31.12.2012 Aufrufe

Kalksandstein. Planung, Konstruktion, Ausführung

Kalksandstein. Planung, Konstruktion, Ausführung

Kalksandstein. Planung, Konstruktion, Ausführung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

15.4 HAUSTECHNISCHE ASPEKTE.<br />

Im Wohnungsbau sind haustechnische<br />

Aspekte relativ einfach zu lösen – solange<br />

es sich um Massivbauten handelt. Hier<br />

sind lediglich Rohrleitungen für Sanitär und<br />

Heizung und Elektroleitungen für Beleuchtung<br />

und Steckdosen zu führen. Bei den<br />

Rohrleitungen handelt es sich bisher in der<br />

Regel um nichtbrennbare Rohre, ausgenommen<br />

Abwasserleitungen, die teilweise<br />

aus Kunststoffen errichtet werden. Bei den<br />

Elektroleitungen handelt es sich um vergleichsweise<br />

wenige Leitungen. Anders<br />

sieht es schon bei den vergleichbaren<br />

Gebäuden, den Bürogebäuden aus. Hier<br />

wird heute sehr viel Haustechnik, insbesondere<br />

Lüftungstechnik sowie Elektrokabel<br />

und Datenleitungen, verlegt. Damit<br />

wächst das Brandrisiko einerseits durch<br />

die Brandlast und andererseits durch die<br />

Brandweiterleitung, wenn keine fachgerechte<br />

Bildung von Brandabschnitten mit<br />

Abschottungen erfolgt. Bei einer Massivbauweise,<br />

wie mit <strong>Kalksandstein</strong>en, ist es<br />

relativ einfach, fachgerechte Anschlüsse<br />

und Abschottungen zu bauen.<br />

Bei Sonderbauten spielt sich der Brandschutz<br />

mittlerweile im Wesentlichen im<br />

Ausbau ab, weil der Massivbau leider reduziert<br />

wird und der Trockenbau sowie die<br />

Haustechnik immer umfangreicher werden.<br />

Diesem Umstand haben auch die Bauaufsichten<br />

der Länder Rechnung getragen und<br />

weitere Vorschriften in der ARGE Bau entwickelt<br />

und als Muster-Richtlinien veröffentlicht:<br />

● Muster-Richtlinie über brandschutztechnische<br />

Anforderungen an Leitungsanlagen<br />

(Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie<br />

MLAR). Fachkommission Bauaufsicht der<br />

Bauministerkonferenz, Fassung März 2000<br />

● Muster-Richtlinie über die brandschutztechnischen<br />

Anforderungen an Lüftungsanlagen<br />

(RbAL). Fassung Januar 1984<br />

● Muster-Richtlinie über brandschutztechnische<br />

Anforderungen an Hohlraumestriche<br />

und Doppelböden (HohlrER). Fassung<br />

Dezember 1998<br />

● Richtlinie über automatische Schiebetüren<br />

in Rettungswegen (AutSchR). Fassung<br />

Dezember 1997<br />

● Richtlinie über elektrische Verriegelungssysteme<br />

von Türen in Rettungswegen<br />

(EltVTR). Fassung Dezember 1997<br />

Diese Richtlinien werden als Muster-<br />

Richtlinien in den Mitteilungsblättern des<br />

DIBt veröffentlicht und sind damit Stand<br />

der Technik. Von den meisten Bundesländern<br />

werden diese Vorschriften durch<br />

Einführungserlass eingeführt – teilweise<br />

lediglich durch den Hinweis, dass die Muster-Richtlinie<br />

anzuwenden ist – oder sie<br />

werden leider in einigen Punkten oder Details<br />

geändert und dann als eigene Richtlinie<br />

eingeführt. Einige Bundesländer hinken<br />

aber dem Stand der Technik hinterher<br />

und haben bisher keine derartigen Richtlinien<br />

eingeführt. In diesen Ländern ist es<br />

dann manchmal schwer, den zuständigen<br />

Bezirks- oder Gemeindeämtern den Stand<br />

der Technik zu verdeutlichen, weil sie davon<br />

noch nichts gehört haben.<br />

Als Grundsatzregel gilt heute eigentlich,<br />

dass alle Durchführungen, die durch eine<br />

Trennwand – eine raumabschließende<br />

Wand mit Brandschutzanforderungen –<br />

geführt werden, entsprechend der Wandqualität<br />

abgeschottet werden müssen.<br />

Dies gilt für brennbare und nichtbrennbare<br />

Rohre, Kabelanlagen – Elektrokabel, Datenleitungen,<br />

Kabel mit verbessertem Brandverhalten,<br />

etc. – sowie Lüftungsleitungen.<br />

Aber wie immer hat jede Regel eine Ausnahme,<br />

so dürfen z.B. in Hamburg nichtbrennbare<br />

Lüftungsleitungen durch F 90-<br />

Flurtrennwände ohne Brandschutzklappen<br />

geführt werden, wenn an die Türen des<br />

jeweiligen Raumes keine Anforderungen<br />

gestellt werden.<br />

Außerdem gilt seit 2000 grundsätzlich,<br />

dass in Rettungswegen (notwendigen Fluren)<br />

keine Brandlasten ohne Brandschutzmaßnahmen<br />

verlegt werden dürfen. Hiervon<br />

ausgenommen sind die Kabel, die für<br />

die unmittelbare Beleuchtung des Flures<br />

erforderlich sind. Weitere Ausnahmen sind<br />

möglich. Bei sonstigen Brandlasten sind<br />

daher grundsätzlich F 30-Unterdecken oder<br />

I 30-Kabelkanäle einzubauen.<br />

Neben den bereits beschriebenen Brandschutzmaßnahmen<br />

gibt es außerdem Kabelkanäle<br />

oder -schächte zum Funktionserhalt<br />

von Kabelanlagen. Diese Kabel dienen<br />

zum Betreiben von Sicherheitsanlagen<br />

im Brandfall, z.B. Sicherheitsbeleuchtung,<br />

Druckerhöhungspumpe von Steigeleitungen<br />

der Löschwasserversorgung oder<br />

Sprinkleranlagen, zum Betrieb von Entrauchungsanlagen,<br />

etc. Schächte können mit<br />

KS-Mauerwerk erstellt werden. Hier muss<br />

nur sichergestellt werden, dass auf der<br />

Rückseite nicht mehr als 80 °C Temperaturerhöhung<br />

auftritt. Dies wird z.B. für<br />

15.4 HAUSTECHNISCHE ASPEKTE.<br />

90 min mit einer 150 mm dicken KS-Wand<br />

sichergestellt.<br />

Bei Rohrleitungen ist ganz wesentlich,<br />

dass zwischen brennbaren und nichtbrennbaren<br />

Rohren unterschieden wird.<br />

Brennbare Rohre müssen ab Durchmesser<br />

DN 50 mit Rohrmanschetten gemäß<br />

allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassungen<br />

abgeschottet werden. Derartige Rohrmanschetten<br />

quetschen im Brandfall das<br />

weich werdende Kunststoffrohr zusammen<br />

und der Restquerschnitt wird zugeschäumt.<br />

Bei nichtbrennbaren Rohren<br />

müssen ab Durchmesser DN 100 Rohrummantelungen<br />

eingebaut werden, um die<br />

Temperaturweiterleitung zu verringern und<br />

damit die Brandweiterleitung auf angrenzende<br />

Brand- oder Brandbekämpfungsabschnitte<br />

über 30 min, 60 min oder 90 min<br />

zu verhindern. Derartige Rohrummantelungen<br />

bestehen in der Regel aus Steinwolle<br />

der Baustoffklasse A mit einem Schmelzpunkt<br />

> 1000 °C. Die erforderliche Dämmdicke<br />

hängt von dem jeweiligen Rohrmaterial,<br />

dem Durchmesser sowie der<br />

Wandungsdicke ab. Die Werte sind dem<br />

allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnis<br />

zu entnehmen.<br />

Ganz wichtig ist im Bereich der Haustechnik,<br />

dass rechtzeitig eine Gewerke<br />

übergreifende <strong>Planung</strong> in brandschutztechnischer<br />

Hinsicht erfolgt, weil die erforderlichen<br />

Brandschutzmaßnahmen sehr<br />

komplex und umfangreich geworden sind<br />

– insbesondere wenn im Ausbau überwiegend<br />

Trockenbau zum Einsatz kommt.<br />

Hier kann es erforderlich sein, für jede Abschottungsmaßnahme<br />

separate andere<br />

Anschlüsse herzurichten. Bei der Verwendung<br />

von KS-Mauerwerkswänden muss<br />

lediglich die Größe der Aussparung ausreichend<br />

sein, denn Massivwände haben<br />

keine Hohlräume, die Zusatzmaßnahmen<br />

erfordern. Außerdem ist der Brandschutz<br />

von massiven KS-Wänden höher als erforderlich.<br />

Noch wichtiger als die Gewerke übergreifende<br />

<strong>Planung</strong> ist die brandschutztechnische<br />

Baubegleitung während der <strong>Ausführung</strong>,<br />

weil in allen Bauwerken brandschutztechnische<br />

Mängel aus Unkenntnis,<br />

Schlamperei und Kostengründen eingebaut<br />

werden. Eine nachträgliche Beseitigung<br />

von Brandschutzmängeln oder das<br />

Nachrüsten von Brandschutzmaßnahmen<br />

wird jedoch wesentlich teurer als die Berücksichtigung<br />

der notwendigen Maßnahmen<br />

bei <strong>Planung</strong> und <strong>Ausführung</strong>.<br />

217

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!