STADTMAGAZIN Bremen Dezember 2023
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KOLUMNE<br />
LOKALES<br />
8<br />
Schon klar: Sie denken jetzt, dass diese Überschrift in eine gängige<br />
Floskel mündet, die irgendwo zwischen dem Tannenbaumschmuck-Zitat<br />
von Loriot und dem sofort statistisch widerlegbaren<br />
Blick in die Vergangenheit herumwabert. Ein Satz, für<br />
den sich scheinbar eine ganze Generation – wenn nicht gleich<br />
zwei – zum kollektiven Kopfnicken verabredet hat. Ein Satz, den<br />
seltsamerweise unsere Großeltern auch schon gesagt haben,<br />
als wir mit ihnen Schwarz-Weiß-Fotos im Familienalbum angeschaut<br />
haben. Doch wer auch immer diesen Satz sagt, denkt<br />
oder abstreitet, in jedem Fall muss er „Früher war alles anders“<br />
heißen. Besser war es sicher nicht, und das in vielerlei Hinsicht.<br />
Es stimmt nicht, dass in unserer Baby-Boomer-Kindheit bessere<br />
Zeiten herrschten, die Welt friedlicher, die Luft sauberer und<br />
das Leben sicherer war, als es heute der Fall ist, aber es kommt<br />
einem trotzdem so vor. Wenn ich irgendwo meine Baby-Boomer-Geschichten<br />
erzähle, sehe ich auf den Gesichtern der Zeitzeugen-Zielgruppe<br />
meistens ein liebevolles Lächeln und höre<br />
nicht selten ein fast sehnsuchtsvolles Seufzen. Das freut mich<br />
natürlich, wirft aber gleichzeitig auch immer die Frage auf, was<br />
es eigentlich war, dass diese Zeit so anders gemacht hat als die<br />
jetzige. Daran, dass wir damals alle noch zu Hause gewohnt haben,<br />
kann es ja wohl nicht liegen.<br />
Woran liegt es denn dann, dass viele Baby-Boomer mit dieser<br />
liebevollen Verklärung zurückblicken? Was genau war anders,<br />
als die geburtenstarken Jahrgänge in den 1970ern Kinder<br />
und in den 1980er-Jahren Jugendliche waren? Wieso kommt es<br />
uns so vor, als wäre es gemütlicher, freundlicher und irgendwie<br />
sicherer gewesen? Darauf hat sicher jede und jeder eine andere<br />
Antwort. Meine ist diese: Wenn ich mich in meine Kindheit und<br />
in die Zeit als Jugendlicher zurückversetze, dann fällt mir vor allem<br />
auf, dass ich als Kind sehr oft sehr wenig wusste, was gerade<br />
in der Welt passiert. Das bedeutete zum einen, dass ich weniger<br />
aufgeklärt, zum anderen aber auch weniger aufgeregt war.<br />
Was meine Eltern – und später auch ich – über die Weltlage<br />
wissen wollten, lasen sie in der Zeitung, hörten es im Radio oder<br />
bekamen es ab 20 Uhr von Herrn Köpcke vorgelesen. Und sie waren<br />
darauf vorbereitet, denn sie hatten mit Absicht die Zeitung<br />
gekauft, das Radio oder den Fernseher eingeschaltet. Es war eben<br />
nicht so, dass man an jeder Straßenecke ungefragt „Breaking<br />
News“ bekam und sich die Katastrophenmeldungen auf dem Mobiltelefon<br />
piepende Konkurrenz machten. Schlechte Nachrichten<br />
und Negativmeldungen gab es zu jeder Zeit, und dass die Medien<br />
darüber berichten, ist ihre<br />
Aufgabe, gar keine Frage. Für die<br />
heutige Zeit habe ehrlicherweise<br />
keinen Lösungsansatz für dieses<br />
Thema – bis auf den, dass jedwede<br />
Mediennutzung besonders<br />
bei und von Kindern gelernt sein<br />
will und soll. Eine Antwort auf<br />
die Frage, warum viele gerne den<br />
„Früher war alles … anders“-Satz<br />
Dirk Böhling, Jahrgang<br />
1964, ist Schauspieler,<br />
Regisseur, Moderator und<br />
Autor. Im <strong>STADTMAGAZIN</strong><br />
wirft er einen Blick auf<br />
seine Generation – und<br />
auf <strong>Bremen</strong>.<br />
BABY-BOOMER-BÖHLING<br />
Früher war alles …<br />
sagen, ist es aber in jedem Fall.<br />
Bevor ich jetzt aber klinge wie<br />
Oma und Opa vorm Fotoalbum,<br />
wünscht Ihnen der Baby-Boomer<br />
eine schöne Weihnachtszeit und<br />
einen entspannten Jahreswechsel<br />
– im besten Fall nur mit guten<br />
Nachrichten!<br />
„Dein Festmahl“<br />
Ein Festschmaus mit Ente, Rotkohl und Klößen: Das erwartet<br />
Bedürftige und Obdachlose in diesem Jahr wieder in der<br />
Messe <strong>Bremen</strong>. Alljährlich bitten die Organisator:innen der<br />
Aktion „Dein Festmahl“ in den Räumlichkeiten der Messe<br />
<strong>Bremen</strong> zu Tisch, um Besucher:innen einen sorglosen Abend<br />
in vorweihnachtlicher Atmosphäre zu bescheren. Unter die<br />
zahlreichen Ehrenamtlichen, die für einen reibungslosen<br />
Ablauf sorgen, mischen sich alljährlich auch bekannte Gesichter<br />
aus Sport, Musik und Fernsehen. Außerdem stehen<br />
Ärzt:innen, Zahnmediziner:innen und Tierärzt:innen für die<br />
Gäste bereit.<br />
Dienstag, 12. <strong>Dezember</strong>, Halle 4, 14.30 Uhr. Infos und<br />
Spendenmöglichkeiten: www.dein-festmahl.de<br />
Für Zweibeiner und Fellnasen<br />
Bremer Tierheim: Bescherung und Weihnachtsmarkt<br />
Weihnachtsgeschenke sind nur etwas für Menschen? Von wegen:<br />
Am ersten Advent lädt das Bremer Tierheim zur Weihnachtsbescherung<br />
für seine Schützlinge ein. Bremerinnen und<br />
Bremer sind herzlich dazu eingeladen, den Tieren, die noch auf<br />
ein neues Zuhause warten, kleine Präsente zu bringen. Hunde<br />
freuen sich beispielsweise besonders über Spielzeug, Halsbänder<br />
und Leckerlis. Für Katzen bieten sich Trocken- und Nassfutter<br />
sowie ebenfalls kleine Spielzeugartikel an. Zeitgleich findet<br />
am Gelände in der Hemmstraße ein „Tierischer Weihnachtsmarkt“<br />
statt, auf dem Mensch und Tier auf ihre Kosten kommen<br />
sollen. Für das leibliche Wohl ist mit Kaffee, Tee, Punsch und veganen<br />
Speisen gesorgt. (SM)<br />
Sonntag, 3. <strong>Dezember</strong>, 12 bis 17 Uhr, Bremer Tierheim. Weitere Infos<br />
unter www.bremer-tierschutzverein.de.<br />
Foto: C. Kuhaupt<br />
Foto: Pixabay