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Gedanken zur Fehler- und Sicherheitskultur in deutschen - Medical ...

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Behandlungsfehler<br />

(Sorgfalt verletzt!)<br />

Behandlungsergebnis<br />

Negativ<br />

Ereignis<br />

Unerwünschtes Ereignis<br />

(Behandlungsbed<strong>in</strong>gt)<br />

Vermeidbar?<br />

Vermeidbares<br />

unerwünschtes Ereignis<br />

(Schaden!)<br />

Sorgfalt verletzt?<br />

führt, so können mit hoher Treffsicherheit<br />

vasovagale Synkopen oder Synkopen<br />

benigner Ätiologie identifiziert [24] <strong>und</strong><br />

durch Nutzung von Entscheidungsalgorithmen<br />

bei „m<strong>in</strong>or head <strong>in</strong>jury“ unnötige<br />

Großgeräteuntersuchungen vermieden<br />

werden [14]. Dies entb<strong>in</strong>det den Mediz<strong>in</strong>er<br />

selbstverständlich nicht von der<br />

Pflicht, bei neurologischen Symptomen<br />

oder e<strong>in</strong>em Verdacht auf z. B. e<strong>in</strong>e kranielle<br />

Blutung die entsprechend <strong>in</strong>dizierte<br />

bildgebende Diagnostik durchzuführen.<br />

Neben der Kostenersparnis wird die<br />

nicht zu vernachlässigende Strahlenbelastung<br />

reduziert.<br />

Wie unser Fallbeispiel zeigen auch<br />

die genannten Studien, dass mediz<strong>in</strong>ische<br />

<strong>Fehler</strong> sowohl aus organisatorischen<br />

4 | Notfall + Rettungsmediz<strong>in</strong> 2011<br />

Positiv<br />

(Heilung/<br />

L<strong>in</strong>derung)<br />

Schaden ohne<br />

Sorgfaltsverletzung<br />

Leitthema<br />

Ereignis durch<br />

Krankheitsverlauf<br />

Nicht vermeidbare<br />

Behandlungsfolgen<br />

Abb. 2 9 Systematische<br />

Klassifikation<br />

von Behandlungsfehlern<br />

<strong>und</strong> unerwünschten<br />

Ereignissen auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der „epidemiologischorientierten<br />

Nomenklatur“ des<br />

Sachverständigenrates<br />

<strong>zur</strong> Begutachtung der<br />

Entwicklung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

dar.<br />

(Mod. nach [22])<br />

als auch aus <strong>in</strong>dividuellen menschlichen<br />

Schwächen im Alltag der Notaufnahme<br />

vorkommen. Die <strong>Fehler</strong> treten aber häufig<br />

nicht, wie man vermuten könnte, bei<br />

der Anwendung oder Unterlassung moderner<br />

technischer Untersuchungsmethoden<br />

(High-Tech-Mediz<strong>in</strong>), sondern<br />

bei gr<strong>und</strong>legenden ärztlichen Tätigkeiten<br />

wie der Erhebung von Anamnese <strong>und</strong><br />

körperlicher Untersuchung auf.<br />

E Die „basic skills“ der ärztlichen<br />

Diagnostik werden häufig zu Gunsten<br />

von teuren, oftmals nicht <strong>in</strong>dizierten<br />

<strong>und</strong> präventiv durchgeführten Funktionsuntersuchungen<br />

vernachlässigt.<br />

Um die Behandlungsqualität bei Notfallpatienten<br />

zu verbessern, sollte daher e<strong>in</strong><br />

höherer Stellenwert auf gr<strong>und</strong>legende<br />

ärztliche Fähigkeiten, wie die Erhebung<br />

der Krankengeschichte <strong>und</strong> die körperliche<br />

Untersuchung, gelegt werden.<br />

<strong>Fehler</strong> <strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischer Notfallmediz<strong>in</strong><br />

In den USA hat sich die breite Öffentlichkeit<br />

mit dem Thema „mediz<strong>in</strong>ische<br />

<strong>Fehler</strong>“ ause<strong>in</strong>andergesetzt, nachdem<br />

1999 das Buch „To err is human“ erschienen<br />

war. Basierend auf Daten von 1997<br />

wurde errechnet, dass <strong>in</strong> den USA jährlich<br />

zwischen 44.000 <strong>und</strong> 98.000 Menschen<br />

aufgr<strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ischer <strong>Fehler</strong> <strong>in</strong><br />

Krankenhäusern sterben. Damit lag der<br />

Tod durch Behandlungsfehler <strong>in</strong> den USA<br />

auf Rang 8 der Todesursachen [11]. Für<br />

Deutschland liegen zwar ke<strong>in</strong>e vergleichbaren<br />

Daten vor, aber bei 17 Mio. stationären<br />

Behandlungen wäre statistisch mit etwa<br />

170.000 Behandlungsfehlern zu rechnen.<br />

Es wird geschätzt, dass jährlich etwa<br />

15.000 Menschen <strong>in</strong> Deutschland direkt<br />

oder <strong>in</strong>direkt aufgr<strong>und</strong> von vermeidbaren<br />

unerwünschten Ereignissen sterben<br />

[22]. Aus diesen Gründen ersche<strong>in</strong>t es legitim,<br />

das Thema „kl<strong>in</strong>isches Risikomanagement“<br />

am Beispiel von US-amerikanischen<br />

Hypothesen <strong>und</strong> Entwicklungen<br />

zu beleuchten <strong>und</strong> Rückschlüsse auf die<br />

deutsche Situation zu ziehen. Die Agency<br />

for Healthcare Research and Quality hat<br />

den Begriff des mediz<strong>in</strong>ischen <strong>Fehler</strong>s prägnant<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>iert [17]:<br />

„<strong>Medical</strong> errors happen when someth<strong>in</strong>g<br />

that was planned as a part of medical care<br />

doesn’t work out, or when the wrong plan<br />

was used <strong>in</strong> the first place“<br />

Nach dieser Def<strong>in</strong>ition ist e<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischer<br />

<strong>Fehler</strong> als e<strong>in</strong> Ereignis def<strong>in</strong>iert, das<br />

aus falscher Durchführung e<strong>in</strong>es richtigen<br />

Planes oder der Durchführung e<strong>in</strong>es<br />

falschen Plans resultiert. Dieser Begriff<br />

muss von unerwünschten Ereignissen im<br />

mediz<strong>in</strong>ischen S<strong>in</strong>ne getrennt werden,<br />

bei denen immer e<strong>in</strong> Schaden am Patienten<br />

impliziert ist [29]. <strong>Fehler</strong> können<br />

zwar e<strong>in</strong>en Schaden verursachen, sie können<br />

aber ebenso gut folgenlos für den Patienten<br />

bleiben [29]. Der Sachverständigenrat<br />

<strong>zur</strong> Begutachtung der Entwick-

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