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Gauß´sche Vermessungspunkte im Bergland der Südheide

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Carl Friedrich<br />

Gauß<br />

1777 - 1855<br />

Gaußstein am<br />

Breitenhorn<br />

50<br />

<strong>Gauß´sche</strong> <strong>Vermessungspunkte</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Bergland</strong> <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong><br />

Natur erleben<br />

Wegelänge<br />

kurze Tour 2,1 km<br />

mittlere Tour 8,6 km<br />

lange Tour 18,6 km<br />

Die Wan<strong>der</strong>ung folgt den Spuren des berühmten<br />

Göttinger Mathematikers und Landvermessers<br />

Johann Carl Friedrich Gauß, <strong>der</strong> <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

die Anhöhen <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong> für seine<br />

Vermessungsarbeiten nutzte und an dessen<br />

Leistungen zwei Gedenksteine erinnern.<br />

In <strong>der</strong> zum Teil recht hügeligen Landschaft<br />

werden Höhen von über hun<strong>der</strong>t Metern<br />

erreicht, so dass zum Teil <strong>der</strong> Eindruck entsteht,<br />

die Wan<strong>der</strong>ung würde durch ein Mittelgebirge<br />

führen. Herausragende Anhöhen sind <strong>der</strong><br />

Hesterberg, <strong>der</strong> Hausselberg und <strong>der</strong> Süllberg.<br />

Es handelt sich dabei um von den Gletschern<br />

<strong>der</strong> Eiszeit aufgetürmte Geschiebemassen aus<br />

Sand und Gestein, so genannte Endmoränen.<br />

Die Wan<strong>der</strong>ung erschließt die ausgedehnten Wäl<strong>der</strong> des Lüß.<br />

Der Lüßwald ist ein etwa 8.000 Hektar großes Waldgebiet bei<br />

Unterlüß. Vereinzelt sind Heideflächen als Teile des Naturschutzgebietes<br />

„Heideflächen mittleres<br />

Lüßplateau“ eingestreut.<br />

Die kurze Tour verläuft vom<br />

Wan<strong>der</strong>parkplatz „Kalte Hofstube“<br />

zunächst am Waldrand<br />

nach Süden und führt nach<br />

etwa einem halben Kilometer<br />

in das Waldgebiet Breitenhorn<br />

(1) 1 . Nach weiteren 400 m<br />

Hermannsburg<br />

Faßberg<br />

NATURPARK<br />

SÜDHEIDE<br />

Eschede<br />

W7<br />

Unterlüß<br />

zweigt ein Stichweg zum Gaußstein (2) 2 ab. Dieser Waldteil hat<br />

den Flurnamen Lutterloher Heide, was darauf hinweist, dass<br />

früher an dieser Stelle ausgedehnte Heideflächen vorhanden<br />

waren. Zurück zum Wan<strong>der</strong>weg geht es bald Richtung Norden<br />

bis zum Ausgangspunkt zurück.


Die mittlere Tour führt ebenfalls vom Wan<strong>der</strong>parkplatz „Kalte<br />

Hofstube“ Richtung Süden. Es geht in das Waldgebiet Siedenholz<br />

(3). 3 Am Theerhof führt <strong>der</strong> Weg links weiter durch den<br />

Franzosengrund 4(4).<br />

Hier sollen die Franzosen während <strong>der</strong><br />

napoleonischen Besatzungszeit gelagert haben. Am Waldpädagogikzentrum<br />

Ostheide (5) 5 geht es weiter nach Nordosten<br />

durch den Wald. Am Höhenpunkt 118 m (6) 6 führt <strong>der</strong><br />

Weg Richtung Gaußstein (2) 2<br />

und von dort zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Die lange Tour greift die wichtigsten Punkte <strong>der</strong> kurzen und<br />

mittleren Tour auf, führt aber zunächst nach Nordwesten am<br />

Fuße des Süllberges (7) 7 vorbei. Der Wald öffnet sich nach einiger<br />

Zeit an einer Heidefläche (8). 8 Wie<strong>der</strong> <strong>im</strong> Wald verläuft <strong>der</strong><br />

Weg über den Nordhang des Hesterberges (9), 9 bis am Rande<br />

einer weiteren Heidefläche ein Parkplatz mit Informationstafel<br />

und Schutzhütte (10) 10 erreicht wird. Ein Abstecher von etwa<br />

600 m durch die Heide führt<br />

zu dem Gaußstein auf dem<br />

Hausselberg (11). 11 In südlicher<br />

Richtung geht es vorbei am<br />

Hesterberg (9) 9 nach Lutterloh.<br />

Kurz vor dem Ort liegt<br />

eine Heidefläche, an <strong>der</strong> drei als<br />

Naturdenkmal geschützte<br />

Fichten stehen (12). 12 Südöstlich<br />

des Dorfes zweigt ein Weg<br />

links ab, über den <strong>der</strong> Heide-<br />

Erlebnispfad Schillohsberg<br />

(1 13 zu erreichen ist. Zurück auf<br />

dem Wan<strong>der</strong>weg führt dieser<br />

schließlich zum Abschnitt <strong>der</strong><br />

mittleren Tour bei Theerhof.<br />

W7<br />

Zwischen<br />

Lutterloh und<br />

Siedenholz<br />

Gaußstein am<br />

Hausselberg<br />

51


WANDERTOUR 7<br />

52<br />

kurze Tour 2,1 km<br />

mittlere Tour 8,6 km<br />

lange Tour 18,6 km<br />

0 500 1000 Meter N<br />

10<br />

11<br />

9<br />

12


13<br />

<strong>Gauß´sche</strong> <strong>Vermessungspunkte</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Bergland</strong> <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong><br />

8<br />

3<br />

4<br />

7<br />

1<br />

2<br />

5<br />

W7<br />

6<br />

53


Carl Friedrich<br />

Gauß 1829<br />

Die Gaußsteine<br />

Die beiden Gaußsteine auf <strong>der</strong> Höhe des Breithorns und auf dem<br />

Hausselberg befinden sich an den ehemaligen trigonometrischen<br />

Punkten des Mathematikers Johann Carl Friedrich Gauß,<br />

<strong>der</strong> <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die Anhöhen <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong> für Vermessungsarbeiten<br />

nutzte. 1820 beauftragte König Georg IV. ihn mit<br />

<strong>der</strong> Vermessung des Königreiches Hannover. Gauß war damals<br />

Professor <strong>der</strong> Astronomie und Direktor <strong>der</strong> Sternwarte an <strong>der</strong><br />

Universität Göttingen. Der Mathematiker nutzte für seine Arbeiten<br />

die markanten und weithin sichtbaren Anhöhen <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong>,<br />

beispielsweise den Gipfel des 118 m hohen Hausselberges.<br />

Dieser stellte einen von drei Dreieckspunkten dar, zu denen auch<br />

<strong>der</strong> Falkenberg bei Wardböhmen (150 m über Meeresniveau)<br />

und <strong>der</strong> nördlich davon gelegene Wilse<strong>der</strong> Berg (169 m über<br />

Gaußsches Heliotrop, mit dem C. F.<br />

Gauß die Landvermessungsarbeiten<br />

in <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong> durchführte<br />

54<br />

Wissenswertes<br />

Meeresniveau) gehörten.<br />

Ein weiteres Dreieck bildete <strong>der</strong><br />

Hausselberg mit dem Falkenberg<br />

und dem Breithorn (117 m über<br />

Meeresniveau), auf dem ebenfalls ein<br />

Gedenkstein errichtet wurde, <strong>der</strong> auch<br />

ein Anlaufpunkt <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung ist.<br />

Um auf den Höhenpunkten überhaupt<br />

Vermessungsarbeiten durchführen und diese<br />

untereinan<strong>der</strong> anpeilen zu können, bedurfte es<br />

einer freien Sicht zwischen den Punkten. Bei <strong>der</strong><br />

heutigen Bewaldung des Geländes wären diese<br />

Arbeiten gar nicht möglich gewesen. An Stelle


<strong>Gauß´sche</strong> <strong>Vermessungspunkte</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Bergland</strong> <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong><br />

des Waldes herrschte zu Gauß Zeiten noch Heidevegetation vor.<br />

Aber teilweise mussten auch seinerzeit schon für die Vermessung<br />

Sichtschneisen in vorhandene Wäl<strong>der</strong> geschlagen werden.<br />

Gauß zu Gast in <strong>der</strong> <strong>Südheide</strong><br />

Während <strong>der</strong> Vermessungsarbeiten auf dem Hausselberg wohnte<br />

Gauß für zehn Tage auf dem Hof von <strong>der</strong> Ohe in dem kleinen<br />

Dorf Oberohe nordöstlich seiner Arbeitsstätte. In einem Brief an<br />

seinen Freund Dr. Olbers berichtet er über die einfachen Lebensverhältnisse<br />

<strong>der</strong> damaligen Landbevölkerung:<br />

„...Dort lebte eine Familie, <strong>der</strong>en Haupt Peter Hinrich von <strong>der</strong><br />

Ohe zur Ohe sich schreibt, dessen Eigentum vielleicht eine<br />

Quadratmeile groß ist, dessen Kin<strong>der</strong> aber die Schweine hüten.<br />

Manche Bequemlichkeit kennt man dort gar nicht, zum Beispiel<br />

einen Spiegel, einen Abort o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen.“<br />

Als Professor <strong>der</strong> Universität Göttingen war Gauß sicherlich<br />

einen an<strong>der</strong>en Lebensstandard gewohnt. Die jahrelangen<br />

Vermessungsarbeiten in <strong>der</strong> Provinz verlangten ihm offensichtlich<br />

einige Entbehrungen ab.<br />

Das Erbe <strong>der</strong> Eiszeit<br />

Die hügelige Landschaft<br />

bei Unterlüß,<br />

<strong>der</strong>en Kuppen Höhen<br />

von mehr als hun<strong>der</strong>t<br />

Meter über Meeresniveau<br />

erreichen, ist<br />

ein Produkt <strong>der</strong> vorletzten<br />

Eiszeit, <strong>der</strong><br />

Saale-Eiszeit. Ihr wird<br />

<strong>der</strong> Zeitraum um<br />

300.000 bis 130.000<br />

Jahre vor heute zugeordnet.<br />

Darüber hinaus lag Norddeutschland <strong>im</strong> Einflussbereich<br />

von zwei weiteren Eiszeiten, <strong>der</strong> älteren Elster-Eiszeit und <strong>der</strong><br />

jüngeren Weichsel-Eiszeit. Die Gletscher <strong>der</strong> letzten Vereisungsperiode<br />

erreichten die <strong>Südheide</strong> jedoch nicht mehr. Somit haben<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Gletscher <strong>der</strong> Saale-Eiszeit die Hügel geformt.<br />

Sie sind Teil eines so genannten Endmoränenzuges, zu dem auch<br />

<strong>der</strong> Falkenberg bei Wardböhmen gehört. Sand und Geröll wurden<br />

als Geschiebe vor den Gletschern abgelagert und markieren<br />

als hoch aufragende Moränenketten ein best<strong>im</strong>mtes Stadium<br />

<strong>der</strong> aus dem skandinavischen Raum hervorgegangenen Gletschervorstöße.<br />

Für den Namen <strong>der</strong> Eiszeit hat die Saale, ein<br />

Nebenfluss <strong>der</strong> Elbe, Pate gestanden. Die max<strong>im</strong>ale Vereisung<br />

reichte bis an diesen Flusslauf heran.<br />

W7<br />

Eisige Zeiten<br />

in <strong>der</strong> Heide<br />

55

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