Mittenwald - Medien-Verlag Schubert
Mittenwald - Medien-Verlag Schubert
Mittenwald - Medien-Verlag Schubert
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<strong>Mittenwald</strong><br />
Krün · Wallgau<br />
Fotografiert von Franz Stoltefaut<br />
mit Texten von Herbert Meider<br />
<strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong> <strong>Schubert</strong>
Franz Stoltefaut, geboren 1933 im Sauerland,<br />
Westfalen. Nach der Schulzeit Vorbereitung und<br />
Ausbildung zum Forstdienst. 1957 Eintritt in die<br />
Bundeswehr, Gebirgsjäger <strong>Mittenwald</strong>. Als Stabsfeldwebel<br />
1986 in den Ruhestand versetzt. Bereits<br />
seit jungen Jahren mit Naturfotografie befasst.<br />
Zahlreiche Publikationen in Naturzeitschriften<br />
und Lokalzeitungen. Bekannt durch<br />
seine Tonbild-Schau „Faszination Natur” und seine gemeinsam mit Herbert<br />
Meider im <strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong> <strong>Schubert</strong> veröffentlichten Bücher „Naturparadies<br />
Oberes Isartal”, „Boten aus Stein – Alte Kirchen im Werdenfelser Land“<br />
und „Lüftlmalerei an Isar, Partnach, Loisach und Ammer“.<br />
Herbert Meider, geboren in Garmisch-Partenkirchen,<br />
gestaltet Lieder- und Rezitationsabende,<br />
schreibt Kulturberichte und Musikkritiken.<br />
Im <strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong>-<strong>Schubert</strong> veröffentlichte<br />
er zusammen mit Franz Stoltefaut „Naturparadies<br />
Oberes Isartal“, „Boten aus Stein – Alte<br />
Kirchen im Werdenfelser Land, am Staffelsee<br />
und im Ammergau“ und „Lüftlmalerei an Isar,<br />
Partnach, Loisach und Ammer“. Zudem publizierte der Autor im <strong>Medien</strong>-<br />
<strong>Verlag</strong>-<strong>Schubert</strong> „Garmisch-Partenkirchen – Herz des Werdenfelser Landes“.<br />
ISBN 3-929229-31-5<br />
Copyright © 1996, zweite Auflage 2004<br />
by <strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong> <strong>Schubert</strong>, Hamburg<br />
Alle Rechte, auch des auszugsweisen Nachdrucks und<br />
der fotomechanischen Wiedergabe, vorbehalten.<br />
Gestaltung: <strong>Medien</strong>-<strong>Verlag</strong> <strong>Schubert</strong> / Thomas Börnchen<br />
Druck: Grafisches Centrum Cuno<br />
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis<br />
Das Kompliment des Dichters<br />
5<br />
Diamant unter den Dorfkirchen<br />
9<br />
Ungebrochene Bilderfreude<br />
15<br />
Bauernanwesen und Bürgerhäuser<br />
21<br />
Geschichte und Geschichten<br />
29<br />
Ein Himmel voller Geigen<br />
45<br />
Kultur im stillen Tal<br />
51<br />
Naturschönheiten ohne Zahl<br />
57<br />
Brauchtum im Jahreskreis<br />
81<br />
Krün – sonniges Bergdorf am Fuße des Soiern<br />
94<br />
Wallgau – malerisches Dorf zwischen Krepelschrofen und Fahrenberg<br />
104
So freundlich wie diese Soldateska waren die Söldner nicht, die in den Kriegsjahren nach Zurückverlegung des Bozner Marktes <strong>Mittenwald</strong><br />
heimsuchten.<br />
Die Rache der Venezianer<br />
„Es gibt selten einen Schaden ohne<br />
Nutzen!” Diese Redewendung lässt<br />
sich auch auf die Verlegung der Bozner<br />
Märkte nach <strong>Mittenwald</strong> anwenden.<br />
Bozen war im ausgehenden 15.<br />
Jahrhundert eine blühende Stadt. Sie<br />
wurde von dem Tiroler Erzherzog<br />
Sigismund beherrscht, der den Beinamen<br />
„der Münzreiche” trug. Dennoch<br />
benötigte er ständig Geld, um<br />
seinen aufwändigen Lebensstil finanzieren<br />
zu können. Ein Dorn im Auge<br />
war ihm die ständige Erweiterung<br />
des Machtbereichs der Stadt Venedig.<br />
Angestiftet von einigen seiner<br />
Gläubiger, zu denen auch die Fugger<br />
zählten, unternahm der Erzherzog<br />
1484 einen Raubzug und beschlagnahmte<br />
die Bleigruben von Primör,<br />
die im Besitz der Lagunenstadt waren.<br />
Venedig verlangte Schadenersatz<br />
und drohte mit einem Handelsboykott.<br />
Sigismund rüstete auf und<br />
griff an. Außerdem ließ er 130 venezianische<br />
Kaufleute in Bozen in den<br />
Kerker werfen und ihr Gut sicherstellen.<br />
Um sich zu rächen, besuchten<br />
die Kaufleute zum Teil den Bozner<br />
Markt nicht mehr und hielten<br />
nach einer neuen Möglichkeit Ausschau.<br />
Sie wählten nach und nach<br />
<strong>Mittenwald</strong> zur Niederlage ihrer Waren<br />
und Abrechnungen mit den deutschen<br />
Kaufleuten. 192 Jahre währte<br />
die Zeit, die zur Glanzepoche „Media<br />
silvas” wurde.<br />
Vor allem am Platz vor dem Ballenhaus,<br />
einem alten Gebäude mit zwei<br />
großen Toren, trafen sich Handelsleute<br />
aus aller Welt. <strong>Mittenwald</strong> er-<br />
hielt internationale Bedeutung. Im<br />
Ort gab es Fuhrleute, die das ganze<br />
Jahr hindurch mit 20 und mehr Pferden<br />
unterwegs waren. Der lebhafte<br />
Güterverkehr beschäftigte nicht nur<br />
sie und die Pferdebesitzer, sondern<br />
brachte auch den Ladern, Praxern,<br />
das waren Gehilfen, den Wirten, Wagnern,<br />
Schmieden und anderen Handwerkern<br />
gute Verdienste. Doch 1679<br />
wurde der Markt wieder nach Bozen<br />
zurückverlegt und die goldenen Zeiten<br />
nahmen ein Ende. Zu allem Unglück<br />
ließen die Bischöfe von Augsburg<br />
eine neue Straße bauen. Sie<br />
brachte den Handelsverkehr weiter<br />
westlich über Reutte und Füssen<br />
nach Augsburg, für <strong>Mittenwald</strong> ein<br />
großer Verlust.
Die Fahne des Müttervereins wird wie viele<br />
andere bei der Prozession mitgetragen. Dahinter<br />
kommen Frauen mit Otterfellhauben.<br />
In <strong>Mittenwald</strong> wird viel musiziert. „Ziach“,<br />
Klarinette, Querflöte, Geige, Gitarre und<br />
Baß geben einen zünftigen Zusammenklang.<br />
Die Harmonie erhöht sich, wenn noch ein<br />
Glas roter „Südtiroler“ dazu kommt.
Eine Sinfonie der Farben: Trollblumen, Enziane und Mehlprimeln.
Krün – sonniges<br />
Bergdorf am<br />
Fuße des Soiern<br />
Die Pfarrkirche Sankt Sebastian<br />
mit ihrer markanten Zwiebelhaube prägt<br />
den Ort. Alte und neue Häuser runden<br />
das Bild ab.<br />
95
Eine Urkunde aus dem Jahr 1294 erwähnt<br />
Krün erstmals als „Gerona“.<br />
Abgeleitet werden kann der Ortsname<br />
vom römischen „Carina“, das mit<br />
„Fahrzeug“ übersetzt wird. Dies könnte<br />
ein Hinweis auf die Isarflößerei<br />
sein. Die Isar war bis zu Beginn des<br />
1. Weltkrieges die herrschende Verkehrsader,<br />
obwohl im 15. Jahrhundert<br />
durch den zunehmenden Handel<br />
mit Südtirol der Straßenbau von<br />
<strong>Mittenwald</strong> nach Kochel notwendig<br />
wurde.<br />
Geschichtsträchtig geht es auch in<br />
den Ortsteilen Barmsee und Klais<br />
her. Ersterer, nach dem gleichnamigen<br />
See benannt, kann als die älteste<br />
Siedlung der Gegend angesehen<br />
werden.<br />
Funde, die als prähistorische Pfahlbauten<br />
gelten, belegen dies. Barmsee,<br />
das schon im 8.Jahrhundert genannt<br />
wird, besitzt das älteste Bauernhaus<br />
der Gemeinde Krün, es ist<br />
noch im Originalstil erhalten.<br />
Auch Klais zählt zu den ältesten<br />
Siedlungen im Werdenfelser Land.<br />
Sicher ist der Ort römischen Ursprungs:<br />
„Castra clasura“ lässt sich<br />
mit „befestigte Behausung“ übersetzen.<br />
Zwischen 193 und 215 n.Chr.<br />
entstand die Römerstraße „Via Raetia“,<br />
sie führte 430 Kilometer von Verona<br />
über Klais nach Augsburg. In<br />
den nachfolgenden Jahrhunderten<br />
passierten Heerzüge, deutsche Könige<br />
und Handelsleute die alte, 107<br />
Zentimeter spurbreite Straße. Durch<br />
den Bau der Kesselbergstraße im<br />
Jahr 1450 und dem nachfolgenden<br />
Isarfloßverkehr ging die Nutzung der<br />
Römerstraße mehr und mehr zurück.<br />
Klais war ab dem Jahre 763 kirchliches<br />
Zentrum des Oberen Isartales.<br />
Die adeligen Brüder Reginperth und<br />
Irminfried stifteten zu dieser Zeit in<br />
der „Einöde des Scharnitzer Waldes“<br />
ein Kloster. Erster Abt war Arbeo,<br />
ein Schüler des heiligen Korbinian.<br />
96<br />
Der Ortsteil Barmsee besitzt das älteste Bauernhaus der Gemeinde Krün. Es ist im Originalstil<br />
erhalten.<br />
rechte Seite: Klais zählt zu den ältesten Siedlungen der Gegend. Hierdurch führte die Römerstrasse<br />
von Verona nach Augsburg. Die Kapelle wurde 1597 erstmals erwähnt, ist aber<br />
sicher älter.<br />
Bieten in der Blütezeit ein außergewöhnliches Naturerlebnis: Die Buckel-und Feuchtwiesen<br />
am Hirzeneck.
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Der Barmsee, ein herrliches Naturgewässer,<br />
lädt zum Baden und Umwandern ein.<br />
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Wallgau –<br />
malerisches Dorf<br />
zwischen<br />
Krepelschrofen<br />
und Fahrenberg<br />
Von Norden her kommend, bietet sich<br />
dem Reisenden auf der Höhe vor<br />
Wallgau ein herrlicher Blick auf den Ort<br />
und in das Obere Isartal.<br />
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