Sachwert Magazin ePaper, Ausgabe 131
TITEL: Milliarden-Vermögen liegen brach | Heiko Lörsch im Interview MARKTKOMMENTAR: Professionelle Hedger Bullish für Gold | Claus Vogt WISSEN: Wirtschaftsmacht Indien IMMOBILIEN: Die Politik hat ihren Anteil WISSEN: »Geld sind Schulden« | Auszug aus dem Buch »Fake« von Robert Kiyosaki
TITEL: Milliarden-Vermögen liegen brach | Heiko Lörsch im Interview
MARKTKOMMENTAR: Professionelle Hedger Bullish für Gold | Claus Vogt
WISSEN: Wirtschaftsmacht Indien
IMMOBILIEN: Die Politik hat ihren Anteil
WISSEN: »Geld sind Schulden« | Auszug aus dem Buch »Fake« von Robert Kiyosaki
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Immobilien<br />
»Zinsschock und Baupreisexplosion führen<br />
zusammen mit der gleichzeitig zusammengestrichenen<br />
Förderung dazu,<br />
dass kaum noch neue Projekte umgesetzt<br />
werden, weil diese finanziell nicht<br />
mehr darstellbar sind«, prognostiziert<br />
Ludwig Dorffmeister, Fachreferent für<br />
Bau- und Immobilienforschung beim ifo<br />
Institut. Aus seiner Sicht geht es nicht<br />
nur um Inflation und steigende Kosten,<br />
sondern auch darum, dass in dieser Situation<br />
die regulatorischen Anforderungen<br />
die Probleme vergrößern. »Das Grundproblem<br />
besteht darin, dass zu viele Akteure<br />
auf zu vielen Ebenen mitmischen.<br />
Es fehlt der politische Wille, gemeinsam<br />
die Probleme zu lösen«, meint er. Es bedürfe<br />
mehr, damit die Kosten gesenkt<br />
werden können. Zwar hat sich die Bunderegierung<br />
mit einem 14 Punkte umfassenden<br />
Plan auf Entschärfungen, vor<br />
allem bei den Energiestandards geeinigt,<br />
doch ob das kurzfristig hilft, vor allem die<br />
kleineren Betriebe vor dem Aus zu retten,<br />
bleibt abzuwarten. »Wenn man nicht<br />
über ein günstig erworbenes Grundstück<br />
verfügt, sich außergewöhnlich niedrige<br />
Finanzierungskosten gesichert hat oder<br />
für eine zahlungswillige Klientel arbeitet,<br />
kann man heute kaum noch bauen.«<br />
»Zinsschock und Baupreisexplosion<br />
führen zusammen mit<br />
der gleichzeitig zusammengestrichenen<br />
Förderung dazu,<br />
dass kaum noch neue Projekte<br />
umgesetzt werden, weil diese<br />
finanziell nicht mehr darstellbar<br />
sind.«<br />
– Ludwig Dorffmeister<br />
mit sinkenden Immobilienwerten beziehungsweise<br />
Wohnkomfort einhergeht.<br />
Das Besondere an der aktuellen Schieflage<br />
beim Wohnungsneubau ist nach<br />
Ansicht von Ludwig Dorffmeister, dass<br />
diese nicht aufgrund mangelnder Nachfrage<br />
entstanden ist, im Gegenteil. »Es<br />
gab einen jahrelangen Aufschwung, der<br />
durch die inzwischen unzureichende<br />
Finanzierbarkeit vieler Vorhaben abgebrochen<br />
wurde. Die Politik hat die ungünstigen<br />
Entwicklungen bei Zinsen und<br />
Baupreisen nicht ausgeglichen, sondern<br />
ihre Unterstützung sogar deutlich zurückgefahren.<br />
Auch die baulichen Anforderungen<br />
wurden nicht reduziert, sondern<br />
weiter verschärft.« Die Baubranche<br />
hat bis zur Krise gut verdient, aber diese<br />
Reserven werden nicht ewig vorhalten.<br />
Der ifo Experte sieht langfristig zudem<br />
das Problem, dass Arbeitskräfte, die die<br />
Baufirmen im Zuge des Markteinbruchs<br />
freisetzen müssen, dauerhaft in andere<br />
(Industrie-)Branchen abwandern werden.<br />
»Die Arbeitskräfte kommen nicht<br />
zurück und stehen deshalb für die Umsetzung<br />
zukünftiger baulicher Ziele nicht<br />
mehr zur Verfügung«, prognostiziert er.<br />
Das würde bedeuten, dass das nächste<br />
Problem bereits vor der Tür steht.<br />
PREISENTWICKLUNG AUF DEM<br />
WOHNUNGSMARKT<br />
Indes würden die Neubau-Preise dem<br />
recht deutlichen Preisverfall auf dem<br />
Immobilienmarkt bislang trotzen, sagt<br />
Jonas Zdrzalek, projektverantwortlicher<br />
»Die Politik hat die ungünstigen<br />
Entwicklungen bei<br />
Zinsen und Baupreisen nicht<br />
ausgeglichen, sondern ihre<br />
Unterstützung sogar deutlich<br />
zurückgefahren.«<br />
– Ludwig Dorffmeister<br />
Wissenschaftler beim German Real Estate<br />
Index (Greix) in einer Mitteilung. »Dies<br />
könnte daran liegen, dass Verkäufer hier<br />
weniger zu Preisabschlägen bereit sind.<br />
Auch werden die Verkaufspreise oft lange<br />
vor Fertigstellung verhandelt, so dass<br />
sich die Zinserhöhungen aktuell womöglich<br />
noch gar nicht voll in den Preisen<br />
widerspiegeln. Vor allem aber ist das Angebot<br />
an Neubauten drastisch gesunken<br />
und wenn Projekte umgesetzt werden,<br />
dann offenbar hochpreisig.« Der Greix<br />
offenbart einen deutlichen Rückgang<br />
der Marktaktivität. Im Vergleich zum<br />
Boom im Jahr 2021 liegt die Anzahl verkaufter<br />
Eigentumswohnungen in den<br />
Top-7-Städten (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt<br />
a. M., Hamburg, Köln, München,<br />
Stuttgart) im Quartalsvergleich derzeit<br />
über die Hälfte niedriger. Besonders dramatisch<br />
ist die Entwicklung im Neubausektor,<br />
wo die Anzahl der Verkäufe um<br />
über 80 Prozent abgestürzt ist. Bereits<br />
seit 2022 bricht die Anzahl verkaufter<br />
Wohnungen über alle Baujahre hinweg<br />
regelrecht ein. MK<br />
Bilder: Depositphotos / Stop war in Ukraine! / JanPietruszka<br />
Ein Ende der Krise sieht Ludwig Dorffmeister<br />
nicht. Die Stornierungen seien<br />
im Vergleich zu früheren Jahren weiter<br />
hoch. Und es kommen aufgrund der derzeitigen<br />
Kostensituation immer weniger<br />
neue Aufträge rein. »Dem Wohnungsneubau<br />
stehen sehr schwierige Zeiten<br />
bevor«, sagt Ludwig Dorffmeister, die<br />
Insolvenzahlen würden weiter steigen<br />
und es sei nicht absehbar, wann sich der<br />
Markt wieder dreht. Die erheblich gestiegenen<br />
Handwerkerkosten machen auch<br />
den Bestandshaltern zu schaffen. Diese<br />
können ihre Mieten wegen der gesetzlichen<br />
Vorgaben zumeist nicht wesentlich<br />
anheben. Damit sinken die finanziellen<br />
Spielräume für Sanierungen und es<br />
droht langfristig ein Qualitätsverlust, der