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Le Corbusier und sein Einfluss auf Moskau - MosKultInfo

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<strong>Le</strong> <strong>Corbusier</strong> <strong>und</strong> <strong>sein</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> <strong>Moskau</strong><br />

In <strong>Moskau</strong>er Museum der schönen Künste ist derzeit eine Ausstellung <strong>Le</strong> <strong>Corbusier</strong>s zu sehen. <strong>Le</strong><br />

<strong>Corbusier</strong> war einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Mit <strong>Moskau</strong> verbindet ihn eine<br />

besondere Beziehung. In vielen Gebäuden spiegeln sich <strong>sein</strong>e Ideen wider.<br />

Erstmals reiste <strong>Le</strong> <strong>Corbusier</strong> im Oktober 1928 in die sowjetische Hauptstadt. Er war hingerissen von den<br />

möglichen Perspektiven des riesigen Landes <strong>und</strong> wollte am Wettbewerb um die Ausschreibung der<br />

Planung des Hauses des Zentralverbandes der Konsumgenossenschaften der UdSSR (Zentrosojus)<br />

teilnehmen. Er betrachtete die Sowjetunion als eine „Fabrik für Projekte“, in der <strong>sein</strong>e Rolle als<br />

internationaler Experte geschätzt werden würde. <strong>Le</strong>ider ging <strong>sein</strong> Wunsch nicht in Erfüllung. Sein<br />

innovativer <strong>und</strong> mutiger Plan zur Sanierung <strong>Moskau</strong>s wurde nicht befürwortet.<br />

Immerhin wurde das Zentrosojus-Haus (ul. Mjasnitzkaja 39, Metro<br />

Tschistye Prudy) nach <strong>sein</strong>en Vorgaben gebaut. Das sehr ehrgeizige<br />

Projekt war das größte in diesen Jahren errichtete konstruktivistische<br />

Gebäude <strong>Le</strong> <strong>Corbusier</strong>s. Mit Glasfassaden, damals ein Novum auch in<br />

Europa, <strong>und</strong> einer Skelettkonstruktion passte es so gar nicht in die<br />

bisherige Bebauung <strong>Moskau</strong>s. Zwischen der Vorder- <strong>und</strong> Rückfassade<br />

gibt es kaum einen Unterschied. Ursprünglich sollte das Gebäude <strong>auf</strong><br />

Pfeiler gestellt werden, was leider nicht durchgängig verwirklicht<br />

werden konnte.<br />

1932 beteiligte sich <strong>Le</strong> <strong>Corbusier</strong> an der Ausschreibung für die Projektierung des Palasts der Sowjets,<br />

gewann aber nicht.<br />

Der Architekt fuhr einige Male nach <strong>Moskau</strong> <strong>und</strong> lernte verschiedene sowjetische Künstler kennen, unter<br />

ihnen Sergej Eisenstein, Ilja Ehrenburg <strong>und</strong> El Lisitzki.<br />

Die modernen sowjetischen Architekten ließen sich von den konstruktivistischen Ideen ihres westlichen<br />

Kollegen beeinflussen. So entstand 1930 ein Gebäude für Mitarbeiter des Finanzministeriums. Architekt<br />

war Mojsej Ginsburg. Es wird oft als Kommunenhaus bezeichnet, eine Übergangsform vom privaten zum<br />

gesellschaftlichen Wohnen. Die Familien sollten in den Genuss des Komforts der gesellschaftlichen<br />

Versorgung kommen. Neben den Wohneinheiten gab es Bereiche für die allgemeine Nutzung: Kantinen,<br />

Wäschereien, ein Kino, eine Bibliothek, ein Kindergarten. Heute verfällt der Komplex am Nowinskij<br />

Boulevard 25 leider immer mehr.<br />

Ein weiteres Experiment in diesem Stil war das Internat des Textilinstituts, ul. Ordshonikidse 8/9. Hier<br />

lebten bis zu 2 000 Studenten zu zweit in sechs Quadratmeter kleinen Zimmern. Neben dem Wohnblock<br />

gab es einen weiteren Block, in dem die Studenten lernen, essen <strong>und</strong> kommunizieren konnten. Das<br />

Gebäude wurde vor kurzem rekonstruiert.<br />

Alexandr Wesnin, ein Fre<strong>und</strong> <strong>Le</strong> <strong>Corbusier</strong>es, zeichnet<br />

gemeinsam mit <strong>sein</strong>em Bruder verantwortlich für den Bau des<br />

Kulturpalasts des SIL-Autowerkes, ul. Wostotschnaja 4.<br />

<strong>Le</strong>ider wurde dafür fast das gesamte Simonovkloster<br />

abgetragen. Von oben betrachtet hat der Palast die Form eines<br />

Flugzeuges. Er weist einige Ähnlichkeiten mit dem<br />

Zentrosojus-Haus <strong>auf</strong>: viel Glas, eine einfache Fassade. Innen<br />

gelang eine hervorragende Verbindung von kleinen <strong>und</strong><br />

großen Räumen, denen unterschiedliche Funktionen zugedacht<br />

waren: Plätze für Arbeitsgemeinschaften, Theater, Kino,<br />

Vorlesungssaal, Wintergarten, Restaurants, Bibliothek <strong>und</strong> sogar ein Observatorium. Momentan wird der<br />

Kulturpalast nach <strong>und</strong> nach rekonstruiert <strong>und</strong> eine Besichtigung lohnt sich unbedingt.<br />

Nach dem „Stalinschen“ Stil in der sowjetischen Architektur wandte man sich wieder den Ideen <strong>Le</strong><br />

<strong>Corbusier</strong>s zu. Davon zeugen beispielsweise der Pionierpalast in der ul. Kosygina 17 oder der Pavillon


der Gasindustrie <strong>auf</strong> dem Gelände der ehemaligen Allunionsausstellung. Dessen Vorbild ist die von <strong>Le</strong><br />

<strong>Corbusier</strong> errichtete Chapelle Notre Dame du Haut im französischen Ronchamp.<br />

Als Prototyp für das Internat einer Ballettschule, ul. 2. Frunsenskaja 5, diente das Dominikanerkloster<br />

Couvent Sainte-Marie de la Tourette, Eveux-sur-l'Arbresle.<br />

Eins der hässlichsten Gebäude <strong>Moskau</strong>s ist das 1977 gebaute „Haus <strong>auf</strong> Hühnerbeinen“, ul. Begovaja 34.<br />

Sein Vorläufer, ein Wohnhaus <strong>Le</strong> <strong>Corbusier</strong>s, steht in Marseille.<br />

Auch das Zentrale Künstlerhaus, ul. Krymskij Wal 10, ist mit dem französischen Architekten verb<strong>und</strong>en.<br />

Die kleine Villa Savoye in der Nähe von Paris war Vorbild für das Künstlerhaus in <strong>Moskau</strong>.<br />

Anfang der siebziger Jahre wurde an der Metro Profsojusnaja ein Institutskomplex errichtet, in dem sich<br />

auch das Deutsche Historische Institut befindet. Auch hier bemerkt man Besonderheiten des Stils von <strong>Le</strong><br />

<strong>Corbusier</strong>.<br />

Simone Hillmann

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