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Klänge aus dem Osten. Wer komponierte die Musik der DEFA ...

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<strong>Wer</strong> in den Jahrgängen <strong>der</strong> seit 1951 vom Verband <strong>der</strong> Komponisten und<br />

<strong>Musik</strong>wissenschaftler <strong>der</strong> DDR her<strong>aus</strong>gegebenen Zeitschrift "<strong>Musik</strong> und Gesellschaft" nach<br />

Beiträgen über Filmmusik suchte, fände in den Anfangsjahren lediglich vereinzelte Lobreden<br />

auf <strong>die</strong> <strong>Musik</strong> in sowjetischen Filmen sowie einige kritische Äußerungen von <strong>DEFA</strong>-<br />

Komponisten wie Neef und <strong>Wer</strong>zlau über unbefriedigende Arbeitsbedingungen. Erst in den<br />

70er Jahren wurde das große, auch international vorhandene Informationsdefizit in Sachen<br />

Film- und Fernsehmusik durch einschlägige Bücher, vermehrte Zeitschriftenartikel,<br />

Rundfunksendungen, Dissertationen und Symposien (z.B. 1978 und 1986 in Ost-Berlin)<br />

verringert. In <strong>der</strong> DDR erschienen 1975 Vera Grützners Doktorarbeit über Traditionen,<br />

Stationen und Tendenzen <strong>der</strong> <strong>Musik</strong>dramaturgie in <strong>DEFA</strong>-Spielfilmen und 1981 Wolfgang<br />

Thiels Buch "Filmmusik in Geschichte und Gegenwart". Neben <strong>der</strong> bereits genannten<br />

<strong>Musik</strong>zeitschrift öffneten auch das Verbandsperiodikum "Film und Fernsehen" sowie <strong>der</strong><br />

populäre "Filmspiegel" ihre Spalten filmmusikalischen Themen. Jubiläen wie beispielsweise<br />

<strong>der</strong> 80. Geburtstag von Hanns Eisler 1978 waren willkommene Anlässe, um Probleme <strong>der</strong><br />

Film-, Fernseh-, Hörspiel- und Theatermusik ins Blickfeld <strong>der</strong> <strong>Musik</strong>ologen und Redakteure<br />

zu rücken. "Denn wie wollte man <strong>die</strong> historische Leistung <strong>die</strong>ses (1962 verstorbenen)<br />

Komponisten würdigen, ohne zugleich auf das von ihm theoretisch entworfene und praktisch<br />

erprobte Konzept <strong>der</strong> angewandten <strong>Musik</strong> einzugehen?" (M. Dasche) Allerdings wurde in <strong>der</strong><br />

Diskussion über den ästhetischen Standort und Stellenwert <strong>der</strong> <strong>DEFA</strong>-Film- und (seit den<br />

60er Jahren) Adlershofer Fernsehmusik auch <strong>die</strong> Frage nach den Eislerschen Meriten seit<br />

seiner Rückkehr <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> US-amerikanischen Exil gestellt. Zwar hatte Eisler 1949 im Berliner<br />

Henschel-Verlag das gemeinsam mit Theodor W. Adorno verfaßte Büchlein "Komposition<br />

für den Film" in Absprache mit <strong>dem</strong> Co-Autor unter seinem Namen und in verän<strong>der</strong>ter<br />

Fassung her<strong>aus</strong>gebracht. Aber <strong>die</strong>se Schrift mit ihrer rhetorisch glänzenden Kritik an <strong>der</strong><br />

Hollywoo<strong>der</strong> Filmmusikmanufaktur und ihren For<strong>der</strong>ungen nach einer sachlich geplanten und<br />

intelligenten Lichtspielmusik wurde unter den Babelsberger Filmmusikern kaum diskutiert.<br />

Zwar gehören seine beiden Orchesterpartituren zu "Unser täglich Brot" (1949) und vor allem<br />

zum Kurt-Maetzig-Film "Der Rat <strong>der</strong> Götter" (1950), in <strong>dem</strong> er zur Charakterisierung von<br />

gesellschaftlich bedingter Unmenschlichkeit <strong>die</strong> kalten <strong>Klänge</strong> des Mixtur-Trautoniums<br />

nutzte, zu den wenigen her<strong>aus</strong>ragenden originellen <strong>DEFA</strong>-Filmkompositionen <strong>die</strong>ser Jahre.<br />

Aber gemessen an Eislers experimentellen Vorkriegsarbeiten zeigen sie eine weit<strong>aus</strong><br />

verbindlichere Tonsprache, <strong>die</strong> sowohl mit seinen Hollywood-Erfahrungen als auch mit <strong>der</strong><br />

damaligen kulturpolitischen Situation im Zusammenhang steht.<br />

Der ebenfalls <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> USA-Exil nach Deutschland zurückgekehrte Paul Dessau (1894-1979)<br />

schrieb für <strong>die</strong> dokumentarischpropagandistischen Epen des Ehepaars Thorndike ("Du und<br />

mancher Kamerad", 1956; "Unternehmen Teutonenschwert", 1958; "Das russische Wun<strong>der</strong>",<br />

1962) bemerkenswerte Partituren, <strong>die</strong> sich in Stil und handwerklichem Niveau von <strong>der</strong><br />

seinerzeit im Dokumentarfilm üblichen Routine und Epigonalität abhoben. Stets ein<br />

Suchen<strong>der</strong> war <strong>der</strong> von Dessau geför<strong>der</strong>te Reiner Bre<strong>dem</strong>eyer (1929 - 1995), dessen<br />

Me<strong>die</strong>nkompositionen ihre beson<strong>der</strong>e Qualität <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Unbedingtheit gewannen, mit <strong>der</strong> sie<br />

sich den dramaturgischen Anfor<strong>der</strong>ungen des vorgegebenen Sujets stellten. Egal, ob es sich<br />

um eine neoklassizistisch verfremdete Trivialmusik wie im frühen Fernsehfilm "Die Dame<br />

und <strong>der</strong> Blinde" (1959) o<strong>der</strong> um a-thematische Klangstrukturen für <strong>die</strong> politische<br />

Fernsehpublizistik des Studios Heynowski & Scheumann handelte.<br />

In den 70er und 80er Jahren bot auch Wolfgang Schoor (geb. 1926), <strong>der</strong> wie Bre<strong>dem</strong>eyer <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> BR Deutschland in <strong>die</strong> DDR übergesiedelt war, in mehr als 200 Dokumentarfilmmusiken<br />

(u. a. für viele Arbeiten von Karl Gass) interessante Bild-Ton-Montagen - oft unter<br />

konzeptioneller Einbeziehung <strong>der</strong> Geräusche - an.

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