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RELI-ANSICHTEN

Interview- und Porträtband zum Thema Religionsunterricht – Autoren: Beate Haude & Michael Irmscher – Hardcover, 200 x 266 mm, 118 Seiten, 1. Aufl. 2020, 2. Aufl. 2023

Interview- und Porträtband zum Thema Religionsunterricht –
Autoren: Beate Haude & Michael Irmscher –

Hardcover, 200 x 266 mm, 118 Seiten,
1. Aufl. 2020, 2. Aufl. 2023

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Reli ANSICHTEN



Reli

ANSICHTEN

KONZEPT

BEATE HAUDE

FOTOS

MICHAEL IRMSCHER

EVANGELISCHES SCHULREFERAT WUPPERTAL

2020


Reli. Ein besonderes Fach

Ist „Reli“, also der konfessionell organisierte Religionsunterricht, noch

zeitgemäß, angesichts zunehmender religiöser Vielfalt und abnehmender

Zahlen christlicher Kirchenmitglieder? Eine Thematik, die uns im

Schulreferat des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal sehr vertraut

ist. Vor diesem Hintergrund schien es mir wichtig, von den Akteuren

selber – LehrerInnen wie SchülerInnen – zu erfahren, wie sie ihren Religionsunterricht

sehen bzw. erlebt haben, und dies in Wort und Bild

festzuhalten.

Die Teilnahme an diesem Projekt war offen für alle Interessierte und

ergab sich aus den beruflichen Kontakten ins Schulreferat, einem Aufruf

zum Mitmachen in unseren Mitteilungsorganen sowie bei den

Ex-SchülerInnen aus der direkten Anfrage durch die LehrerInnen. Die

insgesamt zweiundzwanzig TeilnehmerInnen sind überwiegend evangelisch,

einige aber auch katholisch, muslimisch oder jüdisch. Die meisten

Lehrenden sind im aktiven Dienst, einige schon im Ruhestand.

Von Dezember 2017 bis Mai 2020 fanden in Begleitung des Fotografen

Michael Irmscher die Treffen mit den elf LehrerInnen und ihren Ex-SchülerInnen

statt. Bei diesen Terminen ging es neben den Porträtaufnahmen

darum, von den Beteiligten im Gespräch zu erfahren, was ihren

Religionsunterricht charakterisiert bzw. charakterisiert hat. Treffpunkt

dieser Begegnungen waren vorzugsweise Orte, an denen Reli stattfindet,

also Schulen, aber auch Kirchen, Synagogen oder Gemeindezentren;

gelegentlich fanden sie in einer Privatwohnung oder am Arbeitsplatz

statt. Ein ungeplanter Nebeneffekt dieser Treffen war in einigen

Fällen ein freudiges Wiedersehen der beiden Interviewten nach vielen

Jahren. Die Antworten der Befragten haben je nach Persönlichkeit unterschiedliche

Textformen und Längen angenommen: als Interview, als

Gesprächsaufzeichnung oder als eigens verfasster Text. Im vorliegenden

Band werden die Ansichten der TeilnehmerInnen zunächst in elf

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Lehrer-Schüler-Gruppierungen präsentiert, und zwar pointiert als Kurzzitat

plus Einzelporträt, das Interesse wecken soll für die vollständigen

Antworten, die sich dann kombiniert mit Doppelporträts im zweiten

Teil finden.

Mein Resümee: Der Religionsunterricht ist ein weithin unterschätztes

Fach. In seiner enormen Vielfalt zwischen hermeneutischem Unterricht

und einem Forum der Offenheit und Begegnung, zwischen tiefer Religiosität

und Skepsis, zwischen der vertrauten Lernumgebung und der

Nutzung außerschulischer Lernorte, zwischen Fragen und prägenden

Texten stellt sich der Religionsunterricht als wichtiges Bildungserlebnis

dar. Das umfasst auch die Bildung einer eigenen Persönlichkeit, die in

allen Fällen von den SchülerInnen mit der Person der Religionslehrerin

bzw. des Religionslehrers in Verbindung gebracht wird.

Doch wie geht es nun weiter? Nicht nur wegen der sinkenden Zahlen

konfessionell gebundener SchülerInnen und der kleiner werdenden

Kirchengemeinden lässt der Rückenwind für den Religionsunterricht

nach. Er wird auch organisatorisch bei Schulleitungen zuweilen kritisch

beäugt. Also stattdessen eine Art Ethikunterricht für alle?

Wir meinen: Die Konfession, das Bekenntnis zu etwas, ist nicht notwendigerweise

ideologisch problematisch. Es schafft auch Transparenz und

Ehrlichkeit im Diskurs. „Reli“ als einziges Fach, in dem man sich offen zu

dem bekennen darf, auf das man vertraut, ist im Schulkontext ein Juwel.

Wie auch immer der Religionsunterricht weiterentwickelt werden

wird: Konfessionalität sollte in dem hier gezeigten Sinne positiv gewürdigt

werden. Das dürfte gerade auch im Dialog der Konfessionen und

Religionen gelingen.

Beate Haude

5





Ich arbeite gern in einem Sitzkreis, in dem

jeder den anderen wahrnehmen kann. Für mich

ist Offenheit sehr wichtig, Offenheit für die

besondere Persönlichkeit des Anderen, aber auch

für dessen eigene Religiosität.

Mona Salem, Lehrerin für Evangelische Religion


Auf meinen Religionsunterricht habe ich mich

immer unheimlich gefreut. Wir haben viel

miteinander gesprochen und dort herrschte

eine besondere Atmosphäre.

Elif Önel, Lehramtsstudentin






Ich erinnere mich besonders gern an die

Ausflüge, die wir gemacht haben. Unser

Unterricht funktionierte nicht so, dass ein

Arbeitsblatt nach dem anderen bearbeitet

wurde, sondern wir haben zum Beispiel beim

Thema „Islam“ eine Moschee besucht.

Leonie Sondern, Abiturientin


Neben Grundlagen christlichen Glaubens

und der Beschäftigung mit Fragen der

Lebensgestaltung und Identitätsfindung war es

mir auch wichtig, den Schülerinnen und Schülern

Sinn für soziales Handeln zu vermitteln und

dies praktisch umzusetzen.

Gerlinde Brauers, pens. Lehrerin für Evangelische Religion






Eigentlich haben mich die Kinder aus der

ehemaligen UdSSR zu der Lehrerin gemacht, die

ich heute bin. Sie kamen mit vielen Fragen

und eher Vorbehalten gegenüber der jüdischen

Religion, denn diese Kinder hatten in ihrem

Heimatland erlebt, dass man eher benachteiligt

wird, wenn man jüdisch ist.

Tamara Guggenheim, Lehrerin für Jüdische Religion


Der Religionsunterricht hatte alle erdenkbaren

wichtigen Themen, die wir durchdiskutierten.

Es gab keine Paukerei, sondern Diskussion,

kreative Phasen, spirituelle Vertiefung.

Liora Dorn, Studentin der Zahnmedizin






Mir war immer wichtig, den Kern dessen, was

biblische Geschichten erzählen, suchen zu

lassen. … Oft haben mich ungewöhnliche

Gedanken von SchülerInnen begeistert.

Beate Haude, Schulreferentin im Ev. Kirchenkreis Wuppertal


Warum stehen wir gerade alle mit steifem

Nacken auf dem Schulhof und starren in die

Krone dieser Linde? Ich erinnere mich an die

Fragen, weil ich die Antworten immer wieder

als ungewöhnlich, durchdacht, provokant, oder

einfach tief ehrlich empfunden habe.

Marcus Zibrowius, Professor für Mathematik, Uni Düsseldorf






Kreativität, Lebensnähe, Fröhlichkeit, Musik,

Herzlichkeit. … Mir ist wichtig, dass die

Schülerinnen und Schüler in Glaubensfragen

sprachfähig werden.

Britta Scholz, Pfarrerin u. Lehrerin für Evangelische Religion


Ein Ort der Freiheit. Ein Ort, an welchem wir

im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und

die Welt diskutieren und uns dabei über unsere

verschiedenen Ansichten austauschen konnten.

Leslie Stracke, Journalismusstudentin






Die Fragen meiner Schüler habe ich immer sehr

ernst genommen. Wenn ich wusste, was die

jungen Leute bewegte, habe ich in der Bibel nach

Antworten geforscht. Ich glaube, ich habe in dem

Unterricht mehr gelernt als meine Schüler.

Veronika Poestges, pens. Pfarrerin und Lehrerin für Ev. Religion


Heute wundere ich mich, wieviel Theologie

wir im Religionsunterricht gemacht haben.

Vieles konnte ich gut brauchen, als ich dann

Theologie studierte.

Ralf Peter Reimann, Pfarrer und Diplom-Informatiker






Ich möchte einen Religionsunterricht, der Kraft

und Energie besitzt, der anspricht, der auf

Vernunft, Gerechtigkeit und Verständigung

abzielt. … Erfahren, verstehen und handeln,

das macht den Kern des Religionsunterrichts aus.

Birgit Koch-Dannert, Lehrerin für Evangelische Religion


Aber ich erinnere mich noch genau an die

Atmosphäre des Religionsunterrichts, die uns

erlaubte, religiöse Fragen zu besprechen, über

Ethik und politisches Handeln der Kirche

nachzudenken und ganz Persönliches

einzubringen.

Hieu Hang Chung, Unternehmensberater






In Religion war es mir wichtig, dass die

gegenseitige Achtung auch für die galt, die der

Religion kritisch gegenüber standen. Es sollte nicht

nur der Intellekt, sondern der ganze Mensch

angesprochen werden, in seiner Haltung, seiner

Emotionalität, seinen Handlungen.

Helga Leckebusch, pens. Lehrerin für Evangelische Religion


Man könnte sagen, dass meine Lehrerin die

Themen des Religionsunterrichts durch ihre

Persönlichkeit bei uns aufgeschlossen hat,

die geistlichen und die weltlichen.

Jessica Heynen, Sozialpädagogin






Zuhören, Spielen, Lachen, offene Gespräche,

gemeinsames Nachdenken. Zwei der größten

Gaben Gottes an uns sind die Dankbarkeit

und die Freude. Dass die Kinder etwas davon

verstehen, ist mein Wunsch.

Helga Hoppe, Pens. Lehrerin für Evangelische Religion


Frau Hoppe hat mit großer Liebe unterrichtet.

Sie war offen für alle Fragen und stellte sich

jeder Diskussion mit der ihr anhaftenden

Fröhlichkeit.

Elke Voß, Betreuerin an Demenz erkrankter Menschen






Mir ist immer wichtig gewesen, sich im

Religionsunterricht Zeit zu nehmen, Zeit für

die Fragen der Kinder. … Mir ist es wichtig zu

vermitteln, dass die Bibel ein Glaubensbuch ist

und nicht ein Geschichtsbuch.

Hildegard Häger, Lehrerin für Katholische Religion


Wir hatten eine sehr entspannte Atmosphäre

im Religionsunterricht. … Wir konnten uns

dort mehr einbringen als anderswo und der

Unterricht hat unheimlich viel gebracht.

Johanna Nolte, angehende Bauzeichnerin






Die Emotionen, die dort vorkommen dürfen.

Meine Schülerinnen und Schüler dürfen und

sollen sagen können, was Sie berührt und

beschäftigt. Sie haben oft eine besondere

Geschichte und viele erleben sich als Fremde,

nicht nur in ihrem Glauben, sondern auch in

ihrem Alltag.

Mohammed El Kadiri, Lehrer für Islamischen Religion


Bildung für uns alle. Herr El Kadiri hat uns

den Sinn des Koran und unserer Religion

nahegebracht. … Das Wichtigste aber war

unser Respekt vor der Persönlichkeit unseres

Lehrers. … Er ist bis heute mein Vorbild.

Mourad Haddouch, CNC-Programmierer




Was charakterisiert(e)

Ihren Religionsunterricht?

Interviews - Gesprächsnotizen - Texte




Mona Salem

Lehrerin für Evangelische Religion an der Realschule Leimbacher

Straße, Wuppertal

BH: Mona, was charakterisiert speziell deinen Religionsunterricht?

MS: Es ist vor allem die Zeit, die ich den Kindern einräume. Im gehetzten

Alltag lege ich großen Wert auf Atmosphäre, bevor wir zu arbeiten

beginnen. Ich sorge dafür, dass alle zur Ruhe finden und unterbinde

zum Beispiel Gelächter oder anderes, was andere Kinder verletzen

könnte. Ich arbeite gern in einem Sitzkreis, in dem jeder den anderen

wahrnehmen kann. Für mich ist Offenheit sehr wichtig, Offenheit für

die besondere Persönlichkeit des Anderen, aber auch für dessen eigene

Religiosität. Ich selbst bin offen auch für Misstrauische oder Leute

die mit dem Glauben Schwierigkeiten haben.

BH: Was unterrichtest du gern?

MS: Besonders gern habe ich die Wundergeschichten Jesu als Thema.

Das sind Geschichten, die erstens schon für sich spannend sind, zweitens

aber den Kindern verdeutlichen, wo so etwas auch in ihrem Leben

vorkommen kann. Mir ist die Bildung von Empathiefähigkeit bei

den Kindern sehr wichtig. Zum Beispiel mit der Geschichte von der gekrümmten

Frau: wie ist das, wenn man so gekrümmt ist, was empfindet

man da? Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich in eine solche

Frau hineinzuversetzen. Sehr gern arbeite ich auch mit diakonischen

Einrichtungen zusammen, bei entsprechenden Themen. Dann gehen

sie in Einrichtungen, wo die Schülerinnen und Schüler selbst eine Zeit

lang mitarbeiten und einen ganz anderen Blick für die Menschen und

Dinge bekommen.

BH: Gibt es etwas, das du ungern unterrichtest?

MS: Alles, was eigentlich nur eine mechanische Arbeit ist, zum Beispiel

das Suchen von Bibelstellen, um die Bibel kennenzulernen. Ich meine,

das kommt von selbst, wenn man sich inhaltlich mit der Bibel auseinandersetzt.

Fleißaufgaben wie das Heraussuchen von Versen sind nicht

dazu geeignet, die Bibel kennenzulernen.

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BH: Du hast schon einige Methoden genannt, mit denen du gern arbeitest.

Willst du mehr darüber sagen?

MS: Wenn wir zum Beispiel über Schöpfung arbeiten, gehe ich gern

mit den Kindern raus. Oder wir machen Collagen. Bei diakonischen

Themen mache ich viel mit erweiterten Rollenspielen, aber ich arbeite

auch gern mit Standbildern, Phantasiereisen oder andere Methoden,

mit denen man sich in andere einfühlen kann. Es ist wichtig zu lernen,

was ein anderer denken oder fühlen könnte. Das ist auch das Problem

bei zu großen Gruppen: manchmal muss man aus Not drei Klassen zusammenlegen,

weil die Anzahl der evangelischen Kinder kleiner wird.

Dann hat man insgesamt eine riesige Gruppe und kann so was nicht

mehr machen.

BH: Was sollte bei deinen Schülerinnen und Schülern am Ende ihrer

Schulzeit aus deinem Religionsunterricht hängengeblieben sein?

MS: Die Goldene Regel. Ganz klar. Das soll sich auch im Handeln zeigen.

BH: Wie war dein eigener Religionsunterricht?

MS: Langweilig. Ich habe nie verstanden, was die Bibel mit meiner Welt

zu tun hatte. Das war mir alles zu starr.

Elif Önel

Lehramtsstudentin, ehem. Schülerin von Mona Salem

Auf meinen Reliunterricht habe ich mich immer unheimlich gefreut. Wir

haben viel miteinander gesprochen und dort herrschte eine besondere

Atmosphäre. Wir durften öfter Referate halten und ich habe über meine

eigene Religion, den Islam, referiert. Alle waren sehr interessiert und ich

habe das richtig gern gemacht. Wir haben aber auch über persönliche

Dinge gesprochen. Frau Salem haben wir richtig geliebt. Sie hat sich

für uns eingesetzt und wir hatten ungewöhnlich guten Kontakt zu ihr.

Als sie ihr Baby bekam, haben wir eine Babyparty für sie gemacht, von

der sie nichts gewusst hatte: alle haben etwas mitgebracht, etwas zu

essen oder zu trinken und wir haben dann zusammen ihr Baby gefeiert.

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Leonie Sondern

Leonie Sondern, Abiturientin, ehem. Schülerin von Gerlinde Brauers

Unser Religionsunterricht hatte eine besondere, gute Atmosphäre, es

hat Spaß gemacht, dort zu lernen. Natürlich hat Frau Brauers uns Vorgaben

gemacht, aber unsere Wünsche wurden berücksichtigt. So war

unser Reliunterricht sehr abwechslungsreich und ich erinnere mich besonders

gern an die Ausflüge, die wir gemacht haben. Unser Unterricht

funktionierte nicht so, dass ein Arbeitsblatt nach dem anderen bearbeitet

wurde, sondern wir haben zum Beispiel beim Thema „Islam“ eine

Moschee besucht. Davon habe ich viel mitgenommen. Frau Brauers

war der Reliunterricht wichtig, sie war authentisch. Als wir klein waren,

haben wir mit ihr sogar Kirchenlieder gesungen. Das alles wirkte sehr

echt. Herzlich und ohne Zwang.

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Gerlinde Brauers

Pensionierte Lehrerin für Evangelische Religion an der Friedrich-Bayer

Realschule, Wuppertal

Wenn ich daran zurückdenke, was meinen Religionsunterricht charakterisiert

hat, dann waren es vor allem gegenseitige Wertschätzung, Offenheit

für Fragen und Themen der Schülerinnen und Schüler, sowie

die Ganzheitlichkeit des Unterrichts: Unterrichtsinhalte sollten kognitiv,

emotional, kreativ und anschaulich erfahren und gelernt werden.

Neben Grundlagen christlichen Glaubens und der Beschäftigung mit

Fragen der Lebensgestaltung und Identitätsfindung war es mir auch

wichtig, den Schülerinnen und Schülern Sinn für soziales Handeln zu

vermitteln und dies praktisch umzusetzen. Deshalb haben mir in der

Schule Projekte besonders Spaß gemacht, die über den normalen Religionsunterricht

hinausgingen, z.B. Spendenprojekte für Brot für die Welt,

Besuch außerschulischer Lernorte wie Kirchen oder auch Gotteshäuser

anderer Religionsgemeinschaften sowie das Sozialpraktikum der Fachschaft

Religion. Nach meiner Ausbildung zur Schulseelsorgerin war es

mir wichtig, SchülerInnen ein Stück auf ihren Lebenswegen begleiten

zu können. Die Durchführung von Gottesdiensten und die Tage religiöser

Orientierung in der Jahrgangsstufe 10 waren besonders bewegende

Erfahrungen, die durch die gute ökumenische Zusammenarbeit

unter uns Kolleginnen und Kollegen möglich waren.

In den letzten Jahren hat mich der leider immer rauer werdende Umgangston

der Jugendlichen und die Lautstärke im Schulalltag zunehmend

belastet. Schade fand ich auch, dass die Flexibilität des Unterrichts

durch schulische Vorschriften zunehmend eingeschränkt wurde.

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Elke Voß

Betreuerin an Demenz erkrankter Menschen, ehem. Schülerin von

Helga Hoppe

Der Religionsunterricht von Frau Hoppe war immer sehr fröhlich und

lebensnah. Sie hat die Geschichten der Bibel so vermittelt, dass wir

Schüler einen liebenden, verzeihenden Gott kennenlernen durften. Sie

hat die Liebe selber ausgestrahlt, von der sie erzählte. Wir Schüler fühlten

uns verstanden, angenommen von Gottes Liebe umfangen. Es war

eine Freude in uns, wenn wir Religionsunterricht hatten. Es gab keine

Fragen, die tabu waren. Es gab nichts, was wir hier nicht sagen durften.

Obwohl wir dem Schulschluss entgegen fieberten, den Religionsunterricht

hätten wir um keinen Preis geschwänzt. Frau Hoppe hat die

Grundlagen gelegt und unsere Bereitschaft geschaffen, uns ein Leben

lang immer wieder mit dem Thema Gott und seiner Liebe für die Menschen

zu beschäftigen. Ein Thema was mich, dank dem tollen, lebendigen

Unterricht von Frau Hoppe, nie mehr losgelassen hat.

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Helga Hoppe

Pensionierte Lehrerin für Evangelische Religion Grundschule Nathrather

Straße, Wuppertal

Der Religionsunterricht ist für mich ein Ort, der Zuhören, Spielen, Lachen,

offene Gespräche, gemeinsames Nachdenken und neue Einsichten

in gelöster und fröhlicher Atmosphäre ermöglicht. Dazu haben wir

vom ersten Schuljahr an z.B. feste Rituale, wir singen viel und bewegen

uns dazu, wir beten einzeln und gemeinsam. Alles, was wir zusammen

tun, soll den Kindern helfen, das großartige Angebot Gottes „Ich bin für

dich da“ als tragfähige Grundlage für ein gelingendes Leben zu erkennen

und sich darauf einzulassen. Mir ist wichtig, dass die Kinder sich auf

den Religionsunterricht freuen, auch wenn er immer in der fünften und

sechsten Stunde stattfindet. Zwei der größten Gaben Gottes an uns

sind die Dankbarkeit und die Freude – über alles, was er uns geschenkt

hat und über seine grenzenlose Liebe, die in Jesus Christus für uns fassbar

wird. Dass die Kinder etwas davon verstehen, ist mein Wunsch.

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Marcus Zibrowius

Junior-Professor für Mathematik an der Universität Düsseldorf,

ehem. Schüler von Beate Haude

Wieviel Naturwissen steckt in Genesis? Wie kommen wohlmeinende

Menschen dazu, einen Ablasshandel zu erfinden? Was macht meine

Relilehrerin, wenn ihr ein Obdachloser unvermittelt von der Liebe seines

Lebens erzählt? Warum stehen wir gerade alle mit steifem Nacken

auf dem Schulhof und starren in die Krone dieser Linde? Darf ich mich

taufen lassen?

Ich erinnere mich an die Fragen, weil ich die Antworten immer wieder

als ungewöhnlich, durchdacht, provokant, oder einfach tief ehrlich

empfunden habe.

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Beate Haude

Schulreferentin im Evangelischen Kirchenkreis Wuppertal, ehem.

Lehrerin für Ev. Religion am Kaisers-Karls-Gymnasium Aachen

Mir war immer wichtig, den Kern dessen, was biblische Geschichten

erzählen, suchen zu lassen. Die Ergebnisse sind manchmal frappierend

leicht zu verstehen. Was wird über den Ursprung des Menschen in den

Schöpfungsgeschichten gesagt? Dass wir nicht zufällig leben, sondern

erwünscht sind, und zwar alle. Von diesem Grundgedanken hängt alles

Weitere ab.

Wir haben im Unterricht viel mit Beispielen gearbeitet, im Unterricht

gab es keine Denkverbote. Oft haben mich ungewöhnliche Gedanken

von SchülerInnen begeistert. Benoten habe ich gehasst.

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Hildegard Häger

Lehrerin für katholische Religion an der Grundschule Hesselnberg,

Wuppertal

Mir ist immer wichtig gewesen, sich im Religionsunterricht Zeit zu nehmen,

Zeit für die Fragen der Kinder. Das zweite Standbein ist die Vermittlung

von Grundkenntnissen unserer Konfession. Kinder bringen

nicht mehr viele Vorkenntnisse mit, aber man kann sie gut zur Auseinandersetzung

mit religiösen Fragen anregen. Wenn ich gefragt werde,

beziehe ich auch Stellung. Manchmal z.B. fragt jemand, ob er an etwas

glauben muss, oder ob die Welt wirklich in 7 Tagen erschaffen wurde.

Mir ist es wichtig zu vermitteln, dass die Bibel ein Glaubensbuch ist und

nicht ein Geschichtsbuch.

92


Johanna Nolte

Angehende Bauzeichnerin, ehem. Schülerin von Hildegard Häger

Wir hatten eine sehr entspannte Atmosphäre im Religionsunterricht. Es

mag mit daran gelegen haben, dass unsere katholische Gruppe klein

war, aber auch abgesehen davon hat der Unterricht Spaß gemacht. Wir

konnten uns dort mehr einbringen als anderswo und der Unterricht

hat unheimlich viel gebracht. Obwohl es lange her ist, kann ich mich

auch noch gut an Sachen erinnern, die wir gelernt haben, zum Beispiel

Arbeit mit der Bibel, Aufbau eines Gottesdienstes und Gebete.

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Mourad Haddouch

CNC-Programmierer, ehem. Schüler von Mohamed El Kadiri

Ziel des Religionsunterrichtes war Bildung für uns alle. Herr El Kadiri hat

uns den Sinn des Koran und unserer Religion nahegebracht. Mir fällt

das Bild vom „Malen nach Zahlen“ ein: Da wir mit ihm auch Arabisch

lernen konnten, haben wir das Handwerkzeug und das Inhaltliche zugleich

gelernt – also die Zahlen und das Malen. Doch darüber hinaus

haben wir über Fragen des Koran diskutiert und unser Lehrer nahm uns

ernst.

Der Religionsunterricht hat mir Spaß gemacht. Das Wichtigste aber war

unser Respekt vor der Persönlichkeit unseres Lehrers. Wir haben ihn

bewundert und geliebt. Er ist bis heute mein Vorbild. Ich glaube, das

ist auch der Grund, warum ich mich bis heute an sehr viel aus dem Religionsunterricht

erinnere.

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Mohamed El Kadiri

Lehrer für Islamische Religion an den Grundschulen Markomannenstraße

und Liegnitzer Straße, Wuppertal

Die Emotionen, die dort vorkommen dürfen. Meine Schülerinnen und

Schüler dürfen und sollen sagen können, was sie berührt und beschäftigt.

Sie haben oft eine besondere Geschichte und viele erleben sich als

Fremde, nicht nur in ihrem Glauben, sondern auch in ihrem Alltag. Das

alles findet im Religionsunterricht Platz.

Der islamische Religionsunterricht bietet die Möglichkeit für muslimische

Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihren Herkunftsländern

gemeinsam ihre Religion kennenzulernen.

An dieser Stelle ist die Schule der richtige Ort, an dem man neutral

seine Persönlichkeit entfalten kann. Außerdem ist es für die Kinder eine

große Freude, mit christlichen Mitschülern ihre Religionskenntnisse auszutauschen

und so Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen.

97




Jessika Heynen

Sozialpädagogin, ehem. Schülerin von Hellgard Leckebusch

Ich hatte bis 1999 Religion bei Frau Leckebusch, sogar im Abitur. Meine

Lehrerin beeindruckte mich mit ihrer so ruhigen Art; sie war ein ungemein

positiv denkender Mensch. Ich habe bewundert, wie sie uns motivieren

konnte, sich für die Themen des Religionsunterrichts zu interessieren

– auch für ‚weltliche‘ Fragen. Zum Beispiel sprachen wir schon

damals über das Phänomen des Terrorismus. Oder über den Film „My

Left Foot“ über einen Menschen, der alles mit dem linken Fuß schaffen

musste, weil er keine Hände hatte, was mich jahrelang beschäftigt

hat. Man könnte sagen, dass meine Lehrerin die Themen des Religionsunterrichts

durch ihre Persönlichkeit bei uns aufgeschlossen hat – die

geistlichen und die weltlichen.

100


Hellgard Leckebusch

Pensionierte Lehrerin für Evangelische Religion am Gymnasium Siegesstraße,

Wuppertal

Ich bin in Deutschland geboren, habe aber von 1954 bis 1972 mit meiner

Familie in Irland gelebt. Von 1967 bis 1972 war ich Englischlehrerin

am Wesley College, Dublin. So habe ich nach meiner Rückkehr nach

Deutschland am Gymnasium Siegesstraße zunächst nur Englisch, später

auch Religion unterrichtet. Den Kindern versuchte ich immer ein

Vorbild zu sein, sie durch Wissen und Angebote zu fördern und ihnen

Freude am Leben und am Lernen zu vermitteln. Achtung vor den Menschen

und vor der Schöpfung waren mir wichtige Werte, aber ich wollte

auch, dass meine Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Wertvorstellungen

überprüften. Den Leitsatz des Schulleiters des Wesley College

habe ich für mich und meine Lehrtätigkeit übernommen: „Be strong

and very courageous“ (Jos 1).

Das galt für das Fach Englisch wie später auch für Religion: Schülerinnen

und Schüler sollten von dem Gedanken ermutigt werden, Kenntnisse

und Erkenntnisse zu erlangen.

In Religion war es mir wichtig, dass die gegenseitige Achtung auch für

die galt, die der Religion kritisch gegenüber standen. Es sollte nicht nur

der Intellekt, sondern der ganze Mensch angesprochen werden, in seiner

Haltung, seiner Emotionalität, seinen Handlungen. So haben einige

meiner SchülerInnen mit einem kleinen Helferkreis ab 1980 für einige

Jahre die Kosten des Theologiestudiums für jeweils einen Studenten

aus Ruanda übernommen; womit die Angst vor Fremden abgebaut

und die Sicht für das Wertvolle in der Andersartigkeit ein wenig geschärft

wurde. Meine Rolle als Religionslehrerin könnte ich mit meinem

Motto beschreiben: „Sei, was du bist, gib, was du hast“ (Rose Ausländer).

Ich bin immer eine Lernende unter Lernenden gewesen. Meine Grenzen

und Schwächen muss ich akzeptieren. Ich lege sie zusammen mit

den nicht immer einfachen, aber wunderbaren Jahren, die ich mit jungen

Menschen erleben durfte, unterstützt von viel Hilfe im Kollegium,

dankbar in Gottes Hand. Eigentlich ist Religion das einzige Fach, das mit

Leben zu tun hat.

101




Tamara Guggenheim

Lehrerin für Jüdische Religion an der Jüdischen Schule Düsseldorf

„Lebendige Diskussion“

„Ich bin Lehrerin geworden, weil ich guten Unterricht machen wollte.

Das Judaistikstudium an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg

hat mich stark inspiriert. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte

ich jahrelang weiterstudiert. Doch in den Neunzigern wurden wegen

der vielen jüdischen Zuwanderer dringend Religionslehrer gesucht. Da

habe ich dann Binnendifferenzierung in alters- und sprachgemischten

Gruppen gelernt.“

„Eigentlich haben mich die Kinder aus der ehemaligen UdSSR zu der

Lehrerin gemacht, die ich heute bin. Sie kamen mit vielen Fragen und

eher Vorbehalten gegenüber der Jüdischen Religion, denn diese Kinder

hatten in ihrem Heimatland erlebt, dass man eher benachteiligt

wird, wenn man jüdisch ist. Außerdem hatten viele der Kids wenig jüdisches

Wissen, sondern für sie war das Judentum meist die Kultur ihrer

Vorfahren, über die sie einiges erfahren wollten.“

„Jüdische Religion sollte euch berühren, ich möchte euch erreichen.“

104


Liora Dorn

Studentin der Zahnmedizin, ehem. Schülerin v. Tamara Guggenheim

„Meine Religionslehrerin war einzigartig, sie hat mich geprägt.“

„Der Religionsunterricht hatte alle denkbaren wichtigen Themen, die

wir durchdiskutierten. Es gab keine Paukerei, sondern Diskussion, kreative

Phasen, spirituelle Vertiefung. Heute mache ich selbst Jugendarbeit

in der Jüdischen Gemeinde – bis heute profitiere ich dabei von dem,

was ich bei Frau Guggenheim gelernt habe.“

„Ich habe im Religionsunterricht kritisches Denken gelernt.“

105




Birgit Koch-Dannert

Birgit Koch-Dannert, Lehrerin für Evangelische Religion am Gymnasium

Bayreuther Straße, Wuppertal

Vor einigen Jahren haben wir als Fachschaft Evangelische Religion für

die Homepage unserer Schule einen Text zum Reli-Unterricht verfasst.

Die Überschrift lautete in Anlehnung an das Kirchentagsmotto von

2007 „Lebendig, kräftig und schärfer,“ danach war der Kirchentags-Fisch

mit der Haifischflosse abgebildet.

Dieses möchte ich aufgreifen, weil es schon sehr viel über meine Ansprüche

an den Religionsunterricht aussagt:

Ich möchte einen lebendigen Unterricht, einen, in dem die Schüler*innen

zu Wort kommen - mit ihren Fragen, Bedürfnissen, Ängsten und

Hoffnungen.

Ich möchte einen Religionsunterricht, der Kraft und Energie besitzt, der

anspricht, der auf Vernunft, Gerechtigkeit und Verständigung abzielt.

Ich möchte einen Religionsunterricht, der „schärfer“ ist. Er soll wenigstens

ein wenig dem Anspruch, “Salz der Erde“ zu sein, nachkommen.

Dazu gehört für mich die menschliche und politische Dimension, aufmerksam

zu sein, Ungerechtigkeiten zu erkennen, zu benennen und

zu handeln.

Erfahren, verstehen und handeln, das macht den Kern des Religionsunterrichts

aus. Darin ist die Beschäftigung mit der Bibel als Fundament

enthalten, damit ist die Problemorientierung des Religionsunterrichts

angesprochen und die Handlungsorientierung proklamiert. Wenn ich

dann noch den Unterricht so gestalten kann, dass das Getragensein

von Zuspruch und Anspruch deutlich wird, dann bin ich zufrieden.

Für mich war und ist Religionsunterricht immer eine Herausforderung,

die einen nie alt werden lässt. Sich mit Fünftklässlern auf den Weg machen,

sie bei ihrem neuen Lebensabschnitt zu begleiten, das finde ich

gut. Mit den Pubertierenden zu diskutieren, Zusammenhänge zu entdecken,

zu theologisieren, in die existenziellen und theologischen Tie-

108


fen zu blicken, Fragen und Hoffnungen zu entwickeln und schließlich,

kurz vor Verlassen der Schule, intellektuell und ethisch gebildete Schüler*innen

zu sehen, die Verantwortung übernehmen können – das ist

ein guter Weg.

Hieu Hang Chung

Unternehmensberater, ehem. Schüler von Birgit Koch-Dannert

Drei Dinge stehen mir auch nach 20 Jahren noch vor Augen:

Die Lehrerin: Insbesondere ein Fach wie Religion, welches in der Wahrnehmung

der Bedeutung für die schulische Karriere nicht zwangsläufig

an oberster Stelle steht, lebt vom Engagement und der Fähigkeit der

Lehrerin oder des Lehrers, die Schüler emotional und gedanklich mitzunehmen.

Ich kann mich glücklich schätzen, von Birgit Koch-Dannert

unterrichtet worden zu sein, denn sie hat die Offenheit der Diskussion

jederzeit unterstützt und gefördert.

Die Unterrichtsgestaltung: Der Religionsunterricht in der heutigen Zeit

darf meines Erachtens nicht dogmatisch als Heilslehre der Kirche verstanden

werden. Auch wenn meiner schon lange her ist, ich erinnere

mich noch genau an die Atmosphäre des Religionsunterrichts, die uns

erlaubte, religiöse Fragen zu besprechen, über Ethik und politisches

Handeln der Kirche nachzudenken und ganz Persönliches einzubringen.

Lebhaft vor Augen ist mir bis heute die Diskussion um Dorothee

Sölles Abhandlung „Gott im Müll“.

Die außerschulischen Aktivitäten. Die Gründung unseres Gospel-Chores

war Resultat der Teilnahme einiger Mitschüler am Kirchentag in

Hamburg.

109




Leslie Jil Stracke

Journalismusstudentin, Schülerin von Britta Scholz

Wenn ich an meinen Religionsunterricht bei Britta Scholz zurückdenke,

so würde ich ihn mit einem „Ort der Freiheit“ vergleichen. Ein Ort, an

welchem wir im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt

diskutieren und uns dabei über unsere verschiedenen Ansichten austauschen

konnten. Wir waren immer eine bunt gemischte Gruppe, bestehend

aus Christen, Muslimen und Atheisten. Themen wurden also

aus den verschiedensten Perspektiven beleuchtet. So hatte man die

Chance, nicht nur über den eigenen, sondern auch über den Glauben

anderer Schüler mehr zu erfahren. Britta Scholz prägte ihre Stunden

durch ihre super herzliche und fröhliche Art, durch die Art und Weise,

wie sie ihren Unterricht gestaltete, wurde es nie langweilig. Gruppenarbeiten,

kreative Aufgaben und eine lockere Gesprächsatmosphäre

sorgten zudem für tolle Ergebnisse und dafür, dass ich immer mit großer

Freude am Unterricht teilgenommen habe.

112


Britta Scholz

Pfarrerin, Lehrerin für Evangelische Religion am Gymnasium Vohwinkel

und an der Pina-Bausch Gesamtschule Vohwinkel

Kreativität, Lebensnähe, Fröhlichkeit, Musik. Herzlichkeit. So einfach ist

das.

Mir ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler in Glaubensfragen

sprachfähig werden. Dies geschieht durch Bibellese, Auseinandersetzung

mit theologischen Texten, Liedanalysen, Singen, Gestaltung von

Rollenspielen und Zeichnen. Manchmal auch durch Standbilder und

Pantomime. Wichtig ist mir eine gute Mischung von Einzel-, Partnerund

Gruppenarbeit. Mir ist ein enger Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen

und Schüler wichtig und ich versuche, theologische Inhalte in

Bezug zur Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler zu setzen. Das

ist mir gelungen, wenn die Kids (und auch ich) das gonglose Ende der

Stunde verpassen und wir alle mit Freude den Unterricht überziehen.

113




Ralf Peter Reimann

Pfarrer, Dipl.-Informatiker, Internetbeauftragter des Landeskirchenamts

der EKiR (Düsseldorf), ehem. Schüler von Veronika Poestges

„Das erste, was mir einfällt: Jeder, der Geburtstag hatte, bekam ein Bonbon.

Obwohl das nur eine Kleinigkeit war, hat sich jeder darauf gefreut.“

„Heute wundere ich mich, wieviel Theologie wir im Religionsunterricht

gemacht haben. Vieles konnte ich gut brauchen, als ich dann Theologie

studierte.“

„Vor meinem Studium bin ich mit Frau Poestges im Wald spazieren gegangen.

Wir haben über Entmythologisierung gesprochen. Ich wollte

damals von ihr wissen, wie man glauben kann, auch wenn Geschichten

aus der Bibel sich nicht im wörtlichen Sinne zugetragen haben.“

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Veronika Poestges

Pensionierte Pfarrerin und Lehrerin für Evangelische Religion am

Kaiser-Karls-Gymnasium Aachen (1958-1990)

BH: Was charakterisierte deinen Religionsunterricht?

VP: Die Fragen meiner Schüler habe ich immer sehr ernst genommen.

Wenn ich wusste, was die jungen Leute bewegte, habe ich in der Bibel

nach Antworten geforscht. Ich glaube, ich habe in dem Unterricht

mehr gelernt als meine Schüler.

BH: Du bist Jahrgang 1925, Pfarrerin, warst 1952 eine der ersten ordinierten

Frauen im Pfarramt überhaupt. Stimmt es, dass Du alle Geburtstage

Deiner SchülerInnen wusstest?

VP: Ja klar wusste ich alle Geburtstage! Der Kontakt zu den Schülern

war mir so wichtig wie die Inhalte im Religionsunterricht.

BH: Damals wurde noch viel auswendig gelernt.

VP: Ja. Ich sagte den Schülern: „Was Ihr auswendig gelernt habt, das

beeinflusst euer Denken!“

BH: Also hatte dein Religionsunterricht einen Schwerpunkt auf biblischen

Texten?

VP: Inhaltlich durchaus, aber trotzdem standen aktuelle Tagesthemen

immer im Vordergrund. Die Schüler mussten das Gelernte ja anwenden

können. Ich konnte sehr deutlich werden, wenn ich Ungerechtigkeit

oder Lieblosigkeit bemerkte.

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HERAUSGEBER

Schulreferat im

Evangelischen Kirchenkreis Wuppertal

Beate Haude

Kirchplatz 1

42103 Wuppertal

www.wuppertal-schulreferat.de

haude@evangelisch-wuppertal.de

ISBN: 978-3-00-067999-5


GESTALTUNG

Michael Irmscher

heliographie@web.de


9 781234 567897

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