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Carl Schuch und die zeitgenössische Stilllebenfotografie - Herforder ...

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Still<br />

leben<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>zeitgenössische</strong> <strong>Stilllebenfotografie</strong><br />

1


Vorwort<br />

Stillleben faszinieren seit Jahrh<strong>und</strong>erten Betrachter <strong>und</strong> Künstler gleichermaßen. Das empfanden auch <strong>die</strong> Käufer der Gemälde,<br />

<strong>die</strong> zu Beginn des 17. Jh. auf den Markt kamen. Stillleben als Gattungsbegriff entstand sowohl im Deutschen wie stil leven im<br />

Niederländischen <strong>und</strong> gleichermaßen im Englischen still life: Bilder von sorgfältig arrangierten stillen Gegenständen in Gestalt<br />

üppiger Blumenarrangements, exotischer Früchte, Jagdwild, Tellern, Karaffen oder Musikinstrumenten.<br />

In den Niederlanden des Goldenen Zeitalters erreichte <strong>die</strong> Stilllebenmalerei ihre höchste Blüte. Im Verlauf des 19.Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wird das Stillleben zum bevorzugten Motiv der Künstler <strong>und</strong> zu einem wichtigen Träger künstlerischer Innovationen. Der außergewöhnliche<br />

Reiz der Darstellungen – <strong>die</strong>s gilt für das Stillleben als Gattungsbegriff allgemein – liegt nicht allein nur in ihrer<br />

eigentümlichen Rätselhaftigkeit <strong>und</strong> verborgenen Symbolik, sondern auch in ihrer Bedeutung für das Verhältnis von Raum <strong>und</strong><br />

Fläche, von Form <strong>und</strong> Farbe.<br />

Die Ausstellung stellt einer Auswahl von Stilllebenmalerei mit Blumen-, Essens- <strong>und</strong> Vanitasmotiven von <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong><br />

aktuelle <strong>Stilllebenfotografie</strong> gegenüber. <strong>Schuch</strong>, Mitglied des Kreises um Wilhelm Leibl, war zu Lebzeiten wegen materieller<br />

Unabhängigkeit nur einem engen Fre<strong>und</strong>eskreis bekannt. Nach seinem Tod wurde sein Werk in den Kunsthandel gebracht<br />

<strong>und</strong> über ganz Mitteleuropa verstreut. Die ihm gegenübergestellte Fotografie interpretiert den traditionell aus der Malerei<br />

abgeleiteten Begriff vom Stillleben neu <strong>und</strong> gibt damit <strong>die</strong>ser Gattung einen anderen Stellenwert <strong>und</strong> eine neue Sichtweise<br />

auf das Genre selbst.<br />

Oftmals ist es <strong>die</strong> Suche nach dem Authentischen <strong>und</strong> Wahren, <strong>die</strong> in der Darstellung vom Alltag <strong>und</strong> seiner profanen Ästhetik<br />

anschaulich wird. Diese Nähe zum Alltäglichen rückt <strong>die</strong> aktuelle Fotografie hier in <strong>die</strong> Nähe einer privaten <strong>und</strong> intimen Welt.<br />

Die fotografischen Korrelationen zu den Gemälden von <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> stammen von Rolf Appelbaum, Jessica Backhaus, Werner<br />

Barfus, Adam Bartos, Johannes Brus, Claus Goedicke, Manfred Hamm, Arno Jansen, Laura Letinsky, Christopher Muller,<br />

Hartmut Neumann, Dieter Nuhr, Manfred Paul, Marcus Schwier, Anett Stuth <strong>und</strong> Ingolf Timpner.<br />

Unser Dank gilt zuallererst allen an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstlern für das Zustandekommen des<br />

Projekts, <strong>die</strong> gelungene Zusammenarbeit <strong>und</strong> schließlich <strong>die</strong> Bereitschaft, ihre Werke für <strong>die</strong> Dauer <strong>die</strong>ser Ausstellung zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Die Ausstellung hätte nicht ohne <strong>die</strong> weiteren generösen Leihgaben verwirklicht werden können. Unser herzlicher Dank gilt<br />

hier insbesondere Eva <strong>und</strong> Franz Armin Morat vom Morat-Institut für Kunst <strong>und</strong> Kunstwissenschaft in Freiburg im Breisgau für<br />

<strong>die</strong> Großzügigkeit <strong>und</strong> das uns entgegengebrachte Vertrauen, <strong>die</strong> Gemälde von <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> für annähernd ein Jahr ausstellen<br />

zu dürfen. Des Weiteren sei Robert Morat von der gleichnamigen Galerie in Hamburg für <strong>die</strong> Ausleihe der Arbeiten von Jessica<br />

Backhaus <strong>und</strong> Adam Bartos , Rolf Hengesbach von der Galerie Hengesbach in Berlin für <strong>die</strong> Ausleihe der Arbeiten von<br />

Christopher Muller, Udo Bugdahn von der Galerie Bugdahn <strong>und</strong> Kaimer in Düsseldorf für <strong>die</strong> Ausleihe der Arbeiten von Ingolf<br />

Timpner, Susanne Breidenbach von der Galerie m in Bochum für das Ausleihen der Arbeiten von Claus Goedicke <strong>und</strong> Laura<br />

Letinsky <strong>und</strong> schließlich Dieter <strong>und</strong> Christian Löhrl von der gleichnamigen Galerie in Mönchengladbach für <strong>die</strong> Ausleihe der<br />

Arbeiten von Anett Stuth gedankt.<br />

Auch soll an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>die</strong> Unterstützung großzügiger Förderer - insbesondere des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend,<br />

Kultur <strong>und</strong> Sport des Landes Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> des Kultursekretariats NRW Gütersloh – nicht unerwähnt bleiben.<br />

Unser Dankeschön geht weiterhin an Simone Reusch <strong>und</strong> Andreas Wünkhaus für <strong>die</strong> kongeniale Gestaltung des Kataloges.<br />

Dem Kerber-Verlag in Bielefeld danken wir für <strong>die</strong> ansprechende Katalogproduktion – <strong>und</strong> schließlich den vielen an<br />

der Umsetzung der Ausstellung beteiligten Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus der Verwaltung <strong>und</strong> Technik der einzelnen<br />

Ausstellungsinstitute. Ohne sie hätte das Projekt so nicht realisiert werden können.<br />

Theodor Helmert-Corvey. <strong>Herforder</strong> Kunstverein im Daniel-Pöppelmann-Haus e.V. | Herford<br />

Alexandra König <strong>und</strong> Klaus Thelen. Museum Ratingen | Ratingen<br />

Ursula Blanchebarbe. Siegerlandmuseum im Oberen Schloss | Siegen<br />

G<strong>und</strong>ula Caspary. Stadtmuseum Siegburg | Siegburg<br />

Elisabeth Friese. Städtisches Kramer-Museum Kempen | Kempen<br />

Petra Lewey. Kunstsammlungen Zwickau | Zwickau<br />

2 3


Zur Entstehung der <strong>Schuch</strong>-Sammlung des Morat-Instituts für Kunst <strong>und</strong> Kunstwissenschaft in Freiburg im Breisgau<br />

Nachdrücklich angeregt von Gottfried Boehm <strong>und</strong> Raimer Jochims begann ich in den frühen<br />

siebziger Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts meine Beschäftigung mit Giorgio Morandi <strong>und</strong> <strong>Carl</strong><br />

<strong>Schuch</strong>. Damals stu<strong>die</strong>rte ich noch Philosophie, Kunstgeschichte <strong>und</strong> Musikwissenschaft, zunächst<br />

an der Universität meiner Heimatstadt Freiburg im Breisgau <strong>und</strong> später in Bern, Heidelberg,<br />

Bochum <strong>und</strong> Gießen.<br />

Beide Maler, Morandi <strong>und</strong> <strong>Schuch</strong>, wurden damals noch als Geheimtipp gehandelt, zumindest<br />

in weitesten Kreisen des kunstinteressierten Publikums - nicht so bei Malerkollegen: Sowohl<br />

der 1890 in Bologna geborene Giorgio Morandi wie der 1846 in Wien geborene <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong><br />

waren painter‘s painter. 1 Nach vergleichsweise wenigen Jahren konnte ich Ausstellungsprojekte<br />

realisieren, <strong>die</strong> in der Rezeptionsgeschichte beider Künstler einen erheblichen Stellenwert<br />

erreichten: Morandi 1981 im Haus der Kunst in München (anschließend bis Mai 1982 drei<br />

Stationen in Nordamerika) <strong>und</strong> <strong>Schuch</strong> 1986 in der Kunsthalle Mannheim (anschließend in der<br />

Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München). 2<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt umfasste <strong>die</strong> <strong>Schuch</strong>-Sammlung des Morat-Instituts, das 1983 gegründet<br />

wurde <strong>und</strong> seit 1987 in der Ausstellungshalle an der Lörracher Straße in Freiburg beheimatet ist,<br />

etwa <strong>die</strong> Hälfte des heutigen Bestandes. 3<br />

Der Berliner Kunsthistoriker Claus Korte (1938-1994) hat nach jahrzehntelanger Arbeit am<br />

Werkverzeichnis für <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> sein gesamtes Archiv testamentarisch unserer Stiftung vererbt, ebenso wie <strong>die</strong> schöne<br />

Olevano-Landschaft mit dem Titel Bergrücken von 1874.<br />

Der Kunsthistoriker Roland Dorn, der den Katalogteil zur Mannheimer <strong>Schuch</strong>-Ausstellungspublikation - in Diskussion<br />

mit Claus Korte - bearbeitet hatte, hat nunmehr seine Forschungen weitgehend abgeschlossen, sodass das <strong>Carl</strong>-<strong>Schuch</strong>-<br />

Werkverzeichnis der Gemälde in den nächsten Jahren erscheinen kann. In Absprache mit Roland Dorn habe ich <strong>die</strong> <strong>Schuch</strong>-<br />

Werke meiner Sammlung, <strong>die</strong> in der Regel nicht vom Künstler selbst betitelt wurden, dem heutigen wissenschaftlichen<br />

Stand angeglichen, sodass <strong>die</strong> Werktitel der vorliegenden Publikation von den bislang erschienen Veröffentlichungen leicht<br />

abweichen werden. 4<br />

Kurt Kocherscheidt<br />

Skizze nach <strong>Schuch</strong>s Werk Melone,<br />

Pfirsiche <strong>und</strong> Weintrauben<br />

(Kürbisschnitte), 23.9.1988<br />

Kohle/Papier<br />

Die mit <strong>die</strong>ser Publikation dokumentierte <strong>Carl</strong>-<strong>Schuch</strong>-Sammlung umfasst eine erfreulich große Anzahl von Bildern<br />

obersten Ranges; daneben beinhaltet sie aber auch - quasi als Lehr- oder Arbeitssammlung - einige Werke, bei denen<br />

der dokumentarische Stellenwert überwiegt oder <strong>die</strong> Besonderheiten der Authentizitätsfrage im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />

Im vergleichenden Sehen sind <strong>Schuch</strong>s Errungenschaften womöglich noch schärfer erkennbar <strong>und</strong> für den Betrachter<br />

nachvollziehbar, als wenn <strong>die</strong> überragenden Hauptwerke <strong>Schuch</strong>s unter sich blieben.<br />

Franz Armin Morat<br />

1<br />

Ein gutes Beispiel für eine direkte Bezugnahme auf ein Werk <strong>Schuch</strong>s stellt <strong>die</strong> hier reproduzierte Kohlezeichnung von Kurt Kocherscheidt (1943-1992)<br />

dar. Im Herbst 1988, auf dem Weg zu Kocherscheidt ins Südburgenland, erwarb ich in München <strong>Schuch</strong>s Leinwand Melone, Pfirsiche <strong>und</strong> Weintrauben<br />

(Kürbisschnitte) von 1884. Ihrer ansichtig werdend, skizzierte Kocherscheidt in einer Art Spontangeste den formalen Aufbau des Bildes.<br />

2<br />

Giorgio Morandi. Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen , Ra<strong>die</strong>rungen, hrsg.: Haus der Kunst München, Ausst. Kat. Haus der Kunst München, München 1981.<br />

Autoren des Ausstellungskatalogs sind u. a. Franz Armin Morat, Gottfried Boehm <strong>und</strong> Raimer Jochims. <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> 1846-1903, hrsg.: Gottfried Boehm,<br />

im Lenbachhaus München, Obrigheim/Neckar 1986.<br />

3<br />

1983 gründeten Franz Morat, Charlotte Morat <strong>und</strong> Franz Armin Morat das Morat-Institut für Kunst <strong>und</strong> Kunstwissenschaft, eine Stiftung des bürgerlichen<br />

Rechts. Die Sammlung des Morat-Instituts besitzt u. a. Arbeiten von <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong>, Gerhard Hoehme, Ernst Hermanns, Karl Prantl, Kurt Kocherscheidt,<br />

Ian McKeever, Franz Bernhard, Artur Stoll, Herbert Maier, Per Kirkeby, Jaroslav Kovár, Giorgio Morandi, Max Beckmann, James Ensor, Francisco<br />

Goya, Albrecht Dürer, Martin Schongauer sowie Masken <strong>und</strong> Skulpturen aus Burkina Faso <strong>und</strong> Renaissance-Medaillen. Die Stiftung unterhält des<br />

Weiteren eine Fach-Bibliothek von ca. 50.000 Bänden.<br />

4<br />

Vgl. Fußnote 2 ; vgl. Cézanne Manet <strong>Schuch</strong>, Drei Wege zur autonomen Kunst, hrsg.: Brigitte Buberl, Ausst. Kat. Museum für Kunst <strong>und</strong> Kulturge-<br />

schichte der Stadt Dortm<strong>und</strong>, München 2000.<br />

4 5


<strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> - Stillleben<br />

<strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> (1846-1903) malt im Ringen um eine adäquate Wiedergabe der Natur in einer Zeit, in der das neue Medium<br />

der Fotografie eine scheinbar objektive Abbildung der dinglichen Welt verspricht. Das Interesse von <strong>Schuch</strong> <strong>und</strong> anderen<br />

Malern seiner Zeit verlagert sich gleichzeitig in eine Richtung, <strong>die</strong> eine bis heute nachwirkende Zäsur in der Malerei einleitet,<br />

indem sie auf das rein Abbildende verzichten. „Wollen <strong>die</strong> Leute blos den plausiblen Schein der Natur malen, so<br />

sehe ich den Zweck ihres Malens nicht ein“, schreibt <strong>Schuch</strong> an einen Fre<strong>und</strong>. „Ich begreife nicht, warum ich mir dann<br />

lieber nicht <strong>die</strong> Natur selbst ansehe (...). Nein, hier handelt es sich um etwas Anderes: um das Begreifen der Natur <strong>und</strong><br />

das Wiedergeben ihrer geistigen Wahrheiten, um das Warum der Erscheinung, das Hervorheben ihrer Gesetzlichkeit (...).“ 1<br />

<strong>Schuch</strong> will <strong>die</strong>sen „Wahrheiten“ auf den Gr<strong>und</strong> gehen. Als geeignetes Mittel scheint ihm <strong>die</strong> Stilllebenmalerei, erlaubt<br />

sie es doch, seine malerischen Untersuchungen in gesteuerten Lichtverhältnissen <strong>und</strong> an ausgewählten Objekten - quasi<br />

unter Laborbedingungen - durchzuführen. In Paris, wo er von 1882 bis 1894 vorwiegend lebt, wird es sein Hauptinteresse.<br />

Ganz in der Tradition der Gattung des Stilllebens arrangiert er Obst <strong>und</strong> Geflügel, Karaffen, erlegtes Wild <strong>und</strong> Geschirr. Er<br />

wählt etwa einen aufgeschnittenen Kürbis auf einem Zinnteller (Abb. S.5), wie ihn auch schon ein Maler des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

ins Bild gesetzt haben könnte, 2 daneben grüne <strong>und</strong> blaue Trauben, einige weitere Früchte, ein weißes Tuch, das Ganze<br />

angerichtet auf einem Holztisch. <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> bietet uns ein klassisches Stillleben. Der Aufbau der Utensilien bot schon den<br />

alten Niederländern <strong>die</strong> Möglichkeit, Form- <strong>und</strong> Farbkompositionen zu erproben <strong>und</strong> ihre Kunst <strong>und</strong> Kennerschaft, nicht<br />

zuletzt dank symbolischer Bezüge, unter Beweis zu stellen. Ausgangspunkt für <strong>die</strong> Beschäftigung mit dem Stillleben war<br />

seit jeher das Naturstudium, <strong>die</strong> genaue Beobachtung der dinglichen Welt. Für <strong>Schuch</strong> war es darüber hinaus das Mittel,<br />

<strong>die</strong> Malerei selbst zu stu<strong>die</strong>ren. Davon zeugen nicht nur <strong>die</strong> unterschiedlichen Versionen an Ölgemälden, <strong>die</strong> er von ein <strong>und</strong><br />

demselben Motiv anfertigte. Wildenten variierte er vielfach oder eine Schale mit Äpfeln <strong>und</strong> Tuch - auch der Kürbis mit seiner<br />

Begleitung ist in einer weiteren Fassung erhalten. 3 <strong>Schuch</strong> bereitete darüber hinaus seine Gemälde in Skizzen vor, <strong>die</strong> er in<br />

sein Notizbuch eintrug. Aus seiner Pariser Zeit sind zwei solcher Notizbücher erhalten. Die Einträge des früheren stammen<br />

wohl zum größten Teil aus dem Jahr 1884. 4 Das Heft enthält eine ganze Sammlung von „Stilllebenmotiven“, basierend<br />

auf Gemälden, <strong>die</strong> <strong>Schuch</strong> auf seinen Reisen in Museen <strong>und</strong> Galerien stu<strong>die</strong>rte. 5 Bereits 1882 kündigte er seinem Fre<strong>und</strong><br />

Hagemeister an, ein Heft zu führen, in dem er seine Beobachtungen zu Werken von ihm geschätzter Maler notiert, <strong>die</strong> Bilder<br />

beschreibt <strong>und</strong> analysiert nach „Beleuchtung, Palettensatz <strong>und</strong> dergleichen.“ 6 In dem sog. „Pariser Notizbuch“ von 1884, das<br />

heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe verwahrt wird, finden sich neben der skizzenhaften Wiedergabe von Gemälden<br />

anderer Maler, auch Ideen für eigene Entwürfe. Ein Blatt (Abb. S. 7) zeigt unter zwei kleineren Skizzen mit Arrangements auf<br />

einer bildparallelen Tischplatte eine größere <strong>und</strong> stärker ausgearbeitete Bildnotiz, darunter <strong>die</strong> Worte „Kürbis aufgeschnitten,<br />

orange / auf Blau Teller/ (grünliche) Trauben & Pfirsiche“. Die Skizze selbst ist ebenfalls beschriftet. Die helle Fläche, <strong>die</strong><br />

das Innere der großen Frucht markiert, ist mit „orange“ bezeichnet, das äußere mit „grau / grün“, auf dem Tellerrand steht<br />

das Wort „blau“. Der Katalog der Mannheimer Ausstellung von 1986 stellt der Skizze das Gemälde aus Wien gegenüber,<br />

bemerkt allerdings, das es in einigen Punkten gegenüber dem Entwurf verändert ist. 7 Auch das Stillleben mit Kürbis aus<br />

der Sammlung des Morat-Instituts weist deutliche Unterschiede zu der Skizze auf. So sind <strong>die</strong> Pfirsiche auf dem Entwurf<br />

zahlreicher <strong>und</strong> das weiße Tuch des Gemäldes zunächst nicht vorgesehen. In einer weiteren Zeichnung fügt er <strong>die</strong>se Elemente<br />

ein. Der bildparallele Tisch ist aber bereits von der Skizze in das Gemälde übernommen worden, ebenso wie <strong>die</strong> Perspektive<br />

auf <strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> <strong>die</strong> angegebene Farbigkeit, Elemente, <strong>die</strong> wiederum im Wiener Stillleben deutlich abweichen. <strong>Schuch</strong><br />

hat den ersten, zeichnerisch <strong>und</strong> beschreibend festgehaltenen Gedanken malerisch erprobt <strong>und</strong> variiert, ein Verfahren, das<br />

er oft <strong>und</strong> ausgiebig anwandte <strong>und</strong> für das gerade <strong>die</strong> Stilllebenmalerei mit der Duldsamkeit ihrer „Modelle“ das geeignete<br />

Arbeitsfeld bot.<br />

Durch <strong>die</strong> Abweichungen <strong>und</strong> Modifikationen in seinen verschiedenen Ausführungen erhält der Betrachter einen Einblick<br />

in <strong>Schuch</strong>s jeweilige Problemstellung. Auf der Skizze zu dem Stillleben mit Kürbis gibt <strong>Schuch</strong> zwei Farben deutlich an.<br />

Entschieden schreibt er <strong>die</strong> Bezeichnungen „blau“ <strong>und</strong> „orange“ an <strong>die</strong> entsprechende Stelle der Zeichnung. Es sind <strong>die</strong><br />

komplementär kontrastierenden Farben, <strong>die</strong> er auf der rechten Bildseite gegeneinandersetzt. Der Farbkontrast ist ihm so<br />

wichtig, dass er ihn auch noch mal in der Schriftzeile unter der Skizze herausstellt. Für <strong>die</strong> linke Bildseite hingegen bleiben<br />

<strong>die</strong> Farbbezeichnungen wie <strong>die</strong> gewählten Töne zurückhaltender. Ein „grünlich“ für <strong>die</strong> Trauben, „grau grün“ <strong>die</strong> Schale<br />

des Kürbisses <strong>und</strong> ein „dunkelgelblicher“ Gr<strong>und</strong>. Die Bezeichnungen entsprechen der zurückhaltenden Palette des Gemäldes.<br />

Denn anders als <strong>die</strong> klare <strong>und</strong> knappe Bezeichnung der Farben in der<br />

Skizze suggeriert, interessiert <strong>Schuch</strong> in dem Gemälde wie in seinem<br />

gesamten Schaffen nicht das Gegeneinander plakativer Primärfarben,<br />

sondern <strong>die</strong> differenzierte Tonigkeit, das Mitschwingen von Farbwerten<br />

im Licht. Anders als <strong>die</strong> Impressionisten, mit denen er sich kritisch<br />

auseinandersetzt <strong>und</strong> bei denen er „<strong>die</strong> arge Helligkeit auch in den<br />

Schatten, da sie überall Licht sehen (...)“ 8 als ein gemeinsames Prinzip<br />

ausmacht, versucht er gerade in einer dunklen Palette <strong>die</strong> Farbwerte<br />

auszuloten. Neben den Lokalfarben der Gegenstände berücksichtigt er<br />

deren Brechung in der Atmosphäre. Die Wiedergabe der Gegenstände<br />

ordnet sich damit den Farbwerten unter. Im Dunkel des ohne erkennbare<br />

Lichtquelle dargestellten Arrangements mit dem Kürbis erreicht das<br />

abgetönte Orange des Fruchtfleischs seine Leuchtkraft durch <strong>die</strong> Blauwerte<br />

im Grau des Zinntellers <strong>und</strong> der Trauben, deren blaue Lokalfarbe<br />

wiederum durch Violett, Grau <strong>und</strong> Schwarz eine differenzierte Tonigkeit<br />

erhalten. Zu der Leuchtkraft der Farben, <strong>die</strong> aus den komplementär<br />

kontrastierenden Tonwerten erreicht wird, setzt <strong>Schuch</strong> einen deutlichen<br />

Hell/Dunkel-Kontrast, indem er den dunklen Gr<strong>und</strong> mit der Helligkeit des<br />

Tuchs konfrontiert <strong>und</strong> zwischen beide Bereiche <strong>die</strong> Früchte platziert.<br />

<strong>Schuch</strong> verschränkt den Farbkontrast mit dem Kontrast der Lichtwerte zur<br />

Steigerung der Wirkung der Farben, ohne <strong>die</strong>se im Ton zu intensivieren.<br />

Es ist das Resultat einer Versuchsreihe, <strong>die</strong> mit der Skizze im Notizbuch begann. Die Gattung des Stilllebens bietet ihm den<br />

Spielraum, seinen Bildern den Stellenwert „als Experimente innerhalb eines Erkenntnisprozesses“ 9 einzuräumen <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>se Auseinandersetzung ermöglicht es dem Maler <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong>, den Weg in <strong>die</strong> Moderne zu beschreiten.<br />

Alexandra König<br />

1 <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong>, <strong>und</strong>atierter Brief an Hagemeister, erstmals von <strong>die</strong>sem veröffentlicht in: Hagemeister, Karl, Karl<br />

<strong>Schuch</strong>. Kunst <strong>und</strong> Künstler 6 1908, S. 152-159, hier S. 155, zit. nach G. Boehm/R. Dorn/F. A. Morat (Hgg.), <strong>Schuch</strong><br />

1846-1903, Freiburg i. B. 1986, S. 100.<br />

2 Vgl. etwa das „ Stillleben mit Früchten <strong>und</strong> Kristallvase“, 1652 von Willem van Aelst (1627-1683).<br />

3 Das Gemälde „Kürbis, Pfirsiche <strong>und</strong> Weintrauben“, um 1884, in Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Inv. Nr. 1348.<br />

4 Ein Faksimile des Notizhefts ist als Beigabe des Katalogs zur Ausstellung im Belvedere, Wien, <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong>. Ein<br />

europäischer Maler. 26. Juni-14. Okt. 2012, Katalog hg. v. Agnes Husslein-Arco/Stephan Koja, Wien 2012 erschienen.<br />

5 Die Sommermonate 1884 <strong>und</strong> 1885 verbringt er in Holland, er besucht u.a. <strong>die</strong> Museen in Rotterdam <strong>und</strong> Den Haag.<br />

6 Brief an Hagemeister von Dezember 1882, zit. n. G. Boehm/R. Dorn/F. A. Morat (Hgg.), <strong>Schuch</strong> 1846-1903,<br />

Freiburg i. B. 1986, S. 122.<br />

7 <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> 1846-1903. Städtische Kunsthalle Mannheim, 8. März-19. Mai 1986. Katalog: G. Boehm/R. Dorn/<br />

F. A. Morat (Hgg.), <strong>Schuch</strong> 1846-1903, Freiburg i. B. 1986, S. 264f.<br />

8 <strong>Schuch</strong> in einem Brief an Hagemeister, Hintersee 31. Mai 1883, zit. n. G. Boehm/R. Dorn/F. A. Morat (Hgg.), <strong>Schuch</strong><br />

1846-1903, Freiburg i. B., 1986, S. 97.<br />

9 Gottfried Boehm, Der Fall <strong>Schuch</strong>. Einleitende Bemerkungen zu seinem Verständnis. In: G. Boehm/R. Dorn/F. A.<br />

Morat (Hgg.), <strong>Schuch</strong> 1846-1903, Freiburg i. B. 1986, S. 9-12, hier S. 11.<br />

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Das Auge macht das Bild, nicht <strong>die</strong> Kamera.<br />

Gisèle Fre<strong>und</strong> (1908-2000)<br />

Den Stoff sieht jedermann vor sich, den Gehalt findet nur der, der etwas dazuzutun<br />

hat, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Form ist ein Geheimnis den meisten.<br />

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)<br />

Unbewegt. Das Stillleben in der <strong>zeitgenössische</strong>n Fotografie<br />

Die Fotografie genießt seit vielen Jahren eine große Aufmerksamkeit als wichtiges Ausdrucks- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsmittel im Bereich der Realitätsabbildung. Der Bedarf <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sehnsucht nach immer mehr<br />

Bildinformationen, sei es in Form von Druckme<strong>die</strong>n <strong>und</strong> Büchern oder auch Abbildungen in Plakatgröße, macht<br />

einmal mehr deutlich, dass wir uns alltäglich miteinander mehr über fotografische Bilder verständigen, als wir<br />

bemerken. So ist <strong>die</strong> Fotografie heute neben der fotografischen Praxis ein elementarer Teil unserer Bildkultur.<br />

War der Kunstcharakter der Fotografie über lange Zeit umstritten, so ist <strong>die</strong> Fotokunst als eigenständiges, <strong>die</strong><br />

Breite umfassendes Ausdrucksmittel seit den sechziger Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts allgemein anerkannt. Nach<br />

einer ersten kreativ-schöpferischen Phase in den 1920er <strong>und</strong> 1930er Jahren wurde <strong>die</strong> Entwicklung der modernen<br />

Fotografie zunächst durch <strong>die</strong> dokumentarische Fotografie der Nationalsozialisten <strong>und</strong> nach dem Ende des Krieges<br />

durch den „Bildjournalismus als Erk<strong>und</strong>igungsmedium einer Generation“ 1 <strong>und</strong> zur gleichen Zeit durch eine Neu- <strong>und</strong><br />

Weiterentwicklung der künstlerischen Fotografie ersetzt. Ausstellungsprogramme, Kunstmessen <strong>und</strong> fotografische<br />

Sammlungen belegen seither einmal mehr den ausgewiesenen Stellenwert der Fotografie innerhalb der Kunst.<br />

Nicht das handwerkliche Können <strong>und</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit des Festhaltens von Wirklichkeit machte <strong>die</strong> Fotografie zur<br />

Kunst, sondern erst über den „Prozess der Lektüre“ 2 , der Benennung, Beschreibung <strong>und</strong> Wahrnehmung, über das<br />

Erlernen von fotografischem Sehen, fand <strong>die</strong> Fotografie <strong>und</strong> mit ihr <strong>die</strong> <strong>Stilllebenfotografie</strong> Eingang in <strong>die</strong> Kunst.<br />

Fotografische Stillleben – meist mit ihrem englischen Namen still-life photography bezeichnet – haben ihren<br />

Ursprung aus dem traditionell aus der Kunstgeschichte abgeleiteten Begriff Stillleben. Betrachtet man <strong>die</strong>sen<br />

Bereich der Fotografie der letzten 50 Jahre, so zeigt sich, dass viele Arbeiten inhaltlich Bezug nehmen auf <strong>die</strong>se<br />

kunsthistorische Tradition <strong>und</strong> sich „so ganz der Ikonografie ihrer Bedeutung verschreiben, andere lediglich mit<br />

einigen Symbolen auf dessen Tradition verweisen“ 3 . Es ist <strong>die</strong> Vielschichtigkeit, das Wechselspiel zwischen der<br />

traditionell kunsthistorisch orientierten Stillleben-Fotografie einerseits <strong>und</strong> der neuen Sichtweise auf das Genre<br />

selbst andererseits, was dem Gattungsbegriff Stillleben für <strong>die</strong> Fotografie eine neue Bedeutung gibt.<br />

Klaus Thelen<br />

1 Ute Eskildsen, Fotografieren, auch eine Frage der Mentalität. Ein Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks, in: Kunstforum, 2004, Bd. 172, S. 209 ff. (213)<br />

2 Rüdiger Wischenbart, Schauen fotografieren beschreiben, in: Kunstforum, 1981, Bd. 43, S. 107 ff.<br />

3 Elke Seeger, Essens-Bilder. Über <strong>die</strong> Bedeutung des Essens in der Fotografie, in: Essener Unikate, 2007, 30, S. 95 ff. (101)<br />

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Rolf Appelbaum<br />

„Das Unsichtbare sichtbar machen“, 4 ist ein zentrales Motiv der bildtechnischen<br />

Arbeit des Düsseldorfer Fotografen Rolf Appelbaum. Bereits seit 2002 hat der<br />

Künstler hierzu auf das im Internet zugängliche Werbe- <strong>und</strong> Demonstrationsmaterial<br />

nationaler wie internationaler Unternehmen für Sicherheitstechnologie<br />

zurückgegriffen.<br />

Als Ausgangsmaterial für seine Bildserie Bomb wählte er Produkt-Inspektionssysteme,<br />

<strong>die</strong> alle Fremdkörper erkennen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Röntgenstrahlung aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Dichte, ihrer chemischen Zusammensetzung oder ihrer mechanischen Abmessung<br />

besser oder schlechter aufnehmen als das sie umgebende Produkt. Nach dem Suchen<br />

<strong>und</strong> Sammeln werden <strong>die</strong> aus dem Netz herunter geladenen Bilder digital bearbeitet,<br />

aus ihrem jeweiligen technologischen Demonstrationskontext entnommen <strong>und</strong> in<br />

eine neue serielle Struktur überführt.<br />

Durch den Prozess des Herunterbrechens <strong>und</strong> Reduzierens der Bilddaten aus dem<br />

Internet <strong>und</strong> das anschließende Bearbeiten <strong>und</strong> Manipulieren – so durch Ergänzung<br />

von Farbe, Weglassen oder Hinzufügen von Bildteilen oder Umkehrung – entstehen<br />

Bilder ganz eigener Art: Bilder, <strong>die</strong> das Wesentliche sichtbar machen, aber dennoch<br />

kalt, fremd <strong>und</strong> geheimnisvoll erscheinen.<br />

Dies macht <strong>die</strong> Qualität der Arbeiten von Ralf Appelbaum aus.<br />

4 Rolf Appelbaum, Gespräch mit Klaus Thelen am 14.08.2012<br />

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Jessica Backhaus<br />

Betrachtet man <strong>die</strong> Arbeiten von Jessica Backhaus, so sieht man viel Bekanntes: weggeworfene<br />

Alltagsgegenstände, Bruchstücke, vergessene oder liegengebliebene Gegenstände.<br />

Es ist das scheinbar Alltägliche <strong>und</strong> Banale, das der Betrachter zu kennen <strong>und</strong><br />

zu erkennen glaubt <strong>und</strong> das in ihren Fotografien abgebildet <strong>und</strong> sichtbar wird. Sie zeigt<br />

Dinge, <strong>die</strong> sie nicht sucht <strong>und</strong> <strong>die</strong> eigentlich für niemanden von Interesse sein müssten wie<br />

verwelkte Alpenveilchen, vertrocknete Kürbisse auf einem Glasregal oder eine Papierrolle<br />

auf einer Fensterbank. Ihre Bilder sind „lyrisch, mal düster <strong>und</strong> mal fröhlich“ 5 , von einem<br />

Einfühlungsvermögen <strong>und</strong> einer Poesie, <strong>die</strong> den Blick auf <strong>die</strong> Seele der Dinge freilegen.<br />

„Jessica Backhaus hat einen ordnenden Blick für das Zufällige, für das Herumliegende <strong>und</strong><br />

- stehende. Sie denkt in Farben. Sie schafft Klangräume.“ 6 Mit der ihr eigenen Art des<br />

Sehens hat Jessica Backhaus eine fotografische Sprache gef<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> den jeweiligen<br />

Betrachter gleichsam zwingt, in ihre Fotografien einzutauchen, länger als gewöhnlich zu<br />

verweilen <strong>und</strong> so dem scheinbar Banalen <strong>und</strong> Geheimnisvollen auf <strong>die</strong> Spur zu kommen.<br />

5 Elisabeth Biondi, in: Jessica Backhaus. Once, Still and forever, 2012, S. 2<br />

6 Jean-Christophe Ammann, in: Jessica Backhaus. Once, still and forever, 2012, S. 4<br />

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Werner Barfus<br />

Der Österreicher Werner Barfus hat sich nach langjähriger Arbeit mit Malerei <strong>und</strong> plastischen<br />

Objekten seit 2009 wieder verstärkt der Fotografie zugewandt. „Bilder suchen,<br />

entdecken, herstellen, wiedergeben, zeigen: Das ist seine Leidenschaft.“ 7<br />

Waren es anfänglich seine ausschließlich schwarz-weiß gehaltenen Phantomlandschaften<br />

– Landschaften, <strong>die</strong> in der Wirklichkeit nicht existierten <strong>und</strong> nur in der Phantasie<br />

der Betrachter als solche gedeutet werden –, so wendet er sich nun wiederholt der<br />

realen Welt, seiner von ihm konkret erlebten Umwelt, zu. Sein Interesse gilt dabei der<br />

themenbezogenen Arbeit im Innen- <strong>und</strong> Außenraum.<br />

Betrachtet man <strong>die</strong> Schwarz-Weiß-Fotografien aus seiner aktuellen Serie Pension Paula,<br />

so blickt man in eine Welt, <strong>die</strong> sich scheinbar bewusst verschließt <strong>und</strong> nicht alles offenlegt,<br />

nicht offen legen will. Seine stillen Bilder – präzise <strong>und</strong> aus unmittelbarer Nähe<br />

fotografiert – zeigen Alltägliches in einer Klarheit, <strong>die</strong> Rätsel aufgeben <strong>und</strong> dennoch<br />

ihr verborgenes Wesen sichtbar machen wollen. Es sind Gegenstände, Situationen<br />

<strong>und</strong> Szenarien, <strong>die</strong> dem Betrachter ständig begegnen, gleichwohl aber verwirrend <strong>und</strong><br />

geheimnisvoll bleiben.<br />

7 Sabine Tünkers , Alles Landschaft. Fotoarbeiten von Werner Barfus, 2011<br />

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Adam Bartos<br />

Der amerikanische Fotograf Adam Bartos – hierzulande bekannt geworden durch seine<br />

Aufnahmen von Straßen <strong>und</strong> Stadtlandschaften aus Paris <strong>und</strong> Los Angeles – spazierte<br />

in den Jahren von 2005 bis 2007 über Flohmärkte <strong>und</strong> suchte private Garagenverkäufe<br />

amerikanischer Vorstädte auf. Bei seinen Streifzügen entdeckte er Arrangements von<br />

Gegenständen, Wohlstandsmüll, der an den Straßen stand <strong>und</strong> zum Verkauf angeboten<br />

wurde.<br />

Adam Bartos nutzte <strong>die</strong>se vorgef<strong>und</strong>ene Alltagswirklichkeit wachsam <strong>und</strong> mit schneller<br />

Auffassungsgabe für Stu<strong>die</strong>n über Proportionen, Farbe, Licht <strong>und</strong> Schatten. „Gleichzeitig<br />

sind <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sen Stillleben dokumentierten Gegenstände mit Erinnerungen <strong>und</strong> Assoziationen<br />

aufgeladene Objekte von großer narrativer Kraft, denn sie erzählen immer auch<br />

<strong>die</strong> Geschichte ihrer Vorbesitzer <strong>und</strong> zugleich auch <strong>die</strong> Geschichte der amerikanischen<br />

Alltagskultur der vergangenen 30 Jahre.“ 8<br />

8 Adam Bartos. Yard Sale, in: Galerie Robert Morat, Hamburg. Text zur Ausstellung, Mai 2011<br />

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Johannes Brus<br />

„Dem Profi stehen <strong>die</strong> Haare zu Berge“ 9 , so beschreibt Johannes Brus selbst seine fotografische<br />

Arbeitsweise <strong>und</strong> seinen Umgang mit der Fotografie, <strong>die</strong> nicht den Normen der<br />

konventionellen Fotografie entsprechen. Seine Bilder entstehen im experimentellen Umgang<br />

mit den vielfältigen komplizierten chemischen <strong>und</strong> physikalischen Prozessen der<br />

Montage, der Überblendung, der Projektion, der Entwicklung <strong>und</strong> der Umkehrung.<br />

„Brus ist ein Künstler, der mit der Fotografie wie ein Maler verfährt. Ein Maler (….) muss<br />

ein Gemälde erst ermalen, während das fotografische Bild stets a priori vorhanden ist: sei<br />

es als potentiell fotografierbares Erscheinungsbild, sei es als sein fixiertes Abbild.“ 10 Das<br />

Vorläufige, das nicht Eindeutige <strong>und</strong> Prozesshafte steht im Mittelpunkt seiner künstlerischen<br />

Arbeit <strong>und</strong> lässt Bilder entstehen, <strong>die</strong> zugleich begeistern <strong>und</strong> verstören.<br />

Seine Stillleben geben Rätsel auf. Gewollt unscharf <strong>und</strong> surreal, vielfach auch ironisch <strong>und</strong><br />

humorvoll fordern sie den Betrachter zu einem anderen <strong>und</strong> neuen Sehen auf. Was seine<br />

Fotografie so faszinierend macht, ist ihr Geheimnis: Es sind düstere, experimentelle, oft<br />

getonte Bilder, Bearbeitungen gef<strong>und</strong>ener, alter Fotografien von einer sehr unmittelbaren<br />

Ausstrahlung.<br />

9 Johannes Brus, Dem Profi stehen <strong>die</strong> Haare zu Berge, in: Kunstmagazin, 1980, 20 Jg., H. 1, S. 37ff.<br />

10 Klaus Honnef, Ein Abenteurer im Reiche des Sichtbaren. Zu den fotografischen Bildern von Johannes Brus, in:<br />

Johannes Brus. Fotoarbeiten, Ausstellungskatalog Städtische Galerie Erlangen, 1990, S. 103<br />

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Claus Goedicke<br />

Die Hauptakteure in den Bildern von Claus Goedicke, Absolvent der Kunstakademie<br />

Düsseldorf <strong>und</strong> Schüler von Bernd <strong>und</strong> Hilla Becher, sind Alltagsgegenstände, <strong>die</strong><br />

wortlos sind <strong>und</strong> für ihn zum Gegenstand einer Untersuchung werden. Für ihn gilt es,<br />

nicht nur das Wesen <strong>die</strong>ser einzelnen Dinge, das Verhältnis der Dinge zueinander <strong>und</strong><br />

ihre Erscheinung zu ergründen, sondern auch unsere jeweilige Beziehung <strong>und</strong> unser<br />

Verständnis zu ihnen zu klären.<br />

Bunte Plastikflaschen <strong>und</strong> Gefäße, <strong>die</strong> über Jahre gesammelt wurden, <strong>und</strong> schließlich Obst<br />

<strong>und</strong> Gemüse waren Ware Dinge 11 , <strong>die</strong> anfangs zum Gegenstand seiner Arbeit wurden <strong>und</strong><br />

in den „Fotografien einheitlich, mit einem neutralen Licht <strong>und</strong> in einem monochromen,<br />

den Objekten entsprechenden Umfeld präsentiert werden“ 12 . Seine jüngste Werkgruppe<br />

Some things sind Dinge des täglichen Lebens wie z.B. Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel, Werkzeuge<br />

oder medizinische Hilfsmittel, auf <strong>die</strong> nicht verzichtet werden kann, aber mit denen doch<br />

häufig auch gedankenlos umgegangen wird: eine Scheibe Brot, eine Kartoffel, ein Hammer<br />

oder ein Pflaster.<br />

Die Darstellungsweise der Objekte, <strong>die</strong> Konzentration auf ein einzelnes Alltagsobjekt,<br />

entspricht denen der Werbefotografie wie auch der Malerei. Claus Goedicke verfolgt hier<br />

das Ziel, <strong>die</strong> Dinge unserer Alltagswelt in Bezug auf den Gegenstand <strong>und</strong> Untergr<strong>und</strong> so<br />

abzubilden, dass <strong>die</strong>se ihrer Funktion am besten gerecht werden <strong>und</strong> dem Betrachter <strong>die</strong><br />

Möglichkeit eröffnen, in <strong>die</strong> Geschichte des Gegenstands einzutauchen.<br />

11 Ausstellungstitel der Städtischen Galerie Wolfsburg, August 2010<br />

12 Still. Claus Goedicke, Laura Letinsky <strong>und</strong> Evelyn Hofer, in: Galerie m, Bochum. Text zur Ausstellung, August 2010<br />

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Manfred Hamm<br />

„Ich bewahre Verluste“, so hat Manfred Hamm, Altmeister der Architektur- <strong>und</strong> Industriefotografie,<br />

einmal seine Arbeit auf den Punkt gebracht. Der Berliner Fotograf kümmert<br />

sich seit jeher um das, was nicht sichtbar ist oder nicht mehr sichtbar sein wird.<br />

„Die Sichtbarmachung einer direkten Umwelt, in der sich Menschen aufhalten, <strong>die</strong> von<br />

Menschen geprägt <strong>und</strong> auch zerstört worden ist <strong>und</strong> weiterhin wird“ 13 , aber auf denen<br />

keine Personen zu sehen sind, sind kennzeichnend für seine Bilder.<br />

In seinen zwischen 1995 bis 2002 entstandenen Fotografien aus dem Innenleben einzelner<br />

Berliner Museen lässt er <strong>die</strong> Öffentlichkeit teilhaben an den für sie nicht sichtbaren <strong>und</strong><br />

nicht zugänglichen wie verschlossenen Sammlungsmagazine <strong>und</strong> Konvolute. Er macht<br />

sensibel <strong>und</strong> öffnet den Blick, bewusst oder unbewusst, auf <strong>die</strong> zentrale Aufgabe der<br />

Museen, das Sammeln <strong>und</strong> Bewahren – den Erhalt des kulturellen Erbes – <strong>und</strong> gibt so<br />

zugleich auch Einblicke in <strong>die</strong> Hinterlassenschaften von Generationen <strong>und</strong> <strong>die</strong> komplexer<br />

Kulturen.<br />

Seine Bilder sind eine Schule des Sehens, in denen Manfred Hamm gleichsam – wie er<br />

selbst sagt –, „<strong>die</strong> Zeit eingefroren hat“ 14 .<br />

13 Hans Eberhard Hess, Klangräume, in: Photo international, 2012, Heft 5, S. 41 ff. (51)<br />

14 Manfred Hamm, Gespräch mit Klaus Thelen vom 12.07.2012<br />

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Arno Jansen<br />

„Meine Fotografien sind meine Reflexionen“ 15 , so beschreibt Arno Jansen seine<br />

bildnerische Arbeit selbst. Der experimentelle Umgang mit der Fotografie steht im<br />

Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit des Schülers von Otto Steinert. Als Vertreter der<br />

subjektiven Fotografie setzt er <strong>die</strong>se Fotografie bis in <strong>die</strong> Gegenwart fort <strong>und</strong> verknüpft sie<br />

mit dem Surrealismus.<br />

Arno Jansen geht es in der ihm eigenen Form seiner fotografischen Stillleben weniger um<br />

den formalen Aufbau <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bildkomposition, sondern vielmehr um das Aufspüren<br />

der „Wechselbeziehung zwischen Objekt <strong>und</strong> Subjekt, <strong>die</strong> Frage nach innerer <strong>und</strong><br />

äußerer Identität <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entdeckung neuer Sinnzusammenhänge“ 16 . Als Sammler von<br />

F<strong>und</strong>stücken zeigen seine Fotografien triviale Alltäglichkeiten, <strong>die</strong> nicht nur von den Spuren<br />

des Verfalls <strong>und</strong> des Vergehens, sondern auch von „dumpfer Melancholie <strong>und</strong> von einer fast<br />

heiter-makabren Absurdität“ 17 gekennzeichnet sind.<br />

Seine Bilder sind ein Memento mori für <strong>die</strong> Vergänglichkeit der Zeit.<br />

15 Arno Jansen, Gespräch mit Klaus Thelen vom 14.09.2012<br />

16 Rüdiger Müller, Chiffren einer rätselhaften Identität – Arno Jansen <strong>und</strong> das Da-sein der Dinge, in: Kölner Skizzen,<br />

5. Jg., 1983, Heft 2, S. 3 ff. (3)<br />

17 Zitiert nach Monika Jühlen, in: Rüdiger Müller, a.a.O., S. 3 ff. (5)<br />

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Laura Letinsky<br />

Betrachtet man Fotografien von Laura Letinsky, so hat man den Eindruck, das Dinner<br />

unter Fre<strong>und</strong>en ist beendet, <strong>die</strong> Gäste sind gegangen. Was bleibt, sind schmutzige Teller,<br />

gebrauchtes Besteck, Essensreste, Rotweinflecken, Kirschkerne auf verrutschten Tischdecken<br />

<strong>und</strong> vieles mehr. Die kanadische Fotografin inszeniert detaillierte Stillleben, <strong>die</strong> sich<br />

in ihrer Ikonografie an den holländischen Stillleben des 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>erts orientieren<br />

<strong>und</strong> von einer hohen malerischen Qualität sind.<br />

Zeit <strong>und</strong> Vergänglichkeit, <strong>die</strong> gängigen wie anerkannten Motive des Genres, spielen in<br />

ihren konstruierten <strong>und</strong> arrangierten, „auf eine formale Ästhetik in der Anordnung der<br />

abgebildeten Gegenstände <strong>und</strong> ihrer Darstellungsweise in Licht, Farbigkeit <strong>und</strong> Stofflichkeit“<br />

18 ausgerichteten Bildern eine zentrale Rolle. Laura Letinsky gestaltet ihre Bilder<br />

vielfach so, dass der Eindruck bei dem Betrachter entsteht, Gegenstände schweben im<br />

Raum, fallen über Tischkanten oder verweigern jeden räumlichen Bezug, <strong>und</strong> sorgt so für<br />

Irritationen.<br />

Ihre Bilder bewegen sich „zwischen Poesie, Skurrilität <strong>und</strong> tieferem Sinn <strong>und</strong> sind Bilder des<br />

angehaltenen Moments, <strong>die</strong> das Genre Stillleben in <strong>die</strong> Gegenwart übertragen“ 19 .<br />

18 Elke Seeger, a.a.O., S. 95 ff. (103)<br />

19 Still. Claus Goedicke, Laura Letinsky <strong>und</strong> Evelyn Hofer, a.a.O.<br />

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Christopher Muller<br />

Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit des Bildermachers Christopher Muller – so nennt<br />

er sich gelegentlich selbst – steht nicht der isolierte Gegenstand, sondern „<strong>die</strong> Kombination<br />

<strong>und</strong> Konfrontation vertrauter, alltäglicher Objekte <strong>und</strong> Situationsfragmente“ 20 . Dieses<br />

Beziehungsgeflecht, <strong>die</strong> bildliche Anordnung der einzelnen Gegenstände, ganz im Stile der<br />

malerischen Tradition eines Giorgio Morandi, verdichtet sich in „seinen Arrangements zu<br />

symbolhaft aufgeladenen, oftmals jedoch ironisch gebrochenen Allegorien“ 21 .<br />

Nicht <strong>die</strong> Verfremdung, sondern <strong>die</strong> alltägliche Erfahrung mit den nach <strong>und</strong> nach<br />

gesammelten <strong>und</strong> zusammengetragenen Dingen, umgeordnet <strong>und</strong> neu zusammengefügt,<br />

interessiert Christopher Muller. „Er fügt Gegenstände zusammen, deren Funktion <strong>und</strong><br />

Gebrauch sowohl persönlich als auch kulturell konnotiert sind, <strong>und</strong> fügt sie in Bilder,<br />

deren Lesart ebenfalls kulturell ko<strong>die</strong>rt ist.“ 22 Anders als bei seinen frühen, arrangierten<br />

Arbeiten – hier stand allein das Bild im Focus – steht nun <strong>die</strong> Handlung, das tatsächlich<br />

Vorgef<strong>und</strong>ene, im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit.<br />

Das Gezeigte ist das Gemeinte <strong>und</strong> eröffnet immer wieder neue, überraschend vielfältige<br />

Sichtweisen mit dem für ihn typischen Humor <strong>und</strong> Tiefsinn.<br />

20 Thomas Appel, Im, am, um <strong>und</strong> vor dem Bild, in: Forum für Fotografie, Köln. Text zur Ausstellung, Juni 2011<br />

21 Magdalena Kröner, Das Bild lesen, in: Christopher Muller. Looking pictures, Ausstellungskatalog der Galerie<br />

Rolf Hengesbach, Berlin, Februar 2011, S. 7 ff. (8)<br />

22 Magdalena Kröner, a.a.O., S. 7 ff. (9)<br />

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Hartmut Neumann<br />

Hartmut Neumann, Maler, Zeichner <strong>und</strong> Fotograf, hat sich in seinem Werk seit jeher<br />

mit Themenkreisen zwischen Flora <strong>und</strong> Fauna, Licht <strong>und</strong> Natur sowie der Natur <strong>und</strong><br />

Künstlichkeit auseinander gesetzt. Bei seinen Fotoarbeiten – hier greift er gerne auf<br />

Tierfiguren aus Spielzeugläden oder Zoohandlungen zurück – gilt sein künstlerisches<br />

Interesse der Ästhetik der alltäglichen Warenwelt allgemein <strong>und</strong> im Besonderen der<br />

Künstlichkeit der Dinge sowie der Nachbildung von Natur.<br />

Bei seinen Fotoserien, für <strong>die</strong> er räumliche Stillleben wählt, „ist immer der Blick des Malers<br />

zu spüren, vor allem in der Focussierung auf <strong>die</strong> spezifische Stofflichkeit von Kordeln,<br />

Stricken <strong>und</strong> Ketten, <strong>und</strong> in der Ausleuchtung der Szenen. Das Licht <strong>die</strong>nt einer<br />

Dramatisierung des (Bild)raumes, vergleichbar mit der Lichtführung in der (Landschafts)-<br />

Malerei“ 23 . Es sind <strong>die</strong> Arrangements der Stilllebenszenarien, <strong>die</strong> Hartmut Neumann zu<br />

immer neuen, verblüffenden Bildlösungen führt.<br />

23 Jürgen Raap, Hartmut Neumann. Schwarze Wolke, in: Kunstforum international, 2012, Bd.214, S. 158ff. (160)<br />

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Dieter Nuhr<br />

Dieter Nuhr – eher bekannt als Kabarettist – hat ursprünglich Kunst an der Folkwangschule<br />

in Essen stu<strong>die</strong>rt. Mit seiner bildkünstlerischen Arbeit, vornehmlich der Fotografie, hat er<br />

jedoch nie aufgehört. „Nebenher“, sagt Dieter Nuhr selbst, „mache ich humorlose Bilder.“! 24<br />

Seine fotografischen Arbeiten – auf Reisen in alle Kontinente entstanden – sind dokumentarisch,<br />

sachlich <strong>und</strong> von einer, wie er sagt, „melancholischen Heiterkeit“ 25 . Sie weisen nicht<br />

kritisch <strong>und</strong> mahnend auf mögliche Missstände hin, sondern geben Eindrücke der Lebens-<br />

<strong>und</strong> des Alltagswirklichkeit der von ihm bereisten Länder <strong>und</strong> Kulturen wieder. Neben<br />

Landschaften sind es immer wieder auch Stillleben, <strong>die</strong> von ihm als Orte der Erinnerung<br />

fotografiert werden.<br />

„Das Foto zeigt nur ein Standbild. In einer Welt, <strong>die</strong> längst der Logik des bewegten Bildes<br />

verfallen ist, ist jedes festgefrorene Bild ein Haltepunkt. Hier wird gezeigt, was in der Realität<br />

niemals zu sehen ist: <strong>die</strong> unbewegte Welt. Es gibt sie nicht, <strong>und</strong> doch ist sie da. Wir können<br />

sie eine Zeit lang festhalten – was für eine Freude.“ 26<br />

24 Dieter Nuhr. Nuhr unterwegs, in: Galerie Robert Morat, Hamburg. Text zur Ausstellung, März 2008<br />

25 Dieter Nuhr, Der Künstler, in: Nuhr fotografiert! Fotokunst von Dieter Nuhr, Ausstellungskatalog<br />

Museum Ratingen, 2010, S. 7 ff. (10)<br />

26 Dieter Nuhr, Der Künstler, a.a.O.<br />

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Manfred Paul<br />

„Sehen, Erkennen <strong>und</strong> Verbildlichung als werkgerechtes Gestalten“ 27 sind für Manfred<br />

Paul zentrale Voraussetzungen seiner künstlerischen Arbeit. Es ist eine schlichte, klare,<br />

nicht überzeichnete Abbildung von Wirklichkeit, <strong>die</strong> Tulpe am Fenster, der weiße Teller<br />

mit Kirschen oder das Sieb im Ausguss, <strong>die</strong> in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien sichtbar<br />

werden.<br />

Die Stillleben von Manfred Paul zeichnen sich durch eine bewusste Askese aus, in der allein<br />

nur der Gegenstand in seiner Umgebung zählt <strong>und</strong> bedeutsam ist. „Die Gestaltung meiner<br />

Bilder wurde beeinflusst vom sinnlichen Formenreiz“ 28 , so Manfred Paul. Seine Bilder –<br />

<strong>die</strong>s gilt sowohl für seine frühen, 1984 entstandenen wie auch späteren Fotografien – sind<br />

nicht Ausdruck eines Landes in Zeiten von materieller Entbehrung, sondern ein „Gegenbild<br />

zu dem alles beherrschenden Materialismus, der jedes Geheimnis von sich wies <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Rätsel der Dinge nicht mehr sehen wollte (...)“ 29 .<br />

Dies darf gleichsam als Botschaft von Manfred Paul gelten.<br />

27 Volker Frank, Manfred Paul – Fotografien, in: Manfred Paul. Fotografien, Ausstellungskatalog des<br />

Kunstmuseums Cottbus, Cottbus, 1985, S. 8ff. (8)<br />

28 Volker Frank, a.a.O.<br />

29 Eugen Blume, Für was für Dinge bist du Gesicht?, in: Manfred Paul. Fotografie, Ausstellungskatalog<br />

Kunstallianz 1, Berlin, 2011, S. 4ff. (9)<br />

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Marcus Schwier<br />

Marcus Schwier, Architekt <strong>und</strong> Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf, hat nicht<br />

zuletzt aufgr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Kombination ein besonderes Gefühl für Räume. In allen seinen<br />

fotografischen Arbeiten wird seine Faszination für Reihungen <strong>und</strong> Strukturen, für <strong>die</strong><br />

Geometrie gebauter <strong>und</strong> gewachsener Formen erkennbar. Es ist nicht nur <strong>die</strong> Architektur<br />

auf seinen Bildern, <strong>die</strong> einen Bezug zum Architektonischen schafft. Die Bilder selbst werden<br />

zur Architektur. „Seine Szenarien wirken wie Drehorte ohne Darsteller.“ 30<br />

In seiner Bildserie Intérieurs, <strong>die</strong> er in Schlössern in Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der<br />

Schweiz im Jahre 2011 aufgenommen hat, spielt er variantenreich mit dem Motiv der<br />

Innenräume. Er zeigt Bekanntes <strong>und</strong> Aufgeräumtes wie barocke Schlosskapellen,<br />

historische Repräsentationsräume <strong>und</strong> überladene Prunkgemächer, öffnet zugleich<br />

aber auch den Blick auf das Unbekannte <strong>und</strong> Private hinter den Schlossmauern in seinen<br />

Bildern von Arbeits-, Wohn- <strong>und</strong> Spielzimmern. „Die Perspektive, der kompositorische<br />

Blick, formt Vorgef<strong>und</strong>enes zum Tableau“ 31 <strong>und</strong> gibt den Blick frei auf <strong>die</strong> Alltags- <strong>und</strong><br />

Lebenswirklichkeit in <strong>die</strong>sen adeligen Häusern.<br />

30 Marcus Schwier. Nightshots, in: Galerie Robert Morat, Hamburg. Text zur Ausstellung, Juni 2007<br />

31 Stefan Feucht, Marcus Schwier: intérieurs – der Blick in den Raum, in: Marcus Schwier. Intérieurs. Innenräume<br />

von Schlössern in Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der Schweiz, Bielefeld 2011, S. 4<br />

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Anett Stuth<br />

Die an der Hochschule für Grafik <strong>und</strong> Buchkunst in Leipzig stu<strong>die</strong>rte<br />

Anett Stuth, Schülerin von Arno Fischer <strong>und</strong> Timm Rautert, bewegt<br />

sich in ihren Arbeiten zwischen Vergangenheit <strong>und</strong> Zukunft. In ihren<br />

kleineren, unterschiedlichen großen Arbeiten unter dem Titel Heute<br />

ist Vergangenheit fügt <strong>die</strong> Fotokünstlerin Fotografien verschiedener<br />

Orte <strong>und</strong> Räume aus unterschiedlichen Zeiten zu sinnlichen Stillleben<br />

zusammen.<br />

Gezeigt werden neben Blumen <strong>und</strong> Lebensmitteln wie Broiler,<br />

Knoblauchknollen oder Bonbons auch andere Gegenstände des<br />

täglichen Bedarfs wie Gläser, Malkastenfarben oder Geldstücke. Die<br />

einzelnen Arbeiten, jede ein Stillleben für sich, sind häufig ironisch<br />

<strong>und</strong> doppeldeutig. Sie ergeben in ihrer Lesart zusammengefügt ein<br />

eigenes großes Stillleben. Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart werden<br />

hier gleichsam sichtbar, finden sich zusammen <strong>und</strong> verdichten sich in<br />

ihrer Deutung hin zu den klassischen Motiven des Genres, Zeit <strong>und</strong><br />

Vergänglichkeit.<br />

Vom anderen Stern<br />

Heiliges Kanonenrohr<br />

Es gab Fisch<br />

Kleider machen keine Würstchen<br />

76 Vom Leben frei bekommen<br />

77<br />

Klischee<br />

o.T.


Ingolf Timpner<br />

Ingolf Timpner ist ein Meister der inszenierten Schwarz-Weiß-Fotografie. Die Todesthematik<br />

vergangener Zeiten ist Teil seiner fotografischen Arbeit. Mit seinen geheimnisvollen<br />

Stilllebenarrangements zitiert er <strong>die</strong> niederländische Kunstgeschichte des 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts mit ihrer Vanitas-Symbolik <strong>und</strong> deren Inhalte wie Blumenbouquets, edle<br />

Metallgefäße, Früchte oder Federvieh. „Seine Aufnahmen sind meditativ, auf das eine<br />

Symbol von Zeit <strong>und</strong> Ewigkeit gerichtet.“ 32<br />

Perfekt in der Lichtführung mit verschwommenem Neon- <strong>und</strong> Tageslicht komponiert<br />

er mit dem nötigen Respekt <strong>und</strong> behutsam seine Stillleben, <strong>die</strong> er kontrastreich <strong>und</strong> mit<br />

der ihm eigenen Formensprache ausdrucksstark in Szene setzt. Die Fotografien von<br />

Ingolf Timpner „bieten einen kontemplativen Bildraum an, einen Gedächtnisspeicher der<br />

Imaginationen <strong>und</strong> Empfindungen, der den Betrachter sogartig anzieht, nebensächliche<br />

Randerscheinungen ausblendet, ihm seine eigene Raum- <strong>und</strong> Zeitgeb<strong>und</strong>enheit bewusst<br />

macht“ 33 .<br />

Es sind Bilder, <strong>die</strong> Geschichten erzählen.<br />

32 Helga Meister, Ingolf Timpner. Nocturnes, in: Kunstforum international, 1999, Bd. 145, S. 356<br />

33 Jessica Mueller, La Soupe de Daguerre, in: Lautlose Gegenwart. Das Stillleben in der <strong>zeitgenössische</strong>n<br />

Fotografie, Baden-Baden 1999, S. 10 ff. (28)<br />

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<strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong><br />

1846 in Wien geboren, früh Vollwaise.<br />

Lebte durch das Vermögen der Eltern in<br />

materieller Unabhängigkeit<br />

1865 Besuch der Akademie der Künste, Wien<br />

1869 Nach dem Tod der Schwester Beginn<br />

einer 25jährigen ruhelosen Wanderschaft<br />

durch Europa<br />

Schwerpunkte in Italien, Frankreich <strong>und</strong><br />

Niederlande<br />

Mitglied im Kreis um Wilhelm Leibl <strong>und</strong><br />

Wilhelm Trübner<br />

1876 Nach Landschaftsmalerei verlagert sich<br />

der künstlerische Schwerpunkt auf<br />

Stillleben. Trennung von Trübner, um<br />

künstlerisch unabhängig zu sein.<br />

1894 schleichende schwere Erkrankung<br />

(Symptome von Größenwahn) mit<br />

zahlreichen Kuraufenthalten<br />

1903 Nach dem Tod <strong>Schuch</strong>s Vermarktung des<br />

Werkes durch <strong>die</strong> Witwe<br />

Hängende Wildente, um 1882?<br />

Öl/Leinwand<br />

Zwei Wildenten mit Emailtopf, 1880/1882?<br />

Öl/Leinwand<br />

Chiantiflasche, Fruchtschale <strong>und</strong> Obstteller,<br />

1882/1883? | Öl/Leinwand<br />

Melone, Pfirsich <strong>und</strong> Weintrauben (Kürbisschnitte),<br />

um 1884 | Öl/Leinwand<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> sind<br />

Leihgaben aus der Sammlung des Morat-Instituts für<br />

Kunst <strong>und</strong> Kunstwissenschaft in Freiburg im Breisgau. Hängender Hase, nach 1885?<br />

Öl/Leinwand<br />

Ente mit Blechdose, um 1882<br />

Öl/Leinwand (verso auf Karton aufgezogen)<br />

Käseglocke <strong>und</strong> Fruchtschale mit Trauben <strong>und</strong> Äpfeln,<br />

1882/1884? | Öl/Leinwand<br />

Äpfel auf Weiß: mit Käseglocke <strong>und</strong> Zinnschüssel,<br />

1884/1885? | Öl/Leinwand<br />

Äpfel mit Serviette, um 1882<br />

Öl/Leinwand<br />

Gladiolen <strong>und</strong> Pfingstrosen, 1890/93<br />

Öl/Leinwand<br />

Fasan <strong>und</strong> Krammetsvogel, 1884/1888?<br />

Öl/Leinwand<br />

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Bomb, Nr. 2-10, 2006<br />

Prints, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Rolf Appelbaum<br />

Leihgaben des Künstlers<br />

Rolf Appelbaum<br />

1951 in Düsseldorf geboren<br />

1971-76 Philosophie- <strong>und</strong> Germanistik-Studium an der<br />

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />

seit 1980 freischaffender Fotograf sowie freie künstlerische Arbeiten<br />

<strong>und</strong> Projekte<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Düsseldorf<br />

Jessica Backhaus<br />

Glasses, 2008<br />

C-Print, gerahmt<br />

Sometimes, 2010<br />

C-Print, gerahmt<br />

Spoons, 2011<br />

C-Print, gerahmt<br />

1970 in Cuxhaven geboren<br />

1986-95 Studium der Fotografie <strong>und</strong> visuellen<br />

Kommunikation in Paris, u.a. bei ihrer Mentorin<br />

Gisèle Fre<strong>und</strong><br />

1995 Aufenthalt in New York, dort Assistentin für verschiedene<br />

Fotografen <strong>und</strong> Arbeit an eigenen Projekten<br />

2009 Rückkehr nach Berlin<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Berlin, pendelt seitdem immer wieder zwischen Europa <strong>und</strong> den USA<br />

Before and then, 2009<br />

C-Print, gerahmt<br />

Shades of time, 2011<br />

C-Print, gerahmt<br />

Hopefully, 2012<br />

C-Print, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Jessica Backhaus<br />

courtesy Robert Morat Galerie, Hamburg<br />

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o. T., 2012<br />

Aus der Serie Pension Paula<br />

Print, gerahmt<br />

o. T., 2012<br />

Aus der Serie Pension Paula<br />

Print, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Werner Barfus<br />

Leihgaben des Künstlers<br />

Werner Barfus<br />

1945 in Schladming/Österreich<br />

geboren<br />

1967 Übersiedlung nach Düsseldorf<br />

1968-83 Tätigkeit als Heizungsbauer<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<strong>die</strong>nstbetreuer im<br />

Energiewesen<br />

Erste künstlerische Arbeiten im<br />

Bereich Fotografie, danach<br />

plastische Objekte <strong>und</strong> Malerei<br />

seit 1984 freischaffender Künstler sowie<br />

freie künstlerische Arbeiten<br />

<strong>und</strong> Projekte<br />

seit 2009 freie künstlerische Arbeit mit<br />

dem Schwerpunkt Fotografie<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Ratingen<br />

Camera, 2007<br />

C-Print, gerahmt<br />

Skatebords, 2006<br />

C-Print, gerahmt<br />

Fishing rods, 2006<br />

C-Print, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Adam Bartos<br />

courtesy Robert Morat Galerie, Hamburg<br />

Adam Bartos<br />

1953 in New York geboren<br />

seit 1975 Ausbildung zum Kameramann an der New York<br />

Universität, Abt. Film Schule<br />

seit 1985 erste künstlerische Arbeiten <strong>und</strong> Ausstellungen im<br />

Bereich der Fotografie<br />

seit 1988 Fotoausstellungen in nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Museen, erste Buchpublikationen<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in New York<br />

Bolt box, 2006<br />

C-Print, gerahmt<br />

Vacuum, 2006<br />

C-Print, gerahmt<br />

Pink glasses, 2008<br />

C-Print, gerahmt<br />

Johannes Brus<br />

1942 in Gelsenkirchen geboren<br />

1964-71 Studium an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf<br />

1976 Arbeitsstipendium des Kulturkreises im B<strong>und</strong>esverband der<br />

Deutschen Industrie e.V.<br />

1976-79 Lehraufträge <strong>und</strong> Gastprofessur an der Kunstakademie Münster<br />

1979 Kunstpreis der Villa Romana, Florenz<br />

1981 Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V. , Bonn<br />

1983 Defet-Preis des Deutschen Künstlerb<strong>und</strong>es<br />

1986-2007 Professur an der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Essen-Kettwig<br />

Stillleben, 1996<br />

Schwarzweißabzug auf Barytpapier, farbig getont<br />

Stillleben, 1996<br />

Schwarzweißabzug auf Barytpapier, farbig getont<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Johannes Brus<br />

Leihgaben des Künstlers<br />

Stillleben, 1996<br />

Schwarzweißabzug auf Barytpapier, farbig getont<br />

Stillleben, 1996<br />

Schwarzweißabzug auf Barytpapier, farbig getont<br />

86 87


Brot, 2008<br />

C-Print, gerahmt<br />

Spiegel, 2010<br />

C-print, gerahmt<br />

Hammer, 2009<br />

C-Print, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Claus Goedicke<br />

aus der Serie Some things<br />

courtesy Galerie m, Bochum<br />

Claus Goedicke<br />

1966 in Köln geboren<br />

1989 Kunstakademie Düsseldorf<br />

1994 Reisestipendium der Kunstakademie Düsseldorf<br />

1995 Meisterschüler bei Bernd Becher<br />

1999 Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstler<br />

1999-2001 Weiterführendes Studium an der Kunsthochschule für Me<strong>die</strong>n, Köln<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Berlin<br />

Tabletten, 2008<br />

C-Print, gerahmt<br />

Leichenhemd, 2012<br />

C-Print, gerahmt<br />

Pflaster, 2008<br />

C-Print, gerahmt<br />

Nadel <strong>und</strong> Faden, 2011<br />

C-Print, gerahmt<br />

Telefon, 2011<br />

C-Print, gerahmt<br />

Kartoffel, 2008<br />

C-Print, gerahmt<br />

Figuren, 1995<br />

Georg Kolbe Museum, Berlin<br />

Abteilung Ostasien, 1996<br />

Ethnologisches Museum, Berlin<br />

Porträts aus der Antikensammlung, 1997<br />

Pergamonmuseum, Berlin<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Manfred Hamm<br />

(Ilfobrom Galerie SB 3 Papier, gerahmt)<br />

Leihgaben des Künstlers.<br />

Manfred Hamm<br />

1944 geboren in Zwickau<br />

1961-63 Ausbildung als Fotograf in Ulm <strong>und</strong> München, Werbe- <strong>und</strong> Theaterfotografie<br />

1965-67 Weltreise mit längeren Aufenthalten in Australien <strong>und</strong> der Südsee<br />

1967-70 Mitarbeit in der Galerie S, Ben Wargin, Berlin<br />

seit 1970 Tätigkeit als Pressefotograf in Berlin<br />

seit 1976 Buchpublikationen <strong>und</strong> Fotoausstellungen zur Architektur- <strong>und</strong> Industriegeschichte<br />

seit 1984 Berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V. (DGPh)<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Berlin<br />

Ornitologische Sammlung, 1995<br />

Museum für Naturk<strong>und</strong>e, Berlin-Mitte<br />

Puppen aus der Inszenierung des Berliner Ensembles von<br />

Hans Eislers Johann Faustus, 1996<br />

Theatersammlung des Stadtmuseums, Berlin-Tempelhof<br />

Schwanenmantel <strong>und</strong> Schuhsammlung im Depot des<br />

Filmmuseums Berlin-Deutsche Kinemathek, 2000<br />

Sammlung Marlene Dietrich Collection, Berlin<br />

Figuren aus der Puppenallee, 1996<br />

Berlinische Galerie im Lapidarium, Berlin<br />

Depot des AEG-Archivs, 1999<br />

Deutsches Technikmuseum, Berlin<br />

In der Zootomie, 2002<br />

Depot der Zootomie, Berlin-Mitte<br />

88 89


o.T., 1976<br />

Gelatine-Silberprint, gerahmt<br />

Tentakeln, 1979<br />

Gelatine-Silberprint, gerahmt<br />

o.T., 1982<br />

Gelatine-Silberprint, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Arno Jansen<br />

Leihgaben des Künstlers<br />

Arno Jansen<br />

1938 in Aachen geboren<br />

1956-59 Grafikstudium in Düsseldorf <strong>und</strong> an der<br />

Folkwangschule in Essen<br />

1959-63 Studium der Fotografie an der Folkwangschule in<br />

Essen bei Otto Steinert. Abschluss als Bildjournalist<br />

1964-65 Fotograf <strong>und</strong> Grafiker in Braunschweig <strong>und</strong><br />

Lehrauftrag für Fotografie an der Hochschule für<br />

Bildende Künste, Braunschweig<br />

1965-73 Berufung an <strong>die</strong> Kölner Werkschulen als Leiter für<br />

den Lehrbereich Fotografie<br />

1973-93 Professur für künstlerische Fotografie an der<br />

Fachhochschule in Köln<br />

Lebt in Köln<br />

Erinnerung an La Malmaison, 1978<br />

Gelatine-Silberprint, gerahmt<br />

Verbotenes Spiel, 1982<br />

Gelatine-Silberprint, gerahmt<br />

Die Erwartung, 1982<br />

Gelatine-Silberprint, gerahmt<br />

Untitled #24 (The Dog & The Wolf), 2009<br />

Archival Pigment Print<br />

Untitled #1 (The Fall), 2008<br />

Archival Pigment Print, Hahnemühle Papier<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Laura Letinsky<br />

courtesy Galerie m, Bochum<br />

Laura Letinsky<br />

1962 in Winnipeg/Kanada geboren<br />

1986 University of Manitoba Winnipeg, MB,<br />

B.F.A. Honors, Photography<br />

1991 Yale University School of Art, New Haven, CT,<br />

M.F.A. Photography<br />

seit 1992 Gastprofessuren u.a. an der Yale University<br />

School of Art, University of Washington <strong>und</strong><br />

University of Houston<br />

seit 1994 Professur an der University of Chicago<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Chicago<br />

Morgendämmerung, 2011<br />

C-Print, gerahmt<br />

2009, 2011<br />

C-Print, gerahmt<br />

A Good 12 Inches, 1991/97<br />

C-Print hinter Acrylglas<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Christopher Muller<br />

courtesy Hengesbach Galerie, Berlin<br />

Christopher Muller<br />

1966 in Stade geboren<br />

1984-89 Studium an der Camberwell School of Arts and Crafts,<br />

London <strong>und</strong> der Slade School of Fine Art, London<br />

1996 Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V., Bonn<br />

2000 Kunstpreis der Stadt Nordhorn<br />

2004 Stipendium der Alfred Krupp von Bohlen <strong>und</strong> Halbach-<br />

Stiftung für Zeitgenössische Deutsche Fotografie<br />

2005 Lehrauftrag für Fotografie an der Staatlichen<br />

Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe<br />

2007-09 Professur für künstlerische Fotografie an der<br />

Hochschule für Grafik <strong>und</strong> Buchkunst, Leipzig<br />

seit 2009 Professur für künstlerische Fotografie an der<br />

Folkwang Universität der Künste, Essen<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Düsseldorf<br />

Vogelsäule (Handtücher), 2009<br />

C-Print, gerahmt<br />

Vogelsäule (Glaskugel), 2009<br />

C-Print, gerahmt<br />

Vogelsäule (Lampenschirm), 2009<br />

C-Print, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Hartmut Neumann<br />

Leihgaben des Künstlers<br />

Hartmut Neumann<br />

1954 in Delmenhorst geboren<br />

1976-80 Studium an der Hochschule für Kunst in<br />

Bremen (Prof. Rolf Thiele)<br />

1981 Preisträger Forum junger Kunst<br />

1983 Kunstpreis Junger Westen, Recklinghausen<br />

<strong>und</strong> Stipendium Cité des Arts, Paris<br />

1985/86 Villa Massimo, Rom<br />

1988 Kunstpreis des Deutschen Künstlerb<strong>und</strong>es<br />

2003 Willi Oltmanns-Preis<br />

seit 1992 Professur an der Hochschule für Bildende<br />

Künste, Braunschweig<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Köln<br />

Vogelsäule (blau), 2009<br />

C-Print, gerahmt<br />

Vogelsäule (Hocker), 2009<br />

C-Print, gerahmt<br />

90 91


Baustelle 01, 2006<br />

C-Print auf Stoff<br />

Bali Stillleben 01, 2008<br />

C-Print auf Stoff<br />

Bali Stillleben 02, 2008<br />

C-Print auf Stoff<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Dieter Nuhr<br />

Leihgaben des Künstlers<br />

Dieter Nuhr<br />

1960 in Wesel geboren<br />

1981-88 Studium der Kunstpädagogik <strong>und</strong> Geschichte an<br />

der Universität-Gesamtschule Essen, ehemals<br />

Folkwangschule Essen<br />

seit 1994 Kabarettist <strong>und</strong> Moderator sowie erste<br />

künstlerische Arbeiten im Bereich der Malerei,<br />

danach in der Fotografie<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Ratingen<br />

Bestecke, 1983<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

Tassen <strong>und</strong> Flasche, 1986<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

Zwei Fische auf weißem Teller, 2007<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Manfred Paul<br />

Leihgaben des Künstlers<br />

Manfred Paul<br />

1942 in Schraplau/Sachsen-Anhalt geboren<br />

1974-94 Tätigkeit als Steinbruch- <strong>und</strong> Gleisbauarbeiter<br />

Ausbildung zum Fotolaboranten, Bühnenarbeiter, Theaterfotograf <strong>und</strong> freischaffender Bildjournalist<br />

Studium der Fotografie an der HGB Leipzig<br />

Kamerastudium an der Hochschule für Film <strong>und</strong> Fernsehen Potsdam-Babelsberg<br />

Dozent für Fotografie an der FWG Berlin<br />

1974-2006 Lehraufträge an der FWG Berlin, FHTW Berlin, der HGB Leipzig <strong>und</strong> HFBK Dresden<br />

1995-2007 Professur für Fotografie <strong>und</strong> Audiovisuelle Me<strong>die</strong>n an der FHTW Berlin<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Berlin<br />

Milchflasche im Fenster, 1984<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

Tasse auf Papier, 1987<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

Weißer Teller mit Kirschen, 2008<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

Sieb im Ausguss, 1984<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

Weintraube auf weißem Teller, 1994<br />

Baryt-Abzug, gerahmt<br />

92 93


Intérieur, 2011<br />

C-Print, Diasec<br />

Intérieur, 2011<br />

C-Print, Diasec<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Marcus Schwier<br />

Sammlung Museum Ratingen<br />

Marcus Schwier<br />

1964 in Düsseldorf geboren<br />

1985-92 Studium an der Fachhochschule Düsseldorf,<br />

Diplom Architektur<br />

1993-98 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf<br />

(Prof. Ernst Kasper, Prof. Walter Nikkels,<br />

Prof. Nan Hoover / Fotografie)<br />

seit 1998 freier Fotograf mit internationalen Fotoprojekten<br />

seit 2007 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für<br />

Photographie e.V. (DGPh)<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Düsseldorf<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Anett Stuth<br />

(C-Print, Aludibond, gerahmt)<br />

Leihgaben der Künstlerin<br />

94 95<br />

Anett Stuth<br />

1965 in Leipzig geboren<br />

1991-92 Studium der Fotografie an der<br />

Hochschule für Grafik <strong>und</strong> Buchkunst<br />

Leipzig (Prof. Arno Fischer)<br />

1993-96 Studium der Fotografie an der<br />

Hochschule für Grafik <strong>und</strong> Buchkunst<br />

Leipzig (Prof. Timm Rautert)<br />

1996-98 Meisterschülerin bei Prof. Timm<br />

Rautert<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Berlin <strong>und</strong> Meisenthal<br />

(Frankreich)<br />

Ohne Titel - A 24, 1998<br />

Gelatine Silberprint, gerahmt<br />

Ohne Titel - A 39, 1999<br />

Gelatine Silberprint, gerahmt<br />

* Alle ausgestellten Arbeiten von Ingolf Timpner<br />

courtesy Galerie Bugdahn <strong>und</strong> Kaimer, Düsseldorf<br />

Ingolf Timpner<br />

1963 in Mönchengladbach geboren<br />

1989-91 Arbeitsaufenthalt in Paris<br />

Lebt <strong>und</strong> arbeitet in Düsseldorf


96<br />

Impressum<br />

Die Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Stillleben. <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>zeitgenössische</strong> <strong>Stilllebenfotografie</strong> im<br />

<strong>Herforder</strong> Kunstverein im Daniel-Pöppelmann-Haus e. V. | Deichtorwall 2 | 32052 Herford<br />

T. +49 (0) 5221. 189689 (Ausstellung) | T. +49 (0) 5261. 16054 (Vorstand) | F. +49 (0) 5261. 4810<br />

info@herforder-kunstverein.de | www.herforder-kunstverein.de<br />

01.12.2012 – 03.02.2013<br />

Museum Ratingen | Grabenstr. 21 | 40878 Ratingen | T. +49 (0) 2102. 550-4181<br />

F. +49 (0) 2102. 550-9418 | museum@ratingen.de | www.museum-ratingen.de<br />

24.02. – 21.04.2013<br />

Siegerlandmuseum im Oberen Schloss | Burgstraße | 57072 Siegen | T. +49 (0) 271. 230 410<br />

F. +49 (0) 271. 23041-20 | siegerlandmuseum@siegen.de | www.siegerlandmuseum.de<br />

05.05. – 30.06.2013<br />

Stadtmuseum Siegburg | Markt 46 | 53721 Siegburg | T. +49 (0) 2241. 55733<br />

stadtmuseum@siegburg.de | www.siegburg.de.<br />

14.07. – 08.09.2013<br />

Städtisches Kramer-Museum | Burgstraße 19 | 47906 Kempen | T. +49 (0) 2152. 917 271<br />

F. +49 (0) 2152. 917 384 | museum@kempen.de | www.kempen.de<br />

22.09. - 24.11.2013<br />

Kunstsammlungen Zwickau | Lessingstraße 1 | 08058 Zwickau | T. +49 (0) 375. 834-510<br />

F. +49 (0) 375. 834-545 | kunstsammlungen@zwickau.de | www.kunstsammlungen-zwickau.de<br />

06.12. 2013 – 16.02.2014<br />

Herausgeber: Museum Ratingen, Ratingen <strong>und</strong> Siegerlandmuseum im Oberen Schloss, Siegen<br />

Konzeption l Projektleitung l Organisation: Klaus Thelen, Ratingen <strong>und</strong> Ursula Blanchebarbe, Siegen<br />

Texte: Franz Armin Morat, Freiburg/Breisgau (Sammlung <strong>Schuch</strong>) | Alexandra König, Ratingen (<strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong>)<br />

Klaus Thelen, Ratingen (Stillleben Fotografie) <strong>und</strong> Ursula Blanchebarbe, Siegen (Vorwort)<br />

Redaktion: Ursula Blanchebarbe, Siegen | Klaus Thelen, Ratingen<br />

Gestaltung l Corporate Design l Satz: Simone Reusch, Andreas Wünkhaus, Düsseldorf<br />

Fotografie: Bernhard Strauss, Freiburg im Breisgau für <strong>die</strong> Reproduktionen von <strong>Carl</strong> <strong>Schuch</strong> <strong>und</strong> Kurt Kocherscheidt,<br />

Mick Vinzenz für <strong>die</strong> Reproduktionen von Johannes Brus<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet <strong>die</strong>se Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte<br />

bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

Gesamtherstellung <strong>und</strong> Vertrieb: Kerber Verlag, Bielefeld | Windelsbleicher Str. 166–170 | 33659 Bielefeld | Germany<br />

Tel. +49 (0) 5 21. 9 50 08-10 | Fax +49 (0) 5 21. 9 50 08-88 | info@kerberverlag.com<br />

KERBER-Publikationen werden weltweit in führenden Buchhandlungen <strong>und</strong> Museumsshops angeboten<br />

(Vertrieb in Europa, Asien, Nord- <strong>und</strong> Südamerika).<br />

Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung <strong>und</strong> Verbreitung sowie Übersetzung, vorbehalten. Kein<br />

Teil <strong>die</strong>ses Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter<br />

Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Copyright © 2012 Museum Ratingen, Ratingen | Siegerlandmuseum im Oberen Schloss, Siegen | Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin,<br />

Künstler, Autoren <strong>und</strong> für <strong>die</strong> Fotografien bei den Fotografen <strong>und</strong> den Rechtsnachfolgern | VG Bild-Kunst, Bonn,<br />

für Johannes Brus, Hartmut Neumann <strong>und</strong> Marcus Schwier.<br />

ISBN 978-3-86678-694-3 | www.kerberverlag.com<br />

Printed in Germany<br />

Ausstellung <strong>und</strong> Katalog wurden gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur <strong>und</strong> Sport des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> dem Kultursekretariat NRW Gütersloh.<br />

Kultursekretariat NRW<br />

Gütersloh

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