Bieler Tagblatt: Diabetes Typ 1 nimmt bei Kindern zu
08.05.24
08.05.24
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<strong>Bieler</strong> <strong>Tagblatt</strong><br />
Region Mittwoch, 8. Mai 2024<br />
«Eltern können nichts tun:<br />
Es gibt keine vorbeugenden Massnahmen»<br />
<strong>Diabetes</strong> <strong>nimmt</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>zu</strong>. Diabetologe Matthias Zürcher vom Spitalzentrum Biel sagt, was einen Einfluss hat und was nicht.<br />
Interview: Alexandre Wälti/pl<br />
Experten des Universitätsspitals<br />
Genf beobachten eine massive<br />
Zunahme von <strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong><br />
<strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong>. Die Westschweizer<br />
Gruppe von Eltern betroffener<br />
Kinder bestätigt diesen Trend:<br />
«Unsere Organisation besteht<br />
seit 1997. Im Jahr 2019 zählten<br />
wir 49 Familien; heute sind es<br />
136», sagt Vereinspräsidentin Sophie<br />
Zbinden gegenüber der Tageszeitung<br />
«24 Heures».<br />
Auch Spitzensportler wie der<br />
deutsche Tennisprofi Alexander<br />
Zverev oder der spanische Verteidiger<br />
von Real Madrid, Nacho,<br />
sind in ihrer Kindheit an <strong>Diabetes</strong><br />
erkrankt.<br />
Damit rückt das Thema in<br />
den Fokus. Erste Hinweise deuten<br />
einen möglichen Zusammenhang<br />
mit dem Covid-19-Virus an.<br />
Matthias Zürcher, Oberarzt<br />
Pädiatrie und Spezialist für pädiatrische<br />
Diabetologie am Spitalzentrum<br />
Biel, spricht über mögliche<br />
Ursachen.<br />
Matthias Zürcher, die Zahl der<br />
<strong>Diabetes</strong>fälle <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> gibt<br />
Anlass <strong>zu</strong>r Sorge. Was beobachten<br />
Sie in der Praxis in den<br />
letzten Jahren?<br />
Matthias Zürcher: Die Diagnosen<br />
nehmen seit der Covid-19-Pandemie<br />
tatsächlich <strong>zu</strong>. Das habe<br />
ich während der Ausbildung an<br />
den Universitäts-Kinderspitälern<br />
Zürich und Bern erlebt. Der Aufwärtstrend<br />
lässt sich generell beobachten.<br />
Nach meiner Ankunft<br />
im Spitalzentrum Biel im Januar<br />
2024 haben wir allerdings keine<br />
neuen Fälle mehr registriert.<br />
Dieswiderspricht aber nicht der<br />
Tatsache, dass wir gesamthaft eine<br />
starke Zunahme verzeichnen.<br />
Kinder erkranken vor allem<br />
an <strong>Diabetes</strong> <strong>Typ</strong> 1. Wie unterscheidet<br />
sich <strong>Diabetes</strong> <strong>Typ</strong> 1<br />
von <strong>Diabetes</strong> <strong>Typ</strong> 2?<br />
<strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong> beginnt tatsächlich<br />
meist im Kindesalter. Bei dieser<br />
Form ist die Fähigkeit, In-<br />
Matthias Zürcher, Facharzt für pädiatrische Diabetologie am Spitalzentrum Biel, spricht über mögliche Zusammenhänge zwischen dem<br />
Covidvirus und einer Erkrankung an <strong>Diabetes</strong>.<br />
Bild: David Torres<br />
sulin <strong>zu</strong> produzieren, beeinträchtigt<br />
(ein Hormon, das von der<br />
Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet<br />
wird und die Verwertung von<br />
Glukose im Körper aktiviert, die<br />
Red.). Der Ausfall dieser Drüsenfunktion<br />
entsteht als Folge einer<br />
Immunreaktion. <strong>Diabetes</strong> <strong>Typ</strong> 2<br />
tritt <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> sehr selten auf.<br />
Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung,<br />
die mit Übergewicht<br />
und Ernährung <strong>zu</strong>sammenhängt.<br />
Warum erkranken Kinder<br />
häufiger als früher?<br />
Sicher ist, dass Umweltfaktoren<br />
und erbliche Anlagen einen<br />
Einfluss haben. Auch virale<br />
Infektionen gelten gelegentlich<br />
als Auslöser. Erreger wie Coxsackie-<br />
oder Enteroviren begünstigen<br />
die Krankheit. Sie bricht<br />
jedoch nur aus, wenn eine bestimmte<br />
Veranlagung vorliegt.<br />
Wie steht es mit dem Einfluss<br />
von Covid‐19?<br />
Studien haben einen Zusammenhang<br />
zwischen dem Coronavirus<br />
und der Entwicklung von<br />
<strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong> gezeigt. Während<br />
der Pandemie wurde tatsächlich<br />
eine Spitze beobachtet,<br />
auch wenn über die Risiken<br />
<strong>bei</strong> einer Ansteckung wenig bekannt<br />
ist. Einerseits wird vermutet,<br />
dass Covid-19 einen <strong>Typ</strong>-1-<br />
<strong>Diabetes</strong> auslösen kann. Andererseits<br />
wurde im Labor nachgewiesen,<br />
dass der Erreger fähig ist,<br />
die Insulin produzierenden Zellen<br />
direkt <strong>zu</strong> zerstören.<br />
Welche Umwelteinflüsse gibt<br />
es?<br />
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
zeigen, dass in nördlichen<br />
Ländern wie Finnland oder<br />
Schweden mehr Menschen an<br />
<strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong> erkranken als im<br />
Süden. Aber auch in südlichen<br />
Gebieten <strong>nimmt</strong> die Autoimmunerkrankung<br />
<strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>zu</strong>.<br />
Welche Faktoren für diese regionale<br />
Verteilung verantwortlich<br />
sind, wissen wir nicht.<br />
Was können Eltern tun,<br />
damit ihre Kinder nicht erkranken?<br />
Eltern können nichts tun: Es gibt<br />
keine vorbeugenden Massnahmen<br />
gegen <strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong>. Sobald<br />
die Diagnose gestellt ist,<br />
betreuen wir die jungen Patientinnen<br />
und Patienten individuell<br />
und passen die Behandlung<br />
sehr genau an. Die Insulinthera-<br />
pie ist nach wie vor das beste Mittel.<br />
Sie hält den Blut<strong>zu</strong>ckerspiegel<br />
im Körper stabil und vermeidet<br />
weitgehend schwerwiegende<br />
Spätfolgen. Zudem können die<br />
Kinder <strong>bei</strong> regelmässiger Überwachung<br />
und täglicher Insulinbe-<br />
handlung ein ganz normales Leben<br />
führen. Fest steht: Je früher<br />
der <strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong> erkannt<br />
wird, desto besser können wir<br />
eingreifen und eine Verlegung<br />
auf die Intensivstation vermeiden.<br />
Spielt das Stillen der Kinder<br />
eine Rolle?<br />
Es gibt Hinweise, dass Muttermilch<br />
das Risiko, an <strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong><br />
<strong>zu</strong> erkranken, senken kann,<br />
aber leider ist die wissenschaftliche<br />
Beweislage dürftig. Richtig<br />
ist, dass Stillen einigen Autoimmunerkrankungen<br />
vorbeugt,<br />
da die Kinder eine bessere<br />
Abwehr gegen Allergien entwickeln.<br />
Warum nehmen die <strong>bei</strong>den<br />
<strong>Diabetes</strong>typen in der Schweiz<br />
<strong>zu</strong>?<br />
<strong>Typ</strong>-1-<strong>Diabetes</strong> gehört <strong>zu</strong> den<br />
Autoimmunerkrankungen, die<br />
im Zunehmen begriffen sind.<br />
Ob es einen Zusammenhang mit<br />
Covid gibt, werden wir wohl erst<br />
in einigen Jahren wissen. Beim<br />
<strong>Typ</strong>-2-<strong>Diabetes</strong> ist die Ursache<br />
eindeutig in unserem Lebensstil<br />
<strong>zu</strong> suchen. Bewegungsmangel<br />
und das Überangebot an Nahrungsmitteln<br />
haben direkten Einfluss<br />
auf die Fallzahlen. Der Anstieg<br />
ist seit einigen Jahren erwiesen<br />
und könnte sich in Zukunft<br />
<strong>zu</strong> einem grossen Problem für<br />
die öffentliche Gesundheit entwickeln.<br />
Jeder Zwanzigste betroffen<br />
Auch <strong>bei</strong> älteren Menschen steigen<br />
schweizweit die Fallzahlen<br />
<strong>bei</strong> der Zuckerkrankheit. Laut<br />
Bundesamt für Statistik litten im<br />
Jahr 2022 fünf Prozent der Bevölkerung<br />
an unterschiedlichen Formen<br />
von <strong>Diabetes</strong> oder nahmen<br />
Medikamente <strong>zu</strong>r Senkung des<br />
Blut<strong>zu</strong>ckerspiegels ein. An der<br />
Krankheit leiden zwölf Prozent<br />
der Personen ab 65 Jahren, wo<strong>bei</strong><br />
Männer dieser Altersgruppe häufiger<br />
betroffen sind als Frauen<br />
(16 Prozent gegenüber neun Prozent).<br />
Dieser Anteil ist <strong>bei</strong> den<br />
Männern gestiegen: 2007 lag er<br />
noch <strong>bei</strong> elf Prozent. Bei den<br />
Frauen blieb er stabil. (awa/pl)<br />
REKLAME<br />
Malmö-Tagebuch «Findet Nemo»<br />
<strong>Bieler</strong> Clownfisch versucht, Nemo <strong>zu</strong> finden<br />
BT-Reporterin Rachel Hämmerli aus Malmö hat vergebens versucht, mit Nemo <strong>zu</strong> sprechen.<br />
Jetzt bleibt nur noch die Flucht nach vorne.<br />
2 für 1<br />
Schiff-Tageskarten<br />
Ich bin ein kleiner Fisch hier<br />
im grossen Tümpel des Eurovision<br />
Song Contests. Ein kleiner<br />
Clownfisch, der verzweifelt nach<br />
Nemo sucht, aber keinen Interviewtermin<br />
erwischt.<br />
Um aus der Medienmasse heraus<strong>zu</strong>stechen,<br />
male ich mir morgens<br />
die Schnute rot an und pudere<br />
Glitzer darüber. Muss aber<br />
feststellen, dass hier jede Zweite<br />
wie ein Weihnachtsbaum rumläuft.<br />
Das Paillettenkleid gehört hier<br />
<strong>zu</strong>r Uniform. Manche lassen sich<br />
aber auch verrückte Dinge einfallen.<br />
Da trägt eine Besuche-<br />
rin doch tatsächlich eine Glitzer-<br />
Zahnspange. Da falle ich mit<br />
Glitzerpuder auf den Lippen<br />
nicht wirklich auf.<br />
Da<strong>bei</strong> müsste ich das. Bin ich<br />
doch extra nach Malmö gefahren,<br />
um über die <strong>Bieler</strong> ESC-<br />
Hoffnung <strong>zu</strong> schreiben. Doch alle<br />
wünschen Nemo vor die Linse:<br />
Der «Blick» ist auf Platz. Da<strong>zu</strong><br />
unzählige internationale Medien,<br />
die für Nemo wichtig sind,<br />
weil sie potenzielle Wähler bringen.<br />
Daneben erreicht der Glamourfaktor<br />
einer Lokalzeitung Meerestiefen.<br />
Heimatstadt hin oder<br />
her. Und dann ist da noch das<br />
Schweizer Fernsehen, das Nemo<br />
gleich für sich gepachtet hat.<br />
Keine Interviews ohne das Okay<br />
der Presseverantwortlichen vom<br />
SRF. Nemo wird abgeschirmt.<br />
Journalistinnen haben keinen<br />
Zutritt <strong>zu</strong> den Bereichen der<br />
Künstler.<br />
Ich bin ein kleiner Fisch hier,<br />
aber ein Clownfisch. Und genau<br />
wie Vater Marlin im Kinderfilm<br />
«Findet Nemo» werde<br />
ich mir, wenn nötig, die Flosse<br />
ausreissen, um Nemo <strong>zu</strong> finden.<br />
Eine kleine Überraschung<br />
dürfte mir da<strong>bei</strong> helfen. Zahlrei-<br />
che <strong>Bieler</strong> Persönlichkeiten haben<br />
heute im «<strong>Bieler</strong> <strong>Tagblatt</strong>»<br />
ihren Tipp gegen Lampenfieber<br />
verraten. Diese Botschaften<br />
will ich Nemo auf einem Plakat<br />
überbringen.<br />
Heute Mittwoch wurde eine<br />
Pressekonferenz angekündigt.<br />
Mein Plan ist, an allen Medien<br />
vor<strong>bei</strong><strong>zu</strong>preschen und Nemo feierlich<br />
das Plakat <strong>zu</strong> überreichen.<br />
Was Nemo wohl <strong>zu</strong> den Glückwünschen<br />
aus der Heimat sagen<br />
wird? Sie werden es erfahren!<br />
Dafür mache ich mich gern <strong>zu</strong>m<br />
Clown.<br />
Rachel Hämmerli