Rechtspfleger_U1_U4:Rechtspfleger_U1_U4 Juni 2010 - ZA Justiz
Rechtspfleger_U1_U4:Rechtspfleger_U1_U4 Juni 2010 - ZA Justiz
Rechtspfleger_U1_U4:Rechtspfleger_U1_U4 Juni 2010 - ZA Justiz
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I NFORMATIONSORGAN FÜR R ECHTSPFLEGERI NNEN UND LEITENDE J USTIZBEDIENSTETE IN Ö STERREICH<br />
€ 4,50 Ausgabe <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong><br />
Aktuelles aus<br />
der Personal -<br />
vertretung<br />
Verbesserbares<br />
am Verlassenschafts<br />
verfahren<br />
Ausländer -<br />
beschäftigungsgesetz<br />
und<br />
Firmenbuch -<br />
verfahren<br />
Aktuelles zum<br />
elektronischen<br />
Dienstausweis<br />
Einladung zum<br />
Kongress <strong>2010</strong><br />
der Österreichischen <strong>Rechtspfleger</strong>Innen und<br />
Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten in Velden
Waltraud Orgler, ÖBV Mitarbeiterin<br />
Beste Aussichten<br />
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Mit der ÖBV durchs Leben
Der Österreichische Recht§pfleger Editorial<br />
Werner<br />
Gschwandtner<br />
Chefredakteur<br />
E-Mail:<br />
werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Editorial<br />
Schmerzgrenze<br />
Viele starke Worte, eine bundesweite E-Mail-Kampagne,<br />
Kampfmaßnahmen und so manche Untergriffe haben in<br />
den letzten Monaten das <strong>Justiz</strong>geschehen geprägt.<br />
Schlagzeilen wie „Richteraufstand“, „Überforderte<br />
<strong>Justiz</strong>“ und „Rechtsstaat in Gefahr“ haben die<br />
Medienlandschaft über Wochen bestimmt. Über<br />
Wirkung und Erfolg gibt es unterschiedliche Meinungen.<br />
In der Theorie könnte die <strong>Justiz</strong> zufrieden sein. In<br />
Zeiten einer globalen Wirtschaftskrise und einem<br />
strikten nationalen Sparkurs der Bundesregierung<br />
für den gesamten Öffentlichen Dienst ist es gelungen,<br />
die politische Zusage für 151 zusätzliche<br />
Planstellen zu bekommen. Grundsätzlich also ein<br />
Erfolg, dem Anerkennung gebührt. Im grauen Alltag<br />
hält sich die Zufriedenheit allerdings in Grenzen.<br />
Die Gründe dafür sind vielfältig.<br />
Da wäre einerseits die Solidarität, Anerkennung,<br />
Begegnungskultur und Loyalität zwischen den<br />
Berufsgruppen. In diesen charakterlichen Disziplinen<br />
waren die Begriffe wie „Gemeinsam“ oder<br />
„Wertschätzung“ eher nur als Einbahnstraße<br />
erkennbar. Auf der anderen Seite gilt es die Handschlagqualität<br />
der Verhandlungspartner zu bewerten.<br />
Die traurige Wahrheit ist, dass keine einzige<br />
zusätzliche Planstelle im Bereich der Rechtspfle -<br />
gerInnen und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten erreicht<br />
wurde. Offensichtlich ist es nur bei Festreden<br />
üblich, die hervorragenden Leistungen der österreichischen<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>Innen anzuerkennen.<br />
Schon seit Jahren arbeitet unsere Berufsgruppe<br />
weit über die zumutbaren Normen. Entsprechende<br />
Forderungen der Standes- und Personalvertretung<br />
wurden bisher negiert. Zur Erinnerung sei an dieser<br />
Stelle angemerkt, dass rund 80 Prozent des<br />
gesamten Geschäftsanfalls der österreichischen<br />
Gerichte durch <strong>Rechtspfleger</strong>Innen eigenverant-<br />
wortlich als Organe der Rechtsprechung<br />
erledigt werden. Es<br />
ist daher nur allzu verständlich,<br />
dass Bezeichnungen wie „Hilfspersonal“<br />
oder „bewährte Mitarbeiter<br />
für einfachere Sachen“<br />
Emotionen, Enttäuschung und<br />
Ärger auslösen.<br />
Fakt ist, dass die Umsetzung<br />
der politischen Verhandlungsergebnisse<br />
offenbar nicht friktionsfrei<br />
und noch in diesem<br />
Jahr erfolgen können. Tatsache<br />
ist auch, dass ein Erlass des<br />
<strong>Justiz</strong>ministeriums zusätzliche<br />
Einsparungen in der Gerichtskanzlei<br />
bei Aufnahme von<br />
zusätzlichen RichteramtsanwärterInnen<br />
bewirkt. Hier verlangt<br />
die Personalvertretung bisher<br />
erfolglos die Entkoppelung der<br />
Planstellenbereiche. Wo bleibt<br />
die Fürsorgepflicht unseres<br />
Dienstgebers?<br />
Ich vermute, dass die Leidensbereitschaft<br />
allmählich an ihre<br />
Grenzen stößt. Auch <strong>Rechtspfleger</strong>Innen<br />
und Leitende <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />
haben eine<br />
Schmerzgrenze<br />
meint Ihr<br />
Werner Gschwandtner<br />
1
Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Inhalt<br />
Editorial ............................................................................ 1<br />
Zentralausschuss aktuell ................................................. 3<br />
Trauer um Kollegin Silvia Mestnik ................................. 4<br />
Kongress <strong>2010</strong> ................................................................. 5<br />
Kongressanmeldung/Zimmerreservierung ..................... 7<br />
Außerstreit ........................................................................ 9<br />
– Verbesserbares am Verlassenschaftsverfaren ............. 9<br />
– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 12<br />
Firmenbuch .................................................................... 22<br />
– Ausländerbeschäfigungsgesetz im Zusammenhang<br />
mit dem Firmenbuchverfahren im Überblick ......... 22<br />
– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 26<br />
2<br />
Grundbuch ..................................................................... 29<br />
– <strong>2010</strong> ........................................................................... 29<br />
– Rechtsmittelentscheidungen ...................................... 32<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung ............................................................. 39<br />
– Der elektronische Dienstausweis (eDA) – ein<br />
wichtiger Baustein für modernes und sicheres<br />
E-Government ........................................................... 39<br />
<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat ................................ 42<br />
Impressum ..................................................................... 44
Der Österreichische Recht§pfleger Zentralausschuss aktuell<br />
Gerhard<br />
Scheucher<br />
Vorsitzender des Zentral aus -<br />
schusses beim Bundes minis -<br />
terium für <strong>Justiz</strong><br />
E-Mail:<br />
gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />
Mehrleistungszulagen<br />
Das Bundeskanzleramt hat in<br />
einem Schreiben an das Bundesministerium<br />
für <strong>Justiz</strong> die<br />
Auszahlung der Mehrleistungszulagen<br />
für alle <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
ab November <strong>2010</strong><br />
in Frage gestellt. In Gesprächen<br />
mit der GÖD und dem<br />
Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />
sind sofort Maßnahmen eingeleitet<br />
worden (Änderung<br />
des § 18 Gehaltsgesetz), um<br />
die Anweisung dieser Nebengebühren<br />
auch ab November<br />
<strong>2010</strong> zu sichern. Ich habe<br />
unmissverständlich dargestellt,<br />
dass eine Abschaffung dieser<br />
Zulage zu einem Kollaps der<br />
Gerichtsbarkeit führen würde.<br />
Planstellen<br />
Die Kürzungen der Vollbeschäftigungsäquivalente<br />
bzw.<br />
die Planstellenreduzierungen<br />
betreffen primär nicht den<br />
Bereich des gehobenen<br />
Dienstes. Durch den Aufnahmestop<br />
bei einzelnen Oberlandesgerichten<br />
kann es aber<br />
vorkommen, dass einzelne<br />
Planstellen des gehobenen<br />
Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen!<br />
Als Vorsitzender des Zentralausschusses beim Bundesministerium<br />
für <strong>Justiz</strong> und der Bundesvertretung <strong>Justiz</strong><br />
in der GÖD freut es mich, über Themen die uns beschäftigen<br />
zu informieren<br />
Dienstes verspätet nachbesetzt werden. Nach<br />
einer Anweisung des Bundesministeriums für<br />
<strong>Justiz</strong> sind mit 1. 4. <strong>2010</strong> österreichweit mehr als<br />
100 B- oder v2-Planstellen nicht besetzt.<br />
Um den enormen Arbeitsanfall der Rechtspfle -<br />
gerInnen bewältigen zu können wird es in<br />
Zukunft notwendig sein, auch Ersatzkräfte für<br />
herabgesetzte Wochendienstzeiten und Karenzurlaube<br />
v2-wertig nachzubesetzen und noch eventuell<br />
vorhandene Unterbesetzungen (Handwerker<br />
etc. sitzt auf B- oder v2-Planstelle) zu verändern.<br />
Dies gilt insbesonders auch für den Vorschlag des<br />
Zentralausschusses beim Bundesministerium für<br />
<strong>Justiz</strong>, weitere Agenden der Rechtspflege (Wertgrenzenentfall<br />
bei Verlassenschaftsverfahren und<br />
Privatkonkursverfahren, zusätzliche Agenden im<br />
Firmenbuchverfahren) bei Zuweisung von zusätzlichen<br />
Arbeitskapazitäten vom Richter zum<br />
<strong>Rechtspfleger</strong> zu übertragen.<br />
Grundausbildung Jv<br />
Durch den Einsatz vieler Kolleginnen und Kollegen<br />
aus dem Bereich der Jv und der raschen<br />
Umsetzung des Projektes durch das Bundesministerium<br />
für <strong>Justiz</strong> ist es gelungen, die Grundausbildung<br />
im Jv-Bereich der <strong>Justiz</strong> (Geschäftsstellenleiter/innen,<br />
Revisoren, Sachbearbeiter/innen bei<br />
den OLG’s und dem Bundesministerium für <strong>Justiz</strong>)<br />
auf eine moderne, den Anforderungen einer<br />
modernen <strong>Justiz</strong> entsprechenden Grundausbildung<br />
anzubieten. Die Vermittlung des Stoffes in<br />
11 Modulen und 3 Teilprüfungen sorgt dafür, auch<br />
im Bereich der Jv bestens geschulte und motivierte<br />
Mitarbeiter/innen zum Einsatz bringen zu können.<br />
In weiterer Folge sollten einzelne Module<br />
berufsbegleitend absolviert werden können.<br />
Obwohl im öffentlichen Dienst die durch die<br />
Rasenmähermethode verordnete Sparwut keinen<br />
Bereich ungeschoren lässt kann doch festgestellt<br />
werden, dass es durch das Zusammenwirken<br />
aller maßgeblichen Stellen – vom Bundesministerium<br />
für <strong>Justiz</strong> bis zur Personal- und Standesvertretung<br />
– doch gelungen ist, einen Kollaps des<br />
<strong>Justiz</strong>systems vorerst zu verhindern.<br />
Grundbuch<br />
Das Bundesministerium für<br />
<strong>Justiz</strong> ist in Zusammenarbeit<br />
mit dem Bundesrechenzentrum<br />
bemüht, den Termin<br />
16.08.<strong>2010</strong> als „BIG-BANG“<br />
(Umstellung auf GB-neu) zu<br />
realisieren.<br />
Der gesetzlichen Personalvertretung<br />
ist es aber besonders<br />
wichtig, trotz der Schnittstellenproblematik<br />
mit den Vermessungsämtern(Trennstücktabelle),<br />
bereits zu Beginn der<br />
Schulung der <strong>Rechtspfleger</strong>/innen<br />
und Fachbeamten/innen<br />
wie im Echtbetrieb<br />
ADV-Grundbuch funktionierende<br />
Geschäftsfälle zu bearbeiten.<br />
Bei Nichtvorhandensein<br />
dieser Schulungsunterlagen<br />
ist eine Zustimmung des<br />
Zentralausschusses beim Bundesministerium<br />
für <strong>Justiz</strong> zu<br />
dieser Maßnahme ausgeschlossen.<br />
Des Weiteren wird<br />
es unbedingt notwendig sein,<br />
die Abgrenzungen der Arbeiten<br />
im Grundbuch-neu zwischen<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>/innen<br />
und Gerichtskanzlei in einzelnen<br />
Punkten genau zu definieren.<br />
Für weitere Fragen und Auskünfte<br />
stehe ich gerne unter<br />
der Tel.Nr. 0676 8989 16000<br />
zur Verfügung.<br />
Ihr<br />
Gerhard Scheucher<br />
3
4<br />
Unfassbar geben wir die traurige Nachricht, dass meine Gattin,<br />
unsere Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin, Tante,<br />
Nichte und Kusine, Frau<br />
Silvia Mestnik<br />
geb. Beitelberger<br />
am Mittwoch, dem 16. Dezember 2009, im 43. Lebensjahr mitten aus dem<br />
Leben gerissen wurde.<br />
Immer und überall werden Spuren deines Lebens sein. Gedanken, Bilder,<br />
Augenblicke und Gefühle werden uns immer an dich erinnern.<br />
Wir bitten, ihrer im Gebet zu Gedenken.<br />
Ludwig, Lisa und Viktoria<br />
Erna und Karl<br />
Oma Mary<br />
Renate, Hermann und Lukas<br />
Kurt, Traudi, Jürgen und Karin<br />
im Namen aller Verwandten<br />
Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Trauer um Kollegin<br />
Silvia Mestnik<br />
ADir. Silvia Mestnik wurde am 6. Mai 1967 geboren.<br />
Sie war verheiratet und Mutter einer zehn- und einer<br />
neunjährigen Tochter<br />
1984 trat sie in den <strong>Justiz</strong>dienst ein, war ab 1991 beim<br />
Bezirksgericht Döbling und ab 1998 beim Bezirksgericht<br />
Hollabrunn tätig. Sie war Außerstreitrechtspflegerin und<br />
hat die damit zusammenhängenden Prüfungen durchgehend<br />
mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden. ADir. Silvia<br />
Mestnik war nicht nur eine ausgewiesene Fachfrau als<br />
Außerstreitrechtspflegerin, sondern seit März 2007 auch<br />
mit der Funktion der Vorsteherin der Geschäftsstelle des<br />
Bezirksgerichts Hollabrunn betraut. Dabei zeichnete sie<br />
sich durch besonderes Engagement, effiziente Arbeitsweise<br />
und einen modernen Führungsstil aus, der aber auch<br />
und ganz besonders von einem menschlichen Aspekt<br />
geprägt war. Von ihren Mitarbeitern wurde sie daher nicht<br />
nur akzeptiert und respektiert, sondern auch sehr geschätzt.<br />
Am 16. Dezember 2009 ist sie wie immer ihrer Arbeit nachgegangen und wurde im<br />
Dienst Opfer eines schrecklichen Verbrechens. Mit großer Betroffenheit und Trauer<br />
musste die <strong>Justiz</strong>familie erfahren, dass Silvia Mestnik nicht mehr ist. Der Verlust für die<br />
Familie ist unendlich und nicht begreifbar, er ist aber auch für die <strong>Justiz</strong> sehr sehr<br />
groß.
Der Österreichische Recht§pfleger Kongress <strong>2010</strong><br />
Einladung zum Kongress<br />
der Österreichischen <strong>Rechtspfleger</strong>Innen<br />
und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Als Organisationsleiter darf ich Sie recht herzlich zum<br />
Kongress in Velden am Wörthersee einladen.<br />
Mein Team und ich haben uns bemüht ein inhaltsreiches<br />
und interessantes Programm anzubieten. Ein herzlicher<br />
Dank gebührt den Arbeitskreisleitern, die mit den Referenten<br />
dafür Sorge tragen werden, dass Sie über Neuerungen<br />
in allen Bereichen der Rechtsprechung informiert<br />
werden.<br />
Dieser Kongress dient nicht nur der Information aus erster<br />
Hand, sondern dokumentiert auch die Wichtigkeit des<br />
Berufsstandes in der Öffentlichkeit für den österreichischen<br />
Staatsbürger.<br />
Als Rahmenprogramm ist durch die Unterstützung der<br />
Frau Bundesministerin Mag. a Claudia Bandion-Ortner,<br />
sowie dem Bürgermeister der Marktgemeinde Velden<br />
Herrn Ferdinand Vouk ein Abendempfang am 29. 9. <strong>2010</strong><br />
mit anschließendem Casinoempfang und am 30. 9. ein<br />
„Kärntner Abend“ im Tagungszentrum vorgesehen.<br />
Im Anschluss darf ich das Programm des Kongresses<br />
sowie das Anmeldeformular, das auch auf der Homepage<br />
des <strong>ZA</strong> ( www.zajustiz.at ) veröffentlicht wird, zur Kenntnis<br />
bringen.<br />
Programm<br />
Mittwoch, 29. September <strong>2010</strong><br />
bis 13.30<br />
Uhr Eintreffen der Teilnehmer<br />
14.00 Uhr<br />
Eröffnungsfestakt<br />
Donnerstag, 30. September <strong>2010</strong>:<br />
09.00 Uhr<br />
Fachtagungen 1. Außerstreit<br />
2. Firmenbuch<br />
3. Grundbuch<br />
4. <strong>Justiz</strong>management<br />
5. Zivilprozess-, Exekutions- und<br />
Insolvenz<br />
Detailinformationen siehe nächste Seite<br />
Zimmerreservierungen können ausschließlich über die<br />
Veldener Tourismusgesellschaft unter der E-Mail:<br />
aigner@velden.at abgewickelt werden. Für den Kongress<br />
wurden ausreichend Zimmer in Velden vorreserviert.<br />
Mit Erlass des BMJ wurden für die Teilnehmer/innen am<br />
Kongress folgende Reisekostenzuschüsse festgesetzt:<br />
Vorarlberg und Tirol (ausgenommen Osttirol),<br />
OÖ, Wien, NÖ und Burgeland € 90,–<br />
Salzburg, Steiermark und Osttirol € 60,–<br />
TeilnehmerInnen aus Kärnten erhalten keine Zuschüsse.<br />
Der Zuschuss wird den Bediensteten bei ihrem Aufenthalt<br />
in Velden nach Ende der Veranstaltung ausbezahlt.<br />
Mit der Hoffnung auf zahlreiche Teilnahme am Kongress<br />
verbleibe ich mit freundlichen Grüßen<br />
Gerhard Scheucher<br />
Vorsitzender des Fachausschusses b. OLG Graz<br />
Leiter der Organisation<br />
Freitag, 1. Oktober <strong>2010</strong>:<br />
08.30 Uhr<br />
Strategien zur Deeskalation konfliktgeladener<br />
Situationen<br />
Referenten: OStA Mag. Thomas Salfelner, BMf<strong>Justiz</strong><br />
Dr. Patrick Frottier, forensischer Psychiater<br />
und Psychotherapeut<br />
12.30 Uhr<br />
Kongressende<br />
5
Kongress <strong>2010</strong> Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Arbeitskreis Außerstreit<br />
09.00 bis 10.30 Uhr<br />
Vermögensverwaltung nach §§ 133 AußStrG und<br />
Sachwalterentschädigung<br />
Referent: Dr. Hans WEITZENBÖCK, LG St. Pölten<br />
11.00 bis 12.00 Uhr<br />
Vertretungshandlung und Genehmigungserfordernis<br />
als Gebührentatbestand<br />
Referenten: Mag. Martina LOEBEL,<br />
Richterin b. BG Klagenfurt<br />
ADir Franz HANDLER, LG f ZRS Graz<br />
13.30 bis 14.30 Uhr<br />
Österr. Unterhaltsvorschuss im EU Kontext<br />
(VO 883/2004)<br />
Referent: Univ. Ass. Dr. Elias FELTEN,<br />
Universität Salzburg<br />
15.00 bis 16.00 Uhr<br />
Aktuelle Entwicklung im Österrr. Familienrecht –<br />
ein Überblick<br />
Referent: Mag. Michael REITER, BMf<strong>Justiz</strong><br />
Arbeitskreis Firmenbuch<br />
09.00 bis 10.30 Uhr<br />
Aktuelle Probleme bei der Bestellung und Abberufung<br />
von Mitgliedern des Stiftungsvorstandes<br />
Möglichkeit zur Diskussion<br />
Referent: Dr. Klaus Jennewein, LG Innsbruck<br />
11.00 bis 12.30 Uhr<br />
Das Aktienrechtsänderungsgesetz 2009<br />
Möglichkeit zur Diskussion<br />
Referent: ADir. Wilhelm Birnbauer, LG Wr. Neustadt<br />
14.00 bis 15.00 Uhr<br />
Die GmbH: Steuerrechtliche Anknüpfungspunkte<br />
Möglichkeit zur Diskussion<br />
Referent: Hofrat Dr. Ernst Körner, Fachvorstand bei den<br />
Finanzämtern Judenburg und Liezen<br />
15.10 bis 15.50 Uhr<br />
Aktuelles zum ADV-Firmenbuch<br />
Referent: Gerhard Grames, BRZ bzw. BMJ Abt. Pr 5<br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Firmenbuchrechtlich bedeutsame Judikatur aus den<br />
Jahren 2008 bis <strong>2010</strong><br />
Möglichkeit zur Diskussion<br />
Referent: ADir. Rainer Jäger, LG Wels<br />
ArbeitskreisGrundbuchs- und<br />
Schiffsregistersachen<br />
09.00 -10.30 Uhr:<br />
Legistische Begleitmaßnahmen zu GB-Neu<br />
(Ausblick, Klärungen bestehender Fragen)<br />
mit anschließender Diskussion<br />
6<br />
Referent: StA Mag. Matthias Potyka, BM f <strong>Justiz</strong><br />
10.45 – 12.30 Uhr:<br />
Vorstellung Erweiterungen GB-Neu, Zusammenarbeit<br />
Vermessungsämter - <strong>Justiz</strong><br />
Referenten: LStA Dr. Martin Schneider + Pr V<br />
14.00 – 16.15 Uhr:<br />
Aktuelle Fragen und Entscheidungen zum<br />
Grundbuchsrecht<br />
Referenten: UnivProf. HR Dr. Georg Kodek, OGH<br />
ADir Johannes Kuster, BG Graz-Ost<br />
Arbeitskreis <strong>Justiz</strong>management<br />
09.00 – 11.00 Uhr<br />
Ausblick auf das neue Haushaltsrecht<br />
Sicherheit in Gerichtsgebäuden<br />
Referentin: LStAin Dr. Monika ZBIRAL, BMf<strong>Justiz</strong><br />
11.00 – 13.00Uhr<br />
Der gehobene Dienst in der <strong>Justiz</strong> – die zweite Säule<br />
der dritten Gewalt<br />
Referent: LStA Dr. Wolfgang KIRISITS, BMf<strong>Justiz</strong><br />
14.30 – 16.30 Uhr<br />
Aktuelle Fragen aus den Bereichen Dienstrecht,<br />
Controlling und Planstellenbewirtschaftung<br />
Referenten: LStA Dr. Anton PAUKNER, BMf<strong>Justiz</strong><br />
OStA Mag. Gerhard NOGRATNIG, BMf<strong>Justiz</strong><br />
anschließend<br />
Die funktionelle Personalverwaltung aus der Sicht<br />
der Personalvertretung<br />
Referent: ADir RR Gerhard Scheucher, OLG Graz<br />
Arbeitskreis Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Insolvenzsachen<br />
9.00 – 11.30 Uhr<br />
Aktuelle Probleme im Privatkonkurs;<br />
Beantwortung allfälliger Fragen und Diskussion<br />
Referent: UnivProf Hofrat des OGH,<br />
LL.M. Dr. Georg Kodek<br />
13.00 – 14.30 Uhr<br />
Exekution auf andere Vermögensrechte<br />
(Zuständigkeit, Pfändung und Verwertung)<br />
je mit Schwerpunkte - Domainvertrag<br />
- Wertpapiere<br />
- Gewerberechte<br />
Referent: Dr. Jürgen Rassi, OLG Wien<br />
15.00 – 16.00 Uhr<br />
Schnittstellenproblematik<br />
Rechtsprechung – FEX-Leitungseinheit –<br />
für einen effizienten Gerichtsvollzug<br />
Referent: N.N.<br />
16.00 – 17.00 Uhr<br />
Probleme der internationalen Zustellung<br />
Referent: LStA Dr. Robert Fucik, BMf<strong>Justiz</strong>
Der Österreichische Recht§pfleger Kongress <strong>2010</strong><br />
<strong>Rechtspfleger</strong>kongress<br />
29. September bis 1. Oktober <strong>2010</strong> – Casino Velden<br />
Kongressanmeldung<br />
Ich melde mich zum Kongress <strong>2010</strong> an:<br />
Termin: 29. September bis 1. Oktober <strong>2010</strong><br />
Tagungsort: Velden am Wörthersee<br />
Name:<br />
Adresse:<br />
Dienststelle:<br />
Telefon:<br />
E-Mail:<br />
Sparten: A FB GB Jv E<br />
Zimmerreservierung<br />
Ich bitte um folgende Zimmerreservierung:<br />
Ankunftstag: Abreisetag:<br />
Einzelzimmer: Doppelzimmer:<br />
Begleitperson:<br />
Hotelkategorie:<br />
****Hotels zentrale Lage: EZ EURO 70 – 120<br />
DZ EURO 70 - 95<br />
***Hotels zentrale Lage: EZ/DZ EURO 45 - 60<br />
Frühstückspensionen zentral: EZ/DZ EURO 35 - 45<br />
Die Preise verstehen sich selbstverständlich in allen<br />
Kategorien pro Person und Nacht inkl. Frühstück!<br />
Selbstverständlich sind wir bemüht, Ihre Hotelwünsche<br />
bestmöglich zu erfüllen. Sollten allerdings in der<br />
gewünschten Kategorie keine freien Kapazitäten verfügbar<br />
sein, so werden wir Ihnen natürlich eine entsprechenden<br />
Alternative anbieten.<br />
Aus organisatorischen Gründen wird ersucht,<br />
die Anmeldung auf einen Arbeitskreis zu beschränken.<br />
Nur vollständig ausgefüllte Anmeldungen können<br />
berücksichtigt werden!!<br />
Pro Teilnehmer bitte eine Anmeldung ausfüllen!<br />
Anmeldefax-Nr: 01/52 152-3401<br />
E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />
Kongressorganisator:<br />
Gerhard Scheucher, Tel. 0676/8989 16000<br />
Kongressbüro:<br />
Susanne Mazura, Tel.: 01/52 152-3430<br />
Mobil: 0676 8989 16001<br />
E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />
✃<br />
BITTE VOLLSTÄNDIG und<br />
IN BLOCKBUCHSTABEN AUSFÜLLEN<br />
Name:<br />
Adresse:<br />
Tel./Fax.<br />
E-Mail:<br />
Bitte senden/faxen Sie dieses Formular<br />
an folgende Adresse:<br />
Veldener Tourismusgesellschaft<br />
z. Hd. Frau Sabine Aigner<br />
Villacher Straße 19, 9220 Velden<br />
Tel. +43/4274/2103-16, Fax +43/4274/2103-50<br />
E-Mail: aigner@velden.at Internet: www.velden.co.at ✃<br />
7
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
ADir.<br />
Siegmund<br />
Gruber<br />
Fachredakteur Außerstreit<br />
BG Mattersburg<br />
E-Mail:<br />
siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Außerstreit<br />
Verbesserbares am Verlassenschaftsverfahren<br />
Einleitung<br />
Das neue Verlassenschaftsverfahren hat seine<br />
Bewährungsprobe bestanden. Während das<br />
AußStrG 2005 zum Stichtag 01.02.<strong>2010</strong> nicht weniger<br />
als zehnmal novelliert wurde, ist der Rechtsbestand<br />
der § 143 ff AußStrG bis auf eine Wertgrenzenänderung<br />
erstaunlich stabil.<br />
Eine anfangs geführte Diskussion einer Nachbesserung<br />
(vgl zB. Bittner, Informations- und Kommunikationsdefizite<br />
im neuen Verlassenschaftsverfahren,<br />
Der Österreichische <strong>Rechtspfleger</strong> 2005,<br />
Heft 2, 9 ff u.a.) ist sanft entschlafen. Das Verlassenschaftsverfahren<br />
funktioniert also, die Rechtspraxis<br />
hat sich, sicherlich auch mit lokalen Unterschieden,<br />
wie auch im alten Verlassenschaftsverfahren<br />
mit der neuen Rechtslage „arrangiert“.<br />
Manchmal schreckt seltene neue Judikatur auf,<br />
etwa die Entscheidung 2 Ob 53/09 x (= ÖJZ <strong>2010</strong>,<br />
174), das die Unwiderruflichkeit einer<br />
Erbsentschlagungserklärung, die vom Erbenmachthaber<br />
dem Gericht oder Gerichtskommissär vorgelegt<br />
wird, nur dann eintritt, wenn der Erbenmachthaber<br />
auch vom Entschlagenden<br />
Vollmacht hat. Konsequent – und für den Erbenmachthaber<br />
mit etwas mehr Papier und Akteninhalt<br />
sicherlich bewältigbar...<br />
Diese Zufriedenheit soll jedoch kein Grund sein,<br />
eine Verbesserungsdiskussion nicht zu führen<br />
und, wie es Knoll (RZ 1995, 102) als Veränderbares<br />
im Außerstreitverfahren formuliert hat, Verbesserbares<br />
am Verlassenschaftsverfahren hervorzustreichen.<br />
Nicht unbedingt ein Systembruch ist<br />
gewollt, eine Politik der kleinen Schritte kann<br />
erheblichen Arbeitsaufwand einsparen, Zweifelsfragen<br />
klären und damit nicht nur Erleichterungen<br />
in der <strong>Justiz</strong>, sondern auch im Notariat und bei<br />
anderen am Verfahren beteiligten Berufsgruppen<br />
bringen. Im Sinne politischer Einsparungspläne<br />
sind gerade kleine Schritte manchmal effizienter<br />
als große Reformen. An der Spitze, jedoch nicht<br />
vom Juristen, sondern von Technikern zu realisieren,<br />
steht die Forderung nach einer Einbeziehung<br />
der Notare als Gerichtskommissäre in die VJ. Es<br />
ist unverständlich, dass Ediktsentwürfe bei Gericht<br />
Univ. Doz. Mag. DDr. Ludwig Bittner,<br />
Präs. der österr. Notariatskammer<br />
abgeschrieben werden müssen,<br />
Beschlussentwürfe nach<br />
wie vor in Papierform mit vorbereiteten<br />
Fotokopien mit dem<br />
Akt bei Gericht vorgelegt werden,<br />
allfällige Änderungswünsche<br />
des <strong>Rechtspfleger</strong>s samt<br />
dem Akt wieder in Papierform<br />
dem Gerichtskommissär zugehen<br />
und die Beschlüsse<br />
schließlich mühsam kuvertiert<br />
und postalisch versandt werden<br />
müssen und dies in einer<br />
Zeit, wo sich die Programmierung<br />
des elektronisch strukturierten<br />
Antrages im Grundbuch<br />
in der Zielgeraden befindet<br />
und Notare im Rahmen der<br />
freiwilligen Feilbietung bereits<br />
die Möglichkeit haben, Einschaltungen<br />
in der Ediktsdatei<br />
selbst vorzunehmen. Diskussionen,<br />
ob und wie zur Vermeidung<br />
von Rückfragen Banken<br />
und Versicherungen<br />
Beschlussausfertigungen zugestellt<br />
werden sollen oder nicht,<br />
würden sich voraussichtlich<br />
erübrigen, wenn über die<br />
Poststraße elektronisch zugestellt<br />
werden kann. Es wäre<br />
ohne weiters denkbar, die<br />
Zustellverfügung und die<br />
betreffende Konto- oder Polizzenummer<br />
in den Beschlusstext<br />
aufzunehmen, ohne den<br />
Wesensgehalt des Beschlusses<br />
und den Geist des neuen<br />
Außerstreitverfahrens damit zu<br />
verändern und Banken und<br />
Versicherungen, sogar auf<br />
elektronischem Wege eine<br />
Beschlussausfertigung zukommen<br />
zu lassen. In Papierform<br />
bedeutet dies natürlich Arbeit.<br />
9
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Überhaupt ist die Frage, wie<br />
was im Verlassenschaftsverfahren<br />
zuzustellen ist, einer praktikablen<br />
Lösung zuzuführen.<br />
Doch damit zu konkreten<br />
Reformideen.<br />
1. Vorverfahren<br />
1.1. Todesfallaufnahme und<br />
Übernahmeprotokoll<br />
Die Regelungen des Vorverfahrens<br />
sind gelungen. Festgeschrieben<br />
werden sollte, dass<br />
auch bei Ausfolgungsverfahren<br />
eine Todesfallaufnahme vorzunehmen<br />
ist. Parteistellung, zu<br />
sichernde Gegenstände, etc.<br />
können nur aus einer Todesfallaufnahme<br />
ermittelt werden.<br />
Die Regelung über das Übernahmeprotokoll<br />
(§ 152) ist auf<br />
Grund der bekannten sprachlichen<br />
Probleme ohnedies zu<br />
novellieren. Erb- und Pflichtteilsverzichtsverträge<br />
sind als<br />
Notariatsakte errichtet und<br />
elektronisch archiviert.<br />
Ein Verweis auf diese elektronische<br />
Archivierung in Verbindung<br />
mit einer Freigabebestätigung<br />
des Urkundenarchives<br />
könnte eine Vorstufe zur elektronischen<br />
Aktenführung sein.<br />
1.2. Löschung gegenstandloser,<br />
nicht verjährter<br />
Rechte<br />
Bei den geringfügigen Erledigungen<br />
ist die Ermächtigung<br />
zur Ausstellungen von<br />
Löschungserklärungen durch<br />
die Erben gemäß § 153 Abs 2<br />
AußStrG unpraktisch.<br />
So ist nach Antragstellung und<br />
Erledigung des Antrages ein<br />
zweiter Unterschriftentermin<br />
erforderlich. Weitgehend wird<br />
wieder auf die Möglichkeit der<br />
Amtsbestätigung des § 186<br />
AußStrG zurückgegriffen.<br />
1.3. Freigabe<br />
Bei der Freigabe von Bestattungskosten<br />
ist die Verantwortung<br />
des Gerichtskommissärs<br />
näher zu definieren. Klar ist,<br />
dass er sich bei der Bestat-<br />
10<br />
tungspflicht an die entsprechenden Landesgesetze<br />
zu halten hat. Unklar ist, ob voraussichtliche Massekosten<br />
einbehalten werden müssen bzw. wer<br />
für eine fehlerhafte Erledigung haftet. Eine<br />
demonstrative Regelung im Gesetz würde helfen.<br />
Nach erforderlichen Klarstellungen würde von ihr<br />
vermehrt Gebrauch gemacht.<br />
2. Überschuldete Verlassenschaften<br />
Bei der Überlassung an Zahlungs Statt ist die<br />
Gleichrangigkeit von Bestattungskosten und Miete<br />
zu hinterfragen, zumal diverse Landesgesetze eine<br />
Bestattungspflicht für nahe Angehörige anordnen.<br />
Eine klare Vorrangregelung könnte zahlreiche<br />
Probleme in der Praxis lösen.<br />
Da der Sachwalter außerhalb der Vorgaben der<br />
KO eingefügt wurde, wäre es kein Problem, in<br />
§ 154 den Verweis auf §§ 46, 47 KO anzupassen<br />
bzw. gleich die KO im Rahmen der Insolvenznovelle<br />
zu ändern.<br />
3. Überbelastete Liegenschaft<br />
Die Rechtspraxis steht im Verlassenschaftsverfahren<br />
zunehmend vor dem Problem einer geringwertigen,<br />
aber überbelasteten Liegenschaft als einziges<br />
Nachlassaktivum.<br />
Ein Konkurskosten deckendes Vermögen ist nicht<br />
vorhanden, die Zwangsversteigerung scheitert an<br />
einem Desinteresse der Gläubiger, die lieber in<br />
einer ewigen Warteposition verharren, um doch<br />
noch irgendwann zu einem bisschen Geld zu<br />
kommen. Nachdem der Akt – Geld für den Sachverständigen,<br />
den Gerichtskommissär und das<br />
Gericht ist ohnedies nicht vorhanden – einen<br />
gewissen Umfang erreicht hat, wird aus Verzweiflung<br />
meistens der Weg der Herrenlosigkeit der<br />
Liegenschaft gewählt.<br />
Eine Bereinigung wäre nur denkbar, wenn eine<br />
gesetzliche Reglung in die Richtung Zwangsversteigerung<br />
der Liegenschaft durch das Verlassenschaftsgericht<br />
oder den Gerichtskommissär zur<br />
Bereinigung des Grundbuches und zur Herstellung<br />
einer neuen Eigentumsordnung angedacht<br />
würde, empfehlen würde sich eine Anpassung<br />
der Regelungen des §§ 119 KO, wobei statt dem<br />
Masseverwalter ein Vertreter des ruhenden Nachlasses<br />
einzuschreiten hätte. Die Herrenlosigkeit<br />
einer derartigen Liegenschaft, oft eines verfallenen<br />
Gebäudes ist mehr als unbefriedigend.<br />
4. Eigentliche Verlassenschaftsabhandlung<br />
4.1. § 810 ABGB und kein Ende<br />
Bei der Handhabung des § 810 ABGB divergieren<br />
nicht nur Judikatur und Regierungsvorlage, sondern<br />
auch die Rechtspraxis hinsichtlich der Hand-<br />
habung in lokaler Hinsicht<br />
und je nach Laune der Rechtsabteilung<br />
der Kreditinstitute.<br />
Das von Eccher in Schwimann<br />
auch für das neue Verlassenschaftsverfahren<br />
angedachte<br />
Institut der „Teileinantwortung“<br />
fehlt für einzelne<br />
gravierende Fälle, besonders<br />
bei lang dauernden Verfahren.<br />
Die Auslagerung der Lösung<br />
der Rechtsfrage, was ordentliche<br />
Verwaltung ist, auf meist<br />
unvertretene Parteien und<br />
überforderte Mitarbeiter von<br />
Kreditinstituten ist nicht gelungen.<br />
Eine klare, aber schlanke<br />
Regelung mit demonstrativen<br />
Beispielen könnte Abhilfe<br />
schaffen.<br />
4.2. Widerstreitverfahren<br />
Im Widerstreitverfahren ist<br />
nicht einzusehen, dass das<br />
wahre Erbrecht vor dem<br />
Gerichtskommissär „anerkannt“<br />
werden kann, aber nicht verglichen.<br />
Der Vergleich über<br />
das Erbrecht sollte an den<br />
Gerichtskommissär ausgelagert<br />
werden, wichtig wäre dabei<br />
eine zweifelsfreie Gebührenregelung.<br />
Ein Vertretungszwang<br />
alleine durch Rechtsanwälte<br />
erscheint bei einem derartigen<br />
Vergleich nicht nötig. Überhaupt<br />
könnte die Vertretung<br />
durch Notare im Widerstreitverfahren<br />
zielstrebiger und<br />
kostengünstiger sein als die<br />
durch Rechtsanwälte.<br />
4.3. Verlassenschaftsverfahren<br />
und Genehmigung<br />
durch das Sachwalterschaft-<br />
oder<br />
Pflegschaftsgericht<br />
Das neue Verlassenschaftsverfahren<br />
ist schlank, in manchen<br />
Teilen aber wieder langsam<br />
und teuer. Die strikte Trennung<br />
der Zuständigkeiten über<br />
die pflegschaftsgerichtliche<br />
Genehmigung von Rechtsakten<br />
im Verlassenschaftsverfahren<br />
(insbesondere Erb- und<br />
Pflichtteilsübereinkommen) hat<br />
zwar rechtsstaatliche Argumente<br />
für sich, die mehrfache
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Gerichtsgebührenpflicht, die<br />
Belastung mehrerer Richter<br />
oder <strong>Rechtspfleger</strong> und der<br />
Zeitaufwand ist in geringfügigen<br />
Fällen auch unter dem<br />
Gesichtspunkt des Spargedankens<br />
nicht vertretbar. Eine<br />
Wiedereinführung der alten<br />
Regelung bei einer vielleicht<br />
etwas klareren Abgrenzung<br />
könnte erhebliche Einsparungseffekte<br />
bringen.<br />
4.4. Substitution<br />
Die Regelungen über die Substitutionsabhandlung<br />
sind in<br />
jeder Hinsicht zu kurz geraten.<br />
Das Gesetz geht nur mehr<br />
davon aus, dass im Einantwortungsbeschluss<br />
gewisse<br />
Beschränkungen einzuverleiben<br />
sind. Die Genehmigung<br />
des Substitutionsgerichtes hinsichtlich<br />
der Aufhebung oder<br />
Änderung substitutionsgerichtlicher<br />
Beschränkungen zu Lebzeiten<br />
des Vorerben, aber auch<br />
die Substitutionsabhandlung<br />
an sich nach Ableben des Vorerben<br />
bedürfen einer konkreteren<br />
Regelung.<br />
4.5. Separation<br />
Traurig ist, dass die Nachlassseparation<br />
von der Außer streit -<br />
reform nicht inhaltlich berührt<br />
wurde. Nachdem offenbar<br />
gewisse Rechtskreise noch<br />
immer Interesse an diesem<br />
Rechtsinstitut haben, sollte<br />
zumindest eine gesetzliche<br />
Regelung vorgesehen werden,<br />
dass die Nachlassseparation<br />
nur wertmäßig Nachlassteile<br />
umfasst, die der Forderung des<br />
Gläubigers entsprechen, aber<br />
nicht den ganzen Nachlass.<br />
5. Kuratoren<br />
5.1. Belohnung<br />
Eine nicht für Zwecke der Verlassenschaftsverwaltung<br />
gedachte Novellierung der<br />
ABGB<br />
(§ 276 i.d.F. BGBl. I 2006/92)<br />
hat einer verschwindenden<br />
Minderheit von Kuratoren, denen ihre berufliche<br />
Reputation offenbar egal ist, eine erhebliche Einkommenssteigerung<br />
gebracht. Die Belohnung von<br />
Verlassenschaftskuratoren sollte einer gesetzlichen<br />
Regelung zugeführt werden, die sich an anderen<br />
Kriterien orientiert als die Sachwalterbelohnung,<br />
die auf die Verwaltung des Vermögens eines<br />
lebenden Kuranden ausgerichtet ist.<br />
5.2. zwingende Bestellung bei kridamäßigen<br />
Nachlassverteilungen<br />
Umgekehrt erscheint die Bestellung von Kuratoren<br />
bei kridamäßigen Nachlassverteilungen zwingend<br />
erforderlich, da Fragen der Verjährung, eine<br />
fehlenden Arbeitnehmerveranlagung, etc. nur von<br />
einem Kurator geprüft werden können. Eine kridamäßige<br />
Verteilung alleine durch den Gerichtskommissär<br />
ist oft unmöglich, da der Gerichtskommissär<br />
während des Verfahrens nur Verwahrungsaber<br />
keine Vertretungshandlungen für den Nachlass<br />
setzen darf. Vertretungshandlungen stehen<br />
nur einem Vertreter wie zB einem Verlassenschaftskurator<br />
zu, der auch Parteistellung hat.<br />
6. § 6a GKG<br />
Die Diskussionen in einigen Gerichten erstaunen<br />
im Hinblick auf den klaren Wortlaut der Gesetzesmaterialien.<br />
Die vom Gesetz verbotenen „Geschäfte“<br />
des Gerichtskommissär und seiner Mitarbeiter<br />
mit der Verlassenschaft sind nach den Erläuterungen<br />
der Regierungsvorlage, die auch festhalten,<br />
dass nur bestehendes Standesrecht festgeschrieben<br />
werden sollte, keine Geschäfte, die das<br />
Berufsrecht gestatten. Das Gesetz wollte lediglich,<br />
wie bisher auch das Standesrecht, erfolgreich verhindert,<br />
dass sich der Gerichtskommissär oder<br />
seine Mitarbeiter im Ankauf von Liegenschaften,<br />
Kraftfahrzeugen und Schmuckgegenständen des<br />
Erblassers üben. Das der Notar im Rahmen des<br />
Verlassenschaftsverfahrens Vermögen verwaltet,<br />
Treuhänder ist und Verträge mit der Verlassenschaft<br />
errichtet, ist seine ureigenste Funktion, die<br />
mit der als Gerichtskommissär nicht nur vereinbart<br />
werden kann, sondern vereinbart werden<br />
muss. Ein Gutachten zum Thema von Univ.Prof.<br />
Dr. Georg Kodek ist in NZ <strong>2010</strong>, 110 erschienen.<br />
7. Rechtskraft<br />
Die Regelung des § 180 Abs 1 AußStrG hat sich<br />
mir im engsten Anwendungsbereich bewährt.<br />
Kraft eines Größenschlusses gilt sie ohnedies bei<br />
allen anderen Entscheidungen im Verlassenschaftsverfahren.<br />
Daraus könnte ein allgemeines<br />
Instrument für die der Rechtsführsorge gewidmeten<br />
Verfahren im Außerstreitgesetz gewonnen<br />
werden. Besonders im Pflegschaftsverfahren wäre<br />
bei Genehmigungen der Vorweg – Rechtsmittelverzicht<br />
denkbar und praxisgerecht.<br />
8. Ausblick<br />
Die <strong>Rechtspfleger</strong>Innen sind<br />
Vorschlägen des Notariates für<br />
Reformen im Verlassenschaftsverfahren<br />
immer positiv<br />
gegenübergestanden. Es liegt<br />
an der Politik, auch kleine<br />
Schritte zu verwirklichen.<br />
11
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Rechtsmittel entscheidungen<br />
Fachbereich Außerstreit<br />
1) <strong>Rechtspfleger</strong>sammlung<br />
AußerStreit<br />
Die in der Sammelmappe der<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>besprechung<br />
abgedruckten Entscheidungen<br />
werden nur auszugsweise<br />
angeführt. Sollte Interesse am<br />
Bezug der Sammelmappe mit<br />
den anonymisierten Volltextentscheidungen<br />
bestehen,<br />
kann diese entweder bei ADir.<br />
Walter Tatzber, BG Innere<br />
Stadt Wien 01/51528/545 oder<br />
ADir. Siegmund Gruber<br />
02626/62715/21 bestellt werden.<br />
a) RpflSlgA 9210<br />
Verfassungsgerichtshof vom<br />
2.7.2009, G 18/08 ua.<br />
Entschädigung des Sachwalters<br />
gemäß § 276 ABGB<br />
gemessen an der Mühewaltung<br />
des Sachwalters,<br />
begrenzt der Höhe nach,<br />
sicherstellend, dass die Befriedigung<br />
der Lebensbedürfnisse<br />
des Betroffenen nicht gefährdet<br />
werden.<br />
§ 276 Abs. 1 erster Satz ABGB<br />
sieht eine – gemessen von der<br />
Mühewaltung des Sachwalters<br />
– angemessene Entschädigung<br />
vor. Die folgenden Sätze dieser<br />
Gesetzesbestimmung<br />
geben vor dem Hintergrund<br />
des ersten Satzes einerseits<br />
Anhaltspunkte für die Bemessung<br />
der Entschädigung,<br />
begrenzen aber andererseits<br />
diese der Höhe nach, während<br />
§ 276 Abs. 4 ABGB überdies<br />
sicherstellt, dass Ansprüche<br />
Entschädigung nach den<br />
„vorstehenden Absätzen“ insoweit<br />
nicht bestehen, als sie<br />
12<br />
zusammengestellt von ADir. Siegmund Gruber<br />
die Befriedigung der Lebensbedürfnisse des Pflegebefohlenen<br />
gefährden würden.<br />
b) RpflSlgA 9211<br />
OGH vom 8.9.2009, 10 Ob 52/09 h<br />
Die im Wesentlichen mit 1.1.<strong>2010</strong> in Kraft tretende<br />
Novellierung des UVG durch das Familienrechts-Änderungsgesetz<br />
2009, BGBl I 2009/75, hat<br />
nunmehr jedoch unter anderem eine Gleichbehandlung<br />
von einstweiligen Verfügungen und<br />
endgültigen Unterhaltstiteln zum Ziel.<br />
c) RpflSlgA 9213 = iFamZ 2009/222<br />
OGH vom 4.8.2009, 9 Ob 63/08 t<br />
Die Absolvierung des Masterstudiums ist eine<br />
Voraussetzung für die Ausübung bestimmter Berufe<br />
und erweitert die beruflichen Möglichkeiten.<br />
Nach den Intentionen des UG 2002 dient nämlich<br />
nicht nur das Bakkalaureatsstudium (Bachelorstudium,<br />
§ 51 Abs. 2 Z 4), sondern auch das darauf<br />
aufbauende Magisterstudium (Masterstudium,<br />
§ 51 Abs. 2 Z 5) der Berufsvorbildung (vgl. auch<br />
Joeinig, Unterhalt für Studienrechte, RZ 2008 170<br />
[173 f] ua.).<br />
Dass vier zusätzliche Semester, die auch der<br />
Berufsvorbildung dienen, die beruflichen Möglichkeiten<br />
des Absolventen erweitern könnten,<br />
liegt auf der Hand.<br />
d) RpflSlgA 9215<br />
LG für ZRS Wien vom 12.10.2009,<br />
45 R 591/09 h<br />
Die vor Schaffung des Exekutionstitels faktisch<br />
geleisteten Zahlungen sind im Leistungsbefehl zu<br />
berücksichtigen.<br />
Hat der Unterhaltsschuldner auf die beschlussmäßig<br />
fixierte Unterhaltsverpflichtung bereits (Teil-)<br />
leistungen erbracht so sind diese, soweit sie den<br />
Zeitraum bis zur Beschlussfassung erster Instanz<br />
betreffen, im Leistungsbefehl durch die Formulierung<br />
„…abzüglich der bereits geleisteten Zahlungen<br />
von insgesamt …“ zu berücksichtigen (EFSlg<br />
43.203 uva.).<br />
e) RpflSlgA 9218<br />
LG Korneuburg vom 6.8.2009, 25 R 28/09 h<br />
Bestehen zum Todeszeitpunkt keine Aktiva, so<br />
besteht für das Gericht keine<br />
Möglichkeit gegenüber der<br />
kontoführenden Bank einen<br />
Ausgleich hinsichtlich einer<br />
strittigen Forderungen anzuordnen.<br />
Wie der OGH bereits in 8 Ob<br />
55/08 h (iFamZ 2009/88) ausgeführt<br />
hat, besteht für das<br />
Verlassenschaftsgericht keine<br />
rechtliche Grundlage, einen<br />
Verlassenschaftsgläubiger<br />
(damals Renteversicherung)<br />
gegenüber der kontoführenden<br />
Bank einen Ausgleich<br />
hinsichtlich einer strittigen<br />
Forderung (nach dem Tod der<br />
Erblasserin bewirkten Pensionsleistung)<br />
zu verschaffen,<br />
wenn weder zum Todeszeitpunkt<br />
der Erblasserin noch<br />
später (nennenswerte) Aktiven<br />
vorhanden waren bzw. sind.<br />
In diesem Fall müsste das Verlassenschaftsgericht<br />
nämlich<br />
die Begleichung einer strittigen<br />
Forderung gegen die kontoführende<br />
Bank mangels<br />
eines am Konto befindlichen<br />
Guthabens aus deren Vermögen<br />
anordnen. Dies stellt aber<br />
eine im streitigen Zivilrechtsweg<br />
geltend zu machende<br />
Forderung aus dem Titel der<br />
unrechtmäßigen Bereicherung<br />
dar. Lediglich dann, wenn<br />
zum Entscheidungszeitpunkt<br />
ausreichend Aktiven vorhanden<br />
sind, hätte sich das Verlassenschaftsgericht<br />
im Rahmen<br />
der Ermittlung des zu<br />
überlassenden Nachlasses<br />
über dessen Höhe auseinanderzusetzen<br />
und die Frage zu<br />
klären, ob ein tatsächlich vorhandener<br />
Bargeldbetrag, der<br />
aus einer nach dem Tod der<br />
Erblasserin bewirkten Pensi-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
onsleistung stammt, in den<br />
Nachlass fällt oder nicht.<br />
f) RpflSlgA 9220<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
18.5.2009, 45 R 109/09 a<br />
Die Selbsterhaltungsfähigkeit<br />
eines Kindes bei überdurchschnittlichenLebensverhältnissen<br />
beginnt beim Ausgleichszulagenrichtsatz,<br />
wozu noch<br />
der Betreuungsaufwand hinzuzurechnen<br />
ist.<br />
Sind überdurchschnittliche<br />
Verhältnisse gegeben, dann ist<br />
das Kind erst dann voll selbsterhaltungsfähig,<br />
wen sein Einkommen<br />
einen Betrag<br />
erreicht, der dem aufgrund<br />
der Prozentwertmethode<br />
errechneten Geldunterhaltsanspruch<br />
zuzüglich der Differenz<br />
zwischen der Mindestpensionshöhe<br />
(= Ausgleichszulagenrichtsatz)<br />
und dem Regelbedarfsatz<br />
entspricht, weil ja<br />
auch ein adäquater Betreuungsaufwand,<br />
der wohl einer<br />
objektiven Größe entspricht,<br />
zu berücksichtigen ist. Damit<br />
„beginnt“ bei überdurchschnittlichen<br />
Verhältnissen die<br />
Selbsterhaltungsfähigkeit des<br />
Kindes mit dem Ausgleichszulagenrichtsatz,<br />
steht ihm doch<br />
immer ein Geldunterhaltsanspruch<br />
in Höhe zumindest des<br />
Regelbedarfssatzes zu (sonst<br />
wären es ja keine überdurchschnittlichen<br />
Verhältnisse!),<br />
wozu noch der Betreuungsaufwand<br />
kommt, der die Differenz<br />
zwischen diesem Regelbedarfssatz<br />
und dem Ausgleichszulagenrichtsatzdarstellt<br />
(aaO, Rz 324/3).<br />
g) RpflSlgA 9222 = EF-Z<br />
<strong>2010</strong>/11, iFamZ <strong>2010</strong>/5<br />
Verfassungsgerichtshof<br />
vom 28.9.2009, G 9/09<br />
ua.<br />
§ 42 KBGG ist nicht auf Unterhaltspflichten<br />
des Kinderbetreuungsgeldbeziehersanzuwenden.<br />
Da sohin der Verfassungsgerichtshof<br />
gegen keine der in<br />
Betracht kommenden Interpretationen<br />
verfassungsrechtliche<br />
Bedenken hat, spricht nach Ansicht des Rekurssenats<br />
nichts dagegen, die Bestimmung des § 42<br />
KBGG lediglich im Sinne der Entscheidungen des<br />
10. Senates nach ihrem engeren Wortlaut auszulegen<br />
und nur auf Unterhaltsansprüche, nicht aber<br />
auf Unterhaltspflichten des Kinderbetreuungsgeldbeziehers<br />
anzuwenden.<br />
h) RpflSlgA 9223<br />
OGH vom 3.9.2009, 2 Ob 53/09 x<br />
Die Durchführung der schriftlichen Abhandlung<br />
setzt das Einvernehmen aller Parteien voraus<br />
(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0059375 [T2]). Daran ist auch nach<br />
dem neuen AußStrG festzuhalten.<br />
i) RpflSlgA 9225<br />
LG f. ZRS Wien vom 25.9.2009, 43 R 587/09f<br />
Der betroffenen Person hat bei der Bemessung<br />
der Entschädigung jenes Vermögen zu verbleiben,<br />
das in etwa dem Richtwert nach den Sozialhilfegesetzen<br />
der Bundesländer entspricht.<br />
Der betroffenen Person hat jenes Vermögen zu<br />
verbleiben, das zur Bildung angemessener Rücklagen<br />
erforderlich ist. Einen Anhaltspunkt für die<br />
Bemessung dieses Betrages, des sogenannten<br />
„Schonvermögens“ bieten die Sozialhilfegesetze<br />
der Bundesländer, wobei als Richtwert für das<br />
„Schonvermögen“ je nach Bundesland zwischen<br />
€ 4.390,– und € 5.520,– anzusetzen ist (vgl.<br />
Grüblinger aaO).<br />
j) RpflSlgA 9230 = EF-Z <strong>2010</strong>/48<br />
OGH vom 17.11.2009, 1 Ob 216/09 k<br />
Angesichts der gebotenen Durchschnittsbetrachtung<br />
im Unterhaltsrecht und dem damit verbundenen<br />
Zuspruch von (gleichbleibenden) monatlichen<br />
Unterhaltsbeiträgen für die Zukunft bestehen<br />
keine Bedenken dagegen, die durch § 8 Abs.<br />
8 FLAG statuierte Erhöhung der Familienbeihilfe<br />
für die Bemessung des monatlichen Unterhaltsanspruchs<br />
iSd § 382a Abs. 2 EO prozentuell auf ein<br />
ganzes Jahr aufzuteilen.<br />
2) Notariatszeitung<br />
a) NZ 2009/99 = EF-Z <strong>2010</strong>/51 = JBl DOI<br />
10.1007/s00503-009-1763-x<br />
OGH vom 16.4.2009, 6 Ob 287/08m<br />
§ 166 AußStrG; § 38 BWG – Bankauskunft über<br />
Kontobewegungen vor Todestag<br />
Der kontoführenden Bank kann vom Gerichtskommissär<br />
aufgetragen werden, auch Auskunft<br />
über Bewegungen der nachlasszugehörigen Bankwerte<br />
vor dem Todestag zu erteilen. Bei Vorhandensein<br />
von Kontomitinhaber darf durch die Auskunft<br />
jedoch nicht in deren Rechte eingegriffen<br />
werden. Dies kann etwa dadurch abgewendet<br />
werden, dass der Bank aufgetragen<br />
wird, die Kontoauszüge<br />
sowie Ein- und Auszahlungsbelege,<br />
soweit sie den Erblasser<br />
betreffen, zu übermitteln.<br />
b) NZ 2009/100<br />
OGH vom 31.3.2009, 1 Ob<br />
43/09v<br />
§ 962 ABGB – Verwahrung<br />
nachlasszugehöriger Sparbücher<br />
Wurde ein Sparbuch vom Erblasser<br />
in Verwahrung gegeben,<br />
steht dem Vertreter des Nachlasses<br />
ein Anspruch auf<br />
Herausgabe desselben gegenüber<br />
dem Verwahrer zu. Hat<br />
der Verwahrer das Sparbuch<br />
weitergegeben, richtet sich der<br />
Anspruch auf Ersatz des Interesses.<br />
c) NZ 2009/102<br />
OGH vom 27.2.2009, 6 Ob<br />
136/07d<br />
§§ 614ff ABGB – Einvernehmliche<br />
Auflösung der Nacherbschaft<br />
Die Vereinbarung zwischen<br />
Vor- und Nacherben, die<br />
angeordnete fideikommissarische<br />
Substitution in eine solche<br />
auf den Überrest umzuwandeln,<br />
unterliegt der Formvorschrift<br />
des § 1278 ABGB<br />
und bedarf somit eines<br />
gerichtlichen Protokolls oder<br />
Notariatsaktes.<br />
d) NZ 2009/103<br />
OGH vom 2.4.2009, 8 Ob<br />
28/09i<br />
§§ 5, 62 AußStrG – Einbeziehung<br />
des gesetzlichen Vertreters<br />
eines Minderjährigen in<br />
jeder Lage des Verfahrens<br />
1. Ein Verstoß gegen § 5 Abs.<br />
1 AußStrG, der das Einbeziehen<br />
des gesetzlichen Vertreters<br />
einer minderjährigen Partei in<br />
jeder Lage des Verfahrens vorsieht,<br />
stellt eine aus Gründen<br />
der Rechtssicherheit aufzugreifende<br />
Rechtsfrage iSd § 62<br />
Abs. 1 AußStrG dar.<br />
2. Der gesetzliche Vertreter<br />
kann auch in einem Rechts-<br />
13
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
mittel die Genehmigung des<br />
Verfahrens nachholen.<br />
e) NZ <strong>2010</strong>/20<br />
OGH vom 16.10.2009, 6<br />
Ob 196/09f<br />
§ 652 ABGB; § 182 AußStrG –<br />
Berücksichtigung eines Nachlegats<br />
in der Amtsbestätigung<br />
nach § 182 AußStrG.<br />
Auf ein „eigentliches“ Nachvermächtnis<br />
ist im Rahmen<br />
der Erlassung der Amtsbestätigung<br />
iSd § 182 Abs. 2 AußStrG<br />
Bedacht zu nehmen. Die Eintragung<br />
in das Firmenbuch<br />
darf daher nur mit einer entsprechenden<br />
Beschränkung<br />
für zulässig erklärt werden.<br />
f) NZ <strong>2010</strong>/21<br />
OGH vom 2.7.2009, 6 Ob<br />
3/09y<br />
§ 805 ABGB; § 157 AußStrG –<br />
Wirkung des Unterbleibens<br />
einer Erbantrittserklärung binnen<br />
gesetzter Frist.<br />
Das Unterbleiben einer Erbantrittserklärung<br />
binnen gesetzter<br />
Frist hat die Wirkung einer<br />
Erbsentschlagung, die aber<br />
jederzeit durch Nachholung<br />
der Erbantrittserklärung aufgehoben<br />
werden kann, solange<br />
keine Endentscheidung über<br />
das Erbrecht erfolgt ist.<br />
g) NZ <strong>2010</strong>/22<br />
OGH vom 3.9.2009, 2 Ob<br />
53/09x<br />
§§ 805ff ABGB; § 157 AußStrG<br />
– Zugang der Erbsentschlagung<br />
an das Gericht oder den<br />
Gerichtskommissär<br />
Wird eine schriftliche Erbsentschlagung<br />
nicht vom Ausschlagenden<br />
selbst, sondern<br />
von einem der anderen Erben<br />
dem Gerichtskommissär vorgelegt,<br />
entspricht dies nicht<br />
den gesetzlichen Erfordernissen;<br />
denn es könnte der „konkurrierende“<br />
Erbe damit über<br />
die Widerruflichkeit des Erbverzichts<br />
disponieren und es<br />
wäre dem davon betroffenen<br />
Erben die Dispositionsbefugnis<br />
genommen.<br />
14<br />
3) Österreichische Juristenzeitung<br />
a) EvBl <strong>2010</strong>/23 = EF-Z<br />
OGH vom 3.9.2009, 2 Ob 53/09 x<br />
§ 157 AußStrG (§ 806 ABGB) – Vorlage der Erbsentschlagung<br />
durch den „konkurrierenden“ Erben<br />
§ 157 AußStrG (§ 806 ABGB) – Mit Kenntnisnahme<br />
durch Gericht oder Gerichtskommissär wird<br />
die Erbsentschlagung – ebenso wie die Erbantrittserklärung<br />
– unwiderruflich. Die bis zu diesem<br />
Zeitpunkt grundsätzlich widerrufliche, anderwärtig<br />
abgegebene schriftliche Erklärung, sowohl<br />
auf das Erbrecht als auch auf die Verfahrensteilnahme<br />
zu verzichten, die nicht vom Ausschlagenden,<br />
sondern von einem „konkurrierenden“<br />
Erben bei Gericht vorgelegt wird, erfüllt die<br />
gesetzlichen Voraussetzungen einer unwiderruflichen<br />
Erbsentschlagung nicht.<br />
b) EvBl-LS <strong>2010</strong>/33<br />
OGH vom 29.10.2009, 9 Ob 48/09 p<br />
§§ 951, 952 ABGB – Pflichtteilsanspruch; verbrauchtes<br />
Geldgeschenk<br />
Der Wegfall von Schulden durch Tilgung mit dem<br />
erhaltenen Geldgeschenk ist nicht dem Besitz der<br />
geschenkten Sache oder ihres Werts iSd § 952<br />
ABGB, sondern deren Verbrauch gleichzuhalten.<br />
Insoweit ist die Schenkung bei Bestimmung des<br />
Pflichtteils nicht in Anschlag zu bringen.<br />
c) EvBl <strong>2010</strong>/38<br />
OGH vom 22.10.2009, 8 Ob 90/09 g<br />
§ 140 ABGB – Nicht steuerpflichtiger Unterhaltsschuldner<br />
Ist der in Österreich wohnhafte, jedoch außerhalb<br />
Österreichs arbeitende Unterhaltsschuldner aufgrund<br />
Doppelbesteuerungsabkommens (hier: mit<br />
der Slowakischen Republik) in Österreich nicht<br />
steuerpflichtig, findet eine Kürzung des Geldunterhalts<br />
um jenen Teil des Kinderabsetzbetrags<br />
und der Familienbeihilfe, dessen Zweck die steuerliche<br />
Entlastung des Geldunterhaltspflichtigen<br />
ist, nicht statt.<br />
d) EvBl <strong>2010</strong>/39<br />
OGH vom 10.11.2009, 10 Ob 63/09 a<br />
§ 7 Abs. 1 Z 1 UVG (§§ 23, 33ff AIVG) – Keine<br />
Bedenken gegen titelmäßigen Unterhalt<br />
Sowohl bei der Notstandshilfe (§§ 33ff AIVG) als<br />
auch der Bevorschussung von Leistungen aus der<br />
Pensionsversicherung in Höhe des Arbeitslosengeldes<br />
oder der Notstandshilfe (§ 23 AIVG) handelt<br />
es sich um Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung,<br />
die keinen strukturellen Unterschied<br />
aufweisen, vor allem nicht im Bezug auf ihre Einbeziehung<br />
in die Unterhaltsbemessungsgrundlage.<br />
e) EvBl-LS <strong>2010</strong>/40<br />
OGH vom 10.11.2009, 10<br />
Ob 71/09 b<br />
§ 15 UVG – Beschwer des<br />
Bundes durch rückwirkenden<br />
Vorschuss<br />
Der durch den Präsidenten<br />
des OLG vertretene Bund<br />
kann sich mit Rekurs auch<br />
gegen die Rückwirkung der<br />
Einstellung von Unterhaltsvorschüssen<br />
zur Wehr setzen.<br />
4) Juristische Blätter<br />
a) JBl 2009/11 – DOI<br />
10.1007/s00503-009-<br />
1763-x = NZ 2009/99 =<br />
EF-Z <strong>2010</strong>/51<br />
OGH vom 16.4.2009, 6 Ob<br />
287/08 m<br />
§ 165 AußStrG; § 804 ABGB;<br />
§ 38 Abs. 1 Z 3 BWG – Auskunftspflicht<br />
der Bank im Verlassenschaftsverfahren<br />
Ist im Verlassenschaftsverfahren<br />
umstritten, in welchem<br />
Umfang ein Wertpapierdepot<br />
in das Inventar aufzunehmen<br />
ist, so kann die Auskunftspflicht<br />
der Bank auch die<br />
Bewegungen auf diesem<br />
Depot und dem zugehörigen<br />
Wertpapierverrechnungskonto<br />
zu Lebzeiten des Erblassers<br />
umfassen.<br />
b) JBl 2009/11 - DOI<br />
10.1007/s00503-009-<br />
1785-4<br />
OGH vom 9.6.2009, 4 Ob<br />
100/09 y<br />
§§ 127, 128 Abs. 1 und § 281<br />
Abs. 2 AußStrG – Uneinigkeit<br />
zwischen dem Sachwalter und<br />
dem Betroffenen über eine<br />
wichtige Frage<br />
Im Sachwalterschaftsverfahren<br />
steht der betroffenen Person,<br />
die des Gebrauchs der Vernunft<br />
nicht gänzlich beraubt<br />
und deswegen geschäftsunfähig<br />
ist, bei Uneinigkeit zwischen<br />
ihr und dem Sachwalter<br />
über eine Maßnahme, die der<br />
Genehmigung des Pfleg-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
schaftsgerichts bedarf, ein<br />
eigenes Rekursrecht gegen<br />
eine dem Willen des Sachwalters<br />
folgende gerichtliche Entscheidung<br />
auch dann zu,<br />
wenn die bekämpfte Entscheidung<br />
in den Wirkungskreis<br />
des Sachwalters fällt.<br />
c) JBl <strong>2010</strong>/Heft 2 - DOI<br />
10.1007/s00503-009-<br />
1820-5<br />
OGH vom 2.7.2009, 6 Ob<br />
29/09 x<br />
§ 137 Abs. 2 SBGB – Beistandspflichten<br />
des Kindes<br />
gegenüber pflegebedürftigen<br />
Elternteil<br />
Aus § 137 Abs. 2 ABGB lässt<br />
sich keine allumfassende Beistandspflicht<br />
des Kindes<br />
gegenüber einem betagten,<br />
pflegebedürftigen und geistig<br />
verwirrten Elternteil ableiten;<br />
jedenfalls nicht mehr von der<br />
Beistandspflicht des Kindes<br />
erfasst ist die umfassende<br />
Betreuung des pflegebedürftigen<br />
Elternteils (allenfalls sogar<br />
unter Aufnahme im eigenen<br />
Haushalt), um dem Elternteil<br />
die Fremdpflege oder gar den<br />
Aufenthalt in einem Pflegeheim<br />
zu ersparen.<br />
Die Beistandspflicht ist zwar<br />
gerichtlich nicht durchsetzbar,<br />
ihre Verletzung kann aber zu<br />
erheblichen (etwa einer Enterbung)<br />
und unterhaltsrechtlichen,<br />
allenfalls auch zu schadenersatzrechtlichenKonsequenzen<br />
führen. Denkbar sind<br />
auch bereicherungsrechtliche<br />
Ansprüche bei enttäuschter<br />
Erwartung etwa einer testamentarischen<br />
Zuwendung<br />
infolge erbrachter Leistungen<br />
(§ 1435 ABGB), nicht jedoch<br />
gemäß § 1042 ABGB. Ausgeschlossen<br />
ist vor allem aber<br />
auch die Zahlung einer Entlohnung<br />
oder sonstigen Vergütung.<br />
Ob dies auch gilt, wenn das<br />
Kind gegenüber den Eltern<br />
Leistungen erbringt, die seine<br />
Bestandspflicht nach § 137<br />
Abs. 2 ABGB übersteigen, ist<br />
in der Rsp nicht geklärt. Dass<br />
die erbrachten Leistungen die<br />
Beistandspflicht übersteigen, bedeutet jedenfalls<br />
vor dem Hintergrund der Einordnung des § 137<br />
Abs. 2 ABG als lex imperfecta aber noch nicht,<br />
dass sie damit – außerhalb einer konkreten<br />
Vereinbarung – auch abzugelten wären. Auszugehen<br />
ist lediglich davon, dass unterhaltsrechtliche,<br />
erbrechtliche oder sonstige Sanktionen<br />
denjenigen nicht treffen können, der derartige<br />
Leistungen verweigert.<br />
d) JBl <strong>2010</strong>/Heft 2 - DOI 10.1007/s00503-<br />
009-1827-y<br />
OGH vom 25.6.2009, 2 Ob 232/08 v<br />
§ 7 Abs. 3 EO – Irrtümlich erteilte Rechtskraftbestätigung<br />
Eine gesetzwidrig oder irrtümlich erteilte Bestätigung<br />
der Vollstreckbarkeit ist nach § 7 Abs. 3<br />
EO von dem Gericht, das sie erteilt hat, von<br />
Amts wegen oder auf Antrag eines Beteiligten<br />
durch Beschluss aufzuheben. Diese Bestimmung<br />
ist auf Fälle, in denen (nur) eine Rechtskraftbestätigung<br />
gesetzwidrig oder irrtümlich<br />
erteilt wurde, analog anzuwenden.<br />
5) Zeitschrift für Eheund<br />
Familienrecht<br />
a) EF-Z <strong>2010</strong>/11 = iFamZ <strong>2010</strong>/5, RpflSlgA<br />
9222<br />
VfGH vom 28.9.2009, G 9/09<br />
§ 140 ABGB; § 42 KBGG – § 42 KBGG nicht<br />
verfassungswidrig<br />
Der VfGH sieht weder eine Veranlassung, dem<br />
§ 42 KBGG den von den antragstellenden<br />
Gerichten angenommenen (und als verfassungswidrig<br />
erachteten) Inhalt beizumessen,<br />
dass das Kinderbetreuungsgeld beim beziehenden<br />
Elternteil in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
für eine allfällige Unterhaltsverpflichtung<br />
einzubeziehen sei; noch eine verfassungsrechtliche<br />
Notwendigkeit, § 42 KBGG in dem<br />
Sinn zu interpretieren, dass die Vorschrift auf<br />
Unterhaltsverpflichtungen gar nicht anwendbar<br />
sei. Ist keine dieser beiden Interpretationen mit<br />
Verfassungswidrigkeit behaftet, dann ist es<br />
Sache der Zivilgerichte zu entscheiden, welcher<br />
Inhalt der Vorschrift beizulegen ist.<br />
b) EF-Z <strong>2010</strong>/14<br />
OGH vom 29.9.2009, 10 Ob 60/09 k<br />
§ 140 ABGB – Zahlungsplanraten nicht (generell)<br />
abzugsfähig<br />
Der 10. Senat des OGH schließt sich der erst<br />
jüngst ergangenen Entscheidung 9 Ob 74/07 h<br />
an, wonach nach Aufhebung des Schuldenregulierungsverfahrens<br />
über das Vermögen des<br />
Geldunterhaltspflichtigen von<br />
der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
nur jene Schulden<br />
(-teile) abzugsfähig bleiben,<br />
die schon vor Eröffnung des<br />
Insolvenzverfahrens abzugsfähig<br />
waren, uzw. In jenem<br />
Umfang, wie deren Relation<br />
zu anderen vom Zahlungsplan<br />
erfassten Schulden ist.<br />
c) EF-Z <strong>2010</strong>/19<br />
OGH vom 2.7.2009, 6 Ob<br />
3/09 y<br />
1. §§ 901, 1278 ABGB – Die<br />
Tücken einer Erbausschlagung<br />
Die Erklärung, auf die Erbschaft<br />
zugunsten einer<br />
bestimmten Person zu verzichten,<br />
der die Erbschaft bei<br />
Wegfall des Verzichteten nicht<br />
ohnehin zur Gänze zugefallen<br />
wäre, ist als Erbschaftsschenkung<br />
oder als Erbschaftskauf<br />
zu behandeln und darauf<br />
§ 1278 ABGB anzuwenden.<br />
Die bedingte Ausschlagung in<br />
dem Sinn, sie werde nur<br />
erklärt, wenn (bzw. damit)<br />
jemand Bestimmter dadurch<br />
die Erbschaft erlangt, ist hingegen<br />
unzulässig und wirkungslos,<br />
also nicht dahin zu<br />
verstehen, dass (lediglich) die<br />
Bedingung zu entfallen habe.<br />
Die Erbausschlagung ist unwiderruflich.<br />
Die Unwiderruflichkeit<br />
tritt ein, sobald sie beim<br />
Verlassenschaftsgericht oder<br />
beim Gerichtskommissär einlangt.<br />
Die weitere Voraussetzung,<br />
dass die Erbausschlagung<br />
dem Verlassenschaftsverfahren<br />
bereits zugrunde gelegt<br />
worden sein musste, besteht<br />
seit der Außerstreitreform<br />
2003 nicht mehr; auch eine<br />
Annahme der Erklärung, die<br />
Erbschaft auszuschlagen, ist<br />
nicht mehr vorgesehen.<br />
Parteienprozesshandlungen<br />
(und um eine solche handelt<br />
es sich auch bei der Erbausschlagung)<br />
unterstehen ausschließlich<br />
dem Verfahrensrecht<br />
und nicht dem Privatrecht,<br />
weshalb ein Motivirrtum<br />
bei Abgabe einer Erbantrittserklärung<br />
unbeachtlich ist. Bei<br />
unentgeltlicher Erbausschla-<br />
15
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
gung gilt jedoch gemäß § 901<br />
ABGB für Motive dasselbe wie<br />
für Bedingungen, d.h. die Erbausschlagung<br />
ist unwirksam.<br />
Bei wirksamer Ausschlagung<br />
der Erbschaft gilt diese als<br />
dem Ausschlagenden nicht<br />
angefallen, sodass anzunehmen<br />
ist, das Recht sei schon<br />
mit dem Tod des Erblassers<br />
den Nachberufenen angefallen.<br />
Der Ausschlagende<br />
bestimmt autonom, ob durch<br />
seine Erklärung seine Nachkommen<br />
begünstigt werden<br />
sollen oder nicht, sei es, dass<br />
er einen anderen positiv<br />
begünstigen will, sei es, dass<br />
er nur negativ den Willen<br />
äußert, dass seine Nachkommen<br />
vom Erbrecht ausgeschlossen<br />
sein sollen. Es ist<br />
daher im Wege der Auslegung<br />
zu ermitteln, ob der Ausschlagende<br />
den Willen gehabt hat,<br />
dass die Ausschlagung auch<br />
seine Nachkommen erfassen<br />
sollte. Hat der Ausschlagende<br />
keinen Willen dahin geäußert,<br />
ob das Freiwerden seiner Erbquote<br />
seinen Nachkommen<br />
zugute kommen soll oder<br />
nicht, ist seine Erberklärung<br />
nach den Umständen des Falles<br />
und den vom Ausschlagenden<br />
verfolgten Zielsetzungen<br />
auszulegen.<br />
2. §§ 40, 150ff AußStrG<br />
Gibt eine Partei erst nach<br />
Feststellung des Erbrechts,<br />
aber bevor das Gericht an den<br />
Beschluss über die Einantwortung<br />
gebunden ist, eine<br />
Erbantrittserklärung ab, so ist<br />
gemäß § 164 AußStrG neuerlich<br />
iSd §§ 160 bis 163<br />
AußStrG vorzugehen, wobei<br />
auch eine Abweisung der<br />
Erbantrittserklärung, die<br />
Grundlage der früheren Erb -<br />
antrittserklärung über das Erbrecht<br />
war, zulässig ist. Später<br />
sind erbrechtliche Ansprüche<br />
nur noch mit Klage geltend zu<br />
machen. Daraus folgt, dass<br />
auch ein gesonderter<br />
Beschluss über die Erbrechtsfeststellung<br />
erst mit dem Einantwortungsbeschluss,<br />
an den<br />
das ErstG gemäß § 40 AußStrG<br />
16<br />
mit seiner Abgabe an die Geschäftsabteilung zur<br />
Ausfertigung gebunden ist, rk. Wird.<br />
Auch Erbantrittserklärungen nach zuvor erfolgter<br />
Erbausschlagung sind dem Verfahren über das<br />
Erbrecht zugrunde zu legen. Willensmängel bei<br />
der Erbausschlagung sind entweder im außerstreitigen<br />
Verfahren über das Erbrecht oder nach<br />
Bindung des Gerichts an den Einantwortungsbeschluss<br />
im Rahmen einer Erbschaftsklage zu prüfen.<br />
3. § 157 AußStrG<br />
Die Versäumung der Frist des § 157 Abs. 2<br />
AußStrG führt lediglich dazu, dass der potenzielle<br />
Erbe dem weiteren Verfahren nicht mehr beizuziehen<br />
ist, solange er die Erklärung nicht nachholt;<br />
eine endgültige Präklusion des Erben sieht<br />
§ 157 Abs. 3 AußStrG somit nicht vor, er verliert<br />
also sein Erbrecht nicht.<br />
d) EF-Z <strong>2010</strong>/23<br />
LGZ Wien vom 19.85.2009, 44 R 241/09 f<br />
§ 64 Abs. 1 Z 3 ZPO; § 276 Abs. 2 ABGB –<br />
Rechtsanwalt als Sachwalter – trotzdem Verfahrenshilfe<br />
nach § 64 Abs. 1 Z 3 ZPO<br />
Die Bestellung eines Rechtsanwalts zum (endgültigen<br />
oder einstweiligen) Sachwalter ist kein<br />
Grund für de Verweigerung oder das Erlöschen<br />
der Verfahrenshilfe. § 276 Abs. 2 ABGB normiert,<br />
dass ein Entgeltanspruch eines Sachwalters für<br />
die Kosten einer rechtsfreundlichen Vertretung<br />
ua. Dann nicht besteht, soweit beim Pflegebefohlenen<br />
die Voraussetzungen für die Bewilligung<br />
der Verfahrenshilfe vorliegen. Wollte man die<br />
Gewährung von Verfahrenshilfe gemäß § 64 Abs.<br />
1 Z 3 ZPO durch Beigebung eines Rechtsanwalts<br />
verweigern bzw. die bereits gewährte Verfahrenshilfe<br />
für erloschen erklären, weil ein Rechtsanwalt<br />
zum Sachwalter bestellt wird, so hätte dies<br />
eine unverhältnismäßige Mehrbelastung des<br />
bestellten Sachwalters zu Folge, dem gemäß<br />
§ 276 Abs. 2 ABGB ein Entgeltanspruch verwehrt<br />
wird und der auch nicht in den anteiligen<br />
Genuss der Pauschalentschädigung zur Altersversorgung<br />
der Rechtsanwälte käme.<br />
e) EF-Z <strong>2010</strong>/45<br />
OGH vom 17.12.2009, 6 Ob 247/09f<br />
§ 140 ABGB; §§ 33, 34 JWG – Zur Fälligkeit der<br />
Kosten einer vollen Erziehung<br />
Der Jugendwohlfahrtsträger, der den Ersatz der<br />
Kosten der vollen Erziehung durch die Unterhaltspflichtigen<br />
begehrt, kann sich nicht auf § 1418<br />
ABGB berufen. Es kann zwar die Verpflichtung<br />
zum Ersatz erst künftig fällig werdender Kostenersätze<br />
ausgesprochen werden; als Fälligkeitstermin<br />
ist aber nicht der Erste eines Monats im Vorhinein,<br />
sondern jeweils nur ein angemessener Termin<br />
im Nachhinein festzusetzen, d.h. nach der<br />
Erbringung der Leistung durch<br />
den Jugendwohlfahrtsträger (9<br />
Ob 31/04 f EF 107.002). Das<br />
ist von Amtswegen wahrzunehmen.<br />
Dies gilt jedoch dann nicht,<br />
wenn der Jugendwohlfahrtsträger<br />
durch eine Anzeige<br />
gemäß § 34 JWG an die Unterhaltspflichtigen<br />
einen gesetzlichen<br />
Übergang der Unterhaltsforderungen<br />
des Kindes<br />
bewirkt hat. In diesem Fall<br />
macht der Jugendwohlfahrtsträger<br />
dann nämlich keine<br />
Ersatzansprüche nach § 33<br />
JWG geltend, sondern – als<br />
Legalzessionar – gesetzliche<br />
Unterhaltsansprüche des Kindes.<br />
In einem solchen Fall<br />
sind die Leistungsverpflichtungen<br />
der Eltern jeweils monatlich<br />
„im Voraus“ festzulegen<br />
(7 Ob 2337/96v).<br />
f) EF-Z <strong>2010</strong>/48 = RpflSlgA<br />
9230<br />
OGH vom 17.11.2009, 1<br />
Ob 216/09 k<br />
§ 382a EO; § 8 Abs. 8 FLAG –<br />
Zur Berücksichtigung der 13.<br />
Familienbeihilfenauszahlung<br />
im Unterhaltsrecht<br />
Angesichts der gebotenen<br />
Durchschnittsbetrachtung im<br />
Unterhaltsrecht und dem<br />
damit verbundenen Zuspruch<br />
von (gleichbleibenden)<br />
monatlichen Unterhaltsbeiträgen<br />
für die Zukunft bestehen<br />
keine Bedenken, die durch § 8<br />
Abs. 8 FLAG statuierte Erhöhung<br />
der Familienbeihilfe für<br />
die Bemessung des monatlichen<br />
Unterhaltsanspruchs iSd<br />
§ 382a Abs. 2 EO prozentuell<br />
auf ein ganzes Jahr aufzuteilen.<br />
g) EF-Z <strong>2010</strong>/51 = NZ<br />
2009/99 = JBl 2009/11 -<br />
DOI 10.1007/s00503-<br />
009-1763-x<br />
OGH vom 16.4.2009, 6 Ob<br />
287/08m<br />
§§ 145, 166 AußStrG, § 38 Abs.<br />
2 Z 3 BWG – Auskunftspflicht<br />
der Bank im Verlassenschaftsverfahren
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
Dem Gerichtskommissär ist<br />
nach § 145 Abs. 1 und Abs. 2<br />
Z 2 AußStrG die Pflicht auferlegt,<br />
das hinterlassene Vermögen<br />
samt Rechten und Pflichten<br />
zu erheben; dies auch zur<br />
Vorbereitung einer Entscheidung<br />
des Verlassenschaftsgerichts<br />
iSd § 166 Abs. 2<br />
AußStrG.<br />
Ist im Verlassenschaftsverfahren<br />
die (gänzliche oder teilweise)<br />
Nachlasszugehörigkeit<br />
der auf einem Gemeinschaftsdepot<br />
bzw. -konto liegenden<br />
Werte streitig, so kann die<br />
Auskunftspflicht der Bank<br />
auch sämtliche vom Erblasser<br />
seit Eröffnung von Depot und<br />
Konto veranlassten Transaktionen<br />
umfassen.<br />
h) EF-Z <strong>2010</strong>/52<br />
OGH vom 20.5.2009, 2 Ob<br />
81/09i<br />
§ 551 ABGB – Erbverzicht und<br />
späteres Testament<br />
Ein Verzicht auf das testamentarische<br />
Erbrecht steht einer<br />
späteren Berufung durch letztwillige<br />
Verfügung nicht entgegen.<br />
6) Interdisziplinäre<br />
Zeitschrift für<br />
Familienrecht<br />
a) iFamZ 2009/222 =<br />
RpflSlgA 9213<br />
OGH vom 4.8.2009, 9 Ob<br />
63/08 t<br />
Unterhaltsanspruch während<br />
des Masterstudiums (nach<br />
Bachelorabschluss)<br />
Nach einem früheren Studienwechsel<br />
schloss Nadine F. das<br />
Bachelorstudium der Publizistik-<br />
und Kommunikationswissenschaft<br />
mit Auszeichnung<br />
ab (Studiendauer an der Universität<br />
Wien im Durchschnitt<br />
8,1 Semester) und führt dieses<br />
Studium als Masterstudium<br />
fort. Der Antrag des Vaters auf<br />
Enthebung von seiner Unterhaltspflicht<br />
blieb in allen drei<br />
Instanzen erfolglos.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Der OGH bestätigte seine in der Entscheidung<br />
vom 8.5.2008, 6 Ob 92/08 k, iFamZ 2008/112,<br />
248, zum Studium der Betriebswirtschaft vertretene<br />
Ansicht, dass die von der bisherigen Rsp für<br />
das Doktoratsstudium entwickelten Anforderungen<br />
nicht in voller Strenge auf das Masterstudium<br />
nach dem UG 2002 übertragen werden können.<br />
Entscheidend ist vielmehr, dass auch das Masterstudium<br />
noch unmittelbar der Berufsvorbildung<br />
dient. Es kann angenommen werden, dass sich<br />
mit dem Abschluss des viersemestrigen Masterstudiums<br />
der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft<br />
die beruflichen Möglichkeiten im Vergleich<br />
zu jenen mach dem Bakkalaureatsstudium<br />
erweitern.<br />
b) iFamZ 2009/225<br />
OGH vom 16.7.2009, 2 Ob 253/08 g<br />
Einhaltung von Vergleichsrelationen bei der Neubemessung<br />
des Unterhalts<br />
Ausgehend von einem monatlichen Nettoeinkommen<br />
von 2.500 Euro verpflichtete sich der Vater in<br />
einem Scheidungsvergleich, neben Unterhalt für<br />
die Ehegattin (500 Euro bis Februar 2008, dann<br />
250 Euro pro Monat) an die beiden Kinder einen<br />
monatlichen Unterhalt von 280 bzw. 220 Euro zu<br />
leisten; die Prozentsatzmethode hätte zu höheren<br />
Unterhaltsleistungen von jeweils 14 % des Nettoeinkommens<br />
des Vaters geführt. Der Vergleich<br />
wurde pflegschaftsbehördlich genehmigt. Das Einkommen<br />
des Vaters hat sich seit dem Vergleichsabschluss<br />
nicht wesentlich verändert.<br />
In Hinblick darauf, dass sich die Unterhaltsleistungen<br />
des Vaters an die Mutter ab März 2008<br />
halbieren, beantragten die Kinder die Erhöhung<br />
des Kindesunterhalts. Während das Erstgericht<br />
die Kindesunterhaltsleistungen ohne Rücksicht<br />
auf die Vergleichsrelationen deutlich anhob<br />
(offenbar auf die nach der Prozentmethode geltenden<br />
Werte), entschied das Rekursgericht im<br />
Sinn des Vaters. Der OGH wies den Revisionsrekurs<br />
der Kinder mangels erheblicher Rechtsfrage<br />
zurück.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Ob bei der Neubemessung eines in einem Vergleich<br />
vereinbarten Unterhalts nach einer<br />
Umstandsänderung die im Vergleich vorgesehene<br />
Relation zwischen Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
und Unterhaltshöhe beibehalten werden muss,<br />
ergibt sich primär aus der (ergänzenden) Vertragsauslegung.<br />
Eine von den Eltern in Kenntnis<br />
der beiderseitigen Einkommens- und Vermögensverhältnisse<br />
geschlossene und pflegschaftsbehördlich<br />
genehmigte Vereinbarung über den Kindesunterhalt<br />
bindet auch das Kind, sofern<br />
dadurch sein Gesamtunterhalt nicht gefährdet<br />
wird. Auch wenn die Unterhaltsleistungen den<br />
Regelbedarf geringfügig unterschreiten,<br />
fehlt es an Anhaltspunkten<br />
für eine solche<br />
Unterhaltsgefährdung.<br />
c) iFamZ 2009/227<br />
OGH vom 16.6.2009, 10<br />
Ob 35/09 h<br />
Keine Enthebung des Jugendwohlfahrtsträgers<br />
als Vertreter<br />
des Kindes infolge Übersiedlung<br />
des Kindes ins Ausland<br />
Der Jugendwohlfahrtsträger<br />
(JWT) beantrage seine Enthebung<br />
als Unterhaltssachwalter<br />
nach § 9 Abs. 2 UVG, weil die<br />
beiden Kinder mit ihrer Mutter<br />
nach Deutschland übersiedelt<br />
sind. Das Erstgericht stellte die<br />
Unterhaltsvorschüsse ein und<br />
wies den Antrag des JWT auf<br />
Enthebung ab. Die Einstellung<br />
der Vorschüsse sei kein Grund<br />
für die Beendigung der Vertretung.<br />
Das Rekursgericht bestätigte<br />
diese Entscheidung. Der<br />
OGH gab dem Revisionsrekurs<br />
des JWT nicht Folge.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Gemäß § 215a Satz 2 ABGB<br />
fallen die Aufgaben des JWT<br />
für im Inland zu besorgende<br />
Aufgaben, wenn das Kind –<br />
wie im vorliegenden Fall –<br />
österreichischer Staatsbürger<br />
ist und im Ausland lebt, weiterhin<br />
demjenigen Bundesland<br />
zu, in dem das Kind seinen<br />
letzten Aufenthalt gehabt hat.<br />
Im Hinblick auf den bekannten<br />
Aufenthalt des Unterhaltsschuldners<br />
in Deutschland<br />
besteht die reelle Möglichkeit<br />
der Rechtsverfolgung durch<br />
den JWT, weshalb seine Enthebung<br />
als Unterhaltssachwalter<br />
derzeit noch nicht in<br />
Betracht kommt.<br />
d) iFamZ 2009/250<br />
OGH vom 14.7.2009, 4 Ob<br />
104/09m<br />
Inventarisierung eines Sparbuchs,<br />
Zweck des Inventars,<br />
verspäteter Rekurs<br />
Der Nachlass wird durch<br />
einen Verlassenschaftskurator<br />
vertreten. Revisionsrekurswer-<br />
17
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ber ist der Sohn der Erblasserin,<br />
der mit dem Kurator über<br />
die Frage der Inventarisierung<br />
eines auf „Überbringer“ lautenden<br />
Sparbuchs streitet. Dieses<br />
gehörte ursprünglich der<br />
Erblasserin, befand sich bei<br />
ihrem Tod aber faktisch bei<br />
ihrem Sohn.<br />
Wird die Behauptung bestritten,<br />
dass eine Sache zum Verlassenschaftsvermögen<br />
zählt,<br />
so hat das Gericht darüber zu<br />
entscheiden, ob diese Sache<br />
in das Inventar aufzunehmen<br />
bzw. auszuscheiden ist.<br />
Befand sich die Sache zuletzt<br />
im Besitz des Verstorbenen, so<br />
ist sie nur dann auszuscheiden,<br />
wenn durch unbedenkliche<br />
Urkunden bewiesen wird,<br />
dass sie nicht zum Verlassenschaftsvermögen<br />
zählt (§ 166<br />
Abs. 2 AußStrG). Das Erstgericht<br />
sprach aus, dass das<br />
Sparbuch in das Inventar aufzunehmen<br />
ist, und wies den<br />
Antrag des Sohnes auf Ausscheidung<br />
des Sparbuchs ab.<br />
Das Rekursgericht gab dem<br />
Rekurs nicht Folge.<br />
Der Revisionsrekurs ist verspätet.<br />
Zwar können gemäß § 46<br />
Abs. 3 AußStrG Beschlüsse<br />
auch noch nach Ablauf der<br />
Rechtsmittelfrist angefochten<br />
werden, wenn ihre Abänderung<br />
oder Aufhebung mit keinem<br />
Nachteil für eine andere<br />
Person verbunden ist. Es darf<br />
jedoch die materiellrechtliche<br />
oder verfahrensrechtliche Stellung<br />
einer vom Rechtsmittelwerber<br />
verschiedenen nicht<br />
nachteilig berührt werden.<br />
Schon allein die Beeinträchtigung<br />
der verfahrensrechtlichen<br />
Position genügt. Der hier<br />
angefochtene Beschluss hat<br />
Einfluss auf verfahrensrechtliche<br />
Stellung des ruhenden<br />
Nachlasses als einer vom<br />
Rechtsmittelwerber verschiedenen<br />
Person. Eine Abänderung<br />
der angefochtenen Entscheidung<br />
würde daher einen<br />
Eingriff in eine durch diese<br />
Entscheidung begründete<br />
Rechtsstellung einer vom<br />
Rechtsmittelwerber verschiedenen<br />
Person führen.<br />
18<br />
Der OGH hielt jedoch auch in der Sache selbst<br />
fest, dass die Aufnahme in das Inventar nicht<br />
endgültig in allenfalls bestehende Rechte des<br />
Sohnes am Sparbuch eingreift: Das Inventar dient<br />
ausschließlich den Zwecken des Verlassenschaftsverfahrens,<br />
wobei es den Parteien unbenommen<br />
bleibt, strittige Fragen im Rechtsweg auszutragen.<br />
e) iFamZ <strong>2010</strong>/5 = EF-Z <strong>2010</strong>/11,<br />
RpflSlgA 9222<br />
VfGH vom 28.9.2009, G 9/09<br />
Einbeziehung des vom Unterhaltspflichtigen<br />
bezogenen Kinderbetreuungsgeldes in Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
Anders als andere Senate des OGH (z.B.<br />
24.2.2009, 10 Ob 112/08f, iFamZ 2009/139, 197;<br />
8.9.2009, 4 Ob 133/09a) hat der 7. Senat § 42<br />
KBGG – entgegen seinem Wortlaut – dahin ausgelegt,<br />
dass die Bestimmung nicht nur die<br />
Berücksichtigung des Kinderbetreuungsgeldes<br />
(KBG) als unterhaltsminderndes Eigeneinkommen<br />
eines unterhaltsberechtigten Beziehers ausschließt.<br />
Die letztgenannte Rechtsfolge hielt er<br />
wegen der Ungleichbehandlung von im Haushalt<br />
des Beziehers lebenden Kindern, deren Betreuung<br />
das KBG ermöglicht, gegenüber geldunterhaltsberechtigten<br />
Kindern, die leer ausgingen, für<br />
verfassungswidrig (OGH 17.12.2008, 7 Ob<br />
223/08g, iFamZ 2009/59, 84 [kritisch Fucik]).<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Der VfGH wies den Gesetzesprüfungsantrag im<br />
Bezug auf $ 43 KBGG mangels Präjudizialität<br />
zurück und betreffend § 42 KBGG ab: Er sah<br />
weder eine Veranlassung, § 42 KBGG den vom 7.<br />
Senat des OGH angenommenen (und als verfassungswidrig<br />
erachteten) Inhalt beizumessen, dass<br />
das KBG beim beziehenden Elternteil in die<br />
Bemessungsgrundlage für eine allfällige Unterhaltsverpflichtung<br />
einzubeziehen sei, noch eine<br />
verfassungsrechtliche Notwendigkeit, § 42 KBGG<br />
in dem Sinn zu interpretieren, dass die Vorschrift<br />
auf Unterhaltsverpflichtungen gar nicht anwendbar<br />
sei. Ist keine dieser beiden Interpretationen<br />
mit Verfassungswidrigkeit behaftet, dann ist es<br />
allein Sache der Zivilgerichte, zu entscheiden,<br />
welcher Inhalt der Vorschrift beizulegen ist.<br />
f) iFamZ <strong>2010</strong>/8<br />
OGH vom 13.10.2009, 5 OB 150/09h<br />
Keine Selbsterhaltungsfähigkeit des Kindes, das<br />
nach dem Diplomstudium der Wirtschaftsinformatik<br />
in Linz ein etwa vierjähriges Doktoratsstudium<br />
in Vilnius absolviert.<br />
Mag. N. hat als einer von wenigen Studenten der<br />
Universität Linz das Diplomstudium der Wirtschaftsinformatik<br />
mit Auszeichnung abgeschlossen.<br />
Für eine universitäre ist weltweit ein abgeschlossenes<br />
Doktoratsstudium samt Auslandsauf-<br />
enthalten Voraussetzung.<br />
Inklusive Dissertation werden<br />
an der Universität Linz im Allgemeinen<br />
rund vier Jahre für<br />
das Doktoratsstudium benötigt.<br />
Der Unterhaltsberechtigte<br />
betreibt seit September 2007<br />
sein Doktoratsstudium in Vilnius<br />
/ Litauen und wird es<br />
voraussichtlich im Sommer<br />
2011 abschließen.<br />
Erstgericht und Rekursgericht<br />
erachteten das Unterhaltsbefreiungsbegehren<br />
des Vaters<br />
für nicht berechtigt. Der OGH<br />
wies den Revisionsrekurs des<br />
Vaters zurück.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Ein an das Diplomstudium<br />
anschließendes Doktoratsstudium<br />
schiebt den Eintritt der<br />
Selbsterhaltungsfähigkeit des<br />
Unterhaltsberechtigten hinaus,<br />
wenn dieser – wie hier unstrittig<br />
– bisher überdurchschnittliche<br />
Studienleistungen erbracht<br />
hat und für die angestrebte<br />
wissenschaftliche Tätigkeit der<br />
Erwerb eines Doktorats ein<br />
besseres Fortkommen erwarten<br />
lässt. Maßgeblich ist dann<br />
nur noch die durchschnittliche<br />
Dauer des Studiums, nicht<br />
aber die kürzestmögliche Studiendauer,<br />
und dass das Studium<br />
ernsthaft und zielstrebig<br />
berieben wird. Nach den Feststellungen<br />
dauert das Doktoratsstudium<br />
im konkreten<br />
Fachbereich in Österreich im<br />
Durchschnitt etwa vier Jahre,<br />
sodass eine gegenüber dem<br />
Auslandsstudium ins Gewicht<br />
fallende Verkürzung der Doktoratsstudiendauer<br />
in Österreich<br />
nicht zu erwarten ist. Im<br />
Übrigen entspricht der Auslandsaufenthalt<br />
auch internationalen<br />
Standards für das<br />
Doktoratsstudium eines<br />
besonders qualifizierten Studenten.<br />
g) iFamZ <strong>2010</strong>/12<br />
OGH vom 29.9.2009, 10<br />
Ob 49/09t<br />
Keine begründeten Bedenken<br />
nach § 7 UVG, wenn die Richtigkeit<br />
einer Behauptung nur
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
durch aufwändige Erhebungen<br />
verifizierbar wäre.<br />
In einer anlässlich der Scheidung<br />
der Eltern geschlossenen,<br />
pflegschaftsbehördlich<br />
genehmigten Unterhaltsvereinbarung<br />
verpflichtete sich der<br />
(nun in Kanada lebende)<br />
Vater zu einem monatlichen<br />
Geldunterhaltsbeitrag von je<br />
540 Euro für seine Kinder. Das<br />
Erstgericht bewilligte in Hinblick<br />
auf ein erfolgloses Verfahren<br />
nach dem Auslandsunterhaltsgesetz<br />
Titelvorschüsse<br />
in Höhe von monatlich 488,24<br />
Euro, das Rekursgericht bestätigte.<br />
Der OGH gab dem Revisionsrekurs<br />
des Bundes nicht<br />
Folge.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Der Bund macht iW geltend,<br />
dass die Mutter anlässlich der<br />
Scheidung eine Zahlung von<br />
514.000 CAD erhalten habe;<br />
dabei habe es sich möglicherweise<br />
um eine Vorauszahlung<br />
für die seit 1.11.2005 fällig<br />
gewordenen Unterhaltsansprüche<br />
der Mutter und der (insgesamt<br />
fünf) Kinder gehandelt.<br />
Im Übrigen sei bei Verdacht<br />
des Abschlusses eines<br />
überhöhten Unterhaltsvergleichs<br />
das Bestehen begründeter<br />
Bedenken iSd § 7 Abs. 1<br />
Z 1 UVG zu bejahen.<br />
Diesem Standpunkt steht entgegen,<br />
dass bei der vom Amts<br />
wegen vorzunehmenden Prüfung<br />
des Vorliegens begründeter<br />
Bedenken ein strenger<br />
Maßstab anzulegen ist. Aufgrund<br />
der derzeit vorliegenden<br />
Verfahrensergebnisse<br />
kann nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
angenommen<br />
werden, dass es sich bei der<br />
an die Mutter geleisteten Zahlung<br />
um eine Vorauszahlung<br />
für Unterhaltsansprüche<br />
gehandelt hat. Die Richtigkeit<br />
dieser Ansicht des Bundes<br />
wäre nur durch aufwändige<br />
Erhebungen verifizierbar. Ein<br />
Grund, die beantragten Unterhaltsvorschüsse<br />
wegen<br />
begründeter Bedenken zu versagen,<br />
liegt daher nicht vor.<br />
Auch wenn die beantragten Vorschüsse bewilligt<br />
werden, können gleichzeitig von Amts wegen<br />
Erhebungen mit dem Ziel einer Herabsetzung<br />
oder Einstellung der Vorschüsse eingeleitet werden.<br />
h) iFamZ <strong>2010</strong>/44<br />
OGH vom 16.12.2009, 7 Ob 227/09x<br />
Einbeziehung des von der geldunterhaltspflichtigen<br />
Mutter bezogenen Kinderbetreuungsgeldes in<br />
die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
Die drei Kinder befinden sich in Pflege und<br />
Erziehung des Vaters; die Mutter ist zu Geldunterhalt<br />
verpflichtet. Sie ist für drei weitere Kinder<br />
obsorgepflichtig, die in ihrem Haushalt leben und<br />
für die sie Naturalunterhalt leistet. Nach der<br />
Geburt der jüngsten Kinder (Zwillinge) bezieht<br />
sie monatlich rund 654 Euro an Kinderbetreuungsgeld.<br />
Sie begehrt die Enthebung von der<br />
Unterhaltspflicht gegenüber den drei Kindern aus<br />
erster Ehe, weil sie als Kinderbetreuungsgeldbezieherin<br />
als einkommenslos gelte.<br />
Das Erstgericht wies den Antrag ab; das Rekursgericht<br />
bestätigte. Der OGH, der in dem Verfahren<br />
einen Gesetzesprüfungsantrag in Bezug auf §<br />
42 KBGG an den VfGH gestellt hatte, gab dem<br />
Revisionsrekurs der Mutter nicht Folge.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
In Hinblick auf die Entscheidung des VfGH<br />
kann § 42 KBGG iSd stRsp so ausgelegt werden,<br />
das auch öffentlich-rechtliche Leistungen wie<br />
das ein Einkommen des Elternteils ersetzende<br />
Kinderbetreuungsgeld in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
einzubeziehen sind (RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0047456).<br />
i) iFamZ <strong>2010</strong>/46<br />
OGH vom 25.11.2009, 3 Ob 226/09w<br />
Selbsterhaltungsfähigkeit infolge fehlender Eigeninitiative<br />
zur Arbeitsplatzsuche<br />
Der Vater stellte die Unterhaltszahlungen für seinen<br />
17-jährigen Sohn mit der Begründung ein,<br />
dass dieser sämtliche weiterführenden Schulausbildungen<br />
abgebrochen habe und – trotz Arbeitsfähigkeit<br />
– in Bezug auf die Bestreitung seines<br />
Lebensunterhalts eine auffallende Sorglosigkeit an<br />
den Tag lege.<br />
Der Sohn geht weder konsequent einer Berufsausbildung<br />
noch regelmäßig einer bezahlten<br />
Arbeit nach. Er leidet an einer Persönlichkeits -<br />
störung, ist aber dennoch auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt vermittelbar. Allerdings fehlt es ihm<br />
an der notwendigen Eigeninitiative für die Erlangung<br />
eines Arbeitsplatzes.<br />
Erstgericht und Rekursgericht gaben der Oppositionsklage<br />
des Vaters statt, weil der Sohn als<br />
selbsterhaltungsfähig zu qualifizieren sei. Der<br />
OGH wies die Revision des<br />
Sohnes mangels erheblicher<br />
Rechtsfrage zurück.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Bei der Prüfung der Frage, ob<br />
in Hinblick auf das Unterbleiben<br />
einer Erwerbstätigkeit<br />
Selbsterhaltungsfähigkeit anzunehmen<br />
ist, kann nicht von<br />
einem objektiven Sachverhalt<br />
ausgegangen werden; vielmehr<br />
sind die Gründe zu<br />
erheben, die dazu führten,<br />
dass eine Berufstätigkeit unterblieb.<br />
Es muss also geprüft<br />
werden, ob dem Kind ein Verschulden<br />
zur Last fällt. Nach<br />
den Feststellungen wäre dem<br />
Sohn die Aufnahme einer<br />
Beschäftigung möglich gewesen.<br />
Er hätte auch konkret<br />
einen Arbeitsplatz gefunden,<br />
hätte er entsprechende Eigeninitiative<br />
gezeigt. Dafür, dass<br />
sie mangelnde Eigeninitiative<br />
als unverschuldet beurteilt<br />
werden könnte, besteht kein<br />
Anhaltspunkt.<br />
Die Entscheidung des Berufungsgerichts<br />
hält sich somit<br />
im Rahmen der Rsp, wonach<br />
ein Unterhaltsberechtigter den<br />
Unterhaltsanspruch verliert,<br />
wenn er die Aufnahme einer<br />
zumutbaren Erwerbstätigkeit<br />
aus Verschulden unterlässt<br />
(OGH 26.2.1997, 3 ob 7/08v<br />
mwN).<br />
j) iFamZ <strong>2010</strong>/50<br />
OGH vom 24.11.2009, 10<br />
Ob 103/08g<br />
Keine Aussichtslosigkeit der<br />
Exekutionsführung: Exekution<br />
in Kanada<br />
Die beiden Kinder sind 2006<br />
mit der Mutter aus Kanada<br />
nach Salzburg übersiedelt. Das<br />
Erstgericht wies den auf der<br />
Grundlage eines kanadischen<br />
Unterhaltstitels (mit einem<br />
Gesamtbetrag für beide Kinder)<br />
gestellten Antrag auf<br />
Gewährung von Titelvorschüssen<br />
ab. Das Rekursgericht<br />
bestätigte. Der OGH gab dem<br />
Revisionsrekurs der Kinder<br />
nicht Folge, weil die Aus-<br />
19
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
sichtslosigkeit einer Exekutionsführung<br />
gegen den Vater<br />
zu vermeinen sei.<br />
Rechtliche Beurteilung:<br />
Eine Exekutionsführung im<br />
Ausland erscheint dem<br />
Gesetzgeber grundsätzlich<br />
nicht von vornherein als „aussichtslos“;<br />
es verbleibt vielmehr<br />
ein Spielraum für die<br />
20<br />
Anwendung des § 3 UVG, wenn der Aufenthalt<br />
und die Beschäftigung des Unterhaltsschuldners<br />
bekannt sind und die Vollstreckung unbeschwerlich<br />
ist, z.B. weil der Titel – wie hier – in demselben<br />
Staat zu vollstrecken ist, in dem er geschaffen<br />
wurde. Anhaltspunkte dafür, dass ein Vollzug<br />
in Kanada für die Kinder besonders beschwerlich<br />
wäre, obwohl ohnehin eine ausländische (kanadische)<br />
Entscheidung im selben Land (Kanada)<br />
zu vollstrecken ist, fehlen zur Gänze (vgl. RIS-<br />
<strong>Justiz</strong> RS0076068). ■
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ADir.<br />
Rainer Jäger<br />
Fachredakteur Firmenbuch<br />
LG Wels<br />
E-Mail:<br />
rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />
22<br />
Fachbereich<br />
Firmenbuch<br />
Ausländerbeschäftigungsgesetz im Zusammenhang mit<br />
dem Firmenbuchverfahren im Überblick<br />
A. Einleitung<br />
Durch die Entscheidung des EuGH in der Rechtssache<br />
Kommission gegen Österreich (Vertragsverletzungsklage)<br />
C-161/07 und der damit verbundenen<br />
Einführung des Absatzes 7a in § 32a AuslBG<br />
haben sich mit Wirkung 1. September 2009 Änderungen<br />
für das Firmenbuchverfahren ergeben. Der<br />
Beitrag, welcher auf meinem Vortrag beim Firmenbuch-Workshop<br />
in Steyr am 20. und 21. Jänner<br />
<strong>2010</strong> beruht, setzt sich mit den neuen Bestimmungen,<br />
aber auch grundsätzlich mit dem Einfluss<br />
des AuslBG auf das Firmenbuchverfahren<br />
auseinander.<br />
B. Rechtsgrundlagen im<br />
Prüfungsverfahren<br />
Im Rahmen der materiellen Prüfpflicht hat das<br />
Firmenbuchgericht in rechtlicher Hinsicht zu prüfen,<br />
ob das materielle Recht eine Eintragung<br />
gestattet (vgl unter vielen Kodek in<br />
Kodek/Nowtny/Umfahrer, FBG, § 15 FBG Rz 11<br />
mN). Im Rahmen dieser Prüfpflicht ist auch zu<br />
prüfen, ob sittenwidrige Rechtsgeschäfte oder<br />
Umgehungsgeschäfte der Eintragung entgegenstehen.<br />
In der E OGH 19.05.1994, 6 Ob 19/93 hatte<br />
sich das Höchstgericht mit der Frage der Umgehung<br />
des AuslBG zu befassen:<br />
OGH 19.05.1994, 6 Ob 19/93 (Auszug)<br />
„Es entspricht auch der von der Lehre gebilligten<br />
neueren Rsp des OGH, das ein Rechtsgeschäft,<br />
durch welches das Erfordernis einer behördlichen<br />
Genehmigung umgangen werden soll, nicht schon<br />
wegen der rechtswidrigen Umgehungsabsicht<br />
iSd § 879 ABGB nichtig ist, sondern der Rechtsnorm<br />
unterliegt, die auf das in Wahrheit beabsichtigte<br />
Rechtsgeschäft anzuwenden ist. Ist das in<br />
Wahrheit beabsichtigte Rechtsgeschäft nur genehmigungsbedürftig,<br />
dann ist es im allgemeinen in<br />
seinen rechtlichen Wirkungen so lange in Schwebe,<br />
bis die Genehmigung erteilt oder versagt oder<br />
festgestellt wird, dass es keiner Genehmigung<br />
bedarf. Es ist aber von Anfang an nichtig, wenn<br />
ADir. Wilhelm Birnbauer<br />
die Parteien die erforderliche<br />
behördliche Genehmigung<br />
absichtlich nicht beantragen,<br />
weil sie wissen, dass diese nicht<br />
erteilt wird.<br />
Diese aus § 879 ABGB abgeleiteten<br />
Grundsätze gelten für<br />
alle privatrechtlichen Rechtsgeschäfte,<br />
daher auch im Bereich<br />
des Gesellschaftsrechts. Sie<br />
umfassen also auch den Gesellschaftsvertrag,Abtretungsverträge<br />
oder Gesellschafterbeschlüsse<br />
zur Geschäftsführerbestellung,<br />
wenn alle Beteiligten<br />
gemeinsam zu dem Zweck<br />
zusammenwirken, einem oder<br />
mehreren von ihnen eine Position<br />
zu verschafften, deren<br />
Ausübung einem gesetzlichen<br />
Verbot zuwiderläuft […]. Ein<br />
solches „Verbotsgesetz“ ist auch<br />
das Ausländerbeschäftigungsgesetz<br />
[…]. Besteht daher, wie<br />
hier, schon aus dem Inhalt der<br />
kurz aufeinanderfolgenden<br />
Anmeldungen mit umfangreichen<br />
Gesellschafterwechseln,<br />
Geschäftsführerbestellungen<br />
und Abberufungen ausschließlich<br />
von Ausländern aus dem<br />
Raum des ehemaligen Jugoslawien<br />
und auch aus dem Amtswissen<br />
des Firmenbuchrichters<br />
der dringende Verdacht, dass<br />
die der Anmeldung zugrunde<br />
liegenden Rechtsakte wegen<br />
Umgehung eines Verbotsgesetzes<br />
unwirksam sein könnten<br />
und es damit an einer<br />
Eintragungsvoraussetzung<br />
fehlte, dann ist der Firmenbuchrichter<br />
zu einer amtswegigen<br />
Prüfung nicht nur berechtigt,<br />
sondern verpflichtet.“
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
Dieser Entscheidung lag die<br />
Rechtslage vor dem Inkrafttreten<br />
des mit Art III Z 1 BGBl<br />
1993/502 eingefügten Abs 4 in<br />
§ 2 AuslBG zu Grunde.<br />
Mit Art III Z 1 BGBl 1993/502<br />
wurde dem § 2 AuslBG folgender<br />
Absatz 4 beigefügt, der<br />
nach weiteren Änderungen de<br />
lege lata lautet:<br />
(4) Für die Beurteilung, ob<br />
eine Beschäftigung im Sinne<br />
des Abs. 2 vorliegt, ist der<br />
wahre wirtschaftliche Gehalt<br />
und nicht die äußere Erscheinungsform<br />
des Sachverhaltes<br />
maßgebend.<br />
Eine Beschäftigung im Sinne<br />
des Abs. 2 liegt insbesondere<br />
auch dann vor, wenn<br />
1. ein Gesellschafter einer<br />
Personengesellschaft zur<br />
Erreichung des gemeinsamen<br />
Gesellschaftszweckes<br />
oder<br />
2. ein Gesellschafter einer<br />
Gesellschaft mit beschränkter<br />
Haftung mit einem<br />
Geschäftsanteil von weniger<br />
als 25% Arbeitsleistungen<br />
für die Gesellschaft erbringt,<br />
die typischerweise in<br />
einem Arbeitsverhältnis<br />
geleistet werden, es sei denn,<br />
die regionale Geschäftsstelle<br />
des Arbeitsmarktservice stellt<br />
auf Antrag binnen drei Monaten<br />
fest, dass ein wesentlicher<br />
Einfluss auf die Geschäftsführung<br />
der Gesellschaft durch<br />
den Gesellschafter tatsächlich<br />
persönlich ausgeübt wird. Den<br />
Nachweis hiefür hat der<br />
Antragsteller zu erbringen.<br />
Nach Ablauf dieser Frist darf<br />
die Tätigkeit auch ohne den<br />
erforderlichen Feststellungsbescheid<br />
aufgenommen werden.<br />
Wird der Antrag nach Ablauf<br />
der Frist abgewiesen, ist die<br />
bereits begonnene Tätigkeit<br />
umgehend, spätestens jedoch<br />
binnen einer Woche nach<br />
Zustellung des Bescheides, zu<br />
beenden.<br />
§ 2 Abs 1 AuslBG: Als Ausländer<br />
im Sinne des AuslBG gilt,<br />
wer nicht die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft besitzt.<br />
§ 2 Abs 2 lit b): Als Beschäftigung gilt die Verwendung<br />
in einem arbeitnehmerähnlichen<br />
Verhältnis. (Bis 31.12.2005 lautete diese Bestimmung:<br />
Als Beschäftigung gilt die Verwendung in<br />
einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis, sofern<br />
die Tätigkeit nicht auf Grund gewerberechtlicher<br />
oder sonstiger Vorschriften ausgeübt wird.)<br />
Nach den nunmehr geltenden Bestimmungen des<br />
§ 2 Abs 4 AuslBG gilt ein Gesellschafter einer Personengesellschaft,<br />
der Arbeitsleistungen erbringt,<br />
die typischerweise in einem Arbeitsverhältnis<br />
geleistet werden, grundsätzlich als Beschäftigter<br />
iSd AuslBG.<br />
Diese gesetzliche Vermutung wird nur durch<br />
einen Feststellungsbescheid des AMS widerlegt<br />
(siehe oben). Alleine durch die Gründung einer<br />
Personengesellschaft wird das AuslBG mE daher<br />
nach geltender Rechtslage nicht umgangen.<br />
Selbst wenn man die Gründung einer Personengesellschaft<br />
als Umgehungsgeschäft qualifizieren<br />
würde, wäre die Gesellschaftsgründung mE nicht<br />
unwirksam. Das bei der Umgehung des AuslBG<br />
in Wahrheit beabsichtigte Rechtsgeschäft ist die<br />
Beschäftigung als Arbeitnehmer. Rechtfolge bei<br />
Verstoß gegen das AuslBG ist die Verhängung<br />
einer Verwaltungsstrafe nach § 28 AuslBG.<br />
Unwirksam ist ein Umgehungsgeschäft nur<br />
dann, wenn der Verbotszweck der Norm,<br />
die dem primär angestrebten Geschäft entgegensteht,<br />
auch die Unwirksamkeit des Umgehungsgeschäftes<br />
erfordert (Bollenberger in Koziol/<br />
Bydlinski/Bollenberger, § 916 ABGB, Rz 5).<br />
Da ein Verstoß gegen das AuslBG als Rechtsfolge<br />
ein Verwaltungsstrafverfahren nach sich zieht,<br />
erfordert mE der Verbotszweck nicht die Unwirksamkeit<br />
des Umgehungsgeschäftes.<br />
OGH 31.08.2006, 6 Ob 208/05i (Auszug)<br />
[…] Der polnische Staatsangehörige Piotr G**** ist<br />
alleiniger Komplementär der Kommanditerwerbsgesellschaft.<br />
Gemäß § 164 HGB iVm § 4 Abs 1<br />
EGG sind die Kommanditisten von der Führung<br />
der Geschäfte ausgeschlossen; sie können einer<br />
Handlung des Komplementärs, die über den<br />
gewöhnlichen Geschäftsbetrieb der Gesellschaft<br />
nicht hinausgeht, nicht widersprechen. Damit<br />
kommt Piotr G**** schon von Gesetzes wegen ein<br />
maßgeblicher Einfluss auf die Geschäftsführung<br />
zu…<br />
Kritik:<br />
Was wäre, wenn Piotr G*** vor der Gesellschaftsgründung<br />
versucht hätte, bei einem Baumeister<br />
ein Dienstverhältnis einzugehen und dieses wäre<br />
an der Nichterteilung einer Beschäftigungsbewilligung<br />
gescheitert. Er hätte dann nur die Gesellschaft<br />
gründen müssen und für diesen (einzigen)<br />
Baumeister arbeiten – dann<br />
würde Piotr G*** „arbeitnehmerähnlich“<br />
iSd § 2 Abs 2 lit<br />
b) verwendet – Strafverfahren<br />
nach § 28 AuslBG.<br />
Nach § 2 Abs 4 AuslBG ist für<br />
die Beurteilung der „wahre<br />
wirtschaftliche Gehalt“ maßgeblich<br />
und nicht die „formelle“<br />
Gesellschaftsgründung. Die<br />
Beurteilung des Sachverhaltes<br />
obliegt dem AMS.<br />
C) Anwendungsbereich<br />
des AuslBG<br />
1. Grundsätzlicher Anwendungsbereich<br />
Grundsätzlich ist das AuslBG<br />
auf alle Staatsbürger anzuwenden,<br />
welche nicht die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft<br />
besitzen (§§ 1 Abs 1, 2 Abs 1<br />
AuslBG). Bezogen auf Gesellschaften<br />
oder Einzelunternehmer<br />
gilt das AuslBG auch bei<br />
arbeitnehmerähnlichen Verhältnissen<br />
(§ 2 Abs 1 lit b)<br />
AuslBG.<br />
Für eine Beurteilung, ob eine<br />
Beschäftigung iSd AuslBG vorliegt,<br />
ist nach § 2 Abs 4 leg cit,<br />
der wahre wirtschaftliche<br />
Gehalt und nicht die äußere<br />
Erscheinungsform des Sachverhaltes<br />
maßgeblich. § 2 Abs 4<br />
AuslB zählt demonstrativ auf,<br />
wann eine Beschäftigung im<br />
Sinne des Gesetzes insbesondere<br />
vorliegt (siehe oben den<br />
zitierten § 2 Abs 4 AuslBG).<br />
Wenn im Gesetz nur demonstrativ<br />
von Personengesellschaften<br />
und Gesellschaft mit<br />
beschränkter Haftung gesprochen<br />
wird, gilt das Gesetz<br />
auch für alle anderen Rechtsformen,<br />
wobei der Gesetzgeber<br />
offenbar die am häufigsten<br />
vorkommenden Rechtsformen<br />
aufzählt.<br />
2. Freizügigkeitsberechtigte<br />
Freizügigkeitsberechtigte<br />
EWR-Bürger, deren drittstaatsangehörige<br />
Ehegatten und<br />
Kinder (einschließlich Adoptiv-<br />
23
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
und Stiefkinder), die noch<br />
nicht 21 Jahre alt sind oder<br />
denen der EWR-Bürger oder<br />
der Ehegatte Unterhalt<br />
gewährt, sowie drittstaatsangehörige<br />
Eltern des EWR-Bürgers<br />
und seines Ehegatten, denen<br />
der EWR-Bürger oder der Ehegatte<br />
Unterhalt gewährt, sofern<br />
sie zur Niederlassung nach<br />
dem Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz<br />
(NAG), BGBl. I<br />
Nr. 100/2005 berechtigt sind,<br />
unterliegen nicht den<br />
Bestimmungen des AuslBG<br />
(§ 1 Abs 2 lit l AuslBG).<br />
EWR-Bürger, die ihr Recht<br />
auf Freizügigkeit nicht in<br />
Anspruch nehmen, deren drittstaatsangehörige<br />
Ehegatten<br />
und Kinder (einschließlich<br />
Adoptiv- und Stiefkinder)<br />
sowie die drittstaatsangehörigen<br />
Ehegatten und Kinder<br />
österreichischer Staatsbürger,<br />
sofern der Ehegatte bzw. das<br />
Kind zur Niederlassung nach<br />
dem NAG berechtigt ist,<br />
unterliegen ebenfalls nicht<br />
den Bestimmungen des<br />
AuslBG (§ 1 Abs 2 lit m<br />
AuslBG – siehe dazu RV 948<br />
BlgNr 22. GP: „Da die Richtlinie<br />
nur auf jene EWR-Bürger<br />
Anwendung findet, die ihr<br />
Freizügigkeitsrecht auch tatsächlich<br />
in Anspruch nehmen,<br />
sind im Bundesgebiet ständig<br />
lebende Österreicher und sonstige<br />
EWR-Bürger nicht davon<br />
betroffen. Für sie wird daher<br />
die Ausnahmeregelung nicht<br />
auf die Eltern und Schwiegereltern<br />
ausgeweitet. Die kroatische<br />
Schwiegermutter eines mit<br />
einer kroatischen Staatsbürgerin<br />
verheirateten und in Österreich<br />
lebenden Österreichers<br />
hat demnach ebenso wenig<br />
unbeschränkten Arbeitsmarktzugang<br />
wie die kroatische<br />
Schwiegermutter eines Deutschen,<br />
der immer in Österreich<br />
gelebt hat.“<br />
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
normierte Art 39 EGV,<br />
seit Inkrafttreten des Vertrages<br />
von Lissabon ist die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
in Art 45<br />
AEUV (Vertrag über die<br />
24<br />
Arbeitsweise der EU) geregelt. Dem EWR gehören<br />
alle 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein<br />
und Norwegen an. Die „Vier Grundfreiheiten“<br />
– wozu die Arbeitnehmerfreizügigkeit gehört<br />
- gelten für alle EWR-Teilnehmer. Die Schweiz ist<br />
nicht dem EWR beigetreten, es bestehen aber<br />
bilaterale Verträge zwischen der EU und der<br />
Schweiz, sodass die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
auch auf die Staatsbürger der Schweiz anzuwenden<br />
ist (siehe § 32 Abs 9 AuslBG). Auf Grund des<br />
Anwendungsvorranges des Gemeinschaftsrechts<br />
geht Art 45 AEUV den Bestimmungen des AuslBG<br />
vor.<br />
Aus österreichischer Sicht gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
aufgrund der Übergangsbestimmungen<br />
in den Beitrittsverträgen nicht für alle<br />
2004 beigetretenen Mitgliedsstaaten, konkret<br />
nicht für Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei,<br />
Slowenien, Tschechische Republik sowie<br />
Ungarn. Hingegen gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
für Malta und Zypern. Für die am 1. 1. 2007<br />
beigetretenen Länder Bulgarien und Rumänien<br />
bestehen in den Beitrittsverträgen ebenfalls Übergangsbestimmungen.<br />
Die Übergangsbestimmungen<br />
enden für die 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten<br />
spätestens am 1. Mai 2011.<br />
Die Einschränkungen der Arbeitnehmer für Rumänien<br />
und Bulgarien gelten derzeit bis 31. 12. 2011.<br />
Danach kann die Frist nur bei schwerwiegenden<br />
Störungen des Arbeitsmarktes nach entsprechender<br />
Mitteilung an die Kommission bis 31. 12. 2013<br />
verlängert werden.<br />
Die Kommission brachte gegen Österreich<br />
eine Vertragsverletzungsklage gem § 226 EGV<br />
folgenden Inhaltes ein:<br />
Mit ihrer Klage beantragt die Kommission der<br />
Europäischen Gemeinschaft, festzustellen, dass die<br />
Republik Österreich ihren Verpflichtungen aus<br />
Art 43 EG nicht nachgekommen ist, indem sie für<br />
die Eintragung von Gesellschaften ins Firmenbuch<br />
(Handelsregister) auf Antrag von Staatsangehörigen<br />
der Mitgliedstaaten, die der Europäischen<br />
Union am 1. Mai 2004 beigetreten sind – mit Ausnahme<br />
der Republik Zypern und der Republik<br />
Malta – (im Folgenden: die acht neuen Mitgliedstaaten),<br />
die Feststellung ihrer Selbständigkeit<br />
durch das Arbeitsmarktservice (im Folgenden:<br />
AMS) oder die Vorlage eines Befreiungsscheins<br />
verlangt.<br />
Der EuGH gab der Klage mit Urteil vom 22.<br />
Dezember 2008, Rechtssache C-161/07 statt und<br />
stellte fest:<br />
Die Republik Österreich hat dadurch gegen<br />
ihre Verpflichtungen aus Art 43 EG verstoßen,<br />
dass sie für die Eintragung von Gesellschaften<br />
ins Firmenbuch (Handelsregister) auf Antrag<br />
von Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten,<br />
die der Europäischen Union<br />
am 1. Mai 2004 beigetreten<br />
sind – mit Ausnahme der<br />
Republik Zypern und der<br />
Republik Malta –, die Gesellschafter<br />
einer Personengesellschaft<br />
oder Minderheitsgesellschafter<br />
eine Gesellschaft<br />
mit beschränkter<br />
Haftung sind, die Feststellung<br />
ihrer Selbständigkeit<br />
durch das Arbeitsmarktservice<br />
oder die Vorlage eines<br />
Befreiungsscheins verlangt.<br />
Im Schreiben des Bundeskanzleramtes<br />
vom 21. Jänner 2009<br />
wird dazu gesagt:<br />
Vor dem Hintergrund der Ausführungen<br />
des Gerichtshofes<br />
geht der Verfassungsdienst<br />
davon aus, dass die bisherige<br />
Regelung des § 2 Abs 4<br />
AuslBG hinsichtlich der Angehörigen<br />
der betroffenen acht<br />
neuen Mitgliedstaaten zu<br />
ändern sein wird. Ein vorheriges<br />
Genehmigungsverfahren<br />
für die Aufnahme der Tätigkeit<br />
der betroffenen Personengesellschaften<br />
und Minderheitsgesellschafter<br />
scheidet damit<br />
aus und könnte durch ein System<br />
der verstärkten<br />
Kontrolle sowie der nach -<br />
träg lichen Untersagung der<br />
Tätigkeit ersetzt werden.<br />
Aufgrund eines Initiativantrages<br />
des Ausschusses für Arbeit<br />
und Soziales (250 BlgNr 24.<br />
GP) wurde in § 32a AuslBG<br />
mit BGBl 2007/91 folgender<br />
Absatz 7a eingefügt, welcher<br />
am 1. September 2009 in Kraft<br />
getreten ist:<br />
„(7a) Die gesetzliche Vermutung<br />
und die Verpflichtung zur<br />
Einholung eines Feststellungsbescheides<br />
gemäß § 2 Abs. 4<br />
gelten nicht für Gesellschafter,<br />
die Staatsangehörige eines in<br />
den Abs. 1 und 10 genannten<br />
Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Union (gemeint:<br />
Estland, Lettland, Litauen,<br />
Polen, Slowakei, Slowenien,<br />
Tschechische Republik,<br />
Ungarn, Bulgarien,<br />
Rumänien) sind. Die Firmenbuchgerichte<br />
haben<br />
jedoch die Eintragung solcher
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
Gesellschafter in das Firmenbuch<br />
der zuständigen regionalen<br />
Geschäftsstelle des<br />
Arbeitsmarktservice zu<br />
melden, sofern sie Grund zur<br />
Annahme haben, dass die<br />
Gesellschafter Arbeitsleistungen<br />
im Sinne des § 2 Abs. 4<br />
für die Gesellschaft erbringen.<br />
Die regionale Geschäftsstelle<br />
hat die Tätigkeit des Gesellschafters<br />
nach ihrem wahren<br />
wirtschaftlichen Gehalt zu prüfen.<br />
Die Gesellschafter haben<br />
an der Ermittlung des Sachverhaltes<br />
mitzuwirken. Stellt die<br />
regionale Geschäftsstelle fest,<br />
dass die Tätigkeit der Bewilligungspflicht<br />
nach diesem Bundesgesetz<br />
unterliegt, oder<br />
wirkt der Gesellschafter trotz<br />
schriftlicher Aufforderung nicht<br />
binnen angemessener Frist an<br />
der Ermittlung des Sachverhaltes<br />
mit, hat sie – sofern keine<br />
entsprechende Bewilligung<br />
vorliegt – die Beschäftigung zu<br />
untersagen und das für die<br />
Kontrolle der Einhaltung der<br />
Bestimmungen dieses Bundesgesetzes<br />
zuständige Finanzamt<br />
zu verständigen.“<br />
Zusammengefasst gilt:<br />
§ 2 AuslBG gilt nicht für die<br />
Staatsbürger der folgenden<br />
Staaten:<br />
Belgien (Gründungsmitgl.)<br />
Dänemark (Beitritt 1973)<br />
Deutschland (Gründungsmitgl.)<br />
Finnland (Beitritt 1995)<br />
Frankreich (Gründungsmitgl.)<br />
Griechenland (Beitritt: 1981)<br />
Irland (Beitritt: 1973)<br />
Island (nur EWR-Mitgl.)<br />
Italien (Gründungsmitgl.)<br />
Liechtenstein (nur EWR-Mitgl.)<br />
Luxemburg (Gründungsmitgl.)<br />
Malta (Beitritt 2004)<br />
Niederlande (Gründungsmitgl.)<br />
Norwegen (nur EWR-Mitgl.)<br />
Portugal (Beitritt: 1986)<br />
Schweden (Beitritt: 1995)<br />
Schweiz (bilaterale Verträge)<br />
Spanien (Beitritt: 1986)<br />
Vereinigtes Königreich (Beitritt:<br />
1973) und Nordirland<br />
Zypern (Beitritt: 2004)<br />
§ 32a Abs 1 AuslBG (Verständigung des AMS) gilt<br />
für die folgenden Mitgliedsstaaten:<br />
Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei<br />
Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn<br />
Bulgarien, Rumänien<br />
3. Drittstaatsangehörige<br />
Drittstaatsangehöriger ist ein Fremder (= wer<br />
die österreichische Staatsbürgerschaft nicht besitzt,<br />
§ 2 Abs 1 Z 1 AuslBG), der nicht EWR-Bürger ist<br />
(§ 2 Abs 1 Z 6 AuslBG).<br />
Auf Drittstaatsangehörige ist § 2 AuslBG anzuwenden.<br />
Ausnahmen bestehen für drittstaatsangehörige<br />
Ehegatten und Kinder von freizügigkeitsberechtigten<br />
EWR-Bürgern (§ 2 Abs 1 lit l und m<br />
AuslBG).<br />
4. Asylwerber, Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte<br />
Asylwerber sind ausländische Staatsbürger, die<br />
einen Antrag auf Asylgewährung gestellt haben<br />
und deren Antrag noch nicht erledigt ist.<br />
Sie unterliegen den Bestimmungen des AuslBG.<br />
Asylberechtigte (§ 3 AsylG), also Personen,<br />
denen Asyl gewährt wurde, unterliegen nicht den<br />
Bestimmungen des AuslBG (§ 1 Abs 2 lit a<br />
AuslBG), gleiches gilt für subsidiär Schutzberechtigte<br />
(§ 8 AsylG), deren Antrag auf Asyl zwar<br />
abgelehnt wurde, die aber aus verschiedenen<br />
Gründen (etwa Krieg) nicht in ihr Heimatland<br />
zurückkehren können (§ 1 Abs 2 lit a AuslBG).<br />
D) Nachweise der Berechtigung zum<br />
Zugang zum Arbeitsmarkt<br />
1. Bestimmungen im AuslBG<br />
Beschäftigungsbewilligung – § 4 ff AuslBG<br />
Arbeitserlaubnis – § 14a AuslBG<br />
Befreiungsschein – § 15 AuslBG<br />
Feststellungsbescheid nach § 2 Abs 4 AuslBG oder<br />
Nachweis, dass AMS nicht binnen drei Monaten<br />
entschieden hat<br />
Für türkische Staatsbürger besteht in § 4c<br />
AuslBG eine Sondervorschrift.<br />
Demnach ist eine Beschäftigungsbewilligung<br />
oder ein Befreiungsschein von Amts wegen zu<br />
erteilen oder zu verlängern, wenn bestimmte<br />
Voraussetzungen (Assoziationsrat EWG-Türkei –<br />
ARB – Nr 1/190) erfüllt werden.<br />
Ausländer die,<br />
über einen Niederlassungsnachweis (§ 24<br />
FrG 1997) oder<br />
über einen Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt-EG“<br />
(§ 45 NAG) oder<br />
über eine „Niederlassungsbewilligung<br />
– unbeschränkt“<br />
(§ 8 Abs. 2 Z 3 NAG)<br />
verfügen, sind zur Ausübung<br />
einer Beschäftigung im gesamten<br />
Bundesgebiet berechtigt<br />
(§ 17 Abs 1 AuslBG).<br />
2. Bestimmungen im Niederlassungs-<br />
und Aufenthaltsgesetz<br />
(NAG)<br />
2.1 Begriff „Niederlassung<br />
Der Begriff „Niederlassung“<br />
wird in § 2 Abs 2 NAG legal<br />
definiert. Niederlassung ist<br />
demnach der tatsächliche<br />
oder zukünftig beabsichtigte<br />
Aufenthalt im Bundesgebiet<br />
zum Zweck<br />
1. der Begründung des Wohnsitzes,<br />
der länger als sechs<br />
Monate im Jahr tatsächlich<br />
besteht;<br />
2. der Begründung eines Mittelpunktes<br />
der Lebensinteressen<br />
oder<br />
3. der Aufnahme einer nicht<br />
bloß vorübergehenden<br />
Erwerbstätigkeit.<br />
Aufenthaltstitel<br />
Die Aufenthaltstitel (zB<br />
„Daueraufenthalt – EG“ oder<br />
„Niederlassungsbewilligung<br />
unbeschränkt“ sind in § 8 NAG<br />
aufgezählt.<br />
Der Bundesminister für Inneres<br />
legt das Aussehen und den<br />
Inhalt der Aufenthaltstitel<br />
durch Verordnung fest (Muster<br />
siehe unter www.bmi.gv.at/<br />
cms/bmi_niederlassung/ –<br />
6. 5. <strong>2010</strong>).<br />
■<br />
25
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Rechtsmittel entscheidungen<br />
I<br />
Fachbereich Firmenbuch<br />
OLG Wien 28 R 295/08w<br />
(28. 1. 2009)<br />
Die Bestellung eines<br />
Geschäftsführers einer GmbH<br />
ist ein zweiseitiger Akt, der<br />
erst mit der Annahme durch<br />
den Bestellten wirksam wird<br />
und konstitutiv wirkt. Eine<br />
rückwirkende Bestellung bzw.<br />
Änderung der Vertretungsbefugnis<br />
ist unzulässig. Die<br />
Änderung der Vertretungsbefugnis<br />
kann nur mit dem Tag<br />
der Beschlussfassung wirksam<br />
werden.<br />
OGH 7 Ob 256/08k<br />
(11. 2. 2009)<br />
Erklärt der Alleingesellschafter<br />
einer GmbH während einer<br />
Tagsatzung zur mündlichen<br />
Streitverhandlung eine Zession<br />
an sich selbst und wird diese<br />
Erklärung in das Verhandlungsprotokoll<br />
aufgenommen,<br />
so besteht hinsichtlich dieses<br />
In-Sich-Geschäfts im Sinn des<br />
§ 18 Abs. 5 GmbHG eine<br />
(öffentliche) Urkunde.<br />
OGH 6 Ob 46/09x<br />
(26. 3. 2009)<br />
Der Rechtsformzusatz<br />
„GsmbH“ ist bei einer Gesellschaft<br />
mit beschränkter Haftung<br />
nicht zulässig. Es kann<br />
davon ausgegangen werden,<br />
dass dem historischen Gesetzgeber<br />
nur bestimmte Abkürzungsmöglichkeitenvorschwebten,<br />
auch wenn diese<br />
nicht ausdrücklich in den<br />
Gesetzestext Eingang gefunden<br />
haben.<br />
26<br />
OGH 6 Ob 130/09z (5. 8. 2009)<br />
Eine Fristerstreckung zur Vorlage des Jahresabschlusses<br />
nach Ablauf der dafür vorgesehenen<br />
Fristen ist gesetzwidrig. Ein Geschäftsführer muss<br />
die Erstellung und Offenlegung des Jahresabschlusses<br />
zwar nicht selbst machen, er kann sich<br />
aber wegen der nicht rechtzeitigen Einreichung<br />
nicht entschuldigen, solange er nicht nachweislich<br />
alles unternommen hat, um die rechtzeitige<br />
Erfüllung seiner gesetzlichen Verpflichtung zu<br />
gewährleisten.<br />
OGH 6 Ob 49/09p (18. 9. 2009)<br />
Bei der Beschlussfassung in der Generalversammlung<br />
trifft den Gesellschafter einer GmbH unter<br />
den Voraussetzungen des § 39 Abs. 4 GmbHG ein<br />
Stimmverbot. Im Fall eines von der Sonderprüfung<br />
betroffenen Aktionärs, der zugleich Mitglied<br />
des Vorstands bzw. des Aufsichtsrats ist, schließt<br />
§ 118 AktG [Anm: nunmehr § 130 Akt] diesen<br />
vom Stimmrecht aus. Für die GmbH ist diese<br />
Regelung analog anzuwenden.<br />
OGH 6 Ob 211/09m (18. 12. 2009)<br />
Die Bestimmung des § 221 Abs. 4 Z 1 UGB,<br />
wonach erst ein Über- oder Unterschreiten der<br />
Größenklassen zu den Abschlussstichtagen von<br />
zwei aufeinander folgenden Geschäftsjahren die<br />
Rechtsfolgen der Abs. 1 bis 3 auslöst, trägt dem<br />
Bedürfnis nach Kontinuität Rechnung. Diese<br />
Erwägungen spielen jedoch bei der Konstellation<br />
des § 221 Abs. 4 Z 2 UGB keine Rolle. Es ist<br />
daher kein Wertungswiderspruch, wenn der<br />
Gesetzgeber jene Gesellschaften, die bereits im<br />
Jahr ihrer Gründung die Kriterien einer höheren<br />
Größenklasse erreichen, schon im nächsten<br />
Geschäftsjahr den dafür geltenden Rechnungslegungsvorschriften<br />
unterwirft.<br />
OGH 6 Ob 133/09s (18. 12. 2009)<br />
Die für § 18 UGB entwickelten Grundsätze sind<br />
auch auf eine aus Elementen einer Internet-<br />
Domain gebildeten Firma anzuwenden. Nach die-<br />
zusammengefasst von ADir. Rainer Jäger<br />
sen Grundsätzen ist die Firma<br />
„karriere.at GmbH“ nicht eintragungsfähig.<br />
Das Wort „Karriere“<br />
allein stellt eine reine<br />
Gattungsbezeichnung dar und<br />
besitzt keine Kennzeichnungsund<br />
Unterscheidungskraft,<br />
gleiches gilt für „at“. Notwendige<br />
Unterscheidungskraft<br />
besitzt auch die Kombination<br />
beider Domains nicht. Eine<br />
aus einer Second-Level-<br />
Domain („karriere“) und der<br />
Beifügung einer Top-Level-<br />
Domain („at“) gebildete Firma<br />
bezieht ihre Unterscheidungskraft<br />
nämlich regelmäßig aus<br />
der Eigenart der Second-Level-<br />
Domain.<br />
OGH 6 Ob 119/09g<br />
(18. 12. 2009)<br />
Die Gründer einer GmbH<br />
können sich beim Abschluss<br />
des Gesellschaftsvertrages vertreten<br />
lassen. Die Unterzeichnung<br />
des Gesellschaftsvertrages<br />
durch Bevollmächtigte<br />
setzt jedoch eine besondere,<br />
auf dieses eine Geschäft<br />
beglaubigte Vollmacht voraus,<br />
die dem Vertrag anzuschließen<br />
ist. Es ist nicht notwendig,<br />
dass die Vollmacht den ganzen<br />
oder doch wesentlichen<br />
Inhalt des erst abzuschließenden<br />
Gesellschaftsvertrages enthält.<br />
Es genügt vielmehr,<br />
wenn aus der Vollmacht zu<br />
ersehen ist, dass sie zum<br />
Abschluss eines Gesellschaftsvertrages<br />
einer bestimmten, im<br />
Einzelfall zureichend gekennzeichneten<br />
GmbH erteilt<br />
wurde. Im Übrigen kann dem<br />
Bevollmächtigten freie Hand
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
gelassen werden. Zu dieser<br />
notwendigen Individualisierung<br />
des Geschäfts in der<br />
Vollmacht ist es nicht erforderlich,<br />
alle in § 4 Abs. 1 GmbHG<br />
genannten Bestimmungen, die<br />
der Gesellschaftsvertrag enthalten<br />
muss, in die Vollmacht<br />
aufzunehmen. Die Nennung<br />
des Gegenstands des Unternehmens<br />
in der Spezialvollmacht<br />
ist nicht erforderlich.<br />
OGH 6 Ob 251/09v<br />
(14. 1. <strong>2010</strong>)<br />
Eine verhängte Zwangsstrafe<br />
ist gem. § 283 Abs. 4 UGB<br />
auch dann zu vollstrecken,<br />
wenn die bestraften Personen<br />
ihrer Pflicht nachkommen<br />
oder eine Erfüllung unmöglich<br />
geworden ist. Damit hat sich<br />
der Gesetzgeber zur Erhöhung<br />
der Wirksamkeit des Zwangsstrafverfahrens<br />
dafür entschieden,<br />
dass nachträgliche Änderungen<br />
den Vollzug der verhängten<br />
Zwangsstrafe in der<br />
Regel nicht hindern. Anträge<br />
an das Firmenbuchgericht auf<br />
Absehen vom Vollzug sind<br />
zwar weiterhin möglich, aber<br />
nach dem erklärten Willen des<br />
Gesetzgebers in der Regel<br />
nicht berechtigt.<br />
OGH 6 Ob 145/09f<br />
(16. 10. 2009)<br />
Jedenfalls bei einem aufrechten<br />
Vollmachtsverhältnis dürfen<br />
Vertreter (hier Rechtsanwalt)<br />
des Begünstigten nicht<br />
Mitglieder des Stiftungsvorstandes<br />
sein. Eine frühere<br />
abgeschlossene Tätigkeit als<br />
Vertreter ist hingegen<br />
unschädlich, soweit nicht in<br />
Ausnahmefällen der Anschein<br />
der Voreingenommenheit entstehen<br />
könnte. In diesem Fall<br />
könnte das Gericht das betreffende<br />
Vorstandsmitglied gem.<br />
§ 27 Abs. 2 PSG abberufen.<br />
Der Ausschluss vom Amt des<br />
Stiftungsvorstandes besteht<br />
nicht nur, wenn das<br />
gewünschte Vorstandsmitglied<br />
persönlich Bevollmächtigter<br />
von Begünstigten ist, sondern<br />
auch wenn die Rechtsanwaltspartnerschaft, welcher<br />
der Anwalt als Partner angehört, in einem<br />
derartigen Vertretungsverhältnis steht.<br />
OLG Linz 6 R 24/10g (10. 2. <strong>2010</strong>)<br />
Das Firmenbuchgericht bringt in seinem<br />
Beschluss zum Ausdruck, die nachstehenden Eintragungen<br />
zu bewilligen. Die Verwendung des<br />
Wortes „bewilligen“ im Spruch des angefochtenen<br />
Beschlusses kann nur dahin verstanden werden,<br />
dass das Ergehen einer antragsgemäßen Entscheidung<br />
zum Ausdruck gebracht wird. Da jedoch<br />
die Löschung einer Eintragung nicht beantragt<br />
wurde, hat das Erstgericht bei seiner Beschlussfassung<br />
den Antrag der Privatstiftung überschritten.<br />
Dagegen, dass die Löschung von Amts<br />
wegen vorgenommen worden wäre, spricht nicht<br />
nur die eine Antragsstattgebung nahelegende Formulierung<br />
des Spruches („bewilligt“), sondern<br />
auch das Fehlen einer Begründung.<br />
OLG Linz 6 R 30/10i (31. 3. <strong>2010</strong>)<br />
Wenn es um seine eigene Stellung als Gesellschafter<br />
geht, kommt einem gelöschten Gesellschafter<br />
Parteistellung zu. Er ist daher gemäß § 18<br />
FBG zu verständigen.<br />
OLG Linz 6 R 70/10x (14. 4. <strong>2010</strong>)<br />
Gemäß § 33 Abs. 3 PSG hat der Stiftungsvorstand<br />
zwar die Änderung der Stiftungsurkunde, nicht<br />
aber der Stiftungszusatzurkunde, unter Anschluss<br />
einer öffentlich beglaubigten Abschrift des Änderungsbeschlusses<br />
zur Eintragung anzumelden.<br />
Hinsichtlich der Stiftungszusatzurkunde ist nur<br />
die Tatsache deren Änderung anzumelden. § 13<br />
Abs. 3 Z 3 PSG sieht demgemäß die Eintragung<br />
des Datums der Stiftungszusatzurkunde sowie des<br />
Datums einer Änderung der Stiftungszusatzurkunde<br />
vor.<br />
Da die Vorlage der Stiftungszusatzurkunde und<br />
allfälliger Änderungen an das Firmenbuchgericht<br />
nicht vorgesehen ist, fehlt dem Firmenbuchgericht<br />
die Möglichkeit der Überprüfung, ob durch<br />
eine spätere Änderung der Stiftungszusatzurkunde<br />
eine vorhergehende Änderung obsolet geworden<br />
ist. Dass sich beide Änderungen auf § 1 der<br />
Stiftungszusatzurkunde beziehen, was iSd § 33<br />
Abs. 3 PSG gar nicht anzumelden gewesen wäre,<br />
muss nicht bedeuten, dass die ältere Änderung<br />
durch die neuere Änderung obsolet wurde, es ist<br />
doch denkbar, dass sich die jüngere Änderung<br />
auf die ältere Änderung nicht bezieht und die<br />
Änderungen nebeneinander Bestand haben. Im<br />
zu beurteilenden Fall hätte das Firmenbuchgericht<br />
von einer amtswegigen Löschung der älteren<br />
Änderung absehen müssen, da ihm mangels<br />
einer Möglichkeit zur Einsichtnahme in die Ände-<br />
rungsbeschlüsse eine Überprüfung,<br />
ob die ältere Eintragung<br />
durch die jüngere Eintragung<br />
obsolet geworden ist, nicht<br />
möglich ist.<br />
OLG Graz 4 R 112/09m<br />
(20. 8. 2009)<br />
Werden einzelne Positionen in<br />
der Bilanz nicht richtig dargestellt,<br />
stellt dies einen Verstoß<br />
gegen die Offenlegungsbestimmungen<br />
dar und muss mit<br />
Zwangsstrafen sanktioniert<br />
werden.<br />
OLG Linz 6 R 55/09i<br />
(20. 4. 2009)<br />
Gegen den Geschäftsführer<br />
einer im Konkurs befindlichen<br />
GmbH sind keine Zwangsstrafverfahren<br />
gem. § 283 UGB<br />
zu verhängen. Zufolge der<br />
nach Verhängung der angedrohten<br />
Zwangsstrafe neu entstandenen<br />
Tatsache der Konkurseröffnung<br />
war in umfassender<br />
Überprüfung des in<br />
einem amtswegigen Verfahren<br />
ergangenen Beschlusses<br />
(§ 55 AußStrG) der angefochtene<br />
Strafbeschluss ersatzlos<br />
aufzuheben.<br />
■<br />
27
TELEWORKER SECURE ACCESS ERMÖGLICHT SICHEREN ZUGRIFF AUF UNTERNEHMENSNETZWERK.<br />
TELEWORKING - SCHULDNERINNENBERATUNG STEIERMARK<br />
SETZT AUF SICHERHEIT UND FLEXIBILITÄT<br />
Die staatlich anerkannte Schuldner Innenberatung<br />
Steiermark bietet verschuldeten<br />
Personen Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Neben Beratungsstellen in Graz und Kapfenberg<br />
erhalten Betroffene in elf weiteren<br />
steirischen Bezirkshauptstädten kostenfreie<br />
und vertrauliche Beratung. Um diese Beratung<br />
effi zient und unabhängig vom Standort<br />
durchführen zu können, entschied sich die<br />
SchuldnerInnenberatung Steiermark für<br />
Teleworker Secure Access - eine gemanagte<br />
Teleworker lösung von Tele2.<br />
Wie Geschäftsführer Christof Lösch erzählt, ist<br />
der ortsunabhängige Zugriff auf die Datenbank<br />
eine Notwendigkeit für die Mitarbeiter der<br />
SchuldnerInnenberatung: “Wir bieten Sprechtage<br />
außerhalb unserer Standorte in den<br />
Bezirkshauptstädten an und wir brauchen auch<br />
dort Zugriff auf unsere Zentraldatenbank.“<br />
Für eine effi ziente Beratung ist es einfach<br />
unerlässlich, dass jeder Mitarbeiter in Echtzeit<br />
auf die Daten zugreifen kann.“ Teleworker<br />
Secure Access von Tele2 ermöglicht Teleworkern<br />
einen solchen externen Zugriff auf<br />
das Unternehmensnetzwerk.<br />
HÖCHSTE SICHERHEIT<br />
“Wir arbeiten bei unseren Sprechtagen mit<br />
Notebooks. So kann während der Beratung<br />
direkt auf den elektronischen Akt der SchuldnerIn<br />
zugegriffen werden. Sicherheit spielt<br />
dabei natürlich eine zentrale Rolle“, erläutert<br />
Lösch. Der sichere Zugriff auf die Unternehmensdaten<br />
und Anwendungen wird bei<br />
Teleworker Secure Access durch die sogenannte<br />
2-Faktoren-Authentifi zierung<br />
gewährleistet: Der Teleworker erhält dafür<br />
einen verschlüsselten USB-Token. Bei jeder<br />
Netzwerkanmeldung generiert das System<br />
automatisch einen verschlüsselten Text, der<br />
nur mit dem Token entschlüsselt werden kann.<br />
Christof Lösch, Geschäftsführer Schuldnerberatung Steiermark und Gernot Schlager, Key Account Manager Tele2<br />
Zusätzlich sind die USB-Token durch einen<br />
PIN geschützt. Dadurch soll Missbrauch durch<br />
Dritte verhindert werden, falls der Token<br />
abhanden kommt.<br />
EINFACHE SELBSTADMINISTRATION<br />
Neben der hohen Sicherheit bietet Teleworker<br />
Secure Access eine einfache und benutzerfreundliche<br />
Verwaltung des Services über ein<br />
Online-Portal. Die Selbstadministration<br />
ermöglicht es der SchuldnerInnenberatung<br />
Steiermark jederzeit ohne großen Aufwand<br />
neue Nutzer anzulegen oder Zugriffsrechte<br />
bestehender Nutzer zu ändern. Lösch: „Wir<br />
sind ein kleines Unternehmen und verfügen<br />
über keine EDV-Abteilung im klassischen Sinn,<br />
d.h. für uns muss so eine Lösung ganz einfach<br />
administrierbar sein. Es ist gut, wenn man das<br />
Know-how selber verwalten kann und nicht<br />
immer auf einen Dritten angewiesen ist.“<br />
Neben dem Unternehmen profi tiert auch der<br />
Kunde von der neuen Lösung. „Da Teleworker<br />
Secure Access absolut störungsfrei arbeitet,<br />
haben wir auch keine Stehzeiten. Wenn doch<br />
ein Problem auftritt, können wir es rasch selbst<br />
beheben. Die Kundenberatung hat dadurch<br />
eine ganz andere Qualität.“<br />
RASCHE UND EFFIZIENTE<br />
SYSTEMUMSTELLUNG<br />
Zeitgleich zur Inbetriebnahme von Teleworker<br />
Secure Access führte Tele2 bei der Schuldner-<br />
Innenberatung Steiermark noch andere<br />
Projekte durch: Die Datenvernetzungsinfrastruktur<br />
wurde verbessert und das Unter -<br />
nehmens netzwerk mittels einer virtuellen Firewall<br />
Lösung abgesichert. Die besondere Herausforderung<br />
dabei schildert Gernot Schlager, Key<br />
Account Manager bei Tele2, folgendermaßen:<br />
„Die Datenvernetzungsinfrastruktur ist im Zuge<br />
dieses Projekts an einen neuen Standort<br />
übersiedelt. Entscheidend war dabei das<br />
SUCCESS-STORIES<br />
richtige Timing, damit die neuen Systeme alle<br />
rechtzeitig zur Verfügung stehen.“ Lösch ist<br />
vom Erfolg der Durchführung begeistert:<br />
„Die Systeme funktionierten vom ersten Tag an.<br />
Wir hatten überhaupt keine Anlaufschwierigkeiten.“<br />
Falls doch Fragen auftraten, konnten<br />
diese vom Tele2 Support rasch beantwortet<br />
werden. Lösch abschließend: „Wir hatten<br />
schon vorher positive Erfahrungen mit Tele2<br />
und die haben sich im Zuge dieser Systemumstellung<br />
nur bestätigt.“<br />
DAS BIETET NUR TELEWORKER<br />
SECURE ACCESS VON TELE2:<br />
Gemanagte Teleworker Lösung mit<br />
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Nutzung der Tele2-eigenen Public-Key<br />
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Unbegrenzte Gültigkeitsdauer des<br />
USB Token<br />
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Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Fachbereich Privatinsolvenzrecht<br />
Grundbuch<br />
ADir.<br />
Johannes<br />
Kuster<br />
Fachredakteur Grundbuch<br />
BG Graz-Ost<br />
E-Mail:<br />
johannes.kuster@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Grundbuch<br />
<strong>2010</strong> …<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Im Herbst dieses Jahres findet in Velden am<br />
Wörthersee der <strong>Rechtspfleger</strong>kongress statt. Ob<br />
„Grundbuch neu“ zu diesem Zeitpunkt schon in<br />
Betrieb ist oder nicht – ein Programmpunkt wird<br />
sicher nicht fehlen: Aktuelle Fragen aus dem<br />
Grundbuchsrecht. Um Ihre Anfragen beantworten<br />
zu können, ersuche ich, die E-Mails bis längstens<br />
30. <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong> an johannes.kuster@justiz.gv.at zu<br />
senden.<br />
Uns alle beschäftigt die Frage: Kommt der „big<br />
bang“ am 16. August <strong>2010</strong>? Um mich nicht dem<br />
Vorwurf auszusetzen, einseitige Meinungsbildung<br />
zu verfolgen, habe ich unseren Kollegen RR ADir<br />
Anton Jauk, der im Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />
maßgeblich am Entstehen unseres neuen Grundbuches<br />
beteiligt war und ist, ersucht, eine Darstellung<br />
der Entwicklung und der (äußeren) Umstände<br />
zu verfassen, die unsere Arbeitswelt in Zukunft<br />
wesentlich verändern werden.<br />
Hier nun seine Ausführungen:<br />
Die derzeit in Verwendung stehende Grundbuchsdatenbank<br />
wurde in den späten Siebzigerjahren<br />
programmiert und entwickelt. Diese Software entspricht<br />
nicht mehr den heutigen Anforderungen,<br />
obwohl man meinen könnte: „Es hat bisher tadellos<br />
funktioniert, warum soll es nicht auch weiterhin<br />
funktionieren?“ Tatsächlich ist es aus verschiedenen<br />
Gründen kaum mehr möglich die bestehende<br />
Datenbank zu warten oder gar zu erweitern<br />
um etwa Möglichkeiten zu schaffen, die in<br />
anderen Applikationen, wie etwa der Verfahrensautomation<br />
<strong>Justiz</strong> bereits zum Standard gehören.<br />
Nach intensiven Verhandlungen mit dem Bundesamt<br />
für Eich- und Vermessungswesen wurde<br />
beschlossen, die bislang gemeinsam geführte<br />
Datenbank in Kataster- und Grundbuchsteil zu<br />
trennen. Ausschlaggebend dafür waren die unterschiedlichen<br />
Anforderungen von <strong>Justiz</strong> und Vermessungsämtern<br />
an die neue Datenbank. Die<br />
ADir. Johannes Kuster<br />
Trennung wird für den An -<br />
wender keinerlei nachteilige<br />
Auswirkungen mit sich bringen<br />
und die Aktualität von<br />
Grundbuch und Kataster erhöhen,<br />
da die Replizierung der<br />
Datenbanken elektronisch<br />
erfolgt. Derzeit erfolgt das Einpflegenm<br />
der vom Grundbuch<br />
durchgeführten Grundstücksveränderungen<br />
in den Kataster,<br />
händisch.<br />
Der elektronische Rechtsverkehr,<br />
eine automationsunterstützte<br />
Gebührenbearbeitung<br />
und die Weiterverarbeitung<br />
von bereits elektronisch an die<br />
<strong>Justiz</strong> übermittelten Daten zur<br />
Herstellung von Entscheidungen<br />
und Verständigungen, und<br />
sogar zur Grundbuchseintragung<br />
waren die Vorgaben für<br />
eine neue Grundbuchsdatenbank.<br />
Die Hürde für den Antragsteller,<br />
mit dem Gesuch die erforderlichen<br />
Urkunden im Papier -<br />
original vorzulegen, wurde<br />
durch die Schaffung von<br />
GOG-Archiven überwunden.<br />
Ein elektronischer Antrag wäre<br />
schließlich nicht sehr sinnvoll,<br />
wenn die Beilagen erst Tage<br />
später auf dem Postweg bei<br />
Gericht einlangen würden und<br />
ihre Zuordnung zum Antrag<br />
nicht gewährleistet wäre.<br />
Die Archive der Notare und<br />
Rechtsanwälte sowie die elektronische<br />
Urkundensammlung<br />
der Gerichte stehen für eine<br />
fiktive Originalvorlage schon<br />
seit längerer Zeit zur Verfügung,<br />
zudem kann seit kurzem<br />
29
Fachbereich Zivilprozess-, Grundbuch Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
eine Vorlage auch über das<br />
Beglaubigungsarchiv erfolgen.<br />
Weiters steht die Anbindung<br />
des Archives der Bundeskammer<br />
für Architekten und Ingenieurkonsulenten<br />
(BAIK) kurz<br />
bevor und schließlich wird mit<br />
Umschreibung der Grundbuchsdatenbank<br />
auch ein<br />
Zugriff auf das Geschäftsregister<br />
des Vermessungsamtes zur<br />
Einsicht in Teilungspläne möglich<br />
sein.<br />
Da eine Weiterverarbeitung<br />
von elektronisch übermittelten<br />
Daten nur dann optimal möglich<br />
ist, wenn diese Daten<br />
bereits strukturiert einlangen,<br />
war es notwendig, für den<br />
Grundbuchsantrag ein „Formular“<br />
– wenn auch vorerst nur<br />
in elektronischer Form – zu<br />
entwickeln.<br />
Eine sprengelweise Umstellung<br />
– wie etwa bei der seinerzeitigen<br />
Umstellung von Papier auf<br />
ADV – wurde vom Betreiber<br />
der GDB, dem Bundesamt für<br />
Eich- und Vermessungswesen<br />
als undurchführbar abgelehnt,<br />
da eine Doppelführung von<br />
GDB-Alt und GDB-Neu, vor<br />
allem in Hinblick auf die<br />
Katasterführung nicht möglich<br />
ist. Die einzige Lösung war<br />
der bereits oft strapazierte<br />
„BIG BANG“.<br />
Um diese Radikallösung –<br />
Umlegen eines Schalters von<br />
Alt auf Neu – zu entschärfen<br />
wurden gewisse Neuerungen,<br />
30<br />
wie die Einführung der Urkundenarchive, des<br />
elektronischen Rechtsverkehrs, die Einbindung<br />
der Gebührenabwicklung in die Grundbuchs -<br />
applikation, die Erstellung von Beschlussvor -<br />
schlägen und die Verwendung der Poststraße<br />
bereits vor der Umschreibung eingeführt.<br />
Die österreichweite Einführung all dieser Möglichkeiten<br />
zu einem einzigen Zeitpunkt wäre weder<br />
für Antragsteller und Anwender, noch für die<br />
Gerichte verkraftbar gewesen. Dass die Eingewöhnung<br />
aller Beteiligten auf das neue System<br />
Zeit braucht, haben die bisherigen Erfahrungen<br />
bestätigt.<br />
Der Vorwurf in der letzten Ausgabe des „<strong>Rechtspfleger</strong>“,<br />
man habe „…in den letzten 20 Jahren<br />
keine derart unausgereifte Software über ganz<br />
Österreich verstreut…“ rührt vermutlich daher,<br />
dass man nicht den klassischen Weg gewählt hat,<br />
sozusagen „am grünen Tisch“ eine in der Folge<br />
kaum mehr veränderbare Software zu entwickeln<br />
und zur Verfügung zu stellen, sondern unter Einbindung<br />
von Vertretern der Praxis eine kontinuierliche<br />
Entwicklung mit flexibler Anpassung<br />
vorangetrieben hat, die zu hoher Akzeptanz und<br />
Verwendbarkeit der Anwendung führen soll.<br />
Bereits ab der Inbetriebnahme des elektronischen<br />
Rechtsverkehrs, wurden enorm viele Anwenderwünsche<br />
im laufenden Prozess berücksichtigt und<br />
eingebaut, was leider auch zu Verzögerungen bei<br />
der Umstellung beigetragen hat. Die Einbindung<br />
der Anwender in den elektronischen Rechtsverkehr<br />
lediglich in einem lokal beschränkten Testbetrieb,<br />
wäre nicht aussagekräftig genug, vielmehr<br />
wurde der uneingeschränkte Echtbetrieb mit den<br />
verschiedensten Anwendern angestrebt, ein zwar<br />
für alle Beteiligten mühsamer, aber in absehbarer<br />
Zeit zielführender Weg.<br />
Zur Erprobung des Vollzuges im neuen Grundbuch<br />
laufen derzeit Tests im Sprengel des Vermessungsamtes<br />
Eisenstadt, konkret bei den Bezirksgerichten<br />
Eisenstadt, Mattersburg und Oberpullendorf.<br />
Für Mitte Mai <strong>2010</strong> ist der Beginn der Trai-<br />
nerschulungen geplant um in<br />
der Folge mit den Schulungen<br />
sämtlicher Kollegen im<br />
Bereich des Grundbuches fortzusetzen.<br />
Die momentan drängendste<br />
Frage ist natürlich:<br />
„Wird der Umstellungstermin<br />
16. August <strong>2010</strong> halten?“<br />
Laut den für Technik, Programmierung<br />
und Betrieb der<br />
neuen Datenbank Verantwortlichen<br />
im Bundesrechenzentrum,<br />
stehen derzeit alle<br />
Ampeln bei Planung und Vorbereitung<br />
auf „grün“.<br />
Die tatsächliche Entscheidung<br />
des Bundesministeriums für<br />
<strong>Justiz</strong>, ob am 16. 8. <strong>2010</strong> die<br />
Umstellung der Grundbuchsdatenbank<br />
erfolgt, wird davon<br />
abhängig gemacht werden, ob<br />
zu Beginn der Trainerschulungen<br />
sämtliche Tests positiv<br />
abgeschlossen sind und eine<br />
qualitativ einwandfreie Führung<br />
des Grundbuches in der<br />
neuen Datenbank gewährleistet<br />
ist.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass<br />
allen am Projekt Beteiligten,<br />
die Bedeutung des österreichischen<br />
Grundbuches<br />
bewusst ist.<br />
Frohnleiten, am 21. April <strong>2010</strong><br />
RR ADir Anton Jauk<br />
Ich habe dem (momentan)<br />
nichts hinzuzufügen und freue<br />
mich auf zahlreiche Anfragen<br />
zum <strong>Rechtspfleger</strong>kongress!<br />
■
Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ADir.<br />
Martin Metz<br />
Fachredakteur Zivilprozess-,<br />
Exe kutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
BG Steyr<br />
E-Mail:<br />
martin.metz@justiz.gv.at<br />
32<br />
Fachbereich Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Privatinsolvenzrecht<br />
Rechtsmittelentscheidungen<br />
zusammengestellt von ADir. i. R. Reg.-Rat Alfred Trautmann<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/1<br />
LG Salzburg vom<br />
10. 9. 2009, 53 R 196/09v:<br />
Vor der Anwendung des § 5 KO ist Unpfändbares<br />
auszuscheiden, wobei dies insbesonders für<br />
Bezüge gilt, die das Existenzminimum nicht übersteigen<br />
und daher nicht in die Konkursmasse (§ 1<br />
KO) fallen (RIS-<strong>Justiz</strong> RS0063790). Auch dann,<br />
wenn ein Steuerguthaben Zeiträume betrifft, die<br />
vor der Konkurseröffnung oder der Einleitung<br />
des Schuldenregulierungsverfahrens liegen, bildet<br />
die Forderung grundsätzlich ein Vermögen des<br />
Schuldners im Konkurs, das der Verteilung oder<br />
auch einer Nachtragsverteilung unterliegen kann<br />
(8 Ob 240/02f). Zu prüfen ist also, ob es sich bei<br />
einer Gutschrift aus einer Arbeitnehmerveranlagung<br />
um eine nicht oder zumindest nur<br />
beschränkt pfändbare Forderung iSd §§ 290, 290a<br />
EO handelt und ob diese Nachzahlung unter<br />
§ 290c Abs 3 EO fällt.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/2<br />
LG Wels vom 30. 9. 2009,<br />
21 R 322/09s:<br />
Während § 71 KO ein, wenn auch nicht sofort<br />
und ohne Aufwand verwertbares, so doch bereits<br />
vorhandenes Vermögen voraussetzt, ermöglicht §<br />
183 Abs 1 KO auch die Einbeziehung der<br />
zukünftigen „Einkünfte“. Erst in fernerer Zukunft<br />
verwertbare Einkünfte können daher nicht als<br />
„Vermögen“ iSd § 71 Abs 2 KO angesehen werden.<br />
Bei der Beurteilung, ob kostendeckendes<br />
Vermögen iSd § 71 KO vorliegt, kommt es vor<br />
allem darauf an, ob die Voraussetzungen für die<br />
Bestellung eines Masseverwalters gegeben sind<br />
oder nicht (Mohr, Privatkonkurs², 8, Kodek, Privatkonkurs<br />
Rz 65 ua). Bei der Beurteilung der<br />
Frage, ob die Vermögensverhältnisse des Schuldners<br />
unüberschaubar sind, ist darauf abzustellen,<br />
ob im Einzelfall Hinweise auf nennenswertes,<br />
aber unüberschaubares Vermögen vorliegen bzw.<br />
ob die Schuldenlage so unübersichtlich ist, dass<br />
ein Fachmann (Masseverwalter) Klarheit schaffen<br />
muss.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/3<br />
LG Wels vom 21. 10. 2009,<br />
21 R 351/09f:<br />
Eine Änderung des Zahlungsplanvorschlages<br />
durch den<br />
Schuldner im Laufe des Verfahrens<br />
ist grundsätzlich ohne<br />
Beschränkungen zulässig,<br />
sofern nicht gegen zwingende<br />
Bestimmungen verstoßen wird<br />
(Kodek, Privatkonkurs Rz<br />
340).<br />
Es besteht insbesondere auch<br />
kein „Verschlechterungsverbot“.<br />
Der Schuldner kann den<br />
Zahlungsplanvorschlag vor<br />
und in der Tagsatzung in jede<br />
Richtung ändern, wenn der<br />
geänderte Vorschlag nicht<br />
unzulässig ist (zur Frage der<br />
Änderung des Zahlungsplanvorschlages<br />
mit ausführlichem<br />
Hinweis auf die in der Praxis<br />
auftretenden Möglichkeiten<br />
sowie die einschlägige Lehre<br />
und Rechtsprechung).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/4<br />
LG Wels vom 11. 11. 2009,<br />
22 R 285/09g:<br />
Die Verletzung der Vorschrift<br />
des § 39 Abs 1a GebAG, sämtlichen<br />
Parteien des GebührenbestimmungsverfahrensGelegenheit<br />
zur Äußerung zum<br />
Gebührenantrag des Sachverständigen<br />
zu geben, führt zur<br />
Nichtigkeit der Gebührenbestimmung<br />
wegen Verletzung<br />
des Parteiengehörs nach § 477<br />
Abs 1 Z 4 ZPO (zur Frage der<br />
Vorgangsweise des Gerichts<br />
bei der Entscheidung über<br />
den vom Sachverständigen
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
geltend gemachten Gebührenanspruch,<br />
insbesondere wenn<br />
dieser auf die Zahlung aus<br />
Amtsgeldern nicht verzichtet<br />
hat, bei Gericht erliegt kein<br />
Kostenvorschuss). (Umfangreiche<br />
Hinweise auf das Gebührenanspruchsgesetz<br />
und die<br />
einschlägige Literatur und<br />
Rechtsprechung).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/5<br />
LG Linz vom 18. 11. 2009,<br />
16 R 120/09v:<br />
Bei der Prüfung, ob ein Kleingewerbe<br />
vorliegt und gepfändete<br />
Gegenstände daher auszuscheiden<br />
sind, kommt es<br />
nicht auf die tatsächliche Ausnützung<br />
der Betriebsanlagen,<br />
sondern darauf an, für welchen<br />
Umfang der Betrieb eingerichtet<br />
ist. Die Frage, ob im<br />
konkreten Fall ein Kleingewerbe<br />
vorliegt oder nicht,<br />
stellt immer eine Einzelfallentscheidung<br />
dar, wobei eine<br />
allenfalls eingeholte Äußerung<br />
der zuständigen Innung für<br />
das Gericht nicht bindend ist<br />
(amtswegige Prüfung durch<br />
das Exekutionsgericht). Ein<br />
Nettojahresumsatz von<br />
€ 360.000,– in einem Friseurbetrieb<br />
mit einer Beschäftigungszahl<br />
von 8 Mitarbeitern,<br />
welche nicht in Ausbildung<br />
stehen, sowie 3 Lehrlingen<br />
stellt einen Mitarbeiterstab dar,<br />
der eine Qualifikation des<br />
Betriebes des Verpflichteten<br />
als Kleingewerbebetrieb ausschließt.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/6<br />
LG Steyr vom 10. 12. 2009,<br />
1 R 306/09g:<br />
Die elektronische Abfrage in<br />
der Insolvenzdatei (vor dem<br />
Antrag auf Exekutionsbewilligung)<br />
ist zur zweckentsprechenden<br />
Rechtsverfolgung<br />
notwendig. Diese mit Hilfe<br />
von automationsunterstützter<br />
Datenverarbeitung durchgeführte<br />
Erhebung (wie auch<br />
Erhebungen im Grundbuch<br />
oder im Firmenbuch) sind<br />
aber mit (kurzen) Telefonaten<br />
gleichzusetzen und damit nach TP 8 bzw. TP 5<br />
RATG zu honorieren (RpflSlgE 2003/37, Obermaier,<br />
Das Kostenhandbuch Rz 611); die Leistung ist<br />
daher gemäß § 23 Abs 1 RATG vom Einheitssatz<br />
gedeckt.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/7<br />
LG Steyr vom 23. 12. 2009, 1 R 228/09m:<br />
Der Wiedereinsetzungswerber hat gemäß § 154<br />
ZPO dem Antragsgegner die Kosten einer schriftlichen<br />
Stellungnahme zum Wiedereinsetzungsantrag<br />
zu ersetzen, wenn die Äußerung über<br />
gerichtliche Aufforderung erfolgt oder wenn<br />
keine Verhandlung über den Antrag stattgefunden<br />
hat und die Äußerung zweckmäßig war (Obermaier,<br />
Das Kostenhandbuch Rz 187, Gitschthaler<br />
in Rechberger3, § 154 ZPO Rz 2).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/8<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
19. 12. 2009, 6 R 387/09t:<br />
Wird eine Klage oder ein Schriftsatz urschriftlich<br />
zur Verbesserung zurückgestellt, so sind die Kosten<br />
für die Verbesserung nicht zuzusprechen,<br />
weil es sich um solche Kosten handelt, die durch<br />
das eigene Verschulden der antragstellenden Partei<br />
(im vorliegenden Fall des betreibenden Gläubigers)<br />
entstanden sind (Klauser-Kodek JN-ZPO16, E 173ff zu § 41 ZPO).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/9<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
22. 12. 2009, 6 R 376/09z:<br />
Wenn für die vom Gläubiger betriebene Forderung<br />
bereits ein Pfandrecht einverleibt ist (gleich<br />
ob vollstreckbar oder nicht), richtet sich die Zulässigkeit<br />
der Zwangsversteigerung nach dem Rang<br />
des Pfandrechts. Bei Abhängigkeit vom besseren<br />
Rang – etwa weil ein Veräußerungsverbot nach §<br />
364c ABGB einverleibt oder in der Zwischenzeit<br />
über das Vermögen des Verpflichteten das Konkursverfahren<br />
eröffnet wurde – muss schon im<br />
Exekutionsantrag die Identität der betriebenen<br />
Forderung mit der pfandrechtlich sichergestellten<br />
nachgewiesen werden, andernfalls kann die<br />
Zwangsversteigerung wegen des ihr entgegenstehenden<br />
Hindernisses nicht bewilligt werden. Ein<br />
diesbezüglicher Verbesserungsauftrag nach §§ 84,<br />
85 ZPO bezüglich der vorliegenden Mängel (ds<br />
fehlende notwendige Behauptungen und fehlende<br />
Urkunden) kann nicht erteilt werden.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/10<br />
LG f. ZRS Wien vom 30. 10. 2008, 47 R 472/08x:<br />
Ein Belastungs- und Veräußerungsverbot nach<br />
§ 364c ABGB wirkt gegenüber Dritten nur<br />
zugunsten von Verwandten in auf- und abstei-<br />
gender Linie, von Geschwistern<br />
und von Ehegatten und<br />
ist nur zugunsten dieser Personen<br />
verbücherbar. Ein solches<br />
rechtsgeschäftliches, verbüchertes<br />
Verbot schließt die<br />
Exekution durch zwangsweise<br />
Pfandrechtsbegründung<br />
grundsätzlich aus, es sei<br />
denn, der Verpflichtete und<br />
der Verbotsberechtigte wären<br />
Gesamtschuldner oder der<br />
Verbotsberechtigte hätte der<br />
zwangsweisen Pfandrechtsbegründung<br />
zugestimmt oder es<br />
läge ein gesetz liches Pfandrecht<br />
oder Vorzugsrecht vor.<br />
Für eine (hier: Umsatzsteuerschuld<br />
zugunsten der Republik<br />
Österreich) besteht<br />
jedoch kein gesetz liches<br />
Pfandrecht.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/11<br />
LG f. ZRS Wien vom 22. 12.<br />
2008, 47 R 585/08i:<br />
Im Exekutionsverfahren ist die<br />
Bemessungsgrundlage für den<br />
betreibenden Gläubiger der<br />
Wert des Anspruches an Kapital.<br />
Eine Änderung für den<br />
betreibenden Gläubiger tritt<br />
während des Verfahrens nicht<br />
ein. Die Bemessungsgrundlage<br />
für den betreibenden Gläubiger<br />
wird somit allein durch<br />
den Inhalt der (erstgerichtlichen)<br />
Exekutionsbewilligung<br />
bestimmt. Änderungen, die<br />
sich durch eine Einschränkung<br />
der Exekution ergeben, haben<br />
auf die Bemessungsgrundlage<br />
keinen Einfluss mehr.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/12<br />
LG f. ZRS Wien vom 23. 12.<br />
2008, 47 R 536/08h:<br />
Das Exekutionsgericht hat bei<br />
Bewilligung der Exekution das<br />
rechtswirksame Zustandekommen<br />
des Exekutionstitels einschließlich<br />
der Ordnungsmäßigkeit<br />
seiner Zustellung nicht<br />
zu prüfen. Vielmehr ist das<br />
Exekutionsgericht bei der Entscheidung<br />
über einen Exekutionsantrag<br />
so lange an die<br />
Bestätigung der Vollstreckbarkeit<br />
gebunden, als diese nicht<br />
33
Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
im Wege des § 7 Abs 3 EO<br />
aufgehoben wurde. Wenn<br />
lediglich die Anschrift im Exekutionstitel<br />
und im Exekutionsantrag<br />
nicht übereinstimmen,<br />
muss das Exekutionsgericht<br />
keine Bedenken gegen<br />
die Wesensgleichheit des<br />
Beklagten und des Verpflichteten<br />
hegen. Mangelnde Identität<br />
stellt keinen Einspruchsgrund<br />
dar (Erörterung der<br />
Begriffe „namensgleicher Doppelgänger“<br />
und „abgeirrte Exekution“).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/13<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
22.12.2008, 47 R 548/08y:<br />
Zweck der Regelung des<br />
§ 120a Abs 1 KO ist zwar die<br />
Absicherung des Vorranges<br />
der freihändigen Verwertung<br />
im Konkurs, doch ergibt sich<br />
aus § 120a Abs 2 über die<br />
Fortsetzung des aufgeschobenen<br />
Exekutionsverfahrens,<br />
dass dem Masseverwalter<br />
grundsätzlich nur eine Frist<br />
von 90 Tagen für die freihändige<br />
Veräußerung zur Verfügung<br />
steht. Diese Frist ist<br />
daher vom Tag des Einlangens<br />
des Aufschiebungsantrages<br />
beim Exekutionsgericht zu<br />
berechnen.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/14<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
20. 3. 2009, 46 R 623/08w:<br />
Gemäß § 9 Abs 3 RATG sind<br />
Ansprüche auf Leistung von<br />
Ehegattenunterhalt oder Kindesunterhalt<br />
mit dem Einfachen<br />
der Jahresleistung zu<br />
bewerten, in der Rechtsprechung<br />
wird die Frage, ob bei<br />
der Berechnung der Bemessungsgrundlage<br />
zu diesem<br />
Betrag der rückständige Unterhalt<br />
hinzuzurechnen ist oder<br />
nicht, unterschiedlich be -<br />
antwortet. In exekutionsrecht -<br />
lichen Entscheidungen spricht<br />
sich der OGH – soweit überblickbar<br />
– für eine Zusammenrechnung<br />
aus, derselben<br />
Ansicht ist der erkennende<br />
34<br />
Senat (Anm: zahlreiche Hinweise auf die unterschiedliche<br />
Judikatur einzelner Rekurssenate und<br />
des OGH).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/15<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
24. 4. 2009, 47 R 114/09a:<br />
Der ERV-Zuschlag gemäß § 23a RATG kann<br />
einem Rechtsanwalt nur dann zustehen, wenn<br />
überhaupt ein Entlohnungsanspruch besteht.<br />
Während die Bestimmung des § 23a RATG für<br />
alle Verfahren gilt, gilt die Anmerkung zu<br />
TP 1 RATG nur in Exekutionsverfahren auf körperliche<br />
Sachen und auf Geldforderungen. Die<br />
Anmerkung geht als speziellere Norm (lex specialis)<br />
der Bestimmung des § 23a RATG vor.<br />
Wenn die betreibende Partei ihren Antrag auf<br />
Vollzug der Fahrnisexekution innerhalb von 10<br />
Monaten nach Bewilligung der Exekution einbrachte,<br />
gebührt ihr aufgrund der Anmerkung zu<br />
TP 1 RATG keine Entlohnung und daher auch<br />
keine Erhöhung dieser Entlohnung.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/16<br />
LG Eisenstadt vom<br />
31. 12. 2009, 13 R 161/09p:<br />
Weder aus der Neuformulierung der TP 7 RATG<br />
durch die EO-Novelle 2005, noch aus der durch<br />
die EO-Novelle 2005 in die EO eingefügten<br />
Bestimmung des § 253b, kann abgeleitet werden,<br />
dass damit eine Intervention als solche beim Vollzug<br />
einer Fahrnisexekution als grundsätzlich notwendig<br />
und deshalb auch stets als die Kostenersatzpflicht<br />
des Verpflichteten auslösend anzusehen<br />
ist.<br />
Diese Bestimmung setzt vielmehr eine notwendige<br />
Intervention voraus. Nur wenn die Notwendigkeit<br />
bejaht wird, stellt sich überhaupt die<br />
Frage nach der Honorierung der Leistung.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/17<br />
LG f. ZRS Wien vom 30. 7. 2008,<br />
47 R 233/08z:<br />
§ 325 Abs 1 EO normiert, dass die Pfändung von<br />
Ansprüchen des Verpflichteten, welche die<br />
Herausgabe oder Leistung von körperlichen<br />
Sachen zum Gegenstand haben, nach den Vorschriften<br />
der §§ 294 – 298 EO erfolgt.<br />
Wertpapiere im Sinne des § 296 EO, die sich bei<br />
einem Dritten befinden, fallen daher in den<br />
Anwendungsbereich der §§ 325ff EO, die Verwertung<br />
erfolgt nach §§ 303ff EO (Oberhammer in<br />
Angst EO², Rz 3 zu § 325 EO). (Zur Frage der<br />
Pfändung des Anspruches des Verpflichteten auf<br />
Herausgabe des bei der Drittschuldnerin erliegenden<br />
kaufmännischen Verpflichtungsscheines<br />
mit ausführlicher Erörterung der Sach- und<br />
Rechts lage und Hinweisen auf die einschlägige<br />
Lehre und Rechtsprechung).<br />
Kein Revisionsrekurs<br />
eingebracht.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/18<br />
OGH vom 30. 9. 2009, 3 Ob<br />
161/09m:<br />
Zur Frage der Umrechnung<br />
der Fremdwährungsschuld<br />
(hier: kanadische Dollar) im<br />
Exekutionsantrag.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/19<br />
OGH vom 22. 10. 2009, 3 Ob<br />
178/09m:<br />
Erst mit vollständiger und<br />
mängelfreier Vornahme der<br />
geschuldeten Handlung ist der<br />
Anspruch des betreibenden<br />
Gläubigers auf Erwirkung<br />
einer vertretbaren Handlung<br />
erfüllt.<br />
Solange eine solche<br />
vollständige und mängel freie<br />
Vornahme nicht erfolgt ist,<br />
kann sich der Betreibende<br />
(entgegen der Ent. 6 Ob<br />
207/72 = SZ 46/I) weiterhin<br />
im fortzusetzenden Exekutionsverfahren<br />
nach § 353 EO<br />
auf diesen Titel stützen.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/20<br />
LG Feldkirch vom 21. 10.<br />
2009, 2 R 320/09p:<br />
Forderungen auf die Bezahlung<br />
von Geldstrafen, die<br />
wegen strafbarer Handlungen<br />
jeder Art, also auch wegen<br />
einer Verwaltungsübertretung<br />
über den Gemeinschuldner<br />
(vor oder nach Eröffnung des<br />
Konkurses) verhängt wurden,<br />
sind von der Teilnahme am<br />
Konkurs ausgeschlossen.<br />
Auch die Kosten eines Strafverfahrens<br />
sind §§ 58 Z 2 KO<br />
bzw. 28 Z 2 AO (§ 156 Abs 7<br />
KO) zu subsumieren (RIS-<strong>Justiz</strong><br />
RS0112686, 3 Ob 235/99a).<br />
Der Grund liegt darin, dass<br />
diese Forderungen aufgrund<br />
ihres pönalen Charakters nur<br />
den Schuldner persönlich und<br />
nicht die Konkursgläubiger<br />
durch Verminderung der<br />
Quote belasten sollen (2 Ob<br />
177/06b).
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- Fachbereich und Privatinsolvenzrecht<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/21<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
30. 7. 2009, 47 R 290/09h:<br />
Falls das Gericht eine Tagsatzung<br />
zur Einvernehmung der<br />
Parteien über den Antrag der<br />
betreibenden Partei auf Verwertung<br />
des gepfändeten<br />
GmbH-Anteils des Verpflichteten<br />
für einen bestimmten<br />
Tag anberaumte, hat der<br />
Verpflichtete einen Antrag auf<br />
Er streckung dieser Tagsatzung<br />
wegen unaufschiebbarer<br />
geschäftlicher Termine zu<br />
bescheinigen bzw. zu be -<br />
weisen.<br />
Abgesehen davon steht es<br />
dem Verpflichteten frei, sich<br />
schriftlich zum Verwertungsantrag<br />
des Betreibenden zu<br />
äußern, da auf schriftliche<br />
Äußerungen, die die Partei<br />
oder der Beteiligte nach<br />
Zustellung der Ladung zur<br />
Einvernehmungstagsatzung<br />
einsendet, Bedacht zu nehmen<br />
ist (Jakusch in Angst,<br />
EO² § 56 Rz 5).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/22<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
30. 7. 2009, 47 R 302/09y:<br />
Unabhängig von einer genauen<br />
Qualifikation des Vertrages<br />
zwischen Domain-Inhaber<br />
und Registrierungsstelle liegt<br />
die wesentliche Leistung der<br />
Registrierungsstelle ähnlich<br />
der Leistung eines Bestandgebers<br />
in der „Zurverfügungstellung<br />
von (virtuellem) Raum“<br />
gegen Entgelt.<br />
Daraus folgt, dass die<br />
Pfändung der Rechte aus<br />
einer Internet-Domain durch<br />
ein Verfügungsverbot an den<br />
Verpflichteten zu bewirken<br />
ist, während ein darüber<br />
hinausgehendes Leistungsverbot<br />
an den Drittschuldner<br />
unterbleiben kann (siehe<br />
auch RpflSlgE 2008/112 LG f.<br />
ZRS Wien, RpflSlgE 2009/15<br />
LG Feldkirch, RpflSlgE<br />
2009/132, OGH 3 Ob<br />
287/08i).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/23<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
14. 8. 2009, 47 R 338/09t:<br />
Seit der Einführung der Exekution nach § 294a<br />
EO sind die Kosten für die Dienstgebererhebungen<br />
(hier: Erhebung durch Detektei) in der Regel<br />
nicht mehr als zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung<br />
notwendig anzusehen. Zwar sind<br />
nach wie vor Gründe denkbar, welche eine Exekutionsführung<br />
nach § 294a als nicht zielführend<br />
erscheinen lassen, in welchem Fall ein Vorgehen<br />
der betreibenden Partei nach § 290 EO gerechtfertigt<br />
und die mit der Vorbereitung eines Exekutionsantrages<br />
verbundenen Kosten dem § 74 EO<br />
zu unterstellen sind. Solche Gründe müssen aber<br />
im Einzelfall schon im Exekutionsantrag konkret<br />
behauptet und entsprechend dem § 54 Abs 1<br />
ZPO bescheinigt werden.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/24<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
18. 8. 2009, 47 R 288/09:<br />
Im Allgemeinen ist ein Freihandverkauf gemäß<br />
§ 271a EO für alle Beteiligten offenbar vorteilhaft,<br />
wenn ein Kaufpreis geboten wird, der den<br />
Schätzwert des Kaufgegenstandes um 25 % übersteigt.<br />
Dies gilt jedoch nicht bei Stilmöbeln, Orientteppichen<br />
und Kunstgegenständen, da bei<br />
Versteigerungen solcher Gegenstände in der Auktionshalle<br />
eine starke Nachfrage herrscht und für<br />
solche Pfandgegenstände in der Regel Verkaufserlöse<br />
erzielt werden, die (weit) über dem festgesetzten<br />
Schätzwert liegen (Mohr in Angst², § 271a<br />
Rz 4, RpflSlgE 1991/132).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/25<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
18. 8. 2009, 47 R 355/09t:<br />
Ob die Kosten des Abschöpfungsverfahrens<br />
durch die dem Treuhänder zukommenden Beträge<br />
voraussichtlich gedeckt sind, ist von Amts<br />
wegen wahrzunehmen. In der Regel genügt es,<br />
wenn die zu erwartenden Eingänge die Mindestentlohnung<br />
des Treuhänders (nach § 204 Abs 1<br />
KO monatlich € 10,– zuzüglich 20 % USt) abdecken.<br />
Bei der Prognoseentscheidung über die<br />
voraussichtliche Kostendeckung sind sämtliche<br />
dem Treuhänder zukommenden Beträge, so auch<br />
solche aufgrund einer während der Laufzeit des<br />
Abschöpfungsverfahrens zu erwartenden Verbesserung<br />
der Einkommenssituation zu berücksichtigen<br />
(Kodek, Privatkonkurs Rz 552).<br />
Hiezu bedarf es eines konkreten Vorbringens,<br />
etwa zu einem konkreten neuen Arbeitsplatz oder<br />
zu konkreten Erwerbschancen (8 Ob 56/01w).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/26<br />
LG f. ZRS Wien vom 24. 8.<br />
2009, 47 R 311/09x:<br />
Gemäß § 42 Abs 1 MRG kann<br />
auf Mietzinse aus Mietverträgen,<br />
auf welche die Bestimmungen<br />
des MRG Anwendung<br />
finden, nur im Wege der<br />
Zwangsverwaltung Exekution<br />
geführt werden. Falls die<br />
betreibende Partei in ihrem<br />
Exekutionsantrag behauptet,<br />
dass die Forderung ein „Untermietzins“<br />
sei, wobei § 42 MRG<br />
nach herrschender Lehre und<br />
Judikatur auf Untermietzinse<br />
nicht anzuwenden ist, kann<br />
auch der Drittschuldner im<br />
Rekurs gegen die Exekutionsbewilligung<br />
geltend machen,<br />
dass die Behauptung der<br />
betreibenden Partei im Exekutionsantrag,<br />
das Bestandverhältnis<br />
unterliege nicht dem<br />
MRG, unrichtig war (kein<br />
Neuerungsverbot).<br />
(Zur Frage des Vorliegens<br />
eines Scheinuntermietvertrages).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/27<br />
LG f. ZRS Wien vom 28. 8.<br />
2009, 47 R 413/09x:<br />
Gemäß § 18 Abs 4 WEG 2002<br />
kann ein gegen die Eigentümergemeinschaft<br />
ergangener<br />
Exekutions titel nur in die<br />
Rücklage (§ 31) oder in die<br />
von den Wohnungseigentümern<br />
geleisteten oder geschuldeten<br />
Zahlungen für Aufwendungen<br />
(§ 32) vollstreckt werden.<br />
Soweit die Forderung durch<br />
eine solche Exekution nicht<br />
hereingebracht werden kann,<br />
haften die Wohnungseigentümer<br />
für den Ausfall im Verhältnis<br />
ihrer Miteigentumsanteile.<br />
RpflSgE <strong>2010</strong>/28<br />
LG f. ZRS Wien vom 31. 8.<br />
2009, 46 R 302/09s:<br />
Die im § 27 Abs 2 WEG 2002<br />
vorgesehene Klags anmerkung<br />
kann nicht gegen den Rechtsnachfolger<br />
des Beitragsschuld-<br />
35
Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ners im Mit- und Wohnungseigentum<br />
erfolgen. Der Beitragsschuldner<br />
muss zum Zeitpunkt<br />
der Klage und des<br />
Antrages auf Klagsanmerkung<br />
noch grundbücherlicher<br />
Eigentümer des latent mit dem<br />
Vorzugspfandrecht belasteten<br />
Anteiles sein, wobei sich der<br />
Eigentumsübergang gemäß<br />
§ 29 GBG nach dem Zeitpunkt<br />
des Einlangens der Eingabe<br />
beim Grundbuchsgericht richtet<br />
(RSO 114609).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/29<br />
LG Feldkirch vom<br />
10. 9. 2009, 2 R 265/09z:<br />
Falls der Verpflichtete wegen<br />
gänzlicher Tilgung der betriebenen<br />
Forderung einen Antrag<br />
auf Einstellung der Exekution<br />
gemäß § 40 EO gestellt hat,<br />
hat das Gericht den betreibenden<br />
Gläubiger zur Äußerung<br />
über diesen Antrag aufzufordern.<br />
Ist jedoch diese Aufforderung<br />
an die unrichtige Vertretung<br />
der betreibenden Partei<br />
gerichtet, können aus der<br />
Nichtäußerung keine Rechtsfolgen<br />
abgeleitet werden<br />
(Anm: Die Aufforderung zur<br />
Äußerung erging statt an die<br />
Einbringungsstelle Wien an<br />
die nicht mehr existierende<br />
Einbringungsstelle Innsbruck<br />
und wurde von der Verwahrungsabteilung<br />
beim OLG<br />
Innsbruck übernommen).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/30<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
10. 9. 2009, 46 R 271/09g:<br />
Gemäß § 202 Abs 1 KO hat<br />
das Gericht das Abschöpfungsverfahren<br />
einzuleiten,<br />
wenn keine Einleitungshindernisse<br />
vorliegen und die Kosten<br />
des Abschöpfungsverfahrens<br />
durch die dem Treuhänder<br />
zukommenden Beträge<br />
voraussichtlich gedeckt sind.<br />
Diese zuletzt genannte<br />
Voraussetzung ist – im Gegensatz<br />
zu den Einleitungshindernissen<br />
– von Amts wegen<br />
wahrzunehmen (Kodek, Privatkonkurs<br />
[2002] Rz 552). Im<br />
36<br />
Gegensatz zur Konkurseröffnung sieht das Gesetz<br />
bei der Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />
nicht den Erlag eines Kostenvorschusses als<br />
Alternative zum Vorliegen kostendeckenden Einkommens<br />
vor (Kodek aaO Rz 553).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/31<br />
LG f. ZRS Wien vom 14. 9. 2009, 47 R<br />
470/09d:<br />
Zur Frage, welche Kosten dem in einem Zwangsversteigerungsverfahren<br />
bestellten Zustellkurator<br />
zustehen bzw. von welchen Kostenbemessungsgrundlagen<br />
auszugehen ist (z.B. Grundbuchseinsicht,<br />
Leibrente, Forderungsanmeldung, Beteiligung<br />
an der Versteigerungstagsatzung etc.).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/32<br />
LG f. ZRS Wien vom 21. 9. 2009, 46 R<br />
499/09m:<br />
Falls eine Antragstellerin vorbringt, die Erhebung<br />
einer Klage gegen XY zu beabsichtigen, eine<br />
Klagsführung wäre jedoch dann nicht sinnvoll<br />
und würde unterbleiben, wenn gegen die<br />
genannte Person mehrere Exekutionsverfahren<br />
anhängig seien, ist ein Antrag auf Übermittlung<br />
einer diesbezüglichen Auskunft aus dem<br />
Namensverzeichnis mangels eines rechtlichen<br />
Interesses – es besteht nur ein wirtschaftliches<br />
Interesse – abzuweisen.<br />
§ 73 EO bietet keine Rechtsgrundlage zur Erteilung<br />
von Auskünften über die allfällige Anhängigkeit<br />
von Exekutionsverfahren. § 73a EO (elektronische<br />
Einsicht in die Geschäftsbehelfe des<br />
Exekutionsverfahrens) wurde durch die Zivilverfahrensnovelle<br />
2009, BGBl I 30/2009 aufgehoben,<br />
die Aufhebung trat gemäß § 412 Abs 2 EO mit<br />
1. 4. 2009 in Kraft. (Im selben Sinne 47 R<br />
366/09k, 47 R 367/09g, 46 R 480/09t, 46 R<br />
481/09i, 46 R 482/09m, 46 R 502/09b, 46 R<br />
349/09b ua).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/33<br />
LG f. ZRS Wien vom 29. 9. 2009,<br />
47 R 377/09b:<br />
Auch im Konkurs natürlicher Personen sind<br />
grundsätzlich die §§ 82ff KO anzuwenden.<br />
Gemäß § 125 Abs 2 KO hat das Konkursgericht<br />
über die Ansprüche des Masseverwalters nach<br />
Einvernehmung des Gläubigerausschusses und<br />
des Gemeinschuldners zu entscheiden.<br />
Zur Wahrung des rechtlichen Gehörs reicht es<br />
aus, Gleichschriften der Kostenbestimmungsanträge<br />
verbunden mit einer Aufforderung zur<br />
Äußerung gemäß § 175 Abs 3 KO dem Gemeinschuldner<br />
(im Falle seiner Vertretung dem<br />
Gemeinschuldnervertreter) zuzustellen (Mohr<br />
Konkurs10 [2006] § 125 E 18f). Die Übermittlung<br />
einer Gleichschrift an den<br />
Schuldnervertreter durch den<br />
Masseverwalter erfüllt die<br />
geforderte „Einvernehmung“<br />
des Gemeinschuldners<br />
nicht.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/34<br />
LG f. ZRS Wien vom 30. 9.<br />
2009, 46 R 456/09p:<br />
Wie sich aus § 74 EO und §<br />
22 RATG eindeutig ergibt, ist<br />
es für die Verbindungspflicht<br />
allein entscheidend, ob die<br />
Verbindung tunlich oder<br />
zweckmäßig ist.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt<br />
ist nicht einzusehen, warum<br />
Exekutionsanträge einer einzigen<br />
betreibenden Partei<br />
gegen ein und dieselbe verpflichtete<br />
Partei nicht nur deshalb<br />
nicht der Verbindungspflicht<br />
unterliegen sollen, weil<br />
die betriebene Forderung auf<br />
unterschiedlichen Titeln<br />
beruht (siehe auch 47 R<br />
551/01d = RpflSlgE 2002/29,<br />
MGA EO 14 E 62 zu § 74 EO,<br />
entgegen: Jakusch in Angst<br />
EO², Rz 39 zu § 74 EO).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/35<br />
LG f. ZRS Wien vom 1. 10.<br />
2009, 46 R 453/09x:<br />
Hat die betreibende Partei<br />
(vertreten durch einen Rechtsanwalt)<br />
in ihrem Exekutionsantrag<br />
auf eine vom Ausschuss<br />
der Rechtsanwaltskammer<br />
erteilte Befreiung von der<br />
Teilnahme am ERV hingewiesen<br />
und im Rahmen des Verbesserungsverfahrens<br />
auch<br />
eine Kopie dieses Bescheides<br />
vorgelegt, bedeutet dies, dass<br />
der Vertreter der betreibenden<br />
Partei bis zu einem im<br />
Bescheid genannten Zeitpunkt<br />
nicht verpflichtet ist, den Exekutionsantrag<br />
im Wege des<br />
elektronischen Rechtsverkehrs<br />
einzubringen und er ist weiter<br />
auch nicht zur Glaubhaftmachung<br />
gemäß § 11 Abs 1a<br />
ERV 2006 verpflichtet.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/36<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
8. 10. 2009, 46 R 294/09i:<br />
Es besteht kein Rechtssatz,<br />
dass für die Bezieher von<br />
Pflegegeld die Bestimmungen<br />
des § 292a Z 1 EO (Erhöhung<br />
des unpfändbaren Betrages)<br />
nicht zur Anwendung kommen<br />
können. Pflegegeld hat<br />
zwar die Widmung, den Mehraufwand<br />
des Verpflichteten<br />
abzudecken, der wegen körperlicher<br />
oder geistiger Behinderung,<br />
Hilflosigkeit oder Pflegebedürftigkeit<br />
besteht<br />
(RpflSlgE 2004/125), doch<br />
kommt eine Erhöhung des<br />
unpfändbaren Betrages gemäß<br />
§ 292a Z 1 dann trotzdem in<br />
Betracht, wenn der Mehraufwand<br />
entsprechend hoch ist<br />
(hier: Installierung einer<br />
Gasetagenheizung mit<br />
beträcht lichem finanziellen<br />
Aufwand, der Verpflichtete ist<br />
körperbehindert und nicht in<br />
der Lage, schwere Gegenstände<br />
zu heben und Stiegen zu<br />
steigen).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/37<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
24. 6. 2009, 46 R 161/09f:<br />
Ein vom betreibenden Gläubiger<br />
gestellter Antrag auf Einstellung<br />
der Exekution nach<br />
§ 39 Abs 1 Z 6 EO kann nicht<br />
wieder zurückgenommen werden,<br />
es sei denn, der Antrag<br />
basiert auf einer mangelhaften<br />
Willensgrundlage (Jakusch in<br />
Angst EO² § 39 Rz 40). Die<br />
Zurücknahme des Einstellungsantrages<br />
ist – auch vor<br />
der Beschlussfassung darüber<br />
– wirkungslos (3 Ob 73/66 =<br />
EvBl 1967/120).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/38<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
14. 8. 2009, 47 R 388/09w:<br />
§ 2 Abs 2 Z 1 und 2 UmwG.<br />
normiert, dass mit der Eintragung<br />
der Umwandlung bei<br />
der übertragenden Gesellschaft<br />
(hier: Stefan S…<br />
Ges.m.b.H.) das Vermögen der<br />
Kapitalgesellschaft einschließlich der Schulden<br />
auf die (hier: Hauptgesellschafterin Katharina S...<br />
geb. am ...) übergeht, die Kapitalgesellschaft<br />
erlischt und als (hier: nicht protokolliertes) Einzelunternehmen<br />
weitergeführt wird. Der gegen<br />
den ursprünglichen Inhaber der Sache ergangene<br />
Exekutionstitel wirkt auch gegen die Rechtsnachfolgerin,<br />
der Rechtsübergang muss nach<br />
Entstehung des Exekutions titels erfolgt sein und<br />
mit öffentlichen oder öffentlich beglaubigten<br />
Urkunden (Umwandlungsvertrag, Generalversammlungsbeschluss,<br />
Firmenbuchauszug) bewiesen<br />
werden (§ 9 EO).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/39<br />
LG Salzburg vom 13. 1. <strong>2010</strong>, 22 R 1/10s:<br />
Wird Gehaltsexekution nach § 294a EO beantragt<br />
und hat die betreibende Partei die Anschrift des<br />
Verpflichteten mit einem im Ausland gelegenen<br />
Ort angegeben, hat das Gericht zunächst im Zuge<br />
der amtswegigen Zuständigkeitsprüfung noch vor<br />
der Entscheidung über den Exekutionsantrag<br />
durch Anfrage an den Hauptverband der Sozialversicherungsträger<br />
zu klären, ob sich mangels<br />
eines allgemeinen Gerichtsstandes des Verpflichteten<br />
im Inland die Zuständigkeit des angerufenen<br />
Gerichtes gemäß § 18 Z 3 EO auf den Sitz<br />
oder Aufenthalt eines bislang unbekannten<br />
(inländischen) Drittschuldners stützen lässt<br />
(RpflSlgE 1997/35, Angst-Jakusch-Mohr EO14 E 15<br />
zu § 18 EO).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/40<br />
LG Ried/Innkreis vom 2. 2. <strong>2010</strong>, 6 R 26/10f:<br />
Dem Drittschuldner steht ein Kostenersatz für<br />
seine Auskunft nach § 302 EO dann nicht zu,<br />
wenn die von ihm abgegebene Erklärung keine<br />
der in § 301 Abs 1 EO vorgesehenen Angaben<br />
enthält (LG f. ZRS Wien RpflSlgE 1985/51) oder<br />
wertlos ist, weil nicht einmal über die Höhe des<br />
laufenden Entgeltes des Verpflichteten aufgeklärt<br />
wird (RpflSlgE 2000/56, Oberhammer in Angst<br />
EO² § 301 Rz 1). (Anmerkung: Die Drittschuldnerin<br />
gab im Hinblick auf den Eintritt des Verpflichteten<br />
per 1. 11. 2009 die Anspruchshöhe auf laufendes<br />
Entgelt mit € 0,00 an, obwohl ihr bekannt<br />
sein muss, welche Entlohnungsansprüche dem<br />
bei ihr beschäftigten Verpflichteten zustehen. Für<br />
die Drittschuldnerin hätte auch die Möglichkeit<br />
bestanden, die Entgeltauszahlung für November<br />
2009 abzuwarten, weil für die Drittschuldnererklärung<br />
gemäß § 301 Abs 1 EO eine Frist von 4<br />
Wochen zur Verfügung steht).<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/41<br />
LG Steyr vom 3. 2. <strong>2010</strong>, 1 R 294/09t:<br />
Der Schuldner, der die Eröffnung des Konkurses<br />
über sein Vermögen beantragt, muss grundsätz-<br />
lich die Zahlungsunfähigkeit<br />
nicht glaubhaft machen, weil<br />
im Allgemeinen davon ausgegangen<br />
werden kann, dass<br />
kein Schuldner grundlos die<br />
Eröffnung des Konkurses über<br />
sein Vermögen beantragen<br />
wird (8 Ob 133/08d).<br />
Das Gericht hat jedoch, wenn<br />
sich Bedenken gegen das<br />
Zutreffen der Konkurseröffnungsvoraussetzungenergeben,<br />
auch bei Vorliegen eines<br />
Schuldnerantrages alle für<br />
seine Beurteilung erheblichen<br />
Tatsachen von Amts wegen zu<br />
erheben und festzustellen.<br />
RpflSlgE <strong>2010</strong>/42<br />
LG Linz vom 21. 1. <strong>2010</strong>, 16<br />
R 227/09d:<br />
Grundsätzlich können in allen<br />
Gerichtsverfahren – außer im<br />
Firmenbuch und Grundbuchsverfahren<br />
– Schriftsätze und<br />
Urkunden im elektronischen<br />
Rechtsverkehr (und zwar<br />
Urkunden mittels PDF-<br />
Anhangs) eingebracht werden,<br />
ohne dass es eines Verbesserungsverfahrens<br />
zur Vorlage<br />
des Originals (in Papierform)<br />
bedürfte (LG Klagenfurt, 2 R<br />
256/09p = RIS-<strong>Justiz</strong> EKL<br />
00097).<br />
Weder die Bestimmungen des<br />
GOG noch der ERV (§§ 89a ff,<br />
89 b Abs 2, 89c Abs 2 Z 3<br />
GOG, §§ 1, 5, 8a 9 und 10<br />
ERV) stehen im Widerspruch<br />
zu § 54 Abs 2 EO, der anordnet,<br />
dass dem Exekutionsantrag<br />
eine Ausfertigung des<br />
Exekutionstitels samt Bestätigung<br />
der Vollstreckbarkeit<br />
anzuschließen ist. Diese<br />
Bestimmung kann jedenfalls<br />
nicht so verstanden werden,<br />
dass ungeachtet der Rechtsvorschriften<br />
über den elektronischen<br />
Rechtsverkehr Exekutionstitel<br />
mit dem Exekutionsantrag<br />
immer als Papier-Originalurkunden<br />
vorzulegen<br />
wären. ■<br />
37
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
ADir.<br />
Walter<br />
Zaunmüller<br />
Fachredakteur <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
BG Wels<br />
E-Mail:<br />
walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />
Der elektronische Dienstausweis (eDA) – ein wichtiger<br />
Baustein für modernes und sicheres E-Government<br />
ADir Gerhard Belik, Referent der Präsidialsektion im BMJ<br />
Gemäß § 60 Abs. 2a BDG<br />
1979 müssen Dienstausweise<br />
dafür geeignet sein, sie auch<br />
mit der Funktion einer Bürgerkarte<br />
gemäß § 2 Z. 10 des E-<br />
Government-Gesetzes, BGBl. I<br />
Nr. 10/2004, ausstatten zu<br />
können. Mit Einführung des<br />
elektronischen Dienstausweises<br />
wird der herkömmliche<br />
Dienstausweis in Papierform<br />
durch eine moderne Chipkarte<br />
abgelöst. Neben der Forderung<br />
nach Eignung für die<br />
Ausstattung mit Bürgerkartenfunktion<br />
sollen die neuen<br />
Dienstausweise individuell<br />
abgestimmte Funktionalitäten<br />
bereitstellen, modular erweiterbar<br />
sein und vor allem die<br />
höchsten Sicherheitsstandards<br />
erfüllen. Die öffentliche<br />
Verwaltung stellt daher bundesweit<br />
ihren Mitarbeitern/Mitarbeiterinnenelektronische<br />
Dienstausweise zur<br />
Verfügung, die mit einer elektronischen<br />
Signatur ausgestattet<br />
sind und auch für private<br />
Zwecke genutzt werden dürfen.<br />
Aufgrund der Novellierung<br />
des Bundesministeriengesetzes<br />
und der damit verbundenenRessortumstrukturierungen<br />
wurde zuletzt mit<br />
Verordnung vom 6. Dezember<br />
2007, BGBl. II Nr. 343/2007,<br />
die Einführung des elektronischen<br />
Dienstausweises auf<br />
den 1. Jänner 2009 aufgeschoben.<br />
Dienstausweise, die nicht<br />
den Anforderungen des § 60<br />
Abs. 2a BDG entsprechen,<br />
verlieren mit Ablauf 31.<br />
Dezember 2008 ihre Gültigkeit.<br />
Funktionen<br />
Der eDA hat nationale Ausweisfunktion. Aufgrund<br />
der am Ausweis enthaltenen persönlichen<br />
Daten des/der Bediensteten und Daten des<br />
Dienstgebers sowie aufgrund der Fälschungssicherheit<br />
durch mehrere Sicherheitsmerkmale<br />
dient der eDA zur Personenidentifikation.<br />
Auf den eDA wird standardmäßig ein berührungsbehafteter<br />
ACOS-Chip aufgebracht, womit<br />
unter anderem folgende Funktionen möglich<br />
sind: Single Sign-On für die Anmeldung am PC,<br />
Signatur und Verschlüsselung von E-Mails,<br />
Zugang zu Portalanwendungen, Authentifizierung<br />
für verwaltungsinterne Anwendungen wie z. B.<br />
PM-SAP und HV-SAP, externer Zugang zu E-Mail<br />
und ELAK. Mit dem Aufbringen eines zweiten<br />
berührungslosen und auf der Plastikkarte nicht<br />
sichtbaren Chips (Mifare) werden weitere Zusatzfunktionen<br />
wie z. B. Zutrittskontrolle und Zahlungsfunktion<br />
möglich.<br />
Mit dem eDA mit Bürgerkartenfunktion können<br />
Anträge gestellt bzw. Einsicht in Verfahren<br />
genommen werden. Im Bereich des E-Government<br />
bietet das Bundesministerium für Finanzen<br />
mit FinanzOnline ein kundenorientiertes Portal<br />
zur Abwicklung von Lohnsteuerausgleich, Einkommenssteuererklärung,Umsatzsteuervoranmeldung,<br />
etc. an www.bmf.gv.at. Der digitale Amtshelfer<br />
www.help.gv.at funktioniert als Anlaufstelle<br />
für alle Behördenwege im Internet und Auskünfte<br />
zu Amtswegen. Durch Eingabe einiger<br />
persönlicher Daten zur derzeitigen Lebenssituation<br />
wird das Angebot von HELP auf Inhaber/innen<br />
des eDA mit Bürgerkartenfunktion persönlich<br />
zugeschnitten (myHELP). So findet man<br />
schnell und bequem alle Formulare und Behörden<br />
der Region und die Information, die interessant<br />
sein könnte. Im Portal der Österreichischen<br />
Sozialversicherung wird ebenfalls bereits eine<br />
Reihe von E-Services angeboten wie z. B. der<br />
Abruf des Sozialversicherungsdatenauszugs, Versicherungs-status,Krankenversicherungsleistungsübersicht,<br />
Beitragsvorschreibungen sowie die<br />
39
Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Abwicklung diverser Online-<br />
Formulare. Darüber hinaus<br />
kann der eDA mit Bürgerkartenfunktion<br />
für die Abwicklung<br />
von Bankgeschäften per<br />
Internet (Online- oder E-Banking)<br />
genutzt werden, um den<br />
immer häufiger werdenden<br />
Phishing-Attacken und anderen<br />
Methoden des Identitätsdiebstahls<br />
entgegen zu treten.<br />
Projekt<br />
Neben allen technischen<br />
Herausforderungen standen<br />
vor allem organisatorische und<br />
logistische Fragestellungen im<br />
Mittelpunkt, speziell im<br />
Zusammenhang mit den Tätigkeiten<br />
bei der Erstbestellung<br />
und -ausgabe. Die Anforderung<br />
und Ausgabe des eDA<br />
erfolgt über PM-SAP in<br />
Zusammenarbeit mit den Firmen<br />
a.trust und Austria Card,<br />
wobei funktionierende Schnittstellen<br />
zur Erfassung von Bildern<br />
und Unterschriften und<br />
in weiterer Folge für den<br />
Datentransport zu den<br />
genannten Firmen im Wege<br />
PM-SAP implementiert werden<br />
mussten.<br />
Im Rahmen eines Pilotprojektes<br />
wurden zum Jahreswechsel<br />
2007/2008 Bedienstete der<br />
Zentralleitung und der Vollzugsdirektion<br />
mit elektronischen<br />
Dienstausweisen ausge-<br />
40<br />
stattet. Zur Kostenminimierung sollten in einer<br />
ersten Etappe bis Ende Mai 2008 mindestens<br />
5 000 Dienstausweise bei den nachgeordneten<br />
Dienstbehörden und Dienststellen angefordert<br />
werden. Aufgrund unvorhersehbarer technischer<br />
Probleme verzögerte sich die Auslieferung bis in<br />
den Herbst 2008. Bedienstete der Vollzugsdirektion<br />
und an <strong>Justiz</strong>anstalten, Bedienstete mit EKIS-<br />
Zugang, Gerichtsvollzieher/innen und Richteramtsanwärter/innen<br />
wurden vorrangig ersucht,<br />
ehest möglich einen Antrag auf Ausstellung eines<br />
eDA zu stellen. Darüber hinaus konnte jede/r<br />
Interessierte einen eDA anfordern. Bis zum Mai<br />
2009 wurden im <strong>Justiz</strong>ressort für rund 8 300<br />
Bedienstete elektronische Dienstausweise ausgefolgt<br />
bzw. bestellt.<br />
Vorausschau<br />
Aufgrund des vom BMJ geplanten Single-Login<br />
mit eDA bei Systemanmeldung im Laufe des Jahres<br />
<strong>2010</strong> wurde die Versorgung fast aller <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
mit elektronischen Dienstausweisen<br />
erforderlich. Dies bedeutete, dass weitere rund<br />
3 500 Bedienstete mit elektronischen Dienstausweisen<br />
auszurüsten waren. Wiederum aus Kostengründen<br />
sollte die zweite große Beschaffungsetappe<br />
über die Sommermonate bis Mitte Oktober<br />
2009 beendet sein. Ende September 2009<br />
waren 78% der <strong>Justiz</strong>bediensteten mit elektronischen<br />
Dienstausweisen ausgestattet. Aufgrund des<br />
unermüdlichen Einsatzes der verantwortlichen<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei den Oberlandesgerichten<br />
und Oberstaatsanwaltschaften<br />
sowie vereinzelt auch bei nachgeordneten<br />
Dienst stellen konnte der Ausstattungsgrad in den<br />
folgenden fünf Wochen auf 97% gesteigert werden!<br />
Die Planungen zum Ablauf der Zertifizierungen<br />
der bereits ausgelieferten Dienstausweise und zur<br />
Beschaffung der notwendigen<br />
Kartenleser haben bereits<br />
begonnen. Im Laufe des ersten<br />
Halbjahres <strong>2010</strong> wird die<br />
erforderliche Schulung der<br />
IT-Administratoren/Administratorinnen<br />
bei den Oberlandesgerichten<br />
und <strong>Justiz</strong>anstalten<br />
erfolgen. Im Anschluss<br />
werden die technischen und<br />
organisatorischen Abläufe bei<br />
ausgewählten Dienststellen in<br />
jedem OLG-Sprengel getestet<br />
und bei Erfolg für alle<br />
anderen Dienststellen übernommen.<br />
Rechtspraktikanten und<br />
Rechtspraktikantinnen sind<br />
von der Bestellung eines elektronischen<br />
Dienstausweises<br />
ausgenommen, da für diese<br />
Bedienstetengruppe der Einsatz<br />
einer sogenannten temporären<br />
Karte ohne Personalisierung<br />
(also auch ohne Privatnutzungsmöglichkeit)vorgesehen<br />
ist. Die dafür notwendige<br />
Ablauforganisation wird so<br />
Ressourcen schonend wie<br />
möglich mit den Verantwort -<br />
lichen besprochen und fest -<br />
gelegt werden. In weiterer<br />
Zukunft werden Systemänderungen<br />
(z. B. Sperr- und Zeiterfassungssysteme)<br />
in Abstimmung<br />
mit den Möglichkeiten<br />
des eDA vorgenommen werden<br />
müssen.<br />
■
Der Österreichische Recht§pfleger Abo-Bestellung<br />
ABO-Bestellung<br />
(für externe<br />
Interessenten aus<br />
dem Bereich<br />
der Rechtsberufe,<br />
Behörden, etc.)<br />
An das<br />
Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />
Schmerlingplatz 11<br />
1016 Wien<br />
Ich bestelle hiermit die Zeitschrift<br />
„Der österreichische Recht§pfleger“<br />
zum Preis von € 4,00<br />
(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />
Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />
Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich<br />
aufkündbar.<br />
Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe<br />
bei.<br />
ABO-BESTELLUNG<br />
Name:<br />
Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.:<br />
Postleitzahl: Ort:<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
✃<br />
41
<strong>Rechtspfleger</strong>kurse Der Österreichische Recht§pfleger<br />
42<br />
<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />
<strong>Rechtspfleger</strong>ausbildung<br />
Die <strong>Rechtspfleger</strong>prüfung im Arbeitsgebietslehrgang in Grundbuchs- und Schiffsregistersachen<br />
(25. 8. – 3. 11. 2009) haben bestanden:<br />
OLG-Sprengel Wien:<br />
VB Jürgen Harter BG Favoriten<br />
VB Bianca Szabo BG Güssing<br />
OLG-Sprengel Graz:<br />
VB Michaela Drosg dzt. BG Graz-West<br />
VB Susanne Klammer BG Villach<br />
VB Barbara Lorenzer BG Graz-West<br />
VB Roman Nussgruber dzt. BG Gleisdorf<br />
VB Iris Janko BG Graz-Ost<br />
OLG-Sprengel Wien:<br />
VB Elke Gruber dzt. BG Innere Stadt Wien<br />
VB Harald Jaksits dzt. BG Josefstadt<br />
OLG-Sprengel Wien:<br />
VB Michael Grabo dzt. BG Döbling<br />
VB Sandra Koller dzt. BG Fünfhaus<br />
VB Doris Leczek dzt. BG Innere Stadt Wien<br />
VB Maga. Sonja Rzeszut dzt. BG Meidling<br />
OLG-Sprengel Linz:<br />
Bmtin Cordula Ebner BG Enns<br />
Bmtin Martina Humer dzt. BG Ried/Innkreis<br />
Bmtin Sandra Dirnbauer BG Frankenmarkt<br />
Bmt Johann Schachinger dzt. BG Mattighofen<br />
Die Prüfung im Arbeitsgebietslehrgang in Außerstreitsachen (19. 8. – 10. 11. 2009) haben bestanden:<br />
OLG-Sprengel Graz:<br />
VB Mario Faller BG Deutschlandsberg<br />
VB Anita Grundner BG Leibnitz<br />
VB Sarah-Katharina Presger BG Leoben<br />
VB Christian Winzig BG Graz-Ost<br />
VB Thomas Zwettler BG Bruck/Mur<br />
Die Prüfung im Arbeitsgebietslehrgang in Verlassenschafts- und Pflegschaftssachen sowie in Angelegenheiten<br />
des Gerichtserlages und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse (19. 1. – 13. 4. <strong>2010</strong>)<br />
haben bestanden:<br />
OLG-Sprengel Graz:<br />
VB MMaga. Michaela<br />
Eigner-Pleschberger BG Klagenfurt<br />
VB Erika Santer BG Spittal/Drau<br />
VB Claudia Sommer dzt. BG Klagenfurt<br />
Herzlichen Glückwunsch!
Der Österreichische Recht§pfleger <strong>Rechtspfleger</strong>kurse<br />
Kurse im<br />
<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />
Arbeitsgebietslehrgang in Verlassenschaftssachen, Kindschafts- und Sachwalterschaftsangelegenheiten,<br />
sowie Angelegenheiten des Gerichtserlages<br />
und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse:<br />
17. August – 10. November <strong>2010</strong><br />
Grundlehrgang für <strong>Rechtspfleger</strong>anwärter/innen:<br />
25. August – 24. November <strong>2010</strong><br />
Arbeitsgebietslehrgang in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenzsachen:<br />
1. September – 23. November <strong>2010</strong><br />
43
Impressum Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Impressum:<br />
DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />
Verein zur Förderung der <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />
Hersteller: A3 Werbeservice GmbH, Linz<br />
Chefredakteur:<br />
Werner GSCHWANDTNER<br />
4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />
E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Fachredakteure:<br />
Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />
Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />
Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />
Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Insolvenzsachen: Martin METZ<br />
<strong>Justiz</strong>verwaltung: Walter <strong>ZA</strong>UNMÜLLER<br />
44<br />
Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />
<strong>Rechtspfleger</strong> sowie für sonstige interessierte Personen,<br />
Organisationen und Firmen.<br />
Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />
(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />
u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechts -<br />
pfleger.<br />
Zitierweise: „ÖRPfl“<br />
Kontaktadresse:<br />
1016 Wien, Schmerlingplatz 11<br />
Tel.: 01/52 152-3430<br />
Fax: 01/52 152-3401<br />
E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />
Bankverbindung:<br />
Raiffeisenbank Wels<br />
BLZ 34680, Kto.Nr. 641019
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