwei arme Frauen als Vorbilder im Glauben - Migration: Chance und Problem - Krankenschwester im fremden Land - Kochrezept: Chicken Adobo - Einsteigen: Möglichkeiten zur Mitarbeit Ostasiens Millionen Magazin (September 2023)

Philippinen: Alles über Land, Leute, Kultur, Religion und Mission.

Inhalt:
- Land der Kontraste
- Was macht OMF auf den Philippinen?
- Hoffnung für die Ärmsten der Armen: Bukang Liwayway
- Hoffnung für eine Zukunft am Meer
- Mindanao: Säen, ohne zu sehen
- Theologische Ausbildung auf den Philippinen
- Faith Academy: Eine Schule prägt fürs Leben.
- Zwei arme Frauen als Vorbilder im Glauben
- Migration: Chance und Problem
- Krankenschwester im fremden Land
- Kochrezept: Chicken Adobo
- Einsteigen: Möglichkeiten zur Mitarbeit

Ostasiens Millionen Magazin (September 2023)

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OSTASIENS MILLIONEN<br />

MAGAZIN<br />

<strong>Entdecken</strong>. Erleben. <strong>Einsteigen</strong>.<br />

PHILIP-<br />

PINEN<br />

www.omf.de


magazin:editorial<br />

magazin:editorial<br />

<strong>Entdecken</strong><br />

Hintergründe aus Gesellschaft,<br />

Kultur, Politik und<br />

der Arbeit von OMF.<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

mit einem herzlichen philippinischen<br />

„Hello!“ begrüßen wir euch!<br />

Erleben<br />

Lebendige Einblicke durch<br />

Berichte und Erlebnisse aus<br />

erster Hand.<br />

<strong>Einsteigen</strong><br />

Werde Teil von Gottes<br />

Mission unter Filipinos<br />

– in Asien oder Deutschland.<br />

Die <strong>Philippinen</strong> sind mit 115 Millionen<br />

Einwohnern ein schnell wachsendes<br />

Land. Neben einer enormen linguistischen<br />

Vielfalt (171 regionale Dialekte)<br />

und 7.641 Inseln mit einzigartiger Natur<br />

und von vielfältiger Schönheit sind<br />

es vor allem die Filipinos selbst, die uns<br />

ans Herz gewachsen sind.<br />

Durch ihre Anpassungsfähigkeit, Flexibilität,<br />

Großzügigkeit und Gelassenheit<br />

schaffen sie es überall, Grenzen zu<br />

überwinden und neue Freundschaften<br />

zu schließen. Filipinos lieben gutes Essen,<br />

fröhliche Feste und laute Musik.<br />

Sie nehmen es nicht übel, wenn jemand<br />

mal zu spät kommt.<br />

Fast 12 Millionen von ihnen (ca. 10 %<br />

der Bevölkerung!) leben als überseeische<br />

Migrationsarbeiter in über 100<br />

Ländern weltweit und tragen durch<br />

ihre Überweisungen an Familienangehörige<br />

in der Heimat erheblich zum<br />

Bruttoinlandsprodukt bei. Weil viele<br />

von ihnen Christen sind, bringen sie die<br />

gute Nachricht auch in Familien und<br />

Länder, die sonst nur wenig Zugang zur<br />

christlichen Botschaft haben.<br />

Wir laden euch ein, in dieser Ausgabe<br />

ganz unterschiedliche Aspekte von diesem<br />

faszinierenden Land und seinen<br />

Einwohnern kennen zu lernen.<br />

Armin & Heike Messer<br />

Missionsleiter von OMF Deutschland<br />

4 Land der Kontraste<br />

6 OMF auf den Phillipinen<br />

10 Hoffnung für die Ärmsten<br />

der Armen<br />

12 Hoffnung für eine Zukunft<br />

am Meer<br />

14 Mindanao –<br />

Säen, ohne zu sehen<br />

16 Theologische Ausbildung<br />

auf den <strong>Philippinen</strong><br />

18 Faith Academy – Eine<br />

Schule prägt fürs Leben<br />

20 Zwei arme Frauen –<br />

Vorbilder im Glauben<br />

22 Migration:<br />

Chance und Problem<br />

25 Krankenschwester im<br />

fremden Land<br />

28 Kreativseite: Kochrezept<br />

30 <strong>Einsteigen</strong> und aktiv werden<br />

2<br />

3


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

DIE PHILIPPINEN<br />

LAND DER KONTRASTE<br />

Kontraste: Mit diesem Wort sind die<br />

<strong>Philippinen</strong> treffend beschrieben.<br />

Im Gegensatz zu den anderen Ländern<br />

Südostasiens sind die <strong>Philippinen</strong> die<br />

einzige christliche Nation. Hier gibt es<br />

15 Milliardäre und 14.000 hochvermögende<br />

Personen (mit über 30 Millionen US$),<br />

während 25 % der Bevölkerung unter der<br />

Armutsgrenze leben. Einige Regionen sind<br />

vom Klimawandel vergleichsweise wenig<br />

betroffen, während andere Gebiete dramatisch<br />

in Mitleidenschaft gezogen werden.<br />

14% der Bevölkerung sind evangelikale<br />

Christen. 86 % kennen Jesus Christus<br />

noch nicht als ihren persönlichen Herrn.<br />

Sie sind katholisch geprägt oder muslimischen<br />

Glaubens.<br />

Die <strong>Philippinen</strong> sind die Heimat von mehr<br />

als 110 Millionen Menschen. Einige leben<br />

in bewachten Villen, andere in Häusern<br />

mit Bambuswänden und Grasdächern.<br />

Die Mehrheit der Menschen spricht mindestens<br />

eine der sieben Hauptsprachen, es<br />

gibt insgesamt 171 regionale Dialekte.<br />

Die Bibel ist in allen Hauptsprachen verfügbar,<br />

an vielen kleineren Dialekten<br />

wird derzeit gearbeitet. Da die Kultur<br />

stark audio-visuell geprägt ist, freuen wir<br />

uns, dass immer mehr Übersetzungen in<br />

der Bibel-App „YouVersion“ erscheinen<br />

und dort sowohl gelesen als auch angehört<br />

werden können.<br />

4<br />

5


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

BRÜCKEN<br />

BAUEN,<br />

LEITER<br />

SCHULEN,<br />

EINHEIT<br />

FÖRDERN<br />

Die vielfältigen Aufgaben von OMF<br />

Irene, verheiratet mit Wilson, hat<br />

drei erwachsene Kinder und kommt<br />

aus Nordirland. Seit 1989 arbeitet sie<br />

bei OMF. 2019 wurde sie mit der Leitung<br />

von OMF Philippines betraut.<br />

Wilson ist Dekan des Koinonia Theological<br />

Seminary in Manila.<br />

Frage: Wie würdest du die Aufgabe<br />

von OMF auf den <strong>Philippinen</strong><br />

beschreiben?<br />

Irene: Den <strong>Philippinen</strong> fehlt eine einheitliche<br />

nationale Identität. Deshalb<br />

arbeiten wir mit Menschen aus gegensätzlichen<br />

Hintergründen zusammen.<br />

Unser Dienst ist vom Wunsch geleitet,<br />

Brücken zu bauen und Grenzen zu<br />

überwinden.<br />

Durch das Erlernen von Sprachen<br />

ethnischer Minderheiten überwinden<br />

wir Sprachgrenzen. In der partnerschaftlichen<br />

Zusammenarbeit mit<br />

verschiedenen Gemeinden bauen wir<br />

Konfessionsgrenzen ab. Und auch<br />

geographische Grenzen können uns<br />

nicht aufhalten, schwache christliche<br />

Gemeinden an entlegenen Orten zu<br />

unterstützen.<br />

Zunehmend berücksichtigen wir außerdem<br />

Aspekte zur Bewahrung der<br />

Schöpfung.<br />

Was sind eure Schwerpunkte?<br />

Unser Schwerpunkt liegt auf der Förderung<br />

theologischer Bildung und<br />

Leiterschulung.<br />

1. In armen ländlichen Gebieten fördern<br />

wir Gemeindeleiter durch<br />

nicht-formelle theologische Schulung.<br />

Dazu gehören eine biblische<br />

Grundausbildung und Predigtkurse.<br />

Junge Menschen leiten wir in der<br />

Nachfolge an.<br />

2. Wir sind an der Ausbildung von<br />

Pastoren beteiligt und unterstützen<br />

zwei große theologische Seminare in<br />

Manila, die auch für andere Länder<br />

Asiens wichtig sind, und eines im<br />

gemeindlich weniger entwickelten<br />

Süden des Landes.<br />

3. Wir schulen Gemeinden, ein Segen<br />

für ihre muslimischen Nachbarn zu<br />

sein.<br />

4. Um dies zu ermöglichen, braucht<br />

es ein Netzwerk an unterstützenden<br />

Diensten: Koordinatoren für<br />

Sprach- und Kulturstudenten, Administratoren,<br />

Gästehausleiter und<br />

Lehrer an internationalen Schulen.<br />

6<br />

7


magazin:entdecken<br />

magazin:entdecken<br />

Warum arbeitet OMF in einem christianisierten<br />

Land?<br />

Im Jahr 2021 nahm ich Kontakt zu Dr.<br />

Melba Maggay auf, einer renommierten<br />

Sozialanthropologin. Ich fragte sie,<br />

ob aus ihrer Sicht die Zeit gekommen<br />

sei, dass ausländische Missionare wieder<br />

nach Hause gehen. Als Antwort organisierte<br />

sie ein Seminar für Gemeinde-<br />

und Missionsleiter. Hauptredner<br />

war Bischof Noel Pantoja, Präsident<br />

des Philippine Council of Evangelical<br />

Churches.<br />

Seine Schlussworte lauteten:<br />

„Philippinische Gemeinden sind in den<br />

letzten 30 Jahren rasant gewachsen.<br />

Dadurch wurden jedoch viele junge<br />

Christen ohne entsprechende Ausbildung<br />

in Leitungspositionen katapultiert.<br />

Das hat die Kirche in eine schwierige<br />

Lage gebracht.<br />

Wir sollten uns jetzt auf folgende Bereiche<br />

konzentrieren: Christliche Leiter<br />

schulen. Medien und Technologie<br />

besser für Evangelisation und Mission<br />

nutzen. In missionarischer Arbeit den<br />

ganzen Menschen im Blick haben<br />

(Stichwort: integrale Mission). Außerdem<br />

müssen wir neue Wege finden,<br />

Evangelisation zu finanzieren, zum Beispiel<br />

durch missionarische Geschäftsmodelle.<br />

Lasst uns dies gemeinsam tun. Ich bete,<br />

dass Gott OMF dazu bewegt, uns weiterhin<br />

zu helfen.“<br />

UNSERE<br />

VISION<br />

Gott wird in den <strong>Philippinen</strong><br />

durch biblische Glaubensgemeinschaften<br />

verherrlicht,<br />

die das Evangelium bezeugen<br />

und so, durch Gottes Gnade, die<br />

Gesellschaft verändern und die<br />

Welt beeinflussen.<br />

UNSER<br />

AUFTRAG<br />

Wir arbeiten partnerschaftlich<br />

mit einheimischen Christen<br />

und Gruppen zusammen, um<br />

authentisch philippinische, biblische<br />

Glaubensgemeinschaften<br />

zu gründen und zu stärken.<br />

EINSATZMÖGLICHKEIT<br />

Auf den <strong>Philippinen</strong> gibt es viele hervorragende Bibelschulen<br />

und Seminare, an denen du lehren, aber auch studieren kannst:<br />

• Asian Graduate School of Theology (AGST)<br />

• Biblical Seminary of the Philippines (BSOP)<br />

• Asian Theological Seminary (ATS)<br />

• Koinonia Theological Seminary (KTS)<br />

Irene McMahon<br />

8<br />

9


magazin:entdecken<br />

Bukang Liwayway –<br />

Hoffnung für die<br />

Ärmsten der Armen<br />

In den Slums Manilas und anderer<br />

großer Städte leben die Ärmsten der<br />

Armen auf engstem Raum zusammen.<br />

Ein Labyrinth schmaler Wege kreuzt<br />

stinkende Bäche und begleitet Bahngleise.<br />

Überall zieht der Müll das Ungeziefer<br />

an. Dutzende von Familien<br />

teilen sich einen offiziellen Stromanschluss,<br />

der durch provisorische Leitungen<br />

aufgeteilt wird. Die meisten<br />

Erwachsenen sind arbeitslos, viele<br />

Kinder brechen die Schule ab.<br />

Die Organisation Bukang Liwayway<br />

(BL, zu deutsch: Morgenröte) hilft<br />

ganzheitlich. Sie vermittelt Stipendien<br />

zur Schulausbildung, startet Projekte<br />

zur Verbesserung des Lebensunterhalts<br />

und unterstützt den Aufbau von<br />

Hausgemeinden.<br />

Im September 2021 feierte BL das 25-jährige<br />

Bestehen. Das „Projekt 25“ sollte<br />

diesen Meilenstein würdigen. Als Ziel<br />

wurde ausgerufen, 25 neue Gemeinden<br />

zu gründen, die Anzahl der Patenschaften<br />

für Studenten zu erhöhen, ein medizinisches<br />

Programm und andere ganzheitliche<br />

Projekte zu initiieren, Modelle<br />

zur Existenzsicherung einzuführen, den<br />

Armen die Gute Botschaft zu bringen<br />

(Jesaja 61) und die Gesellschaft durch die<br />

Kraft des Heiligen Geistes zu verändern.<br />

Während der Vorbereitungen für das<br />

Projekt 25 schlug 2020 die Pandemie<br />

zu. Die Spenden brachen ein. „Können<br />

wir unseren Dienst überhaupt weiterführen?“,<br />

fragten sich die einheimischen<br />

Mitarbeitenden. Pastor Fred, der Leiter,<br />

war überzeugt: „Wenn Gott die neue Vision<br />

gutheißt, wird er uns weiterhin versorgen!“<br />

Glaube und Gebete wurden belohnt: am<br />

Ende des Jahres konnte BL 1000 Familien<br />

finanziell unterstützen. Zwei Jahre<br />

später waren vier neue Gemeinden gegründet.<br />

Sogar neue Mitarbeiter wurden<br />

angestellt.<br />

Einer davon ist<br />

ein junger Akademiker,<br />

Jonathan<br />

Dona. Er<br />

hat seinen „Bachelor<br />

of Science<br />

in Business Administration”<br />

mit<br />

magna cum laude<br />

abgeschlossen.<br />

magazin:entdecken<br />

Obwohl er selbst in Armut aufgewachsen<br />

ist, möchte er lieber Gott<br />

und den Armen dienen, als finanziell<br />

erfolgreich zu sein. Als Sozialarbeiter<br />

unterstützt er Jugendliche in der<br />

Nachfolge und prägt die lokale Gemeinschaft<br />

positiv.„Das Projekt 25 soll<br />

Gott ehren, auch wenn unsere Mittel<br />

begrenzt sind“, sagt Pastor Fred. „Wer<br />

kann uns im Gebet und finanziell unterstützen?“<br />

Bukang Liwayway wurde von OMF Missionaren<br />

gegründet. Heute ist die Arbeit<br />

vollständig in einheimischer Hand. Leiter<br />

ist Fred Dunggagon mit seiner Frau Mimi.<br />

Infos zum Patenschaftsprogramm:<br />

Pia.Moebus@omfmail.com<br />

10 11


magazin:<strong>erleben</strong><br />

magazin:<strong>erleben</strong><br />

Hoffnung<br />

für eine<br />

Zukunft<br />

am Meer<br />

Haken und Leine - das ist alles, was<br />

Felmar als Fischer braucht. Die kleinen<br />

Taifune, die seine Heimatinsel<br />

Samar hin und wieder streifen, fürchtet<br />

er nicht. Er liebt seinen Beruf und<br />

muss sich keine Gedanken über die<br />

Versorgung seiner Familie machen.<br />

Die Natur schlägt zu<br />

Das ändert sich schlagartig im November<br />

2013. Der schwere Taifun Yolanda<br />

fegt mit Urgewalt über die Insel und<br />

hinterlässt in einer einzigen Nacht<br />

Chaos und Zerstörung. Spenden<br />

überschwemmen das Land. Doch die<br />

Hilfsorganisationen können die ökonomische<br />

Krise nicht abwenden. Ehemalige<br />

Kokosbauern, deren Plantagen<br />

völlig verwüstet sind, wenden sich<br />

dem Fischfang zu. So wird der Wettbewerb<br />

groß und Felmars Einkommen<br />

klein. Hatte er vorher keine Probleme,<br />

seine Familie zu ernähren, macht er<br />

sich nun Sorgen, wie er sie über Wasser<br />

halten kann.<br />

Auch wenn sich OMF auf den<br />

<strong>Philippinen</strong> heute nicht mehr<br />

aktiv an Katastrophenhilfe beteiligt,<br />

werden Spenden gerne an<br />

erfahrene, einheimische Hilfsorganisationen<br />

weitergeleitet.<br />

Ganzheitliche Hilfe<br />

Gleichzeitig erfährt er direkte Hilfe.<br />

Das OMF-Projekt SAFE („Serving<br />

Affected Families Effectively“) stellt<br />

Baumaterial zur Verfügung, um sein<br />

Haus (und das vieler weiterer Menschen)<br />

wieder aufzubauen.<br />

Während der Bauphase werden die<br />

Betroffenen auch zu Bibelstunden<br />

eingeladen. Schon bald sind Felmar<br />

und seine Familie von der Botschaft<br />

so überzeugt, dass sie selbst Menschen<br />

einladen und diese Treffen weiterführen.<br />

So wird „Fischer Felmar“ gleichzeitig<br />

zu „Pastor Felmar“.<br />

Blick der Hoffnung<br />

Bis heute erlebt Felmar die Auswirkungen<br />

der Naturkatastrophe. Immer<br />

neue Taifune verschärfen die Schwierigkeiten.<br />

In all diesen Herausforderungen<br />

darf Pastor Felmar aber nun<br />

seinen Blick auf Gott lenken.<br />

Wenn er wieder einmal unterwegs ist,<br />

um Fische zu fangen, sieht er im Meer,<br />

den Felsen und dem Sturm nicht nur<br />

eine Bedrohung, sondern den Fingerabdruck<br />

des Schöpfergottes, der alles<br />

weise geordnet hat. Er sorgt sich weniger,<br />

wenn einmal keine Fische ins<br />

Netz gehen, um seine Familie zu ernähren.<br />

Weil Gott seine Schöpfung<br />

nicht im Stich lässt, wird er auch sie<br />

versorgen. Pastor Felmar durfte das<br />

am eigenen Leib erfahren und kann<br />

diese Liebe nun an andere weitergeben.<br />

12<br />

13


magazin:<strong>erleben</strong><br />

magazin:<strong>erleben</strong><br />

MINDANAO:<br />

SÄEN, OHNE<br />

ZU SEHEN<br />

Bekannt als Insel der Verheißung ist<br />

Mindanao in den <strong>Philippinen</strong> einzigartig.<br />

Aber die Freude über den<br />

Reichtum an Naturschätzen wird<br />

durch die Spannungen zwischen Islam<br />

und Christentum getrübt. Woher<br />

kommt das?<br />

Glauben trifft auf Glauben<br />

Malaiische Händler brachten den Islam<br />

im 13. Jahrhundert auf die südlichen<br />

Inseln. Als im 16. Jahrhundert<br />

die spanische Kolonialisierung<br />

begann und der Katholizismus ins<br />

Land kam, traf Glauben auf Glauben.<br />

Einige Filipinos konvertierten,<br />

was zu Unruhen führte.<br />

Um ihren Glauben zu verteidigen,<br />

gingen manche muslimische Filipinos<br />

zum Gegenangriff über. Die entstehende<br />

Feindseligkeit verschärfte<br />

sich und führte letztendlich zur<br />

politischen Trennung. Die Autonome<br />

Muslimische Region Mindanao<br />

(ARMM) wurde gegründet: das Zuhause<br />

eines Großteils der philippinischen<br />

Muslime.<br />

Der Reichtum und das Potenzial<br />

der Insel wurden unter den Machtkämpfen<br />

und politischen Spannungen<br />

begraben, so dass viel Armut<br />

herrscht. Ist Mindanao wirklich ein<br />

Ort der Verheißung?<br />

Von Mohammed zu Jesus<br />

Inmitten dieser Konfliktzone wuchs<br />

Amie auf. Ihr Schwager, ein engagierter<br />

Christ, machte sie mit Serve<br />

Asia-Kurzzeitern bekannt. Die Begegnung<br />

mit diesen „Christianos“<br />

brachte einige Klischees ins Wanken.<br />

„Um in den Himmel zu kommen,<br />

musst du an Isa al-Masih [Jesus,<br />

den Messias] glauben“, erklärte der<br />

Schwager. Isa al-Masih ist ein Prophet<br />

im Qur’an. Das überzeugte sie.<br />

So verehrte sie viele Jahre lang Isa<br />

al-Masih zusammen mit Mohammed<br />

und den anderen Propheten.<br />

Als sie zu studieren begann, fand<br />

Amie ein Zimmer bei Shar, einer<br />

christlichen Mitarbeiterin. Die beiden<br />

führten viele Gespräche über<br />

den Glauben und lasen gemeinsam<br />

in der Bibel.<br />

Gott spricht<br />

Eines Tages stieß Amie auf die Geschichte<br />

von Mose, wo Gott sich<br />

vorstellt: „Ich bin, der ich bin“ (2.Mo<br />

3,14). Diese Worte beunruhigten<br />

und faszinierten sie. Doch damit<br />

nicht genug. „Kann es nicht sein,<br />

dass Isa al-Masih (Jesus Christus)<br />

und Allah (Gott) dieselbe Person<br />

sind?“, fragte eine Bekannte. Amie<br />

war tief erschüttert. „Das ist doch<br />

Blasphemie!“, widersprach sie. Doch<br />

der Heilige Geist arbeitete an ihr.<br />

Nach vielen Gesprächen und zahllosen<br />

Gebeten entschied sie sich,<br />

Isa al-Masih zu gehorchen und sich<br />

taufen zu lassen.<br />

Gott steht zu seinen Versprechen.<br />

Sein Weg mit Amie dauerte zwölf<br />

Jahre. Viele Menschen waren beteiligt,<br />

bis sie eine Entscheidung traf.<br />

Auch wenn wir keine Hoffnung<br />

sehen für einen Ort wie Mindanao:<br />

Gott ist immer am Werk – radikal,<br />

aber meistens in kleinen Schritten<br />

– um seine Verheißung zu erfüllen!<br />

14<br />

15


magazin:<strong>erleben</strong><br />

magazin:<strong>erleben</strong><br />

Gemeindebau durch<br />

theologische Lehre<br />

Dreihundert Jahre Kloster, fünfzig<br />

Jahre Hollywood - so charakterisieren<br />

Filipinos die koloniale<br />

Vergangenheit ihres Landes unter<br />

Spanien (1542-1898) und den<br />

USA (1898-1946).<br />

Ein Überbleibsel ist die Rolle der englischen<br />

Sprache als Amts- und Unterrichtssprache.<br />

Auch an den theologischen<br />

Seminaren wird auf Englisch<br />

gelehrt. Deshalb sind die <strong>Philippinen</strong><br />

für angehende christliche Leiter aus<br />

Myanmar, Indonesien, Pakistan und<br />

anderen Ländern attraktiv.<br />

Ausbildung für ganz Asien<br />

Bennet kommt aus Indien. Als ich<br />

2005 an der Asia Graduate School of<br />

Theology (AGST) zum ersten Mal biblisches<br />

Aramäisch lehrte, saß er bei<br />

mir im Unterricht. Er war auch Teil<br />

der Studentengruppe, die sich bei uns<br />

zu Hause zum Austausch, Beten und<br />

Spielen traf. Sein Ziel war der Master<br />

of Theology. Als Bennet diesen erworben<br />

hatte, wurde er zuerst Dozent<br />

an einem theologischen Seminar in<br />

Indien. Seit seiner Promotion an der<br />

AGST berät er indische theologische<br />

Seminare in wissenschaftlichen und inhaltlichen<br />

Fragen.<br />

Ausbildung für die <strong>Philippinen</strong><br />

Theologische Bildung ist aber auch für<br />

die <strong>Philippinen</strong> selbst äußerst wichtig.<br />

Über 80 % der einheimischen Pastoren<br />

haben keine formelle biblische Ausbildung<br />

erhalten. Deshalb ist meine niederländische<br />

Kollegin Iljo de Keijzer in<br />

diesem Bereich aktiv: auf anschauliche<br />

Art und mit praktischen Übungen.<br />

Einer der Teilnehmer in ihrem Seminar<br />

war Ino. Als Pastor im Nebenberuf<br />

begann er seine Predigtvorbereitung<br />

oft erst samstags. Die Bibelverse<br />

und Illustrationen in seinen Predigten<br />

hatten keine klare Zielrichtung. Seit<br />

dem Besuch des Predigtkurses hat sich<br />

das geändert. Nun beginnt er schon<br />

dienstags mit der Vorbereitung. Seine<br />

Frau Juvy ist die erste Probehörerin.<br />

Ino schweift jetzt nicht mehr so viel<br />

ab. Die Beispiele sind nicht mehr nur<br />

lustige Geschichten, sondern bringen<br />

den Predigtinhalt auf den Punkt.<br />

Um gesund zu wachsen, brauchen Gemeinden<br />

ein solides biblisches Fundament.<br />

Ich bin froh, dass wir als OMF<br />

dazu beitragen können. Der Segen<br />

durch gut ausgebildete Pastoren wirkt<br />

auf den <strong>Philippinen</strong> und weit darüber<br />

hinaus auch in Länder hinein,<br />

in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt<br />

ist.<br />

Michael Malessa ist Theologe und promovierter<br />

Hebraist. Er unterrichtet biblische<br />

Sprachen und Altes Testament in<br />

Manila.<br />

16 Michael<br />

17<br />

Malessa


magazin:<strong>erleben</strong><br />

magazin:<strong>erleben</strong><br />

18<br />

Faith Academy:<br />

Eine Schule prägt<br />

fürs Leben<br />

Damit das Evangelium in Asien verbreitet<br />

und Gottes Reich gebaut wird,<br />

damit Schüler zu Nachfolgern Jesu<br />

werden und in der Nachfolge wachsen,<br />

existiert die Faith Academy.<br />

1957 wurde die Schule in Manila für<br />

eine Handvoll Missionarskinder gegründet.<br />

Sie wuchs so schnell, dass der<br />

Vorstand im Glauben ein großes Areal<br />

am Rand der Mega-City kaufte. Heute<br />

bietet die Schule 500 Kindern vom<br />

Kindergarten bis zur 12. Klasse Platz.<br />

Schüler ab der achten Klasse können<br />

in eines der drei Wohnheime ziehen,<br />

wenn ihre Eltern Gott in einem anderen<br />

asiatischen Land dienen. Dadurch<br />

sind etwa 20 Nationen auf dem Campus<br />

vertreten. Der Großteil der Kinder<br />

kommt aus den USA, Südkorea, China<br />

und von den <strong>Philippinen</strong>. 60 % der<br />

Schülerinnen und Schüler sind Missionarskinder.<br />

Alle Mitarbeiter der Schule, egal ob<br />

Lehrer, Angestellte oder Ehrenamtliche,<br />

haben Weltmission auf dem Herzen.<br />

Jüngerschaft ist im Schulleben<br />

fest verankert. Es ist ein Vorrecht, gemeinsam<br />

mit Jesus unterwegs zu sein<br />

und sich von ihm prägen zu lassen.<br />

Das geschieht durch täglichen Religionsunterricht,<br />

Jüngerschaftsgruppen,<br />

missionarische Einsätze in der Umgebung<br />

der Schule (Kinderstunden,<br />

Englischunterricht), Konzerte und auf<br />

Schulreisen.<br />

„Die Schule ist mein Zuhause,“ sagt<br />

Wonsuk aus Korea. Michael aus den<br />

USA ergänzt stolz: „Wir machen nicht<br />

nur Sport, sondern gewinnen auch<br />

Turniere.“ Lisa liebt das gemeinsame<br />

Musizieren. MeiYu aus China blüht<br />

im Theaterspielen auf. Chris von den<br />

<strong>Philippinen</strong>, der vor zehn Jahren Abi<br />

machte, betont: „Die Freundschaften<br />

von damals halten immer noch - überall<br />

auf der Welt!“<br />

Wegen des hohen Personalwechsels<br />

muss die Faith Academy jedes Jahr<br />

etwa 20 Stellen neu besetzen. Dafür<br />

werden missionarisch gesinnte<br />

Mitarbeiter gesucht: Lehrer für alle<br />

Fachrichtungen, Bibliothekare, Buchhalter,<br />

Medienleute, Jugendpastoren.<br />

Vielleicht ist die Schule etwas für dich<br />

oder jemanden, den du kennst?<br />

Informiere dich unter<br />

https://faith.edu.ph/serve/openings/.<br />

Anke Malessa<br />

EINSATZ-<br />

MÖGLICHKEIT<br />

Hast du Interesse, an der Faith Academy<br />

in Manila oder Davao City zu<br />

arbeiten? Auch wenn der Unterricht<br />

in englischer Sprache stattfindet empfehlen<br />

wir dir, schon ein Jahr vor deinem<br />

Einsatz zu kommen und in die<br />

philippinische Sprache und Kultur<br />

einzutauchen, damit du in der Gemeinde<br />

und in den Beziehungen, die<br />

du außerhalb der Schule pflegst, aufblühen<br />

kannst.<br />

19


magazin:<strong>erleben</strong><br />

magazin:<strong>erleben</strong><br />

Zwei arme Frauen:<br />

Vorbilder im<br />

Glauben<br />

Simon & Karen lebten von 2019 bis 2022<br />

auf den <strong>Philippinen</strong>. Ihr Herz schlägt<br />

für junge Menschen. Das führte sie zunächst<br />

als Lehrer an die Faith International<br />

Academy Davao und später in die<br />

Studentenarbeit auf der<br />

Insel Samar.<br />

„Seid ihr bereit, erneut aus eurer Komfortzone<br />

auszubrechen?“ Wir hatten uns<br />

in Davao auf Mindanao eingelebt, aber<br />

der Eindruck ließ uns nicht los, dass Gott<br />

uns zu einem Wechsel herausforderte.<br />

Es sollte in eine Gegend gehen, die als<br />

„Autobahn der Taifune“ bekannt ist.<br />

Als kleine Familie packten wir unsere<br />

Koffer und zogen in eine ländliche Dorfgemeinschaft<br />

mit 12 Familien und einem<br />

einheimischen Pastor mit Frau und Kindern.<br />

Unser Ziel: Herausfinden, wie OMF<br />

in dieser Region Christen unterstützen<br />

könnte.<br />

Freude statt Verzweiflung<br />

Beim Mittagessen lauschten wir Ate<br />

Elsas Lebensgeschichte. Ate Elsa ist<br />

eine laute, lebensbejahende, vierfache<br />

Mama. Sie erzählte uns von ihren<br />

Heausforderungen: wie sie als alleinerziehende<br />

Mama ihre Kinder großzieht,<br />

Geldsorgen, der Kampf um die<br />

Freilassung des Sohnes, der unschuldig<br />

im Gefängnis saß. Als wäre das nicht<br />

genug, berichtet sie vom verheerenden<br />

Taifun Yolanda, der 2013 über<br />

die Inselgruppe fegte. Nur durch ein<br />

Wunder Gottes überlebte die Familie.<br />

Wir staunten: Warum ist diese Frau<br />

nicht verbittert und verzweifelt? Warum<br />

ist sie so fröhlich und wiederholt immer<br />

wieder: „Gott ist gut!“?<br />

Ein Euro fehlt<br />

Rhea ist eine hart arbeitende, junge Mutter.<br />

Sie gönnt sich keine Pause, um Essen<br />

auf den Tisch zu bringen. Sonntag für<br />

Sonntag geht sie in die Kirche, um Gott<br />

anzubeten. Das ist ihr wichtig.<br />

Eines Abends stand Rhea vor unserer<br />

Hütte und rief leise durch die Ritzen:<br />

„Ate Karen, Ate Karen!“ Sie murmelte etwas<br />

von „Strom“. Zuerst dachten wir, es<br />

sei wieder einmal der Strom ausgefallen<br />

und suchten Kerzen für sie. Aber dann<br />

begriffen wir, dass sie Geld brauchte, um<br />

die Stromrechnung zu bezahlen.<br />

Betrag: ein Euro. Wir wurden traurig.<br />

Einen (1) Euro kann sie nicht auftreiben!<br />

Müde und erschöpft<br />

Wie sah unser Leben im Vergleich mit<br />

diesen Frauen aus? Zugegeben: Oft waren<br />

wir erschöpft und überfordert vom Leben<br />

unter diesen einfachen Umständen.<br />

Unsere Hütte war klein und bot kaum<br />

Privatsphäre. Die hygienischen Zustände,<br />

ständiger Regen, häufige Planwechsel<br />

forderten uns heraus. Uns brachten bereits<br />

alltägliche Aufgaben wie Einkaufen<br />

und Kochen an unsere Grenze.<br />

Schwach und unfähig fühlten wir uns.<br />

Hatten wir ein Recht, neben diesen Frauen<br />

zu jammern?<br />

In dieser Zeit arbeitete Gott an unseren<br />

Herzen. Er lehrte uns, dass es in Ordnung<br />

ist, zu SEIN. Wir müssen vor ihm nichts<br />

leisten oder performen. Er nimmt uns so<br />

an, wie wir sind, auch wenn wir manchmal<br />

am liebsten alles stehen und liegen<br />

lassen würden.<br />

Es tat gut, auch in der Dorfgemeinschaft<br />

SEIN zu dürfen, authentisch und echt.<br />

Gleichzeitig steckten uns diese Frauen<br />

mit ihrem großen Gottvertrauen an. Sie<br />

wurden Vorbilder für uns, unsere Hoffnung<br />

auf Gott zu setzen, trotz widriger<br />

Lebensumstände.<br />

Simon & Karen<br />

20<br />

21


magazin:entdecken<br />

MIGRATION:<br />

CHANCE &<br />

PROBLEM<br />

Filipinos sind flexibel, anpassungsfähig,<br />

sprachbegabt und deshalb in jedem<br />

Land dieser Welt zu finden. Viele zieht<br />

es als Wirtschaftsmigranten ins Ausland,<br />

um ihre Familien finanziell zu versorgen.<br />

2019 arbeiteten 2,2 Millionen<br />

Männer und Frauen als „Overseas Filipino<br />

Workers“ (OFW) außerhalb ihrer<br />

Heimat.<br />

Viele dieser Migranten sind dynamische,<br />

evangelistische Christen. Sie finden<br />

auch in solchen Ländern Arbeit,<br />

in denen es traditionellen Missionaren<br />

nicht erlaubt ist, einzureisen. Dort bezeugen<br />

sie Jesus, indem sie gute Arbeit<br />

leisten und ihren Glauben teilen. Einige<br />

philippinische Gemeinden senden ihre<br />

Mitglieder deshalb bewusst als „Missionare“<br />

in ihr Einsatzland aus.<br />

Durch die Migrationsbewegung schafft<br />

Gott neue Wege, sein Evangelium auszubreiten<br />

- durch Fachkräfte, die selbst<br />

für ihren Lebensunterhalt aufkommen.<br />

Globale Herausforderungen werden zu<br />

Gottes Möglichkeiten.<br />

Trotzdem dürfen wir nicht die Augen<br />

vor der Not der globalen Wanderarbeiter<br />

verschließen.<br />

magazin:entdecken<br />

Unsichtbar und beiseitegestellt<br />

Viele Migranten sind gut ausgebildet<br />

und spielen in Familie und Gesellschaft<br />

eine herausragende Rolle. Im fremden<br />

Land verschwinden sie aber in den<br />

Häusern anderer Menschen, in Krankenhäusern,<br />

Pflegeheimen oder Fabriken.<br />

Oft als bloße Objekte betrachtet,<br />

dienen sie den Interessen des Ziellandes,<br />

ohne Rücksicht auf die persönliche<br />

Entmachtung, die dies bedeutet.<br />

Ausgeliefert und ausgenutzt<br />

Hausangestellte sind anfällig für Missbrauch,<br />

da sie von ihren Arbeitgebern<br />

abhängig sind und weder über einen<br />

eigenen privaten Raum verfügen noch<br />

Kontrolle über ihre Zeit haben. Als<br />

Ausländer auf der untersten wirtschaftlichen<br />

und sozialen Stufe sind sie<br />

Vorurteilen ausgesetzt. Und als nur vorübergehend<br />

anwesende Personen sind<br />

sie in vielen Ländern rechtlich kaum<br />

vor Ausbeutung geschützt.<br />

Getrennt und verletzt<br />

Wenn Elternteile im Ausland leben,<br />

werden die Kinder vom zurückbleibenden<br />

Elternteil oder von Verwandten<br />

aufgezogen. Dies löst emotionalen Stress<br />

aus: Schuldgefühle bei den Eltern, Unsicherheit<br />

und Einsamkeit bei den Kindern<br />

und emotionale Distanz zwischen<br />

Eltern und Kindern. Dies trifft besonders<br />

dann zu, wenn Mütter ins Ausland<br />

gehen. Mehr als fünfzig Prozent der<br />

OFWs sind Frauen. Daraus ergibt sich<br />

ein Konflikt zwischen der wirtschaftlichen<br />

Sicherheit der Familie und ihrem<br />

psychologischen Wohlbefinden.<br />

22<br />

23


magazin:entdecken<br />

magazin:<strong>erleben</strong><br />

Braindrain durch Abwanderung<br />

Auf nationaler Ebene bedeutet die Abwanderung<br />

von Lehrern, Ärzten, Krankenschwestern<br />

und Ingenieuren einen<br />

massiven Fachkräftemangel. Dies ist<br />

tragisch, denn in vielen Dörfern auf den<br />

<strong>Philippinen</strong> sind die medizinischen Einrichtungen<br />

unterbesetzt. Die Entwicklung<br />

der lokalen Wirtschaft ist auf kluge<br />

Köpfe angewiesen.<br />

Zuwendung und Gerechtigkeit<br />

Wie antworten wir als Nachfolger Jesu<br />

auf diese Herausforderungen?<br />

In Ländern mit ausgeprägter Arbeitsmigration<br />

kann die Kirche mithelfen,<br />

eine Zukunft im eigenen Land zu ermöglichen,<br />

zum Beispiel, indem sie sich für<br />

faire Arbeitsbedingungen und gerechte<br />

Löhne einsetzt.<br />

Wir in Deutschland dürfen Jesus darum<br />

bitten, dass er uns hilft, Migranten mit<br />

seinen Augen zu sehen und ihre Verletzungen<br />

wahrzunehmen. Er kennt die<br />

Notlage der Wanderarbeiter und sorgt<br />

sich um die ausgegrenzten, unsichtbaren,<br />

vergessenen Menschen. Wir können auf<br />

sie zugehen, sie in unseren Gemeinden<br />

willkommen heißen und ihnen so ein<br />

Stück Heimat geben.<br />

Dieser Artikel fasst einige Aspekte<br />

zusammen, die Athena E. Gorospe,<br />

Professorin am Asian Theological<br />

Seminary in Manila in ihrem Aufsatz:<br />

„Case Study: Overseas Filipino<br />

Workers“ dargestellt<br />

hat.<br />

Original-Aufsatz<br />

„When everyone’s a winner“ –<br />

unter diesem Slogan wirbt die<br />

Deutsche Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit<br />

(GIZ) Krankenschwestern aus<br />

dem Ausland an, auch auf den<br />

<strong>Philippinen</strong>.<br />

KRANKENSCHWESTER<br />

IM FREMDEN LAND<br />

Rochelle lebt seit September<br />

2022 in der Nähe von Frankfurt<br />

und arbeitet dort in einer<br />

Neurologischen Klinik.<br />

24<br />

25


magazin:<strong>erleben</strong><br />

magazin:<strong>erleben</strong><br />

Frage: Wie ist dein beruflicher<br />

Werdegang?<br />

Rochelle: Mit 20 Jahren schloss ich auf<br />

den <strong>Philippinen</strong> meine Ausbildung als<br />

Krankenschwester ab. Anschließend<br />

arbeitete ich neun Jahre in Saudi-Arabien.<br />

Dort lernte ich meinen Mann kennen,<br />

auch ein Overseas Filipino Worker<br />

(OFW). Als ich schwanger wurde,<br />

kehrten wir 2019 zusammen auf die<br />

<strong>Philippinen</strong> zurück.<br />

Hast du dort wieder als<br />

Krankenschwester gearbeitet?<br />

Nein, ich war zuerst Vollzeitmutter. Es<br />

dauerte aber nicht lange, bis mich eine<br />

Agentur kontaktierte und fragte, ob ich<br />

gerne in Deutschland arbeiten wolle.<br />

Wolltest du?<br />

Ich wollte es zumindest probieren und<br />

begann, die Sprache zu lernen. In meiner<br />

Klasse waren etwa 20 Studenten.<br />

Der Unterricht fand aber wegen Corona<br />

nur online statt. Neben der Sprache<br />

bekamen wir auch Einblicke in die<br />

deutsche Kultur.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Die Agentur organisierte ein Online-<br />

Vorstellungsgespräch mit meinem<br />

jetzigen Arbeitgeber. Dann ging alles<br />

ziemlich schnell. Meine Qualifikation<br />

wurde anerkannt und ich bekam eine<br />

Arbeitserlaubnis. Darin sehe ich Gottes<br />

Hand, denn einige meiner Freundinnen<br />

warten immer noch auf ihre Papiere.<br />

War es schwer, deine Familie<br />

zurückzulassen?<br />

Ja, sehr schwer! Mein Kind wächst jetzt<br />

bei meinem Mann und meinen Eltern<br />

auf. Ich bin aber froh, dass wir täglich<br />

über Videocalls in Kontakt sind. Bei<br />

meinem Vater war das damals noch<br />

anders. Auch er arbeitete als OFW<br />

in Saudi-Arabien. Alle zwei Wochen<br />

schickten wir uns Videokassetten mit<br />

persönlichen Nachrichten zu.<br />

Warum hast du entschieden,<br />

wieder ins Ausland zu gehen?<br />

Der Hauptgrund ist, dass ich hier gut<br />

verdiene und meine Familie finanziell<br />

unterstützen kann. Ich glaube aber<br />

auch, dass Gott einen Plan für mich hat,<br />

warum ich hier bin.<br />

Kann deine Familie eines Tages<br />

nachkommen?<br />

Ja, hoffentlich. Uns wurde zugesagt,<br />

dass mein Mann hier auch arbeiten<br />

kann. Er ist Projektleiter im Baubereich.<br />

Wie geht es dir als Ausländerin<br />

im Krankenhaus?<br />

Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Allerdings<br />

verstehe ich nicht immer alles,<br />

vor allem, wenn die Ärzte oder Patienten<br />

Dialekt sprechen. Oft reden<br />

sie sehr schnell, dann muss ich raten,<br />

was sie meinen. Was vielen Filipinos<br />

schwerfällt, ist die deutsche Direktheit.<br />

Wir wurden zwar auf der<br />

Sprachschule darauf vorbereitet, aber<br />

wenn man es selbst erlebt, kann das<br />

ein Schock sein. Manche werden depressiv<br />

und überlegen, ihren Einsatz<br />

abzubrechen. Da ist Unterstützung<br />

von Gleichgesinnten sehr wichtig.<br />

Gehst du in eine Gemeinde?<br />

Ja, ich gehe in eine deutsche Gemeinde,<br />

auch wenn ich von der Predigt<br />

nicht viel verstehe. Nach dem Gottesdienst<br />

versuche ich, mit den anderen<br />

zu reden. Aber es gibt leider nicht<br />

viele gemeinsame Themen. Trotzdem<br />

halte ich durch, damit mein Deutsch<br />

besser wird und ich Freunde finde.<br />

Was gefällt dir an Deutschland?<br />

Die Landschaft ist wunderschön. Für<br />

viele Deutsche ist die Familie sehr<br />

wichtig - sonntags macht man gemeinsame<br />

Ausflüge. Was mir auch<br />

auffällt: man ernährt sich hier sehr<br />

gesundheitsbewusst.<br />

26<br />

27


magazin:einsteigen<br />

CHICKEN<br />

ADOBO<br />

Das Nationalgericht der <strong>Philippinen</strong>.<br />

ZUBEREITUNG<br />

Hühnerfleisch in mundgerechte Stücke schneiden und 30 Minuten<br />

in Sojasoße ziehen lassen. Fleisch mit Öl, Knoblauch, Zwiebel und<br />

Ingwer anbraten. Restliche Sojasoße dazugeben und mit Wasser 30<br />

Minuten leicht köcheln lassen.<br />

Braunen Zucker, Pfeffer, Lorbeerblätter, Essig und Kartoffelstücke<br />

hinzugeben. Nach 5 Minuten Kochbanane hinzufügen. Falls man<br />

nur eine normale Essbanane hat, erst kurz vor dem Genießen ins<br />

Adobo schneiden, weil sie sonst verkocht.<br />

magazin:einsteigen<br />

Abschmecken. Der Geschmack sollte „leicht süßlich mit Pfiff“ sein.<br />

Eventuell etwas Salz hinzufügen. Falls die Soße zu flüssig erscheint,<br />

ein wenig Soßenbinder benutzen. Im Original ist die Soße recht flüssig.<br />

ZUTATEN<br />

(für 4 Personen)<br />

Reis aufsetzen, wenn das Fleisch angebraten wird. Gemüse ca. 10<br />

Minuten vor Ende der Adobo-Kochzeit mit Öl und etwas Knoblauch<br />

leicht anbraten und dann köcheln lassen.<br />

GUTEN<br />

APPETIT<br />

• 500 g Hühnerfilet<br />

(oder 600 g mit Knochen, für<br />

den Geschmack)<br />

• 1-2 Sayote<br />

(alternativ 1-2 Kohlrabi oder<br />

grüne Bohnen)<br />

• 4 Knoblauchzehen,<br />

klein geschnitten<br />

• 1-2 Zwiebeln (weiß oder rot),<br />

klein geschnitten<br />

• Etwas Ingwer (ca. 6 dünne<br />

Scheibchen)<br />

• 6 EL Sojasoße<br />

• 5-6 EL Öl<br />

(Raps- oder Sonnenblumenöl)<br />

• 700 ml Wasser<br />

• 2 Kartoffeln,<br />

in Stücke geschnitten<br />

• 2-3 EL brauner Zucker<br />

• Scharzer Pfeffer<br />

• 3 Lorbeerblätter<br />

• 2 EL Essig, mild<br />

• 2 Kochbananen, reif (!),<br />

in Stücke geschnitten<br />

(alternativ 1 normale Banane)<br />

• 250-300 g Reis<br />

(gerne weich gekocht)<br />

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29


magazin:einsteigen<br />

magazin:einsteigen<br />

EINSTEIGEN UND AKTIV WERDEN<br />

GO<br />

Selber gehen<br />

In den Armenvierteln brauchen wir Fachkräfte<br />

wie Ernährungsberater, Mediziner, Alphabetisierungslehrer<br />

und Entwicklungshelfer. Um<br />

das Evangelium im Kontext von Ungerechtigkeit<br />

und Armut weitergeben zu können, pflegen<br />

wir einen nahbaren, inkarnatorischen<br />

Lebensstil und erarbeiten Lösungsansätze im<br />

philippinischen Kontext.<br />

Für die Schulung christlicher Leiter suchen wir<br />

Theologen mit Erfahrung im Umgang mit Leid<br />

und Trauer, die Menschen ohne höhere Schulbildung<br />

helfen, das Wort Gottes zu verstehen<br />

und in ihrem schwierigen Kontext anzuwenden.<br />

Sie müssen mit dem Evangelium der Hoffnung<br />

und einer Theologie der Vergebung vertraut<br />

sein.<br />

Lehrer und andere Fachkräfte an<br />

der Faith Academy in Manila oder<br />

Davao City.<br />

Mehr Einsatzmöglichkeiten unter<br />

www.opportunities.omf.org.<br />

PRAY<br />

Betend begleiten<br />

5x5x5-Gebet: fünf Minuten, fünf Tage, fünf<br />

Themen. Gebet bewirkt Veränderung - sei auch<br />

du mit dabei.<br />

Zur vierseitigen PDF-Datei:<br />

https://555-philippinen.omf.de<br />

SEND<br />

Andere senden<br />

Mission ist Teamarbeit. Motiviere Menschen,<br />

Gott für kürzere oder längere Zeit auf den<br />

<strong>Philippinen</strong> zu dienen. Gewinne deine Gemeinde<br />

als Sendungsbasis für Missionare.<br />

Wir unterstützen dich gerne dabei.<br />

WELCOME<br />

Andere willkommen heißen<br />

Auch in deiner Umgebung gibt es bestimmt<br />

Overseas Filipino Workers (siehe S. 22-27).<br />

Gehe auf sie zu, schenke ihnen deine Zeit und<br />

gib ihnen eine Heimat in der Fremde.<br />

MOBILIZE<br />

Andere motivieren<br />

Möchtest du andere mit deinem Anliegen für<br />

die <strong>Philippinen</strong> anstecken? Gib dieses Heft<br />

„OMF Magazin - Phillipinen“ weiter und ermutige,<br />

mit OMF in Kontakt zu treten.<br />

IMPRESSUM<br />

OMF International<br />

Deutschland e.V.<br />

Am Flensunger Hof 12<br />

35325 Mücke<br />

Tel: 06400/900-55<br />

E-Mail: de@omfmail.com<br />

www.omf.de<br />

Bankverbindung:<br />

Sparkasse Oberhessen<br />

IBAN: DE7651 8500 7903<br />

5000 5161<br />

BIC: HELADEF1FRI<br />

Online-Spenden:<br />

omf.org/de/spenden<br />

Redaktion:<br />

Joachim König und Team<br />

Layout: Nicole Sorg<br />

OAM MAGAZIN erscheint<br />

3 mal im Jahr.<br />

Diese Ausgabe: September 2023<br />

Auf 100 % FSC zertifiziertem<br />

Recyclingpapier gedruckt.<br />

30<br />

31


Heart for Asia.<br />

Hope for Billions.<br />

Wir arbeiten mit 2.100 hauptund<br />

ehrenamtlichen Mitarbeitenden<br />

aus 40 Nationen in<br />

Ostasien und unter Ostasiaten<br />

weltweit, damit unter allen<br />

Völkern Ostasiens einheimische,<br />

biblische Gemeinde- und Missionsbewegungen<br />

entstehen.<br />

Damit Gott angebetet wird, verkünden<br />

wir das Evangelium auf kulturell relevante<br />

Weise durch Wort und Tat, in Kurz- und Langzeit,<br />

als Missionar oder Fachkraft, in Partnerschaft mit<br />

Kirchen und Gemeinden.<br />

In Deutschland bieten wir auch viele Möglichkeiten<br />

der ehrenamtlichen Mitarbeit.<br />

„Have Faith in God!“<br />

Vertraue Gott! Dieser Leitsatz unseres Gründers<br />

Hudson Taylor für sein Leben und die China Inland Mission<br />

(jetzt OMF) prägt auch heute noch unsere Arbeit.<br />

OMF Deutschland gehört zur Arbeitsgemeinschaft<br />

evangelikaler Missionen (AEM).<br />

omf.de<br />

@omf.de<br />

fb.com/omf.de<br />

youtube.com/go4jesus

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