Mit Druck in die Zukunft - wortlaut-rostock
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Fast dreißig Jahre lang hatten Barbara und Kurt Weidner<br />
im Ostseedruck Rostock gearbeitet, wo zu DDR-Zeiten<br />
zum Beispiel <strong>die</strong> Ostsee-Zeitung hergestellt wurde. Doch<br />
nach der Wende kam das Ende – und e<strong>in</strong> neuer Anfang. Die<br />
beiden erfahrenen Facharbeiter waren damals schon um <strong>die</strong><br />
50, wagten aber dennoch den Schritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Selbständigkeit<br />
– natürlich mit e<strong>in</strong>er <strong>Druck</strong>erei.<br />
„Wir haben 1993 zu sechst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausgebauten Baracke<br />
angefangen“, er<strong>in</strong>nert sich der Firmengründer. „Wir kauften<br />
zwei Schwarz-Weiß-<strong>Druck</strong>masch<strong>in</strong>en, e<strong>in</strong>e für das Format<br />
A 2 und e<strong>in</strong>e für A 4.“<br />
Das Schwierigste war, an Geld zu kommen, blickt Kurt<br />
Weidner zurück. Bei mehreren Banken legten er und se<strong>in</strong>e<br />
Frau ihr Konzept vor, ehe sie bei der Ostseesparkasse Gehör<br />
fanden. Seitdem ist <strong>die</strong> Firma stetig gewachsen. Neue,<br />
leistungsfähigere Masch<strong>in</strong>en wurden angeschafft, vor zehn<br />
Jahren e<strong>in</strong> neues Firmengebäude errichtet.<br />
„Schritt für Schritt, entsprechend dem Bedarf haben wir erweitert.<br />
So s<strong>in</strong>d wir ganz schnell wieder am Rand angelangt<br />
und mussten e<strong>in</strong>e 300-Quadratmeter-Halle anbauen“, berichtet<br />
Weidner. Und auch der jetzt vorhandene Platz wird<br />
WIRTSCHAFTSSPIEGEL MV<br />
April 2009<br />
<strong>Mit</strong> <strong>Druck</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong><br />
Tochter wird Familienunternehmen fortführen<br />
absehbar nicht mehr reichen.<br />
Die Produktpalette der Stadtdruckerei reicht von Aufklebern<br />
und E<strong>in</strong>trittskarten über Theaterprogramme, Kataloge<br />
und Hochglanz-Broschüren bis zu aufwändig gestalteten<br />
Büchern und Fotobänden. Manche Kunden setzen schon<br />
seit vielen Jahren auf <strong>die</strong> fachkundige Arbeit der Firma<br />
Weidner.<br />
„Wir haben von Anfang an auf Qualität gesetzt“, resümiert<br />
der Senior-Chef. „Es sche<strong>in</strong>t, als habe sich das herumgesprochen.“<br />
Inzwischen hat das Unternehmen 33 <strong>Mit</strong>arbeiter, darunter<br />
vier Auszubildende. Auch <strong>in</strong> der <strong>Druck</strong>-Branche ist es mittlerweile<br />
schwer, gute Fachkräfte zu f<strong>in</strong>den.<br />
„Deshalb bilden wir selbst aus. Im Moment haben wir fünf<br />
<strong>Mit</strong>arbeiter, <strong>die</strong> früher bei uns gelernt haben.“<br />
Unternehmer <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern s<strong>in</strong>d im Durchschnitt<br />
72 Jahre alt, wenn sie sich zurückziehen. Kurt Weidner<br />
ist jetzt 67 und hat schon vor Jahren <strong>die</strong> Nachfolge für<br />
sich und se<strong>in</strong>e Frau geklärt: Tochter Andrea, Jahrgang 1962,<br />
hat ihren Beruf als Lehrer<strong>in</strong> aufgegeben und arbeitet seit sie-
en Jahren <strong>in</strong> der Firma mit. Sie hat sämtliche Abteilungen<br />
der <strong>Druck</strong>erei durchlaufen und berufsbegleitend e<strong>in</strong>e zwei-<br />
jährige Weiterbildung für Unternehmensnachfolger absol-<br />
viert. Nach und nach wird sie <strong>die</strong> Geschäfte komplett über-<br />
nehmen und so das Familienunternehmen weiterführen.<br />
„Es gibt da ke<strong>in</strong>e nennenswerten Schwierigkeiten“, sagt<br />
Andrea Weidner. „Nur das übliche juristische Procedere bei<br />
Firmenübernahmen. Aber das s<strong>in</strong>d nur Notwendigkeiten,<br />
ke<strong>in</strong>e Probleme.“<br />
Sie ist sicher, dass <strong>die</strong> Stadtdruckerei weiter qualitativ hoch-<br />
wertige Arbeit abliefern und damit Erfolg haben wird.<br />
„Wenn man nicht davon überzeugt ist, sollte man <strong>die</strong> F<strong>in</strong>-<br />
ger davon lassen. E<strong>in</strong>e gehörige Portion Optimismus und<br />
Tatendrang gehört dazu“, lacht <strong>die</strong> 46-Jährige. „Als Quer-<br />
e<strong>in</strong>steiger habe ich natürlich mehr zu kämpfen, aber der<br />
unverstellte Blick von außen kann ja manchmal auch ganz<br />
hilfreich se<strong>in</strong>.“<br />
Und auch <strong>die</strong> langfristige <strong>Zukunft</strong> des Familienunterneh-<br />
mens ist gesichert: Tom, der 24-jährige Enkel der Firmen-<br />
gründer, wird e<strong>in</strong>es Tages se<strong>in</strong>er Mutter nachfolgen. Er wird<br />
<strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Jahr <strong>die</strong> Meisterprüfung ablegen.<br />
Dörte Rahm<strong>in</strong>g