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kiez:G:sicht · Zeitung der Sozialdiakonischen Arbeit in Lichtenberg und Treptow-Köpenick · Ausgabe #2/2011<br />
<strong>Liebe</strong> Leserin, lieber Leser,<br />
was für ein großes und vielversprechendes<br />
Thema! <strong>Liebe</strong>! Irgendwie spüren wir, wenn<br />
wir uns auf das Wort <strong>Liebe</strong> in seiner gesamten<br />
Tiefe einlassen, dann reicht es nicht, dass wir<br />
uns nur zusammentun, nur etwas Gemeinsames<br />
erleben. Etwas Grundlegendes muss dazukommen,<br />
um etwas aus <strong>Liebe</strong> geschehen<br />
zu lassen. Etwas, was merkwürdigerweise<br />
von uns nur sehr marginal beeinflusst werden<br />
kann – es lebt, vielleicht schwebt es auch in<br />
uns, berührt uns. Wir nennen dieses unbeschreibliche<br />
Gefühl <strong>Liebe</strong>, auch Glaube. Glaube<br />
an das Gute und Hoffnung, dass all das,<br />
was uns im Leben passiert, einen Sinn hat.<br />
<strong>Liebe</strong> ist ein Geben und Nehmen, und <strong>Liebe</strong><br />
verdoppelt sich, wenn man sie teilt. Das Träumen<br />
von <strong>Liebe</strong> lässt unsere Phantasie gerne<br />
Purzelbäume schlagen und schenkt uns Kraft.<br />
<strong>Liebe</strong> ist aber nicht immer nur Glück, denn<br />
das, was ich liebe, das, was ich mir vertraut<br />
gemacht habe, macht mich auch verletzlich.<br />
Und so ist es auch ein Wagnis, sich auf <strong>Liebe</strong><br />
einzulassen, und – ja, es gehört auch eine<br />
Portion Mut dazu. Rettung gibt es da erst einmal<br />
nicht. Sicherlich sind wir alle auch schon<br />
mal von unseren Liebsten verletzt worden,<br />
alleingelassen oder verlassen worden. Nach<br />
solch einer Phase gehört besonders viel<br />
EineAusgabe über<br />
die<br />
<strong>Liebe</strong><br />
Mut dazu, wieder <strong>Liebe</strong> in unser Leben einziehen<br />
zu lassen. Doch nur die <strong>Liebe</strong> lässt uns so<br />
sein, wie wir sind, und nur die <strong>Liebe</strong> hat die<br />
Kraft, uns auch so anzunehmen, wie wir mal<br />
werden, auch krank, schuldig, völlig daneben,<br />
manchmal böse oder schwach.<br />
In dieser Ausgabe geht es um die vielfältigen<br />
und bunten, aber auch traurigen Seiten, die<br />
<strong>Liebe</strong> mit sich bringt. Die Artikel und auch<br />
Bilder zeigen uns Ausschnitte aus dem Leben,<br />
Leben wie es tatsächlich gelebt wird. Es<br />
geht um das Verlassenwerden und um das<br />
Sich-Wiederfinden. <strong>Liebe</strong> bedeutet nicht nur<br />
<strong>Liebe</strong> zwischen zwei Menschen, nein, auch<br />
eine Stadt kann ich mir vertraut machen, und<br />
wenn ich liebe, übernehme ich dafür auch<br />
gerne Verantwortung.<br />
Diese Ausgabe wird umrahmt von Fotos, die<br />
uns zum Thema <strong>Liebe</strong> zugeschickt wurden.<br />
Denn auch Fotos können eine Geschichte<br />
über <strong>Liebe</strong> erzählen. Ich wünsche Ihnen eine<br />
lustige und nachdenkliche Zeit des Lesens,<br />
vielleicht auch verbunden mit Ihren eigenen<br />
Erinnerungen.<br />
Ihre Nina Blankenburg,<br />
Referentin der Geschäftsführung<br />
) Das erste Mal Seite 2<br />
) Was ist das Wertvollste Seite 4<br />
) <strong>Liebe</strong> ist... Seite 5<br />
) Märchen: Sternenstaub Seite 6<br />
) <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong> / Heimat Seite 8/9<br />
) <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> Veränderung Seite 10<br />
) News, Charity, Viva, Leserbrief Seite 12<br />
Ein wenig<br />
Leidenschaft<br />
beflügelt den Geist,<br />
zu viel löscht ihn aus.<br />
( S t E n d a h L )
DaS<br />
erSte<br />
MaL<br />
Sabine Stiebel, Jugendklub TUBE<br />
Deine ersten eigenen Schritte, die erste<br />
Schleife an deinen Schuhen, die so viel<br />
Konzentration und Kraft gefordert hat.<br />
Der Tag deiner Einschulung. Das erste<br />
Lied, das du gehört hast. Das erste Mal,<br />
als ein Wort aus deinem Mund kam. Der<br />
erste knirschende Schnee unter deinen<br />
Füßen. Die Minute, in der du erfuhrst,<br />
wie schnell Milch überkocht, der erste<br />
Schnupfen, der Moment, als Papa das<br />
erste Mal das Fahrrad losließ und du<br />
allein in die Pedalen getreten hast, glücklich<br />
und stolz. Im Laufe unseres Lebens<br />
widerfahren uns so viele „erste Male“,<br />
dass wir uns an die meisten davon nicht<br />
mehr erinnern können. Es gibt aber auch<br />
„erste Male“, die sind so prägend, so<br />
aufregend und so wunderschön und<br />
beinah beängstigend, dass wir sie<br />
nie vergessen – wie den ersten Kuss.<br />
Wolfgang (12) und Beatrix<br />
(14) sind nun schon<br />
seit über einem Jahr<br />
zusammen. Ohne Unterbrechung<br />
und Beziehungspause,<br />
wie sie<br />
sichtlich stolz betonen.<br />
Kennengelernt haben<br />
sich beide in der Schule,<br />
und irgendwann hat<br />
Wolfgang Beatrix einfach<br />
gefragt: „Willst du<br />
mit mir gehen?“, und<br />
er war froh, dass ihm<br />
die Worte nicht im<br />
Halse steckenblieben.<br />
„Ich war so aufgeregt, es hätte ja sein können, dass sie mich<br />
auslacht“, sagt er und grinst. Beatrix sagte aber nicht nein. Sie<br />
fand Wolfgang schon lange toll: „Er ist sehr nett und hilfsbereit.<br />
Er sieht gut aus, und wenn was ist, kann ich immer zu ihm kommen.<br />
Wir gehen viel gemeinsam weg. Ins Kino, zum Schwimmen<br />
oder Inliner fahren. Mit ihm habe ich viel Spaß.“<br />
Wolfgang zupft während des Interviews Grashalme aus dem<br />
Boden, Beatrix kichert viel. Es ist für beide neu, voreinander<br />
übereinander zu reden. „An Bea mag ich eigentlich fast alles.<br />
Sie ist witzig und süß, sportlich und macht jeden Scheiß mit.<br />
Sie hat einen guten Charakter. Nur eines ist nervig, ständig will<br />
sie über alles diskutieren. Aber damit kann ich gut umgehen.<br />
So ist sie halt!“, sagt Wolfgang, und es fällt ihm nicht schwer, Beatrix<br />
dabei anzusehen. Sie schaut verlegen weg und murmelt:<br />
„Ich weiß.“<br />
An ihren ersten richtigen Kuss können sich beide noch sehr<br />
gut erinnern, und einer sagt: „Den ersten Kuss mit der ersten<br />
großen <strong>Liebe</strong>, den kann man doch nicht vergessen.“ Passiert ist<br />
es an Beatrix dreizehntem Geburtstag. Wolfgang war natürlich<br />
dabei. Es wurde im Garten gefeiert, es gab einen Pool, die Stimmung<br />
war super. „Jemand schmiss mich ins Wasser“, erzählt<br />
Bea mit hochrotem Kopf, „Wolfgang half mir raus, und irgendwie<br />
ist es dann passiert. Das war er. Der erste Kuss.“ „Es war ganz<br />
schön, aber die ganze Zeit dachte ich: Mach jetzt bloß nichts<br />
falsch, Wolfgang. Später hat Bea erzählt, dass es ihr genauso<br />
ging“, berichtet er. „Ich hab mich gar nicht getraut, ihn danach<br />
anzusehen“, erinnert sich Beatrix. „Jetzt, wo wir schon so lang<br />
zusammen sind, ist das Küssen viel schöner. Ich kann ihm ertrauen.<br />
Das weiß ich, und er weiß, dass ich ihn nicht auslache.<br />
Hinterher können wir uns gegenseitig in die Augen schauen<br />
und keiner schämt sich.“<br />
Wie sie sich einen romantischen Abend vorstellen, frage ich<br />
beide: „Mit Beatrix Fußball spielen“, meint Wolfgang und lacht.<br />
Sie rollt mit den Augen, guckt mich an und sagt: „Typisch Wolfgang!“<br />
und nimmt seine Hand.<br />
( )<br />
Wolfgang<br />
& Beatrix<br />
„Sechs Monate waren wir zusammen, dann haben wir uns getrennt,<br />
jetzt sind wir wieder zusammen, und es ist ein gutes Gefühl.“<br />
Jenny (15) und Andreas (15) sitzen hintereinander. Er hält sie<br />
im Arm und nickt zustimmend. Am Tag, als sie sich das erste Mal<br />
küssten, regnete es in Strömen. Beide waren klitschnass. Andreas<br />
brachte Jenny nach Hause. Sie liefen nebeneinander. „Ich wollte<br />
gerade ins Haus gehen, da hielt er mich fest und küsste mich. Es<br />
passierte alles so schnell. Es war so überwältigend und romantisch“,<br />
erinnert sich Jenny und sinkt noch tiefer in seine Arme.<br />
„Ich weiß auch nicht, wie es passiert ist, es war einfach ein Impuls“,<br />
flüstert Andreas. Er spricht sehr langsam, ruhig und leise.<br />
Danach war es kurz still. Beide sahen sich in die Augen und Andreas<br />
sagte: „Ich liebe dich.“<br />
Woran man erkennt, dass man jemanden liebt, frage ich, und<br />
Jenny erklärt mir nach kurzem Überlegen: „Verliebt sein ist für<br />
jemanden schwärmen, dem anderen nah sein zu wollen, aber<br />
<strong>Liebe</strong>, das bedeutet Akzeptanz, aber auch Kompromisse einzugehen.<br />
Für die <strong>Liebe</strong> muss man kämpfen.“<br />
Jennys und Andreas’ Eltern sind, nach anfänglichen Zweifeln,<br />
mit der Beziehung der beiden einverstanden. Sie dürfen jeweils<br />
beim anderen übernachten und verbringen viel Zeit zusammen.<br />
Andreas wird schnell eifersüchtig. Jenny findet das okay und hält<br />
sich ein wenig <strong>zur</strong>ück, damit es keinen Streit gibt.<br />
Den perfekten romantischen Abend können sie sich am besten<br />
bei Sonnenuntergang an einem See vorstellen. Beide brauchen<br />
viel Nähe und finden, dass eine Beziehung ohne Sex nicht<br />
funktionieren kann. „Wichtig ist aber“, erklärt mir Andreas, „dass<br />
beide es wollen. Es ist ein großer Vertrauensbeweis. Man muss<br />
sich dem anderem gegenüber öffnen. Darum ist es ganz wichtig,<br />
miteinander zu sprechen.“ Dann küssen sie sich.<br />
Es war diese eine Nacht, in der aus Freundschaft plötzlich mehr<br />
wurde. Ein Moment, in dem es im Bauch einfach zu kribbeln<br />
begann. Dabei wollte sich Katrin (18), die gerade erst eine<br />
schwierige Beziehung hinter sich hatte, erst mal eine Singlepause<br />
gönnen. Dass sie sich ausgerechnet in Thomas (16) verguckt,<br />
war an dem Abend, an dem sie sich das erste Mal näherkamen,<br />
nicht geplant.<br />
„Wir saßen auf einer Couch im Jugendklub. Die Nacht war kalt<br />
und wir teilten uns eine Decke und quatschten. Ich mochte ihn,<br />
aber mehr so wie einen Bruder“, erzählt Katrin, „und plötzlich<br />
hielt er meine Hand.“ Thomas war, ohne es zu bemerken, wie<br />
er beteuert, immer näher an Katrin herangerutscht, und unter<br />
der Decke fanden seine Finger ihre. Katrins Augen funkeln:<br />
„Es war, als wenn der Blitz einschlug.“ Seitdem sind beide<br />
irgendwie ein Paar.<br />
Thomas liebt an Katrin ihre fröhliche und unbeschwerte Art.<br />
Katrin seine schönen Augen, seine Stärke und das Gefühl, mit<br />
ihm zusammenzusein. „Als wir uns das erste Mal küssten, lief<br />
gerade der Fernseher. Eigentlich wollten wir alles ganz langsam<br />
angehen lassen“, grinst Katrin. Erst sahen sie sich tief in die<br />
Augen und dann küssten sie sich. Lange. Intensiv. Katrin<br />
seufzt: „Ein Gefühl, als wär alles um einen herum einfach weg.“<br />
Thomas, der nicht so viel Erfahrung wie Katrin hat, erinnert sich:<br />
„Es war ganz merkwürdig. Schön und frei, und trotzdem kam<br />
ich mir hinterher seltsam vor. Die Initiative ging ja von mir aus,<br />
und ich war mir nicht sicher, ob das alles so okay war.“<br />
Dass „alles so okay war“, sieht man den beiden an. Als Katrin sich<br />
an Thomas’ Schulter lehnt, sagt sie: „Um sich an einen Kuss ein<br />
Leben lang zu erinnern, muss man sich gegenseitig richtig toll<br />
finden. Ich werde diesen ersten Kuss nicht vergessen und bin<br />
mir sicher, da folgen noch viele andere, an die ich auch gern<br />
<strong>zur</strong>ückdenken werde.“<br />
( andreas ) & Jenny<br />
thomas<br />
( )<br />
& Kathrin<br />
Seite 2 Seite 3
Was ist das<br />
Wertvollste,<br />
von dem<br />
du dich je<br />
getrennt<br />
hast?<br />
es geht nicht mehr<br />
miteinander nebeneinander<br />
Hilde Gäbel, Kita Sonnenschein<br />
„Boah – was für eine Frage!“, schoss es mir durch<br />
den Kopf. „Irgendwie stimmt da aber was nicht.“<br />
Nur so vom Gefühl her störte mich etwas an der<br />
Wortwahl. Es hat zugegebenermaßen ein bisschen<br />
gedauert, ehe ich die Unstimmigkeit für mich ausmachen<br />
konnte: Wer trennt sich von Wertvollem?<br />
Ich kann ES verlieren, dann werde ich getrennt.<br />
ES kann mir genommen werden, dann werde ich<br />
getrennt.<br />
Ich bleibe dabei mehr oder weniger passiv. Und<br />
wenn ich ES eintausche gegen irgendetwas,<br />
gewinnt irgendetwas mehr Geltung, Bedeutung<br />
für mich als ES.<br />
Die Frage aber bezieht sich auf meine Aktivität<br />
der Trennung von etwas, das von mir angesehen,<br />
das geschätzt wird, das als kostbar, lieb und teuer<br />
geWERTet wird. Ich habe mich von meiner <strong>Liebe</strong><br />
getrennt. Ich habe sie nicht verloren, und sie ist<br />
mir nicht genommen worden. Sie hat auch nicht<br />
an Wert verloren, geschweige denn, ich könnte sie<br />
gegen eine andere eintauschen. Wir konnten nur<br />
nicht mehr miteinander nebeneinander sein.<br />
Vom anfang und ende<br />
Lena Mendez, Ehrenamtliche Mitarbeiterin<br />
Ginger folgte mir mit ihren vier Pfoten auf Schritt und Tritt und wich mir<br />
niemals von der Seite. Wenn es um mich herum noch so turbulent zuging,<br />
war sie da und gab mir Halt. Zehn Jahre lang bildete sie die Konstante in<br />
meinem Leben. Zehn Jahre lang gestaltete ich mein Leben um sie herum.<br />
Zehn Jahre lang schränkte sie mich ein und bereicherte mein Leben damit.<br />
Mein damaliger Freund wollte seinen eigenen Hund. Ein Rottweiler sollte<br />
es sein. Sehr gewagt für jemanden, der in seinem Leben noch nie einen<br />
Hund besessen hatte und vermutlich nicht einmal einem Zwergpinscher<br />
Kommandos hätte beibringen können. Einer Zeitungsannonce folgten<br />
wir an den Rand der Stadt. Hinter der Eingangstür tummelten sich sechs<br />
kleine Rottweilermischlinge. Eine kleine Kräftige mit wunderschöner heller<br />
Zeichnung im Gesicht und an den Pfoten eroberte mein Herz in Windeseile.<br />
Ich hob sie aus dem Gewusel heraus und setzte sie auf meinen Schoß.<br />
Da wusste ich, dass wir zusammengehören. Die Beziehung zu dem Mann<br />
endete kurz darauf, doch Ginger blieb. Ich erinnere mich noch, wie ich anfangs<br />
ein klein wenig mehr als nur Respekt vor ihr hatte. Doch das legte<br />
sich innerhalb kürzester Zeit, denn mehr und mehr mutierte sie zu einem<br />
zu groß gewordenen Schoßhund.<br />
Ginger war unglaublich präsent. Ständig hörte man ihre Pfötchen zu Hause<br />
übers Laminat trappeln. Sie lag immer mitten im Raum, und man musste<br />
ständig über sie hinwegsteigen. Sie war so eigen in jeder nur erdenklichen<br />
Hinsicht. Wenn wir mit ihr im Auto fuhren, war sie jedes Mal aufgeregt und<br />
hechelte die ganze Zeit unaufhörlich. Sie freute sich so sehr, dass sie meist<br />
schon während der Fahrt so viel Energie zu verbrauchen schien wie ein<br />
Husky bei einer Schlittentour im Tiefschnee. Mit neun Jahren hat sie das<br />
Wasser aus der Dusche für sich entdeckt – jedes Mal, wenn ich das Wasser<br />
aufdrehte, kam sie ins Bad gestürzt und legte ihre Schnauze auf den Badewannenrand.<br />
Sie wartete, bis ich den Duschkopf in ihre Reichweite brachte,<br />
damit sie das Wasser direkt daraus trinken konnte.<br />
Am 23. August 2010 – es war genau ein Monat vor der Geburt meiner Tochter<br />
– erlitt Ginger, für uns aus heiterem Himmel, einen Herzanfall. Ein großer<br />
Tumor am Herzen löste diesen aus. Bei einer Röntgenuntersuchung weniger<br />
als ein halbes Jahr zuvor war noch alles in Ordnung. Weder der Tiernotdienst<br />
noch die Herzspezialistin konnten noch etwas für sie tun.<br />
Meine Welt brach zusammen! Ich wusste überhaupt nicht, wie das sein<br />
konnte. Am Morgen war doch noch alles in Ordnung! Was war denn nur<br />
in den wenigen letzten Stunden passiert??? Ich musste träumen – bestimmt<br />
würde ich gleich wieder aufwachen. Doch dafür war alles zu klar,<br />
zu schmerzhaft.<br />
Lange noch habe ich über das Kommen und Gehen, das so enge Beieinander<br />
von Leben und Tod nachgedacht. Inwiefern nun Gingers Tod mit<br />
der Geburt meiner Tochter exakt einen Monat später zusammenhängt,<br />
darüber kann ich nur mutmaßen. Doch dass der Tod genauso zum Leben<br />
gehört wie die Geburt, hätte mir nicht deutlicher vor Augen geführt werden<br />
können.<br />
In meinem Leben gibt und gab es Menschen, die ich über alles liebe. Doch<br />
die Beziehung zu diesem Hund ist und bleibt einfach einmalig. Sie hat<br />
mich gelehrt, was bedingungslose <strong>Liebe</strong>, was Stärke und Charakter sind.<br />
Sie hat mein Leben von Beginn an auf den Kopf gestellt und rückt ihn mir<br />
gerade, seit sie nicht mehr bei uns ist. Ihr Tod lehrt mich, Prioritäten zu setzen<br />
und mich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig im Leben ist. Sie ist<br />
das Wertvollste, von dem ich mich je trennen musste!<br />
<strong>Liebe</strong><br />
ist . . .<br />
Ich habe das Herz in einer Winternacht<br />
auf dem Weg nach Hause entdeckt.<br />
Es ist übrigens Schnee auf der Motor-<br />
haube eines roten Autos.<br />
Man könnte sagen, es hat mir den<br />
kalten Weg etwas gewärmt.<br />
Rajka und Annika verbringen sehr<br />
gerne Zeit zusammen. Auch wenn<br />
sie sich nur alle zwei Wochen sehen,<br />
fühlen sich die Geschwister einander<br />
sehr nah.<br />
Die gemeinsame Zeit stärkt ihre<br />
Beziehung und ihr gegenseitiges<br />
Vertrauen. Gerade die Alltäglichkeiten<br />
machen den anderen so<br />
unersetzbar, so liebenswert.<br />
Seite 4 Seite 5<br />
Foto: Mirjam Goy<br />
Fotos: Reimo Luck<br />
Foto: Mirjam Goy<br />
Foto: Mirjam Goy<br />
An einem schönen Frühlingstag<br />
schlenderte ich frisch verliebt mit<br />
meinem Freund über den Alexanderplatz,<br />
und sogar der Fernsehturm<br />
verkündete lauter <strong>Liebe</strong>sbotschaften.<br />
Dieses Foto ist für uns nicht<br />
nur Erinnerung an einen schönen<br />
Moment, sondern auch Sinnbild<br />
für den Ort, an dem wir uns einige<br />
Monate zuvor kennengelernt und<br />
ineinander verliebt haben.<br />
Bei dem Wolkenfoto lag ich im<br />
Sommer 2009 mit meinem Freund<br />
im Garten bei meinen Eltern, und<br />
wir haben das Spiel Bilder in den<br />
Wolken suchen gespielt?<br />
Was erkennen Sie?<br />
Eindeutig ... <strong>Liebe</strong>!
Kindermärchen: Sternenstaub<br />
Steffi Karma, Familien.LEBEN<br />
Es war einmal ein kleines Mädchen, das wurde geboren und es bestand nur aus <strong>Liebe</strong>,<br />
denn es war aus Sternenstaub, und der ist ja bekanntlich aus <strong>Liebe</strong> gemacht. Sie kam zu ihren Eltern<br />
und versuchte sich zum ersten Mal im Blick der Mutter zu sehen. In ihren Augen sah sie etwas völlig<br />
Unbekanntes. Es war schwarz und rot, klebrig wie Teer und züngelnd wie Feuerschlangen. Was sie dort<br />
sah, hielt sie für ihr Spiegelbild, und von da an verdunkelte sich ihr Blick. Als ihr Vater sie in die Arme<br />
nahm, war dort, wo seine Augen waren, eine graue undurchdringliche Mauer. Sie weinte, weil es so kalt<br />
war, und ihr Blick wurde unscharf. Sie konnte nicht mehr gut sehen, weil es so schrecklich war, was sie<br />
erspäht hatte. In den kommenden Jahren versuchte sie immer mal wieder, die Augen scharf zu stellen,<br />
doch jedes Mal, wenn sie es tat und sie lächelte, spukten sofort die klebrigen schwarzen, roten züngelnden<br />
und grauen starren Geister herum, also schaute sie einfach nicht mehr genau hin. An Spiegeln ging<br />
sie in riesigen Bögen vorbei, und wenn sie Menschen traf, in deren Augen sie nur das stille Leuchten<br />
eines klaren Flusses sah, dachte sie, die Geister, ihre Geister, müssen wohl gerade schlafen. Das hier<br />
konnte nicht die Wahrheit sein, denn die hatte sie schon vor vielen Jahren über sich entdeckt. Während<br />
sie älter wurde, gewöhnte sie sich an die Gespenster. Manchmal versuchte sie, ihnen zu entfliehen, oder<br />
sie kämpfte dagegen an, doch sie loszuwerden gelang ihr nie. Sie raunten ihr zu, vorsichtig zu sein und<br />
wachsam, wegen der schrecklichen Dinge, die überall lauerten. Sie erzählten Geschichten von verheerenden<br />
Stürmen, welche nichts als Tod <strong>zur</strong>ückließen. So lebte sie viele Jahre, und wenn sie manchmal<br />
übermütig wurde, wiesen sie es mit scharfen Krallen <strong>zur</strong>echt oder verbrannten sie, wenn sie das Mädchen<br />
nicht gerade in ein eisiges Gefängnis aus Stille einsperrten. Eines Tages traf sie einen Jungen, der<br />
sie fragte, wie das Gras rieche. Sie schaute ihn verwirrt an. „Na wie Gras eben riecht.“ Er lachte. „Heute<br />
riecht es nach Wackelpudding.“ Sie dachte sich, er sei ein wenig verrückt.<br />
In dieser Nacht träumte sie von Wackelpudding. Sie wollte so gerne dorthin, doch die Monster standen<br />
mit gefletschten Zähnen am Rand des Gartens und ließen sie nicht durch. Am nächsten Tag suchte<br />
sie den Jungen und fand ihn an einem Bach. „Was denkst du, wie schmeckt das Wasser heute?“, fragte<br />
er sie augenzwinkernd. Sie schüttelte den Kopf. „Na wie Wasser so schmeckt“, rief sie ihm verächtlich<br />
zu und ging ihrer Wege. „Heute schmeckt es nach Brombeeren“, trällerte er ihr fröhlich hinterher. In<br />
der folgenden Nacht träumte sie von einem See aus Brombeeren, doch als sie hineinsteigen wollte, verwandelten<br />
sich die Ranken in scharfe Klauen. Am Tag darauf traf sie ihre Eltern und erzählte von dem<br />
Jungen. Sie erstarrten. „Vor vielen Jahren haben wir ihn auch getroffen und deine Großeltern haben<br />
uns zum Glück vor ihm gewarnt. Auch sie sind ihm einmal begegnet und während eines Sturmes vor<br />
einen riesigen Felsen geschleudert worden. Der Junge hatte sie auf ein Schiff gelockt. Alles war danach<br />
zerstört. Sie haben sich nie richtig davon erholt. Hüte dich vor seinem Angebot.<br />
Schon eine Woche später klopfte der Junge an ihre Tür, hielt seine Hand in die Richtung des Mädchens<br />
gestreckt und bat sie auf sein Schiff. Sie zuckte <strong>zur</strong>ück und dachte an die Warnung vor den gefährlichen<br />
Todesstürmen, doch etwas, das stärker war als alle ihre Gespenster, die gehörig an ihr zerrten, zog sie<br />
zum Hafen. Sie entdeckte ein prächtiges großes Gefährt und betrat es mit klopfendem Herzen.<br />
Der Junge war der Steuermann und sie genoss die stille See, den sanften Wind und die untergehe-<br />
de Sonne. Die Geister hatten sich unter Deck versteckt. In der Nacht erwachte sie von lautem<br />
Geheul. Alle Gespenster standen um sie herum und zischten aufgeregt.<br />
„Das hast du davon, der Sturm ist im Anmarsch und keine Spur von dem Jungen. Du bist ganz allein<br />
hier.“ Sie hockte sich auf die Planken und beobachtete das Meer. Es brodelte und bäumte sich vor ihr<br />
auf. Am Steuer war niemand zu sehen. Sie weinte und die Geister lachten und zerrten an ihr herum,<br />
als wäre sie ein Spielzeug. Etwas flüsterte zart in ihr Ohr. „Befiehl Ihnen, dir zu helfen. Sie müssen dir<br />
gehorchen.“ Sie blickte um sich, konnte aber niemanden entdecken. Unsicher erhob sie ihre Stimme.<br />
„Du, schwarzer Geist, halt Ausschau, ob Land auftaucht.“ Ohne Widerworte folgte er und beobachtete<br />
den Horizont. „Du da, roter Geist, hol die Segel ein, sonst zerschmettert uns der Sturm.“ Auch er nahm<br />
seinen Posten ein. „Und du, grauer Schatten, schöpf Wasser aus dem Boot.“ Zu ihrem Erstaunen begann<br />
auch der graue Geist, aufs Wort zu gehorchen. Ich selbst werde das Steuer übernehmen, dachte sich das<br />
Mädchen, obwohl sie das noch nie getan hatte. Die Wellen rollten heran, der Mast splitterte im Wind<br />
und kein Land war in Sicht, doch das Boot schaukelte auf dem Meer, ohne zu kentern. Sie atmete laut<br />
aus und spürte Erschöpfung in jedem Teil ihres schmerzenden Körpers.<br />
„Boot in Sicht“, rief der schwarze Geist, bevor er sah, wer der Steuermann war. Das Mädchen blickte<br />
Steuerbord und sah den Jungen, fröhlich winkend, in einer kleinen Nussschale hin- und herhüpfen.<br />
Er lud sie zu sich ein, doch sie zeigte auf ihre Mannschaft. „Ich kann sie doch nicht verlassen“, schrie<br />
das Mädchen gegen den tosenden Sturm an. Vor ihnen tauchte ein riesiger Felsen auf. „Du musst, das<br />
Schiff wird daran zerschellen“, rief der Junge. Die Geister baten sie, dazubleiben. Sie bettelten, flehten<br />
und drohten. „Diesen kleinen Jungen gibt es gar nicht“, keifte der Schwarze, und die anderen fielen im<br />
Chor ein. Als sie <strong>zur</strong>ück auf die tosende Flut sah, war er wirklich verschwunden. Da der Felsen sich<br />
aber immer weiter näherte und das Schiff sich nicht mehr steuern ließ, schloss sie die Augen und sprang<br />
über Bord. Das Meer schleuderte sie mal nach rechts und mal nach links, bis sie erschöpft aufgab und<br />
sich sinken ließ, bis zum Grund des Meeres, wo alles still und friedlich war. Als sie zum letzten Mal die<br />
Augen öffnete, trieben über ihr Teile des zerschmetterten Schiffes und die Leichen der Geister reglos<br />
auf dem Wasser.<br />
So war sie die Gespenster also im Tod losgeworden, wo sie doch gerade so etwas wie Freundschaft mit<br />
ihnen geschlossen hatte. Das Salz des Meeres verschluckte ihre Tränen. Noch während dieses Gedankens<br />
packte eine Hand ihren Zopf und zerrte sie in ein winzig kleines Boot. Nachdem sie ausgespuckt<br />
hatte, erblickte sie das grinsende Gesicht des Jungen. „Dein großes Schiff ist kaputt. Bist du nicht traurig?“,<br />
fragte sie ihn. Er schmunzelte. „Es war gar nicht mein Boot, es war deins. Bist du denn traurig?“<br />
Sie schmeckte das Wasser auf ihren Lippen. Es hatte Kirscharoma mit ein bisschen Schokolade. „Nein,<br />
bin ich nicht.“ Als sie sich umschaute, war er verschwunden. In dieser Nacht schlief sie ohne böse Träume<br />
und bewunderte die Millionen glitzernden Punkte über sich.<br />
Am nächsten Morgen erreichte sie den Hafen, schaute auf die<br />
glatte Wasseroberfläche und sah zum ersten Mal die Sterne in<br />
ihren Augen. Ihre Eltern liefen aufgeregt am Pier auf und ab<br />
und als sie ihrer Tochter ins Gesicht blickten, konnten sie<br />
endlich auch wieder die Sterne sehen.<br />
Seite 6 Seite 7
auS <strong>Liebe</strong><br />
<strong>zur</strong> <strong>Natur</strong><br />
Über die „<strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong>“<br />
Ein fiktives Gespräch mit meinem<br />
Opa am Ulberndorfer Küchentisch<br />
Anne Haertel, UmweltKontaktstelle<br />
Ich: „Man hat mich gebeten, etwas über<br />
‚die <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong>‘ zu schreiben.“<br />
Opa: „Über ‚die <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong>‘? Mmh. Schwierig.“<br />
Ich: „Ja, das finde ich eben auch.“<br />
Opa: „‚Die <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong>‘– das klingt so wie<br />
außerhalb des Menschen. Als wäre hier der<br />
Mensch und dort die <strong>Natur</strong> und als wäre die <strong>Natur</strong><br />
etwas getrenntes Fremdes. Dabei sind wir doch<br />
Teil der <strong>Natur</strong>.“<br />
Ich: „Ich finde auch. Geht’s hier nicht um ein<br />
Gefühl? Um ein inneres Verbunden-Fühlen,<br />
Verbunden-Sein mit der <strong>Natur</strong> als Teil des großen<br />
Universums?“<br />
Opa: „Wohl schon. Hast du schon mal darüber<br />
nachgedacht, dass die <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong> eine einseitige<br />
zu sein scheint. Ich weiß nicht: Liebt die <strong>Natur</strong><br />
auch den Menschen?“<br />
Ich: „Irina, Mitglied in unserem Interkulturellen<br />
Garten, hat es einmal auf den Punkt gebracht.<br />
Es gibt so was wie ein inneres Bedürfnis, in der<br />
<strong>Natur</strong> zu sein und sich als Teil von ihr zu fühlen.<br />
Sie sagte: ‚Ich sehne mich nach der Erde‘.“<br />
Opa: „Genauso ist es hier im Frühling. Man wartet,<br />
bis der Schnee endlich weg ist und man die Hände<br />
in die Erde stecken kann. Im Sommer hört man<br />
dem Zirpen auf der Wiese zu, riecht das Korn und<br />
empfindet den Wald als etwas Großes, Mächtiges.“<br />
Ich: „Wenn <strong>Natur</strong> nicht da ist, sind wir nicht vollständig.<br />
Doch die Menschen in der Großstadt<br />
vergessen diese Einheit und empfinden sie de<br />
facto zwischen Steinen, Beton und Straßenlärm<br />
auch nicht mehr. Und dann wundern sie sich, dass<br />
sie das Gefühl haben, dass ihnen etwas für ihr<br />
Gleichgewicht fehlt.“<br />
Opa: „Siehst du, darum kommt man in der Stadt auf<br />
solche Themen. Hier auf dem Land reicht es, zu<br />
spüren, dass man ein Teil des großen Universums<br />
ist. Egal ob das das Wetter, die Farben des Himmels<br />
oder der Geschmack der Himbeeren vom Strauch<br />
in den Mund sind. Man fühlt sich erfüllt.“<br />
aus <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> Schöpfung<br />
Michael Heinisch/Geschäftsführer der Sozialdiakonischen Arbeit<br />
Sehr schnell wurde es selbstverständlich. In den <strong>SozDia</strong>-Kitas gibt’s 100%<br />
Bio-Essen. Was denn sonst? Und bei jeder Gebäudesanierung etc. wird geschaut:<br />
Was ist an diesem Haus das besonders umweltfreundliche Merkmal?<br />
Solaranlage? Oder Stromerzeugung aus der Heizung? Oder die Vorgaben<br />
<strong>zur</strong> Energieeffizienz weit übertroffen? Oder die <strong>SozDia</strong>-Fahrzeuge:<br />
Fährt da überhaupt noch eines mit traditionellem Benzin?<br />
Die Frage, weshalb die <strong>SozDia</strong> wie selbstverständlich Umwelt-Themen –<br />
oder wie wir Christen sagen würden das Engagement für die Bewahrung<br />
der Schöpfung – zunehmend in alle Arbeitsbereiche integriert, kann einfach<br />
beantwortet werden. Weil ohne dieses Engagement die Arbeit der<br />
<strong>SozDia</strong> keinen Sinn hätte. Denn wir beschäftigen uns mit Jugendlichen, Familien<br />
und Kindern. Schaffen für die nachwachsenden Generationen gute<br />
Bedingungen – das macht ja nur Sinn, wenn es später, wenn diese groß<br />
sind, auch noch eine lebenswerte Welt gibt. In der die Umwelt erhalten<br />
ist, die globale Erwärmung begrenzt und die Lebewesen sich gegenseitig<br />
und unserer Erde mit Respekt begegnen.<br />
Unsere Aufgabe, Umwelt-Themen in das Handeln der Einrichtungen zu integrieren,<br />
ist ein langer Prozess. Einige Impulse kann die <strong>SozDia</strong> setzen. Er<br />
beginnt jeweils an wenigen Punkten, und unserer Erfahrung nach geht er<br />
genau so schnell, wie die Menschen in den Einrichtungen vor Ort den Weg<br />
mitgehen. Denn was nützt zum Beispiel die modernste Lüftungsanlage<br />
mit Wärmerückgewinnung in einer Kita, wenn die Menschen dort trotzdem<br />
die Heizung auf max. stellen und die Fenster öffnen? Nichts.<br />
Durch das Handeln vor Ort wird die sozialdiakonische Arbeit konkret. Wenn<br />
es gelingt, das die MitarbeiterInnen, und später die Kinder, Jugendlichen<br />
und Familien beginnen, sich für respektvollen Umgang mit ihrer Umwelt<br />
zu interessieren, ist der Anfang gemacht. Der Prozess wächst dann weiter,<br />
erfährt Beschleunigung, und stößt die nächsten Prozesse an. Nachhaltiges<br />
Denken und Handeln aus <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> Schöpfung. Das klappt immer besser,<br />
wie wir in der <strong>SozDia</strong> seit Jahren erfahren. Ich bin schon gespannt, wann<br />
die <strong>SozDia</strong> endlich das erste Elektro-Auto in Betrieb nimmt...<br />
AUS LiEbE zUr HEimAt<br />
Der raum in meinem Herzen<br />
Steffi Karma, Familien.LEBEN<br />
Berlin war irgendwie schon immer da, bei meiner Geburt und<br />
später immer wieder. Egal wo ich gelandet bin, danach folgte<br />
diese Stadt, und ich habe sie nach jedem Weggehen anders begriffen.<br />
Doch warum ist sie meine Heimat und warum liebe ich<br />
sie? Weil sie einen Großteil gesammelter Erfahrungen birgt, weil<br />
viele Menschen, die ich liebe, hier leben, weil sie mir Antworten<br />
auf Fragen gegeben und neue Fragen gestellt hat? Könnte es<br />
dann nicht auch jeder andere beliebige Ort sein, an den uns<br />
das Schicksal zu Beginn unseres Lebens oder in einer späteren<br />
Phase hinwürfelt?<br />
Ganz früh in meiner Kindheit gab es diesen wundervollen grünen<br />
Hof der Großeltern. Da waren Bäume und Tiere und Gras<br />
im Überfluss. An jeder Ecke wartete ein Geheimnis, das es zu<br />
entdecken galt. Und da waren Menschen, die mir die Freiheit<br />
gaben, all dies zu erfahren, mit eigenen Augen und eigenen<br />
Gedanken. Den Hof gibt es nicht mehr in dieser Form, doch er<br />
ist in einem besonderen Raum meines Herzens, er hat mir die<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> <strong>Natur</strong> geschenkt. Auch Menschen sind zu einer Art<br />
Heimat geworden, selbst wenn sie schon lange tot sind oder<br />
andere Wege beschritten haben. Sie wohnen in mir und erzählen<br />
mir ihre Geschichten. Wenn ich bestimmte Personen zu<br />
meiner Heimat mache, was passiert dann, wenn sie nicht mehr<br />
da sind? Bin ich dann heimatlos? Vielleicht öffnen sie mir auch<br />
die Tür, um neue Heimat zu erkennen. Heimat finde ich in der<br />
Freude neuer Begegnungen oder im Vertrauen, sich wirklich<br />
gut zu kennen. Heimat finde ich in einem Lied oder einem Buch<br />
oder in jemandem, der mich wirklich sieht.<br />
Auch wenn Berlin immer eine Rolle gespielt hat und noch<br />
spielt, bin ich häufiger zu der Überzeugung gekommen, das<br />
die wahre Heimat nur im Inneren jeder Person zu suchen ist.<br />
Vielleicht liegt es daran, dass ich glaube, dass wir eigentlich<br />
noch immer Nomaden sind und Heimat dort ist, wo wir einen<br />
Platz zum Schlafen, eine Gemeinschaft und wahre Nahrung für<br />
Körper, Seele und Geist bekommen.<br />
Für mich ist Heimat da, wo ich <strong>Liebe</strong> und<br />
Freude finde, und ich kann sie an keinem<br />
Ort der Welt finden, wenn ich sie nicht<br />
vorher in mir finde; habe ich sie aber<br />
gefunden, dann kann sie überall sein.<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> Heimat?!<br />
Von Mischo Carkic, Jugendklub Zwergenhöhle<br />
Heimat? Was ist Heimat? Die Farbe meines Passes? Wo ich geboren<br />
wurde, das Heimatland meiner Eltern oder, wie die Jugendlichen<br />
der Zwergenhöhle meinten, da, wo ihr Bett beziehungsweise<br />
der Wohnsitz ist?<br />
Oberflächlich gesehen, ist die Heimat dort, wo man seinen<br />
Wohnsitz hat. Aber ist das wirklich alles? Als meine Eltern nach<br />
Deutschland zogen, gab ihnen ihr neuer Wohnsitz keinerlei heimische<br />
Gefühle, Heimat war zunächst noch das Land, das sie<br />
verlassen hatten. Jedoch wurde Deutschland im Laufe der Zeit<br />
<strong>zur</strong> neuen Heimat, nach einem längeren Prozess, in dem sie die<br />
Umgebung und die Menschen in ihr kennenlernten und in ihnen<br />
Freunde fanden.<br />
Durch Menschen, die man immer besser kennenlernt und<br />
liebgewinnt, wird ein Ort erst <strong>zur</strong> Heimat. Er wird dadurch ein<br />
Ort, an dem man versteht und auch verstanden wird, ohne sich<br />
verstellen zu müssen, um Missverständnissen vorzubeugen.<br />
So meint Kurt Tucholsky, dass Heimat wie Freundschaft sei,<br />
denn so wie sich eine Freundschaft entwickelt oder erst zu einer<br />
wird, so ist es mit der Heimat. Es ist ein Prozess, der manchmal<br />
schnell oder manchmal langsam voranschreitet, jedoch nie<br />
zu Ende geht.<br />
Seite 8 Seite 9<br />
Heimat<br />
Heimat<br />
Heimat<br />
Heimat<br />
Heimat<br />
Heimat<br />
Heimat
aus<br />
<strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong><br />
Ver äNDeruNg<br />
Neues <strong>zur</strong> trägerstruktur der <strong>SozDia</strong><br />
Victoriastadt – ein teil der <strong>SozDia</strong> wird firmaris<br />
Michael Heinisch, Geschäftsführer<br />
Ab Januar 2012 werden die Stephanus-Stiftung Berlin und die<br />
Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e. V. ihre Angebote<br />
im Bereich der Hilfen <strong>zur</strong> Erziehung, der Ausbildung junger<br />
Menschen, der Begegnungsstätten und einiger weiterer<br />
Projekte in einem gemeinsamen Tochterunternehmen fortsetzen.<br />
„firmaris – Diakonische Angebote für junge Menschen und<br />
Familien gGmbH“ ist dann das gemeinsame Unternehmen, die<br />
Geschäftsführung wird Michael Heinisch übernehmen.<br />
Die Angebote für junge Menschen und Familien der beiden<br />
Gesellschafter passen einfach sehr gut zueinander. Es sind diakonische<br />
Angebote, in denen die MitarbeiterInnen und die Kinder,<br />
Jugendlichen und Familien sich auf gleicher Augenhöhe<br />
begegnen und die Angebote mit diesen so ausgestalten, dass<br />
individuelle Unterstützung konkret, Entwicklung begleitet und<br />
gesellschaftliche Teilhabe möglich wird. Die firmaris bietet dann<br />
Unterstützung, Beratung, Begleitung und Hilfen für junge Menschen<br />
und Familien aus einer Hand an. Die Angebotsschwerpunkte<br />
sind in Berlin sowie in den Brandenburger Landkreisen<br />
Märkisch-Oderland, Oder-Spree und in der Uckermark zu finden,<br />
es sind Heim-Einrichtungen, Angebote des betreuten Wohnens,<br />
familienanaloge Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder, die<br />
<strong>zur</strong>zeit nicht bei ihren Eltern leben können, Angebote für Mütter/<br />
Väter und ihre Kinder, ambulante Hilfen, Ausbildungsmöglichkeiten,<br />
Begegnungsstätten, Angebote im Bereich Umwelt und Bildung<br />
... Angebote in einer großen Breite, die beide Träger einzeln<br />
bisher nicht haben und mit der wir auch verlässlicher und stabiler<br />
Partner für die öffentlichen Partner sein werden. In der firmaris<br />
sind ab Januar 2012 jeden Tag insgesamt ca. 160 MitarbeiterInnen<br />
mit ca. 500 jungen Menschen und Familien unterwegs.<br />
Die Gesellschafter verbinden mit der Gestaltung einer gemeinsamen<br />
Firma die Hoffnung, dass zwischen den Einrichtungen Synergien<br />
entstehen und die breit aufgestellten Angebote sich vernetzt<br />
viel besser weiterentwickeln können. Dabei können und<br />
werden die jungen Menschen und Familien, die die Angebote<br />
nachfragen, nur gewinnen. Drei Dinge sollten an dieser Stelle<br />
gesagt werden:<br />
- Alle Ansprechpartner, Einrichtungsstandorte, Telefonnummern<br />
etc. bleiben natürlich erhalten.<br />
Sie treffen uns auch weiterhin wie bisher an.<br />
- Die Firmenadresse ist dann in der Stephanus-Stiftung in<br />
der Albertinenstraße 20, 13086 Berlin. Sie finden Ansprechpartner<br />
jedoch auch weiterhin in der Pfarrstraße –<br />
dort bleibt natürlich die Geschäftsstelle der <strong>SozDia</strong>.<br />
- In alleiniger Trägerschaft der <strong>SozDia</strong> verbleiben unverändert<br />
alle anderen Angebote der <strong>SozDia</strong>, insbesondere die<br />
Kindertagesstätten und Jugendklubs.<br />
Erste Kooperationen zwischen den künftigen KollegInnen gibt<br />
es bereits jetzt. Na klar, einiges wird sich in den gewohnten Arbeitsabläufen<br />
in den Projekten ändern. Und doch bleibt so vieles<br />
konstant: die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten in den Einrichtungen<br />
selbst, das Ringen um und das Finden gemeinsamer Lösungen<br />
mit den jungen Menschen und Familien, das hohe fachlich<br />
qualitative Niveau aller Einrichtungen ... Ich freue mich auf<br />
das Zusammenwachsen der Angebote in der firmaris.<br />
<strong>Liebe</strong> prägt Veränderung<br />
Brigitte Streit, Fachbereichsleitung firmaris<br />
<strong>Liebe</strong> MitarbeiterInnen und Freunde der <strong>SozDia</strong>. Mein Name ist<br />
Brigitte Streit und ich bin als Fachbereichsleiterin in der firmaris<br />
gGmbH tätig. Hier ein paar Gedanken für unsere gemeinsame<br />
Zukunft: Die Arbeit unserer firmaris gGmbH, im vorigen Jahr<br />
noch unter dem Dach der St.-Elisabeth-Stiftung, ist seit 1992 Teil<br />
der Diakonie. Damals übernahm die St.-Elisabeth-Stiftung das<br />
Kinderheim in Lychen (Uckermark), und die Kinder- und Jugendarbeit<br />
wurde zu einem wesentlichen Bestandteil in unserer Geschichte.<br />
Im Laufe der Jahre wurde unsere Arbeit bekannt und<br />
geschätzt, und so kamen neue Aufgaben, Einrichtungen und<br />
MitarbeiterInnen hinzu. Veränderungen erlebten wir in unserer<br />
Geschichte immer als Bereicherung und als Chance, sich neu zu<br />
finden. Neue Häuser wurden übernommen, Konzepte entwickelt<br />
und verändert, pädagogische Haltungen überdacht und vieles<br />
mehr bis zum heutigen Tag. Wer im Bereich der Kinder-, Jugend-<br />
und Familienarbeit seit vielen Jahren unterwegs ist, weiß, dass<br />
kein Tag wie der andere ist und viele Einflussfaktoren das tägliche<br />
Geschehen begleiten und manchmal auch bestimmen.<br />
Im Hinblick auf die Veränderung der Zusammensetzung der<br />
firmaris gGmbH zum Januar 2012 sind wir neugierig, gespannt<br />
und positiv gestimmt. Eine chinesische Weisheit besagt: Wenn<br />
der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die<br />
anderen bauen Windmühlen. Wir wollen Windmühlen bauen,<br />
um die dadurch erzeugte Energie für unsere Kinder, Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen sowie für ihre Familien einzusetzen.<br />
Gemeinsam wollen wir uns auf den Weg begeben und<br />
unsere unterschiedlichen Ressourcen und auch Erfahrungen<br />
nutzen, um weiterhin gute Angebote zu machen und zu entwickeln,<br />
immer orientiert an den Interessen und Bedürfnissen der<br />
Menschen vor Ort. Gemeinsam möchten wir ein Wir-Gefühl und<br />
eine neue Identität entwickeln. Die ersten Begegnungen haben<br />
bei allen Beteiligten Eindrücke, Erfahrungen und vielleicht auch<br />
Befürchtungen hinterlassen. In anschließenden Gesprächen gingen<br />
wir darauf ein und konnten, wo es notwendig war, vieles<br />
klären. Völlig normal, wenn zwei Träger mit verschiedenen Kulturen<br />
und mit einer unterschiedlichen Geschichte und dazu auch<br />
noch aus verschiedenen Regionen (Berlin und Brandenburg)<br />
zusammenkommen, um gemeinsam nun unter einem Dach zu<br />
arbeiten.<br />
Schön, dass es Sie gibt, und schön, dass es uns gibt und wir unseren<br />
begonnenen Weg gemeinsam beschreiten können, mit dem<br />
Wissen, dass keiner besser oder schlechter ist, nur anders. Wir<br />
freuen uns auf die Veränderung und sehen diese als Herausforderung<br />
und Chance für neue Wege. Ich grüße Sie aus der Albertinenstraße<br />
in Weißensee und freue mich auf eine vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit.<br />
aus <strong>Liebe</strong> <strong>zur</strong> Veränderung<br />
Monika Kießig, Fachbereichsleitung HzE,<br />
Begegnungsstätten, Ausbildungsprojekte<br />
Warum mag man etwas, warum vielleicht nicht? Warum ist mir<br />
etwas oder jemand sympathisch, der andere nicht? Ja und von<br />
<strong>Liebe</strong> zu sprechen, da wird es nun ganz speziell. Und was bitte<br />
schön, hat das jetzt mit Veränderung zu tun??? Vielleicht bleibe<br />
ich einfach mal bei Gefühlen ganz allgemein und Veränderungen.<br />
Und bei dem Stichwort „Veränderungen“ kommen ganz<br />
viele, meist ambivalente Gefühle hoch: Freude auf etwas Neues<br />
- Unsicherheit, weil man nicht weiß, was das alles für einen selbst<br />
bedeutet. Erwartungen und Wünsche, dass endlich etwas geht,<br />
was sonst nicht ging - Sorge, dass Dinge passieren, die man bisher<br />
vermeiden konnte. Liebgewordenes geht verloren – Ballast<br />
kann man abwerfen…<br />
Mit dem Zusammengehen der Sozialdiakonischen Arbeit Victoriastadt<br />
GmbH und der firmaris gGmbH stehen Veränderungen<br />
an. Veränderungen, die eben genau auch diese ambivalenten<br />
Gefühle wecken. In den letzten Wochen haben wir an vielen Orten,<br />
in vielen Gruppen und auch in Einzelgesprächen genau das<br />
immer wieder besprochen: die Möglichkeiten und Gefahren, die<br />
Erwartungen und Ängste, all das, was an Gefühlen in uns hochkommt,<br />
wenn wir an die nächsten Wochen und Monate denken,<br />
die vor uns liegen. Ich bin froh, dass wir uns ehrlich und offen<br />
darüber austauschen, dass wir uns zuhören und ausreden lassen.<br />
So habe ich das Gefühl, dass bei allen Unsicherheiten und Fragen<br />
doch auch die Freude auf neue Möglichkeiten immer dabei ist.<br />
Ideen werden entwickelt, wie man die Veränderungen gestalten<br />
und nutzen kann. Man ist neugierig geworden auf „die Anderen“.<br />
Wir tasten uns an die Veränderungen heran, mal beherzt, mal zögerlich,<br />
interessiert oder fragend, engagiert oder beobachtend.<br />
Das Leben ist ambivalent, Gefühle sind ambivalent und Veränderungen<br />
– sind firmaris.<br />
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Seite 12<br />
<strong>SozDia</strong>-NeWS: Jugendklub tube<br />
wurde feierlich eröffnet<br />
Am 14. September war es so weit! Ein echtes Schmuckstück haben<br />
die Hinz-Architekten da für den Kiez geschaffen. Nach nur knapp<br />
einem Jahr Bauzeit wurde der einst stillgelegte Fußgängertunnel<br />
an der Herzbergstr./Weißenseer Weg umgebaut zum neuen Jugendklub<br />
TUBE. Die TUBE (engl. Röhre, Tunnel) bietet nun unter<br />
der Straße Bandproberäume für Jugendliche, eine Bühne wie<br />
auch Räume für unsere neue Siebdruckwerkstatt. Oberhalb gibt<br />
es genug Platz für das Nachhilfeprojekt und viele weitere Lern-<br />
und Bildungsangebote.<br />
Charity-Veranstaltung:<br />
Bildung fördern. Zukunft schenken.<br />
Am 30. September fand unsere Charity-Veranstaltung mit großer<br />
Auktion zugunsten unserer Bildungsprojekte statt. Dabei kamen<br />
mehr als 5000 € zusammen, die nun direkt in unsere Nachhilfeprojekte<br />
wie in die Gründung einer Jugendfirma fließen werden.<br />
Der Abend wurde durch viele Sponsoren und Ehrenamtliche ermöglicht,<br />
denen hier ein besonderer Dank gilt.<br />
kiez:G:sicht · impressum<br />
Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg e.V.<br />
Sozialdiakonische Arbeit Victoriastadt GmbH<br />
Sozialdiakonische Arbeit Lichtenberg-Oberspree GmbH<br />
Geschäftsführer Michael Heinisch, Pfarrstr. 97, 10317 Berlin<br />
Redaktionsteam Nina Blankenburg, Lars Blümel,<br />
Suisette Deubner, Steffi Karma, Kristian Liedemit,<br />
Christian Schulz-Rudolph, Bine Stiebel, Signe Siegel<br />
telefon (030) 577 97 66 | email info@sozdia.de<br />
Graphik & Layout ElEphant & CastlE<br />
www.elephant-castle.de<br />
Viva Victoria 2011 –<br />
Vielfalt im Kiez erleben Birgit Schreiber<br />
Jedes Jahr am zweiten Samstag im September wird ein buntes,<br />
vielfältiges Straßen- und Künstlerfest gefeiert: VIVA VICTORIA.<br />
Ein Fest für alle und ein Fest, bei dem Vielfalt erlebbar wird. Denn<br />
Vielfalt bedeutet ja auch, dass alle Menschen, egal woher sie kommen<br />
und wie viel sie besitzen, teilhaben können. Wie das geht<br />
und aussehen kann, haben die ca. 3500 großen und kleinen Besucher<br />
am 10. September wieder einmal erfahren dürfen. Die Entenrennbahn,<br />
einstmals von Auszubildenden unserer Ausbildungstischlerei<br />
Hirnholzwerkstatt erbaut, ist mittlerweile unverzichtbar<br />
und zudem im Einsatz für den guten Zweck. Von jeder verkauften<br />
Ente gehen nämlich 50 Cent an die ehrenamtlich betriebenen<br />
Nachhilfeprojekte im Projektverbund der <strong>SozDia</strong> <strong>zur</strong> Förderung<br />
von Schulkindern.<br />
Verköstigt wurden die Besucher durch das Ausbildungsrestaurant<br />
Am Kuhgraben. Immer freundlich und fröhlich standen die Auszubildenden<br />
den ganzen Tag lang hinter dem Stand und verkauften<br />
u.a. Gemüseburger und frische Saftcocktails zu fairen Preisen. Die<br />
vielfältigen Lern- und Bastelangebote der <strong>SozDia</strong>-Kitas regten<br />
Eltern wie Kinder an und förderten zudem die Sinne, Kreativität<br />
und Fantasie. Diese Angebote sind und bleiben kostenlos, um<br />
auch Menschen, denen es finanziell nicht gut geht, die Teilhabe<br />
am Fest zu ermöglichen. Nicht zu vergessen sind die unterschiedlichsten<br />
KünstlerInnen und Bands, die auf unserer Bühne ebenfalls<br />
musikalische Vielfalt präsentierten. Daneben gab es viel zu<br />
staunen, zu erleben und zu hören. Alles umsonst und draußen:<br />
Seifenblasen, Puppenbühne, Schokokusswerfen, Riesen-Kicker,<br />
Sumo-Ringer und eine Vielzahl von KünstlerInnen und Bands, die<br />
allen eine musikalische Vielfalt boten. So vielfältig die Menschen,<br />
so vielfältig ist auch das große Engagement der MitarbeiterInnen<br />
der <strong>SozDia</strong>, der ehrenamtlichen UnterstützerInnen, der MitstreiterInnen<br />
des Kiezes und der Sponsoren des Festes. Ihnen gebührt<br />
ein herzliches Dankeschön. Und nicht zu vergessen: Ein besonders<br />
großer Dank den Kindern, Jugendlichen und deren Familien, die<br />
unser Viva Victoria besuchten. Ohne sie wäre diese Vielfalt nicht<br />
möglich. Gemeinsam Leben gestalten und Vielfalt erleben! Bis<br />
zum nächsten Viva Victoria 2012!<br />
Leserbrief<br />
<strong>Liebe</strong>s Team der Öffentlichkeitsarbeit, ich möchte mich<br />
sehr herzlich bedanken, denn ich bin eine ständige Leserin<br />
eurer Zeitschrift, weil sie so lebendig, aber auch besinnlich<br />
ist und immer die Zeichen der Zeit trifft.<br />
Ich wünsche euch alles Gute und freue mich weiterhin<br />
über schöne Nachrichten, herzliche Grüße, Barbara Ebert<br />
aus dem Familienzentrum Pusteblume in Hohenschönhausen<br />
Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank! Eine solche Nachricht<br />
macht Mut, und wir hoffen, Ihnen gefällt die vorliegende Ausgabe.