Renews Spezial 41 - Agentur für Erneuerbare Energien
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S. 55 | Nr. <strong>41</strong> <strong>Renews</strong> <strong>Spezial</strong> 20 Jahre Förderung <strong>Erneuerbare</strong>r <strong>Energien</strong><br />
Marktanreizprogramm des Bundesumweltministeriums gefördert. Dazu haben das Bundesumweltministerium,<br />
die KfW Bankengruppe und die Munich Re ein Kreditprogramm gestartet, in dem 60 Millionen<br />
Euro <strong>für</strong> die Finanzierung von geothermalen Tiefenbohrungen zur Verfügung stehen. Dieser Sicherungsfonds<br />
<strong>für</strong> Fündigkeitsrisiken kann bei Nichterfolg bis zu 80 Prozent der Bohrkosten übernehmen<br />
und mindert die finanziellen Risiken einer geothermischen Bohrung. Zudem werden ungeplante Mehrkosten<br />
bei den Bohrungen sowie die Errichtung von Wärmenetzen mit jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro<br />
gefördert.<br />
Ein umfassendes geothermisches Informationssystem soll außerdem Verbesserungen bei der Projektierung<br />
geothermischer Anlagen und eine Minderung des Fündigkeitsrisikos erzielen. Die ersten Informationen<br />
dazu lassen sich seit 2008 im Internet abrufen.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
Die rechtliche Ausgangslage <strong>für</strong> das Aufsuchen und Gewinnen von Erdwärme stellt sich im Vergleich<br />
zu den anderen erneuerbaren Energieträgern als kompliziert dar. Erdwärme gehört der Allgemeinheit,<br />
ihre Nutzung unterliegt dem Bergrecht. Bis zum Beginn der Erdwärmegewinnung müssen im Regelfall<br />
allein vier Arten von bergrechtlichen Zulassungen eingeholt werden: die Aufsuchungserlaubnis, der<br />
Aufsuchungsbetriebsplan, die Gewinnungsbewilligung und der Gewinnungsbetriebsplan. Der Aufwand<br />
<strong>für</strong> die Genehmigungen ist also vergleichsweise hoch, zumal sie immer nur <strong>für</strong> zwei Jahre ausgesprochen<br />
werden.<br />
Ausblick<br />
Die geothermale Energiegewinnung steht in Konkurrenz zu anderen unterirdischen Nutzungen. Neben<br />
dem Rohstoffabbau gehört die alternative Nutzung des Untergrundes als Speicher, zum Beispiel <strong>für</strong><br />
Druckluft oder Gas, dazu. Neu ist das Konzept der CO2-Abscheidung aus Kohlekraftwerken (CCS) und<br />
dessen unterirdische Verpressung. Auch diese noch weitgehend unerforschte Technologie steht in Konkurrenz<br />
zur Erschließung geothermischer Potenziale. Wenn das Kohlendioxid in unterirdischen Hohlräumen<br />
oder leeren Ölfeldern gespeichert wird, können daraus Druckveränderungen im Untergrund<br />
resultieren, die die Möglichkeiten <strong>für</strong> Geothermie-Bohrungen einengen. Angesichts der <strong>für</strong> die heutigen<br />
Techniken begrenzten Zahl geeigneter Geothermiestandorte in Deutschland kann dies rasch zu einem<br />
stark beschränkenden Faktor <strong>für</strong> den weiteren Ausbau werden.<br />
Ob es künftig zu Akzeptanzproblemen durch das Auftreten mikroseismischer Effekte (Erdbeben) kommen<br />
wird, ist noch nicht absehbar. Mikro-Erdbeben können beim Aufbrechen des Untergrundes während<br />
der Errichtung der Anlagen ausgelöst werden. Um Ängsten in der Bevölkerung vorzubeugen, erweist<br />
es sich als überaus wichtig, im Vorfeld der Projekte rechtzeitig auf mögliche Beben hinzuweisen<br />
und über die Ursachen aufzuklären.<br />
Der Innovationsprozess der Stromerzeugung aus Tiefengeothermie steht noch am Anfang. Für die Zukunft<br />
ist jedoch mit einem deutlichen Wachstum zu rechnen. In Deutschland befinden sich derzeit etwa<br />
150 Projekte in einem Bearbeitungsstand zwischen Voruntersuchung und tatsächlichem Bau. Die Kraftwerksstandorte<br />
zur geothermischen Stromerzeugung konzentrieren sich bislang auf den süddeutschen<br />
Raum (süddeutsches Molassebecken und Oberrheingraben). Aber auch im Norddeutschen Becken sind<br />
erste Standorte in der Entwicklung.