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Magazin der Auslandshilfe

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Diözese St. Pölten<br />

„Mich bei der Frauenorganisation ‚Today for the Future‘<br />

freiwillig zu engagieren hat mich sehr bereichert.<br />

Ich habe Freundschaften geknüpft, Selbstvertrauen<br />

aufgebaut und erhielt so eine Vision für meine Zukunft.“<br />

Besalba Kopani<br />

Studentin der Sozialen Arbeit<br />

Puke, Albanien<br />

Nr. 13<br />

März <strong>2024</strong><br />

Magazin der Caritas-Auslandshilfe<br />

mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern<br />

Albanien, Pakistan und Senegal<br />

Caritas St. Pölten Aktuell<br />

Erscheinungsort St. Pölten<br />

Empower her!<br />

Wie die Stärkung von Mädchen<br />

zu einem positiven Wandel führt.<br />

Armut<br />

reduzieren<br />

20% der Mädchen im globalen Süden<br />

werden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet,<br />

nur 39% der Mädchen in ländlichen<br />

Gebieten besuchen eine Sekundarschule<br />

– das sind nur einige Beispiele zur Situation<br />

von Frauen und Mädchen aus dem<br />

aktuellen Bericht zur Nachhaltigen<br />

Entwicklung (SDG Report 2023).<br />

Zur Erreichung des 5. Globalen Nachhaltigkeitsziels<br />

„Geschlechtergleichheit“<br />

bleibt daher noch viel zu tun. Die Caritas<br />

legt in ihren Ernährungssicherheits- und<br />

Bildungsprojekten einen Schwerpunkt auf<br />

die Stärkung von Frauen und Mädchen.<br />

Es sind vor allem die Frauen, die in den<br />

Familien die größte Last zu tragen haben.<br />

Sie sind letztendlich dafür verantwortlich,<br />

dass die tägliche Mahlzeit auf den Tisch<br />

kommt, sie kümmern sich um die Kinder,<br />

pflegen die Alten, holen Wasser, sammeln<br />

Holz, bereiten das Essen zu und arbeiten<br />

auf dem Feld. Im Kampf gegen den<br />

Hunger in den Familien sind sie die entscheidenden<br />

Akteurinnen. In der Projektarbeit<br />

unterstützt die Caritas Frauen dabei,<br />

selbst Zugang zu Land zu bekommen,<br />

es werden als Starthilfe Saatgut und Geräte<br />

ausgegeben, und die Verarbeitung und<br />

Vermarktung von Obst und Gemüse unterstützt.<br />

Das Einkommen kommt direkt der<br />

gesamten Familie zugute und es führt zu<br />

einer viel höheren Selbstbestimmung und<br />

Sichtbarkeit der Frauen.<br />

Auch in der Schulbildung müssen Mädchen<br />

gezielt gefördert werden. Gerade<br />

das ist eine Lebensphase, in der – oft<br />

diskriminierende – Geschlechternormen<br />

erlernt und verfestigt werden. Es besteht<br />

ein enger Zusammenhang zwischen der<br />

Bildung von Mädchen und ihren Perspektiven:<br />

So kann ein zusätzliches Schuljahr<br />

den Verdienst einer Frau um bis zu 20%<br />

erhöhen und jedes Jahr Sekundarschulbildung<br />

verringert die Wahrscheinlichkeit<br />

einer oft risikoreichen Schwangerschaft<br />

von Minderjährigen. In den Bildungsprojekten<br />

der Caritas wird daher besonders<br />

darauf geachtet, dass die Mädchen eine<br />

Sekundarschule abschließen können –<br />

durch die Finanzierung von Schulgebühren,<br />

durch laufende Gespräche mit den<br />

Eltern oder einfach durch die Verteilung<br />

von Menstruationsprodukten. Vor allem<br />

geht es auch darum, Mädchen, die besonders<br />

engagiert sind, gezielt zur fördern.<br />

Als selbstbewusste Rollenvorbilder<br />

können sie die Bedeutung von Bildung am<br />

besten transportieren.<br />

Autorin: Helene Unterguggenberger<br />

Am Wort<br />

Geht die weiße Farbe vielleicht ab?<br />

Vorsichtig berühren die kleinen Kinder<br />

im Waisenheim in Burundis Hauptstadt<br />

Gitega meine Hand. Nein, die „Mzungu“,<br />

die Menschen aus Europa, haben<br />

tatsächlich eine so helle Haut. Meine<br />

erste Reise nach Burundi eröffnete<br />

mir viele schöne Momente, aber auch<br />

persönliche Erfahrungen, die mir das<br />

Thema Geschlechtergerechtigkeit unter<br />

neuem Blickwinkel gezeigt haben. Warum<br />

es notwendig ist, Frauen bei unserer<br />

Tätigkeit international besonders im<br />

Fokus zu behalten, bestätigten mir Begegnungen<br />

wie die mit Marie-Grâce. Die<br />

junge Burunderin lernt, Stoffbinden zu<br />

nähen. Ein Stück Stoff, das Leben verändert<br />

– ihr eigenes, da sie ein eigenes<br />

Einkommen erzielt. Und das von anderen<br />

Mädchen und jungen Frauen: Die<br />

leistbaren Stoffbinden ermöglichen ihnen<br />

den Schulbesuch ohne Unterbrechung.<br />

Mädchen bleiben sonst während ihrer<br />

Menstruation zu Hause. So verpassen<br />

sie jährlich bis zu 12 Wochen Schule.<br />

Das Nähprojekt hilft, den Zugang zu Bildung<br />

für Frauen ohne Unterbrechung zu<br />

Nora Tödtling-Musenbichler<br />

Präsidentin<br />

Caritas Österreich<br />

gewährleisten. Eine weitere Geschichte<br />

ist die von Alisa im Südsudan. Ein Haushaltstraining<br />

gibt ihr das nötige Wissen,<br />

um den Ertrag ihres kleinen Grundes<br />

zu steigern. Sie kann jetzt nicht nur sich<br />

selbst und ihre Familie erhalten, sondern<br />

die Kinder in die Schule schicken.<br />

In Ägypten, bei den „Müllmenschen von<br />

Kairo“, werden Mädchen heute später<br />

verheiratet. Dazu hat die Caritas gemeinsam<br />

mit dem Hilfswerk Schwester Emmanuelle<br />

beigetragen. Auch Bildung spielt<br />

jetzt eine Rolle in der Gemeinschaft.<br />

Zveta lernt im Kindergarten Bulgarisch.<br />

Mit ihren Eltern spricht sie nur Romanes.<br />

Dass sie früh die Landessprache lernt,<br />

hilft ihr, in der Schule nicht vom ersten<br />

Tag an abgehängt zu werden.<br />

All diese Geschichten bestätigen:<br />

Kleine Schritte sind möglich. Und sie<br />

sind nötig, um langfristig Veränderungen<br />

zu bewirken. Die Schritte sehen in jedem<br />

der Partnerländer anders aus. Aber sie<br />

bringen überall jeden Tag ein Kind, eine<br />

Jugendliche, eine Frau ein Stück weiter<br />

Richtung Gerechtigkeit.


Flora Vokaj<br />

Mitarbeiterin beim Blindenverband<br />

Lezha, Albanien<br />

„Ich weiß nun, dass eine Behinderung keine Tragödie<br />

für die Person ist, die mit ihr lebt, geschweige denn für<br />

ihre Angehörigen, und dass ein Mensch mit Behinderung<br />

durch die Überwindung von Barrieren ein ganz normales,<br />

erfülltes Leben führen kann.“<br />

Inklusion durch Empowerment<br />

Die Stärkung von Menschen mit Behinderungen<br />

ist eine der Hauptaufgaben<br />

der Caritas Albanien. Unter anderem<br />

wurde ein Lehrgang zur Peer-Beratung<br />

nach internationalem Vorbild entwickelt.<br />

Die Idee ist es, Menschen mit einer Behinderung<br />

zu Berater*innen für andere<br />

Menschen mit Behinderung und deren<br />

Familien auszubilden. Dabei profitieren<br />

beide Seiten: Die Peer-Berater*innen wurden<br />

zu Expert*innen geschult und in ihrer<br />

Kompetenz gestärkt und die Personen,<br />

die beraten wurden, konnten ihre Lebenssituation<br />

beträchtlich verbessern.<br />

Flora ist eine von jenen, die sich als<br />

Beraterin ausbilden ließen. Sie ist von Geburt<br />

an sehbehindert und wuchs in einer<br />

ländlichen Gegend auf. Durch das „Frausein“<br />

und ihre Behinderung war sie schon<br />

immer mit einer doppelten sozialen Barriere<br />

konfrontiert. Als Kind durfte sie nicht in<br />

eine Regelschule gehen, sondern wurde<br />

mit sechs Jahren von der Familie weg in<br />

eine Sondereinrichtung nach Tirana geschickt.<br />

Nach Hause kam sie nur selten.<br />

Der Unterricht war zudem auch nur auf<br />

einzelne Fächer konzentriert.<br />

Flora erinnert sich: „Damals hatte ich<br />

keinerlei Informationen darüber, wie<br />

Blinde anderswo auf der Welt unterrichtet<br />

wurden. Erst als ich im Alter von fünfzehn<br />

Jahren das Institut verließ, begriff ich, dass<br />

ich so viel verloren hatte.“<br />

Trotz des Widerstandes ihrer Eltern war<br />

Flora fest entschlossen, ihren Rückstand<br />

aufzuholen. Sie besuchte die Oberstufe<br />

und ihre Lernergebnisse waren beeindruckend.<br />

Nach dem Schulabschluss war es<br />

ihr als blinde Frau jedoch unmöglich ins<br />

Arbeitsleben zu finden. Die Ausbildung<br />

zur Peer-Beraterin der Caritas Albanien<br />

kam genau richtig.<br />

„Dank der Schulungen habe ich zum<br />

ersten Mal in meinem Leben gelernt, was<br />

Behinderung wirklich bedeutet und wie ich<br />

durch die Erfahrungen mit meiner eigenen<br />

Behinderung und mit der professionellen<br />

Ausbildung auch anderen blinden Menschen,<br />

die Beratung und Informationen<br />

benötigen, helfen kann. Ich weiß nun,<br />

dass eine Behinderung keine Tragödie für<br />

die Person ist, die mit ihr lebt, geschweige<br />

denn für ihre Angehörigen, und dass ein<br />

Mensch mit Behinderung durch die Überwindung<br />

von Barrieren ein ganz normales,<br />

erfülltes Leben führen kann. Ich wünschte,<br />

ich wäre jünger.“ (Flora lacht)<br />

Durch die Ausbildung ermutigt, ging Flora<br />

an die Universität. Sie ist fest entschlossen,<br />

bald ihren Abschluss zu schaffen.<br />

Heute arbeitet Flora beim albanischen<br />

Blindenverband, wo sie das „Forum der<br />

blinden Frau“ gegründet hat und leitet.<br />

Doch am liebsten würde sie ihren<br />

Lebensunterhalt als hauptberufliche<br />

Peer-Beraterin verdienen.<br />

Autorin: Andrea Todt<br />

Bei einem Projektbesuch der Caritas St. Pölten in Lezha, Albanien: Flora (Mitte)<br />

mit mehreren Teilnehmer*innen ihres Peer-Berater-Lehrgangs. Flora ist von Geburt<br />

an sehbehindert und durfte als Kind die Regelschule nicht besuchen.<br />

Erst durch ihre Ausbildung zur Peer-Beraterin hat sie gelernt, dass ein Mensch<br />

mit Behinderung ein ganz normales, erfülltes Leben führen kann.<br />

Gute Bildung, gute Chancen?<br />

Zaara hat gute Chancen, einen Beruf zu bekommen oder eine akademische Laufbahn<br />

einzuschlagen. Sie besucht die von der Caritas St. Pölten unterstützte Schule<br />

in Khameeso Goth, einem Gebiet am Stadtrand von Karatschi, Pakistan.<br />

Doch jedem neunten Mädchen weltweit bleibt der Zugang zu Bildung verwehrt.<br />

Jedes neunte Mädchen weltweit hat keinen<br />

Zugang zu Grundbildung. Die Hauptgründe<br />

dafür sind die Diskriminierung von<br />

Frauen, Care-und Haushaltsarbeit sowie<br />

Kinderehen.<br />

Diskriminierung:<br />

Sie kann viele verschiedene Formen annehmen,<br />

wie etwa weniger Wertschätzung<br />

und Freiheiten.<br />

Es gibt auch Schulverbote für Mädchen<br />

ab der Sekundarstufe, wie es derzeit etwa<br />

in Afghanistan der Fall ist.<br />

Care- und Haushaltsarbeit:<br />

Damit ist etwa auch Sorgearbeit gemeint,<br />

also sich um andere Personen zu kümmern.<br />

Weltweit pflegen viele Mädchen<br />

zwischen 5 und 14 Jahren Familienangehörige<br />

sowie Freunde der Familie.<br />

Kinderehe:<br />

In vielen Gegenden der Welt werden<br />

unter 18-jährige Mädchen gegen ihren<br />

Willen verheiratet. Gründe sind Armut,<br />

soziale Normen, Tradition, Religion und<br />

viele mehr. Kinderehen haben viele verschiedene<br />

negative Auswirkungen auf die<br />

Mädchen. Oft brechen Mädchen dann die<br />

Schule ab. Dabei wäre gerade Bildung<br />

der effektivste Weg, um Mädchen vor<br />

verfrühter Schwangerschaft, häuslicher<br />

Gewalt und Armut zu bewahren. In Österreich<br />

dürfen Mädchen und Burschen neun<br />

Jahre die Schule besuchen. Danach<br />

entscheiden sich jährlich rund 42.000<br />

Jugendliche dazu, die Matura zu machen,<br />

zwei Drittel davon sind Mädchen. Auch<br />

studierten im Wintersemester 2022/2023<br />

um 46.274 mehr Frauen als Männer an<br />

Österreichs Hochschulen. Doch wagt man<br />

einen Blick in die 200 umsatzstärksten Unternehmen<br />

Österreichs, so zeigt sich, dass<br />

sich dieses Verhältnis bei weitem nicht<br />

widerspiegelt. Von 599 Geschäftsführer*innenpositionen<br />

sind nur 63 von Frauen besetzt.<br />

Wie kann das sein, obwohl Frauen in<br />

Österreich statistisch gesehen täglich um<br />

13 Minuten länger arbeiten als Männer?<br />

Die ernüchternde Antwort: Es handelt sich<br />

bei dieser „Mehrarbeit“ großteils um<br />

unbezahlte Care- und Haushaltsarbeit –<br />

ein Bild, das sich weltweit zeigt.<br />

Autorin: Elena Schmied


„Als wir mit der Schule begonnen haben,<br />

musste ich als Lehrerin mit der Trommel durch die<br />

Siedlungen gehen, um die Kinder einzusammeln.“<br />

Aqsa Anwar<br />

Schulleiterin<br />

Khameeso Goth, Karatschi<br />

Pünktlich zur Zukunft<br />

„Als wir mit der Schule begonnen<br />

haben, musste ich als Lehrerin mit der<br />

Trommel durch die Siedlungen gehen,<br />

um die Kinder einzusammeln. In den<br />

Familien war man nicht gewohnt, dass<br />

Kinder irgendwo pünktlich sein<br />

müssen“, erzählt Aqsa Anwar.<br />

Sie leitet nun seit bald zwanzig Jahre die<br />

Schule in Khameeso Goth, am Stadtrand<br />

der pakistanischen Mega-City Karatschi.<br />

Die Idee zu einer Schule in diesem von<br />

extremer Armut geprägten Stadtteil kam<br />

ursprünglich von der deutschen Lepra-<br />

Ärztin und Ordensfrau Dr. Ruth Pfau.<br />

In der von der Caritas St. Pölten unterstützten Schule in Khameeso Goth sitzen<br />

Buben und Mädchen gemeinsam im Klassenzimmer, so auch die Zwillinge Arun<br />

und Layana. Die Erfolge zeigen, dass Bildung der beste Weg aus der Armut ist.<br />

Lepra ist eine Krankheit der Armen, und<br />

wer Lepra bekämpfen möchte, muss die<br />

Armut verringern. Was liegt näher als<br />

Bildung anzubieten. Denn Bildung ist der<br />

Schlüssel zur Bekämpfung der Armut.<br />

Die Schule in Khameeso Goth ist nur eine<br />

von vier seitens der Caritas St. Pölten<br />

unterstützten Schulen in Karatschi. Von<br />

Anfang an war es klar, dass Mädchen und<br />

Buben gemeinsam im Klassenzimmer sitzen,<br />

in etwa gleichen Anteilen. In Pakistan<br />

ist das nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit,<br />

wie überhaupt die Möglichkeit<br />

zum Schulbesuch nicht allen Kindern<br />

gleichermaßen offensteht.<br />

„In Khameeso Goth, am<br />

Stadtrand der pakistanischen<br />

Mega-City Karatschi, hat<br />

sich herumgesprochen, dass<br />

Schulbildung nützlich ist.<br />

Es gibt mittlerweile mehrere<br />

ehemalige Schüler*innen, die<br />

eine akademische Ausbildung<br />

eingeschlagen haben – bisher<br />

ein beinahe unmögliches<br />

Ziel für die Menschen in<br />

dieser von extremer Armut<br />

geprägten Gegend.”<br />

Andreas Zinggl, Projektmanager für<br />

Pakistan, Caritas St. Pölten<br />

Mehr als 22 Millionen Kinder gehen in<br />

Pakistan nicht zur Schule. Mädchen sind<br />

dabei besonders benachteiligt. Während<br />

in den ersten paar Klassen das Verhältnis<br />

noch halbwegs ausgewogen ist, so wird in<br />

höheren Klassen der Bubenanteil größer.<br />

Meistens hat das mit der mangelnden<br />

Sicherheit am Schulweg zu tun. Traditionell<br />

wird in den Familien mit mehreren Kindern<br />

aber auch eher darauf geschaut, dass<br />

Buben die Schule besuchen. Sie gelten<br />

nach wie vor als potentielle Ernährer für<br />

später.<br />

Nicht so bei der 14-jährigen Layana.<br />

Sie hat das Glück, gemeinsam mit ihrem<br />

Zwillingsbruder Arun nun schon die zehnte<br />

Schulstufe zu besuchen. Ihr Berufswunsch<br />

hat sich seit dem ersten Schultag nicht<br />

geändert. Sie möchte Ärztin werden. Anfangs<br />

wurde sie noch belächelt, denn aus<br />

derart armen Verhältnissen, wo die Eltern<br />

nicht einmal lesen und schreiben können,<br />

ist das eigentlich unmöglich. Aber ihr Ehrgeiz<br />

war stärker. Die Schulnoten waren<br />

stets fantastisch und die Schulleiterin Aqsa<br />

Anwar, die immer an sie geglaubt hat, erkennt<br />

mittlerweile gute Chancen für Layanas<br />

Arztkarriere. Es wäre nicht die erste<br />

Schülerin in Khameeso Goth, die eine akademische<br />

Ausbildung weitermacht, erzählt<br />

Aqsa Anwar mit nicht zu übersehendem<br />

Stolz in ihrem Gesichtsausdruck. Nach all<br />

diesen Mühen – und es war nicht immer<br />

leicht – kann sie auf ein gelungenes<br />

Lehrerinnendasein zurückblicken.<br />

Ihr Engagement war nicht umsonst.<br />

Sie würde heute wieder mit der Trommel<br />

durch die Armensiedlung gehen, wenn es<br />

nötig wäre. Heute kommen die Kinder von<br />

allein. Denn es hat sich herumgesprochen,<br />

dass Schulbildung nützlich ist.<br />

Pünktlichkeit inklusive. So geht der Weg<br />

aus der Armut.<br />

Autor: Andreas Zinggl<br />

Sonderformat 210x105mm<br />

Caritas der Diözese St. Pölten<br />

Hasnerstraße 4, 3100 St. Pölten<br />

www.caritas-stpoelten.at<br />

Information:<br />

02742 844 455<br />

spendenservice@caritas-stpoelten.at<br />

www.caritas-stpoelten.at<br />

Spenden:<br />

Raiffeisenbank St. Pölten<br />

IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000<br />

BIC: RLNWATWWOBG<br />

www.caritas-stpoelten.at<br />

Impressum:<br />

Medieninhaberin und Herausgeberin:<br />

Caritas St. Pölten | Für den Inhalt verantwortlich:<br />

Christoph Riedl | Redaktion: Lukas Steinwendtner,<br />

Christiane Gaar, Andrea Todt, Andreas Zinggl,<br />

Elena Schmied, Melissa Ofoedu,<br />

Ismael Kaltenberger, Michael Tanzer<br />

Grafik: Sigrid Brandl | Hersteller: gugler<br />

Fotos: Caritas, Adobe Stock, Thomas Hadinger<br />

Kommunikationshaus | Verlagspostamt: Melk |<br />

Erscheinungsort: 3100 St. Pölten, Hasnerstraße 4<br />

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Cradle to Cradle ist der höchste Standard<br />

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Margueritte Diouma Sene<br />

Ernährungsexpertin<br />

St. Louis, Senegal<br />

„Während junge Männer oft die Dörfer verlassen, um Arbeit zu suchen,<br />

sind es Frauen, die zurückbleiben und sich um die Kinder kümmern.<br />

Je besser sie geschult werden, desto geringer ist das Risiko,<br />

dass sie selbst und ihre Kinder an Ernährungsunsicherheit leiden.“<br />

Fatous Weg zur Kinderärztin<br />

„Acht Kilo!“ Die stolze Mutter strahlt in<br />

die Runde und hebt ihren 7-monatigen<br />

Sohn aus der Waage, die an einem Ast<br />

befestigt ein paar Meter über der roten,<br />

staubigen Erde schwebt. Auch Fatou ist<br />

zufrieden und trägt das soeben gemessene<br />

Gewicht in eine Tabelle ein.<br />

„Wir haben den kleinen Jungen hier nun<br />

schon zum dritten Mal gewogen und er<br />

entwickelt sich sehr gut“, erklärt sie. Leider<br />

ist das in einigen ländlichen Regionen<br />

Senegals keine Selbstverständlichkeit: Vor<br />

allem Babys und Kleinkinder sind immer<br />

wieder von Mangel- und Unterernährung<br />

betroffen. Das hängt zum einen damit zusammen,<br />

dass das Land immer wieder<br />

von Nahrungsmittelkrisen betroffen ist und<br />

es dann schlicht an Lebensmitteln mangelt.<br />

Andererseits mangelt es aber auch<br />

an Wissen, wie Unterernährung vermieden<br />

werden kann.<br />

Hier kommt Fatou ins Spiel: Die 14-Jährige<br />

wird von der Caritas St. Louis gemeinsam<br />

mit 37 anderen jungen Frauen zur Ernährungsberaterin<br />

ausgebildet. Regelmäßig<br />

trifft sie sich mit den Müttern und Kleinkindern<br />

ihres Heimatdorfes und überprüft<br />

Gewicht, Größe und Gesundheitszustand<br />

der Kinder. „Meine Mutter ist die einzige<br />

Hebamme hier im Dorf“, erzählt das Mädchen.<br />

„Ich habe ihr schon sehr früh geholfen<br />

ihre Berichte auszufüllen und sie bei<br />

Hausbesuchen begleitet.“ Außerdem ist<br />

sie in ihrer Familie die einzige, die es auf<br />

die Mittelschule geschafft hat. Besonders<br />

Mädchen in ländlichen Regionen haben<br />

hier im Senegal das Nachsehen: Nur etwa<br />

34% der Mädchen besuchen nach der<br />

6-jährigen Grundschule eine weiterführende<br />

Schule. Dafür gibt es mehrere Gründe.<br />

Häufig übernehmen Mädchen schon sehr<br />

früh verantwortungsvolle Rollen im Haushalt<br />

und in der Erziehung jüngerer Geschwister.<br />

Anstatt in die Schule zu gehen,<br />

waschen sie Wäsche, kochen Mahlzeiten<br />

oder betreuen Kinder. Außerdem ist der<br />

Schulbesuch mit Kosten verbunden, die<br />

sich viele Familien nicht leisten können.<br />

Und es fehlt an positiven Vorbildern:<br />

Die geringe Anzahl von weiblichem<br />

Lehrpersonal in ländlichen Regionen<br />

hat eine negative Symbolwirkung für die<br />

Wichtigkeit des Schulbesuches von Mädchen.<br />

Fatou möchte ihren Weg fortsetzen.<br />

Für ihre Zukunft hat sie große Pläne: „Ich<br />

arbeite sehr gerne mit Kindern und im<br />

Gesundheitsbereich und möchte deshalb<br />

Kinderärztin werden.“<br />

Ernährungsexpertin Margueritte inmitten von Frauen und Kindern. In regelmäßigen<br />

Abständen werden die Kinder gewogen und gemessen, um ihre Entwicklung<br />

zu überwachen und Mangel- und Unterernährung rechtzeitig entgegenzuwirken.<br />

Bildung im Senegal:<br />

Positive Entwicklung erkennbar<br />

Auch wenn Mädchen noch viele<br />

Benachteiligungen erfahren, hat sich<br />

in den letzten Jahren im Bildungsbereich<br />

vieles zum Positiven verändert:<br />

Waren im Jahr 2000 83,3%<br />

der Mädchen eingeschult, so hat<br />

sich die Zahl bis zum Jahr 2022<br />

auf 91,2% erhöht.<br />

Autorin: Christiane Gaar<br />

Fatou (rechts im Bild) wird von der Caritas St. Louis zur Ernährungsberaterin<br />

ausgebildet. Schon früh hat sie ihrer Mutter, die<br />

Hebamme ist, geholfen. Ihr Ziel ist es, Kinderärztin zu werden.<br />

Kurz notiert<br />

Internationale Freiwilligeneinsätze<br />

Ähnlich wie Besalba (Seite 1, Zitat oben), empfinden viele<br />

junge Menschen Freiwilligeneinsätze als besonders bereichernde<br />

Erfahrung. Als Caritas ermöglichen wir mit unseren<br />

internationalen Projektpartnern vor Ort eine freiwillige<br />

Mitarbeit in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Diese umfassen verschiedene Bereiche, etwa Landwirtschaft<br />

und Ernährungssicherung, Kommunikation oder<br />

Betreuung und Begleitung von Kindern. Freiwillige können<br />

sich jederzeit bewerben. Nähere Informationen dazu finden<br />

Sie unter www.internationalerfreiwilligeneinsatz.at<br />

Hilfe für Kinder in Not<br />

Jedes sechste Kind lebte 2022 weltweit in Gebieten, die<br />

von bewaffneten Konflikten betroffen sind. Hinzu kommen<br />

2023 die verheerenden Krisen im Nahen Osten, Bergkarabach<br />

und dem Südsudan. In Situationen wie diesen<br />

erfahren Kinder oft Gewalt und müssen zusehen, wie<br />

Menschen um sie herum getötet oder verletzt werden.<br />

Unter den Trümmern von Kriegen und Konflikten wird<br />

auch die Kindheit begraben. Umso wichtiger ist es, dass<br />

diese Kinder einen sicheren Hafen haben. Schutz und<br />

Geborgenheit – darauf legen wir in unseren Kinderprojekten<br />

großen Wert. Als Caritas glauben wir fest daran, dass<br />

jedes Kind ein gutes und chancenreiches Aufwachsen<br />

verdient. Dank unseres internationalen Partnernetzwerks<br />

können wir auf der ganzen Welt helfen – dafür brauchen<br />

wir dringend Ihre Unterstützung: www.caritas.at/helfen<br />

Spendenkonto<br />

der Caritas St. Pölten:<br />

IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000<br />

BIC: RLNWATWWOBG<br />

Bestellung der Länderinformation<br />

und Auskunft: 02742 844 455<br />

spendenservice@caritas-stpoelten.at<br />

Weil unter Trümmern<br />

auch die Kindheit<br />

begraben wird.<br />

Wir helfen.<br />

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