Weiz im Internet
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WEIZ<br />
Wie in einem schlechten Science Fiction-Film<br />
Stellenweise stand der tote Giftschlamm mannshoch<br />
Unwirklich.<br />
Das ist einer der ersten Eindrücke, die sich einem aufdrängen,<br />
wenn man in die von der Rotschlammkatastrophe<br />
betroffenen Ortschaften nahe Ajka hineinkommt. An allen<br />
Ecken und Enden Feuerwehr, Armee und Polizei, die mit der<br />
Sicherung des Gebietes und der Koordination der Aufräumungsarbeiten<br />
beschäftigt sind.<br />
Dazwischen die Betroffenen, die Opfer der roten Flut, die<br />
ohne Vorwarnung über sie hereingebrochen ist. Fast zwei<br />
Wochen nach der Katastrophe dürfen die BewohnerInnen<br />
wieder in ihre Häuser, um Nachschau zu halten, was ihnen<br />
von ihren Besitztümern noch geblieben ist. Den meisten in<br />
den überschwemmten Gebieten nicht viel. Glück <strong>im</strong> Unglück,<br />
meinen einige der Feuerwehrleute. Wäre die Flut in der<br />
Nacht gekommen, hätte es hunderte Tote gegeben.<br />
Auch freiwillige HelferInnen sieht man, meist junge Menschen,<br />
damit beschäftigt, aus den Häusern und von den Straßen<br />
und Gassen die rotbraunen Massen an Schlamm zu entfernen.<br />
Häuser, die oft mehrere Meter hoch überschwemmt<br />
wurden, aus denen eine undefinierbare Masse an Schlamm<br />
und etwas, das einstmals Hausrat war, heraus getragen und<br />
herausgekehrt wird.<br />
Das Ausmaß der Verwüstungen lässt die Wucht der Lawine<br />
nur erahnen<br />
Auf den Straßen Bagger, die mit dem Abgraben der Böden<br />
beschäftigt sind. Böden, die bis zu einem halben Meter abgetragen<br />
werden müssen, um sicherzugehen, dass sie nicht<br />
mehr verseucht sind. Haufen von Gips, der an den Gehsteigen<br />
lagert und nach dem Abgraben aufgebracht wird, um die<br />
eventuell noch <strong>im</strong> Boden befindliche Lauge zu binden.<br />
Container, die von den Baggern mit Schlamm und Überresten<br />
dessen, was aus den Häusern geholt wurde, gefüllt werden.<br />
Container, deren Inhalt dann wieder in dieselben Becken<br />
gekippt wird, aus denen der Rotschlamm ausgeflossen ist.<br />
Man hat keine andere Möglichkeit, die tausenden Tonnen an<br />
verseuchtem Erdreich und Material zu deponieren.<br />
Trotz vielfacher Verdünnung ist das Wasser des Dorfbaches<br />
noch <strong>im</strong>mer tiefrot<br />
Und nach wie vor überall der rote Schlamm. Die Straßen<br />
werden permanent bewässert. Man weiß nicht, was mehr<br />
zu fürchten ist, der kontaminierte Boden oder der Staub, der<br />
entstehen würde, wenn die Böden auftrocknen. Schutzanzüge<br />
und Masken, sie müssen nach jedem Einsatz weggeworfen<br />
werden, sie werden am Dringendsten gebraucht. Die<br />
Aufräumarbeiten werden sich noch lange hinziehen. Niemand<br />
kann die Langzeitfolgen einschätzen.<br />
Man verlässt das Gebiet nach zahlreichen Kontrollen, der<br />
Wagen wird von der Armee mit Wasser abgespritzt. Erreicht<br />
man Ajka, hat man das Gefühl, wieder in der Realität gelandet<br />
zu sein.<br />
Unwirklich. Dr. Klaus Feichtinger,<br />
Referent für Städtepartnerschaften<br />
Be<strong>im</strong> Verlassen des Sperrgebiets werden alle Fahrzeuge<br />
gründlichst gesäubert<br />
4 november 2010