Linzer Bibelsaat 166 | September 2023
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Aktuelles<br />
Zwei unterschiedliche<br />
Kirchenbilder aus Korinth<br />
Paulus und die Basilika von Lechaion<br />
Wer an die größten Kirchenbauten ihrer<br />
Zeit denkt, dem fällt wohl zunächst der<br />
Petersdom in Rom ein oder die gewaltige<br />
Abteikirche von Cluny, von der heute<br />
nur mehr Reste zeugen. Die wenigsten<br />
allerdings verbinden die Stadt Korinth<br />
mit einer derartigen Anlage, doch mit<br />
Gesamtausmaßen von 179 x 33 m übertrifft<br />
der Gebäudekomplex der Lechaion-<br />
Basilika selbst gewaltige Kathedralen<br />
wie den <strong>Linzer</strong> Mariendom bei weitem.<br />
Die heute vorfindbaren kläglichen Reste<br />
dieses Riesengebäudes sind verstreute<br />
Säulenstümpfe und Kapitelle in einem<br />
schwer zugänglichen, umzäunten Feld<br />
voll mediterranem Gestrüpp, das selbst<br />
für enthusiastische Antikenliebhaber mit<br />
großer Mühe zu finden ist. Kann diese<br />
Kirche zum Bild für Kirche werden?<br />
Stadt zweier Häfen<br />
Das antike Korinth war eine blühende<br />
Handelsstadt mit langer und wechselvoller<br />
Geschichte. Zur Zeit des Paulus<br />
war Korinth Hauptstadt der bedeutenden<br />
Provinz Achaia und aufgrund ihrer<br />
Neugründung durch Caesar weitaus stärker<br />
durch die römische Kultur geprägt<br />
als andere griechische Städte. Die Lage<br />
an der Landenge zwischen Festland und<br />
Peloponnes machte sie zum idealen Ort<br />
für den Warentransport zwischen den<br />
Städten Kleinasiens und der Hauptstadt<br />
Rom. Zu diesem Zweck gab es zwei Häfen<br />
in der Stadt: Kenchreä nach Osten und<br />
Lechaion nach Westen hin. Verbunden<br />
waren sie durch den heute noch erkennbaren<br />
Diolkos, eine knapp 8 km<br />
lange Straße für den Überlandtransport<br />
von Schiffen (siehe Bild). Erst im 19.<br />
Jh. wurde der Kanal von Korinth gegraben.<br />
Ins biblische Gedächtnis hat sich<br />
Kenchreä eingeprägt, schließlich existierte<br />
hier eine Gemeinde, in der eine<br />
Frau namens Phöbe als diakonos gemeindeleitend<br />
und verkündigend wirkte<br />
(vgl. Röm 16,1). Lechaion hingegen wird<br />
weder in den Korintherbriefen noch im<br />
Römerbrief eigens erwähnt. Als Hafen<br />
in den Westen war er auch noch in der<br />
Spätantike von hoher Bedeutung und<br />
um 450 wurde wohl mit dem Bau der<br />
Basilika begonnen, die zumindest 200<br />
Jahre lang in Gebrauch stand.<br />
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