März 2007 - Auenkirche
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6 Gastprediger im <strong>März</strong><br />
Gastprediger in der Aue<br />
Propst i. R.<br />
Dr. Karl-Heinrich Lütcke<br />
Karl-Heinrich<br />
Lütcke war 15<br />
Jahre lang<br />
Propst in der<br />
Evangelischen<br />
Kirche in<br />
B e r l i n -<br />
Brandenburg.<br />
Er übernahm<br />
1990 als<br />
Vakanzverwalter<br />
das<br />
Propstamt in West-Berlin, der Westregion<br />
der Landeskirche. Gemeinsam mit Hans-<br />
Otto Furian, dem Propst der Ostregion, übte<br />
er das Amt aus. Nachdem dieser in den Ruhestand<br />
ging, wurde Karl-Heinrich Lütcke<br />
von der Synode 1996 zum Propst gewählt.<br />
Am 16. Juni 2005 trat er in den Ruhestand.<br />
Auszug aus einem Interview der Zeitung<br />
"Die Kirche" vom Februar 2005<br />
Was war Ihre wichtigste Aufgabe in den<br />
15 Jahren, die Sie Propst waren?<br />
Die Zusammenführung von Ost und West.<br />
Ich übernahm 1990 das Amt - als Vakanzverwalter,<br />
weil die wieder zusammenwachsende<br />
Kirche nicht langfristig gebunden<br />
werden sollte. Die Aufgabe war spannend<br />
im doppelten Sinne des Wortes. Unterschiedliche<br />
Traditionen und Erfahrungen<br />
kamen zusammen. Streitpunkte waren Kirchensteuer,<br />
Religionsunterricht und Militärseelsorge.<br />
Ich habe versucht, dazu beizutragen,<br />
dass der Prozess der Vereinigung in<br />
einer menschlich guten Weise gelingt.<br />
Ist dieser Prozess Ihrer Meinung nach abgeschlossen?<br />
Formal ist er beendet. Aber es gibt immer<br />
noch Mentalitätsunterschiede zwischen Ost<br />
und West, allerdings eher bei den Älteren<br />
als bei den Jüngeren; und manchmal sind<br />
die Unterschiede zwischen Berlin und<br />
Brandenburg größer als zwischen Ost und<br />
West.<br />
Als Propst waren Sie der geistliche Leiter<br />
im Konsistorium. Wo wurden Sie da gebraucht?<br />
Geistlicher Leiter ist der alte Begriff, jetzt<br />
heißt es theologischer Leiter, für mich hängt<br />
aber beides zusammen. Der Propst muss die<br />
Entscheidungen des Konsistoriums auch<br />
theologisch bedenken. Theologische Kompetenz<br />
ist bei vielen Themen gefragt, zum<br />
Beispiel bei der Diskussion, ob die Läden<br />
am Sonntag geöffnet sein sollen, bei den<br />
friedensethischen Fragen, dem Neutralitätsgesetz<br />
oder auch bei der Frage, ob ein Teil<br />
eines Friedhofs zu einem Tierfriedhof werden<br />
kann. Oft riefen mich Pfarrer oder Superintendenten<br />
an, etwa mit der Frage, wie<br />
sie mit der Fahnenweihe der Feuerwehr<br />
umgehen sollten.<br />
Und das geistliche, das spirituelle Element,<br />
war das auch wichtig?<br />
Organisationsfragen sind immer auch geistliche<br />
Fragen. Und eine geistliche Aufgabe<br />
habe ich auch als Seelsorger, sowohl für einzelne<br />
Menschen, als auch bei der Vermittlung<br />
von Konflikten in der Kirche, zum<br />
Beispiel zwischen Gemeinde und Pfarrer.<br />
Im Konsistorium habe ich mich mit einem<br />
Rüsthalbtag um die besondere Gestaltung<br />
des Buß- und Bettages bemüht. Auch das<br />
ist Ausdruck meiner geistlichen Verantwortung.<br />
Gibt es Bibeltexte, die für Sie besonders<br />
wichtig sind?<br />
Für mein Kirchenverständnis ist es die Stelle<br />
aus dem Epheser-Brief 4,15: "... Christus,<br />
von dem aus der ganze Leib zusammengefügt<br />
ist und ein Glied am anderen hängt<br />
durch alle Gelenke ...". Nach Erfahrungen<br />
mit Hexenschuss weiß ich, wie schwierig<br />
es wird, wenn ein Gelenk blockiert. Und für<br />
die Arbeit im Konsistorium ist mein Leitspruch<br />
das Jesus-Wort: "Seid klug wie die<br />
Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben."<br />
Zwischen dem Konsistorium und den Gemeinden<br />
gibt es ja eine gewisse Distanz. Wie<br />
erklären Sie sich das?<br />
Das Konsistorium muss das Gemeinsame<br />
und damit auch die rechtlichen Regelungen<br />
im Blick haben. In den Gemeinden denkt<br />
man eher von der konkreten Situation her<br />
und hat wenig Verständnis, wenn etwas<br />
nicht möglich sein soll. Man redet mehr<br />
übereinander als miteinander. Deswegen<br />
war es mir wichtig, oft ins Land zu gehen,<br />
beispielsweise in Konvente, und die Entscheidungen<br />
von Kirchenleitung und Konsistorium<br />
zu erklären und Kritik wieder<br />
mitzunehmen.<br />
Gab es Enttäuschungen in Ihrer Zeit als<br />
Propst?<br />
Es gab Situationen, in denen sich Konflikte<br />
nicht lösen ließen, sondern sich verschärften.<br />
Enttäuscht bin ich auch, wenn ich sehe,<br />
dass Zusammenarbeit nicht gelingt. Ich denke<br />
von der Aufgabe und dem Ziel her und<br />
kann nicht verstehen, wenn da persönliche<br />
Empfindlichkeiten nicht zurückgestellt werden.<br />
Was für Aufgaben sehen Sie auf Ihre<br />
Nachfolgerin zukommen?<br />
Die Frage, die auch mich in den letzten Jahren<br />
beschäftigt hat, wird noch mehr in den<br />
Vordergrund rücken: Wie schaffen wir es,<br />
mit weniger Personal weiterhin präsent zu<br />
sein, auch in den dünn besiedelten Gebieten?<br />
Da muss es neue Überlegungen geben.<br />
Wir müssen an der Einheit der Kirche fest-