Seiffener Art – DREGENO Magalog 2023
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
8 WERKSTATTGESCHICHTEN<br />
lich. Der Figurenkörper kann darin eingespannt und mit<br />
Strom in Rotation versetzt werden <strong>–</strong> so wird der Rand des<br />
schwarzen Sockels in Windeseile exakt und schwungvoll<br />
farbig. Ich möchte noch mehr seiner Erfindungen<br />
sehen, denn seine Malerin berichtet mir voller Lob von<br />
seinen Ideen. »Geheim!«, winkt er schmunzelnd ab und<br />
stellt eine Reihe seiner Kurrendefiguren zur Schau. Von<br />
2,5 bis zu stattlichen 40 Zentimetern gibt es sie in neun<br />
verschiedenen Höhen. Zudem im klassischen, schwarzen<br />
Gewand oder in katholisch-Rot und auch ganz naturbelassen.<br />
Die Figuren tragen Gesangbuch, Laterne oder<br />
Sternenstab. Traditionell hört man die singende »Kurrende«<br />
bis heute im Erzgebirge: Die Chorsänger wandern in<br />
der Adventszeit durch den Ort und tragen Weihnachtslieder<br />
vor. Schallings Kurrendefiguren tragen allesamt<br />
eine Bommelmütze <strong>–</strong> ein Alleinstellungsmerkmal, denn<br />
diese Kopfbedeckung ist typisch für die <strong>Seiffener</strong> Kurrende.<br />
Die ersten Figuren der Serie entwickelte Thomas<br />
Schwibbogen »Winterdorf Seiffen«<br />
mit Kurrende und Kirche, für Kerzen Ø 14 mm<br />
oder LUMIX, H: 10 cm, B: 24,5 cm, T: 4,5 cm<br />
202/530N 42,50 €<br />
Schalling als Lehrling im Jahr 1997. Damals übernahm die<br />
Drechslerei den Schwibbogen »Winterdorf« von Heinz<br />
Auerbach in das eigene Sortiment. Es fehlte jedoch an<br />
Figuren <strong>–</strong> also entwickelte der junge Geselle diese selbst.<br />
Ab 20 Zentimetern drechselt Thomas Schalling die<br />
großen Figurenkörper der Kurrendefiguren komplett<br />
selbst. Beherzt wirft er seine alte Drehbank mit Schnurantrieb<br />
an, um eine Bommelmütze zu drehen. »Das alte<br />
Schmuckstück hat meinem Großvater gehört, seitdem<br />
hat die Drehbank diese Stelle in der Werkstatt nie verlassen«,<br />
berichtet er. Er spannt ein Achtkantholz aus Linde<br />
ein und beginnt zu drehen. Ich kenne die Linde eher<br />
vom Schnitzen. »Das Holz der einheimischen Linde ist<br />
besonders leicht, deshalb nutze ich es zum Beispiel für<br />
die Groß-Figuren, aber auch für meine Fluglichter®«, erklärt<br />
mir der Inhaber. Ich spüre sofort, dass der Meister<br />
sein Handwerk wie kein Zweiter beherrscht. Schalling<br />
lehrt angehende Gesellen im Rahmen der Verbundausbildung<br />
in der einzigartigen Holzspielzeugmacher- und<br />
Drechslerschule in Seiffen. Auf die Frage hin, ob er auch<br />
selbst einen Holzspielzeugmacher in seiner Werkstatt<br />
ausbildet, schmunzelt er: »Ja, er hat gerade die Prüfung<br />
bestanden. Ist eines meiner drei Kinder. Wenn mein Sohn<br />
einmal die Firma übernimmt, dann ist unsere Drechslerei<br />
in 5. Generation in Familienhand. Sie wurde 1918 von<br />
meinem Urgroßvater Otto gegründet, seit 2012 führe ich<br />
unser kleines Unternehmen«, berichtet er weiter. Im Jahr<br />
<strong>2023</strong> sind es nun 105 Jahre Handwerk mit größtem Wert<br />
auf beste Qualität, die man in jedem Winkel der Werkstatt<br />
spürt.