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PS_1975-1976_069

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handelt es sich bei all diesen Werken um Erfullung der dienstlichen Obliegenheit

des Hotkammermusikdirektors Bach, wobei sowohl der Komponist als auch der

jeweilige lnterpret - man schrieb ja dazumalen stets ad hoc - zu bewundern

sind. Bach transportiert die italienische Sonata da chiesa, und zwar ihren Trio-Typ,

mit ihrer Viersiitzigkeit (die allerdings von Bach nicht immer eingehalten ist) ganz

und gar aut sein eigenes Verfahren der Variabilitiit der Mittel. DaB Bach gerade

die Violin-Sonaten besonders schiitzte, geht daraus hervor, daB sie ihn noch in

Leipzig beschiiftigten.

Dem noch bei Mozart geliiutigen Brauch des 18. Jahrhunderts gemiiB hat Bach die

einzelnen Werkgruppen zu Zyklen von se:chs Sonaten gebundelt. Bei den Zyklen

fur Solo-Violine bedient er sich der Alternative zwischen Sonate und Partita, d. h.

dem Wechsel von viersiitziger Sonatenform und mehrsiitziger Suite. Das polyphone

Musizieren aut einem Streichinstrument, das gewiB aut die improvisatorische

Praxis zuruckzufuhren ist, kannte man schon vor Bach . Aber es war sein und

seiner Zeit eigentumliches Anliegen, diese Kunst zu h6chsten Anspruchen zu

steigern. Wie einst Scheidt die imitatio violistica, d. h. die Verwendung geigerischer

Spieltiguren, aut das klavierte lnstrument Gbertrug, ein Verfahren, das auch

Bach geliiutig war, hat Bach eine Art imitatio .claviristica· durch Anwendung der

Mehrstimmigkeit vom Klavierinstrument aut das Streichinstrument Gbertragen.

Beruhmtes Zeugnis ist die d-Moll-Partita (BWV 1004) mit der Chaconne, jener

aus der lmprovisation Gber einen basso ostinato geborenen Variationstechnik, die

schon das 16. Jahrhundert erprobte (Ortiz) . Auch hier - wie bei den Violoncello­

Suiten - mussen wir uns sagen, daB der maestro di concerto, der diese Sonaten

und Partiten im SchloB des Fursten Leopold von Anhalt-K6then spielte, ein groBer

Meister gewesen sein muB.

Johannes-Passion

Schon Augustinus spricht davon, daB die im Lektionston des Chorals vorgelesenen,

die Passio Domini betreffenden, Evangeliums-Perikopen der Messe durch ein

. solemniter legere", durch teierliche Lesung, aus den Gbrigen Lektionen herousgehoben

werden mGBten . Seit dE;m 9. Jahrhundert kennt man, um diese Forderung

zu unterstreichen, die .Rollen" -Verteilung, die funthundert Jahre spiiter in dem

weiterhin gultig gebliebenen Sinne testgelegt wurde. Mehr und mehr - historische

Fruhbeispiele sind die Matthiius-Passionen in Deutschland (Andechs) und in

England - l6ste sich die Passions-Lesung, die allmiihlich zur musikalischen Darstellung

driingte, als etwas Besonderes heraus und erhie:lt mit der Hochblute der

Mehrstimmigkeit vom 15. Jahrhundert an ihre eigene Priigung, die lediglich nach

Choralpassion und Figuralpassion unterschied. Mit dem Autkommen des monodischen

Stils und der Elemente des Rezitativs wurde im 17. Jahrhundert das dem

gregorianischen Choral Zugeh6rende durch das Rezitativ oder eine dem Choral

lediglich angeniiherte Rezitation (wie z. B. bei Schutz) verdriingt. Der Einbruch

der mit der Oper entwickelten Mitte fuhrte zur Ausbildung der oratorischen Passion,

deren Geschichte durch das 17. und 18. Jahrhundert hindurch - nach Bachs

Tod wesentlich unter Hinwendung zum unliturgischen, d. h. rein konzerthatten

Passions-Oratorium (im Sinne Grauns z. B.) - vor allem durch das Problem der

textlichen Mehrschichtigkeit bestimmt war. In diesem zwischen Johann Sebastiani

( 1663) und Telemann oder Romhild sich abspielenden ProzeB steht das Passions-

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