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Kassel Marathon Magazin 2023

Alle Infos zur größten Laufsportveranstaltung in Nordhessen

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GESUND UND FIT<br />

Isabella Groh (rechts) hat durch Blindenguide<br />

Dirk Stoll den Spaß am Laufen<br />

wieder gefunden. Wie anspruchsvoll<br />

Laufen ohne Sehen ist, musste<br />

auch Heike Sokoll, Inklusions-Beauftragte<br />

im Sportkreis Region <strong>Kassel</strong>,<br />

beim Test feststellen. Foto: Michael Bald<br />

Ein Band verbindet<br />

Dank Guide Dirk hat Isabella Spaß am Laufen<br />

Eigentlich war es ein Zufallsfund:<br />

Als während des Corona-Lockdowns<br />

Trainingseinheiten nur zu<br />

zweit stattfinden konnten, versuchte<br />

<strong>Marathon</strong>-Pfarrer Dirk<br />

Stoll mit seinen Trainingspartnern<br />

dies mit neuen Impulsen zu<br />

füllen – unter anderem dem Versuch<br />

des Blindenführungslaufs.<br />

Dabei trug einer eine Augenbinde,<br />

der andere führte ihn<br />

über die Trainingsstrecke. „Das<br />

bestätigte meine Erfahrung, dass<br />

es viel leichter ist, jemanden zu<br />

führen, der nichts bzw. kaum<br />

etwas sieht“, konstatiert Stoll,<br />

der einmal bereits beim Lollslauf<br />

mit einer Blinden unterwegs war<br />

und dies auch während seiner<br />

Ausbildung zum Lauftherapeuten<br />

ausprobiert hatte.<br />

„Dann stellte ich fest, dass es<br />

in Deutschland keine Zertifizierung<br />

für Blindenguides gibt – im<br />

Gegensatz zu vielen anderen<br />

Ländern.“ So bemühte er sich,<br />

eine entsprechende Ausbildung<br />

auf den Weg zu bringen, wobei<br />

er dazu auch die blista Marburg<br />

kontaktierte, das „bundesweite<br />

Kompetenzzentrum für Menschen<br />

mit Blindheit und Sehbehinderung“.<br />

Dort nahm Dirk Stoll<br />

dann im letzten Jahr an einem<br />

ersten Kurs teil. Seitdem steht er<br />

auch als möglicher Begleitläufer<br />

beim guidenetzwerkdeutschland.de,<br />

einem Netzwerk für<br />

Blinde und Guides, auf der Liste<br />

potenzieller Begleiter. Im letzten<br />

Jahr begleitete er dann auch<br />

einen Neunjährigen beim <strong>Kassel</strong>er<br />

Mini-<strong>Marathon</strong>.<br />

Im Februar meldete sich nun<br />

Isabella Groh bei ihm, sie sei<br />

Retinopathia-Pigmentosa-Patientin,<br />

eine Krankheit, bei der<br />

sich das Gesichtsfeld immer<br />

mehr einengt (der so genannte<br />

Tunnelblick). Die 27-Jährige<br />

hatte die Kontaktdaten über eine<br />

Bekannte ihrer Mutter bekommen,<br />

die die Lebensgefährtin<br />

des Gründers des Guidenetzwerkdeutschland<br />

ist. Ob es denn<br />

möglich wäre, miteinander zu<br />

laufen, da ein eigenständiger<br />

Sport nicht mehr möglich sei?<br />

So begannen Dirk und Isabella<br />

zunächst mit leichten Trainingseinheiten,<br />

die sich dann –<br />

wenn auch unterbrochen durch<br />

eine versetzte Erkältung – langsam<br />

steigerten.<br />

„Ich freue mich schon jedes Mal<br />

wieder darauf“, sagt Isabella<br />

Groh, die mittlerweile auch ihren<br />

Lebensrhythmus darauf eingerichtet<br />

hat, dass die beiden drei<br />

Trainingseinheiten pro Woche<br />

durchführen können. „Es ist so<br />

schön, wieder laufen zu können –<br />

es war schon schwer, dass ich da<br />

nichts mehr machen konnte.“<br />

Schnell entstand die Idee, beim<br />

<strong>Kassel</strong> <strong>Marathon</strong> als Teil einer<br />

Staffel mitzulaufen. Und das<br />

GuidenetzwerkDeutschland<br />

war sofort dabei: Juliana Löffler<br />

stellte innerhalb weniger Stunden<br />

ein Team zusammen.<br />

Und auch der <strong>Kassel</strong> <strong>Marathon</strong><br />

sprang sofort auf die Idee auf: So<br />

gab es nicht nur für die Staffel<br />

54 KASSEL MARATHON 15.9.-17.9.<strong>2023</strong><br />

der Seheingeschränkten einen<br />

Freistartplatz, sondern auch die<br />

Guides bekamen eine (eigene)<br />

Startnummer „Sie machen<br />

schließlich einen tollen Job“, so<br />

<strong>Marathon</strong>-Chef Michael Aufenanger.<br />

So starten nun die beiden<br />

Staffeln „Ein Band verbindet“<br />

bzw. „Blinde und Guides“.<br />

„Es wäre aber schön, wenn wir<br />

noch mehr potenzielle Guides<br />

haben würden“, meint Stoll,<br />

„die auch in verschiedenen<br />

Leistungsbereichen eingesetzt<br />

werden können.“ Das Problem<br />

ist allerdings, dass von durchaus<br />

Interessierten die Frage geäußert<br />

werde, ob es denn dafür<br />

überhaupt Bedarf gäbe. „Aber<br />

man stelle sich vor, eine sehbehinderte<br />

Person ginge einfach<br />

irgendwo zu einem Lauftreff<br />

und würde fragen, ob es Möglichkeiten<br />

gibt, mitzumachen.<br />

Wenn dann als Antwort käme ,Ja,<br />

irgendwie schon, aber wir wissen<br />

nicht wie das gehen kann‘, so<br />

ist das für beide Seiten frustrierend.“<br />

Wenn aber ein Lauftreff, ein<br />

Verein schon auf ihrer Webseite<br />

aufführen kann, Guides zu<br />

haben, erleichtert das selbstverständlich<br />

die Kontaktaufnahme,<br />

könnte sogar Sehbeeinträchtigte<br />

dazu motivieren, sich zu melden<br />

– so wie es Isabella Groh ja tat.<br />

Interessierte (beider Seiten)<br />

können sich melden bei Pfarrer<br />

Dirk Stoll unter pfarrer@kassel-marathon.de<br />

oder unter<br />

0561/920 75 256.

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