Kalksandstein. Planung, Konstruktion, Ausführung
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Architekt und Tragwerksplaner sind gehalten,<br />
auf ausreichende Rissesicherheit von<br />
Bauteilen und Bauwerken zu achten. Risse<br />
lassen sich in vielen Fällen vermeiden,<br />
wenn das unterschiedliche Verformungsverhalten<br />
von verschiedenem Mauerwerk<br />
und die daraus möglicherweise entstehende<br />
Rissgefahr bereits in der <strong>Planung</strong>sphase<br />
beurteilt und berücksichtigt werden.<br />
Zur Beurteilung der Rissesicherheit stehen<br />
heute geeignete Näherungsverfahren zur<br />
Verfügung, siehe auch [11/1]. Sie lassen<br />
sich für bestimmte Fälle ohne besondere<br />
Schwierigkeiten anwenden. Gegebenenfalls<br />
empfiehlt sich eine spezielle Fachbeurteilung.<br />
11.1 DAS ENTSTEHEN VON<br />
SPANNUNGEN UND RISSEN.<br />
Formänderungen, die sich ohne Behinderung<br />
einstellen können, rufen keine Spannung<br />
hervor. Ein homogener, reibungsfrei<br />
gelagerter Körper, der einer gleichmäßigen<br />
Dehnung unterworfen ist, kann sich völlig<br />
spannungsfrei verformen. In der Praxis wird<br />
sich ein Bauteil in der Regel nicht behinderungsfrei<br />
verformen können, weil es mit<br />
Nachbarbauteilen verbunden ist. Verformen<br />
sich die beiden miteinander verbundenen<br />
Bauteile unterschiedlich, so entstehen<br />
Spannungen. Wenn die Verformungen<br />
durch äußere Kräfte (Zwang) behindert<br />
werden, wird die dadurch verursachte<br />
Spannung als äußere bzw. Zwangspannung<br />
bezeichnet. Spannungen in einem Bauteil<br />
können jedoch auch ohne Einwirkung äußerer<br />
Kräfte entstehen, z.B. wenn sich das<br />
Bauteil unterschiedlich erwärmt oder wenn<br />
es ungleichmäßig austrocknet – außen<br />
stärker als im Kern. Die dadurch entstehenden<br />
Spannungen werden dann als<br />
Eigenspannung bezeichnet (Bild 11/1).<br />
Beim Mauerwerk tritt dieser Fall vor allem<br />
bei dickeren Wänden (Pfeilern) ein, wenn<br />
Steine mit hoher Einbaufeuchte vermauert<br />
werden und anschließend austrocknen.<br />
Durch die ungleiche Austrocknung über<br />
den Querschnitt entstehen Eigenspannungen,<br />
und zwar Zugspannungen in den äußeren,<br />
stärker austrocknenden Bereichen<br />
und Druckspannungen im Kernbereich.<br />
Die Größe der entstehenden Spannung<br />
wird im Wesentlichen beeinflusst durch die<br />
Größe der Formänderungen, den Behinderungs-,<br />
Einspannungsgrad bzw. die Steifigkeitsverhältnisse<br />
der miteinander verbundenen<br />
Bauteile, den Elastizitäts- oder<br />
Schubmodul und dem Spannungsabbau<br />
infolge Relaxation. Relaxation ist der zeitabhängige<br />
Spannungsabbau bei konstanter<br />
Dehnung. Beispielsweise wird in einem<br />
11. VERFORMUNG UND RISSESICHERHEIT.*<br />
Eigenspannungen<br />
frei beweglich, Abkühlung der Außenflächen<br />
Bauteillängsschnitt<br />
Zwangspannungen<br />
beidseitig eingespannt, gleichmäßige Abkühlung<br />
Bauteillängsschnitt<br />
Bild 11/1: Eigen- und Zwangspannungen.<br />
Bauteil eine Ausgangsspannung durch konstante<br />
Temperaturdehnung hervorgerufen.<br />
Diese Ausgangsspannung verringert sich<br />
infolge Relaxation (innerer Spannungsabbau)<br />
nach einer gewissen Zeit auf eine wesentlich<br />
geringere Endspannung. Kritisch<br />
und besonders rissgefährlich sind Zugspannungen<br />
oder Scher- bzw. Schubspannungen,<br />
weil die Zugfestigkeit und die<br />
Schubbeanspruchbarkeit von Mauerwerk<br />
vergleichsweise gering sind.<br />
Risse entstehen dann, wenn die Spannung<br />
die entsprechende Festigkeit überschreitet<br />
bzw. die vorhandene Dehnung<br />
größer als die Bruchdehnung wird.<br />
� el =<br />
* Dr.-Ing. Peter Schubert, Institut für Bauforschung der RWTH Aachen (ibac)<br />
Dehnung<br />
11.2 FORMÄNDERUNGEN.<br />
+<br />
+<br />
+<br />
-<br />
Zugspannung<br />
Druckspannung<br />
Zugspannung<br />
Zugspannung<br />
11.2.1 Allgemeines.<br />
Eine Übersicht über die Formänderungen,<br />
die bei Mauerwerk auftreten können, gibt<br />
Bild 11/2.<br />
Der Oberbegriff Dehnung umfasst Verkürzungen<br />
und Verlängerungen als bezogene<br />
Längenänderung – Einheit: mm/m –<br />
das heißt z.B. 0,3 mm Längenänderung je<br />
Meter Bauteillänge.<br />
Rechenwerte, d.h. im Allgemeinen zutreffende<br />
Formänderungswerte, sowie Angaben<br />
zum Bereich möglicher Kleinst- oder<br />
Größtwerte finden sich in DIN 1053-1, Ta-<br />
lastabhängig lastunabhängig<br />
kurzzeitig langzeitig Wärmedehnung Feuchtedehnung<br />
elastisch<br />
+<br />
sofort<br />
bleibend<br />
vorh �<br />
E<br />
bleibend<br />
+<br />
verzögert<br />
elastisch<br />
Bild 11/2: Formänderungen von Mauerwerk.<br />
• Schwinden<br />
• Quellen<br />
• chem. Quellen<br />
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