Eine wahre Weihnachtsgeschichte: - Aktion pro Humanität e.V.
Eine wahre Weihnachtsgeschichte: - Aktion pro Humanität e.V.
Eine wahre Weihnachtsgeschichte: - Aktion pro Humanität e.V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> e.V.<br />
stiftung aktion <strong>pro</strong> humanität • Wallstrasse 4 • 47627 Kevelaer-Kervenheim<br />
<strong>Eine</strong> <strong>wahre</strong> <strong>Weihnachtsgeschichte</strong>:<br />
Seite 1<br />
Kevelaer, im Advent 2006<br />
Drillinge suchen eine Herberge –<br />
und fanden sie in der Kinderkrippe der<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> im westafrikanischen Benin<br />
Gohomey/Benin, 30. November 2006: das beninsch-deutsche Team der <strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong><br />
<strong>Humanität</strong> ist aus Anlass des Weltaidstages 2006 mit der mobilen Klinik von Prof.<br />
Dr. W. Göhde, unterstützt von der Firma Partec in Münster und der action medeor<br />
in fünf Ländern Westafrikas in einer Karawane für das Leben unterwegs. Ein<br />
weiteres APH-Team mit Werner van Briel, dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong>, und Dr. Elke Kleuren-Schryvers, Ärztin aus Kevelaer-<br />
Kervenheim und Initiatorin der Hilfsorganisation <strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong>, müssen<br />
bereits am ersten Tag ihres vorweihnachtlichen Besuch in Westafrika selbst eine<br />
Karawane für das Leben initiieren.<br />
„Als wir am Donnerstag, den 30. November 2006 in Gohomey eintrafen, fanden<br />
wir in unserer Kinderkrippe bei der ersten kurzen Visite Drillinge. Sie waren um die<br />
Mittagszeit desselben Tages eingetroffen. Namenlos waren die drei Jungen, fast 2<br />
Monate alt. Jeder wog 900 Gramm. Ein Handvoll Menschenkind. Mehr nicht. Wir<br />
waren ob der Lebensfähigkeit der drei Kinder mehr als verwundert. Doch sie<br />
waren schwach, ihre Lungen nicht korrekt belüftet; ausgetrocknet und in<br />
schwerstem Maße unterernährt.<br />
Ihre Großmutter hatte sie zu uns ins Centre Médical Gohomey (Krankenstation der<br />
APH) gebracht, weil sie keinen Rat mehr wusste. Die Mama der drei Kleinen war<br />
bei der Geburt gestorben. Der Vater arbeitet als „cultivateur“, also als Landarbeiter;<br />
zu Hause gab noch zwei weitere Kinder zu versorgen.<br />
<strong>Eine</strong>r der drei Jungen hatte ein wahrhaftes Greisengesicht. Werner van Briel<br />
konnte nicht fassen, was er sah. So kleine menschliche Lebewesen lagen noch nie<br />
in seiner Hand. Sofort wurde beschlossen, dass wir diese Kinder in Gohomey nicht<br />
durchbringen konnten. Gemeinsam mit Dr. Kasimir Allagbé, dem beninischen<br />
Projektarzt, fuhren wir in die ca. 65 Kilometer entfernte Kinderklinik von Abomey.<br />
Dort schaute man auf die Drei und sagte mit schon abwehrendem Unterton: „Die<br />
waren doch bis vor drei Wochen hier und jetzt schon wieder? Keiner, so hatte es<br />
den Anschein, wollte das Trio wieder aufnehmen.<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> e.V.<br />
www.<strong>pro</strong>-humanitaet.de<br />
Vorstand:<br />
Dr. Elke Kleuren-Schryvers (Vors.)<br />
Birgit Cornelia Schryvers<br />
Schirmherr:<br />
Rudolf Kersting (Landrat Kr. Kleve a.D.)<br />
Anschrift:<br />
Wallstrasse 4<br />
D-47627 Kevelaer-Kervenheim<br />
Tel.: +49 (0) 28 25 - 85 08<br />
Fax: +49 (0) 28 25 - 1 03 29<br />
mailto:aktion-<strong>pro</strong>-humanitaet@web.de<br />
Vereinsregister Amtsgericht Geldern VR 960<br />
Spendenkonten:<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> e.V.<br />
Volksbank an der Niers<br />
Konto-Nr. 11 0 88<br />
BLZ 320 603 84<br />
Sparkasse Goch-Kevelaer<br />
Konto-Nr. 43 73 43<br />
BLZ 322 500 50<br />
stiftung<br />
aktion <strong>pro</strong> humanität<br />
www.<strong>pro</strong>-humanitaet.de<br />
Vorstand:<br />
Werner van Briel (Vorsitzender)<br />
Dipl.-Ök. Thomas Ernst Müller<br />
Kuratorium:<br />
Rudolf Kersting (Vorsitzender)<br />
Gertrud Peters (stellv. Vorsitzende)<br />
Sigrid Baum<br />
Heinz Franzen<br />
Dr. Barbara Hendricks<br />
Dr. Helmut Linssen<br />
Dr. Elke Kleuren-Schryvers<br />
Prof. Dr. Rainer Körfer<br />
Bernd Zevens
Seite 2<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> e.V.<br />
Namenlos, mittellos, verloren in Afrika, geboren, nur um zu sterben? So wurde<br />
beschlossen, den drei Jungen zuerst einmal einen Namen zu geben. Vielleicht<br />
konnten wir auf diese Weise ihre Menschenwürde herstellen in diesem unwürdigen<br />
Szenario. Severine hieß ihre Mutter, so sagte uns die Oma. Und ab sofort hießen<br />
die drei Severin, Silvan und Sebastian. - <strong>Eine</strong> „S-Klasse“, die keiner haben will und<br />
gebrauchen kann - in Afrika, nachdem die Mutter gestorben ist.<br />
Mit den kleinen Zwergelchen auf dem Arm marschierten wir von A nach B nach C,<br />
um den diensthabenden Kinderarzt zu finden. Auch der kam, als wir ihn gefunden<br />
hatten, zunächst nicht einmal hinter seinem Schreibtisch hervor. Sein Kommentar:<br />
„Die waren erst neulich hier und sind gegen ärztlichen Rat gegangen.“<br />
Da riss uns die Geduld und fragten den Kollegen, woran es möglicher Weise<br />
gelegen haben könnte, dass die Oma mit den Drillingen das Krankenhaus<br />
verlassen habe? Ob es vielleicht damit zusammenhängen könnte, dass die Familie<br />
kein Geld für die Behandlung der Drillinge hätte aufbringen können? Nach dieser<br />
Konfrontation kam er hinter seinem Schreibtisch hervor, schaute musternd und<br />
sagte zum Krankenpfleger: „3 x Ernährungssonde, Saal 3.“<br />
Dazu muss man wissen, dass sich alle staatlichen Krankenhäuser im<br />
westafrikanischen Benin in den letzten drei Monaten des Jahres selbst finanzieren<br />
müssen und keine staatliche Hilfe mehr bekommen, wie während der ersten neun<br />
Monate eines jeden Jahres. Da wird also mit harten Bandagen gekämpft.<br />
Karitative <strong>Aktion</strong>en sind in dieser Zeit kaum möglich. Auch wenn es bald Weihnachten<br />
wird. - Und die Kinderklinik in Abomey gilt als eine der besten im Land.<br />
Also wieder zurück in die Aufnahme. Dort nahm sich dann eine andere, sehr junge<br />
Schwester liebevoll der drei kleinen Wesen an. Mit großer Umsicht und perfekt<br />
gekonnt schob sie Severin, Silvan und Sebastian ihre Magensonde und versorgte<br />
sie. Als sie voller Anerkennung gefragt wurde, ob sie Kinderärztin sei, lachte sie<br />
und schüttelte den Kopf. Weiter gefragt: „Sind sie Kinderkrankenschwester?“<br />
„Nein“, erwiderte sie und senkte den Blick, als schäme sie sich: „Ich bin Hilfsschwester<br />
hier.“ Voller Hochachtung brachen wir durch ein Händeschütteln unsere<br />
Bewunderung zum Ausdruck.<br />
Weiter ging es in den völlig überfüllten Saal 3. Lauter mangelernährte Kinder auf<br />
den Armen ihrer Mütter, die uns bei unserem „Bonsoir“ fragend anschauten, als<br />
ob sie sagen wollten: „Wo sollen denn hier noch Drillinge Platz finden?“ Doch<br />
unsere Hilfskrankenschwester erledigte das routiniert und mit großer Ruhe.<br />
„Ich rufe Dich bei Deinem Namen“, so sagte es doch der Herr. Irgendwie aber<br />
schien er dieses Trio vergessen zu haben. Und im Trauma um den Tod der Mutter,<br />
im Kampf um das nackte Überleben der Drillinge und der ganzen Familie hatten es<br />
wohl alle anderen auch vergessen. Die Großmutter hatte - so berichtete sie -,<br />
beim Verlassen der Klinik in Abomey „gegen ärztlichen Rat“ vor wenigen Wochen<br />
wenigstens noch Milchpulver für eine Woche mitbekommen. Doch das hatte nicht<br />
ewig ausgereicht und die wunderbare Milchpulververmehrung für Severin, Silvan<br />
und Sebastian war ausgeblieben.<br />
So kamen sie in ihrem desolaten Zustand nach Gohomey. Ohne Muttermilch hatte<br />
das Trio keine Chance und auch der Vater konnte und kann auch in Zukunft mit<br />
seinen Einkünften das Geld für das Milchpulver für die Drillinge nicht aufbringen<br />
können.
Seite 3<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> e.V.<br />
So sind Severin, Silvan und Sebastian verdammt zu sterben, ohne je das Licht der<br />
Welt richtig erblickt zu haben. Weil ihre Mutter tot ist und ihnen somit die<br />
kostenlose und beste Nahrungsquelle der Welt für Babys versagt bleibt und weil<br />
sie auf der falschen Seite unserer Welt geboren sind. Hier lässt die Armut der<br />
meisten Menschen keine Kom<strong>pro</strong>misse zu.<br />
Auch die staatliche Klinik in Abomey konnte ihr Überleben nicht auf längere Zeit<br />
bewerkstelligen. Wer sollte sie zurückfinanzieren?<br />
Doch dank der vielen Menschen, die die <strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> unterstützen, finden<br />
Severin, Silvan und Sebastian ein Zuhause, eine Herberge, wenn sie aus dem<br />
Kinderkrankenhaus in Abomey entlassen werden und noch leben.<br />
Ihr Zuhause wird, solange sie Milchpulver-Ernährung benötigen, die Kinderkrippe<br />
der <strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> im Projekt „Jardin des Enfants“ (Garten der Kinder) sein.<br />
Ihre Oma muss sie begleiten und das Zubereiten der Milch mit abgekochtem<br />
Wasser erlernen. Nach weiteren drei bis sechs Monaten können die Drillinge dann<br />
unter der Aufsicht unserer Kinderschwester Katharine auf ihr Dorf zurück.<br />
Regelmäßige gesundheitliche und Gewichtskontrollen sind dabei unerlässlich.<br />
„Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, nimmt mich auf“, sagt der<br />
göttliche Freund aller Kleinen (Matth. 18.5).<br />
Danke allen, die der <strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> diese Menschlichkeit, dieses Überleben<br />
durch ihre Spende ermöglichen.<br />
Advent 2006 – eine Großmutter mit Drillingen suchte eine Herberge.<br />
Advent 2006 – eine Tür geht auf, bleibt nicht verschlossen.<br />
Severin, Silvan und Sebastian sind angekommen. Sie haben Herberge und Hilfe<br />
gefunden. Jetzt aktuell im Kinderkrankenhaus in Abomey. Ihre Behandlung wird<br />
durch Spenden der <strong>Aktion</strong> <strong>pro</strong> <strong>Humanität</strong> finanziert. Später dann leben sie in der<br />
Kinderkrippe, ebenfalls durch Spenderinnen und Spender der APH finanziert.<br />
Wir alle hoffen, dass sie die nächsten Wochen überleben.<br />
Dann ist es Weihnacht!