Junia Magazin 6/2023
Junia ist das Mitgliedermagazin des kfd-Bundesverbandes. Mehr unter: www.junia-magazin.de
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NOV./DEZ. <strong>2023</strong><br />
FRAU UND MUTTER HAT JETZT EINEN NAMEN –<br />
WENN<br />
SICH<br />
DIE<br />
Nacht<br />
ERHELLT<br />
WIE WIR BESSER SCHLAFEN<br />
Warum vor allem Frauen<br />
nachts wach liegen<br />
HEILIGMORGEN?<br />
Dichtung und Wahrheit rund<br />
um die Weihnachtsgeschichte<br />
ALS ES DUNKEL WURDE<br />
Wenn die Mutter stirbt – ein<br />
persönliches Zeugnis
Gute<br />
Nacht,<br />
Freunde!<br />
Es wird<br />
Zeit für<br />
mich zu<br />
gehen.<br />
Lied von Reinhard<br />
May, 1972<br />
TAG- UND-<br />
NACHT-<br />
GLEICHE<br />
Äquinoktium oder<br />
Tagundnachtgleiche<br />
werden die beiden<br />
Kalendertage eines<br />
Jahres genannt, an<br />
denen lichter Tag<br />
und Nacht etwa<br />
gleich lang sind. Die<br />
Tagundnachtgleichen<br />
fallen auf den 19., 20.<br />
oder 21. März und<br />
auf den 22., 23. oder<br />
24. September.<br />
SIE MACHT<br />
DIE NACHT<br />
ZUM TAG.<br />
übernächtigt<br />
Das kann<br />
ich im<br />
Schlaf!<br />
Königin der Nacht<br />
aus der Oper „Die Zauberflöte“,<br />
W. A. Mozart 1791)<br />
So wie die Nacht flieht vor dem Morgen<br />
So zieht die Angst aus dem Sinn<br />
So wächst ein Licht in dir geborgen<br />
Die Kraft zum neuen Beginn<br />
(aus: „Ein Licht in dir geborgen“, Gregor Linßen 1990 nach Ps 139)<br />
Bei<br />
Nacht<br />
und<br />
Nebel<br />
Und Gott nannte<br />
das Licht Tag und<br />
die Finsternis<br />
nannte er Nacht.<br />
Gen 1,5a, Einheitsübersetzung<br />
N A C H T H<br />
Nacht<br />
,die<br />
Zeitraum etwa zwischen<br />
Sonnenuntergang und<br />
Sonnenaufgang, zwischen<br />
Einbruch der Dunkelheit<br />
und Beginn der<br />
Morgendämmerung<br />
„Lass mich eine<br />
Nacht darüber<br />
schlafen.“<br />
Nachtruhe<br />
I M M E L<br />
… bei Anbruch der Nacht<br />
Die Polarnacht ist<br />
in den Polargebieten<br />
ein Zeitraum um die<br />
Wintersonnenwende,<br />
in der die Sonne<br />
zwischen 24 Stunden<br />
und mehreren<br />
Monaten nicht<br />
direkt zu sehen ist.<br />
mørketid<br />
Norwegisch für Polarnacht;<br />
“mørketid” = dunkle Zeit<br />
Nyktophobie<br />
Die Angst vor<br />
der Nacht oder<br />
Dunkelheit<br />
58 %<br />
der Frauen meiden<br />
nachts bestimmte Orte<br />
Studie „Sicherheit und Kriminalität<br />
in Deutschland, 2020<br />
NACHTAKTIV SIND<br />
Fledermaus<br />
Eule<br />
Hamster<br />
Waschbär<br />
Fuchs<br />
und bei<br />
Nacht sind alle<br />
Katzen grau.<br />
Die für die volle Dunkelanpassung<br />
des menschlichen<br />
Auges erforderliche Zeitspanne<br />
beträgt etwa 20 Minuten.<br />
Text: Isabelle De Bortoli und Hannah Lingnau, Gestaltung: Christina Claßen<br />
MUTTERSPRACHE
Editorial<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
liebe kfd-Frauen,<br />
die Luft trägt den Duft von Weihnachten, und die Welt verwandelt sich in ein<br />
funkelndes Fest der Freude. Weihnachten erinnert uns daran, wie Gott in seine<br />
Schöpfung eingetreten ist, indem er Mensch wurde. Jesus kam, um die Botschaft<br />
der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit zu verkünden, unabhängig von<br />
Geschlecht, sozialer Stellung oder Herkunft.<br />
Er ermutigt uns, unsere Gaben und Talente zu nutzen, um die Welt in seinem<br />
Sinne zu gestalten. Unser Glaube befähigt uns dazu, die Stimme der Veränderung<br />
zu sein und uns für diejenigen einzusetzen, die Unterstützung benötigen – sei<br />
es durch karitative Werke, Bildung oder Empowerment. All das geschieht bereits<br />
durch Sie. Durch Sie wird die Gemeinschaft der kfd erst erlebbar. Durch Sie wird<br />
die Botschaft Gottes erlebbar.<br />
Maria, die Mutter Jesu, war eine starke und mutige Frau, die inmitten von<br />
Herausforderungen und Unsicherheiten eine zentrale Rolle in der Weihnachtsgeschichte<br />
spielt. Ihre Bereitschaft, Gottes Plan anzunehmen, veranschaulicht<br />
die Macht der Entscheidungsfreiheit und des Glaubens – eine Botschaft, die auch<br />
heute noch relevant ist und uns alle trägt.<br />
Oft sprechen wir von der Weihnachtsnacht. Die Nacht ist nicht nur in der<br />
Bibel ein Ort, an dem von mystischen oder unheimlichen Begegnungen gesprochen<br />
wird. Warum wir von der Heiligen Nacht sprechen, aber auch welche Rolle<br />
Schlaf bei Frauen spielt, können Sie in dieser Ausgabe lesen. Oder nehmen Sie<br />
den letzten Teil unserer Serie „Mutter Erde“ als Inspiration, um die Schöpfung<br />
am Ende des Jahres mit all ihren Facetten wahrzunehmen. In einem sehr persönlichen<br />
Text lesen Sie in dieser <strong>Junia</strong> den Abschied einer unserer Autorinnen von<br />
ihrer Mutter. Er ist der Auftakt zu einer Serie rund um Tod und Trauer, die uns in<br />
der <strong>Junia</strong> im kommenden Jahr begleiten wird.<br />
Im Namen des kfd-Bundesvorstandes wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben<br />
eine gesegnete Weihnachtzeit. Möge diese Adventszeit uns daran erinnern, dass<br />
unsere Emanzipation im Glauben nicht nur eine individuelle Reise ist, sondern<br />
auch ein gemeinsamer Auftrag, das Reich Gottes auf Erden aufzubauen.<br />
Ihre Mechthild Heil<br />
kfd-Bundesvorsitzende<br />
Folgen Sie uns<br />
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands
FÜR EINE<br />
geruhsame<br />
NAC<br />
Warum wir ohne Schlaf<br />
nicht leben können und<br />
was guten Schlaf<br />
ausmacht, erläutert die<br />
Internistin und<br />
Schlafmedizinerin Martina<br />
Wenker, Präsidentin der<br />
Ärztekammer<br />
Niedersachsen. Im<br />
Interview mit „<strong>Junia</strong>“<br />
spricht sie außerdem<br />
darüber, unter welchen<br />
Schlafproblemen vor allem<br />
Frauen leiden und wie<br />
sie sich lösen lassen.<br />
Frau Wenker, immerhin rund ein Drittel ihres Lebens verschlafen<br />
die meisten Menschen. Was wären wir ohne Schlaf?<br />
Martina Wenker Wir wären gar nichts. Schlaf ist lebensnotwendig.<br />
Wir brauchen Zeiten der körperlichen und geistig-seelischen Entspannung.<br />
Der Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System können im<br />
Schlaf herunterfahren und sich erholen. Und auch psychische Ausgeglichenheit<br />
wäre ohne Schlaf nicht möglich. Wir verschlafen dieses<br />
eine Lebensdrittel also nicht, sondern ganz im Gegenteil: Ein erholsamer<br />
Schlaf ist der Schlüssel zu körperlich-seelischer Gesundheit,<br />
letztlich zu einem guten Leben. Fehlt er, können wir ernsthaft krank<br />
werden.<br />
Wieviel Schlaf braucht der Mensch? Die oft als<br />
Faustregel genannten acht Stunden?<br />
Das ist bemerkenswert individuell. Der eine kommt bereits mit fünf<br />
Stunden Schlaf hin und fühlt sich morgens energiegeladen. Ein anderer<br />
schläft sieben oder acht Stunden und hat womöglich das Gefühl,<br />
es reicht gerade so. Ein eindeutiges ,Richtig oder Falsch‘ gibt es nicht.<br />
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass das Schlafbedürfnis mit zunehmendem<br />
Alter nachlässt. Säuglinge schlafen bis zu 20 Stunden am<br />
Tag, ältere Menschen oft nur fünf oder sechs Stunden. Solange der<br />
Schlaf zu guter Erholung führt, sind diese individuellen Unterschiede<br />
überhaupt kein Problem.<br />
Vor allem Frauen sprechen oft darüber, wie schlecht<br />
sie eigentlich schlafen. Schlafen Frauen anders als Männer?<br />
Rein naturwissenschaftlich gesehen, rein schlafphysiologisch, gibt es<br />
zwischen Männern und Frauen in Sachen Schlaf keinen Unterschied.<br />
Tatsache ist aber das subjektive Empfinden: Viele Frauen leiden eher<br />
darunter, dass sie nicht schlafen können, und kommunizieren dies<br />
auch. Sie nehmen als beeinträchtigend wahr, dass sie nachts wach lie-
HT<br />
gen. Männer bemerken und kommunizieren Schlafstörungen<br />
anders: Sie berichten eher davon, dass sie<br />
tagsüber weniger leistungsfähig sind, am Tag einen<br />
Schlafdrang verspüren.<br />
Wieso ist es sinnvoll, auch in der Schlafmedizin<br />
nach frauenspezifischen Aspekten zu schauen?<br />
Weil wir immer die hormonelle Situation der Frau<br />
berücksichtigen müssen, denn unsere Hormone<br />
beeinflussen unseren Schlaf. Bei Frauen sehr viel<br />
stärker als bei Männern. Während der Menstruation<br />
schlafen wir schlechter, in der Schwangerschaft und<br />
Stillzeit ist der Schlaf wiederum gestört. In der Prä-Menopause kommt<br />
es zu ersten Hitzewallungen, die uns nicht schlafen lassen, und ältere<br />
Patientinnen nach der Menopause brauchen weniger Schlaf als vorher.<br />
Diese Gruppe denkt dann, sie schlafe schlecht, aber: Wer um 21 Uhr<br />
ins Bett geht, womöglich noch ein Mittagsschläfchen gemacht hat, der<br />
ist dann mitunter um 4 Uhr morgens wiederfit ...<br />
Internistin und Schlafmedizinerin<br />
Martina Wenker, Präsidentin der<br />
Ärztekammer Niedersachsen<br />
Welche Gründe für eine Schlafstörung sind bei Frauen häufig?<br />
Bei Frauen häufiger als bei Männern ist das Restless-Legs-Syndrom:<br />
Wenn ich also abends nicht zur Ruhe komme, wenn in meinen Beinen<br />
eine Bewegungsunruhe herrscht. Oft bringen die Betroffenen das gar<br />
nicht mit Schlafproblemen zusammen, tatsächlich stört es die Nachtruhe<br />
aber sehr. Eisenmangel, Krampfadern, auch eine Schwangerschaft<br />
können Ursachen für Restless-Legs sein. Außerdem können Frauen –<br />
ebenso wie Männer – unter einer Schlaf-Apnoe leiden, also unter Atemaussetzern<br />
durch Schnarchen. Nur: Das Thema ist bei Frauen immer<br />
noch mit Scham behaftet, und gleichzeitig hat die Medizin lange gar<br />
nicht danach geschaut, ob Frauen schnarchen. Dabei schnarchen wir<br />
durchaus genauso wie Männer. Ganz wichtig: Eine Schlaf-Apnoe zeigt<br />
sich bei Frauen häufig erst in höherem Lebensalter, und die Beschwerdesymptomatik<br />
ist anders als bei Männern. Sie leiden häufig nach den<br />
Wechseljahren unter einem Gefühl der Antriebslosigkeit, dauernder<br />
Müdigkeit, auch Depressionen. Dahinter kann eine nicht erkannte<br />
Schlaf-Apnoe stecken. Deshalb ist es als Medizinerin und Mediziner<br />
ganz wichtig, geschlechts-spezifische Symptome zu hinterfragen und<br />
gezielte Nachfragen zu stellen.<br />
Was sind Warnzeichen, dass mein Schlaf gestört sein könnte?<br />
Bedenklich wird es, wenn ich morgens wie gerädert aufwache und<br />
mich tagsüber müde und kraftlos fühle, womöglich sogar spontan<br />
einnicke. Ab und zu kann so etwas vorkommen, aber wenn dieses<br />
Gefühl der Energielosigkeit die Tage öfter oder über einen längeren<br />
Zeitraum beherrscht, sollte ich das abklären lassen. Es macht Sinn, ein<br />
Schlaftagebuch zu führen. Dann sollte ich zunächst mit meinem Hausarzt<br />
sprechen. Der klärt erst einmal ab, ob mich<br />
vielleicht eine neu aufgetretene Krankheit wie<br />
zum Beispiel Rheuma oder Diabetes vom Schlaf<br />
abhält. Niedergelassene Fachärzte können zudem<br />
ein Schlaf-Screening machen, bei dem ich einen<br />
kleinen Koffer mit nach Hause bekomme, der<br />
etwa die Sauerstoffsättigung in der Nacht misst.<br />
Das kann ein erster Hinweis auf eine Schlaf-Apnoe<br />
sein. Erst danach könnte man einen Termin<br />
im Schlaflabor machen.<br />
Frauen leiden oft auch unter dem „Gedankenkarussell“,<br />
grübeln im Bett über Probleme.<br />
Was hilft, um abzuschalten?<br />
Wenn ich mich beim Einschlafen frage, ob ich beispielsweise<br />
wirklich das Licht im Bad ausgeschaltet<br />
habe, oder mir noch einfällt, dass ich morgen<br />
Brot einkaufen muss, dann einfach: Schnell aufstehen,<br />
nachsehen, Zettel schreiben. In Zeiten der<br />
globalen Krisen belasten uns aber natürlich auch schwierigere Probleme.<br />
Da hilft es, nicht um 22 Uhr noch Nachrichten zu schauen,<br />
nicht mit belastenden Bildern ins Bett zu gehen. Und man muss sich<br />
klarmachen: Es gibt Dinge, die werde ich heute Abend in diesem Bett<br />
liegend nicht mehr ändern, ich muss sie loslassen. Hausmittel wie eine<br />
warme Milch mit Honig oder eine Wärmflasche im Bett beruhigen und<br />
sorgen für ein Gefühl der Geborgenheit.<br />
Was kann ich selbst noch tun, um meinen Schlaf zu verbessern?<br />
Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig Licht ausgesetzt sind, bis spät<br />
abends sitzen wir vor dem Fernseher, Tablet, Smartphone. Diese ständige<br />
Beleuchtung lässt unseren Körper kein Melatonin ausschütten.<br />
Deshalb gehören diese Dinge auch nicht ins Schlafzimmer. Schaffen Sie<br />
eine schlaffördernde Umgebung, die ruhig, dunkel und kühl ist. Das<br />
Schlafzimmer sollte nicht gleichzeitig Arbeitszimmer sein, auch die Bügelwäsche<br />
sollte sich hier nicht stapeln. Außerdem: Nicht zu spät noch<br />
Sport machen, keinen Kaffee, keinen Alkohol trinken, nicht rauchen.<br />
Und: Lesen Sie vor dem Schlafen ganz analog ein Buch!<br />
Isabelle De Bortoli stellte die Fragen.<br />
FRAUENFRAGEN – SCHLAF<br />
9
Heiligmorgen?<br />
WARUM<br />
die Weihnachtsgeschichte<br />
IN DER NACHT SPIELT<br />
Jesu Geburt stellen wir uns meist so vor: Maria, Josef und das Kind im Stall,<br />
draußen ist es kalt, dunkel und still. Eine Szenerie, die uns durch die<br />
Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium ebenso suggeriert wird wie durch das<br />
bekannteste Weihnachtslied weltweit: „Stille Nacht, Heilige Nacht“.<br />
Aber: Wurde Jesus tatsächlich nachts geboren?<br />
VON ISABELLE DE BORTOLI
Heiligabend, die Heilige Nacht, die nächtliche Christmette –<br />
wenn wir heute Weihnachten feiern, hat das viel mit Dunkelheit<br />
zu tun. Mit Dunkelheit, die durch ein Licht erhellt wird –<br />
die Geburt Jesu, der als Licht in die Welt kommt. Aber: Steht überhaupt<br />
etwas von „Nacht“ in der biblischen Weihnachtsgeschichte? Claudia<br />
und Simone Paganini, sie Professorin für Medienethik an der Hochschule<br />
für Philosophie München, er Professor für Biblische Theologie<br />
an der RWTH Aachen, haben gemeinsam das Buch „Von wegen Heilige<br />
Nacht“ geschrieben, in dem sie die Weihnachtsgeschichte einem<br />
Faktencheck unterziehen. „Zunächst einmal muss man festhalten, dass<br />
überhaupt nur zwei Evangelien von Jesu Geburt erzählen – Matthäus<br />
und Lukas. Während Matthäus sich ausführlich mit den Sterndeutern<br />
aus dem Morgenland beschäftigt, berichtet nur Lukas von der Szenerie<br />
der Geburt im Stall“, sagt Simone Paganini. „Und nur einmal fällt ein<br />
Hinweis darauf, dass es Nacht ist: Die Hirten hüteten des Nachts ihre<br />
Herde.“ Dieser Satz werde seither als Anlass genommen, das Geschehene<br />
in der Nacht zu verorten. „Tatsächlich muss man aber sagen: Die<br />
Weihnachtsgeschichte ist keine Wiedergabe von realen Ereignissen.<br />
Die Geschichte wurde geschrieben zu einer Zeit, als man keine Erinnerungen<br />
mehr an die Tatsachen rund um Jesu Geburt hatte. Stattdessen<br />
hat man eine Geschichte voller Symbolik komponiert, und für diese<br />
Symbolik ist es wichtig, dass es Nacht ist“, so der Theologe.<br />
Denn: Den Hirten erscheinen Engel. Und deren Ankunft mit Licht<br />
und Lärm wirkt in der Szene sehr viel besser, wenn es dunkel und still<br />
ist. „Wir befinden uns außerhalb der Stadt, mitten in der Nacht, es ist<br />
ruhig. Der Auftritt der Engel macht so den größten Eindruck“, erklärt<br />
Paganini. Auch die Geburt Jesu im Winter ist komponiert: Er kommt<br />
in der Zeit größter Dunkelheit zur Welt. „In der Nacht ist der Alltag<br />
unterbrochen. In der Stille, im leeren Raum schaut der Mensch die<br />
eigene Vergänglichkeit. Das macht Angst, die Nacht ist durchaus bedrohlich.<br />
Auch existenziell. In diese Szenerie erscheint Jesus als Licht<br />
der Welt“, sagt Claudia Paganini. „Es ist kalt, still und dunkel. In dieser<br />
Zusammenstellung wirkt die Ankunft Jesu am besten. Obwohl es vermutlich<br />
vor 2000 Jahren in Palästina auch im Dezember nicht gerade<br />
kalt war – wobei wir davon ausgehen können, dass Jesus auch zu jeder<br />
anderen Jahreszeit geboren sein könnte. Wir wissen es nicht“, ergänzt<br />
Simone Paganini.<br />
Mit der Heiligen Nacht zog man übrigens (auch liturgisch) eine<br />
Verbindung zur anderen großen Nacht des Christentums: der Osternacht.<br />
Gott beginnt in der Nacht, die Menschheit zu retten: indem<br />
er seinen Sohn zu den Menschen schickt und indem dieser Sohn für<br />
die Menschen stirbt und aufersteht. Doch das sind nicht die einzig bedeutenden<br />
Nächte: „Gott agiert in den Texten der Bibel häufig nachts“,<br />
erklärt Simone Paganini. „Abraham bricht nachts mit seinem Sohn<br />
auf, Mose verbringt ausdrücklich nicht nur 40 Tage, sondern auch 40<br />
Nächte auf dem Berg Sinai, Jakob erkennt die Verbindung von Himmel<br />
und Erde im Traum.“<br />
Für eine weitere Symbolik ist es wichtig, dass die Weihnachtsgeschichte<br />
nachts und zur dunklen Jahreszeit im Winter spielt: für den<br />
Stern. Matthäus beschreibt die Geschichte der Heiligen Drei Könige –<br />
in der Bibel ist von Magiern die Rede. Es sind Astrologen aus dem Perserreich,<br />
über ihre Anzahl steht nichts in der Bibel, nur von drei Gaben.<br />
Sie sehen einen Stern, der sich bewegt und dann über Judäa stehen<br />
bleibt. „Sternkonstellationen haben in der Geschichte der Menschheit<br />
stets größte Bedeutung bei der Geburt wichtiger Persönlichkeiten. Zur<br />
Zeit von Jesu Geburt gab es tatsächlich eine besondere Planetenkons-<br />
Ein wichtiges Nacht-Motiv in der Bibel<br />
rund um die Weihnachtsgeschichte sind<br />
die Träume. Auch hier handelt Gott und<br />
beeinflusst das Tun der Menschen.<br />
Die Magier träumen, nicht zu Herodes,<br />
sondern in ihr Land zurückzukehren. Josef<br />
begegnet einem Engel „wie in einem Traum“,<br />
der ihn darin bestärkt, Maria zur Frau<br />
zu nehmen. In einem zweiten Traum<br />
fordert der Engel ihn auf, sich mit Maria<br />
und Jesus nach Ägypten zu retten.<br />
tellation, mit der sich der ,bewegliche Stern‘ erklären lassen könnte,<br />
so Simone Paganini. „Im Jahr 7 vor Christus gab es eine so genannte<br />
,Große Konjunktion‘, in der die Planeten Jupiter, Mars und Saturn sich<br />
am Himmel zu begegnen schienen. Sie reflektierten das Sonnenlicht,<br />
so dass sie hell strahlten und sich eben als Planeten auch bewegten.“<br />
Übrigens: Die Magier aus Persien kamen nicht wenige Tage nach Jesu<br />
Geburt am 6. Januar nach Betlehem, wie wir es heute feiern, sondern<br />
bis zu zwei Jahre danach. „In der Bibel steht bei Matthäus, dass Herodes<br />
aus Angst vor der Geburt eines neuen Königs alle Jungen im Alter<br />
bis zu zwei Jahren ermorden ließ. Das zeigt, mit welchem Abstand zu<br />
Jesu Geburt die Sterndeuter eintrafen. Sie besuchten Jesus demnach<br />
auch nicht im Stall an der Krippe, sondern im Haus der Familie“, so<br />
Paganini. „Und wir können außerdem davon ausgehen, dass Jesu Geburt<br />
nicht im Jahr 0, sondern 6 oder 7 vor Christi stattfand.“<br />
In unseren Krippendarstellungen heute kommen all diese Traditionen<br />
zusammen: die Engel, der Stern, der Stall, die Heiligen Drei<br />
Könige. Eine schöne Szenerie – auch, wenn alles womöglich ganz anders<br />
war.<br />
WEITERLESEN<br />
Von wegen Heilige Nacht!<br />
Der große Faktencheck<br />
zur Weihnachtsgeschichte<br />
Von Simone und Claudia Paganini<br />
Gütersloher Verlagshaus,<br />
160 Seiten, 14 Euro<br />
ISBN: 978-3-579-02397-7<br />
WEIHNACHTEN<br />
17
GENERATION<br />
Sie sind katholisch (nicht nur), kritisch, konstruktiv, kirchennah und kirchenfern:<br />
Die Serie „Generation K“ widmet sich jungen Frauen, die sich die Fragen von Kirche,<br />
Glauben und Gesellschaft neu stellen.<br />
Zeile<br />
für<br />
Zeile<br />
ZU GOTT<br />
VON JULIA PÜTZ<br />
Beinahe täglich schreibt Kira<br />
Beer in ihrem Tagebuch über<br />
Selbstzweifel, Verliebtheit,<br />
Gottesbegegnungen oder<br />
Liebeskummer. Auch online<br />
teilt die 23-Jährige alles, was sie<br />
im Glauben und auf der Suche<br />
nach ihrem Platz in der<br />
Katholischen Kirche bewegt.<br />
26<br />
GENERATION K
GENERATION K<br />
Tagebuchzeit ist Gebetszeit, findet Kira<br />
Beer. „Diese leere Zeilen zu füllen,<br />
ist für mich einer der persönlichsten<br />
Wege, um mit Gott und mit mir selber in Kontakt<br />
zu sein. Es ist ein Ort von Spiritualität,<br />
der sehr wertvoll für mich ist.“ Fast täglich<br />
schreibt die 23-Jährige Zeile für Zeile auf, was<br />
sie im Glauben und Leben bewegt – und das<br />
nicht nur auf Papier. Auch in den sozialen Medien<br />
ist die Theologiestudentin präsent. Auf<br />
Instagram lässt sie Interessierte an ihrem Alltag<br />
und ihrer Suche nach ihrem Platz in der<br />
Institution Kirche teilhaben. Von spirituell bis<br />
verrückt ist alles dabei: von „Kira in Rage“,<br />
wenn es um politische Themen wie die Rechte<br />
queerer Menschen, Reformprozesse oder<br />
das Frauenbild in der Katholischen Kirche<br />
geht, bis hin zu tiefen spirituellen Momentaufnahmen<br />
aus „Kiras Gebetsecke“. Unter<br />
der Prämisse, dass Glaube überall im Leben<br />
stattfindet, „also auch im Internet“, empfindet<br />
Kira Beer es als „große Freiheit“, ihren Alltag<br />
und ihre Gedanken dort zu teilen, sobald sie<br />
etwas bewegt: „Aus einer großen<br />
Dankbarkeit heraus, dass<br />
ich eine Beziehung zu Gott erleben<br />
darf, habe ich einfach das<br />
Bedürfnis, davon zu erzählen.“<br />
Erst als Jugendliche fand Kira<br />
Beer, die aus Waldenburg im Hohenlohekreis<br />
stammt, einen Ort,<br />
an dem sich ihre Spiritualität und<br />
ihr Interesse für christliche Themen<br />
entfalten konnten: „Nach<br />
der Firmung, mit 15 Jahren, wo<br />
andere Jugendliche sich von der<br />
Kirche abwenden, habe ich mich als Ministrantin<br />
und bei den Sternsingern in einer Gemeinde<br />
unserer Seelsorgeeinheit engagiert.“<br />
Beer erlebte Kirchengemeinde damals als „tragenden<br />
Ort“, der das Feuer und die Begeisterung<br />
für ihren Glauben neu entfacht hatte.<br />
„Leider gab es in unserer Seelsorgeeinheit nur<br />
Diakone, so dass ich nicht wusste, dass ich als<br />
Frau eine Berufsmöglichkeit in der Institution<br />
Kirche habe“, erinnert sich die heute 23-Jährige.<br />
„Jemand zu sein, der Menschen einen<br />
Raum für Spiritualität bietet, der sie begleitet,<br />
so wie sie sind und wie sie leben, das hat mich<br />
im Ehrenamt schon begeistert. Von daher war<br />
klar, dass ich mich für einen kirchlichen Beruf<br />
entscheide.“ Aktuell befindet sich Kira Beer<br />
„Glaube bedeutet<br />
für mich, dass<br />
es keine<br />
Beziehung in<br />
meinem Leben<br />
gibt, die mich<br />
so trägt wie<br />
die Beziehung<br />
zu Gott.“<br />
in der Mitte ihres Studiums der Katholischen<br />
Theologie in Tübingen. Ihr Ziel: Pastoralreferentin.<br />
„Am Grundfeuer hat sich nichts geändert,<br />
auch wenn Hürden, Fragen und Zweifel<br />
aufkommen.“<br />
Kira Beer fällt es leicht, ihre Beziehung zu<br />
Gott und „wie sie glaubt“ in Worte zu fassen<br />
– so lesen sich ihre Instagram-Beiträge oft<br />
wie ein öffentliches Tagebuch. „Glaube bedeutet<br />
für mich, dass es keine Beziehung in<br />
meinem Leben gibt, die mich so trägt wie die<br />
Beziehung zu Gott. Ich erlebe sie als Suche<br />
nach mir, als Vorangehen und Ankommen,<br />
als Treue, Sicherheit und Beständigkeit, als<br />
größtes Geschenk.“ Dass ihre ehrlichen Worte<br />
(„Gott macht nicht einfach alles gut, aber<br />
er macht alles leichter“) inspirieren, darüber<br />
freut sich die 23-Jährige, wenn sie positive<br />
Rückmeldungen über soziale Netzwerke erhält.<br />
„Allzu oft sprechen wir zu abstrakt von<br />
Gott. Ich erlebe Seelsorgende,<br />
die erzählen Geschichten von<br />
Gott, aber nicht ihre eigenen.<br />
Ganz selten erfahre ich, dass<br />
jemand sagt: Das ist mein Zeugnis.“<br />
Dabei erreiche genau dies<br />
die Menschen. „Es hat eine andere<br />
Authentizität, wenn man<br />
von sich erzählt“, sagt Kira Beer.<br />
Im Netz spricht die Theologiestudentin<br />
ebenso offen<br />
über ihren Weg als Frau in der<br />
Katholischen Kirche. Dabei ordnet<br />
Kira Beer stets ein, wovon sie sich distanziert:<br />
„Wenn ich mich öffentlich zu Glauben<br />
und Kirche bekenne, muss ich auch sagen<br />
können, was ich schwierig finde.“ So kommuniziert<br />
die 23-Jährige unter anderem den<br />
Besuch einer Demo für die Rechte queerer<br />
Menschen oder schreibt einen Blogeintrag<br />
über ihre Berufung zur Priesterin. „Das geschieht<br />
alles aus meiner Spiritualität heraus.<br />
Denn zu welchen Aktivitäten verpflichtet<br />
mich denn eigentlich mein Glaube? Setze ich<br />
mich für den Erhalt der Schöpfung, für Geschlechtergerechtigkeit<br />
oder gegen Rassismus<br />
ein?“, fragt Kira Beer. Als junge Christin ist ihr<br />
vor allem eine „vollwertige Seelsorge“ wichtig.<br />
„Am Ende ist es egal, ob ich als Diakonin,<br />
Pastoralreferentin oder Priesterin tätig bin. Es<br />
kommt darauf an, wie ich für Menschen da<br />
sein kann und wo Seelsorge beschnitten wird.<br />
Je weniger dies der Fall ist, desto mehr kann<br />
ich das tun, wozu ich mich berufen fühle.“<br />
Für die Zukunft wünscht sich die 23-Jährige<br />
eine Kirche, „die alle Menschen erleben<br />
können.“ Derzeit habe die Institution Strukturen,<br />
die Menschen ausschließe, so dass nicht<br />
alle Kirche als etwas Wertvolles erleben könnten,<br />
wie sie es in ihrer Jugend erfahren durfte.<br />
Zudem müssten sich die Qualität der Seelsorge<br />
und der Umgang mit der Liturgie verbessern.<br />
„Ich würde mir mehr Liebe zum Detail<br />
bei der Vorbereitung von Gottesdiensten wünschen.<br />
Nicht nur runterbeten, sondern mit Liturgie<br />
inspirieren“, sagt Kira Beer. Neben neuen<br />
Strukturen müsse die Katholische Kirche<br />
generell an ihren Angeboten arbeiten.<br />
Impulse setzen und Raum für das eigene<br />
Suchen und Finden im Glauben und Alltag geben,<br />
dies hat die Studentin jüngst mit einem<br />
besonderen Projekt in die Tat umgesetzt. Mit<br />
„Leere Zeilen“ ist ihr erstes Buch erschienen.<br />
Das sogenannte Gebetstagebuch enthält Tagebucheinträge<br />
und Gebetsfetzen von Beer sowie<br />
Impulsfragen zu den Themen Sehnsucht,<br />
Zweifel, Stille, Eintauchen, Staunen und<br />
Wachsen. „Und außerdem viele leere Zeilen,<br />
damit man selbst ins Schreiben kommt und<br />
Raum für eigene Gedanken hat“, erläutert<br />
die Autorin, die das Buchprojekt mit ihrem<br />
Podcast-Kollegen und Verleger Tobias Sauer<br />
umgesetzt hat. Es sei schön, so Kira Beer,<br />
weitergeben zu können, was sie erlebe, und<br />
mache sie stolz, Menschen mit ihren Worten<br />
zu inspirieren.<br />
Mehr von Kira Beer lesen unter<br />
www.kirabeer.de<br />
Instagram: @kira_beer<br />
„Leere Zeilen – Gebetstagebuch“,<br />
ruach.jetzt,<br />
ISBN 978-3-949617-56-0<br />
Die Generation K finden Sie auch hier: www.kfd.de/generation-k<br />
GENERATION K<br />
27
Kolumne<br />
MEINE TOCHTER, DIE KIRCHE UND ICH<br />
WARTEN AUFS<br />
Christkind<br />
VON ISABELLE DE BORTOLI<br />
Wie lebt es sich als<br />
katholische Familie in<br />
Zeiten, in denen Skandale<br />
die Kirche erschüttern,<br />
immer mehr Menschen<br />
austreten und immer noch<br />
keine Gleichberechtigung<br />
herrscht?<br />
An dieser Stelle schreibt<br />
die stellvertretende<br />
Chefredakteurin der <strong>Junia</strong>,<br />
Isabelle De Bortoli, über die<br />
aktuellen Herausforderungen<br />
rund um<br />
Glauben und Kirche. Sie lebt<br />
mit ihrem Mann und ihrer<br />
9-jährigen Tochter in<br />
Neuss, DV Köln.<br />
Ganz ehrlich? Weihnachten mit kleinen Kindern – das ist schon etwas richtig Schönes.<br />
Denn um das Fest kann man einen Zauber weben, der das ganze Haus erfüllt und<br />
so alle Generationen beglückt. Wenn am Heiligen Abend das Glöckchen klingelt, die<br />
Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen, wie von Zauberhand auch das Jesuskind nun<br />
seinen Platz in der Krippe eingenommen hat und die Kinder mit vor Aufregung roten Wangen<br />
vorsichtig ins Zimmer kommen – dann ist sie da, die Weihnachtsstimmung und die Erinnerung<br />
an die eigene Kindheit. Das Glöckchen, das Jesuskind – das sind Dinge, die schon unsere Großeltern<br />
und Eltern für uns so gemacht haben. Übernommen haben wir in unserer Familie auch,<br />
dass der Nikolaus am 6. Dezember den Wunschzettel fürs Christkind mitnimmt. Apropos<br />
Christkind: Nachdem wir vier Jahre lang diesen Mythos sorgfältig genährt hatten, erzählte ein<br />
Kindergartenkollege plötzlich was vom Weihnachtsmann. Und dann steht man da, als Eltern,<br />
und konstruierst schnell eine Geschichte von zu vielen Geschenken und dem Weihnachtsmann<br />
als Helfer.<br />
Zum Weihnachtszauber beigetragen<br />
hat bei uns ein besonderes Ereignis im<br />
Kindergarten: Dort wanderte man immer<br />
am Nikolaustag am Abend mit Laternen<br />
zu einer kleinen Kapelle im<br />
Nachbardorf. Dort wurden Adventsund<br />
Weihnachtslieder gesungen, bis es<br />
plötzlich an der Tür klopfte und der Nikolaus<br />
eintrat. Große Augen, selbst bei<br />
den älteren Kindern.<br />
Zu einer kleinen Tradition geworden<br />
sind in unserer Familie auch die Besuche<br />
des Wallfahrtsortes Kevelaer am<br />
Niederrhein in der Adventszeit. Weil die<br />
Großeltern alle in der Familie vorhandenen<br />
Krippen noch selbst in Gebrauch<br />
haben, entschieden wir uns für eine Neuanschaffung. Statt der sehr empfindlichen, fein gekleideten<br />
Holzpüppchen von Oma und Opa wählten wir die robuste Ostheimer Krippe (siehe Foto),<br />
die von der Neunjährigen bis heute noch gern bespielt wird. Kein Problem, wenn da mal ein Hirte<br />
auf den Boden fällt. Und jedes Jahr wird in Kevelaer eine Figur hinzugekauft – zuletzt ein<br />
schwarzes Schaf.<br />
Ganz unchristlich, aber der absolute Renner bei unserer Tochter, ist eine Tradition aus Nordeuropa:<br />
Vor drei Jahren zog am ersten Advent Wichtel Tomte bei uns ein. Mit ihm unterhält unsere<br />
Tochter in der Weihnachtszeit eine rege Brieffreundschaft, sie hat ihm ein Haus mit Dachterrasse<br />
gebastelt, ein Bett, eine Tür, Tische und Stühle. Tomte ist ein angenehmer Gast: Er ist<br />
niemals zu sehen, verteilt aber winzige Geschenke, schmückt die Pflanzen und plündert nur ganz<br />
selten die Süßigkeiten-Kiste oder verteilt Mehl im ganzen Wohnzimmer, weil er etwas zu eifrig<br />
Plätzchen gebacken hat. Um die Wichtel hat sich übrigens in Mami-Kreisen eine ganze Bastelszene<br />
entwickelt, geben Sie mal „Wichteltür“ in eine Suchmaschine ein.<br />
Glaubt die Neunjährige noch an all den Zauber? An den Wichtel, den Nikolaus und ans Christkind?<br />
Aus vollem Herzen hat sie das sicher noch bis vor ein, zwei Jahren getan. Heute ist es wohl<br />
eher so, dass sie sehr wohl ahnt, dass die Erwachsenen ihre Finger im Spiel haben. Aber sie lässt<br />
uns gewähren und spricht es nicht aus. Zu sehr liebt sie die Wunder der Weihnachtszeit.<br />
KOLUMMNE<br />
25
Der Gedanke zum Schluss<br />
Gegen die Nacht können wir nicht<br />
ankämpfen, aber wir können ein<br />
Licht anzünden.<br />
Franz von Assisi (1182 – 1226)<br />
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