KINOMAGAZIN november | <strong>2023</strong>
GELESEN buchtipps frank willmann Der Pate von Neuruppin Ein paar Jugendfreunde in der DDR, dem kommunistischen Staat ablehnend bis auflehnend gegenüber eingestellt, träumen nach dem Fall der Mauer vom schnellen Geld und grenzenlosem Aufstieg. Den neuen Staat betrachten sie als rechtsfreien Raum. Über die erste Imbissbude arbeitet sich die Clique schnell im Milieu nach oben: Fitness-Studios, manipulierte Token-Spielautomaten, Erpressung, Gewalt und illegale Puffs erlauben den Freunden ein Leben in Rausch, Saus und Braus. Nach der Eröffnung einer Großraumdisco versorgen Olaf, Kalle, Joschi und Franky Ostdeutschland und Berlin von Neuruppin aus mit Top-Kokain aus Amsterdam. Für den Schriftsteller Frank Willmann brach die „XY-Bande“ (so ihre Autokennzeichen) nach ihrer Verurteilung ihr Schweigen. Mit „Der Pate von Neuruppin“ ist ein authentisches „Breaking Bad“ mit einfacher Gangstersprache aus der ostdeutschen Provinz entstanden. Ein hintergründiger Blick auf die „Brandenburg-Mafia“. Aber auch über die Menschen und ihr Leben im „wilden Osten“. Thomas Pregl Tropen Verlag, <strong>2023</strong>. 220 S. John Grisham Das Manuskript John Grisham ist einer der wenigen Autoren, den so manche Menschen kennen auch wenn sie seine Bücher nicht gelesen haben. Denn einige von ihnen wurden sehr erfolgreich verfilmt, darunter solche Klassiker wie „Die Firma“, „Der Regenmachen“ oder „Die Akte“, die allesamt als rasante Thriller sind. Eher ruhiger geht es da in „Das Manuskript“ zu, das auf der fiktiven Insel Camino Island vor Floridas Küste spielt. Auf den steuert Hurrikan Leo zu und hinterlässt eine Welle der Verwüstung und einige Tote. Einer von ihnen ist Nelson Kerr, ein Thrillerautor und Freund des Buchhändlers Bruce Cable. Bruce findet mit zwei weiteren Freunden schon bald eindeutige Beweise dafür, dass die tödlichen Verletzungen des Autors nicht vom Sturm stammen können. Sein Tod muss etwas mit dem Thema seines neuen Manuskriptes haben. Und in der Tat: Nelson Kerr war einem riesigen Betrug auf der Spur, der auch Menschenleben kostete. Ein etwas ruhiger, aber dennoch raffinierter und spannender Grisham! Nevfel Cumart Heyne Verlag, 2022. 383 S. D. Easton, J. W. Hardy Schlampen mit Moral Zwei in San Francisco lebende Sextherapeutinnen haben vor 25 Jahren ein Buch geschrieben. Ist das noch aktuell? Es könnte nicht moderner sein! 2020 ist die frisch überarbeitete Fassung erschienen, die eine Rezension mehr als verdient hat: Die Autorinnen schreiben lustig und salopp, wie man zu einer guten Schlampe werden kann. Dabei sind sie vom Fach und bringen eine breite Expertise mit. Sie stellen die Idee, der Mensch sei von Natur aus monogam, infrage. Sie stellen vielmehr die These auf, dass viele zerbrochene Beziehungen zumindest eine Chance gehabt hätten, wenn man offen über eine Affäre oder den heimlichen Kick (oder beides) gesprochen hätte. Sie demontieren freundlich und witzig das Hollywood-Bild der einen großen Liebe und klären auf, wie bereichernd ein zweiter Partner für die erste Beziehung sein kann. Sie erzählen, wie man Sexualität und Liebe genießen kann. Es gibt wichtige Infos für das Singledasein und ein Loblied auf die – bewusst gewählte – Monogamie. Dieses Buch ist großartig! Auch für Männer! Sabine Mahler mvg Verlag, 2020. 352 S. sophie passmann Pick me Girls Erstmal ein paar Hintergrundinformationen, bevor wir zu Sophie Passmann kommen: Vor inzwischen fast 20 Jahren sagte Meredith Grey in „Greys Anatomy“ zu ihrer großen Liebe Derek: Pick Me! Er sollte sich für sie entscheiden und seine Ehefrau verlassen. Durch die Streamingdienste sind die alten Folgen der berühmten Krankenhausserie gerade bei der Gen Z wieder total angesagt. Allerdings machen sich die jungen Frauen in einem riesigen TikTok-Hype über diese „Pick me Girls“ - die sich letztlich dem Mann so anbiedern - lustig. Sophie Passmann (berühmt für ihr erstes Werk: „Alte weiße Männer“) nimmt diesen Trend zum Anlass, um einmal offen zu legen, dass sie selbst ein „Pick me Girl“ war oder vielleicht auch noch ist. In diesem sehr persönlichen Buch setzt sie sich mit dem männlichen Blick auf die Frau auseinander. Letztendlich fragt sie also: Wie weit sind wir mit der Emanzipation eigentlich gekommen? Sie schreibt über die Selbstzweifel, die Frauen immer noch in sich tragen - wie immer schreibt sie das mit messerscharfem und brillantem Humor. Sabine Mahler Kiepenheuer&Witsch Verlag, <strong>2023</strong>. 224 S. TREFF PUNKT TREFF PUNKT © privat Martin Klauka erzählt über „Einmal mit der Katze um die halbe Welt“ (Teil 2) Mo., 13. Nov. | 20 Uhr Osiander Bamberg © Heike Steinweg Daniel Kehlmann liest aus „Lichtspiel“ Mi., 29. Nov. | 20 Uhr Odeon Kino Die Eintrittskarten für alle Veranstaltungen gibt es im Vorverkauf bei Osiander Bamberg oder unter osiander.reservix.de/events sowie an der Abendkasse. Anzeige_Veranstaltungen_<strong>November</strong>_<strong>2023</strong>.indd 1 26.10.<strong>2023</strong> 11:54:33 37