Leseprobe »Naturzeit erleben: Bretagne«
Leseprobe zu »Naturzeit erleben: Bretagne« erschienen im Naturzeit Reiseverlag, www.naturzeit-verlag.de. ISBN 9783944378459, 20 €. Erhältlich überall im Buchhandel.
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ISBN 9783944378459, 20 €. Erhältlich überall im Buchhandel.
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FINISTÈRE<br />
129<br />
Was war der Zweck dieser<br />
Bauten?<br />
Warum und wie die Menschen<br />
in der Steinzeit diese riesigen<br />
Steine bewegten, und was die<br />
so errichteten Anlagen für sie<br />
bedeuteten, ist eine der großen,<br />
nicht vollständig geklärten<br />
Fragen der Archäologie.<br />
Für die Dolmen gibt es eine<br />
vergleichsweise sichere Antwort:<br />
Sie wurden meist als<br />
Grabstätte verwendet. Reste<br />
von Keramik, vor allem aus der<br />
Glockenbecherkultur, und andere<br />
Grabbeigaben wurden in unberührten<br />
Dolmen gefunden.<br />
Experten vermuten, dass der<br />
Totenkult nicht nur den Verstorbenen<br />
galt, sondern sich<br />
auch an die Ahnen richtete.<br />
Darauf weisen Gravuren in Dolmen<br />
hin, wie zum Beispiel die<br />
stilisierten Brüste, die der Mutter<br />
göttin Ana zugeordnet werden.<br />
[› Tour 14]<br />
Bei den aufrecht stehenden<br />
Steinen, die wir von Obelix als<br />
Hinkelsteine kennen, ist die<br />
Bedeutung weit unklarer. Sind<br />
sie Mahnmale und Symbole für<br />
Macht? Stehen sie als Orientierungshilfe<br />
an wichtigen Verbindungswegen<br />
oder markieren<br />
sie Kraftorte? Nur wenige Menhire<br />
weisen Gravuren auf, allerdings<br />
könnten diese im Laufe<br />
von Jahrtausenden verwittert<br />
sein. Außerdem wurden viele<br />
Menhire christianisiert, also<br />
mit christlichen Symbolen umgedeutet<br />
oder in Kreuzform<br />
umgearbeitet.<br />
Steinreihen und -kreise orientieren<br />
sich oft an den Himmelsrichtungen<br />
und könn ten einer<br />
Sonnengottheit gewidmet gewesen<br />
sein. Manche Steinkreise<br />
sind so exakt aus gerich tet, dass<br />
man vermutet, sie hätten durch<br />
ihren Schattenwurf als Kalender<br />
gedient.<br />
Megalithbauwerke<br />
in der Bretagne<br />
Während megalithische Bauwerke<br />
in Europa und rund um das Mittelmeer<br />
weit verbreitet sind,<br />
hat man Steinreihen nur im Westen<br />
Europas gefunden. Die<br />
größten Anlagen dieser Art gibt<br />
es hier in der Bretagne. Die bekanntesten<br />
sind die legen denumrankten<br />
»Aligne ments de<br />
Carnac«, die aus über 2800 Steinen<br />
in elf Reihen bestehen.<br />
Auch Menhire und Dolmen finden<br />
sich überall in der Bretagne – vor<br />
allem an den Küsten. Auf unse ren<br />
Wanderungen werden wir einige<br />
davon entdecken. Besonders viele<br />
und aufwendige Bauten sammeln<br />
sich rund um den Golf von<br />
Morbihan. Dazu zählen, neben<br />
der Anlage von Carnac, auch die<br />
Steinreihen und Gangdolmen von<br />
Kerzerho und Erdeven [› Tour 30],<br />
die Dolmen von Locmariaquer<br />
[› Tour 32], die Alignements de<br />
Lagatjar bei Camaret-sur-Mer<br />
[› Tour 23], die Megalithen von<br />
Saint-Just [› Tour 46] so wie die<br />
aufwendig verzierten Grabhügel<br />
von Gavrinis und Le Petit Mont.<br />
Ein weiterer riesiger Grabhügel<br />
befindet sich im Norden der<br />
Bretagne: der Cairn de Barnenez.