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Von links: die Brüder Siegfried, Peter und Eberhard

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18 PORTRÄT<br />

<strong>Von</strong> <strong>links</strong>: <strong>die</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Siegfried</strong>, <strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Eberhard</strong> Gall. Bild rechts:<br />

8 000 m2 <strong>Von</strong> <strong>links</strong>: <strong>die</strong> <strong>Brüder</strong> <strong>Siegfried</strong>, <strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Eberhard</strong> Gall. Bild rechts:<br />

8 000 m <strong>und</strong> eine große Halle – Platz für Maschinen <strong>und</strong> Material.<br />

2 <strong>und</strong> eine große Halle – Platz für Maschinen <strong>und</strong> Material.<br />

Gebrüder Gall in Erbach bei Ulm<br />

Drei Profis – ein Ziel<br />

<strong>Eberhard</strong>, <strong>Peter</strong> <strong>und</strong> <strong>Siegfried</strong> Gall sind ein buntes Unternehmer-Trio, das<br />

sich fachlich perfekt ergänzt. Der persönliche Zufall wollte es wohl so, ein<br />

geschmiedeter Plan hätte nicht besser laufen können. 2008 feierte das<br />

Unternehmen sein 25-jähriges Bestehen. Im Rückblick verraten <strong>die</strong> <strong>Brüder</strong>,<br />

wie sie jeweils ihre Stärken einbringen <strong>und</strong> was sie erfolgreich macht.<br />

Nie wollte ich Gärtner werden“,<br />

beginnt <strong>Eberhard</strong> Gall mit der<br />

Schilderung seiner Laufbahn.<br />

Doch nach der kaufmännischen<br />

Lehre lenkte das Schicksal seinen<br />

Weg in grüne Bahnen. 1986 jobbte<br />

er bei seinem Bruder <strong>Peter</strong>, der zu<br />

<strong>die</strong>sem Zeitpunkt akuten Personalmangel<br />

beklagte. <strong>Peter</strong> Gall hatte<br />

1984 als Meister im GaLaBau den<br />

Betrieb gegründet. Schnell stieg<br />

<strong>Eberhard</strong> Gall zum Vorarbeiter auf,<br />

hatte unerwartet Spaß an <strong>die</strong>ser Arbeit<br />

<strong>und</strong> auch an der Führung von<br />

Mitarbeitern.<br />

1990 absolvierte er auf dem zweiten<br />

Bildungsweg <strong>die</strong> Landschaftsgärtnerprüfung<br />

<strong>und</strong> ist inzwischen<br />

für <strong>die</strong> Privatk<strong>und</strong>enbetreuung, <strong>die</strong><br />

EDV <strong>und</strong> das Marketing zuständig.<br />

<strong>Eberhard</strong> Gall ist das „Gesicht der<br />

Firma“, obwohl sich auch <strong>die</strong> <strong>Brüder</strong><br />

dem Fototermin willig <strong>und</strong> bestens<br />

gelaunt stellten. Firmengründer <strong>Peter</strong><br />

ist der Praktiker. Er ist als Baustellenleiter<br />

mit draußen <strong>und</strong> überlässt<br />

das Büro gerne den <strong>Brüder</strong>n.<br />

<strong>Siegfried</strong> Gall ist Landwirtschaftsmeister<br />

<strong>und</strong> wollte eigentlich<br />

mit seinem Bruder <strong>Peter</strong> gemeinsam<br />

den Betrieb gründen. Das verzögerte<br />

sich jedoch durch einen schweren<br />

Autounfall <strong>und</strong> einer dadurch begründeten<br />

Umschulung zum Steuerfachgehilfen<br />

um einige Jahre. Als<br />

<strong>Siegfried</strong> 1987 als dritter im B<strong>und</strong>e<br />

hinzukam,<br />

brachte er laut<br />

<strong>Eberhard</strong> Gall eine<br />

völlig neue<br />

Sichtweise ein,<br />

<strong>die</strong> der betrieblichenEntwicklung<br />

sehr gut tat. In den Gründungsjahren<br />

machte <strong>die</strong> Firma Gall ihren<br />

Hauptumsatz mit Privatk<strong>und</strong>en,<br />

Anfang der 90er-Jahre kippte das<br />

Ganze Richtung Wohnbau <strong>und</strong> öffentliche<br />

Aufträge. Heute lebt das<br />

Unternehmen von einer circa 40-zu-<br />

60-%-Mischung aus privat <strong>und</strong> öffentlich.<br />

Bis 1993 war <strong>Peter</strong> der alleinige<br />

Firmeninhaber, was immer wieder<br />

zu Spannungen führte, da ihm – wie<br />

bei vielen Landschaftsgärtnern –<br />

einfach der Kaufmann fehlte. Seit<br />

1995 sind <strong>die</strong> <strong>Brüder</strong> gleichberech-<br />

Die Firma überstand<br />

bisher jede<br />

Bau- oder Wirtschaftskrise<br />

ohne Kratzer<br />

tigte Partner einer GmbH <strong>und</strong> haben<br />

<strong>die</strong> betrieblichen Lasten gleichmäßig<br />

verteilt. <strong>Siegfried</strong> ist der Stratege,<br />

seine Schwerpunkte sind <strong>die</strong><br />

Buchhaltung <strong>und</strong> <strong>die</strong> öffentlichen<br />

Ausschreibungen. Das erwirtschaftete<br />

Kapital wird zu 100 % reinves-<br />

tiert, vielleicht<br />

mit ein Gr<strong>und</strong>,<br />

warum <strong>die</strong> Firma<br />

bislang jede Bau-<br />

oder Wirtschaftskrise<br />

ohne Kratzer<br />

überstand.<br />

„Wir sind nicht billig, aber preiswert“,<br />

schmunzelt Gall, „<strong>und</strong> bislang<br />

fuhren wir immer mit 103 %<br />

Auslastung, das ist wie ein Geschenk.“<br />

Finanzierung auf Schweizer<br />

Franken umgestellt<br />

1989 zog der Betrieb Gall an seinen<br />

jetzigen Standort (vorhandene große<br />

Halle <strong>und</strong> 8 000 m 2 Gr<strong>und</strong>) in das<br />

Industriegebiet von Erbach bei Ulm.<br />

Der Betrieb lief nach dem dreitägigen<br />

Umzug sofort weiter. Wir haben<br />

2/2010<br />

nach wie vor Ausbaukapazitäten“, so<br />

der flexible Kaufmann, der sich sogar<br />

vorstellen könnte, <strong>die</strong> Halle in<br />

schlechten Zeiten marktangepasst<br />

umzunutzen. Der Standort hat weitere<br />

Vorteile: komfortable Anbindung<br />

ans Straßennetz <strong>und</strong> zwei<br />

Leihmaschinenfirmen in nächster<br />

Nachbarschaft. Eine gute maschinelle<br />

Ausstattung führt in Galls Augen<br />

zu mehr Flexibilität. „Nicht ausgelastete<br />

Mitarbeiter auf der Baustelle<br />

richten mehr wirtschaftlichen<br />

Schaden an als eine Maschine mit<br />

nur 500 St<strong>und</strong>en pro Jahr“, so <strong>die</strong><br />

Unternehmer, <strong>die</strong> mit einem kalkulatorischen<br />

St<strong>und</strong>enlohn von 45 e<br />

rechnen, welcher <strong>die</strong> Rüstzeiten <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Maschinenkosten bereits enthält.<br />

Die Finanzierung der Immobilie<br />

hat <strong>Eberhard</strong> Gall auf Schweizer<br />

Franken umgestellt, bislang mit gutem<br />

finanziellem Erfolg. Ein bisschen<br />

Abenteuer braucht man auch<br />

als Kaufmann.<br />

Im Durchschnitt dauert es eine<br />

Woche, bis der K<strong>und</strong>e nach seinem<br />

Vor-Ort-Termin das Angebot bzw.<br />

<strong>die</strong> Planungsgr<strong>und</strong>lage der Firma


2/2010 2<br />

Gall auf dem Tisch liegen hat. „Zwei<br />

bis drei Tage wären optimal <strong>und</strong><br />

würden unsere Chancen noch steigern“,<br />

weiß der Unternehmer, der<br />

seine Termine nur vergibt, wenn<br />

beide Entscheidungsträger – also<br />

Mann <strong>und</strong> Frau – Zeit haben.<br />

„Kommt der Ehemann erst in der<br />

Angebotsphase hinzu, geht es nur<br />

noch um <strong>die</strong> Kosten <strong>und</strong> nicht mehr<br />

um <strong>die</strong> Ideen <strong>und</strong> das Kreative“, so<br />

Gall, der sich für den Erstkontakt<br />

viel Zeit nimmt <strong>und</strong> auch am Samstag<br />

– für viel beschäftigte Ehemänner<br />

sogar sonntags – zur Verfügung<br />

steht.<br />

Zu <strong>die</strong>sen Gesprächen geht <strong>Eberhard</strong><br />

Gall im Landschaftsgärtner-<br />

Outfit, also leger <strong>und</strong> mit grünem<br />

Fleece-Pulli. „Ich trete ganz bewusst<br />

zuerst als Handwerker auf, um das<br />

Vertrauen zu gewinnen.<br />

In <strong>die</strong><br />

Rolle des Beraters<br />

<strong>und</strong> Verkäufers<br />

schlüpfe ich<br />

erst während des<br />

Gesprächs“, beleuchtet<br />

Gall seine Vorgehensweise.<br />

Im Gespräch versucht er, über geduldiges<br />

Zuhören <strong>und</strong> konkretisierende<br />

Fragen <strong>die</strong> K<strong>und</strong>enwünsche<br />

optimal zu erfassen.<br />

Für <strong>die</strong> Gartenplanung arbeitet<br />

Gall mit dem ortsansässigen Landschaftsarchitekten<br />

Anton Ruf zusammen.<br />

Gemeinsam präsentieren<br />

sie drei bis vier Gestaltungsvarianten,<br />

manchmal inklusive dreidimensionaler<br />

Detailzeichnung. „Diese<br />

Präsentationen laufen bei uns im<br />

Betrieb, denn hier haben wir <strong>die</strong><br />

Möglichkeit zur Materialbesichtigung“,<br />

so Gall. Seine Erfahrung:<br />

Kaum ein K<strong>und</strong>e geht mit <strong>die</strong>sen<br />

Plänen zu einem anderen Land-<br />

Unternehmens TIPP<br />

rubrik<br />

schaftsgärtner. Für Gall muss <strong>die</strong><br />

Planung allerdings bezahlbar sein.<br />

Er sieht <strong>die</strong> Grenze zwischen 300<br />

<strong>und</strong> 500 e. „Wenn ein K<strong>und</strong>e zu mir<br />

sagt: ‚Sie sind gut, aber ein bisschen<br />

teuer‘, dann ist das für mich ein tolles<br />

Kompliment.“ Qualität hat eben<br />

ihren Preis.<br />

Vorsicht <strong>und</strong> Absage bei<br />

manchen K<strong>und</strong>en<br />

Die Beratung führt<br />

Gall nur noch gegen<br />

Berechnung des St<strong>und</strong>enaufwands<br />

durch<br />

„Neubauk<strong>und</strong>en sind <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en,<br />

<strong>die</strong> in vielen Fällen nicht einmal<br />

mehr das Geld haben, den Plan zu<br />

bezahlen“, so <strong>die</strong> Erfahrung des Unternehmers.<br />

Die Beratung führt Gall<br />

deshalb nur noch gegen Berechnung<br />

des St<strong>und</strong>enaufwands durch. Allein<br />

<strong>die</strong>se telefonische Information reicht<br />

aus, um eine nicht ernst gemeinte<br />

Anfrage im Sande<br />

verlaufen zu lassen.<br />

„Neulich war<br />

ich bei einer Interessentin,<br />

der ich<br />

nach einer St<strong>und</strong>e<br />

sagen musste, dass sie <strong>und</strong> unser Unternehmen<br />

einfach nicht zusammenpassen“,<br />

legt Gall dar. Eine Konsequenz,<br />

<strong>die</strong> man sich leisten können<br />

muss, <strong>die</strong> aber sicher gut für beide<br />

Seiten ist. Bei <strong>Siegfried</strong> Gall schrillen<br />

<strong>die</strong> Alarmglocken bei Anfragen von<br />

Bauträgern. „Eine Angebotserstellung<br />

machen wir nur noch gegen eine<br />

Bearbeitungspauschale, <strong>und</strong> Bauträger<br />

zahlen Vorkasse bei uns“,<br />

schildert <strong>Eberhard</strong> Gall das kernige<br />

Vorgehen seines Bruders.<br />

Bei K<strong>und</strong>enakquise über große<br />

Messeauftritte sind <strong>die</strong> <strong>Brüder</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

der Controlling-Ergebnisse<br />

vorsichtig geworden. Bei kleineren<br />

Gewerbeschauen <strong>und</strong> Hausmessen<br />

Rabatte vergraulen K<strong>und</strong>en<br />

Die Beratungsgesellschaft Accenture/Kronberg<br />

hat 5 600 Personen<br />

aus 14 Industrie- <strong>und</strong> Schwellenländern<br />

bezüglich ihres Einkaufsverhaltens<br />

befragt. Das Ergebnis:<br />

„Rabatte vergraulen K<strong>und</strong>en.“<br />

Zwar ist in Deutschland das Preisargument am stärksten<br />

ausgeprägt, aber es sind nur 20 % der K<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> dafür<br />

Abstriche im Service hinnehmen würden, <strong>und</strong> nur 40 %,<br />

<strong>die</strong> zugunsten niedrigerer Preise auf Produktvielfalt verzichten.<br />

Gegenüber steht eine klare Mehrheit, <strong>die</strong> fachk<strong>und</strong>ige<br />

Beratung bevorzugt. Circa 50 % legen Wert auf<br />

umfassende Informationen über das Unternehmen, deren<br />

Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen sowie auf K<strong>und</strong>enkontaktpflege.<br />

Also: keine falsche Bescheidenheit! Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Servicebereitschaft stehen im Vordergr<strong>und</strong>. EM<br />

Info + Kontakte<br />

Gebr. Gall GmbH<br />

Telefon 0 73 05/59 41<br />

Fax 0 73 05/59 55<br />

www.gebr-gall.de<br />

sei man offener, da benötige man<br />

nur das „kleine Besteck“, so <strong>Eberhard</strong><br />

Gall. Ein Akquise-Experiment:<br />

Er ließ 2 500 Prospekte durch Schüler<br />

in mindestens zehn Jahre alten<br />

Baugebieten einer 20 000-Einwohner-Stadt<br />

im Umkreis verteilen. Die<br />

Aktion kostete circa 1 500 e <strong>und</strong><br />

brachte drei Aufträge. „Nicht <strong>die</strong><br />

Welt, aber der Aufwand hielt sich in<br />

Grenzen“, lautet sein Fazit.<br />

Im öffentlichen Bereich wird keine<br />

Akquise über Architektenkontakte<br />

oder Ähnliches betrieben. „Die<br />

Stärken von <strong>Siegfried</strong> liegen in seinem<br />

Fachwissen. Sonderlösungen<br />

<strong>und</strong> das Thema Stahlbeton sowie<br />

<strong>die</strong> gr<strong>und</strong>sätzliche Abfrage aller<br />

Preise im Voraus führen vor allem<br />

bei sehr komplexen Ausschreibungen<br />

zum Erfolg“, erklärt Gall.<br />

Kleinvieh statt Golfclub<br />

„Zur gehobenen Privatk<strong>und</strong>enakquise<br />

müsste ich eigentlich in den<br />

ortsansässigen Golfclub eintreten“,<br />

verrät Gall. „Reden schwingen <strong>und</strong><br />

Repräsentieren ist aber nicht meine<br />

Welt“, gesteht er <strong>und</strong> bleibt bei seinen<br />

„Leisten“, <strong>die</strong> er in der Mittelschicht<br />

sieht. „Unsere Stärken liegen<br />

bei einem Auftragsvolumen von<br />

1 500 bis 15 000 e“, beschreibt er,<br />

wohl wissend, dass <strong>die</strong>s von vielen<br />

Kollegen als „Kleinvieh“ abgetan<br />

wird. „Die öffentlichen Großaufträge<br />

bringen <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>auslastung,<br />

den höheren Ertrag haben wir bei<br />

den privaten Aufträgen, trotz größerer<br />

„Springerei“, wie Gall <strong>die</strong> Privatk<strong>und</strong>enbetreuung<br />

sportlich umschreibt.<br />

Die „Hungerszeit“, wie er <strong>die</strong><br />

Wintermonate im Garten- <strong>und</strong><br />

Landschaftsbau bezeichnet, wird<br />

durch eine Rücklage <strong>und</strong> <strong>die</strong> gute<br />

Zusammenarbeit mit der Hausbank<br />

überbrückt. Die betriebliche Zukunft<br />

sieht gesichert aus. Bei insgesamt<br />

sieben Kindern in drei Familien<br />

sind jetzt schon eindeutige grüne<br />

berufliche Tendenzen zu erkennen.<br />

Text <strong>und</strong> Bilder:<br />

Petra Reidel, Grafenau<br />

PORTRÄT xx/2008 19<br />

www.santuro.de<br />

www.burgruinenmauer.de<br />

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campos-net.de

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