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Rechtspfleger_U1_U4:Rechtspfleger_U1_U4 Juni 2010 - ZA Justiz

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I NFORMATIONSORGAN FÜR R ECHTSPFLEGERI NNEN UND LEITENDE J USTIZBEDIENSTETE IN Ö STERREICH<br />

€ 4,50 Ausgabe <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong><br />

Aktuelles aus<br />

der Personal -<br />

vertretung<br />

Verbesserbares<br />

am Verlassenschafts<br />

verfahren<br />

Ausländer -<br />

beschäftigungsgesetz<br />

und<br />

Firmenbuch -<br />

verfahren<br />

Aktuelles zum<br />

elektronischen<br />

Dienstausweis<br />

Einladung zum<br />

Kongress <strong>2010</strong><br />

der Österreichischen <strong>Rechtspfleger</strong>Innen und<br />

Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten in Velden


Waltraud Orgler, ÖBV Mitarbeiterin<br />

Beste Aussichten<br />

auf finanzielle<br />

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Mit der ÖBV durchs Leben


Der Österreichische Recht§pfleger Editorial<br />

Werner<br />

Gschwandtner<br />

Chefredakteur<br />

E-Mail:<br />

werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Editorial<br />

Schmerzgrenze<br />

Viele starke Worte, eine bundesweite E-Mail-Kampagne,<br />

Kampfmaßnahmen und so manche Untergriffe haben in<br />

den letzten Monaten das <strong>Justiz</strong>geschehen geprägt.<br />

Schlagzeilen wie „Richteraufstand“, „Überforderte<br />

<strong>Justiz</strong>“ und „Rechtsstaat in Gefahr“ haben die<br />

Medienlandschaft über Wochen bestimmt. Über<br />

Wirkung und Erfolg gibt es unterschiedliche Meinungen.<br />

In der Theorie könnte die <strong>Justiz</strong> zufrieden sein. In<br />

Zeiten einer globalen Wirtschaftskrise und einem<br />

strikten nationalen Sparkurs der Bundesregierung<br />

für den gesamten Öffentlichen Dienst ist es gelungen,<br />

die politische Zusage für 151 zusätzliche<br />

Planstellen zu bekommen. Grundsätzlich also ein<br />

Erfolg, dem Anerkennung gebührt. Im grauen Alltag<br />

hält sich die Zufriedenheit allerdings in Grenzen.<br />

Die Gründe dafür sind vielfältig.<br />

Da wäre einerseits die Solidarität, Anerkennung,<br />

Begegnungskultur und Loyalität zwischen den<br />

Berufsgruppen. In diesen charakterlichen Disziplinen<br />

waren die Begriffe wie „Gemeinsam“ oder<br />

„Wertschätzung“ eher nur als Einbahnstraße<br />

erkennbar. Auf der anderen Seite gilt es die Handschlagqualität<br />

der Verhandlungspartner zu bewerten.<br />

Die traurige Wahrheit ist, dass keine einzige<br />

zusätzliche Planstelle im Bereich der Rechtspfle -<br />

gerInnen und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten erreicht<br />

wurde. Offensichtlich ist es nur bei Festreden<br />

üblich, die hervorragenden Leistungen der österreichischen<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>Innen anzuerkennen.<br />

Schon seit Jahren arbeitet unsere Berufsgruppe<br />

weit über die zumutbaren Normen. Entsprechende<br />

Forderungen der Standes- und Personalvertretung<br />

wurden bisher negiert. Zur Erinnerung sei an dieser<br />

Stelle angemerkt, dass rund 80 Prozent des<br />

gesamten Geschäftsanfalls der österreichischen<br />

Gerichte durch <strong>Rechtspfleger</strong>Innen eigenverant-<br />

wortlich als Organe der Rechtsprechung<br />

erledigt werden. Es<br />

ist daher nur allzu verständlich,<br />

dass Bezeichnungen wie „Hilfspersonal“<br />

oder „bewährte Mitarbeiter<br />

für einfachere Sachen“<br />

Emotionen, Enttäuschung und<br />

Ärger auslösen.<br />

Fakt ist, dass die Umsetzung<br />

der politischen Verhandlungsergebnisse<br />

offenbar nicht friktionsfrei<br />

und noch in diesem<br />

Jahr erfolgen können. Tatsache<br />

ist auch, dass ein Erlass des<br />

<strong>Justiz</strong>ministeriums zusätzliche<br />

Einsparungen in der Gerichtskanzlei<br />

bei Aufnahme von<br />

zusätzlichen RichteramtsanwärterInnen<br />

bewirkt. Hier verlangt<br />

die Personalvertretung bisher<br />

erfolglos die Entkoppelung der<br />

Planstellenbereiche. Wo bleibt<br />

die Fürsorgepflicht unseres<br />

Dienstgebers?<br />

Ich vermute, dass die Leidensbereitschaft<br />

allmählich an ihre<br />

Grenzen stößt. Auch <strong>Rechtspfleger</strong>Innen<br />

und Leitende <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />

haben eine<br />

Schmerzgrenze<br />

meint Ihr<br />

Werner Gschwandtner<br />

1


Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Inhalt<br />

Editorial ............................................................................ 1<br />

Zentralausschuss aktuell ................................................. 3<br />

Trauer um Kollegin Silvia Mestnik ................................. 4<br />

Kongress <strong>2010</strong> ................................................................. 5<br />

Kongressanmeldung/Zimmerreservierung ..................... 7<br />

Außerstreit ........................................................................ 9<br />

– Verbesserbares am Verlassenschaftsverfaren ............. 9<br />

– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 12<br />

Firmenbuch .................................................................... 22<br />

– Ausländerbeschäfigungsgesetz im Zusammenhang<br />

mit dem Firmenbuchverfahren im Überblick ......... 22<br />

– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 26<br />

2<br />

Grundbuch ..................................................................... 29<br />

– <strong>2010</strong> ........................................................................... 29<br />

– Rechtsmittelentscheidungen ...................................... 32<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung ............................................................. 39<br />

– Der elektronische Dienstausweis (eDA) – ein<br />

wichtiger Baustein für modernes und sicheres<br />

E-Government ........................................................... 39<br />

<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat ................................ 42<br />

Impressum ..................................................................... 44


Der Österreichische Recht§pfleger Zentralausschuss aktuell<br />

Gerhard<br />

Scheucher<br />

Vorsitzender des Zentral aus -<br />

schusses beim Bundes minis -<br />

terium für <strong>Justiz</strong><br />

E-Mail:<br />

gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />

Mehrleistungszulagen<br />

Das Bundeskanzleramt hat in<br />

einem Schreiben an das Bundesministerium<br />

für <strong>Justiz</strong> die<br />

Auszahlung der Mehrleistungszulagen<br />

für alle <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

ab November <strong>2010</strong><br />

in Frage gestellt. In Gesprächen<br />

mit der GÖD und dem<br />

Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />

sind sofort Maßnahmen eingeleitet<br />

worden (Änderung<br />

des § 18 Gehaltsgesetz), um<br />

die Anweisung dieser Nebengebühren<br />

auch ab November<br />

<strong>2010</strong> zu sichern. Ich habe<br />

unmissverständlich dargestellt,<br />

dass eine Abschaffung dieser<br />

Zulage zu einem Kollaps der<br />

Gerichtsbarkeit führen würde.<br />

Planstellen<br />

Die Kürzungen der Vollbeschäftigungsäquivalente<br />

bzw.<br />

die Planstellenreduzierungen<br />

betreffen primär nicht den<br />

Bereich des gehobenen<br />

Dienstes. Durch den Aufnahmestop<br />

bei einzelnen Oberlandesgerichten<br />

kann es aber<br />

vorkommen, dass einzelne<br />

Planstellen des gehobenen<br />

Liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen!<br />

Als Vorsitzender des Zentralausschusses beim Bundesministerium<br />

für <strong>Justiz</strong> und der Bundesvertretung <strong>Justiz</strong><br />

in der GÖD freut es mich, über Themen die uns beschäftigen<br />

zu informieren<br />

Dienstes verspätet nachbesetzt werden. Nach<br />

einer Anweisung des Bundesministeriums für<br />

<strong>Justiz</strong> sind mit 1. 4. <strong>2010</strong> österreichweit mehr als<br />

100 B- oder v2-Planstellen nicht besetzt.<br />

Um den enormen Arbeitsanfall der Rechtspfle -<br />

gerInnen bewältigen zu können wird es in<br />

Zukunft notwendig sein, auch Ersatzkräfte für<br />

herabgesetzte Wochendienstzeiten und Karenzurlaube<br />

v2-wertig nachzubesetzen und noch eventuell<br />

vorhandene Unterbesetzungen (Handwerker<br />

etc. sitzt auf B- oder v2-Planstelle) zu verändern.<br />

Dies gilt insbesonders auch für den Vorschlag des<br />

Zentralausschusses beim Bundesministerium für<br />

<strong>Justiz</strong>, weitere Agenden der Rechtspflege (Wertgrenzenentfall<br />

bei Verlassenschaftsverfahren und<br />

Privatkonkursverfahren, zusätzliche Agenden im<br />

Firmenbuchverfahren) bei Zuweisung von zusätzlichen<br />

Arbeitskapazitäten vom Richter zum<br />

<strong>Rechtspfleger</strong> zu übertragen.<br />

Grundausbildung Jv<br />

Durch den Einsatz vieler Kolleginnen und Kollegen<br />

aus dem Bereich der Jv und der raschen<br />

Umsetzung des Projektes durch das Bundesministerium<br />

für <strong>Justiz</strong> ist es gelungen, die Grundausbildung<br />

im Jv-Bereich der <strong>Justiz</strong> (Geschäftsstellenleiter/innen,<br />

Revisoren, Sachbearbeiter/innen bei<br />

den OLG’s und dem Bundesministerium für <strong>Justiz</strong>)<br />

auf eine moderne, den Anforderungen einer<br />

modernen <strong>Justiz</strong> entsprechenden Grundausbildung<br />

anzubieten. Die Vermittlung des Stoffes in<br />

11 Modulen und 3 Teilprüfungen sorgt dafür, auch<br />

im Bereich der Jv bestens geschulte und motivierte<br />

Mitarbeiter/innen zum Einsatz bringen zu können.<br />

In weiterer Folge sollten einzelne Module<br />

berufsbegleitend absolviert werden können.<br />

Obwohl im öffentlichen Dienst die durch die<br />

Rasenmähermethode verordnete Sparwut keinen<br />

Bereich ungeschoren lässt kann doch festgestellt<br />

werden, dass es durch das Zusammenwirken<br />

aller maßgeblichen Stellen – vom Bundesministerium<br />

für <strong>Justiz</strong> bis zur Personal- und Standesvertretung<br />

– doch gelungen ist, einen Kollaps des<br />

<strong>Justiz</strong>systems vorerst zu verhindern.<br />

Grundbuch<br />

Das Bundesministerium für<br />

<strong>Justiz</strong> ist in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bundesrechenzentrum<br />

bemüht, den Termin<br />

16.08.<strong>2010</strong> als „BIG-BANG“<br />

(Umstellung auf GB-neu) zu<br />

realisieren.<br />

Der gesetzlichen Personalvertretung<br />

ist es aber besonders<br />

wichtig, trotz der Schnittstellenproblematik<br />

mit den Vermessungsämtern(Trennstücktabelle),<br />

bereits zu Beginn der<br />

Schulung der <strong>Rechtspfleger</strong>/innen<br />

und Fachbeamten/innen<br />

wie im Echtbetrieb<br />

ADV-Grundbuch funktionierende<br />

Geschäftsfälle zu bearbeiten.<br />

Bei Nichtvorhandensein<br />

dieser Schulungsunterlagen<br />

ist eine Zustimmung des<br />

Zentralausschusses beim Bundesministerium<br />

für <strong>Justiz</strong> zu<br />

dieser Maßnahme ausgeschlossen.<br />

Des Weiteren wird<br />

es unbedingt notwendig sein,<br />

die Abgrenzungen der Arbeiten<br />

im Grundbuch-neu zwischen<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>/innen<br />

und Gerichtskanzlei in einzelnen<br />

Punkten genau zu definieren.<br />

Für weitere Fragen und Auskünfte<br />

stehe ich gerne unter<br />

der Tel.Nr. 0676 8989 16000<br />

zur Verfügung.<br />

Ihr<br />

Gerhard Scheucher<br />

3


4<br />

Unfassbar geben wir die traurige Nachricht, dass meine Gattin,<br />

unsere Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin, Tante,<br />

Nichte und Kusine, Frau<br />

Silvia Mestnik<br />

geb. Beitelberger<br />

am Mittwoch, dem 16. Dezember 2009, im 43. Lebensjahr mitten aus dem<br />

Leben gerissen wurde.<br />

Immer und überall werden Spuren deines Lebens sein. Gedanken, Bilder,<br />

Augenblicke und Gefühle werden uns immer an dich erinnern.<br />

Wir bitten, ihrer im Gebet zu Gedenken.<br />

Ludwig, Lisa und Viktoria<br />

Erna und Karl<br />

Oma Mary<br />

Renate, Hermann und Lukas<br />

Kurt, Traudi, Jürgen und Karin<br />

im Namen aller Verwandten<br />

Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Trauer um Kollegin<br />

Silvia Mestnik<br />

ADir. Silvia Mestnik wurde am 6. Mai 1967 geboren.<br />

Sie war verheiratet und Mutter einer zehn- und einer<br />

neunjährigen Tochter<br />

1984 trat sie in den <strong>Justiz</strong>dienst ein, war ab 1991 beim<br />

Bezirksgericht Döbling und ab 1998 beim Bezirksgericht<br />

Hollabrunn tätig. Sie war Außerstreitrechtspflegerin und<br />

hat die damit zusammenhängenden Prüfungen durchgehend<br />

mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden. ADir. Silvia<br />

Mestnik war nicht nur eine ausgewiesene Fachfrau als<br />

Außerstreitrechtspflegerin, sondern seit März 2007 auch<br />

mit der Funktion der Vorsteherin der Geschäftsstelle des<br />

Bezirksgerichts Hollabrunn betraut. Dabei zeichnete sie<br />

sich durch besonderes Engagement, effiziente Arbeitsweise<br />

und einen modernen Führungsstil aus, der aber auch<br />

und ganz besonders von einem menschlichen Aspekt<br />

geprägt war. Von ihren Mitarbeitern wurde sie daher nicht<br />

nur akzeptiert und respektiert, sondern auch sehr geschätzt.<br />

Am 16. Dezember 2009 ist sie wie immer ihrer Arbeit nachgegangen und wurde im<br />

Dienst Opfer eines schrecklichen Verbrechens. Mit großer Betroffenheit und Trauer<br />

musste die <strong>Justiz</strong>familie erfahren, dass Silvia Mestnik nicht mehr ist. Der Verlust für die<br />

Familie ist unendlich und nicht begreifbar, er ist aber auch für die <strong>Justiz</strong> sehr sehr<br />

groß.


Der Österreichische Recht§pfleger Kongress <strong>2010</strong><br />

Einladung zum Kongress<br />

der Österreichischen <strong>Rechtspfleger</strong>Innen<br />

und Leitenden <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Als Organisationsleiter darf ich Sie recht herzlich zum<br />

Kongress in Velden am Wörthersee einladen.<br />

Mein Team und ich haben uns bemüht ein inhaltsreiches<br />

und interessantes Programm anzubieten. Ein herzlicher<br />

Dank gebührt den Arbeitskreisleitern, die mit den Referenten<br />

dafür Sorge tragen werden, dass Sie über Neuerungen<br />

in allen Bereichen der Rechtsprechung informiert<br />

werden.<br />

Dieser Kongress dient nicht nur der Information aus erster<br />

Hand, sondern dokumentiert auch die Wichtigkeit des<br />

Berufsstandes in der Öffentlichkeit für den österreichischen<br />

Staatsbürger.<br />

Als Rahmenprogramm ist durch die Unterstützung der<br />

Frau Bundesministerin Mag. a Claudia Bandion-Ortner,<br />

sowie dem Bürgermeister der Marktgemeinde Velden<br />

Herrn Ferdinand Vouk ein Abendempfang am 29. 9. <strong>2010</strong><br />

mit anschließendem Casinoempfang und am 30. 9. ein<br />

„Kärntner Abend“ im Tagungszentrum vorgesehen.<br />

Im Anschluss darf ich das Programm des Kongresses<br />

sowie das Anmeldeformular, das auch auf der Homepage<br />

des <strong>ZA</strong> ( www.zajustiz.at ) veröffentlicht wird, zur Kenntnis<br />

bringen.<br />

Programm<br />

Mittwoch, 29. September <strong>2010</strong><br />

bis 13.30<br />

Uhr Eintreffen der Teilnehmer<br />

14.00 Uhr<br />

Eröffnungsfestakt<br />

Donnerstag, 30. September <strong>2010</strong>:<br />

09.00 Uhr<br />

Fachtagungen 1. Außerstreit<br />

2. Firmenbuch<br />

3. Grundbuch<br />

4. <strong>Justiz</strong>management<br />

5. Zivilprozess-, Exekutions- und<br />

Insolvenz<br />

Detailinformationen siehe nächste Seite<br />

Zimmerreservierungen können ausschließlich über die<br />

Veldener Tourismusgesellschaft unter der E-Mail:<br />

aigner@velden.at abgewickelt werden. Für den Kongress<br />

wurden ausreichend Zimmer in Velden vorreserviert.<br />

Mit Erlass des BMJ wurden für die Teilnehmer/innen am<br />

Kongress folgende Reisekostenzuschüsse festgesetzt:<br />

Vorarlberg und Tirol (ausgenommen Osttirol),<br />

OÖ, Wien, NÖ und Burgeland € 90,–<br />

Salzburg, Steiermark und Osttirol € 60,–<br />

TeilnehmerInnen aus Kärnten erhalten keine Zuschüsse.<br />

Der Zuschuss wird den Bediensteten bei ihrem Aufenthalt<br />

in Velden nach Ende der Veranstaltung ausbezahlt.<br />

Mit der Hoffnung auf zahlreiche Teilnahme am Kongress<br />

verbleibe ich mit freundlichen Grüßen<br />

Gerhard Scheucher<br />

Vorsitzender des Fachausschusses b. OLG Graz<br />

Leiter der Organisation<br />

Freitag, 1. Oktober <strong>2010</strong>:<br />

08.30 Uhr<br />

Strategien zur Deeskalation konfliktgeladener<br />

Situationen<br />

Referenten: OStA Mag. Thomas Salfelner, BMf<strong>Justiz</strong><br />

Dr. Patrick Frottier, forensischer Psychiater<br />

und Psychotherapeut<br />

12.30 Uhr<br />

Kongressende<br />

5


Kongress <strong>2010</strong> Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Arbeitskreis Außerstreit<br />

09.00 bis 10.30 Uhr<br />

Vermögensverwaltung nach §§ 133 AußStrG und<br />

Sachwalterentschädigung<br />

Referent: Dr. Hans WEITZENBÖCK, LG St. Pölten<br />

11.00 bis 12.00 Uhr<br />

Vertretungshandlung und Genehmigungserfordernis<br />

als Gebührentatbestand<br />

Referenten: Mag. Martina LOEBEL,<br />

Richterin b. BG Klagenfurt<br />

ADir Franz HANDLER, LG f ZRS Graz<br />

13.30 bis 14.30 Uhr<br />

Österr. Unterhaltsvorschuss im EU Kontext<br />

(VO 883/2004)<br />

Referent: Univ. Ass. Dr. Elias FELTEN,<br />

Universität Salzburg<br />

15.00 bis 16.00 Uhr<br />

Aktuelle Entwicklung im Österrr. Familienrecht –<br />

ein Überblick<br />

Referent: Mag. Michael REITER, BMf<strong>Justiz</strong><br />

Arbeitskreis Firmenbuch<br />

09.00 bis 10.30 Uhr<br />

Aktuelle Probleme bei der Bestellung und Abberufung<br />

von Mitgliedern des Stiftungsvorstandes<br />

Möglichkeit zur Diskussion<br />

Referent: Dr. Klaus Jennewein, LG Innsbruck<br />

11.00 bis 12.30 Uhr<br />

Das Aktienrechtsänderungsgesetz 2009<br />

Möglichkeit zur Diskussion<br />

Referent: ADir. Wilhelm Birnbauer, LG Wr. Neustadt<br />

14.00 bis 15.00 Uhr<br />

Die GmbH: Steuerrechtliche Anknüpfungspunkte<br />

Möglichkeit zur Diskussion<br />

Referent: Hofrat Dr. Ernst Körner, Fachvorstand bei den<br />

Finanzämtern Judenburg und Liezen<br />

15.10 bis 15.50 Uhr<br />

Aktuelles zum ADV-Firmenbuch<br />

Referent: Gerhard Grames, BRZ bzw. BMJ Abt. Pr 5<br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Firmenbuchrechtlich bedeutsame Judikatur aus den<br />

Jahren 2008 bis <strong>2010</strong><br />

Möglichkeit zur Diskussion<br />

Referent: ADir. Rainer Jäger, LG Wels<br />

ArbeitskreisGrundbuchs- und<br />

Schiffsregistersachen<br />

09.00 -10.30 Uhr:<br />

Legistische Begleitmaßnahmen zu GB-Neu<br />

(Ausblick, Klärungen bestehender Fragen)<br />

mit anschließender Diskussion<br />

6<br />

Referent: StA Mag. Matthias Potyka, BM f <strong>Justiz</strong><br />

10.45 – 12.30 Uhr:<br />

Vorstellung Erweiterungen GB-Neu, Zusammenarbeit<br />

Vermessungsämter - <strong>Justiz</strong><br />

Referenten: LStA Dr. Martin Schneider + Pr V<br />

14.00 – 16.15 Uhr:<br />

Aktuelle Fragen und Entscheidungen zum<br />

Grundbuchsrecht<br />

Referenten: UnivProf. HR Dr. Georg Kodek, OGH<br />

ADir Johannes Kuster, BG Graz-Ost<br />

Arbeitskreis <strong>Justiz</strong>management<br />

09.00 – 11.00 Uhr<br />

Ausblick auf das neue Haushaltsrecht<br />

Sicherheit in Gerichtsgebäuden<br />

Referentin: LStAin Dr. Monika ZBIRAL, BMf<strong>Justiz</strong><br />

11.00 – 13.00Uhr<br />

Der gehobene Dienst in der <strong>Justiz</strong> – die zweite Säule<br />

der dritten Gewalt<br />

Referent: LStA Dr. Wolfgang KIRISITS, BMf<strong>Justiz</strong><br />

14.30 – 16.30 Uhr<br />

Aktuelle Fragen aus den Bereichen Dienstrecht,<br />

Controlling und Planstellenbewirtschaftung<br />

Referenten: LStA Dr. Anton PAUKNER, BMf<strong>Justiz</strong><br />

OStA Mag. Gerhard NOGRATNIG, BMf<strong>Justiz</strong><br />

anschließend<br />

Die funktionelle Personalverwaltung aus der Sicht<br />

der Personalvertretung<br />

Referent: ADir RR Gerhard Scheucher, OLG Graz<br />

Arbeitskreis Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Insolvenzsachen<br />

9.00 – 11.30 Uhr<br />

Aktuelle Probleme im Privatkonkurs;<br />

Beantwortung allfälliger Fragen und Diskussion<br />

Referent: UnivProf Hofrat des OGH,<br />

LL.M. Dr. Georg Kodek<br />

13.00 – 14.30 Uhr<br />

Exekution auf andere Vermögensrechte<br />

(Zuständigkeit, Pfändung und Verwertung)<br />

je mit Schwerpunkte - Domainvertrag<br />

- Wertpapiere<br />

- Gewerberechte<br />

Referent: Dr. Jürgen Rassi, OLG Wien<br />

15.00 – 16.00 Uhr<br />

Schnittstellenproblematik<br />

Rechtsprechung – FEX-Leitungseinheit –<br />

für einen effizienten Gerichtsvollzug<br />

Referent: N.N.<br />

16.00 – 17.00 Uhr<br />

Probleme der internationalen Zustellung<br />

Referent: LStA Dr. Robert Fucik, BMf<strong>Justiz</strong>


Der Österreichische Recht§pfleger Kongress <strong>2010</strong><br />

<strong>Rechtspfleger</strong>kongress<br />

29. September bis 1. Oktober <strong>2010</strong> – Casino Velden<br />

Kongressanmeldung<br />

Ich melde mich zum Kongress <strong>2010</strong> an:<br />

Termin: 29. September bis 1. Oktober <strong>2010</strong><br />

Tagungsort: Velden am Wörthersee<br />

Name:<br />

Adresse:<br />

Dienststelle:<br />

Telefon:<br />

E-Mail:<br />

Sparten: A FB GB Jv E<br />

Zimmerreservierung<br />

Ich bitte um folgende Zimmerreservierung:<br />

Ankunftstag: Abreisetag:<br />

Einzelzimmer: Doppelzimmer:<br />

Begleitperson:<br />

Hotelkategorie:<br />

****Hotels zentrale Lage: EZ EURO 70 – 120<br />

DZ EURO 70 - 95<br />

***Hotels zentrale Lage: EZ/DZ EURO 45 - 60<br />

Frühstückspensionen zentral: EZ/DZ EURO 35 - 45<br />

Die Preise verstehen sich selbstverständlich in allen<br />

Kategorien pro Person und Nacht inkl. Frühstück!<br />

Selbstverständlich sind wir bemüht, Ihre Hotelwünsche<br />

bestmöglich zu erfüllen. Sollten allerdings in der<br />

gewünschten Kategorie keine freien Kapazitäten verfügbar<br />

sein, so werden wir Ihnen natürlich eine entsprechenden<br />

Alternative anbieten.<br />

Aus organisatorischen Gründen wird ersucht,<br />

die Anmeldung auf einen Arbeitskreis zu beschränken.<br />

Nur vollständig ausgefüllte Anmeldungen können<br />

berücksichtigt werden!!<br />

Pro Teilnehmer bitte eine Anmeldung ausfüllen!<br />

Anmeldefax-Nr: 01/52 152-3401<br />

E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />

Kongressorganisator:<br />

Gerhard Scheucher, Tel. 0676/8989 16000<br />

Kongressbüro:<br />

Susanne Mazura, Tel.: 01/52 152-3430<br />

Mobil: 0676 8989 16001<br />

E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />

✃<br />

BITTE VOLLSTÄNDIG und<br />

IN BLOCKBUCHSTABEN AUSFÜLLEN<br />

Name:<br />

Adresse:<br />

Tel./Fax.<br />

E-Mail:<br />

Bitte senden/faxen Sie dieses Formular<br />

an folgende Adresse:<br />

Veldener Tourismusgesellschaft<br />

z. Hd. Frau Sabine Aigner<br />

Villacher Straße 19, 9220 Velden<br />

Tel. +43/4274/2103-16, Fax +43/4274/2103-50<br />

E-Mail: aigner@velden.at Internet: www.velden.co.at ✃<br />

7


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

ADir.<br />

Siegmund<br />

Gruber<br />

Fachredakteur Außerstreit<br />

BG Mattersburg<br />

E-Mail:<br />

siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Außerstreit<br />

Verbesserbares am Verlassenschaftsverfahren<br />

Einleitung<br />

Das neue Verlassenschaftsverfahren hat seine<br />

Bewährungsprobe bestanden. Während das<br />

AußStrG 2005 zum Stichtag 01.02.<strong>2010</strong> nicht weniger<br />

als zehnmal novelliert wurde, ist der Rechtsbestand<br />

der § 143 ff AußStrG bis auf eine Wertgrenzenänderung<br />

erstaunlich stabil.<br />

Eine anfangs geführte Diskussion einer Nachbesserung<br />

(vgl zB. Bittner, Informations- und Kommunikationsdefizite<br />

im neuen Verlassenschaftsverfahren,<br />

Der Österreichische <strong>Rechtspfleger</strong> 2005,<br />

Heft 2, 9 ff u.a.) ist sanft entschlafen. Das Verlassenschaftsverfahren<br />

funktioniert also, die Rechtspraxis<br />

hat sich, sicherlich auch mit lokalen Unterschieden,<br />

wie auch im alten Verlassenschaftsverfahren<br />

mit der neuen Rechtslage „arrangiert“.<br />

Manchmal schreckt seltene neue Judikatur auf,<br />

etwa die Entscheidung 2 Ob 53/09 x (= ÖJZ <strong>2010</strong>,<br />

174), das die Unwiderruflichkeit einer<br />

Erbsentschlagungserklärung, die vom Erbenmachthaber<br />

dem Gericht oder Gerichtskommissär vorgelegt<br />

wird, nur dann eintritt, wenn der Erbenmachthaber<br />

auch vom Entschlagenden<br />

Vollmacht hat. Konsequent – und für den Erbenmachthaber<br />

mit etwas mehr Papier und Akteninhalt<br />

sicherlich bewältigbar...<br />

Diese Zufriedenheit soll jedoch kein Grund sein,<br />

eine Verbesserungsdiskussion nicht zu führen<br />

und, wie es Knoll (RZ 1995, 102) als Veränderbares<br />

im Außerstreitverfahren formuliert hat, Verbesserbares<br />

am Verlassenschaftsverfahren hervorzustreichen.<br />

Nicht unbedingt ein Systembruch ist<br />

gewollt, eine Politik der kleinen Schritte kann<br />

erheblichen Arbeitsaufwand einsparen, Zweifelsfragen<br />

klären und damit nicht nur Erleichterungen<br />

in der <strong>Justiz</strong>, sondern auch im Notariat und bei<br />

anderen am Verfahren beteiligten Berufsgruppen<br />

bringen. Im Sinne politischer Einsparungspläne<br />

sind gerade kleine Schritte manchmal effizienter<br />

als große Reformen. An der Spitze, jedoch nicht<br />

vom Juristen, sondern von Technikern zu realisieren,<br />

steht die Forderung nach einer Einbeziehung<br />

der Notare als Gerichtskommissäre in die VJ. Es<br />

ist unverständlich, dass Ediktsentwürfe bei Gericht<br />

Univ. Doz. Mag. DDr. Ludwig Bittner,<br />

Präs. der österr. Notariatskammer<br />

abgeschrieben werden müssen,<br />

Beschlussentwürfe nach<br />

wie vor in Papierform mit vorbereiteten<br />

Fotokopien mit dem<br />

Akt bei Gericht vorgelegt werden,<br />

allfällige Änderungswünsche<br />

des <strong>Rechtspfleger</strong>s samt<br />

dem Akt wieder in Papierform<br />

dem Gerichtskommissär zugehen<br />

und die Beschlüsse<br />

schließlich mühsam kuvertiert<br />

und postalisch versandt werden<br />

müssen und dies in einer<br />

Zeit, wo sich die Programmierung<br />

des elektronisch strukturierten<br />

Antrages im Grundbuch<br />

in der Zielgeraden befindet<br />

und Notare im Rahmen der<br />

freiwilligen Feilbietung bereits<br />

die Möglichkeit haben, Einschaltungen<br />

in der Ediktsdatei<br />

selbst vorzunehmen. Diskussionen,<br />

ob und wie zur Vermeidung<br />

von Rückfragen Banken<br />

und Versicherungen<br />

Beschlussausfertigungen zugestellt<br />

werden sollen oder nicht,<br />

würden sich voraussichtlich<br />

erübrigen, wenn über die<br />

Poststraße elektronisch zugestellt<br />

werden kann. Es wäre<br />

ohne weiters denkbar, die<br />

Zustellverfügung und die<br />

betreffende Konto- oder Polizzenummer<br />

in den Beschlusstext<br />

aufzunehmen, ohne den<br />

Wesensgehalt des Beschlusses<br />

und den Geist des neuen<br />

Außerstreitverfahrens damit zu<br />

verändern und Banken und<br />

Versicherungen, sogar auf<br />

elektronischem Wege eine<br />

Beschlussausfertigung zukommen<br />

zu lassen. In Papierform<br />

bedeutet dies natürlich Arbeit.<br />

9


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Überhaupt ist die Frage, wie<br />

was im Verlassenschaftsverfahren<br />

zuzustellen ist, einer praktikablen<br />

Lösung zuzuführen.<br />

Doch damit zu konkreten<br />

Reformideen.<br />

1. Vorverfahren<br />

1.1. Todesfallaufnahme und<br />

Übernahmeprotokoll<br />

Die Regelungen des Vorverfahrens<br />

sind gelungen. Festgeschrieben<br />

werden sollte, dass<br />

auch bei Ausfolgungsverfahren<br />

eine Todesfallaufnahme vorzunehmen<br />

ist. Parteistellung, zu<br />

sichernde Gegenstände, etc.<br />

können nur aus einer Todesfallaufnahme<br />

ermittelt werden.<br />

Die Regelung über das Übernahmeprotokoll<br />

(§ 152) ist auf<br />

Grund der bekannten sprachlichen<br />

Probleme ohnedies zu<br />

novellieren. Erb- und Pflichtteilsverzichtsverträge<br />

sind als<br />

Notariatsakte errichtet und<br />

elektronisch archiviert.<br />

Ein Verweis auf diese elektronische<br />

Archivierung in Verbindung<br />

mit einer Freigabebestätigung<br />

des Urkundenarchives<br />

könnte eine Vorstufe zur elektronischen<br />

Aktenführung sein.<br />

1.2. Löschung gegenstandloser,<br />

nicht verjährter<br />

Rechte<br />

Bei den geringfügigen Erledigungen<br />

ist die Ermächtigung<br />

zur Ausstellungen von<br />

Löschungserklärungen durch<br />

die Erben gemäß § 153 Abs 2<br />

AußStrG unpraktisch.<br />

So ist nach Antragstellung und<br />

Erledigung des Antrages ein<br />

zweiter Unterschriftentermin<br />

erforderlich. Weitgehend wird<br />

wieder auf die Möglichkeit der<br />

Amtsbestätigung des § 186<br />

AußStrG zurückgegriffen.<br />

1.3. Freigabe<br />

Bei der Freigabe von Bestattungskosten<br />

ist die Verantwortung<br />

des Gerichtskommissärs<br />

näher zu definieren. Klar ist,<br />

dass er sich bei der Bestat-<br />

10<br />

tungspflicht an die entsprechenden Landesgesetze<br />

zu halten hat. Unklar ist, ob voraussichtliche Massekosten<br />

einbehalten werden müssen bzw. wer<br />

für eine fehlerhafte Erledigung haftet. Eine<br />

demonstrative Regelung im Gesetz würde helfen.<br />

Nach erforderlichen Klarstellungen würde von ihr<br />

vermehrt Gebrauch gemacht.<br />

2. Überschuldete Verlassenschaften<br />

Bei der Überlassung an Zahlungs Statt ist die<br />

Gleichrangigkeit von Bestattungskosten und Miete<br />

zu hinterfragen, zumal diverse Landesgesetze eine<br />

Bestattungspflicht für nahe Angehörige anordnen.<br />

Eine klare Vorrangregelung könnte zahlreiche<br />

Probleme in der Praxis lösen.<br />

Da der Sachwalter außerhalb der Vorgaben der<br />

KO eingefügt wurde, wäre es kein Problem, in<br />

§ 154 den Verweis auf §§ 46, 47 KO anzupassen<br />

bzw. gleich die KO im Rahmen der Insolvenznovelle<br />

zu ändern.<br />

3. Überbelastete Liegenschaft<br />

Die Rechtspraxis steht im Verlassenschaftsverfahren<br />

zunehmend vor dem Problem einer geringwertigen,<br />

aber überbelasteten Liegenschaft als einziges<br />

Nachlassaktivum.<br />

Ein Konkurskosten deckendes Vermögen ist nicht<br />

vorhanden, die Zwangsversteigerung scheitert an<br />

einem Desinteresse der Gläubiger, die lieber in<br />

einer ewigen Warteposition verharren, um doch<br />

noch irgendwann zu einem bisschen Geld zu<br />

kommen. Nachdem der Akt – Geld für den Sachverständigen,<br />

den Gerichtskommissär und das<br />

Gericht ist ohnedies nicht vorhanden – einen<br />

gewissen Umfang erreicht hat, wird aus Verzweiflung<br />

meistens der Weg der Herrenlosigkeit der<br />

Liegenschaft gewählt.<br />

Eine Bereinigung wäre nur denkbar, wenn eine<br />

gesetzliche Reglung in die Richtung Zwangsversteigerung<br />

der Liegenschaft durch das Verlassenschaftsgericht<br />

oder den Gerichtskommissär zur<br />

Bereinigung des Grundbuches und zur Herstellung<br />

einer neuen Eigentumsordnung angedacht<br />

würde, empfehlen würde sich eine Anpassung<br />

der Regelungen des §§ 119 KO, wobei statt dem<br />

Masseverwalter ein Vertreter des ruhenden Nachlasses<br />

einzuschreiten hätte. Die Herrenlosigkeit<br />

einer derartigen Liegenschaft, oft eines verfallenen<br />

Gebäudes ist mehr als unbefriedigend.<br />

4. Eigentliche Verlassenschaftsabhandlung<br />

4.1. § 810 ABGB und kein Ende<br />

Bei der Handhabung des § 810 ABGB divergieren<br />

nicht nur Judikatur und Regierungsvorlage, sondern<br />

auch die Rechtspraxis hinsichtlich der Hand-<br />

habung in lokaler Hinsicht<br />

und je nach Laune der Rechtsabteilung<br />

der Kreditinstitute.<br />

Das von Eccher in Schwimann<br />

auch für das neue Verlassenschaftsverfahren<br />

angedachte<br />

Institut der „Teileinantwortung“<br />

fehlt für einzelne<br />

gravierende Fälle, besonders<br />

bei lang dauernden Verfahren.<br />

Die Auslagerung der Lösung<br />

der Rechtsfrage, was ordentliche<br />

Verwaltung ist, auf meist<br />

unvertretene Parteien und<br />

überforderte Mitarbeiter von<br />

Kreditinstituten ist nicht gelungen.<br />

Eine klare, aber schlanke<br />

Regelung mit demonstrativen<br />

Beispielen könnte Abhilfe<br />

schaffen.<br />

4.2. Widerstreitverfahren<br />

Im Widerstreitverfahren ist<br />

nicht einzusehen, dass das<br />

wahre Erbrecht vor dem<br />

Gerichtskommissär „anerkannt“<br />

werden kann, aber nicht verglichen.<br />

Der Vergleich über<br />

das Erbrecht sollte an den<br />

Gerichtskommissär ausgelagert<br />

werden, wichtig wäre dabei<br />

eine zweifelsfreie Gebührenregelung.<br />

Ein Vertretungszwang<br />

alleine durch Rechtsanwälte<br />

erscheint bei einem derartigen<br />

Vergleich nicht nötig. Überhaupt<br />

könnte die Vertretung<br />

durch Notare im Widerstreitverfahren<br />

zielstrebiger und<br />

kostengünstiger sein als die<br />

durch Rechtsanwälte.<br />

4.3. Verlassenschaftsverfahren<br />

und Genehmigung<br />

durch das Sachwalterschaft-<br />

oder<br />

Pflegschaftsgericht<br />

Das neue Verlassenschaftsverfahren<br />

ist schlank, in manchen<br />

Teilen aber wieder langsam<br />

und teuer. Die strikte Trennung<br />

der Zuständigkeiten über<br />

die pflegschaftsgerichtliche<br />

Genehmigung von Rechtsakten<br />

im Verlassenschaftsverfahren<br />

(insbesondere Erb- und<br />

Pflichtteilsübereinkommen) hat<br />

zwar rechtsstaatliche Argumente<br />

für sich, die mehrfache


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Gerichtsgebührenpflicht, die<br />

Belastung mehrerer Richter<br />

oder <strong>Rechtspfleger</strong> und der<br />

Zeitaufwand ist in geringfügigen<br />

Fällen auch unter dem<br />

Gesichtspunkt des Spargedankens<br />

nicht vertretbar. Eine<br />

Wiedereinführung der alten<br />

Regelung bei einer vielleicht<br />

etwas klareren Abgrenzung<br />

könnte erhebliche Einsparungseffekte<br />

bringen.<br />

4.4. Substitution<br />

Die Regelungen über die Substitutionsabhandlung<br />

sind in<br />

jeder Hinsicht zu kurz geraten.<br />

Das Gesetz geht nur mehr<br />

davon aus, dass im Einantwortungsbeschluss<br />

gewisse<br />

Beschränkungen einzuverleiben<br />

sind. Die Genehmigung<br />

des Substitutionsgerichtes hinsichtlich<br />

der Aufhebung oder<br />

Änderung substitutionsgerichtlicher<br />

Beschränkungen zu Lebzeiten<br />

des Vorerben, aber auch<br />

die Substitutionsabhandlung<br />

an sich nach Ableben des Vorerben<br />

bedürfen einer konkreteren<br />

Regelung.<br />

4.5. Separation<br />

Traurig ist, dass die Nachlassseparation<br />

von der Außer streit -<br />

reform nicht inhaltlich berührt<br />

wurde. Nachdem offenbar<br />

gewisse Rechtskreise noch<br />

immer Interesse an diesem<br />

Rechtsinstitut haben, sollte<br />

zumindest eine gesetzliche<br />

Regelung vorgesehen werden,<br />

dass die Nachlassseparation<br />

nur wertmäßig Nachlassteile<br />

umfasst, die der Forderung des<br />

Gläubigers entsprechen, aber<br />

nicht den ganzen Nachlass.<br />

5. Kuratoren<br />

5.1. Belohnung<br />

Eine nicht für Zwecke der Verlassenschaftsverwaltung<br />

gedachte Novellierung der<br />

ABGB<br />

(§ 276 i.d.F. BGBl. I 2006/92)<br />

hat einer verschwindenden<br />

Minderheit von Kuratoren, denen ihre berufliche<br />

Reputation offenbar egal ist, eine erhebliche Einkommenssteigerung<br />

gebracht. Die Belohnung von<br />

Verlassenschaftskuratoren sollte einer gesetzlichen<br />

Regelung zugeführt werden, die sich an anderen<br />

Kriterien orientiert als die Sachwalterbelohnung,<br />

die auf die Verwaltung des Vermögens eines<br />

lebenden Kuranden ausgerichtet ist.<br />

5.2. zwingende Bestellung bei kridamäßigen<br />

Nachlassverteilungen<br />

Umgekehrt erscheint die Bestellung von Kuratoren<br />

bei kridamäßigen Nachlassverteilungen zwingend<br />

erforderlich, da Fragen der Verjährung, eine<br />

fehlenden Arbeitnehmerveranlagung, etc. nur von<br />

einem Kurator geprüft werden können. Eine kridamäßige<br />

Verteilung alleine durch den Gerichtskommissär<br />

ist oft unmöglich, da der Gerichtskommissär<br />

während des Verfahrens nur Verwahrungsaber<br />

keine Vertretungshandlungen für den Nachlass<br />

setzen darf. Vertretungshandlungen stehen<br />

nur einem Vertreter wie zB einem Verlassenschaftskurator<br />

zu, der auch Parteistellung hat.<br />

6. § 6a GKG<br />

Die Diskussionen in einigen Gerichten erstaunen<br />

im Hinblick auf den klaren Wortlaut der Gesetzesmaterialien.<br />

Die vom Gesetz verbotenen „Geschäfte“<br />

des Gerichtskommissär und seiner Mitarbeiter<br />

mit der Verlassenschaft sind nach den Erläuterungen<br />

der Regierungsvorlage, die auch festhalten,<br />

dass nur bestehendes Standesrecht festgeschrieben<br />

werden sollte, keine Geschäfte, die das<br />

Berufsrecht gestatten. Das Gesetz wollte lediglich,<br />

wie bisher auch das Standesrecht, erfolgreich verhindert,<br />

dass sich der Gerichtskommissär oder<br />

seine Mitarbeiter im Ankauf von Liegenschaften,<br />

Kraftfahrzeugen und Schmuckgegenständen des<br />

Erblassers üben. Das der Notar im Rahmen des<br />

Verlassenschaftsverfahrens Vermögen verwaltet,<br />

Treuhänder ist und Verträge mit der Verlassenschaft<br />

errichtet, ist seine ureigenste Funktion, die<br />

mit der als Gerichtskommissär nicht nur vereinbart<br />

werden kann, sondern vereinbart werden<br />

muss. Ein Gutachten zum Thema von Univ.Prof.<br />

Dr. Georg Kodek ist in NZ <strong>2010</strong>, 110 erschienen.<br />

7. Rechtskraft<br />

Die Regelung des § 180 Abs 1 AußStrG hat sich<br />

mir im engsten Anwendungsbereich bewährt.<br />

Kraft eines Größenschlusses gilt sie ohnedies bei<br />

allen anderen Entscheidungen im Verlassenschaftsverfahren.<br />

Daraus könnte ein allgemeines<br />

Instrument für die der Rechtsführsorge gewidmeten<br />

Verfahren im Außerstreitgesetz gewonnen<br />

werden. Besonders im Pflegschaftsverfahren wäre<br />

bei Genehmigungen der Vorweg – Rechtsmittelverzicht<br />

denkbar und praxisgerecht.<br />

8. Ausblick<br />

Die <strong>Rechtspfleger</strong>Innen sind<br />

Vorschlägen des Notariates für<br />

Reformen im Verlassenschaftsverfahren<br />

immer positiv<br />

gegenübergestanden. Es liegt<br />

an der Politik, auch kleine<br />

Schritte zu verwirklichen.<br />

11


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Rechtsmittel entscheidungen<br />

Fachbereich Außerstreit<br />

1) <strong>Rechtspfleger</strong>sammlung<br />

AußerStreit<br />

Die in der Sammelmappe der<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>besprechung<br />

abgedruckten Entscheidungen<br />

werden nur auszugsweise<br />

angeführt. Sollte Interesse am<br />

Bezug der Sammelmappe mit<br />

den anonymisierten Volltextentscheidungen<br />

bestehen,<br />

kann diese entweder bei ADir.<br />

Walter Tatzber, BG Innere<br />

Stadt Wien 01/51528/545 oder<br />

ADir. Siegmund Gruber<br />

02626/62715/21 bestellt werden.<br />

a) RpflSlgA 9210<br />

Verfassungsgerichtshof vom<br />

2.7.2009, G 18/08 ua.<br />

Entschädigung des Sachwalters<br />

gemäß § 276 ABGB<br />

gemessen an der Mühewaltung<br />

des Sachwalters,<br />

begrenzt der Höhe nach,<br />

sicherstellend, dass die Befriedigung<br />

der Lebensbedürfnisse<br />

des Betroffenen nicht gefährdet<br />

werden.<br />

§ 276 Abs. 1 erster Satz ABGB<br />

sieht eine – gemessen von der<br />

Mühewaltung des Sachwalters<br />

– angemessene Entschädigung<br />

vor. Die folgenden Sätze dieser<br />

Gesetzesbestimmung<br />

geben vor dem Hintergrund<br />

des ersten Satzes einerseits<br />

Anhaltspunkte für die Bemessung<br />

der Entschädigung,<br />

begrenzen aber andererseits<br />

diese der Höhe nach, während<br />

§ 276 Abs. 4 ABGB überdies<br />

sicherstellt, dass Ansprüche<br />

Entschädigung nach den<br />

„vorstehenden Absätzen“ insoweit<br />

nicht bestehen, als sie<br />

12<br />

zusammengestellt von ADir. Siegmund Gruber<br />

die Befriedigung der Lebensbedürfnisse des Pflegebefohlenen<br />

gefährden würden.<br />

b) RpflSlgA 9211<br />

OGH vom 8.9.2009, 10 Ob 52/09 h<br />

Die im Wesentlichen mit 1.1.<strong>2010</strong> in Kraft tretende<br />

Novellierung des UVG durch das Familienrechts-Änderungsgesetz<br />

2009, BGBl I 2009/75, hat<br />

nunmehr jedoch unter anderem eine Gleichbehandlung<br />

von einstweiligen Verfügungen und<br />

endgültigen Unterhaltstiteln zum Ziel.<br />

c) RpflSlgA 9213 = iFamZ 2009/222<br />

OGH vom 4.8.2009, 9 Ob 63/08 t<br />

Die Absolvierung des Masterstudiums ist eine<br />

Voraussetzung für die Ausübung bestimmter Berufe<br />

und erweitert die beruflichen Möglichkeiten.<br />

Nach den Intentionen des UG 2002 dient nämlich<br />

nicht nur das Bakkalaureatsstudium (Bachelorstudium,<br />

§ 51 Abs. 2 Z 4), sondern auch das darauf<br />

aufbauende Magisterstudium (Masterstudium,<br />

§ 51 Abs. 2 Z 5) der Berufsvorbildung (vgl. auch<br />

Joeinig, Unterhalt für Studienrechte, RZ 2008 170<br />

[173 f] ua.).<br />

Dass vier zusätzliche Semester, die auch der<br />

Berufsvorbildung dienen, die beruflichen Möglichkeiten<br />

des Absolventen erweitern könnten,<br />

liegt auf der Hand.<br />

d) RpflSlgA 9215<br />

LG für ZRS Wien vom 12.10.2009,<br />

45 R 591/09 h<br />

Die vor Schaffung des Exekutionstitels faktisch<br />

geleisteten Zahlungen sind im Leistungsbefehl zu<br />

berücksichtigen.<br />

Hat der Unterhaltsschuldner auf die beschlussmäßig<br />

fixierte Unterhaltsverpflichtung bereits (Teil-)<br />

leistungen erbracht so sind diese, soweit sie den<br />

Zeitraum bis zur Beschlussfassung erster Instanz<br />

betreffen, im Leistungsbefehl durch die Formulierung<br />

„…abzüglich der bereits geleisteten Zahlungen<br />

von insgesamt …“ zu berücksichtigen (EFSlg<br />

43.203 uva.).<br />

e) RpflSlgA 9218<br />

LG Korneuburg vom 6.8.2009, 25 R 28/09 h<br />

Bestehen zum Todeszeitpunkt keine Aktiva, so<br />

besteht für das Gericht keine<br />

Möglichkeit gegenüber der<br />

kontoführenden Bank einen<br />

Ausgleich hinsichtlich einer<br />

strittigen Forderungen anzuordnen.<br />

Wie der OGH bereits in 8 Ob<br />

55/08 h (iFamZ 2009/88) ausgeführt<br />

hat, besteht für das<br />

Verlassenschaftsgericht keine<br />

rechtliche Grundlage, einen<br />

Verlassenschaftsgläubiger<br />

(damals Renteversicherung)<br />

gegenüber der kontoführenden<br />

Bank einen Ausgleich<br />

hinsichtlich einer strittigen<br />

Forderung (nach dem Tod der<br />

Erblasserin bewirkten Pensionsleistung)<br />

zu verschaffen,<br />

wenn weder zum Todeszeitpunkt<br />

der Erblasserin noch<br />

später (nennenswerte) Aktiven<br />

vorhanden waren bzw. sind.<br />

In diesem Fall müsste das Verlassenschaftsgericht<br />

nämlich<br />

die Begleichung einer strittigen<br />

Forderung gegen die kontoführende<br />

Bank mangels<br />

eines am Konto befindlichen<br />

Guthabens aus deren Vermögen<br />

anordnen. Dies stellt aber<br />

eine im streitigen Zivilrechtsweg<br />

geltend zu machende<br />

Forderung aus dem Titel der<br />

unrechtmäßigen Bereicherung<br />

dar. Lediglich dann, wenn<br />

zum Entscheidungszeitpunkt<br />

ausreichend Aktiven vorhanden<br />

sind, hätte sich das Verlassenschaftsgericht<br />

im Rahmen<br />

der Ermittlung des zu<br />

überlassenden Nachlasses<br />

über dessen Höhe auseinanderzusetzen<br />

und die Frage zu<br />

klären, ob ein tatsächlich vorhandener<br />

Bargeldbetrag, der<br />

aus einer nach dem Tod der<br />

Erblasserin bewirkten Pensi-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

onsleistung stammt, in den<br />

Nachlass fällt oder nicht.<br />

f) RpflSlgA 9220<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

18.5.2009, 45 R 109/09 a<br />

Die Selbsterhaltungsfähigkeit<br />

eines Kindes bei überdurchschnittlichenLebensverhältnissen<br />

beginnt beim Ausgleichszulagenrichtsatz,<br />

wozu noch<br />

der Betreuungsaufwand hinzuzurechnen<br />

ist.<br />

Sind überdurchschnittliche<br />

Verhältnisse gegeben, dann ist<br />

das Kind erst dann voll selbsterhaltungsfähig,<br />

wen sein Einkommen<br />

einen Betrag<br />

erreicht, der dem aufgrund<br />

der Prozentwertmethode<br />

errechneten Geldunterhaltsanspruch<br />

zuzüglich der Differenz<br />

zwischen der Mindestpensionshöhe<br />

(= Ausgleichszulagenrichtsatz)<br />

und dem Regelbedarfsatz<br />

entspricht, weil ja<br />

auch ein adäquater Betreuungsaufwand,<br />

der wohl einer<br />

objektiven Größe entspricht,<br />

zu berücksichtigen ist. Damit<br />

„beginnt“ bei überdurchschnittlichen<br />

Verhältnissen die<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit des<br />

Kindes mit dem Ausgleichszulagenrichtsatz,<br />

steht ihm doch<br />

immer ein Geldunterhaltsanspruch<br />

in Höhe zumindest des<br />

Regelbedarfssatzes zu (sonst<br />

wären es ja keine überdurchschnittlichen<br />

Verhältnisse!),<br />

wozu noch der Betreuungsaufwand<br />

kommt, der die Differenz<br />

zwischen diesem Regelbedarfssatz<br />

und dem Ausgleichszulagenrichtsatzdarstellt<br />

(aaO, Rz 324/3).<br />

g) RpflSlgA 9222 = EF-Z<br />

<strong>2010</strong>/11, iFamZ <strong>2010</strong>/5<br />

Verfassungsgerichtshof<br />

vom 28.9.2009, G 9/09<br />

ua.<br />

§ 42 KBGG ist nicht auf Unterhaltspflichten<br />

des Kinderbetreuungsgeldbeziehersanzuwenden.<br />

Da sohin der Verfassungsgerichtshof<br />

gegen keine der in<br />

Betracht kommenden Interpretationen<br />

verfassungsrechtliche<br />

Bedenken hat, spricht nach Ansicht des Rekurssenats<br />

nichts dagegen, die Bestimmung des § 42<br />

KBGG lediglich im Sinne der Entscheidungen des<br />

10. Senates nach ihrem engeren Wortlaut auszulegen<br />

und nur auf Unterhaltsansprüche, nicht aber<br />

auf Unterhaltspflichten des Kinderbetreuungsgeldbeziehers<br />

anzuwenden.<br />

h) RpflSlgA 9223<br />

OGH vom 3.9.2009, 2 Ob 53/09 x<br />

Die Durchführung der schriftlichen Abhandlung<br />

setzt das Einvernehmen aller Parteien voraus<br />

(RIS-<strong>Justiz</strong> RS0059375 [T2]). Daran ist auch nach<br />

dem neuen AußStrG festzuhalten.<br />

i) RpflSlgA 9225<br />

LG f. ZRS Wien vom 25.9.2009, 43 R 587/09f<br />

Der betroffenen Person hat bei der Bemessung<br />

der Entschädigung jenes Vermögen zu verbleiben,<br />

das in etwa dem Richtwert nach den Sozialhilfegesetzen<br />

der Bundesländer entspricht.<br />

Der betroffenen Person hat jenes Vermögen zu<br />

verbleiben, das zur Bildung angemessener Rücklagen<br />

erforderlich ist. Einen Anhaltspunkt für die<br />

Bemessung dieses Betrages, des sogenannten<br />

„Schonvermögens“ bieten die Sozialhilfegesetze<br />

der Bundesländer, wobei als Richtwert für das<br />

„Schonvermögen“ je nach Bundesland zwischen<br />

€ 4.390,– und € 5.520,– anzusetzen ist (vgl.<br />

Grüblinger aaO).<br />

j) RpflSlgA 9230 = EF-Z <strong>2010</strong>/48<br />

OGH vom 17.11.2009, 1 Ob 216/09 k<br />

Angesichts der gebotenen Durchschnittsbetrachtung<br />

im Unterhaltsrecht und dem damit verbundenen<br />

Zuspruch von (gleichbleibenden) monatlichen<br />

Unterhaltsbeiträgen für die Zukunft bestehen<br />

keine Bedenken dagegen, die durch § 8 Abs.<br />

8 FLAG statuierte Erhöhung der Familienbeihilfe<br />

für die Bemessung des monatlichen Unterhaltsanspruchs<br />

iSd § 382a Abs. 2 EO prozentuell auf ein<br />

ganzes Jahr aufzuteilen.<br />

2) Notariatszeitung<br />

a) NZ 2009/99 = EF-Z <strong>2010</strong>/51 = JBl DOI<br />

10.1007/s00503-009-1763-x<br />

OGH vom 16.4.2009, 6 Ob 287/08m<br />

§ 166 AußStrG; § 38 BWG – Bankauskunft über<br />

Kontobewegungen vor Todestag<br />

Der kontoführenden Bank kann vom Gerichtskommissär<br />

aufgetragen werden, auch Auskunft<br />

über Bewegungen der nachlasszugehörigen Bankwerte<br />

vor dem Todestag zu erteilen. Bei Vorhandensein<br />

von Kontomitinhaber darf durch die Auskunft<br />

jedoch nicht in deren Rechte eingegriffen<br />

werden. Dies kann etwa dadurch abgewendet<br />

werden, dass der Bank aufgetragen<br />

wird, die Kontoauszüge<br />

sowie Ein- und Auszahlungsbelege,<br />

soweit sie den Erblasser<br />

betreffen, zu übermitteln.<br />

b) NZ 2009/100<br />

OGH vom 31.3.2009, 1 Ob<br />

43/09v<br />

§ 962 ABGB – Verwahrung<br />

nachlasszugehöriger Sparbücher<br />

Wurde ein Sparbuch vom Erblasser<br />

in Verwahrung gegeben,<br />

steht dem Vertreter des Nachlasses<br />

ein Anspruch auf<br />

Herausgabe desselben gegenüber<br />

dem Verwahrer zu. Hat<br />

der Verwahrer das Sparbuch<br />

weitergegeben, richtet sich der<br />

Anspruch auf Ersatz des Interesses.<br />

c) NZ 2009/102<br />

OGH vom 27.2.2009, 6 Ob<br />

136/07d<br />

§§ 614ff ABGB – Einvernehmliche<br />

Auflösung der Nacherbschaft<br />

Die Vereinbarung zwischen<br />

Vor- und Nacherben, die<br />

angeordnete fideikommissarische<br />

Substitution in eine solche<br />

auf den Überrest umzuwandeln,<br />

unterliegt der Formvorschrift<br />

des § 1278 ABGB<br />

und bedarf somit eines<br />

gerichtlichen Protokolls oder<br />

Notariatsaktes.<br />

d) NZ 2009/103<br />

OGH vom 2.4.2009, 8 Ob<br />

28/09i<br />

§§ 5, 62 AußStrG – Einbeziehung<br />

des gesetzlichen Vertreters<br />

eines Minderjährigen in<br />

jeder Lage des Verfahrens<br />

1. Ein Verstoß gegen § 5 Abs.<br />

1 AußStrG, der das Einbeziehen<br />

des gesetzlichen Vertreters<br />

einer minderjährigen Partei in<br />

jeder Lage des Verfahrens vorsieht,<br />

stellt eine aus Gründen<br />

der Rechtssicherheit aufzugreifende<br />

Rechtsfrage iSd § 62<br />

Abs. 1 AußStrG dar.<br />

2. Der gesetzliche Vertreter<br />

kann auch in einem Rechts-<br />

13


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

mittel die Genehmigung des<br />

Verfahrens nachholen.<br />

e) NZ <strong>2010</strong>/20<br />

OGH vom 16.10.2009, 6<br />

Ob 196/09f<br />

§ 652 ABGB; § 182 AußStrG –<br />

Berücksichtigung eines Nachlegats<br />

in der Amtsbestätigung<br />

nach § 182 AußStrG.<br />

Auf ein „eigentliches“ Nachvermächtnis<br />

ist im Rahmen<br />

der Erlassung der Amtsbestätigung<br />

iSd § 182 Abs. 2 AußStrG<br />

Bedacht zu nehmen. Die Eintragung<br />

in das Firmenbuch<br />

darf daher nur mit einer entsprechenden<br />

Beschränkung<br />

für zulässig erklärt werden.<br />

f) NZ <strong>2010</strong>/21<br />

OGH vom 2.7.2009, 6 Ob<br />

3/09y<br />

§ 805 ABGB; § 157 AußStrG –<br />

Wirkung des Unterbleibens<br />

einer Erbantrittserklärung binnen<br />

gesetzter Frist.<br />

Das Unterbleiben einer Erbantrittserklärung<br />

binnen gesetzter<br />

Frist hat die Wirkung einer<br />

Erbsentschlagung, die aber<br />

jederzeit durch Nachholung<br />

der Erbantrittserklärung aufgehoben<br />

werden kann, solange<br />

keine Endentscheidung über<br />

das Erbrecht erfolgt ist.<br />

g) NZ <strong>2010</strong>/22<br />

OGH vom 3.9.2009, 2 Ob<br />

53/09x<br />

§§ 805ff ABGB; § 157 AußStrG<br />

– Zugang der Erbsentschlagung<br />

an das Gericht oder den<br />

Gerichtskommissär<br />

Wird eine schriftliche Erbsentschlagung<br />

nicht vom Ausschlagenden<br />

selbst, sondern<br />

von einem der anderen Erben<br />

dem Gerichtskommissär vorgelegt,<br />

entspricht dies nicht<br />

den gesetzlichen Erfordernissen;<br />

denn es könnte der „konkurrierende“<br />

Erbe damit über<br />

die Widerruflichkeit des Erbverzichts<br />

disponieren und es<br />

wäre dem davon betroffenen<br />

Erben die Dispositionsbefugnis<br />

genommen.<br />

14<br />

3) Österreichische Juristenzeitung<br />

a) EvBl <strong>2010</strong>/23 = EF-Z<br />

OGH vom 3.9.2009, 2 Ob 53/09 x<br />

§ 157 AußStrG (§ 806 ABGB) – Vorlage der Erbsentschlagung<br />

durch den „konkurrierenden“ Erben<br />

§ 157 AußStrG (§ 806 ABGB) – Mit Kenntnisnahme<br />

durch Gericht oder Gerichtskommissär wird<br />

die Erbsentschlagung – ebenso wie die Erbantrittserklärung<br />

– unwiderruflich. Die bis zu diesem<br />

Zeitpunkt grundsätzlich widerrufliche, anderwärtig<br />

abgegebene schriftliche Erklärung, sowohl<br />

auf das Erbrecht als auch auf die Verfahrensteilnahme<br />

zu verzichten, die nicht vom Ausschlagenden,<br />

sondern von einem „konkurrierenden“<br />

Erben bei Gericht vorgelegt wird, erfüllt die<br />

gesetzlichen Voraussetzungen einer unwiderruflichen<br />

Erbsentschlagung nicht.<br />

b) EvBl-LS <strong>2010</strong>/33<br />

OGH vom 29.10.2009, 9 Ob 48/09 p<br />

§§ 951, 952 ABGB – Pflichtteilsanspruch; verbrauchtes<br />

Geldgeschenk<br />

Der Wegfall von Schulden durch Tilgung mit dem<br />

erhaltenen Geldgeschenk ist nicht dem Besitz der<br />

geschenkten Sache oder ihres Werts iSd § 952<br />

ABGB, sondern deren Verbrauch gleichzuhalten.<br />

Insoweit ist die Schenkung bei Bestimmung des<br />

Pflichtteils nicht in Anschlag zu bringen.<br />

c) EvBl <strong>2010</strong>/38<br />

OGH vom 22.10.2009, 8 Ob 90/09 g<br />

§ 140 ABGB – Nicht steuerpflichtiger Unterhaltsschuldner<br />

Ist der in Österreich wohnhafte, jedoch außerhalb<br />

Österreichs arbeitende Unterhaltsschuldner aufgrund<br />

Doppelbesteuerungsabkommens (hier: mit<br />

der Slowakischen Republik) in Österreich nicht<br />

steuerpflichtig, findet eine Kürzung des Geldunterhalts<br />

um jenen Teil des Kinderabsetzbetrags<br />

und der Familienbeihilfe, dessen Zweck die steuerliche<br />

Entlastung des Geldunterhaltspflichtigen<br />

ist, nicht statt.<br />

d) EvBl <strong>2010</strong>/39<br />

OGH vom 10.11.2009, 10 Ob 63/09 a<br />

§ 7 Abs. 1 Z 1 UVG (§§ 23, 33ff AIVG) – Keine<br />

Bedenken gegen titelmäßigen Unterhalt<br />

Sowohl bei der Notstandshilfe (§§ 33ff AIVG) als<br />

auch der Bevorschussung von Leistungen aus der<br />

Pensionsversicherung in Höhe des Arbeitslosengeldes<br />

oder der Notstandshilfe (§ 23 AIVG) handelt<br />

es sich um Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung,<br />

die keinen strukturellen Unterschied<br />

aufweisen, vor allem nicht im Bezug auf ihre Einbeziehung<br />

in die Unterhaltsbemessungsgrundlage.<br />

e) EvBl-LS <strong>2010</strong>/40<br />

OGH vom 10.11.2009, 10<br />

Ob 71/09 b<br />

§ 15 UVG – Beschwer des<br />

Bundes durch rückwirkenden<br />

Vorschuss<br />

Der durch den Präsidenten<br />

des OLG vertretene Bund<br />

kann sich mit Rekurs auch<br />

gegen die Rückwirkung der<br />

Einstellung von Unterhaltsvorschüssen<br />

zur Wehr setzen.<br />

4) Juristische Blätter<br />

a) JBl 2009/11 – DOI<br />

10.1007/s00503-009-<br />

1763-x = NZ 2009/99 =<br />

EF-Z <strong>2010</strong>/51<br />

OGH vom 16.4.2009, 6 Ob<br />

287/08 m<br />

§ 165 AußStrG; § 804 ABGB;<br />

§ 38 Abs. 1 Z 3 BWG – Auskunftspflicht<br />

der Bank im Verlassenschaftsverfahren<br />

Ist im Verlassenschaftsverfahren<br />

umstritten, in welchem<br />

Umfang ein Wertpapierdepot<br />

in das Inventar aufzunehmen<br />

ist, so kann die Auskunftspflicht<br />

der Bank auch die<br />

Bewegungen auf diesem<br />

Depot und dem zugehörigen<br />

Wertpapierverrechnungskonto<br />

zu Lebzeiten des Erblassers<br />

umfassen.<br />

b) JBl 2009/11 - DOI<br />

10.1007/s00503-009-<br />

1785-4<br />

OGH vom 9.6.2009, 4 Ob<br />

100/09 y<br />

§§ 127, 128 Abs. 1 und § 281<br />

Abs. 2 AußStrG – Uneinigkeit<br />

zwischen dem Sachwalter und<br />

dem Betroffenen über eine<br />

wichtige Frage<br />

Im Sachwalterschaftsverfahren<br />

steht der betroffenen Person,<br />

die des Gebrauchs der Vernunft<br />

nicht gänzlich beraubt<br />

und deswegen geschäftsunfähig<br />

ist, bei Uneinigkeit zwischen<br />

ihr und dem Sachwalter<br />

über eine Maßnahme, die der<br />

Genehmigung des Pfleg-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

schaftsgerichts bedarf, ein<br />

eigenes Rekursrecht gegen<br />

eine dem Willen des Sachwalters<br />

folgende gerichtliche Entscheidung<br />

auch dann zu,<br />

wenn die bekämpfte Entscheidung<br />

in den Wirkungskreis<br />

des Sachwalters fällt.<br />

c) JBl <strong>2010</strong>/Heft 2 - DOI<br />

10.1007/s00503-009-<br />

1820-5<br />

OGH vom 2.7.2009, 6 Ob<br />

29/09 x<br />

§ 137 Abs. 2 SBGB – Beistandspflichten<br />

des Kindes<br />

gegenüber pflegebedürftigen<br />

Elternteil<br />

Aus § 137 Abs. 2 ABGB lässt<br />

sich keine allumfassende Beistandspflicht<br />

des Kindes<br />

gegenüber einem betagten,<br />

pflegebedürftigen und geistig<br />

verwirrten Elternteil ableiten;<br />

jedenfalls nicht mehr von der<br />

Beistandspflicht des Kindes<br />

erfasst ist die umfassende<br />

Betreuung des pflegebedürftigen<br />

Elternteils (allenfalls sogar<br />

unter Aufnahme im eigenen<br />

Haushalt), um dem Elternteil<br />

die Fremdpflege oder gar den<br />

Aufenthalt in einem Pflegeheim<br />

zu ersparen.<br />

Die Beistandspflicht ist zwar<br />

gerichtlich nicht durchsetzbar,<br />

ihre Verletzung kann aber zu<br />

erheblichen (etwa einer Enterbung)<br />

und unterhaltsrechtlichen,<br />

allenfalls auch zu schadenersatzrechtlichenKonsequenzen<br />

führen. Denkbar sind<br />

auch bereicherungsrechtliche<br />

Ansprüche bei enttäuschter<br />

Erwartung etwa einer testamentarischen<br />

Zuwendung<br />

infolge erbrachter Leistungen<br />

(§ 1435 ABGB), nicht jedoch<br />

gemäß § 1042 ABGB. Ausgeschlossen<br />

ist vor allem aber<br />

auch die Zahlung einer Entlohnung<br />

oder sonstigen Vergütung.<br />

Ob dies auch gilt, wenn das<br />

Kind gegenüber den Eltern<br />

Leistungen erbringt, die seine<br />

Bestandspflicht nach § 137<br />

Abs. 2 ABGB übersteigen, ist<br />

in der Rsp nicht geklärt. Dass<br />

die erbrachten Leistungen die<br />

Beistandspflicht übersteigen, bedeutet jedenfalls<br />

vor dem Hintergrund der Einordnung des § 137<br />

Abs. 2 ABG als lex imperfecta aber noch nicht,<br />

dass sie damit – außerhalb einer konkreten<br />

Vereinbarung – auch abzugelten wären. Auszugehen<br />

ist lediglich davon, dass unterhaltsrechtliche,<br />

erbrechtliche oder sonstige Sanktionen<br />

denjenigen nicht treffen können, der derartige<br />

Leistungen verweigert.<br />

d) JBl <strong>2010</strong>/Heft 2 - DOI 10.1007/s00503-<br />

009-1827-y<br />

OGH vom 25.6.2009, 2 Ob 232/08 v<br />

§ 7 Abs. 3 EO – Irrtümlich erteilte Rechtskraftbestätigung<br />

Eine gesetzwidrig oder irrtümlich erteilte Bestätigung<br />

der Vollstreckbarkeit ist nach § 7 Abs. 3<br />

EO von dem Gericht, das sie erteilt hat, von<br />

Amts wegen oder auf Antrag eines Beteiligten<br />

durch Beschluss aufzuheben. Diese Bestimmung<br />

ist auf Fälle, in denen (nur) eine Rechtskraftbestätigung<br />

gesetzwidrig oder irrtümlich<br />

erteilt wurde, analog anzuwenden.<br />

5) Zeitschrift für Eheund<br />

Familienrecht<br />

a) EF-Z <strong>2010</strong>/11 = iFamZ <strong>2010</strong>/5, RpflSlgA<br />

9222<br />

VfGH vom 28.9.2009, G 9/09<br />

§ 140 ABGB; § 42 KBGG – § 42 KBGG nicht<br />

verfassungswidrig<br />

Der VfGH sieht weder eine Veranlassung, dem<br />

§ 42 KBGG den von den antragstellenden<br />

Gerichten angenommenen (und als verfassungswidrig<br />

erachteten) Inhalt beizumessen,<br />

dass das Kinderbetreuungsgeld beim beziehenden<br />

Elternteil in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

für eine allfällige Unterhaltsverpflichtung<br />

einzubeziehen sei; noch eine verfassungsrechtliche<br />

Notwendigkeit, § 42 KBGG in dem<br />

Sinn zu interpretieren, dass die Vorschrift auf<br />

Unterhaltsverpflichtungen gar nicht anwendbar<br />

sei. Ist keine dieser beiden Interpretationen mit<br />

Verfassungswidrigkeit behaftet, dann ist es<br />

Sache der Zivilgerichte zu entscheiden, welcher<br />

Inhalt der Vorschrift beizulegen ist.<br />

b) EF-Z <strong>2010</strong>/14<br />

OGH vom 29.9.2009, 10 Ob 60/09 k<br />

§ 140 ABGB – Zahlungsplanraten nicht (generell)<br />

abzugsfähig<br />

Der 10. Senat des OGH schließt sich der erst<br />

jüngst ergangenen Entscheidung 9 Ob 74/07 h<br />

an, wonach nach Aufhebung des Schuldenregulierungsverfahrens<br />

über das Vermögen des<br />

Geldunterhaltspflichtigen von<br />

der Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

nur jene Schulden<br />

(-teile) abzugsfähig bleiben,<br />

die schon vor Eröffnung des<br />

Insolvenzverfahrens abzugsfähig<br />

waren, uzw. In jenem<br />

Umfang, wie deren Relation<br />

zu anderen vom Zahlungsplan<br />

erfassten Schulden ist.<br />

c) EF-Z <strong>2010</strong>/19<br />

OGH vom 2.7.2009, 6 Ob<br />

3/09 y<br />

1. §§ 901, 1278 ABGB – Die<br />

Tücken einer Erbausschlagung<br />

Die Erklärung, auf die Erbschaft<br />

zugunsten einer<br />

bestimmten Person zu verzichten,<br />

der die Erbschaft bei<br />

Wegfall des Verzichteten nicht<br />

ohnehin zur Gänze zugefallen<br />

wäre, ist als Erbschaftsschenkung<br />

oder als Erbschaftskauf<br />

zu behandeln und darauf<br />

§ 1278 ABGB anzuwenden.<br />

Die bedingte Ausschlagung in<br />

dem Sinn, sie werde nur<br />

erklärt, wenn (bzw. damit)<br />

jemand Bestimmter dadurch<br />

die Erbschaft erlangt, ist hingegen<br />

unzulässig und wirkungslos,<br />

also nicht dahin zu<br />

verstehen, dass (lediglich) die<br />

Bedingung zu entfallen habe.<br />

Die Erbausschlagung ist unwiderruflich.<br />

Die Unwiderruflichkeit<br />

tritt ein, sobald sie beim<br />

Verlassenschaftsgericht oder<br />

beim Gerichtskommissär einlangt.<br />

Die weitere Voraussetzung,<br />

dass die Erbausschlagung<br />

dem Verlassenschaftsverfahren<br />

bereits zugrunde gelegt<br />

worden sein musste, besteht<br />

seit der Außerstreitreform<br />

2003 nicht mehr; auch eine<br />

Annahme der Erklärung, die<br />

Erbschaft auszuschlagen, ist<br />

nicht mehr vorgesehen.<br />

Parteienprozesshandlungen<br />

(und um eine solche handelt<br />

es sich auch bei der Erbausschlagung)<br />

unterstehen ausschließlich<br />

dem Verfahrensrecht<br />

und nicht dem Privatrecht,<br />

weshalb ein Motivirrtum<br />

bei Abgabe einer Erbantrittserklärung<br />

unbeachtlich ist. Bei<br />

unentgeltlicher Erbausschla-<br />

15


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

gung gilt jedoch gemäß § 901<br />

ABGB für Motive dasselbe wie<br />

für Bedingungen, d.h. die Erbausschlagung<br />

ist unwirksam.<br />

Bei wirksamer Ausschlagung<br />

der Erbschaft gilt diese als<br />

dem Ausschlagenden nicht<br />

angefallen, sodass anzunehmen<br />

ist, das Recht sei schon<br />

mit dem Tod des Erblassers<br />

den Nachberufenen angefallen.<br />

Der Ausschlagende<br />

bestimmt autonom, ob durch<br />

seine Erklärung seine Nachkommen<br />

begünstigt werden<br />

sollen oder nicht, sei es, dass<br />

er einen anderen positiv<br />

begünstigen will, sei es, dass<br />

er nur negativ den Willen<br />

äußert, dass seine Nachkommen<br />

vom Erbrecht ausgeschlossen<br />

sein sollen. Es ist<br />

daher im Wege der Auslegung<br />

zu ermitteln, ob der Ausschlagende<br />

den Willen gehabt hat,<br />

dass die Ausschlagung auch<br />

seine Nachkommen erfassen<br />

sollte. Hat der Ausschlagende<br />

keinen Willen dahin geäußert,<br />

ob das Freiwerden seiner Erbquote<br />

seinen Nachkommen<br />

zugute kommen soll oder<br />

nicht, ist seine Erberklärung<br />

nach den Umständen des Falles<br />

und den vom Ausschlagenden<br />

verfolgten Zielsetzungen<br />

auszulegen.<br />

2. §§ 40, 150ff AußStrG<br />

Gibt eine Partei erst nach<br />

Feststellung des Erbrechts,<br />

aber bevor das Gericht an den<br />

Beschluss über die Einantwortung<br />

gebunden ist, eine<br />

Erbantrittserklärung ab, so ist<br />

gemäß § 164 AußStrG neuerlich<br />

iSd §§ 160 bis 163<br />

AußStrG vorzugehen, wobei<br />

auch eine Abweisung der<br />

Erbantrittserklärung, die<br />

Grundlage der früheren Erb -<br />

antrittserklärung über das Erbrecht<br />

war, zulässig ist. Später<br />

sind erbrechtliche Ansprüche<br />

nur noch mit Klage geltend zu<br />

machen. Daraus folgt, dass<br />

auch ein gesonderter<br />

Beschluss über die Erbrechtsfeststellung<br />

erst mit dem Einantwortungsbeschluss,<br />

an den<br />

das ErstG gemäß § 40 AußStrG<br />

16<br />

mit seiner Abgabe an die Geschäftsabteilung zur<br />

Ausfertigung gebunden ist, rk. Wird.<br />

Auch Erbantrittserklärungen nach zuvor erfolgter<br />

Erbausschlagung sind dem Verfahren über das<br />

Erbrecht zugrunde zu legen. Willensmängel bei<br />

der Erbausschlagung sind entweder im außerstreitigen<br />

Verfahren über das Erbrecht oder nach<br />

Bindung des Gerichts an den Einantwortungsbeschluss<br />

im Rahmen einer Erbschaftsklage zu prüfen.<br />

3. § 157 AußStrG<br />

Die Versäumung der Frist des § 157 Abs. 2<br />

AußStrG führt lediglich dazu, dass der potenzielle<br />

Erbe dem weiteren Verfahren nicht mehr beizuziehen<br />

ist, solange er die Erklärung nicht nachholt;<br />

eine endgültige Präklusion des Erben sieht<br />

§ 157 Abs. 3 AußStrG somit nicht vor, er verliert<br />

also sein Erbrecht nicht.<br />

d) EF-Z <strong>2010</strong>/23<br />

LGZ Wien vom 19.85.2009, 44 R 241/09 f<br />

§ 64 Abs. 1 Z 3 ZPO; § 276 Abs. 2 ABGB –<br />

Rechtsanwalt als Sachwalter – trotzdem Verfahrenshilfe<br />

nach § 64 Abs. 1 Z 3 ZPO<br />

Die Bestellung eines Rechtsanwalts zum (endgültigen<br />

oder einstweiligen) Sachwalter ist kein<br />

Grund für de Verweigerung oder das Erlöschen<br />

der Verfahrenshilfe. § 276 Abs. 2 ABGB normiert,<br />

dass ein Entgeltanspruch eines Sachwalters für<br />

die Kosten einer rechtsfreundlichen Vertretung<br />

ua. Dann nicht besteht, soweit beim Pflegebefohlenen<br />

die Voraussetzungen für die Bewilligung<br />

der Verfahrenshilfe vorliegen. Wollte man die<br />

Gewährung von Verfahrenshilfe gemäß § 64 Abs.<br />

1 Z 3 ZPO durch Beigebung eines Rechtsanwalts<br />

verweigern bzw. die bereits gewährte Verfahrenshilfe<br />

für erloschen erklären, weil ein Rechtsanwalt<br />

zum Sachwalter bestellt wird, so hätte dies<br />

eine unverhältnismäßige Mehrbelastung des<br />

bestellten Sachwalters zu Folge, dem gemäß<br />

§ 276 Abs. 2 ABGB ein Entgeltanspruch verwehrt<br />

wird und der auch nicht in den anteiligen<br />

Genuss der Pauschalentschädigung zur Altersversorgung<br />

der Rechtsanwälte käme.<br />

e) EF-Z <strong>2010</strong>/45<br />

OGH vom 17.12.2009, 6 Ob 247/09f<br />

§ 140 ABGB; §§ 33, 34 JWG – Zur Fälligkeit der<br />

Kosten einer vollen Erziehung<br />

Der Jugendwohlfahrtsträger, der den Ersatz der<br />

Kosten der vollen Erziehung durch die Unterhaltspflichtigen<br />

begehrt, kann sich nicht auf § 1418<br />

ABGB berufen. Es kann zwar die Verpflichtung<br />

zum Ersatz erst künftig fällig werdender Kostenersätze<br />

ausgesprochen werden; als Fälligkeitstermin<br />

ist aber nicht der Erste eines Monats im Vorhinein,<br />

sondern jeweils nur ein angemessener Termin<br />

im Nachhinein festzusetzen, d.h. nach der<br />

Erbringung der Leistung durch<br />

den Jugendwohlfahrtsträger (9<br />

Ob 31/04 f EF 107.002). Das<br />

ist von Amtswegen wahrzunehmen.<br />

Dies gilt jedoch dann nicht,<br />

wenn der Jugendwohlfahrtsträger<br />

durch eine Anzeige<br />

gemäß § 34 JWG an die Unterhaltspflichtigen<br />

einen gesetzlichen<br />

Übergang der Unterhaltsforderungen<br />

des Kindes<br />

bewirkt hat. In diesem Fall<br />

macht der Jugendwohlfahrtsträger<br />

dann nämlich keine<br />

Ersatzansprüche nach § 33<br />

JWG geltend, sondern – als<br />

Legalzessionar – gesetzliche<br />

Unterhaltsansprüche des Kindes.<br />

In einem solchen Fall<br />

sind die Leistungsverpflichtungen<br />

der Eltern jeweils monatlich<br />

„im Voraus“ festzulegen<br />

(7 Ob 2337/96v).<br />

f) EF-Z <strong>2010</strong>/48 = RpflSlgA<br />

9230<br />

OGH vom 17.11.2009, 1<br />

Ob 216/09 k<br />

§ 382a EO; § 8 Abs. 8 FLAG –<br />

Zur Berücksichtigung der 13.<br />

Familienbeihilfenauszahlung<br />

im Unterhaltsrecht<br />

Angesichts der gebotenen<br />

Durchschnittsbetrachtung im<br />

Unterhaltsrecht und dem<br />

damit verbundenen Zuspruch<br />

von (gleichbleibenden)<br />

monatlichen Unterhaltsbeiträgen<br />

für die Zukunft bestehen<br />

keine Bedenken, die durch § 8<br />

Abs. 8 FLAG statuierte Erhöhung<br />

der Familienbeihilfe für<br />

die Bemessung des monatlichen<br />

Unterhaltsanspruchs iSd<br />

§ 382a Abs. 2 EO prozentuell<br />

auf ein ganzes Jahr aufzuteilen.<br />

g) EF-Z <strong>2010</strong>/51 = NZ<br />

2009/99 = JBl 2009/11 -<br />

DOI 10.1007/s00503-<br />

009-1763-x<br />

OGH vom 16.4.2009, 6 Ob<br />

287/08m<br />

§§ 145, 166 AußStrG, § 38 Abs.<br />

2 Z 3 BWG – Auskunftspflicht<br />

der Bank im Verlassenschaftsverfahren


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

Dem Gerichtskommissär ist<br />

nach § 145 Abs. 1 und Abs. 2<br />

Z 2 AußStrG die Pflicht auferlegt,<br />

das hinterlassene Vermögen<br />

samt Rechten und Pflichten<br />

zu erheben; dies auch zur<br />

Vorbereitung einer Entscheidung<br />

des Verlassenschaftsgerichts<br />

iSd § 166 Abs. 2<br />

AußStrG.<br />

Ist im Verlassenschaftsverfahren<br />

die (gänzliche oder teilweise)<br />

Nachlasszugehörigkeit<br />

der auf einem Gemeinschaftsdepot<br />

bzw. -konto liegenden<br />

Werte streitig, so kann die<br />

Auskunftspflicht der Bank<br />

auch sämtliche vom Erblasser<br />

seit Eröffnung von Depot und<br />

Konto veranlassten Transaktionen<br />

umfassen.<br />

h) EF-Z <strong>2010</strong>/52<br />

OGH vom 20.5.2009, 2 Ob<br />

81/09i<br />

§ 551 ABGB – Erbverzicht und<br />

späteres Testament<br />

Ein Verzicht auf das testamentarische<br />

Erbrecht steht einer<br />

späteren Berufung durch letztwillige<br />

Verfügung nicht entgegen.<br />

6) Interdisziplinäre<br />

Zeitschrift für<br />

Familienrecht<br />

a) iFamZ 2009/222 =<br />

RpflSlgA 9213<br />

OGH vom 4.8.2009, 9 Ob<br />

63/08 t<br />

Unterhaltsanspruch während<br />

des Masterstudiums (nach<br />

Bachelorabschluss)<br />

Nach einem früheren Studienwechsel<br />

schloss Nadine F. das<br />

Bachelorstudium der Publizistik-<br />

und Kommunikationswissenschaft<br />

mit Auszeichnung<br />

ab (Studiendauer an der Universität<br />

Wien im Durchschnitt<br />

8,1 Semester) und führt dieses<br />

Studium als Masterstudium<br />

fort. Der Antrag des Vaters auf<br />

Enthebung von seiner Unterhaltspflicht<br />

blieb in allen drei<br />

Instanzen erfolglos.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Der OGH bestätigte seine in der Entscheidung<br />

vom 8.5.2008, 6 Ob 92/08 k, iFamZ 2008/112,<br />

248, zum Studium der Betriebswirtschaft vertretene<br />

Ansicht, dass die von der bisherigen Rsp für<br />

das Doktoratsstudium entwickelten Anforderungen<br />

nicht in voller Strenge auf das Masterstudium<br />

nach dem UG 2002 übertragen werden können.<br />

Entscheidend ist vielmehr, dass auch das Masterstudium<br />

noch unmittelbar der Berufsvorbildung<br />

dient. Es kann angenommen werden, dass sich<br />

mit dem Abschluss des viersemestrigen Masterstudiums<br />

der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft<br />

die beruflichen Möglichkeiten im Vergleich<br />

zu jenen mach dem Bakkalaureatsstudium<br />

erweitern.<br />

b) iFamZ 2009/225<br />

OGH vom 16.7.2009, 2 Ob 253/08 g<br />

Einhaltung von Vergleichsrelationen bei der Neubemessung<br />

des Unterhalts<br />

Ausgehend von einem monatlichen Nettoeinkommen<br />

von 2.500 Euro verpflichtete sich der Vater in<br />

einem Scheidungsvergleich, neben Unterhalt für<br />

die Ehegattin (500 Euro bis Februar 2008, dann<br />

250 Euro pro Monat) an die beiden Kinder einen<br />

monatlichen Unterhalt von 280 bzw. 220 Euro zu<br />

leisten; die Prozentsatzmethode hätte zu höheren<br />

Unterhaltsleistungen von jeweils 14 % des Nettoeinkommens<br />

des Vaters geführt. Der Vergleich<br />

wurde pflegschaftsbehördlich genehmigt. Das Einkommen<br />

des Vaters hat sich seit dem Vergleichsabschluss<br />

nicht wesentlich verändert.<br />

In Hinblick darauf, dass sich die Unterhaltsleistungen<br />

des Vaters an die Mutter ab März 2008<br />

halbieren, beantragten die Kinder die Erhöhung<br />

des Kindesunterhalts. Während das Erstgericht<br />

die Kindesunterhaltsleistungen ohne Rücksicht<br />

auf die Vergleichsrelationen deutlich anhob<br />

(offenbar auf die nach der Prozentmethode geltenden<br />

Werte), entschied das Rekursgericht im<br />

Sinn des Vaters. Der OGH wies den Revisionsrekurs<br />

der Kinder mangels erheblicher Rechtsfrage<br />

zurück.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Ob bei der Neubemessung eines in einem Vergleich<br />

vereinbarten Unterhalts nach einer<br />

Umstandsänderung die im Vergleich vorgesehene<br />

Relation zwischen Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

und Unterhaltshöhe beibehalten werden muss,<br />

ergibt sich primär aus der (ergänzenden) Vertragsauslegung.<br />

Eine von den Eltern in Kenntnis<br />

der beiderseitigen Einkommens- und Vermögensverhältnisse<br />

geschlossene und pflegschaftsbehördlich<br />

genehmigte Vereinbarung über den Kindesunterhalt<br />

bindet auch das Kind, sofern<br />

dadurch sein Gesamtunterhalt nicht gefährdet<br />

wird. Auch wenn die Unterhaltsleistungen den<br />

Regelbedarf geringfügig unterschreiten,<br />

fehlt es an Anhaltspunkten<br />

für eine solche<br />

Unterhaltsgefährdung.<br />

c) iFamZ 2009/227<br />

OGH vom 16.6.2009, 10<br />

Ob 35/09 h<br />

Keine Enthebung des Jugendwohlfahrtsträgers<br />

als Vertreter<br />

des Kindes infolge Übersiedlung<br />

des Kindes ins Ausland<br />

Der Jugendwohlfahrtsträger<br />

(JWT) beantrage seine Enthebung<br />

als Unterhaltssachwalter<br />

nach § 9 Abs. 2 UVG, weil die<br />

beiden Kinder mit ihrer Mutter<br />

nach Deutschland übersiedelt<br />

sind. Das Erstgericht stellte die<br />

Unterhaltsvorschüsse ein und<br />

wies den Antrag des JWT auf<br />

Enthebung ab. Die Einstellung<br />

der Vorschüsse sei kein Grund<br />

für die Beendigung der Vertretung.<br />

Das Rekursgericht bestätigte<br />

diese Entscheidung. Der<br />

OGH gab dem Revisionsrekurs<br />

des JWT nicht Folge.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Gemäß § 215a Satz 2 ABGB<br />

fallen die Aufgaben des JWT<br />

für im Inland zu besorgende<br />

Aufgaben, wenn das Kind –<br />

wie im vorliegenden Fall –<br />

österreichischer Staatsbürger<br />

ist und im Ausland lebt, weiterhin<br />

demjenigen Bundesland<br />

zu, in dem das Kind seinen<br />

letzten Aufenthalt gehabt hat.<br />

Im Hinblick auf den bekannten<br />

Aufenthalt des Unterhaltsschuldners<br />

in Deutschland<br />

besteht die reelle Möglichkeit<br />

der Rechtsverfolgung durch<br />

den JWT, weshalb seine Enthebung<br />

als Unterhaltssachwalter<br />

derzeit noch nicht in<br />

Betracht kommt.<br />

d) iFamZ 2009/250<br />

OGH vom 14.7.2009, 4 Ob<br />

104/09m<br />

Inventarisierung eines Sparbuchs,<br />

Zweck des Inventars,<br />

verspäteter Rekurs<br />

Der Nachlass wird durch<br />

einen Verlassenschaftskurator<br />

vertreten. Revisionsrekurswer-<br />

17


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ber ist der Sohn der Erblasserin,<br />

der mit dem Kurator über<br />

die Frage der Inventarisierung<br />

eines auf „Überbringer“ lautenden<br />

Sparbuchs streitet. Dieses<br />

gehörte ursprünglich der<br />

Erblasserin, befand sich bei<br />

ihrem Tod aber faktisch bei<br />

ihrem Sohn.<br />

Wird die Behauptung bestritten,<br />

dass eine Sache zum Verlassenschaftsvermögen<br />

zählt,<br />

so hat das Gericht darüber zu<br />

entscheiden, ob diese Sache<br />

in das Inventar aufzunehmen<br />

bzw. auszuscheiden ist.<br />

Befand sich die Sache zuletzt<br />

im Besitz des Verstorbenen, so<br />

ist sie nur dann auszuscheiden,<br />

wenn durch unbedenkliche<br />

Urkunden bewiesen wird,<br />

dass sie nicht zum Verlassenschaftsvermögen<br />

zählt (§ 166<br />

Abs. 2 AußStrG). Das Erstgericht<br />

sprach aus, dass das<br />

Sparbuch in das Inventar aufzunehmen<br />

ist, und wies den<br />

Antrag des Sohnes auf Ausscheidung<br />

des Sparbuchs ab.<br />

Das Rekursgericht gab dem<br />

Rekurs nicht Folge.<br />

Der Revisionsrekurs ist verspätet.<br />

Zwar können gemäß § 46<br />

Abs. 3 AußStrG Beschlüsse<br />

auch noch nach Ablauf der<br />

Rechtsmittelfrist angefochten<br />

werden, wenn ihre Abänderung<br />

oder Aufhebung mit keinem<br />

Nachteil für eine andere<br />

Person verbunden ist. Es darf<br />

jedoch die materiellrechtliche<br />

oder verfahrensrechtliche Stellung<br />

einer vom Rechtsmittelwerber<br />

verschiedenen nicht<br />

nachteilig berührt werden.<br />

Schon allein die Beeinträchtigung<br />

der verfahrensrechtlichen<br />

Position genügt. Der hier<br />

angefochtene Beschluss hat<br />

Einfluss auf verfahrensrechtliche<br />

Stellung des ruhenden<br />

Nachlasses als einer vom<br />

Rechtsmittelwerber verschiedenen<br />

Person. Eine Abänderung<br />

der angefochtenen Entscheidung<br />

würde daher einen<br />

Eingriff in eine durch diese<br />

Entscheidung begründete<br />

Rechtsstellung einer vom<br />

Rechtsmittelwerber verschiedenen<br />

Person führen.<br />

18<br />

Der OGH hielt jedoch auch in der Sache selbst<br />

fest, dass die Aufnahme in das Inventar nicht<br />

endgültig in allenfalls bestehende Rechte des<br />

Sohnes am Sparbuch eingreift: Das Inventar dient<br />

ausschließlich den Zwecken des Verlassenschaftsverfahrens,<br />

wobei es den Parteien unbenommen<br />

bleibt, strittige Fragen im Rechtsweg auszutragen.<br />

e) iFamZ <strong>2010</strong>/5 = EF-Z <strong>2010</strong>/11,<br />

RpflSlgA 9222<br />

VfGH vom 28.9.2009, G 9/09<br />

Einbeziehung des vom Unterhaltspflichtigen<br />

bezogenen Kinderbetreuungsgeldes in Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

Anders als andere Senate des OGH (z.B.<br />

24.2.2009, 10 Ob 112/08f, iFamZ 2009/139, 197;<br />

8.9.2009, 4 Ob 133/09a) hat der 7. Senat § 42<br />

KBGG – entgegen seinem Wortlaut – dahin ausgelegt,<br />

dass die Bestimmung nicht nur die<br />

Berücksichtigung des Kinderbetreuungsgeldes<br />

(KBG) als unterhaltsminderndes Eigeneinkommen<br />

eines unterhaltsberechtigten Beziehers ausschließt.<br />

Die letztgenannte Rechtsfolge hielt er<br />

wegen der Ungleichbehandlung von im Haushalt<br />

des Beziehers lebenden Kindern, deren Betreuung<br />

das KBG ermöglicht, gegenüber geldunterhaltsberechtigten<br />

Kindern, die leer ausgingen, für<br />

verfassungswidrig (OGH 17.12.2008, 7 Ob<br />

223/08g, iFamZ 2009/59, 84 [kritisch Fucik]).<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Der VfGH wies den Gesetzesprüfungsantrag im<br />

Bezug auf $ 43 KBGG mangels Präjudizialität<br />

zurück und betreffend § 42 KBGG ab: Er sah<br />

weder eine Veranlassung, § 42 KBGG den vom 7.<br />

Senat des OGH angenommenen (und als verfassungswidrig<br />

erachteten) Inhalt beizumessen, dass<br />

das KBG beim beziehenden Elternteil in die<br />

Bemessungsgrundlage für eine allfällige Unterhaltsverpflichtung<br />

einzubeziehen sei, noch eine<br />

verfassungsrechtliche Notwendigkeit, § 42 KBGG<br />

in dem Sinn zu interpretieren, dass die Vorschrift<br />

auf Unterhaltsverpflichtungen gar nicht anwendbar<br />

sei. Ist keine dieser beiden Interpretationen<br />

mit Verfassungswidrigkeit behaftet, dann ist es<br />

allein Sache der Zivilgerichte, zu entscheiden,<br />

welcher Inhalt der Vorschrift beizulegen ist.<br />

f) iFamZ <strong>2010</strong>/8<br />

OGH vom 13.10.2009, 5 OB 150/09h<br />

Keine Selbsterhaltungsfähigkeit des Kindes, das<br />

nach dem Diplomstudium der Wirtschaftsinformatik<br />

in Linz ein etwa vierjähriges Doktoratsstudium<br />

in Vilnius absolviert.<br />

Mag. N. hat als einer von wenigen Studenten der<br />

Universität Linz das Diplomstudium der Wirtschaftsinformatik<br />

mit Auszeichnung abgeschlossen.<br />

Für eine universitäre ist weltweit ein abgeschlossenes<br />

Doktoratsstudium samt Auslandsauf-<br />

enthalten Voraussetzung.<br />

Inklusive Dissertation werden<br />

an der Universität Linz im Allgemeinen<br />

rund vier Jahre für<br />

das Doktoratsstudium benötigt.<br />

Der Unterhaltsberechtigte<br />

betreibt seit September 2007<br />

sein Doktoratsstudium in Vilnius<br />

/ Litauen und wird es<br />

voraussichtlich im Sommer<br />

2011 abschließen.<br />

Erstgericht und Rekursgericht<br />

erachteten das Unterhaltsbefreiungsbegehren<br />

des Vaters<br />

für nicht berechtigt. Der OGH<br />

wies den Revisionsrekurs des<br />

Vaters zurück.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Ein an das Diplomstudium<br />

anschließendes Doktoratsstudium<br />

schiebt den Eintritt der<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit des<br />

Unterhaltsberechtigten hinaus,<br />

wenn dieser – wie hier unstrittig<br />

– bisher überdurchschnittliche<br />

Studienleistungen erbracht<br />

hat und für die angestrebte<br />

wissenschaftliche Tätigkeit der<br />

Erwerb eines Doktorats ein<br />

besseres Fortkommen erwarten<br />

lässt. Maßgeblich ist dann<br />

nur noch die durchschnittliche<br />

Dauer des Studiums, nicht<br />

aber die kürzestmögliche Studiendauer,<br />

und dass das Studium<br />

ernsthaft und zielstrebig<br />

berieben wird. Nach den Feststellungen<br />

dauert das Doktoratsstudium<br />

im konkreten<br />

Fachbereich in Österreich im<br />

Durchschnitt etwa vier Jahre,<br />

sodass eine gegenüber dem<br />

Auslandsstudium ins Gewicht<br />

fallende Verkürzung der Doktoratsstudiendauer<br />

in Österreich<br />

nicht zu erwarten ist. Im<br />

Übrigen entspricht der Auslandsaufenthalt<br />

auch internationalen<br />

Standards für das<br />

Doktoratsstudium eines<br />

besonders qualifizierten Studenten.<br />

g) iFamZ <strong>2010</strong>/12<br />

OGH vom 29.9.2009, 10<br />

Ob 49/09t<br />

Keine begründeten Bedenken<br />

nach § 7 UVG, wenn die Richtigkeit<br />

einer Behauptung nur


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

durch aufwändige Erhebungen<br />

verifizierbar wäre.<br />

In einer anlässlich der Scheidung<br />

der Eltern geschlossenen,<br />

pflegschaftsbehördlich<br />

genehmigten Unterhaltsvereinbarung<br />

verpflichtete sich der<br />

(nun in Kanada lebende)<br />

Vater zu einem monatlichen<br />

Geldunterhaltsbeitrag von je<br />

540 Euro für seine Kinder. Das<br />

Erstgericht bewilligte in Hinblick<br />

auf ein erfolgloses Verfahren<br />

nach dem Auslandsunterhaltsgesetz<br />

Titelvorschüsse<br />

in Höhe von monatlich 488,24<br />

Euro, das Rekursgericht bestätigte.<br />

Der OGH gab dem Revisionsrekurs<br />

des Bundes nicht<br />

Folge.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Der Bund macht iW geltend,<br />

dass die Mutter anlässlich der<br />

Scheidung eine Zahlung von<br />

514.000 CAD erhalten habe;<br />

dabei habe es sich möglicherweise<br />

um eine Vorauszahlung<br />

für die seit 1.11.2005 fällig<br />

gewordenen Unterhaltsansprüche<br />

der Mutter und der (insgesamt<br />

fünf) Kinder gehandelt.<br />

Im Übrigen sei bei Verdacht<br />

des Abschlusses eines<br />

überhöhten Unterhaltsvergleichs<br />

das Bestehen begründeter<br />

Bedenken iSd § 7 Abs. 1<br />

Z 1 UVG zu bejahen.<br />

Diesem Standpunkt steht entgegen,<br />

dass bei der vom Amts<br />

wegen vorzunehmenden Prüfung<br />

des Vorliegens begründeter<br />

Bedenken ein strenger<br />

Maßstab anzulegen ist. Aufgrund<br />

der derzeit vorliegenden<br />

Verfahrensergebnisse<br />

kann nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

angenommen<br />

werden, dass es sich bei der<br />

an die Mutter geleisteten Zahlung<br />

um eine Vorauszahlung<br />

für Unterhaltsansprüche<br />

gehandelt hat. Die Richtigkeit<br />

dieser Ansicht des Bundes<br />

wäre nur durch aufwändige<br />

Erhebungen verifizierbar. Ein<br />

Grund, die beantragten Unterhaltsvorschüsse<br />

wegen<br />

begründeter Bedenken zu versagen,<br />

liegt daher nicht vor.<br />

Auch wenn die beantragten Vorschüsse bewilligt<br />

werden, können gleichzeitig von Amts wegen<br />

Erhebungen mit dem Ziel einer Herabsetzung<br />

oder Einstellung der Vorschüsse eingeleitet werden.<br />

h) iFamZ <strong>2010</strong>/44<br />

OGH vom 16.12.2009, 7 Ob 227/09x<br />

Einbeziehung des von der geldunterhaltspflichtigen<br />

Mutter bezogenen Kinderbetreuungsgeldes in<br />

die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

Die drei Kinder befinden sich in Pflege und<br />

Erziehung des Vaters; die Mutter ist zu Geldunterhalt<br />

verpflichtet. Sie ist für drei weitere Kinder<br />

obsorgepflichtig, die in ihrem Haushalt leben und<br />

für die sie Naturalunterhalt leistet. Nach der<br />

Geburt der jüngsten Kinder (Zwillinge) bezieht<br />

sie monatlich rund 654 Euro an Kinderbetreuungsgeld.<br />

Sie begehrt die Enthebung von der<br />

Unterhaltspflicht gegenüber den drei Kindern aus<br />

erster Ehe, weil sie als Kinderbetreuungsgeldbezieherin<br />

als einkommenslos gelte.<br />

Das Erstgericht wies den Antrag ab; das Rekursgericht<br />

bestätigte. Der OGH, der in dem Verfahren<br />

einen Gesetzesprüfungsantrag in Bezug auf §<br />

42 KBGG an den VfGH gestellt hatte, gab dem<br />

Revisionsrekurs der Mutter nicht Folge.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

In Hinblick auf die Entscheidung des VfGH<br />

kann § 42 KBGG iSd stRsp so ausgelegt werden,<br />

das auch öffentlich-rechtliche Leistungen wie<br />

das ein Einkommen des Elternteils ersetzende<br />

Kinderbetreuungsgeld in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

einzubeziehen sind (RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0047456).<br />

i) iFamZ <strong>2010</strong>/46<br />

OGH vom 25.11.2009, 3 Ob 226/09w<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit infolge fehlender Eigeninitiative<br />

zur Arbeitsplatzsuche<br />

Der Vater stellte die Unterhaltszahlungen für seinen<br />

17-jährigen Sohn mit der Begründung ein,<br />

dass dieser sämtliche weiterführenden Schulausbildungen<br />

abgebrochen habe und – trotz Arbeitsfähigkeit<br />

– in Bezug auf die Bestreitung seines<br />

Lebensunterhalts eine auffallende Sorglosigkeit an<br />

den Tag lege.<br />

Der Sohn geht weder konsequent einer Berufsausbildung<br />

noch regelmäßig einer bezahlten<br />

Arbeit nach. Er leidet an einer Persönlichkeits -<br />

störung, ist aber dennoch auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt vermittelbar. Allerdings fehlt es ihm<br />

an der notwendigen Eigeninitiative für die Erlangung<br />

eines Arbeitsplatzes.<br />

Erstgericht und Rekursgericht gaben der Oppositionsklage<br />

des Vaters statt, weil der Sohn als<br />

selbsterhaltungsfähig zu qualifizieren sei. Der<br />

OGH wies die Revision des<br />

Sohnes mangels erheblicher<br />

Rechtsfrage zurück.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Bei der Prüfung der Frage, ob<br />

in Hinblick auf das Unterbleiben<br />

einer Erwerbstätigkeit<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit anzunehmen<br />

ist, kann nicht von<br />

einem objektiven Sachverhalt<br />

ausgegangen werden; vielmehr<br />

sind die Gründe zu<br />

erheben, die dazu führten,<br />

dass eine Berufstätigkeit unterblieb.<br />

Es muss also geprüft<br />

werden, ob dem Kind ein Verschulden<br />

zur Last fällt. Nach<br />

den Feststellungen wäre dem<br />

Sohn die Aufnahme einer<br />

Beschäftigung möglich gewesen.<br />

Er hätte auch konkret<br />

einen Arbeitsplatz gefunden,<br />

hätte er entsprechende Eigeninitiative<br />

gezeigt. Dafür, dass<br />

sie mangelnde Eigeninitiative<br />

als unverschuldet beurteilt<br />

werden könnte, besteht kein<br />

Anhaltspunkt.<br />

Die Entscheidung des Berufungsgerichts<br />

hält sich somit<br />

im Rahmen der Rsp, wonach<br />

ein Unterhaltsberechtigter den<br />

Unterhaltsanspruch verliert,<br />

wenn er die Aufnahme einer<br />

zumutbaren Erwerbstätigkeit<br />

aus Verschulden unterlässt<br />

(OGH 26.2.1997, 3 ob 7/08v<br />

mwN).<br />

j) iFamZ <strong>2010</strong>/50<br />

OGH vom 24.11.2009, 10<br />

Ob 103/08g<br />

Keine Aussichtslosigkeit der<br />

Exekutionsführung: Exekution<br />

in Kanada<br />

Die beiden Kinder sind 2006<br />

mit der Mutter aus Kanada<br />

nach Salzburg übersiedelt. Das<br />

Erstgericht wies den auf der<br />

Grundlage eines kanadischen<br />

Unterhaltstitels (mit einem<br />

Gesamtbetrag für beide Kinder)<br />

gestellten Antrag auf<br />

Gewährung von Titelvorschüssen<br />

ab. Das Rekursgericht<br />

bestätigte. Der OGH gab dem<br />

Revisionsrekurs der Kinder<br />

nicht Folge, weil die Aus-<br />

19


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

sichtslosigkeit einer Exekutionsführung<br />

gegen den Vater<br />

zu vermeinen sei.<br />

Rechtliche Beurteilung:<br />

Eine Exekutionsführung im<br />

Ausland erscheint dem<br />

Gesetzgeber grundsätzlich<br />

nicht von vornherein als „aussichtslos“;<br />

es verbleibt vielmehr<br />

ein Spielraum für die<br />

20<br />

Anwendung des § 3 UVG, wenn der Aufenthalt<br />

und die Beschäftigung des Unterhaltsschuldners<br />

bekannt sind und die Vollstreckung unbeschwerlich<br />

ist, z.B. weil der Titel – wie hier – in demselben<br />

Staat zu vollstrecken ist, in dem er geschaffen<br />

wurde. Anhaltspunkte dafür, dass ein Vollzug<br />

in Kanada für die Kinder besonders beschwerlich<br />

wäre, obwohl ohnehin eine ausländische (kanadische)<br />

Entscheidung im selben Land (Kanada)<br />

zu vollstrecken ist, fehlen zur Gänze (vgl. RIS-<br />

<strong>Justiz</strong> RS0076068). ■


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ADir.<br />

Rainer Jäger<br />

Fachredakteur Firmenbuch<br />

LG Wels<br />

E-Mail:<br />

rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />

22<br />

Fachbereich<br />

Firmenbuch<br />

Ausländerbeschäftigungsgesetz im Zusammenhang mit<br />

dem Firmenbuchverfahren im Überblick<br />

A. Einleitung<br />

Durch die Entscheidung des EuGH in der Rechtssache<br />

Kommission gegen Österreich (Vertragsverletzungsklage)<br />

C-161/07 und der damit verbundenen<br />

Einführung des Absatzes 7a in § 32a AuslBG<br />

haben sich mit Wirkung 1. September 2009 Änderungen<br />

für das Firmenbuchverfahren ergeben. Der<br />

Beitrag, welcher auf meinem Vortrag beim Firmenbuch-Workshop<br />

in Steyr am 20. und 21. Jänner<br />

<strong>2010</strong> beruht, setzt sich mit den neuen Bestimmungen,<br />

aber auch grundsätzlich mit dem Einfluss<br />

des AuslBG auf das Firmenbuchverfahren<br />

auseinander.<br />

B. Rechtsgrundlagen im<br />

Prüfungsverfahren<br />

Im Rahmen der materiellen Prüfpflicht hat das<br />

Firmenbuchgericht in rechtlicher Hinsicht zu prüfen,<br />

ob das materielle Recht eine Eintragung<br />

gestattet (vgl unter vielen Kodek in<br />

Kodek/Nowtny/Umfahrer, FBG, § 15 FBG Rz 11<br />

mN). Im Rahmen dieser Prüfpflicht ist auch zu<br />

prüfen, ob sittenwidrige Rechtsgeschäfte oder<br />

Umgehungsgeschäfte der Eintragung entgegenstehen.<br />

In der E OGH 19.05.1994, 6 Ob 19/93 hatte<br />

sich das Höchstgericht mit der Frage der Umgehung<br />

des AuslBG zu befassen:<br />

OGH 19.05.1994, 6 Ob 19/93 (Auszug)<br />

„Es entspricht auch der von der Lehre gebilligten<br />

neueren Rsp des OGH, das ein Rechtsgeschäft,<br />

durch welches das Erfordernis einer behördlichen<br />

Genehmigung umgangen werden soll, nicht schon<br />

wegen der rechtswidrigen Umgehungsabsicht<br />

iSd § 879 ABGB nichtig ist, sondern der Rechtsnorm<br />

unterliegt, die auf das in Wahrheit beabsichtigte<br />

Rechtsgeschäft anzuwenden ist. Ist das in<br />

Wahrheit beabsichtigte Rechtsgeschäft nur genehmigungsbedürftig,<br />

dann ist es im allgemeinen in<br />

seinen rechtlichen Wirkungen so lange in Schwebe,<br />

bis die Genehmigung erteilt oder versagt oder<br />

festgestellt wird, dass es keiner Genehmigung<br />

bedarf. Es ist aber von Anfang an nichtig, wenn<br />

ADir. Wilhelm Birnbauer<br />

die Parteien die erforderliche<br />

behördliche Genehmigung<br />

absichtlich nicht beantragen,<br />

weil sie wissen, dass diese nicht<br />

erteilt wird.<br />

Diese aus § 879 ABGB abgeleiteten<br />

Grundsätze gelten für<br />

alle privatrechtlichen Rechtsgeschäfte,<br />

daher auch im Bereich<br />

des Gesellschaftsrechts. Sie<br />

umfassen also auch den Gesellschaftsvertrag,Abtretungsverträge<br />

oder Gesellschafterbeschlüsse<br />

zur Geschäftsführerbestellung,<br />

wenn alle Beteiligten<br />

gemeinsam zu dem Zweck<br />

zusammenwirken, einem oder<br />

mehreren von ihnen eine Position<br />

zu verschafften, deren<br />

Ausübung einem gesetzlichen<br />

Verbot zuwiderläuft […]. Ein<br />

solches „Verbotsgesetz“ ist auch<br />

das Ausländerbeschäftigungsgesetz<br />

[…]. Besteht daher, wie<br />

hier, schon aus dem Inhalt der<br />

kurz aufeinanderfolgenden<br />

Anmeldungen mit umfangreichen<br />

Gesellschafterwechseln,<br />

Geschäftsführerbestellungen<br />

und Abberufungen ausschließlich<br />

von Ausländern aus dem<br />

Raum des ehemaligen Jugoslawien<br />

und auch aus dem Amtswissen<br />

des Firmenbuchrichters<br />

der dringende Verdacht, dass<br />

die der Anmeldung zugrunde<br />

liegenden Rechtsakte wegen<br />

Umgehung eines Verbotsgesetzes<br />

unwirksam sein könnten<br />

und es damit an einer<br />

Eintragungsvoraussetzung<br />

fehlte, dann ist der Firmenbuchrichter<br />

zu einer amtswegigen<br />

Prüfung nicht nur berechtigt,<br />

sondern verpflichtet.“


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

Dieser Entscheidung lag die<br />

Rechtslage vor dem Inkrafttreten<br />

des mit Art III Z 1 BGBl<br />

1993/502 eingefügten Abs 4 in<br />

§ 2 AuslBG zu Grunde.<br />

Mit Art III Z 1 BGBl 1993/502<br />

wurde dem § 2 AuslBG folgender<br />

Absatz 4 beigefügt, der<br />

nach weiteren Änderungen de<br />

lege lata lautet:<br />

(4) Für die Beurteilung, ob<br />

eine Beschäftigung im Sinne<br />

des Abs. 2 vorliegt, ist der<br />

wahre wirtschaftliche Gehalt<br />

und nicht die äußere Erscheinungsform<br />

des Sachverhaltes<br />

maßgebend.<br />

Eine Beschäftigung im Sinne<br />

des Abs. 2 liegt insbesondere<br />

auch dann vor, wenn<br />

1. ein Gesellschafter einer<br />

Personengesellschaft zur<br />

Erreichung des gemeinsamen<br />

Gesellschaftszweckes<br />

oder<br />

2. ein Gesellschafter einer<br />

Gesellschaft mit beschränkter<br />

Haftung mit einem<br />

Geschäftsanteil von weniger<br />

als 25% Arbeitsleistungen<br />

für die Gesellschaft erbringt,<br />

die typischerweise in<br />

einem Arbeitsverhältnis<br />

geleistet werden, es sei denn,<br />

die regionale Geschäftsstelle<br />

des Arbeitsmarktservice stellt<br />

auf Antrag binnen drei Monaten<br />

fest, dass ein wesentlicher<br />

Einfluss auf die Geschäftsführung<br />

der Gesellschaft durch<br />

den Gesellschafter tatsächlich<br />

persönlich ausgeübt wird. Den<br />

Nachweis hiefür hat der<br />

Antragsteller zu erbringen.<br />

Nach Ablauf dieser Frist darf<br />

die Tätigkeit auch ohne den<br />

erforderlichen Feststellungsbescheid<br />

aufgenommen werden.<br />

Wird der Antrag nach Ablauf<br />

der Frist abgewiesen, ist die<br />

bereits begonnene Tätigkeit<br />

umgehend, spätestens jedoch<br />

binnen einer Woche nach<br />

Zustellung des Bescheides, zu<br />

beenden.<br />

§ 2 Abs 1 AuslBG: Als Ausländer<br />

im Sinne des AuslBG gilt,<br />

wer nicht die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft besitzt.<br />

§ 2 Abs 2 lit b): Als Beschäftigung gilt die Verwendung<br />

in einem arbeitnehmerähnlichen<br />

Verhältnis. (Bis 31.12.2005 lautete diese Bestimmung:<br />

Als Beschäftigung gilt die Verwendung in<br />

einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis, sofern<br />

die Tätigkeit nicht auf Grund gewerberechtlicher<br />

oder sonstiger Vorschriften ausgeübt wird.)<br />

Nach den nunmehr geltenden Bestimmungen des<br />

§ 2 Abs 4 AuslBG gilt ein Gesellschafter einer Personengesellschaft,<br />

der Arbeitsleistungen erbringt,<br />

die typischerweise in einem Arbeitsverhältnis<br />

geleistet werden, grundsätzlich als Beschäftigter<br />

iSd AuslBG.<br />

Diese gesetzliche Vermutung wird nur durch<br />

einen Feststellungsbescheid des AMS widerlegt<br />

(siehe oben). Alleine durch die Gründung einer<br />

Personengesellschaft wird das AuslBG mE daher<br />

nach geltender Rechtslage nicht umgangen.<br />

Selbst wenn man die Gründung einer Personengesellschaft<br />

als Umgehungsgeschäft qualifizieren<br />

würde, wäre die Gesellschaftsgründung mE nicht<br />

unwirksam. Das bei der Umgehung des AuslBG<br />

in Wahrheit beabsichtigte Rechtsgeschäft ist die<br />

Beschäftigung als Arbeitnehmer. Rechtfolge bei<br />

Verstoß gegen das AuslBG ist die Verhängung<br />

einer Verwaltungsstrafe nach § 28 AuslBG.<br />

Unwirksam ist ein Umgehungsgeschäft nur<br />

dann, wenn der Verbotszweck der Norm,<br />

die dem primär angestrebten Geschäft entgegensteht,<br />

auch die Unwirksamkeit des Umgehungsgeschäftes<br />

erfordert (Bollenberger in Koziol/<br />

Bydlinski/Bollenberger, § 916 ABGB, Rz 5).<br />

Da ein Verstoß gegen das AuslBG als Rechtsfolge<br />

ein Verwaltungsstrafverfahren nach sich zieht,<br />

erfordert mE der Verbotszweck nicht die Unwirksamkeit<br />

des Umgehungsgeschäftes.<br />

OGH 31.08.2006, 6 Ob 208/05i (Auszug)<br />

[…] Der polnische Staatsangehörige Piotr G**** ist<br />

alleiniger Komplementär der Kommanditerwerbsgesellschaft.<br />

Gemäß § 164 HGB iVm § 4 Abs 1<br />

EGG sind die Kommanditisten von der Führung<br />

der Geschäfte ausgeschlossen; sie können einer<br />

Handlung des Komplementärs, die über den<br />

gewöhnlichen Geschäftsbetrieb der Gesellschaft<br />

nicht hinausgeht, nicht widersprechen. Damit<br />

kommt Piotr G**** schon von Gesetzes wegen ein<br />

maßgeblicher Einfluss auf die Geschäftsführung<br />

zu…<br />

Kritik:<br />

Was wäre, wenn Piotr G*** vor der Gesellschaftsgründung<br />

versucht hätte, bei einem Baumeister<br />

ein Dienstverhältnis einzugehen und dieses wäre<br />

an der Nichterteilung einer Beschäftigungsbewilligung<br />

gescheitert. Er hätte dann nur die Gesellschaft<br />

gründen müssen und für diesen (einzigen)<br />

Baumeister arbeiten – dann<br />

würde Piotr G*** „arbeitnehmerähnlich“<br />

iSd § 2 Abs 2 lit<br />

b) verwendet – Strafverfahren<br />

nach § 28 AuslBG.<br />

Nach § 2 Abs 4 AuslBG ist für<br />

die Beurteilung der „wahre<br />

wirtschaftliche Gehalt“ maßgeblich<br />

und nicht die „formelle“<br />

Gesellschaftsgründung. Die<br />

Beurteilung des Sachverhaltes<br />

obliegt dem AMS.<br />

C) Anwendungsbereich<br />

des AuslBG<br />

1. Grundsätzlicher Anwendungsbereich<br />

Grundsätzlich ist das AuslBG<br />

auf alle Staatsbürger anzuwenden,<br />

welche nicht die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft<br />

besitzen (§§ 1 Abs 1, 2 Abs 1<br />

AuslBG). Bezogen auf Gesellschaften<br />

oder Einzelunternehmer<br />

gilt das AuslBG auch bei<br />

arbeitnehmerähnlichen Verhältnissen<br />

(§ 2 Abs 1 lit b)<br />

AuslBG.<br />

Für eine Beurteilung, ob eine<br />

Beschäftigung iSd AuslBG vorliegt,<br />

ist nach § 2 Abs 4 leg cit,<br />

der wahre wirtschaftliche<br />

Gehalt und nicht die äußere<br />

Erscheinungsform des Sachverhaltes<br />

maßgeblich. § 2 Abs 4<br />

AuslB zählt demonstrativ auf,<br />

wann eine Beschäftigung im<br />

Sinne des Gesetzes insbesondere<br />

vorliegt (siehe oben den<br />

zitierten § 2 Abs 4 AuslBG).<br />

Wenn im Gesetz nur demonstrativ<br />

von Personengesellschaften<br />

und Gesellschaft mit<br />

beschränkter Haftung gesprochen<br />

wird, gilt das Gesetz<br />

auch für alle anderen Rechtsformen,<br />

wobei der Gesetzgeber<br />

offenbar die am häufigsten<br />

vorkommenden Rechtsformen<br />

aufzählt.<br />

2. Freizügigkeitsberechtigte<br />

Freizügigkeitsberechtigte<br />

EWR-Bürger, deren drittstaatsangehörige<br />

Ehegatten und<br />

Kinder (einschließlich Adoptiv-<br />

23


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

und Stiefkinder), die noch<br />

nicht 21 Jahre alt sind oder<br />

denen der EWR-Bürger oder<br />

der Ehegatte Unterhalt<br />

gewährt, sowie drittstaatsangehörige<br />

Eltern des EWR-Bürgers<br />

und seines Ehegatten, denen<br />

der EWR-Bürger oder der Ehegatte<br />

Unterhalt gewährt, sofern<br />

sie zur Niederlassung nach<br />

dem Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz<br />

(NAG), BGBl. I<br />

Nr. 100/2005 berechtigt sind,<br />

unterliegen nicht den<br />

Bestimmungen des AuslBG<br />

(§ 1 Abs 2 lit l AuslBG).<br />

EWR-Bürger, die ihr Recht<br />

auf Freizügigkeit nicht in<br />

Anspruch nehmen, deren drittstaatsangehörige<br />

Ehegatten<br />

und Kinder (einschließlich<br />

Adoptiv- und Stiefkinder)<br />

sowie die drittstaatsangehörigen<br />

Ehegatten und Kinder<br />

österreichischer Staatsbürger,<br />

sofern der Ehegatte bzw. das<br />

Kind zur Niederlassung nach<br />

dem NAG berechtigt ist,<br />

unterliegen ebenfalls nicht<br />

den Bestimmungen des<br />

AuslBG (§ 1 Abs 2 lit m<br />

AuslBG – siehe dazu RV 948<br />

BlgNr 22. GP: „Da die Richtlinie<br />

nur auf jene EWR-Bürger<br />

Anwendung findet, die ihr<br />

Freizügigkeitsrecht auch tatsächlich<br />

in Anspruch nehmen,<br />

sind im Bundesgebiet ständig<br />

lebende Österreicher und sonstige<br />

EWR-Bürger nicht davon<br />

betroffen. Für sie wird daher<br />

die Ausnahmeregelung nicht<br />

auf die Eltern und Schwiegereltern<br />

ausgeweitet. Die kroatische<br />

Schwiegermutter eines mit<br />

einer kroatischen Staatsbürgerin<br />

verheirateten und in Österreich<br />

lebenden Österreichers<br />

hat demnach ebenso wenig<br />

unbeschränkten Arbeitsmarktzugang<br />

wie die kroatische<br />

Schwiegermutter eines Deutschen,<br />

der immer in Österreich<br />

gelebt hat.“<br />

Die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

normierte Art 39 EGV,<br />

seit Inkrafttreten des Vertrages<br />

von Lissabon ist die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

in Art 45<br />

AEUV (Vertrag über die<br />

24<br />

Arbeitsweise der EU) geregelt. Dem EWR gehören<br />

alle 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein<br />

und Norwegen an. Die „Vier Grundfreiheiten“<br />

– wozu die Arbeitnehmerfreizügigkeit gehört<br />

- gelten für alle EWR-Teilnehmer. Die Schweiz ist<br />

nicht dem EWR beigetreten, es bestehen aber<br />

bilaterale Verträge zwischen der EU und der<br />

Schweiz, sodass die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

auch auf die Staatsbürger der Schweiz anzuwenden<br />

ist (siehe § 32 Abs 9 AuslBG). Auf Grund des<br />

Anwendungsvorranges des Gemeinschaftsrechts<br />

geht Art 45 AEUV den Bestimmungen des AuslBG<br />

vor.<br />

Aus österreichischer Sicht gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

aufgrund der Übergangsbestimmungen<br />

in den Beitrittsverträgen nicht für alle<br />

2004 beigetretenen Mitgliedsstaaten, konkret<br />

nicht für Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei,<br />

Slowenien, Tschechische Republik sowie<br />

Ungarn. Hingegen gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

für Malta und Zypern. Für die am 1. 1. 2007<br />

beigetretenen Länder Bulgarien und Rumänien<br />

bestehen in den Beitrittsverträgen ebenfalls Übergangsbestimmungen.<br />

Die Übergangsbestimmungen<br />

enden für die 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten<br />

spätestens am 1. Mai 2011.<br />

Die Einschränkungen der Arbeitnehmer für Rumänien<br />

und Bulgarien gelten derzeit bis 31. 12. 2011.<br />

Danach kann die Frist nur bei schwerwiegenden<br />

Störungen des Arbeitsmarktes nach entsprechender<br />

Mitteilung an die Kommission bis 31. 12. 2013<br />

verlängert werden.<br />

Die Kommission brachte gegen Österreich<br />

eine Vertragsverletzungsklage gem § 226 EGV<br />

folgenden Inhaltes ein:<br />

Mit ihrer Klage beantragt die Kommission der<br />

Europäischen Gemeinschaft, festzustellen, dass die<br />

Republik Österreich ihren Verpflichtungen aus<br />

Art 43 EG nicht nachgekommen ist, indem sie für<br />

die Eintragung von Gesellschaften ins Firmenbuch<br />

(Handelsregister) auf Antrag von Staatsangehörigen<br />

der Mitgliedstaaten, die der Europäischen<br />

Union am 1. Mai 2004 beigetreten sind – mit Ausnahme<br />

der Republik Zypern und der Republik<br />

Malta – (im Folgenden: die acht neuen Mitgliedstaaten),<br />

die Feststellung ihrer Selbständigkeit<br />

durch das Arbeitsmarktservice (im Folgenden:<br />

AMS) oder die Vorlage eines Befreiungsscheins<br />

verlangt.<br />

Der EuGH gab der Klage mit Urteil vom 22.<br />

Dezember 2008, Rechtssache C-161/07 statt und<br />

stellte fest:<br />

Die Republik Österreich hat dadurch gegen<br />

ihre Verpflichtungen aus Art 43 EG verstoßen,<br />

dass sie für die Eintragung von Gesellschaften<br />

ins Firmenbuch (Handelsregister) auf Antrag<br />

von Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten,<br />

die der Europäischen Union<br />

am 1. Mai 2004 beigetreten<br />

sind – mit Ausnahme der<br />

Republik Zypern und der<br />

Republik Malta –, die Gesellschafter<br />

einer Personengesellschaft<br />

oder Minderheitsgesellschafter<br />

eine Gesellschaft<br />

mit beschränkter<br />

Haftung sind, die Feststellung<br />

ihrer Selbständigkeit<br />

durch das Arbeitsmarktservice<br />

oder die Vorlage eines<br />

Befreiungsscheins verlangt.<br />

Im Schreiben des Bundeskanzleramtes<br />

vom 21. Jänner 2009<br />

wird dazu gesagt:<br />

Vor dem Hintergrund der Ausführungen<br />

des Gerichtshofes<br />

geht der Verfassungsdienst<br />

davon aus, dass die bisherige<br />

Regelung des § 2 Abs 4<br />

AuslBG hinsichtlich der Angehörigen<br />

der betroffenen acht<br />

neuen Mitgliedstaaten zu<br />

ändern sein wird. Ein vorheriges<br />

Genehmigungsverfahren<br />

für die Aufnahme der Tätigkeit<br />

der betroffenen Personengesellschaften<br />

und Minderheitsgesellschafter<br />

scheidet damit<br />

aus und könnte durch ein System<br />

der verstärkten<br />

Kontrolle sowie der nach -<br />

träg lichen Untersagung der<br />

Tätigkeit ersetzt werden.<br />

Aufgrund eines Initiativantrages<br />

des Ausschusses für Arbeit<br />

und Soziales (250 BlgNr 24.<br />

GP) wurde in § 32a AuslBG<br />

mit BGBl 2007/91 folgender<br />

Absatz 7a eingefügt, welcher<br />

am 1. September 2009 in Kraft<br />

getreten ist:<br />

„(7a) Die gesetzliche Vermutung<br />

und die Verpflichtung zur<br />

Einholung eines Feststellungsbescheides<br />

gemäß § 2 Abs. 4<br />

gelten nicht für Gesellschafter,<br />

die Staatsangehörige eines in<br />

den Abs. 1 und 10 genannten<br />

Mitgliedstaaten der Europäischen<br />

Union (gemeint:<br />

Estland, Lettland, Litauen,<br />

Polen, Slowakei, Slowenien,<br />

Tschechische Republik,<br />

Ungarn, Bulgarien,<br />

Rumänien) sind. Die Firmenbuchgerichte<br />

haben<br />

jedoch die Eintragung solcher


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

Gesellschafter in das Firmenbuch<br />

der zuständigen regionalen<br />

Geschäftsstelle des<br />

Arbeitsmarktservice zu<br />

melden, sofern sie Grund zur<br />

Annahme haben, dass die<br />

Gesellschafter Arbeitsleistungen<br />

im Sinne des § 2 Abs. 4<br />

für die Gesellschaft erbringen.<br />

Die regionale Geschäftsstelle<br />

hat die Tätigkeit des Gesellschafters<br />

nach ihrem wahren<br />

wirtschaftlichen Gehalt zu prüfen.<br />

Die Gesellschafter haben<br />

an der Ermittlung des Sachverhaltes<br />

mitzuwirken. Stellt die<br />

regionale Geschäftsstelle fest,<br />

dass die Tätigkeit der Bewilligungspflicht<br />

nach diesem Bundesgesetz<br />

unterliegt, oder<br />

wirkt der Gesellschafter trotz<br />

schriftlicher Aufforderung nicht<br />

binnen angemessener Frist an<br />

der Ermittlung des Sachverhaltes<br />

mit, hat sie – sofern keine<br />

entsprechende Bewilligung<br />

vorliegt – die Beschäftigung zu<br />

untersagen und das für die<br />

Kontrolle der Einhaltung der<br />

Bestimmungen dieses Bundesgesetzes<br />

zuständige Finanzamt<br />

zu verständigen.“<br />

Zusammengefasst gilt:<br />

§ 2 AuslBG gilt nicht für die<br />

Staatsbürger der folgenden<br />

Staaten:<br />

Belgien (Gründungsmitgl.)<br />

Dänemark (Beitritt 1973)<br />

Deutschland (Gründungsmitgl.)<br />

Finnland (Beitritt 1995)<br />

Frankreich (Gründungsmitgl.)<br />

Griechenland (Beitritt: 1981)<br />

Irland (Beitritt: 1973)<br />

Island (nur EWR-Mitgl.)<br />

Italien (Gründungsmitgl.)<br />

Liechtenstein (nur EWR-Mitgl.)<br />

Luxemburg (Gründungsmitgl.)<br />

Malta (Beitritt 2004)<br />

Niederlande (Gründungsmitgl.)<br />

Norwegen (nur EWR-Mitgl.)<br />

Portugal (Beitritt: 1986)<br />

Schweden (Beitritt: 1995)<br />

Schweiz (bilaterale Verträge)<br />

Spanien (Beitritt: 1986)<br />

Vereinigtes Königreich (Beitritt:<br />

1973) und Nordirland<br />

Zypern (Beitritt: 2004)<br />

§ 32a Abs 1 AuslBG (Verständigung des AMS) gilt<br />

für die folgenden Mitgliedsstaaten:<br />

Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei<br />

Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn<br />

Bulgarien, Rumänien<br />

3. Drittstaatsangehörige<br />

Drittstaatsangehöriger ist ein Fremder (= wer<br />

die österreichische Staatsbürgerschaft nicht besitzt,<br />

§ 2 Abs 1 Z 1 AuslBG), der nicht EWR-Bürger ist<br />

(§ 2 Abs 1 Z 6 AuslBG).<br />

Auf Drittstaatsangehörige ist § 2 AuslBG anzuwenden.<br />

Ausnahmen bestehen für drittstaatsangehörige<br />

Ehegatten und Kinder von freizügigkeitsberechtigten<br />

EWR-Bürgern (§ 2 Abs 1 lit l und m<br />

AuslBG).<br />

4. Asylwerber, Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte<br />

Asylwerber sind ausländische Staatsbürger, die<br />

einen Antrag auf Asylgewährung gestellt haben<br />

und deren Antrag noch nicht erledigt ist.<br />

Sie unterliegen den Bestimmungen des AuslBG.<br />

Asylberechtigte (§ 3 AsylG), also Personen,<br />

denen Asyl gewährt wurde, unterliegen nicht den<br />

Bestimmungen des AuslBG (§ 1 Abs 2 lit a<br />

AuslBG), gleiches gilt für subsidiär Schutzberechtigte<br />

(§ 8 AsylG), deren Antrag auf Asyl zwar<br />

abgelehnt wurde, die aber aus verschiedenen<br />

Gründen (etwa Krieg) nicht in ihr Heimatland<br />

zurückkehren können (§ 1 Abs 2 lit a AuslBG).<br />

D) Nachweise der Berechtigung zum<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

1. Bestimmungen im AuslBG<br />

Beschäftigungsbewilligung – § 4 ff AuslBG<br />

Arbeitserlaubnis – § 14a AuslBG<br />

Befreiungsschein – § 15 AuslBG<br />

Feststellungsbescheid nach § 2 Abs 4 AuslBG oder<br />

Nachweis, dass AMS nicht binnen drei Monaten<br />

entschieden hat<br />

Für türkische Staatsbürger besteht in § 4c<br />

AuslBG eine Sondervorschrift.<br />

Demnach ist eine Beschäftigungsbewilligung<br />

oder ein Befreiungsschein von Amts wegen zu<br />

erteilen oder zu verlängern, wenn bestimmte<br />

Voraussetzungen (Assoziationsrat EWG-Türkei –<br />

ARB – Nr 1/190) erfüllt werden.<br />

Ausländer die,<br />

über einen Niederlassungsnachweis (§ 24<br />

FrG 1997) oder<br />

über einen Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt-EG“<br />

(§ 45 NAG) oder<br />

über eine „Niederlassungsbewilligung<br />

– unbeschränkt“<br />

(§ 8 Abs. 2 Z 3 NAG)<br />

verfügen, sind zur Ausübung<br />

einer Beschäftigung im gesamten<br />

Bundesgebiet berechtigt<br />

(§ 17 Abs 1 AuslBG).<br />

2. Bestimmungen im Niederlassungs-<br />

und Aufenthaltsgesetz<br />

(NAG)<br />

2.1 Begriff „Niederlassung<br />

Der Begriff „Niederlassung“<br />

wird in § 2 Abs 2 NAG legal<br />

definiert. Niederlassung ist<br />

demnach der tatsächliche<br />

oder zukünftig beabsichtigte<br />

Aufenthalt im Bundesgebiet<br />

zum Zweck<br />

1. der Begründung des Wohnsitzes,<br />

der länger als sechs<br />

Monate im Jahr tatsächlich<br />

besteht;<br />

2. der Begründung eines Mittelpunktes<br />

der Lebensinteressen<br />

oder<br />

3. der Aufnahme einer nicht<br />

bloß vorübergehenden<br />

Erwerbstätigkeit.<br />

Aufenthaltstitel<br />

Die Aufenthaltstitel (zB<br />

„Daueraufenthalt – EG“ oder<br />

„Niederlassungsbewilligung<br />

unbeschränkt“ sind in § 8 NAG<br />

aufgezählt.<br />

Der Bundesminister für Inneres<br />

legt das Aussehen und den<br />

Inhalt der Aufenthaltstitel<br />

durch Verordnung fest (Muster<br />

siehe unter www.bmi.gv.at/<br />

cms/bmi_niederlassung/ –<br />

6. 5. <strong>2010</strong>).<br />

■<br />

25


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Rechtsmittel entscheidungen<br />

I<br />

Fachbereich Firmenbuch<br />

OLG Wien 28 R 295/08w<br />

(28. 1. 2009)<br />

Die Bestellung eines<br />

Geschäftsführers einer GmbH<br />

ist ein zweiseitiger Akt, der<br />

erst mit der Annahme durch<br />

den Bestellten wirksam wird<br />

und konstitutiv wirkt. Eine<br />

rückwirkende Bestellung bzw.<br />

Änderung der Vertretungsbefugnis<br />

ist unzulässig. Die<br />

Änderung der Vertretungsbefugnis<br />

kann nur mit dem Tag<br />

der Beschlussfassung wirksam<br />

werden.<br />

OGH 7 Ob 256/08k<br />

(11. 2. 2009)<br />

Erklärt der Alleingesellschafter<br />

einer GmbH während einer<br />

Tagsatzung zur mündlichen<br />

Streitverhandlung eine Zession<br />

an sich selbst und wird diese<br />

Erklärung in das Verhandlungsprotokoll<br />

aufgenommen,<br />

so besteht hinsichtlich dieses<br />

In-Sich-Geschäfts im Sinn des<br />

§ 18 Abs. 5 GmbHG eine<br />

(öffentliche) Urkunde.<br />

OGH 6 Ob 46/09x<br />

(26. 3. 2009)<br />

Der Rechtsformzusatz<br />

„GsmbH“ ist bei einer Gesellschaft<br />

mit beschränkter Haftung<br />

nicht zulässig. Es kann<br />

davon ausgegangen werden,<br />

dass dem historischen Gesetzgeber<br />

nur bestimmte Abkürzungsmöglichkeitenvorschwebten,<br />

auch wenn diese<br />

nicht ausdrücklich in den<br />

Gesetzestext Eingang gefunden<br />

haben.<br />

26<br />

OGH 6 Ob 130/09z (5. 8. 2009)<br />

Eine Fristerstreckung zur Vorlage des Jahresabschlusses<br />

nach Ablauf der dafür vorgesehenen<br />

Fristen ist gesetzwidrig. Ein Geschäftsführer muss<br />

die Erstellung und Offenlegung des Jahresabschlusses<br />

zwar nicht selbst machen, er kann sich<br />

aber wegen der nicht rechtzeitigen Einreichung<br />

nicht entschuldigen, solange er nicht nachweislich<br />

alles unternommen hat, um die rechtzeitige<br />

Erfüllung seiner gesetzlichen Verpflichtung zu<br />

gewährleisten.<br />

OGH 6 Ob 49/09p (18. 9. 2009)<br />

Bei der Beschlussfassung in der Generalversammlung<br />

trifft den Gesellschafter einer GmbH unter<br />

den Voraussetzungen des § 39 Abs. 4 GmbHG ein<br />

Stimmverbot. Im Fall eines von der Sonderprüfung<br />

betroffenen Aktionärs, der zugleich Mitglied<br />

des Vorstands bzw. des Aufsichtsrats ist, schließt<br />

§ 118 AktG [Anm: nunmehr § 130 Akt] diesen<br />

vom Stimmrecht aus. Für die GmbH ist diese<br />

Regelung analog anzuwenden.<br />

OGH 6 Ob 211/09m (18. 12. 2009)<br />

Die Bestimmung des § 221 Abs. 4 Z 1 UGB,<br />

wonach erst ein Über- oder Unterschreiten der<br />

Größenklassen zu den Abschlussstichtagen von<br />

zwei aufeinander folgenden Geschäftsjahren die<br />

Rechtsfolgen der Abs. 1 bis 3 auslöst, trägt dem<br />

Bedürfnis nach Kontinuität Rechnung. Diese<br />

Erwägungen spielen jedoch bei der Konstellation<br />

des § 221 Abs. 4 Z 2 UGB keine Rolle. Es ist<br />

daher kein Wertungswiderspruch, wenn der<br />

Gesetzgeber jene Gesellschaften, die bereits im<br />

Jahr ihrer Gründung die Kriterien einer höheren<br />

Größenklasse erreichen, schon im nächsten<br />

Geschäftsjahr den dafür geltenden Rechnungslegungsvorschriften<br />

unterwirft.<br />

OGH 6 Ob 133/09s (18. 12. 2009)<br />

Die für § 18 UGB entwickelten Grundsätze sind<br />

auch auf eine aus Elementen einer Internet-<br />

Domain gebildeten Firma anzuwenden. Nach die-<br />

zusammengefasst von ADir. Rainer Jäger<br />

sen Grundsätzen ist die Firma<br />

„karriere.at GmbH“ nicht eintragungsfähig.<br />

Das Wort „Karriere“<br />

allein stellt eine reine<br />

Gattungsbezeichnung dar und<br />

besitzt keine Kennzeichnungsund<br />

Unterscheidungskraft,<br />

gleiches gilt für „at“. Notwendige<br />

Unterscheidungskraft<br />

besitzt auch die Kombination<br />

beider Domains nicht. Eine<br />

aus einer Second-Level-<br />

Domain („karriere“) und der<br />

Beifügung einer Top-Level-<br />

Domain („at“) gebildete Firma<br />

bezieht ihre Unterscheidungskraft<br />

nämlich regelmäßig aus<br />

der Eigenart der Second-Level-<br />

Domain.<br />

OGH 6 Ob 119/09g<br />

(18. 12. 2009)<br />

Die Gründer einer GmbH<br />

können sich beim Abschluss<br />

des Gesellschaftsvertrages vertreten<br />

lassen. Die Unterzeichnung<br />

des Gesellschaftsvertrages<br />

durch Bevollmächtigte<br />

setzt jedoch eine besondere,<br />

auf dieses eine Geschäft<br />

beglaubigte Vollmacht voraus,<br />

die dem Vertrag anzuschließen<br />

ist. Es ist nicht notwendig,<br />

dass die Vollmacht den ganzen<br />

oder doch wesentlichen<br />

Inhalt des erst abzuschließenden<br />

Gesellschaftsvertrages enthält.<br />

Es genügt vielmehr,<br />

wenn aus der Vollmacht zu<br />

ersehen ist, dass sie zum<br />

Abschluss eines Gesellschaftsvertrages<br />

einer bestimmten, im<br />

Einzelfall zureichend gekennzeichneten<br />

GmbH erteilt<br />

wurde. Im Übrigen kann dem<br />

Bevollmächtigten freie Hand


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

gelassen werden. Zu dieser<br />

notwendigen Individualisierung<br />

des Geschäfts in der<br />

Vollmacht ist es nicht erforderlich,<br />

alle in § 4 Abs. 1 GmbHG<br />

genannten Bestimmungen, die<br />

der Gesellschaftsvertrag enthalten<br />

muss, in die Vollmacht<br />

aufzunehmen. Die Nennung<br />

des Gegenstands des Unternehmens<br />

in der Spezialvollmacht<br />

ist nicht erforderlich.<br />

OGH 6 Ob 251/09v<br />

(14. 1. <strong>2010</strong>)<br />

Eine verhängte Zwangsstrafe<br />

ist gem. § 283 Abs. 4 UGB<br />

auch dann zu vollstrecken,<br />

wenn die bestraften Personen<br />

ihrer Pflicht nachkommen<br />

oder eine Erfüllung unmöglich<br />

geworden ist. Damit hat sich<br />

der Gesetzgeber zur Erhöhung<br />

der Wirksamkeit des Zwangsstrafverfahrens<br />

dafür entschieden,<br />

dass nachträgliche Änderungen<br />

den Vollzug der verhängten<br />

Zwangsstrafe in der<br />

Regel nicht hindern. Anträge<br />

an das Firmenbuchgericht auf<br />

Absehen vom Vollzug sind<br />

zwar weiterhin möglich, aber<br />

nach dem erklärten Willen des<br />

Gesetzgebers in der Regel<br />

nicht berechtigt.<br />

OGH 6 Ob 145/09f<br />

(16. 10. 2009)<br />

Jedenfalls bei einem aufrechten<br />

Vollmachtsverhältnis dürfen<br />

Vertreter (hier Rechtsanwalt)<br />

des Begünstigten nicht<br />

Mitglieder des Stiftungsvorstandes<br />

sein. Eine frühere<br />

abgeschlossene Tätigkeit als<br />

Vertreter ist hingegen<br />

unschädlich, soweit nicht in<br />

Ausnahmefällen der Anschein<br />

der Voreingenommenheit entstehen<br />

könnte. In diesem Fall<br />

könnte das Gericht das betreffende<br />

Vorstandsmitglied gem.<br />

§ 27 Abs. 2 PSG abberufen.<br />

Der Ausschluss vom Amt des<br />

Stiftungsvorstandes besteht<br />

nicht nur, wenn das<br />

gewünschte Vorstandsmitglied<br />

persönlich Bevollmächtigter<br />

von Begünstigten ist, sondern<br />

auch wenn die Rechtsanwaltspartnerschaft, welcher<br />

der Anwalt als Partner angehört, in einem<br />

derartigen Vertretungsverhältnis steht.<br />

OLG Linz 6 R 24/10g (10. 2. <strong>2010</strong>)<br />

Das Firmenbuchgericht bringt in seinem<br />

Beschluss zum Ausdruck, die nachstehenden Eintragungen<br />

zu bewilligen. Die Verwendung des<br />

Wortes „bewilligen“ im Spruch des angefochtenen<br />

Beschlusses kann nur dahin verstanden werden,<br />

dass das Ergehen einer antragsgemäßen Entscheidung<br />

zum Ausdruck gebracht wird. Da jedoch<br />

die Löschung einer Eintragung nicht beantragt<br />

wurde, hat das Erstgericht bei seiner Beschlussfassung<br />

den Antrag der Privatstiftung überschritten.<br />

Dagegen, dass die Löschung von Amts<br />

wegen vorgenommen worden wäre, spricht nicht<br />

nur die eine Antragsstattgebung nahelegende Formulierung<br />

des Spruches („bewilligt“), sondern<br />

auch das Fehlen einer Begründung.<br />

OLG Linz 6 R 30/10i (31. 3. <strong>2010</strong>)<br />

Wenn es um seine eigene Stellung als Gesellschafter<br />

geht, kommt einem gelöschten Gesellschafter<br />

Parteistellung zu. Er ist daher gemäß § 18<br />

FBG zu verständigen.<br />

OLG Linz 6 R 70/10x (14. 4. <strong>2010</strong>)<br />

Gemäß § 33 Abs. 3 PSG hat der Stiftungsvorstand<br />

zwar die Änderung der Stiftungsurkunde, nicht<br />

aber der Stiftungszusatzurkunde, unter Anschluss<br />

einer öffentlich beglaubigten Abschrift des Änderungsbeschlusses<br />

zur Eintragung anzumelden.<br />

Hinsichtlich der Stiftungszusatzurkunde ist nur<br />

die Tatsache deren Änderung anzumelden. § 13<br />

Abs. 3 Z 3 PSG sieht demgemäß die Eintragung<br />

des Datums der Stiftungszusatzurkunde sowie des<br />

Datums einer Änderung der Stiftungszusatzurkunde<br />

vor.<br />

Da die Vorlage der Stiftungszusatzurkunde und<br />

allfälliger Änderungen an das Firmenbuchgericht<br />

nicht vorgesehen ist, fehlt dem Firmenbuchgericht<br />

die Möglichkeit der Überprüfung, ob durch<br />

eine spätere Änderung der Stiftungszusatzurkunde<br />

eine vorhergehende Änderung obsolet geworden<br />

ist. Dass sich beide Änderungen auf § 1 der<br />

Stiftungszusatzurkunde beziehen, was iSd § 33<br />

Abs. 3 PSG gar nicht anzumelden gewesen wäre,<br />

muss nicht bedeuten, dass die ältere Änderung<br />

durch die neuere Änderung obsolet wurde, es ist<br />

doch denkbar, dass sich die jüngere Änderung<br />

auf die ältere Änderung nicht bezieht und die<br />

Änderungen nebeneinander Bestand haben. Im<br />

zu beurteilenden Fall hätte das Firmenbuchgericht<br />

von einer amtswegigen Löschung der älteren<br />

Änderung absehen müssen, da ihm mangels<br />

einer Möglichkeit zur Einsichtnahme in die Ände-<br />

rungsbeschlüsse eine Überprüfung,<br />

ob die ältere Eintragung<br />

durch die jüngere Eintragung<br />

obsolet geworden ist, nicht<br />

möglich ist.<br />

OLG Graz 4 R 112/09m<br />

(20. 8. 2009)<br />

Werden einzelne Positionen in<br />

der Bilanz nicht richtig dargestellt,<br />

stellt dies einen Verstoß<br />

gegen die Offenlegungsbestimmungen<br />

dar und muss mit<br />

Zwangsstrafen sanktioniert<br />

werden.<br />

OLG Linz 6 R 55/09i<br />

(20. 4. 2009)<br />

Gegen den Geschäftsführer<br />

einer im Konkurs befindlichen<br />

GmbH sind keine Zwangsstrafverfahren<br />

gem. § 283 UGB<br />

zu verhängen. Zufolge der<br />

nach Verhängung der angedrohten<br />

Zwangsstrafe neu entstandenen<br />

Tatsache der Konkurseröffnung<br />

war in umfassender<br />

Überprüfung des in<br />

einem amtswegigen Verfahren<br />

ergangenen Beschlusses<br />

(§ 55 AußStrG) der angefochtene<br />

Strafbeschluss ersatzlos<br />

aufzuheben.<br />

■<br />

27


TELEWORKER SECURE ACCESS ERMÖGLICHT SICHEREN ZUGRIFF AUF UNTERNEHMENSNETZWERK.<br />

TELEWORKING - SCHULDNERINNENBERATUNG STEIERMARK<br />

SETZT AUF SICHERHEIT UND FLEXIBILITÄT<br />

Die staatlich anerkannte Schuldner Innenberatung<br />

Steiermark bietet verschuldeten<br />

Personen Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Neben Beratungsstellen in Graz und Kapfenberg<br />

erhalten Betroffene in elf weiteren<br />

steirischen Bezirkshauptstädten kostenfreie<br />

und vertrauliche Beratung. Um diese Beratung<br />

effi zient und unabhängig vom Standort<br />

durchführen zu können, entschied sich die<br />

SchuldnerInnenberatung Steiermark für<br />

Teleworker Secure Access - eine gemanagte<br />

Teleworker lösung von Tele2.<br />

Wie Geschäftsführer Christof Lösch erzählt, ist<br />

der ortsunabhängige Zugriff auf die Datenbank<br />

eine Notwendigkeit für die Mitarbeiter der<br />

SchuldnerInnenberatung: “Wir bieten Sprechtage<br />

außerhalb unserer Standorte in den<br />

Bezirkshauptstädten an und wir brauchen auch<br />

dort Zugriff auf unsere Zentraldatenbank.“<br />

Für eine effi ziente Beratung ist es einfach<br />

unerlässlich, dass jeder Mitarbeiter in Echtzeit<br />

auf die Daten zugreifen kann.“ Teleworker<br />

Secure Access von Tele2 ermöglicht Teleworkern<br />

einen solchen externen Zugriff auf<br />

das Unternehmensnetzwerk.<br />

HÖCHSTE SICHERHEIT<br />

“Wir arbeiten bei unseren Sprechtagen mit<br />

Notebooks. So kann während der Beratung<br />

direkt auf den elektronischen Akt der SchuldnerIn<br />

zugegriffen werden. Sicherheit spielt<br />

dabei natürlich eine zentrale Rolle“, erläutert<br />

Lösch. Der sichere Zugriff auf die Unternehmensdaten<br />

und Anwendungen wird bei<br />

Teleworker Secure Access durch die sogenannte<br />

2-Faktoren-Authentifi zierung<br />

gewährleistet: Der Teleworker erhält dafür<br />

einen verschlüsselten USB-Token. Bei jeder<br />

Netzwerkanmeldung generiert das System<br />

automatisch einen verschlüsselten Text, der<br />

nur mit dem Token entschlüsselt werden kann.<br />

Christof Lösch, Geschäftsführer Schuldnerberatung Steiermark und Gernot Schlager, Key Account Manager Tele2<br />

Zusätzlich sind die USB-Token durch einen<br />

PIN geschützt. Dadurch soll Missbrauch durch<br />

Dritte verhindert werden, falls der Token<br />

abhanden kommt.<br />

EINFACHE SELBSTADMINISTRATION<br />

Neben der hohen Sicherheit bietet Teleworker<br />

Secure Access eine einfache und benutzerfreundliche<br />

Verwaltung des Services über ein<br />

Online-Portal. Die Selbstadministration<br />

ermöglicht es der SchuldnerInnenberatung<br />

Steiermark jederzeit ohne großen Aufwand<br />

neue Nutzer anzulegen oder Zugriffsrechte<br />

bestehender Nutzer zu ändern. Lösch: „Wir<br />

sind ein kleines Unternehmen und verfügen<br />

über keine EDV-Abteilung im klassischen Sinn,<br />

d.h. für uns muss so eine Lösung ganz einfach<br />

administrierbar sein. Es ist gut, wenn man das<br />

Know-how selber verwalten kann und nicht<br />

immer auf einen Dritten angewiesen ist.“<br />

Neben dem Unternehmen profi tiert auch der<br />

Kunde von der neuen Lösung. „Da Teleworker<br />

Secure Access absolut störungsfrei arbeitet,<br />

haben wir auch keine Stehzeiten. Wenn doch<br />

ein Problem auftritt, können wir es rasch selbst<br />

beheben. Die Kundenberatung hat dadurch<br />

eine ganz andere Qualität.“<br />

RASCHE UND EFFIZIENTE<br />

SYSTEMUMSTELLUNG<br />

Zeitgleich zur Inbetriebnahme von Teleworker<br />

Secure Access führte Tele2 bei der Schuldner-<br />

Innenberatung Steiermark noch andere<br />

Projekte durch: Die Datenvernetzungsinfrastruktur<br />

wurde verbessert und das Unter -<br />

nehmens netzwerk mittels einer virtuellen Firewall<br />

Lösung abgesichert. Die besondere Herausforderung<br />

dabei schildert Gernot Schlager, Key<br />

Account Manager bei Tele2, folgendermaßen:<br />

„Die Datenvernetzungsinfrastruktur ist im Zuge<br />

dieses Projekts an einen neuen Standort<br />

übersiedelt. Entscheidend war dabei das<br />

SUCCESS-STORIES<br />

richtige Timing, damit die neuen Systeme alle<br />

rechtzeitig zur Verfügung stehen.“ Lösch ist<br />

vom Erfolg der Durchführung begeistert:<br />

„Die Systeme funktionierten vom ersten Tag an.<br />

Wir hatten überhaupt keine Anlaufschwierigkeiten.“<br />

Falls doch Fragen auftraten, konnten<br />

diese vom Tele2 Support rasch beantwortet<br />

werden. Lösch abschließend: „Wir hatten<br />

schon vorher positive Erfahrungen mit Tele2<br />

und die haben sich im Zuge dieser Systemumstellung<br />

nur bestätigt.“<br />

DAS BIETET NUR TELEWORKER<br />

SECURE ACCESS VON TELE2:<br />

Gemanagte Teleworker Lösung mit<br />

Technologie vom Marktführer<br />

Nutzung der Tele2-eigenen Public-Key<br />

Infrastruktur<br />

Unbegrenzte Gültigkeitsdauer des<br />

USB Token<br />

Benutzerfreundliche Selbstadministration<br />

über Online-Portal<br />

Flexibel und rasch erweiterbar<br />

Fix kalkulierbare Kosten, keine<br />

Hardware-Investitionen erforderlich<br />

Zugriff über jeden beliebigen<br />

Internet zugang<br />

Hochsicher durch 2-Faktoren-<br />

Authentifizierung<br />

Nähere Infos unter business.tele2.at oder<br />

0800 800 882


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Fachbereich Privatinsolvenzrecht<br />

Grundbuch<br />

ADir.<br />

Johannes<br />

Kuster<br />

Fachredakteur Grundbuch<br />

BG Graz-Ost<br />

E-Mail:<br />

johannes.kuster@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Grundbuch<br />

<strong>2010</strong> …<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Im Herbst dieses Jahres findet in Velden am<br />

Wörthersee der <strong>Rechtspfleger</strong>kongress statt. Ob<br />

„Grundbuch neu“ zu diesem Zeitpunkt schon in<br />

Betrieb ist oder nicht – ein Programmpunkt wird<br />

sicher nicht fehlen: Aktuelle Fragen aus dem<br />

Grundbuchsrecht. Um Ihre Anfragen beantworten<br />

zu können, ersuche ich, die E-Mails bis längstens<br />

30. <strong>Juni</strong> <strong>2010</strong> an johannes.kuster@justiz.gv.at zu<br />

senden.<br />

Uns alle beschäftigt die Frage: Kommt der „big<br />

bang“ am 16. August <strong>2010</strong>? Um mich nicht dem<br />

Vorwurf auszusetzen, einseitige Meinungsbildung<br />

zu verfolgen, habe ich unseren Kollegen RR ADir<br />

Anton Jauk, der im Bundesministerium für <strong>Justiz</strong><br />

maßgeblich am Entstehen unseres neuen Grundbuches<br />

beteiligt war und ist, ersucht, eine Darstellung<br />

der Entwicklung und der (äußeren) Umstände<br />

zu verfassen, die unsere Arbeitswelt in Zukunft<br />

wesentlich verändern werden.<br />

Hier nun seine Ausführungen:<br />

Die derzeit in Verwendung stehende Grundbuchsdatenbank<br />

wurde in den späten Siebzigerjahren<br />

programmiert und entwickelt. Diese Software entspricht<br />

nicht mehr den heutigen Anforderungen,<br />

obwohl man meinen könnte: „Es hat bisher tadellos<br />

funktioniert, warum soll es nicht auch weiterhin<br />

funktionieren?“ Tatsächlich ist es aus verschiedenen<br />

Gründen kaum mehr möglich die bestehende<br />

Datenbank zu warten oder gar zu erweitern<br />

um etwa Möglichkeiten zu schaffen, die in<br />

anderen Applikationen, wie etwa der Verfahrensautomation<br />

<strong>Justiz</strong> bereits zum Standard gehören.<br />

Nach intensiven Verhandlungen mit dem Bundesamt<br />

für Eich- und Vermessungswesen wurde<br />

beschlossen, die bislang gemeinsam geführte<br />

Datenbank in Kataster- und Grundbuchsteil zu<br />

trennen. Ausschlaggebend dafür waren die unterschiedlichen<br />

Anforderungen von <strong>Justiz</strong> und Vermessungsämtern<br />

an die neue Datenbank. Die<br />

ADir. Johannes Kuster<br />

Trennung wird für den An -<br />

wender keinerlei nachteilige<br />

Auswirkungen mit sich bringen<br />

und die Aktualität von<br />

Grundbuch und Kataster erhöhen,<br />

da die Replizierung der<br />

Datenbanken elektronisch<br />

erfolgt. Derzeit erfolgt das Einpflegenm<br />

der vom Grundbuch<br />

durchgeführten Grundstücksveränderungen<br />

in den Kataster,<br />

händisch.<br />

Der elektronische Rechtsverkehr,<br />

eine automationsunterstützte<br />

Gebührenbearbeitung<br />

und die Weiterverarbeitung<br />

von bereits elektronisch an die<br />

<strong>Justiz</strong> übermittelten Daten zur<br />

Herstellung von Entscheidungen<br />

und Verständigungen, und<br />

sogar zur Grundbuchseintragung<br />

waren die Vorgaben für<br />

eine neue Grundbuchsdatenbank.<br />

Die Hürde für den Antragsteller,<br />

mit dem Gesuch die erforderlichen<br />

Urkunden im Papier -<br />

original vorzulegen, wurde<br />

durch die Schaffung von<br />

GOG-Archiven überwunden.<br />

Ein elektronischer Antrag wäre<br />

schließlich nicht sehr sinnvoll,<br />

wenn die Beilagen erst Tage<br />

später auf dem Postweg bei<br />

Gericht einlangen würden und<br />

ihre Zuordnung zum Antrag<br />

nicht gewährleistet wäre.<br />

Die Archive der Notare und<br />

Rechtsanwälte sowie die elektronische<br />

Urkundensammlung<br />

der Gerichte stehen für eine<br />

fiktive Originalvorlage schon<br />

seit längerer Zeit zur Verfügung,<br />

zudem kann seit kurzem<br />

29


Fachbereich Zivilprozess-, Grundbuch Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

eine Vorlage auch über das<br />

Beglaubigungsarchiv erfolgen.<br />

Weiters steht die Anbindung<br />

des Archives der Bundeskammer<br />

für Architekten und Ingenieurkonsulenten<br />

(BAIK) kurz<br />

bevor und schließlich wird mit<br />

Umschreibung der Grundbuchsdatenbank<br />

auch ein<br />

Zugriff auf das Geschäftsregister<br />

des Vermessungsamtes zur<br />

Einsicht in Teilungspläne möglich<br />

sein.<br />

Da eine Weiterverarbeitung<br />

von elektronisch übermittelten<br />

Daten nur dann optimal möglich<br />

ist, wenn diese Daten<br />

bereits strukturiert einlangen,<br />

war es notwendig, für den<br />

Grundbuchsantrag ein „Formular“<br />

– wenn auch vorerst nur<br />

in elektronischer Form – zu<br />

entwickeln.<br />

Eine sprengelweise Umstellung<br />

– wie etwa bei der seinerzeitigen<br />

Umstellung von Papier auf<br />

ADV – wurde vom Betreiber<br />

der GDB, dem Bundesamt für<br />

Eich- und Vermessungswesen<br />

als undurchführbar abgelehnt,<br />

da eine Doppelführung von<br />

GDB-Alt und GDB-Neu, vor<br />

allem in Hinblick auf die<br />

Katasterführung nicht möglich<br />

ist. Die einzige Lösung war<br />

der bereits oft strapazierte<br />

„BIG BANG“.<br />

Um diese Radikallösung –<br />

Umlegen eines Schalters von<br />

Alt auf Neu – zu entschärfen<br />

wurden gewisse Neuerungen,<br />

30<br />

wie die Einführung der Urkundenarchive, des<br />

elektronischen Rechtsverkehrs, die Einbindung<br />

der Gebührenabwicklung in die Grundbuchs -<br />

applikation, die Erstellung von Beschlussvor -<br />

schlägen und die Verwendung der Poststraße<br />

bereits vor der Umschreibung eingeführt.<br />

Die österreichweite Einführung all dieser Möglichkeiten<br />

zu einem einzigen Zeitpunkt wäre weder<br />

für Antragsteller und Anwender, noch für die<br />

Gerichte verkraftbar gewesen. Dass die Eingewöhnung<br />

aller Beteiligten auf das neue System<br />

Zeit braucht, haben die bisherigen Erfahrungen<br />

bestätigt.<br />

Der Vorwurf in der letzten Ausgabe des „<strong>Rechtspfleger</strong>“,<br />

man habe „…in den letzten 20 Jahren<br />

keine derart unausgereifte Software über ganz<br />

Österreich verstreut…“ rührt vermutlich daher,<br />

dass man nicht den klassischen Weg gewählt hat,<br />

sozusagen „am grünen Tisch“ eine in der Folge<br />

kaum mehr veränderbare Software zu entwickeln<br />

und zur Verfügung zu stellen, sondern unter Einbindung<br />

von Vertretern der Praxis eine kontinuierliche<br />

Entwicklung mit flexibler Anpassung<br />

vorangetrieben hat, die zu hoher Akzeptanz und<br />

Verwendbarkeit der Anwendung führen soll.<br />

Bereits ab der Inbetriebnahme des elektronischen<br />

Rechtsverkehrs, wurden enorm viele Anwenderwünsche<br />

im laufenden Prozess berücksichtigt und<br />

eingebaut, was leider auch zu Verzögerungen bei<br />

der Umstellung beigetragen hat. Die Einbindung<br />

der Anwender in den elektronischen Rechtsverkehr<br />

lediglich in einem lokal beschränkten Testbetrieb,<br />

wäre nicht aussagekräftig genug, vielmehr<br />

wurde der uneingeschränkte Echtbetrieb mit den<br />

verschiedensten Anwendern angestrebt, ein zwar<br />

für alle Beteiligten mühsamer, aber in absehbarer<br />

Zeit zielführender Weg.<br />

Zur Erprobung des Vollzuges im neuen Grundbuch<br />

laufen derzeit Tests im Sprengel des Vermessungsamtes<br />

Eisenstadt, konkret bei den Bezirksgerichten<br />

Eisenstadt, Mattersburg und Oberpullendorf.<br />

Für Mitte Mai <strong>2010</strong> ist der Beginn der Trai-<br />

nerschulungen geplant um in<br />

der Folge mit den Schulungen<br />

sämtlicher Kollegen im<br />

Bereich des Grundbuches fortzusetzen.<br />

Die momentan drängendste<br />

Frage ist natürlich:<br />

„Wird der Umstellungstermin<br />

16. August <strong>2010</strong> halten?“<br />

Laut den für Technik, Programmierung<br />

und Betrieb der<br />

neuen Datenbank Verantwortlichen<br />

im Bundesrechenzentrum,<br />

stehen derzeit alle<br />

Ampeln bei Planung und Vorbereitung<br />

auf „grün“.<br />

Die tatsächliche Entscheidung<br />

des Bundesministeriums für<br />

<strong>Justiz</strong>, ob am 16. 8. <strong>2010</strong> die<br />

Umstellung der Grundbuchsdatenbank<br />

erfolgt, wird davon<br />

abhängig gemacht werden, ob<br />

zu Beginn der Trainerschulungen<br />

sämtliche Tests positiv<br />

abgeschlossen sind und eine<br />

qualitativ einwandfreie Führung<br />

des Grundbuches in der<br />

neuen Datenbank gewährleistet<br />

ist.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass<br />

allen am Projekt Beteiligten,<br />

die Bedeutung des österreichischen<br />

Grundbuches<br />

bewusst ist.<br />

Frohnleiten, am 21. April <strong>2010</strong><br />

RR ADir Anton Jauk<br />

Ich habe dem (momentan)<br />

nichts hinzuzufügen und freue<br />

mich auf zahlreiche Anfragen<br />

zum <strong>Rechtspfleger</strong>kongress!<br />


Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ADir.<br />

Martin Metz<br />

Fachredakteur Zivilprozess-,<br />

Exe kutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

BG Steyr<br />

E-Mail:<br />

martin.metz@justiz.gv.at<br />

32<br />

Fachbereich Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Privatinsolvenzrecht<br />

Rechtsmittelentscheidungen<br />

zusammengestellt von ADir. i. R. Reg.-Rat Alfred Trautmann<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/1<br />

LG Salzburg vom<br />

10. 9. 2009, 53 R 196/09v:<br />

Vor der Anwendung des § 5 KO ist Unpfändbares<br />

auszuscheiden, wobei dies insbesonders für<br />

Bezüge gilt, die das Existenzminimum nicht übersteigen<br />

und daher nicht in die Konkursmasse (§ 1<br />

KO) fallen (RIS-<strong>Justiz</strong> RS0063790). Auch dann,<br />

wenn ein Steuerguthaben Zeiträume betrifft, die<br />

vor der Konkurseröffnung oder der Einleitung<br />

des Schuldenregulierungsverfahrens liegen, bildet<br />

die Forderung grundsätzlich ein Vermögen des<br />

Schuldners im Konkurs, das der Verteilung oder<br />

auch einer Nachtragsverteilung unterliegen kann<br />

(8 Ob 240/02f). Zu prüfen ist also, ob es sich bei<br />

einer Gutschrift aus einer Arbeitnehmerveranlagung<br />

um eine nicht oder zumindest nur<br />

beschränkt pfändbare Forderung iSd §§ 290, 290a<br />

EO handelt und ob diese Nachzahlung unter<br />

§ 290c Abs 3 EO fällt.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/2<br />

LG Wels vom 30. 9. 2009,<br />

21 R 322/09s:<br />

Während § 71 KO ein, wenn auch nicht sofort<br />

und ohne Aufwand verwertbares, so doch bereits<br />

vorhandenes Vermögen voraussetzt, ermöglicht §<br />

183 Abs 1 KO auch die Einbeziehung der<br />

zukünftigen „Einkünfte“. Erst in fernerer Zukunft<br />

verwertbare Einkünfte können daher nicht als<br />

„Vermögen“ iSd § 71 Abs 2 KO angesehen werden.<br />

Bei der Beurteilung, ob kostendeckendes<br />

Vermögen iSd § 71 KO vorliegt, kommt es vor<br />

allem darauf an, ob die Voraussetzungen für die<br />

Bestellung eines Masseverwalters gegeben sind<br />

oder nicht (Mohr, Privatkonkurs², 8, Kodek, Privatkonkurs<br />

Rz 65 ua). Bei der Beurteilung der<br />

Frage, ob die Vermögensverhältnisse des Schuldners<br />

unüberschaubar sind, ist darauf abzustellen,<br />

ob im Einzelfall Hinweise auf nennenswertes,<br />

aber unüberschaubares Vermögen vorliegen bzw.<br />

ob die Schuldenlage so unübersichtlich ist, dass<br />

ein Fachmann (Masseverwalter) Klarheit schaffen<br />

muss.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/3<br />

LG Wels vom 21. 10. 2009,<br />

21 R 351/09f:<br />

Eine Änderung des Zahlungsplanvorschlages<br />

durch den<br />

Schuldner im Laufe des Verfahrens<br />

ist grundsätzlich ohne<br />

Beschränkungen zulässig,<br />

sofern nicht gegen zwingende<br />

Bestimmungen verstoßen wird<br />

(Kodek, Privatkonkurs Rz<br />

340).<br />

Es besteht insbesondere auch<br />

kein „Verschlechterungsverbot“.<br />

Der Schuldner kann den<br />

Zahlungsplanvorschlag vor<br />

und in der Tagsatzung in jede<br />

Richtung ändern, wenn der<br />

geänderte Vorschlag nicht<br />

unzulässig ist (zur Frage der<br />

Änderung des Zahlungsplanvorschlages<br />

mit ausführlichem<br />

Hinweis auf die in der Praxis<br />

auftretenden Möglichkeiten<br />

sowie die einschlägige Lehre<br />

und Rechtsprechung).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/4<br />

LG Wels vom 11. 11. 2009,<br />

22 R 285/09g:<br />

Die Verletzung der Vorschrift<br />

des § 39 Abs 1a GebAG, sämtlichen<br />

Parteien des GebührenbestimmungsverfahrensGelegenheit<br />

zur Äußerung zum<br />

Gebührenantrag des Sachverständigen<br />

zu geben, führt zur<br />

Nichtigkeit der Gebührenbestimmung<br />

wegen Verletzung<br />

des Parteiengehörs nach § 477<br />

Abs 1 Z 4 ZPO (zur Frage der<br />

Vorgangsweise des Gerichts<br />

bei der Entscheidung über<br />

den vom Sachverständigen


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

geltend gemachten Gebührenanspruch,<br />

insbesondere wenn<br />

dieser auf die Zahlung aus<br />

Amtsgeldern nicht verzichtet<br />

hat, bei Gericht erliegt kein<br />

Kostenvorschuss). (Umfangreiche<br />

Hinweise auf das Gebührenanspruchsgesetz<br />

und die<br />

einschlägige Literatur und<br />

Rechtsprechung).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/5<br />

LG Linz vom 18. 11. 2009,<br />

16 R 120/09v:<br />

Bei der Prüfung, ob ein Kleingewerbe<br />

vorliegt und gepfändete<br />

Gegenstände daher auszuscheiden<br />

sind, kommt es<br />

nicht auf die tatsächliche Ausnützung<br />

der Betriebsanlagen,<br />

sondern darauf an, für welchen<br />

Umfang der Betrieb eingerichtet<br />

ist. Die Frage, ob im<br />

konkreten Fall ein Kleingewerbe<br />

vorliegt oder nicht,<br />

stellt immer eine Einzelfallentscheidung<br />

dar, wobei eine<br />

allenfalls eingeholte Äußerung<br />

der zuständigen Innung für<br />

das Gericht nicht bindend ist<br />

(amtswegige Prüfung durch<br />

das Exekutionsgericht). Ein<br />

Nettojahresumsatz von<br />

€ 360.000,– in einem Friseurbetrieb<br />

mit einer Beschäftigungszahl<br />

von 8 Mitarbeitern,<br />

welche nicht in Ausbildung<br />

stehen, sowie 3 Lehrlingen<br />

stellt einen Mitarbeiterstab dar,<br />

der eine Qualifikation des<br />

Betriebes des Verpflichteten<br />

als Kleingewerbebetrieb ausschließt.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/6<br />

LG Steyr vom 10. 12. 2009,<br />

1 R 306/09g:<br />

Die elektronische Abfrage in<br />

der Insolvenzdatei (vor dem<br />

Antrag auf Exekutionsbewilligung)<br />

ist zur zweckentsprechenden<br />

Rechtsverfolgung<br />

notwendig. Diese mit Hilfe<br />

von automationsunterstützter<br />

Datenverarbeitung durchgeführte<br />

Erhebung (wie auch<br />

Erhebungen im Grundbuch<br />

oder im Firmenbuch) sind<br />

aber mit (kurzen) Telefonaten<br />

gleichzusetzen und damit nach TP 8 bzw. TP 5<br />

RATG zu honorieren (RpflSlgE 2003/37, Obermaier,<br />

Das Kostenhandbuch Rz 611); die Leistung ist<br />

daher gemäß § 23 Abs 1 RATG vom Einheitssatz<br />

gedeckt.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/7<br />

LG Steyr vom 23. 12. 2009, 1 R 228/09m:<br />

Der Wiedereinsetzungswerber hat gemäß § 154<br />

ZPO dem Antragsgegner die Kosten einer schriftlichen<br />

Stellungnahme zum Wiedereinsetzungsantrag<br />

zu ersetzen, wenn die Äußerung über<br />

gerichtliche Aufforderung erfolgt oder wenn<br />

keine Verhandlung über den Antrag stattgefunden<br />

hat und die Äußerung zweckmäßig war (Obermaier,<br />

Das Kostenhandbuch Rz 187, Gitschthaler<br />

in Rechberger3, § 154 ZPO Rz 2).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/8<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

19. 12. 2009, 6 R 387/09t:<br />

Wird eine Klage oder ein Schriftsatz urschriftlich<br />

zur Verbesserung zurückgestellt, so sind die Kosten<br />

für die Verbesserung nicht zuzusprechen,<br />

weil es sich um solche Kosten handelt, die durch<br />

das eigene Verschulden der antragstellenden Partei<br />

(im vorliegenden Fall des betreibenden Gläubigers)<br />

entstanden sind (Klauser-Kodek JN-ZPO16, E 173ff zu § 41 ZPO).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/9<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

22. 12. 2009, 6 R 376/09z:<br />

Wenn für die vom Gläubiger betriebene Forderung<br />

bereits ein Pfandrecht einverleibt ist (gleich<br />

ob vollstreckbar oder nicht), richtet sich die Zulässigkeit<br />

der Zwangsversteigerung nach dem Rang<br />

des Pfandrechts. Bei Abhängigkeit vom besseren<br />

Rang – etwa weil ein Veräußerungsverbot nach §<br />

364c ABGB einverleibt oder in der Zwischenzeit<br />

über das Vermögen des Verpflichteten das Konkursverfahren<br />

eröffnet wurde – muss schon im<br />

Exekutionsantrag die Identität der betriebenen<br />

Forderung mit der pfandrechtlich sichergestellten<br />

nachgewiesen werden, andernfalls kann die<br />

Zwangsversteigerung wegen des ihr entgegenstehenden<br />

Hindernisses nicht bewilligt werden. Ein<br />

diesbezüglicher Verbesserungsauftrag nach §§ 84,<br />

85 ZPO bezüglich der vorliegenden Mängel (ds<br />

fehlende notwendige Behauptungen und fehlende<br />

Urkunden) kann nicht erteilt werden.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/10<br />

LG f. ZRS Wien vom 30. 10. 2008, 47 R 472/08x:<br />

Ein Belastungs- und Veräußerungsverbot nach<br />

§ 364c ABGB wirkt gegenüber Dritten nur<br />

zugunsten von Verwandten in auf- und abstei-<br />

gender Linie, von Geschwistern<br />

und von Ehegatten und<br />

ist nur zugunsten dieser Personen<br />

verbücherbar. Ein solches<br />

rechtsgeschäftliches, verbüchertes<br />

Verbot schließt die<br />

Exekution durch zwangsweise<br />

Pfandrechtsbegründung<br />

grundsätzlich aus, es sei<br />

denn, der Verpflichtete und<br />

der Verbotsberechtigte wären<br />

Gesamtschuldner oder der<br />

Verbotsberechtigte hätte der<br />

zwangsweisen Pfandrechtsbegründung<br />

zugestimmt oder es<br />

läge ein gesetz liches Pfandrecht<br />

oder Vorzugsrecht vor.<br />

Für eine (hier: Umsatzsteuerschuld<br />

zugunsten der Republik<br />

Österreich) besteht<br />

jedoch kein gesetz liches<br />

Pfandrecht.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/11<br />

LG f. ZRS Wien vom 22. 12.<br />

2008, 47 R 585/08i:<br />

Im Exekutionsverfahren ist die<br />

Bemessungsgrundlage für den<br />

betreibenden Gläubiger der<br />

Wert des Anspruches an Kapital.<br />

Eine Änderung für den<br />

betreibenden Gläubiger tritt<br />

während des Verfahrens nicht<br />

ein. Die Bemessungsgrundlage<br />

für den betreibenden Gläubiger<br />

wird somit allein durch<br />

den Inhalt der (erstgerichtlichen)<br />

Exekutionsbewilligung<br />

bestimmt. Änderungen, die<br />

sich durch eine Einschränkung<br />

der Exekution ergeben, haben<br />

auf die Bemessungsgrundlage<br />

keinen Einfluss mehr.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/12<br />

LG f. ZRS Wien vom 23. 12.<br />

2008, 47 R 536/08h:<br />

Das Exekutionsgericht hat bei<br />

Bewilligung der Exekution das<br />

rechtswirksame Zustandekommen<br />

des Exekutionstitels einschließlich<br />

der Ordnungsmäßigkeit<br />

seiner Zustellung nicht<br />

zu prüfen. Vielmehr ist das<br />

Exekutionsgericht bei der Entscheidung<br />

über einen Exekutionsantrag<br />

so lange an die<br />

Bestätigung der Vollstreckbarkeit<br />

gebunden, als diese nicht<br />

33


Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

im Wege des § 7 Abs 3 EO<br />

aufgehoben wurde. Wenn<br />

lediglich die Anschrift im Exekutionstitel<br />

und im Exekutionsantrag<br />

nicht übereinstimmen,<br />

muss das Exekutionsgericht<br />

keine Bedenken gegen<br />

die Wesensgleichheit des<br />

Beklagten und des Verpflichteten<br />

hegen. Mangelnde Identität<br />

stellt keinen Einspruchsgrund<br />

dar (Erörterung der<br />

Begriffe „namensgleicher Doppelgänger“<br />

und „abgeirrte Exekution“).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/13<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

22.12.2008, 47 R 548/08y:<br />

Zweck der Regelung des<br />

§ 120a Abs 1 KO ist zwar die<br />

Absicherung des Vorranges<br />

der freihändigen Verwertung<br />

im Konkurs, doch ergibt sich<br />

aus § 120a Abs 2 über die<br />

Fortsetzung des aufgeschobenen<br />

Exekutionsverfahrens,<br />

dass dem Masseverwalter<br />

grundsätzlich nur eine Frist<br />

von 90 Tagen für die freihändige<br />

Veräußerung zur Verfügung<br />

steht. Diese Frist ist<br />

daher vom Tag des Einlangens<br />

des Aufschiebungsantrages<br />

beim Exekutionsgericht zu<br />

berechnen.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/14<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

20. 3. 2009, 46 R 623/08w:<br />

Gemäß § 9 Abs 3 RATG sind<br />

Ansprüche auf Leistung von<br />

Ehegattenunterhalt oder Kindesunterhalt<br />

mit dem Einfachen<br />

der Jahresleistung zu<br />

bewerten, in der Rechtsprechung<br />

wird die Frage, ob bei<br />

der Berechnung der Bemessungsgrundlage<br />

zu diesem<br />

Betrag der rückständige Unterhalt<br />

hinzuzurechnen ist oder<br />

nicht, unterschiedlich be -<br />

antwortet. In exekutionsrecht -<br />

lichen Entscheidungen spricht<br />

sich der OGH – soweit überblickbar<br />

– für eine Zusammenrechnung<br />

aus, derselben<br />

Ansicht ist der erkennende<br />

34<br />

Senat (Anm: zahlreiche Hinweise auf die unterschiedliche<br />

Judikatur einzelner Rekurssenate und<br />

des OGH).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/15<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

24. 4. 2009, 47 R 114/09a:<br />

Der ERV-Zuschlag gemäß § 23a RATG kann<br />

einem Rechtsanwalt nur dann zustehen, wenn<br />

überhaupt ein Entlohnungsanspruch besteht.<br />

Während die Bestimmung des § 23a RATG für<br />

alle Verfahren gilt, gilt die Anmerkung zu<br />

TP 1 RATG nur in Exekutionsverfahren auf körperliche<br />

Sachen und auf Geldforderungen. Die<br />

Anmerkung geht als speziellere Norm (lex specialis)<br />

der Bestimmung des § 23a RATG vor.<br />

Wenn die betreibende Partei ihren Antrag auf<br />

Vollzug der Fahrnisexekution innerhalb von 10<br />

Monaten nach Bewilligung der Exekution einbrachte,<br />

gebührt ihr aufgrund der Anmerkung zu<br />

TP 1 RATG keine Entlohnung und daher auch<br />

keine Erhöhung dieser Entlohnung.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/16<br />

LG Eisenstadt vom<br />

31. 12. 2009, 13 R 161/09p:<br />

Weder aus der Neuformulierung der TP 7 RATG<br />

durch die EO-Novelle 2005, noch aus der durch<br />

die EO-Novelle 2005 in die EO eingefügten<br />

Bestimmung des § 253b, kann abgeleitet werden,<br />

dass damit eine Intervention als solche beim Vollzug<br />

einer Fahrnisexekution als grundsätzlich notwendig<br />

und deshalb auch stets als die Kostenersatzpflicht<br />

des Verpflichteten auslösend anzusehen<br />

ist.<br />

Diese Bestimmung setzt vielmehr eine notwendige<br />

Intervention voraus. Nur wenn die Notwendigkeit<br />

bejaht wird, stellt sich überhaupt die<br />

Frage nach der Honorierung der Leistung.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/17<br />

LG f. ZRS Wien vom 30. 7. 2008,<br />

47 R 233/08z:<br />

§ 325 Abs 1 EO normiert, dass die Pfändung von<br />

Ansprüchen des Verpflichteten, welche die<br />

Herausgabe oder Leistung von körperlichen<br />

Sachen zum Gegenstand haben, nach den Vorschriften<br />

der §§ 294 – 298 EO erfolgt.<br />

Wertpapiere im Sinne des § 296 EO, die sich bei<br />

einem Dritten befinden, fallen daher in den<br />

Anwendungsbereich der §§ 325ff EO, die Verwertung<br />

erfolgt nach §§ 303ff EO (Oberhammer in<br />

Angst EO², Rz 3 zu § 325 EO). (Zur Frage der<br />

Pfändung des Anspruches des Verpflichteten auf<br />

Herausgabe des bei der Drittschuldnerin erliegenden<br />

kaufmännischen Verpflichtungsscheines<br />

mit ausführlicher Erörterung der Sach- und<br />

Rechts lage und Hinweisen auf die einschlägige<br />

Lehre und Rechtsprechung).<br />

Kein Revisionsrekurs<br />

eingebracht.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/18<br />

OGH vom 30. 9. 2009, 3 Ob<br />

161/09m:<br />

Zur Frage der Umrechnung<br />

der Fremdwährungsschuld<br />

(hier: kanadische Dollar) im<br />

Exekutionsantrag.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/19<br />

OGH vom 22. 10. 2009, 3 Ob<br />

178/09m:<br />

Erst mit vollständiger und<br />

mängelfreier Vornahme der<br />

geschuldeten Handlung ist der<br />

Anspruch des betreibenden<br />

Gläubigers auf Erwirkung<br />

einer vertretbaren Handlung<br />

erfüllt.<br />

Solange eine solche<br />

vollständige und mängel freie<br />

Vornahme nicht erfolgt ist,<br />

kann sich der Betreibende<br />

(entgegen der Ent. 6 Ob<br />

207/72 = SZ 46/I) weiterhin<br />

im fortzusetzenden Exekutionsverfahren<br />

nach § 353 EO<br />

auf diesen Titel stützen.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/20<br />

LG Feldkirch vom 21. 10.<br />

2009, 2 R 320/09p:<br />

Forderungen auf die Bezahlung<br />

von Geldstrafen, die<br />

wegen strafbarer Handlungen<br />

jeder Art, also auch wegen<br />

einer Verwaltungsübertretung<br />

über den Gemeinschuldner<br />

(vor oder nach Eröffnung des<br />

Konkurses) verhängt wurden,<br />

sind von der Teilnahme am<br />

Konkurs ausgeschlossen.<br />

Auch die Kosten eines Strafverfahrens<br />

sind §§ 58 Z 2 KO<br />

bzw. 28 Z 2 AO (§ 156 Abs 7<br />

KO) zu subsumieren (RIS-<strong>Justiz</strong><br />

RS0112686, 3 Ob 235/99a).<br />

Der Grund liegt darin, dass<br />

diese Forderungen aufgrund<br />

ihres pönalen Charakters nur<br />

den Schuldner persönlich und<br />

nicht die Konkursgläubiger<br />

durch Verminderung der<br />

Quote belasten sollen (2 Ob<br />

177/06b).


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- Fachbereich und Privatinsolvenzrecht<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/21<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

30. 7. 2009, 47 R 290/09h:<br />

Falls das Gericht eine Tagsatzung<br />

zur Einvernehmung der<br />

Parteien über den Antrag der<br />

betreibenden Partei auf Verwertung<br />

des gepfändeten<br />

GmbH-Anteils des Verpflichteten<br />

für einen bestimmten<br />

Tag anberaumte, hat der<br />

Verpflichtete einen Antrag auf<br />

Er streckung dieser Tagsatzung<br />

wegen unaufschiebbarer<br />

geschäftlicher Termine zu<br />

bescheinigen bzw. zu be -<br />

weisen.<br />

Abgesehen davon steht es<br />

dem Verpflichteten frei, sich<br />

schriftlich zum Verwertungsantrag<br />

des Betreibenden zu<br />

äußern, da auf schriftliche<br />

Äußerungen, die die Partei<br />

oder der Beteiligte nach<br />

Zustellung der Ladung zur<br />

Einvernehmungstagsatzung<br />

einsendet, Bedacht zu nehmen<br />

ist (Jakusch in Angst,<br />

EO² § 56 Rz 5).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/22<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

30. 7. 2009, 47 R 302/09y:<br />

Unabhängig von einer genauen<br />

Qualifikation des Vertrages<br />

zwischen Domain-Inhaber<br />

und Registrierungsstelle liegt<br />

die wesentliche Leistung der<br />

Registrierungsstelle ähnlich<br />

der Leistung eines Bestandgebers<br />

in der „Zurverfügungstellung<br />

von (virtuellem) Raum“<br />

gegen Entgelt.<br />

Daraus folgt, dass die<br />

Pfändung der Rechte aus<br />

einer Internet-Domain durch<br />

ein Verfügungsverbot an den<br />

Verpflichteten zu bewirken<br />

ist, während ein darüber<br />

hinausgehendes Leistungsverbot<br />

an den Drittschuldner<br />

unterbleiben kann (siehe<br />

auch RpflSlgE 2008/112 LG f.<br />

ZRS Wien, RpflSlgE 2009/15<br />

LG Feldkirch, RpflSlgE<br />

2009/132, OGH 3 Ob<br />

287/08i).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/23<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

14. 8. 2009, 47 R 338/09t:<br />

Seit der Einführung der Exekution nach § 294a<br />

EO sind die Kosten für die Dienstgebererhebungen<br />

(hier: Erhebung durch Detektei) in der Regel<br />

nicht mehr als zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung<br />

notwendig anzusehen. Zwar sind<br />

nach wie vor Gründe denkbar, welche eine Exekutionsführung<br />

nach § 294a als nicht zielführend<br />

erscheinen lassen, in welchem Fall ein Vorgehen<br />

der betreibenden Partei nach § 290 EO gerechtfertigt<br />

und die mit der Vorbereitung eines Exekutionsantrages<br />

verbundenen Kosten dem § 74 EO<br />

zu unterstellen sind. Solche Gründe müssen aber<br />

im Einzelfall schon im Exekutionsantrag konkret<br />

behauptet und entsprechend dem § 54 Abs 1<br />

ZPO bescheinigt werden.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/24<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

18. 8. 2009, 47 R 288/09:<br />

Im Allgemeinen ist ein Freihandverkauf gemäß<br />

§ 271a EO für alle Beteiligten offenbar vorteilhaft,<br />

wenn ein Kaufpreis geboten wird, der den<br />

Schätzwert des Kaufgegenstandes um 25 % übersteigt.<br />

Dies gilt jedoch nicht bei Stilmöbeln, Orientteppichen<br />

und Kunstgegenständen, da bei<br />

Versteigerungen solcher Gegenstände in der Auktionshalle<br />

eine starke Nachfrage herrscht und für<br />

solche Pfandgegenstände in der Regel Verkaufserlöse<br />

erzielt werden, die (weit) über dem festgesetzten<br />

Schätzwert liegen (Mohr in Angst², § 271a<br />

Rz 4, RpflSlgE 1991/132).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/25<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

18. 8. 2009, 47 R 355/09t:<br />

Ob die Kosten des Abschöpfungsverfahrens<br />

durch die dem Treuhänder zukommenden Beträge<br />

voraussichtlich gedeckt sind, ist von Amts<br />

wegen wahrzunehmen. In der Regel genügt es,<br />

wenn die zu erwartenden Eingänge die Mindestentlohnung<br />

des Treuhänders (nach § 204 Abs 1<br />

KO monatlich € 10,– zuzüglich 20 % USt) abdecken.<br />

Bei der Prognoseentscheidung über die<br />

voraussichtliche Kostendeckung sind sämtliche<br />

dem Treuhänder zukommenden Beträge, so auch<br />

solche aufgrund einer während der Laufzeit des<br />

Abschöpfungsverfahrens zu erwartenden Verbesserung<br />

der Einkommenssituation zu berücksichtigen<br />

(Kodek, Privatkonkurs Rz 552).<br />

Hiezu bedarf es eines konkreten Vorbringens,<br />

etwa zu einem konkreten neuen Arbeitsplatz oder<br />

zu konkreten Erwerbschancen (8 Ob 56/01w).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/26<br />

LG f. ZRS Wien vom 24. 8.<br />

2009, 47 R 311/09x:<br />

Gemäß § 42 Abs 1 MRG kann<br />

auf Mietzinse aus Mietverträgen,<br />

auf welche die Bestimmungen<br />

des MRG Anwendung<br />

finden, nur im Wege der<br />

Zwangsverwaltung Exekution<br />

geführt werden. Falls die<br />

betreibende Partei in ihrem<br />

Exekutionsantrag behauptet,<br />

dass die Forderung ein „Untermietzins“<br />

sei, wobei § 42 MRG<br />

nach herrschender Lehre und<br />

Judikatur auf Untermietzinse<br />

nicht anzuwenden ist, kann<br />

auch der Drittschuldner im<br />

Rekurs gegen die Exekutionsbewilligung<br />

geltend machen,<br />

dass die Behauptung der<br />

betreibenden Partei im Exekutionsantrag,<br />

das Bestandverhältnis<br />

unterliege nicht dem<br />

MRG, unrichtig war (kein<br />

Neuerungsverbot).<br />

(Zur Frage des Vorliegens<br />

eines Scheinuntermietvertrages).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/27<br />

LG f. ZRS Wien vom 28. 8.<br />

2009, 47 R 413/09x:<br />

Gemäß § 18 Abs 4 WEG 2002<br />

kann ein gegen die Eigentümergemeinschaft<br />

ergangener<br />

Exekutions titel nur in die<br />

Rücklage (§ 31) oder in die<br />

von den Wohnungseigentümern<br />

geleisteten oder geschuldeten<br />

Zahlungen für Aufwendungen<br />

(§ 32) vollstreckt werden.<br />

Soweit die Forderung durch<br />

eine solche Exekution nicht<br />

hereingebracht werden kann,<br />

haften die Wohnungseigentümer<br />

für den Ausfall im Verhältnis<br />

ihrer Miteigentumsanteile.<br />

RpflSgE <strong>2010</strong>/28<br />

LG f. ZRS Wien vom 31. 8.<br />

2009, 46 R 302/09s:<br />

Die im § 27 Abs 2 WEG 2002<br />

vorgesehene Klags anmerkung<br />

kann nicht gegen den Rechtsnachfolger<br />

des Beitragsschuld-<br />

35


Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ners im Mit- und Wohnungseigentum<br />

erfolgen. Der Beitragsschuldner<br />

muss zum Zeitpunkt<br />

der Klage und des<br />

Antrages auf Klagsanmerkung<br />

noch grundbücherlicher<br />

Eigentümer des latent mit dem<br />

Vorzugspfandrecht belasteten<br />

Anteiles sein, wobei sich der<br />

Eigentumsübergang gemäß<br />

§ 29 GBG nach dem Zeitpunkt<br />

des Einlangens der Eingabe<br />

beim Grundbuchsgericht richtet<br />

(RSO 114609).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/29<br />

LG Feldkirch vom<br />

10. 9. 2009, 2 R 265/09z:<br />

Falls der Verpflichtete wegen<br />

gänzlicher Tilgung der betriebenen<br />

Forderung einen Antrag<br />

auf Einstellung der Exekution<br />

gemäß § 40 EO gestellt hat,<br />

hat das Gericht den betreibenden<br />

Gläubiger zur Äußerung<br />

über diesen Antrag aufzufordern.<br />

Ist jedoch diese Aufforderung<br />

an die unrichtige Vertretung<br />

der betreibenden Partei<br />

gerichtet, können aus der<br />

Nichtäußerung keine Rechtsfolgen<br />

abgeleitet werden<br />

(Anm: Die Aufforderung zur<br />

Äußerung erging statt an die<br />

Einbringungsstelle Wien an<br />

die nicht mehr existierende<br />

Einbringungsstelle Innsbruck<br />

und wurde von der Verwahrungsabteilung<br />

beim OLG<br />

Innsbruck übernommen).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/30<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

10. 9. 2009, 46 R 271/09g:<br />

Gemäß § 202 Abs 1 KO hat<br />

das Gericht das Abschöpfungsverfahren<br />

einzuleiten,<br />

wenn keine Einleitungshindernisse<br />

vorliegen und die Kosten<br />

des Abschöpfungsverfahrens<br />

durch die dem Treuhänder<br />

zukommenden Beträge<br />

voraussichtlich gedeckt sind.<br />

Diese zuletzt genannte<br />

Voraussetzung ist – im Gegensatz<br />

zu den Einleitungshindernissen<br />

– von Amts wegen<br />

wahrzunehmen (Kodek, Privatkonkurs<br />

[2002] Rz 552). Im<br />

36<br />

Gegensatz zur Konkurseröffnung sieht das Gesetz<br />

bei der Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />

nicht den Erlag eines Kostenvorschusses als<br />

Alternative zum Vorliegen kostendeckenden Einkommens<br />

vor (Kodek aaO Rz 553).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/31<br />

LG f. ZRS Wien vom 14. 9. 2009, 47 R<br />

470/09d:<br />

Zur Frage, welche Kosten dem in einem Zwangsversteigerungsverfahren<br />

bestellten Zustellkurator<br />

zustehen bzw. von welchen Kostenbemessungsgrundlagen<br />

auszugehen ist (z.B. Grundbuchseinsicht,<br />

Leibrente, Forderungsanmeldung, Beteiligung<br />

an der Versteigerungstagsatzung etc.).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/32<br />

LG f. ZRS Wien vom 21. 9. 2009, 46 R<br />

499/09m:<br />

Falls eine Antragstellerin vorbringt, die Erhebung<br />

einer Klage gegen XY zu beabsichtigen, eine<br />

Klagsführung wäre jedoch dann nicht sinnvoll<br />

und würde unterbleiben, wenn gegen die<br />

genannte Person mehrere Exekutionsverfahren<br />

anhängig seien, ist ein Antrag auf Übermittlung<br />

einer diesbezüglichen Auskunft aus dem<br />

Namensverzeichnis mangels eines rechtlichen<br />

Interesses – es besteht nur ein wirtschaftliches<br />

Interesse – abzuweisen.<br />

§ 73 EO bietet keine Rechtsgrundlage zur Erteilung<br />

von Auskünften über die allfällige Anhängigkeit<br />

von Exekutionsverfahren. § 73a EO (elektronische<br />

Einsicht in die Geschäftsbehelfe des<br />

Exekutionsverfahrens) wurde durch die Zivilverfahrensnovelle<br />

2009, BGBl I 30/2009 aufgehoben,<br />

die Aufhebung trat gemäß § 412 Abs 2 EO mit<br />

1. 4. 2009 in Kraft. (Im selben Sinne 47 R<br />

366/09k, 47 R 367/09g, 46 R 480/09t, 46 R<br />

481/09i, 46 R 482/09m, 46 R 502/09b, 46 R<br />

349/09b ua).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/33<br />

LG f. ZRS Wien vom 29. 9. 2009,<br />

47 R 377/09b:<br />

Auch im Konkurs natürlicher Personen sind<br />

grundsätzlich die §§ 82ff KO anzuwenden.<br />

Gemäß § 125 Abs 2 KO hat das Konkursgericht<br />

über die Ansprüche des Masseverwalters nach<br />

Einvernehmung des Gläubigerausschusses und<br />

des Gemeinschuldners zu entscheiden.<br />

Zur Wahrung des rechtlichen Gehörs reicht es<br />

aus, Gleichschriften der Kostenbestimmungsanträge<br />

verbunden mit einer Aufforderung zur<br />

Äußerung gemäß § 175 Abs 3 KO dem Gemeinschuldner<br />

(im Falle seiner Vertretung dem<br />

Gemeinschuldnervertreter) zuzustellen (Mohr<br />

Konkurs10 [2006] § 125 E 18f). Die Übermittlung<br />

einer Gleichschrift an den<br />

Schuldnervertreter durch den<br />

Masseverwalter erfüllt die<br />

geforderte „Einvernehmung“<br />

des Gemeinschuldners<br />

nicht.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/34<br />

LG f. ZRS Wien vom 30. 9.<br />

2009, 46 R 456/09p:<br />

Wie sich aus § 74 EO und §<br />

22 RATG eindeutig ergibt, ist<br />

es für die Verbindungspflicht<br />

allein entscheidend, ob die<br />

Verbindung tunlich oder<br />

zweckmäßig ist.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt<br />

ist nicht einzusehen, warum<br />

Exekutionsanträge einer einzigen<br />

betreibenden Partei<br />

gegen ein und dieselbe verpflichtete<br />

Partei nicht nur deshalb<br />

nicht der Verbindungspflicht<br />

unterliegen sollen, weil<br />

die betriebene Forderung auf<br />

unterschiedlichen Titeln<br />

beruht (siehe auch 47 R<br />

551/01d = RpflSlgE 2002/29,<br />

MGA EO 14 E 62 zu § 74 EO,<br />

entgegen: Jakusch in Angst<br />

EO², Rz 39 zu § 74 EO).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/35<br />

LG f. ZRS Wien vom 1. 10.<br />

2009, 46 R 453/09x:<br />

Hat die betreibende Partei<br />

(vertreten durch einen Rechtsanwalt)<br />

in ihrem Exekutionsantrag<br />

auf eine vom Ausschuss<br />

der Rechtsanwaltskammer<br />

erteilte Befreiung von der<br />

Teilnahme am ERV hingewiesen<br />

und im Rahmen des Verbesserungsverfahrens<br />

auch<br />

eine Kopie dieses Bescheides<br />

vorgelegt, bedeutet dies, dass<br />

der Vertreter der betreibenden<br />

Partei bis zu einem im<br />

Bescheid genannten Zeitpunkt<br />

nicht verpflichtet ist, den Exekutionsantrag<br />

im Wege des<br />

elektronischen Rechtsverkehrs<br />

einzubringen und er ist weiter<br />

auch nicht zur Glaubhaftmachung<br />

gemäß § 11 Abs 1a<br />

ERV 2006 verpflichtet.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/36<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

8. 10. 2009, 46 R 294/09i:<br />

Es besteht kein Rechtssatz,<br />

dass für die Bezieher von<br />

Pflegegeld die Bestimmungen<br />

des § 292a Z 1 EO (Erhöhung<br />

des unpfändbaren Betrages)<br />

nicht zur Anwendung kommen<br />

können. Pflegegeld hat<br />

zwar die Widmung, den Mehraufwand<br />

des Verpflichteten<br />

abzudecken, der wegen körperlicher<br />

oder geistiger Behinderung,<br />

Hilflosigkeit oder Pflegebedürftigkeit<br />

besteht<br />

(RpflSlgE 2004/125), doch<br />

kommt eine Erhöhung des<br />

unpfändbaren Betrages gemäß<br />

§ 292a Z 1 dann trotzdem in<br />

Betracht, wenn der Mehraufwand<br />

entsprechend hoch ist<br />

(hier: Installierung einer<br />

Gasetagenheizung mit<br />

beträcht lichem finanziellen<br />

Aufwand, der Verpflichtete ist<br />

körperbehindert und nicht in<br />

der Lage, schwere Gegenstände<br />

zu heben und Stiegen zu<br />

steigen).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/37<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

24. 6. 2009, 46 R 161/09f:<br />

Ein vom betreibenden Gläubiger<br />

gestellter Antrag auf Einstellung<br />

der Exekution nach<br />

§ 39 Abs 1 Z 6 EO kann nicht<br />

wieder zurückgenommen werden,<br />

es sei denn, der Antrag<br />

basiert auf einer mangelhaften<br />

Willensgrundlage (Jakusch in<br />

Angst EO² § 39 Rz 40). Die<br />

Zurücknahme des Einstellungsantrages<br />

ist – auch vor<br />

der Beschlussfassung darüber<br />

– wirkungslos (3 Ob 73/66 =<br />

EvBl 1967/120).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/38<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

14. 8. 2009, 47 R 388/09w:<br />

§ 2 Abs 2 Z 1 und 2 UmwG.<br />

normiert, dass mit der Eintragung<br />

der Umwandlung bei<br />

der übertragenden Gesellschaft<br />

(hier: Stefan S…<br />

Ges.m.b.H.) das Vermögen der<br />

Kapitalgesellschaft einschließlich der Schulden<br />

auf die (hier: Hauptgesellschafterin Katharina S...<br />

geb. am ...) übergeht, die Kapitalgesellschaft<br />

erlischt und als (hier: nicht protokolliertes) Einzelunternehmen<br />

weitergeführt wird. Der gegen<br />

den ursprünglichen Inhaber der Sache ergangene<br />

Exekutionstitel wirkt auch gegen die Rechtsnachfolgerin,<br />

der Rechtsübergang muss nach<br />

Entstehung des Exekutions titels erfolgt sein und<br />

mit öffentlichen oder öffentlich beglaubigten<br />

Urkunden (Umwandlungsvertrag, Generalversammlungsbeschluss,<br />

Firmenbuchauszug) bewiesen<br />

werden (§ 9 EO).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/39<br />

LG Salzburg vom 13. 1. <strong>2010</strong>, 22 R 1/10s:<br />

Wird Gehaltsexekution nach § 294a EO beantragt<br />

und hat die betreibende Partei die Anschrift des<br />

Verpflichteten mit einem im Ausland gelegenen<br />

Ort angegeben, hat das Gericht zunächst im Zuge<br />

der amtswegigen Zuständigkeitsprüfung noch vor<br />

der Entscheidung über den Exekutionsantrag<br />

durch Anfrage an den Hauptverband der Sozialversicherungsträger<br />

zu klären, ob sich mangels<br />

eines allgemeinen Gerichtsstandes des Verpflichteten<br />

im Inland die Zuständigkeit des angerufenen<br />

Gerichtes gemäß § 18 Z 3 EO auf den Sitz<br />

oder Aufenthalt eines bislang unbekannten<br />

(inländischen) Drittschuldners stützen lässt<br />

(RpflSlgE 1997/35, Angst-Jakusch-Mohr EO14 E 15<br />

zu § 18 EO).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/40<br />

LG Ried/Innkreis vom 2. 2. <strong>2010</strong>, 6 R 26/10f:<br />

Dem Drittschuldner steht ein Kostenersatz für<br />

seine Auskunft nach § 302 EO dann nicht zu,<br />

wenn die von ihm abgegebene Erklärung keine<br />

der in § 301 Abs 1 EO vorgesehenen Angaben<br />

enthält (LG f. ZRS Wien RpflSlgE 1985/51) oder<br />

wertlos ist, weil nicht einmal über die Höhe des<br />

laufenden Entgeltes des Verpflichteten aufgeklärt<br />

wird (RpflSlgE 2000/56, Oberhammer in Angst<br />

EO² § 301 Rz 1). (Anmerkung: Die Drittschuldnerin<br />

gab im Hinblick auf den Eintritt des Verpflichteten<br />

per 1. 11. 2009 die Anspruchshöhe auf laufendes<br />

Entgelt mit € 0,00 an, obwohl ihr bekannt<br />

sein muss, welche Entlohnungsansprüche dem<br />

bei ihr beschäftigten Verpflichteten zustehen. Für<br />

die Drittschuldnerin hätte auch die Möglichkeit<br />

bestanden, die Entgeltauszahlung für November<br />

2009 abzuwarten, weil für die Drittschuldnererklärung<br />

gemäß § 301 Abs 1 EO eine Frist von 4<br />

Wochen zur Verfügung steht).<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/41<br />

LG Steyr vom 3. 2. <strong>2010</strong>, 1 R 294/09t:<br />

Der Schuldner, der die Eröffnung des Konkurses<br />

über sein Vermögen beantragt, muss grundsätz-<br />

lich die Zahlungsunfähigkeit<br />

nicht glaubhaft machen, weil<br />

im Allgemeinen davon ausgegangen<br />

werden kann, dass<br />

kein Schuldner grundlos die<br />

Eröffnung des Konkurses über<br />

sein Vermögen beantragen<br />

wird (8 Ob 133/08d).<br />

Das Gericht hat jedoch, wenn<br />

sich Bedenken gegen das<br />

Zutreffen der Konkurseröffnungsvoraussetzungenergeben,<br />

auch bei Vorliegen eines<br />

Schuldnerantrages alle für<br />

seine Beurteilung erheblichen<br />

Tatsachen von Amts wegen zu<br />

erheben und festzustellen.<br />

RpflSlgE <strong>2010</strong>/42<br />

LG Linz vom 21. 1. <strong>2010</strong>, 16<br />

R 227/09d:<br />

Grundsätzlich können in allen<br />

Gerichtsverfahren – außer im<br />

Firmenbuch und Grundbuchsverfahren<br />

– Schriftsätze und<br />

Urkunden im elektronischen<br />

Rechtsverkehr (und zwar<br />

Urkunden mittels PDF-<br />

Anhangs) eingebracht werden,<br />

ohne dass es eines Verbesserungsverfahrens<br />

zur Vorlage<br />

des Originals (in Papierform)<br />

bedürfte (LG Klagenfurt, 2 R<br />

256/09p = RIS-<strong>Justiz</strong> EKL<br />

00097).<br />

Weder die Bestimmungen des<br />

GOG noch der ERV (§§ 89a ff,<br />

89 b Abs 2, 89c Abs 2 Z 3<br />

GOG, §§ 1, 5, 8a 9 und 10<br />

ERV) stehen im Widerspruch<br />

zu § 54 Abs 2 EO, der anordnet,<br />

dass dem Exekutionsantrag<br />

eine Ausfertigung des<br />

Exekutionstitels samt Bestätigung<br />

der Vollstreckbarkeit<br />

anzuschließen ist. Diese<br />

Bestimmung kann jedenfalls<br />

nicht so verstanden werden,<br />

dass ungeachtet der Rechtsvorschriften<br />

über den elektronischen<br />

Rechtsverkehr Exekutionstitel<br />

mit dem Exekutionsantrag<br />

immer als Papier-Originalurkunden<br />

vorzulegen<br />

wären. ■<br />

37


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

ADir.<br />

Walter<br />

Zaunmüller<br />

Fachredakteur <strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

BG Wels<br />

E-Mail:<br />

walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung<br />

Der elektronische Dienstausweis (eDA) – ein wichtiger<br />

Baustein für modernes und sicheres E-Government<br />

ADir Gerhard Belik, Referent der Präsidialsektion im BMJ<br />

Gemäß § 60 Abs. 2a BDG<br />

1979 müssen Dienstausweise<br />

dafür geeignet sein, sie auch<br />

mit der Funktion einer Bürgerkarte<br />

gemäß § 2 Z. 10 des E-<br />

Government-Gesetzes, BGBl. I<br />

Nr. 10/2004, ausstatten zu<br />

können. Mit Einführung des<br />

elektronischen Dienstausweises<br />

wird der herkömmliche<br />

Dienstausweis in Papierform<br />

durch eine moderne Chipkarte<br />

abgelöst. Neben der Forderung<br />

nach Eignung für die<br />

Ausstattung mit Bürgerkartenfunktion<br />

sollen die neuen<br />

Dienstausweise individuell<br />

abgestimmte Funktionalitäten<br />

bereitstellen, modular erweiterbar<br />

sein und vor allem die<br />

höchsten Sicherheitsstandards<br />

erfüllen. Die öffentliche<br />

Verwaltung stellt daher bundesweit<br />

ihren Mitarbeitern/Mitarbeiterinnenelektronische<br />

Dienstausweise zur<br />

Verfügung, die mit einer elektronischen<br />

Signatur ausgestattet<br />

sind und auch für private<br />

Zwecke genutzt werden dürfen.<br />

Aufgrund der Novellierung<br />

des Bundesministeriengesetzes<br />

und der damit verbundenenRessortumstrukturierungen<br />

wurde zuletzt mit<br />

Verordnung vom 6. Dezember<br />

2007, BGBl. II Nr. 343/2007,<br />

die Einführung des elektronischen<br />

Dienstausweises auf<br />

den 1. Jänner 2009 aufgeschoben.<br />

Dienstausweise, die nicht<br />

den Anforderungen des § 60<br />

Abs. 2a BDG entsprechen,<br />

verlieren mit Ablauf 31.<br />

Dezember 2008 ihre Gültigkeit.<br />

Funktionen<br />

Der eDA hat nationale Ausweisfunktion. Aufgrund<br />

der am Ausweis enthaltenen persönlichen<br />

Daten des/der Bediensteten und Daten des<br />

Dienstgebers sowie aufgrund der Fälschungssicherheit<br />

durch mehrere Sicherheitsmerkmale<br />

dient der eDA zur Personenidentifikation.<br />

Auf den eDA wird standardmäßig ein berührungsbehafteter<br />

ACOS-Chip aufgebracht, womit<br />

unter anderem folgende Funktionen möglich<br />

sind: Single Sign-On für die Anmeldung am PC,<br />

Signatur und Verschlüsselung von E-Mails,<br />

Zugang zu Portalanwendungen, Authentifizierung<br />

für verwaltungsinterne Anwendungen wie z. B.<br />

PM-SAP und HV-SAP, externer Zugang zu E-Mail<br />

und ELAK. Mit dem Aufbringen eines zweiten<br />

berührungslosen und auf der Plastikkarte nicht<br />

sichtbaren Chips (Mifare) werden weitere Zusatzfunktionen<br />

wie z. B. Zutrittskontrolle und Zahlungsfunktion<br />

möglich.<br />

Mit dem eDA mit Bürgerkartenfunktion können<br />

Anträge gestellt bzw. Einsicht in Verfahren<br />

genommen werden. Im Bereich des E-Government<br />

bietet das Bundesministerium für Finanzen<br />

mit FinanzOnline ein kundenorientiertes Portal<br />

zur Abwicklung von Lohnsteuerausgleich, Einkommenssteuererklärung,Umsatzsteuervoranmeldung,<br />

etc. an www.bmf.gv.at. Der digitale Amtshelfer<br />

www.help.gv.at funktioniert als Anlaufstelle<br />

für alle Behördenwege im Internet und Auskünfte<br />

zu Amtswegen. Durch Eingabe einiger<br />

persönlicher Daten zur derzeitigen Lebenssituation<br />

wird das Angebot von HELP auf Inhaber/innen<br />

des eDA mit Bürgerkartenfunktion persönlich<br />

zugeschnitten (myHELP). So findet man<br />

schnell und bequem alle Formulare und Behörden<br />

der Region und die Information, die interessant<br />

sein könnte. Im Portal der Österreichischen<br />

Sozialversicherung wird ebenfalls bereits eine<br />

Reihe von E-Services angeboten wie z. B. der<br />

Abruf des Sozialversicherungsdatenauszugs, Versicherungs-status,Krankenversicherungsleistungsübersicht,<br />

Beitragsvorschreibungen sowie die<br />

39


Fachbereich <strong>Justiz</strong>verwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Abwicklung diverser Online-<br />

Formulare. Darüber hinaus<br />

kann der eDA mit Bürgerkartenfunktion<br />

für die Abwicklung<br />

von Bankgeschäften per<br />

Internet (Online- oder E-Banking)<br />

genutzt werden, um den<br />

immer häufiger werdenden<br />

Phishing-Attacken und anderen<br />

Methoden des Identitätsdiebstahls<br />

entgegen zu treten.<br />

Projekt<br />

Neben allen technischen<br />

Herausforderungen standen<br />

vor allem organisatorische und<br />

logistische Fragestellungen im<br />

Mittelpunkt, speziell im<br />

Zusammenhang mit den Tätigkeiten<br />

bei der Erstbestellung<br />

und -ausgabe. Die Anforderung<br />

und Ausgabe des eDA<br />

erfolgt über PM-SAP in<br />

Zusammenarbeit mit den Firmen<br />

a.trust und Austria Card,<br />

wobei funktionierende Schnittstellen<br />

zur Erfassung von Bildern<br />

und Unterschriften und<br />

in weiterer Folge für den<br />

Datentransport zu den<br />

genannten Firmen im Wege<br />

PM-SAP implementiert werden<br />

mussten.<br />

Im Rahmen eines Pilotprojektes<br />

wurden zum Jahreswechsel<br />

2007/2008 Bedienstete der<br />

Zentralleitung und der Vollzugsdirektion<br />

mit elektronischen<br />

Dienstausweisen ausge-<br />

40<br />

stattet. Zur Kostenminimierung sollten in einer<br />

ersten Etappe bis Ende Mai 2008 mindestens<br />

5 000 Dienstausweise bei den nachgeordneten<br />

Dienstbehörden und Dienststellen angefordert<br />

werden. Aufgrund unvorhersehbarer technischer<br />

Probleme verzögerte sich die Auslieferung bis in<br />

den Herbst 2008. Bedienstete der Vollzugsdirektion<br />

und an <strong>Justiz</strong>anstalten, Bedienstete mit EKIS-<br />

Zugang, Gerichtsvollzieher/innen und Richteramtsanwärter/innen<br />

wurden vorrangig ersucht,<br />

ehest möglich einen Antrag auf Ausstellung eines<br />

eDA zu stellen. Darüber hinaus konnte jede/r<br />

Interessierte einen eDA anfordern. Bis zum Mai<br />

2009 wurden im <strong>Justiz</strong>ressort für rund 8 300<br />

Bedienstete elektronische Dienstausweise ausgefolgt<br />

bzw. bestellt.<br />

Vorausschau<br />

Aufgrund des vom BMJ geplanten Single-Login<br />

mit eDA bei Systemanmeldung im Laufe des Jahres<br />

<strong>2010</strong> wurde die Versorgung fast aller <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

mit elektronischen Dienstausweisen<br />

erforderlich. Dies bedeutete, dass weitere rund<br />

3 500 Bedienstete mit elektronischen Dienstausweisen<br />

auszurüsten waren. Wiederum aus Kostengründen<br />

sollte die zweite große Beschaffungsetappe<br />

über die Sommermonate bis Mitte Oktober<br />

2009 beendet sein. Ende September 2009<br />

waren 78% der <strong>Justiz</strong>bediensteten mit elektronischen<br />

Dienstausweisen ausgestattet. Aufgrund des<br />

unermüdlichen Einsatzes der verantwortlichen<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei den Oberlandesgerichten<br />

und Oberstaatsanwaltschaften<br />

sowie vereinzelt auch bei nachgeordneten<br />

Dienst stellen konnte der Ausstattungsgrad in den<br />

folgenden fünf Wochen auf 97% gesteigert werden!<br />

Die Planungen zum Ablauf der Zertifizierungen<br />

der bereits ausgelieferten Dienstausweise und zur<br />

Beschaffung der notwendigen<br />

Kartenleser haben bereits<br />

begonnen. Im Laufe des ersten<br />

Halbjahres <strong>2010</strong> wird die<br />

erforderliche Schulung der<br />

IT-Administratoren/Administratorinnen<br />

bei den Oberlandesgerichten<br />

und <strong>Justiz</strong>anstalten<br />

erfolgen. Im Anschluss<br />

werden die technischen und<br />

organisatorischen Abläufe bei<br />

ausgewählten Dienststellen in<br />

jedem OLG-Sprengel getestet<br />

und bei Erfolg für alle<br />

anderen Dienststellen übernommen.<br />

Rechtspraktikanten und<br />

Rechtspraktikantinnen sind<br />

von der Bestellung eines elektronischen<br />

Dienstausweises<br />

ausgenommen, da für diese<br />

Bedienstetengruppe der Einsatz<br />

einer sogenannten temporären<br />

Karte ohne Personalisierung<br />

(also auch ohne Privatnutzungsmöglichkeit)vorgesehen<br />

ist. Die dafür notwendige<br />

Ablauforganisation wird so<br />

Ressourcen schonend wie<br />

möglich mit den Verantwort -<br />

lichen besprochen und fest -<br />

gelegt werden. In weiterer<br />

Zukunft werden Systemänderungen<br />

(z. B. Sperr- und Zeiterfassungssysteme)<br />

in Abstimmung<br />

mit den Möglichkeiten<br />

des eDA vorgenommen werden<br />

müssen.<br />


Der Österreichische Recht§pfleger Abo-Bestellung<br />

ABO-Bestellung<br />

(für externe<br />

Interessenten aus<br />

dem Bereich<br />

der Rechtsberufe,<br />

Behörden, etc.)<br />

An das<br />

Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />

Schmerlingplatz 11<br />

1016 Wien<br />

Ich bestelle hiermit die Zeitschrift<br />

„Der österreichische Recht§pfleger“<br />

zum Preis von € 4,00<br />

(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />

Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />

Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich<br />

aufkündbar.<br />

Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe<br />

bei.<br />

ABO-BESTELLUNG<br />

Name:<br />

Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.:<br />

Postleitzahl: Ort:<br />

Datum:<br />

Unterschrift:<br />

✃<br />

41


<strong>Rechtspfleger</strong>kurse Der Österreichische Recht§pfleger<br />

42<br />

<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />

<strong>Rechtspfleger</strong>ausbildung<br />

Die <strong>Rechtspfleger</strong>prüfung im Arbeitsgebietslehrgang in Grundbuchs- und Schiffsregistersachen<br />

(25. 8. – 3. 11. 2009) haben bestanden:<br />

OLG-Sprengel Wien:<br />

VB Jürgen Harter BG Favoriten<br />

VB Bianca Szabo BG Güssing<br />

OLG-Sprengel Graz:<br />

VB Michaela Drosg dzt. BG Graz-West<br />

VB Susanne Klammer BG Villach<br />

VB Barbara Lorenzer BG Graz-West<br />

VB Roman Nussgruber dzt. BG Gleisdorf<br />

VB Iris Janko BG Graz-Ost<br />

OLG-Sprengel Wien:<br />

VB Elke Gruber dzt. BG Innere Stadt Wien<br />

VB Harald Jaksits dzt. BG Josefstadt<br />

OLG-Sprengel Wien:<br />

VB Michael Grabo dzt. BG Döbling<br />

VB Sandra Koller dzt. BG Fünfhaus<br />

VB Doris Leczek dzt. BG Innere Stadt Wien<br />

VB Maga. Sonja Rzeszut dzt. BG Meidling<br />

OLG-Sprengel Linz:<br />

Bmtin Cordula Ebner BG Enns<br />

Bmtin Martina Humer dzt. BG Ried/Innkreis<br />

Bmtin Sandra Dirnbauer BG Frankenmarkt<br />

Bmt Johann Schachinger dzt. BG Mattighofen<br />

Die Prüfung im Arbeitsgebietslehrgang in Außerstreitsachen (19. 8. – 10. 11. 2009) haben bestanden:<br />

OLG-Sprengel Graz:<br />

VB Mario Faller BG Deutschlandsberg<br />

VB Anita Grundner BG Leibnitz<br />

VB Sarah-Katharina Presger BG Leoben<br />

VB Christian Winzig BG Graz-Ost<br />

VB Thomas Zwettler BG Bruck/Mur<br />

Die Prüfung im Arbeitsgebietslehrgang in Verlassenschafts- und Pflegschaftssachen sowie in Angelegenheiten<br />

des Gerichtserlages und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse (19. 1. – 13. 4. <strong>2010</strong>)<br />

haben bestanden:<br />

OLG-Sprengel Graz:<br />

VB MMaga. Michaela<br />

Eigner-Pleschberger BG Klagenfurt<br />

VB Erika Santer BG Spittal/Drau<br />

VB Claudia Sommer dzt. BG Klagenfurt<br />

Herzlichen Glückwunsch!


Der Österreichische Recht§pfleger <strong>Rechtspfleger</strong>kurse<br />

Kurse im<br />

<strong>Justiz</strong>bildungszentrum Schwechat<br />

Arbeitsgebietslehrgang in Verlassenschaftssachen, Kindschafts- und Sachwalterschaftsangelegenheiten,<br />

sowie Angelegenheiten des Gerichtserlages<br />

und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse:<br />

17. August – 10. November <strong>2010</strong><br />

Grundlehrgang für <strong>Rechtspfleger</strong>anwärter/innen:<br />

25. August – 24. November <strong>2010</strong><br />

Arbeitsgebietslehrgang in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenzsachen:<br />

1. September – 23. November <strong>2010</strong><br />

43


Impressum Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Impressum:<br />

DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />

Herausgeber und Medieninhaber:<br />

Sozialwerk für <strong>Justiz</strong>bedienstete<br />

Verein zur Förderung der <strong>Justiz</strong>bediensteten<br />

Hersteller: A3 Werbeservice GmbH, Linz<br />

Chefredakteur:<br />

Werner GSCHWANDTNER<br />

4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />

E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Fachredakteure:<br />

Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />

Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />

Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />

Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Insolvenzsachen: Martin METZ<br />

<strong>Justiz</strong>verwaltung: Walter <strong>ZA</strong>UNMÜLLER<br />

44<br />

Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />

<strong>Rechtspfleger</strong> sowie für sonstige interessierte Personen,<br />

Organisationen und Firmen.<br />

Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />

(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />

u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechts -<br />

pfleger.<br />

Zitierweise: „ÖRPfl“<br />

Kontaktadresse:<br />

1016 Wien, Schmerlingplatz 11<br />

Tel.: 01/52 152-3430<br />

Fax: 01/52 152-3401<br />

E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />

Bankverbindung:<br />

Raiffeisenbank Wels<br />

BLZ 34680, Kto.Nr. 641019


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Überseegebiete), Norwegen und Liechtenstein sowie für aktiv geführte Roaminggespräche und passiv entgegengenommene Gespräche, jeweils innerhalb dieser Länder. Infos:www.t-mobile.at

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