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Abtauchen mit Diabetes Das ist neu für Walter K.: Das Schwimmbad, in dem er zweimal in der Woche seine Bahnen zieht, bietet über eine Tauchschule neuerdings regelmäßig Schnuppertauchen und auch Kurse für Anfänger an. „Da gehe ich morgen mal hin“, sagt er sich. Seine Liebe zum Wasser hat der 45-jährige Typ-2-Diabetiker vor zwei Jahren neu entdeckt, als sein Arzt ihm geraten hatte, sich einen Sport auszusuchen, der ihm Spaß macht, um etwas abzunehmen. Doch am nächsten Tag kommen Walter K. Zweifel: „Ist Tauchen überhaupt was für mich mit meinem Diabetes?“ Das fragt er dann auch den Tauchlehrer vor Kursbeginn. Doch der beschwichtigt ihn. „Wer Diabetes hat, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen beherzigen und speziell geschult sein. Dann steht dem Tauchen eigentlich nichts im Weg.“ Das „Schnuppertauchen“ hat Walter K. Lust auf Mehr und Meer gemacht und er hat anschließend einen Tauchkurs belegt. „Ich will so viel lernen wie möglich, damit ich im nächsten Urlaub Fische und Korallen statt Beckenkacheln sehen kann“, sagt er. Gut vorbereitet „Menschen mit Diabetes müssen nicht auf diese wunderbare Sportart verzichten, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen und gut vorbereitet sind“, erklärt Dr. Wolfgang Hühn, Facharzt für Allgemeinmedizin und Lehrbeauftragter für „Physiologie des Tauchens“ an der Universität Gießen. „Wie für Stoffwechselgesunde gilt auch für sie, dass ihnen ein Arzt die Tauchtauglichkeit bescheinigen muss. Dazu gehört ein gründlicher Check von Herz, Lunge und Ohren“, so der Sportmediziner. Zudem müssen Taucher mit Diabetes noch einige Kriterien mehr erfüllen: Es sollten keine diabetischen Folgeschäden vorliegen. In den letzten Monaten sind keine schweren Unterzuckerungen aufgetreten. Menschen mit Typ-1-Diabetes sollten auf eine intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) eingestellt sein, die sie auch gut beherrschen. Das bedeutet, sie können die Insulin- und die Kohlenhydratzufuhr bei wechselnden Belastungen entsprechend anpassen. FIT & GESUND Auch für Menschen mit Diabetes kann jeder Tauchgang zu einem unvergesslichen Erlebnis werden, wenn einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden. Foto: wdv/Olaf Hermann „Das Hauptproblem bei Menschen mit Diabetes kann die Unterzuckerung sein. Denn dann drohen Krampfanfälle oder sogar Bewusstlosigkeit. Und das Tipp Seit einigen Jahren werden spezielle Tauchkurse für Menschen mit Diabetes angeboten. Mittlerweile gibt es auch Tauchschulen am Roten Meer wie im ägyptischen Safaga, die speziell auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Diabetes eingehen. Mehr Informationen gibt es unter: IDAA (International Diabetic Athletes Association), Ulrike Thurm Tel.: 030 / 42 80 80 68, Fax: 030 / 441 59 05 E-Mail: ulrike.thurm@idaa.de www.idaa.de <strong>Dialog</strong> 21 >>
Fotos: Privat >> FIT & GESUND ist unter Wasser lebensgefährlich“, betont Dr. Hühn. Daher ist es wichtig, dass Menschen mit Diabetes auch im Alltag eine Unterzuckerung gut wahrnehmen, um dem Tauchpartner rechtzeitig zu signalisieren, dass etwas nicht stimmt. Wichtig ist auch, dass man vor dem Tauchurlaub schon Sport getrieben hat, um einschätzen zu können, wie sich der Blutzuckerspiegel unter körperlicher Belastung verhält. Das gilt ebenso für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die auf Insulin eingestellt sind. „Tauchen ist nicht immer nur entspanntes Dahingleiten. Eine unerwartete Gegenströmung, Aufregung bei einer Begegnung mit Großfischen oder Angst, das Boot nicht mehr zu finden, können große körperliche Belastungen bedeuten, die mit einem Abfall des Blutzuckers einhergehen“, erklärt Dr. Hühn. Vor dem Tauchen mehrmals den Blutzucker messen Doch zu einer Unterzuckerung muss es gar nicht erst kommen. Taucher mit Diabetes, die Insulin spritzen, beugen vor, indem sie so viele Kohlenhydrate aufnehmen, dass sie eine leichte Überzuckerung von etwa 180 mg/dl (bzw. 10 mmol/l) erreichen. Die Werte werden zur Sicherheit eine Stunde, eine halbe Stunde und unmittelbar vor jedem Tauchgang überprüft. Durch den angehobenen Blutzuckerwert wird die Niere angeregt und damit auch die Urinbildung. Daher müs- sen vor einem Tauchgang über einen Zeitraum von zwei Stunden mindestens zwei Liter Wasser oder eine Elektrolytlösung getrunken werden. Das ist noch aus einem anderen Grund – auch für Stoffwechselgesunde – sehr wichtig: Tauchen trocknet den Körper aus, weil die eingeatmete stickstoffhaltige Luft aus den Pressluftflaschen sehr trocken ist. Kann sich der Stickstoff aus dem Gasgemisch nicht mehr ausreichend im Blut und in den Geweben lösen, bilden sich kleine Bläschen, die die Blutgefäße verstopfen können. Den Tauchpartner informieren „Ganz wichtig ist, dass sowohl dem Tauchlehrer als auch den Tauchpartnern der Diabetes bekannt ist. Denn sie müssen wissen, wohin eine Unterzuckerung führen kann, wie sie sich äußert und was dann im Notfall zu tun ist“, betont Dr. Hühn. „Für alle Fälle sollte der diabetische Taucher eine Spezialflasche mit zuckerhaltiger Lösung oder eine Tube mit einem Zuckergel auch unter Wasser mitführen. Daraus kann man nach etwas Übung auch unter Wasser trinken. Direkt nach dem Tauchgang sowie etwa zwölf Stunden danach werden erneute Kontrollen des Blutzuckers durchgeführt.“ Damit man im Verlauf eines mehrtägigen Tauchurlaubs eine gute Übersicht bekommt, wie sich die Unterwasseraktivitäten auf die Blutzuckerwerte auswirken, ist es sehr hilfreich, diese Ein gutes Team Anforderungen an den Tauchpartner: Er sollte darüber informiert sein, dass man Diabetes hat. Er darf nicht ebenfalls Diabetes haben. Er sollte selbst ein guter Taucher sein. Er kennt die Handzeichen, die eine Unterzuckerung signalisieren. Er sollte sich durch Augenkontakt und Handzeichen immer wieder eine Rückmeldung zu dem Wohlbefinden seines Partners geben lassen. Er weiß, wo sich die Unterzuckerungslösung befindet und wie man sie unter Wasser verwendet. Er ist mit Notfallmaßnahmen an Land vertraut (z.B. Spritzen von Glukagon). Er achtet darauf, dass sein Tauchpartner mit Diabetes alle notwendigen Messungen vor dem Tauchgang durchgeführt und genügend getrunken hat. zu dokumentieren. In einem speziellen Logbuch kann ein Taucher mit Diabetes zusätzlich weitere Eintragungen vornehmen wie: Trinkmenge, Tauchtiefe, Besonderheiten während des Tauchgangs und wie er sich gefühlt hat. Gut vorbereitet schließen sich Diabetes und Tauchen nicht aus. „Ich habe eine spannende Erfahrung gemacht, wie mein Körper auf die besonderen Herausforderungen beim Tauchen reagiert und viel dazugelernt“, sagt Walter K.
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