PHYSIK IN öSTERREICH - Austrian Physical Society
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zu den Neutronen auch Röntgeninterferenzen<br />
beobachten zu können.<br />
Während der gesamten Aufbauphase<br />
gab es immer wieder Bedenken<br />
ob sich der Kristall gegenüber Neutronen<br />
wohl ähnlich verhalten würde<br />
wie gegenüber Röntgenstrahlen<br />
zumal im Rahmen der dynamischen<br />
Beugungs-theorie essentielle Unterschiede<br />
zu Tage traten. So sind<br />
bei Neutronen infolge der relativ<br />
geringen Absorption im Kristall immer<br />
zwei Wellenfelder angeregt die<br />
stetig miteinender interferieren und<br />
ein kompliziertes und fein strukturiertes<br />
Beugungsmuster verursachen<br />
welches für Röntgenstrahlen<br />
in der Form nicht existiert. Und natürlich<br />
wurde darüber viel diskutiert<br />
wie Materieteilchen eine solche<br />
„Tortur“ der Strahlteilung mitmachen<br />
würden. Der Optimismus obsiegte<br />
dennoch und am 11. Jänner 1974<br />
konnte Wolfgang Treimer melden,<br />
dass Interferenzoszillationen beim<br />
Drehen eines Phasenschiebers beobachtet<br />
wurden (Abb.2). Ein großer<br />
Erfolg, der allerdings zunächst nicht<br />
als solcher erkannt wurde, eher dahingehend,<br />
dass nun die Dissertation<br />
Treimer gerettet sei. Es folgten<br />
weitere Messungen mit ähnlichen<br />
Resultaten was schließlich zur entscheidenden<br />
Publikation führte.<br />
Folgen:<br />
Professor Heinz Maier-Leibnitz den<br />
diese Entwicklung sehr interessierte<br />
und der zu dieser Zeit Direktor des<br />
Abb.2: First observed neutron interferences.<br />
Instituts Laue-Langevin (ILL) in Grenoble<br />
war lud uns, d.h. die Gruppe<br />
Professor Bonse in Dortmund und<br />
unsere Gruppe aus Wien, ein das<br />
Interferometer am Hochflussreaktor<br />
in Grenoble aufzubauen. Wir erachteten<br />
das als großes Entgegenkommen<br />
und begannen den Aufbau an<br />
einem thermischen Neutronenleiter<br />
des Hochflussreaktors, wobei wir<br />
wieder Neutronen und Röntgenstrahlen<br />
parallel nutzen wollten. Zu unserer<br />
großen Überraschung konnten<br />
Physik PhysikGeschcihTe<br />
iN iN ösTerreich<br />
wir trotz großer Bemühungen zwar<br />
Röntgen- aber keine Neutroneninterferenzen<br />
beobachten und zogen<br />
uns den Hohn etlicher Kollegen über<br />
unsere früheren Messungen in Wien<br />
zu. Des Rätsels Lösung beschreibe<br />
ich im nächsten Abschnitt. Sobald<br />
das Rätsel gelöst und die Probleme<br />
behoben waren konnten gemeinsam<br />
mit Gerald Badurek, Anton Zeilinger<br />
und etlichen Dissertanten entscheidende<br />
Messungen am ILL durchführt<br />
werden, wobei besonders erwähnt<br />
Abb.3: Schematische Darstellung des Interferenzvorganges als Cartoon (nach Charles Addams, The New Yorker Magazin 1940)<br />
und als Teilchen-Welle Dualismus.<br />